Zusammenfassung
Zur Ableitung pathologischer und natürlicher Ansammlungen von Flüssigkeiten oder Gasen können verschiedene Drainagen eingelegt werden. Neben der Ableitung von Blut, Eiter, Sekret oder Luft erfüllen sie auch weitere Funktionen. Man unterscheidet dabei therapeutische Funktionen wie die Entlastung eines Spannungspneumothorax, prophylaktische Funktionen wie das Offenhalten einer Wunde und diagnostische Funktionen wie die Anzeige von Blutungen oder Anastomoseninsuffizienzen. Im Gegensatz zu Kathetern, die in präformierte Körperhöhlen, Gefäße oder Hohlorgane eingelegt werden, positioniert man Drainagen meist über einen künstlichen Zugang in Körperhöhlen oder im Weichteilgewebe.
Bereits früh in der Geschichte der Medizin wurden starre Drainagen für diese Zwecke eingesetzt. Als Meilenstein wird jedoch die Einführung flexibler Schläuche durch Charles Marie Édouard Chassaignac (1805–1879) in Frankreich betrachtet. Seit dieser Zeit wurden zahlreiche verschiedene Drainage-Systeme entwickelt, die entweder radiologisch oder ultraschallgesteuert, endoskopisch oder chirurgisch angelegt werden. Dabei haben sich viele Entdecker mit ihrem Namen verewigt, zum Teil haben aber auch Firmen die geläufigen Namen geprägt.
Während die Entscheidung für oder gegen die Anlage einer postoperativen Drainage lange Zeit von der Erfahrung und dem „Bauchgefühl“ des Chirurgen abhing, werden die Indikationen nun im Zuge der evidenzbasierten Medizin zunehmend untersucht. Bei einigen Einsatzgebieten fehlen jedoch einheitliche Ergebnisse aus randomisiert-kontrollierten Studien. Auch bei Vorliegen guter Studien spiegeln sich deren Ergebnisse jedoch oft noch nicht im klinischen Alltag wider.
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über geläufige viszeralchirurgische Drainagen. Für Drainagen anderer Fachgebiete siehe bspw. auch: Thoraxdrainage - Klinische Anwendung, Dialyse-Katheter.
Indikation
Prophylaktische Indikation
- Ziel: Vermeidung einer (meist postoperativen) Flüssigkeitsansammlung mit lokaler Druckerhöhung und/oder zweizeitiger Superinfektion
- Beispiel: Redon-Drainage nach komplizierter beidseitiger Thyreoidektomie
Empfehlungen gegen den prophylaktischen Einsatz von Drainagen [1][2][3][4][5]
Insgesamt ist die Studienlage bzgl. des Nutzens prophylaktisch angelegter Drainagen gering. Generell sollten sie sehr zurückhaltend eingesetzt werden und nicht zu lange liegen . Für die folgenden Eingriffe wird die Anwendung bei komplikationslosem OP-Verlauf nicht empfohlen:
- Keine Weichteildrainagen nach unkomplizierter
- Hüft-TEP [4]
- Knie-TEP [4]
- Leistenhernien-OP[2]
- Schilddrüsen-OP [2][5]
- Keine intraabdominellen Drainagen nach unkomplizierter
- Appendektomie (jedes Stadium) [1][3]
- Kolonresektion [1][3]
- Rektumresektion [1][3]
- Cholezystektomie [1][3]
- Magenresektion ohne Lymphadenektomie [3][5]
- Leberresektion
- Ohne biliodigestive Anastomose [1][3]
- Bei chronischen Lebererkrankungen [1]
- (Partielle) Pankreatikoduodenektomie [1][3]
Bei Vorliegen von Indikationen über die prophylaktische Anwendung hinaus oder Komplikationen im OP-Verlauf ist die Anlage von Drainagen erneut zu prüfen!
Diagnostische Indikation (Zieldrainage)
- Ziel: Überwachung von Risikogebieten für
- Blutungen
- Insuffizienzen
- Beispiel: Easy-Flow-Drainage nach kritischer Darmanastomose oder Duodenopankreatektomie
Therapeutische Indikation
- Ziel
- Entlastung einer Luft- oder Sekretansammlung
- Spülung bei septischen Herden
- Beispiel: Thoraxdrainage
Palliative Indikation
- Ziel: Entlastung bei Stenosen durch maligne Prozesse
- Ableitung übermäßig gebildeter Sekrete
- Umgehung von Stenosen
- Beispiele
- T-Drainage bei Gallengangsstenose
- Umgehungsdrainage bei Hydrozephalus
Die Anlage einer Drainage sollte stets kritisch geprüft werden und nur nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen!
Technischer Hintergrund
Ableitungssystem [6][1][7]
- Geschlossenes System (bspw. Redon-Drainage)
- Fixierung der Drainage an der Haut ohne Durchstechung des Drainageschlauches
- Sekretableitung über Kunststoffschlauch
- Innen liegendes Ende mit oder ohne Perforationen
- Äußeres Ende luftdicht angeschlossen an Sekretauffangbehälter
- Sekret fließt in Beutel oder Flasche
- Halboffenes System (bspw. Easy-Flow-Drainage)
- Offenes System (bspw. Penrose-Drainage): Bei primär nicht-infizierten Wunden obsolet
- Fixierung der Drainage an der Haut meist nicht nötig
- Sekretableitung über Schlauch, Mull oder Gummi
- Innen liegendes Ende mit oder ohne Perforationen
- Äußeres Ende endet knapp über dem Hautniveau
- Sekret fließt frei in den darüber liegenden Verband
Funktionsprinzip [1][7][8]
- Schwerkraft/Überlauf
- Physikalisches Prinzip: Ableitung von Sekret mittels Schwerkraft am tiefsten Punkt der Körperhöhle
- Voraussetzung: Der Sekretauffangbehälter muss tiefer liegen/hängen als der Patient
- Kapillarkraft
- Physikalisches Prinzip: Ableitung von Sekret durch den Kapillareffekt der Drainage
- Voraussetzung: Kleiner Querschnitt der Drainage bzw. Docht im Inneren
- Sog
- Physikalisches Prinzip: Ableitung von Sekret durch Unterdruck im Sekretauffangbehälter
- Voraussetzung: Festigkeit der Schläuche, um durch den Sog nicht zu kollabieren
- Heberdrainage: Prinzip kommunizierender Röhren mit Gefälle zwischen Ableitung und Auffangbehälter
Durchmesser des Schlauches [7]
- Runde Drainage: Angabe in Charrière
- Flache Drainage: Angabe in Millimetern
Lage im Körper
- Externe/äußere Drainage
- Lage: Verbindung vom Körperinneren nach außen
- Prinzip: Ausleitung von Sekreten oder Luft nach außen
- Anlage: Operativ, endoskopisch oder radiologisch gesteuert
- Anwendungsdauer: Vorübergehend
- Interne/innere Drainage
- Lage: Innerhalb eines Organs oder zwischen zwei Organen
- Prinzip: Schienung eines Gangsystems oder Verbindung zwischen zwei Organen
- Anlage: Operativ, minimalinvasiv oder endoskopisch
- Anwendungsdauer: Vorübergehend oder dauerhaft
Material [1][7][8]
- Polyvinylchlorid (PVC)
- Herstellung: Synthetischer Kunststoff
- Mögliche Anwendung: Redon-Drainage
- Vorteile: Festes Material
- Nachteile: Verkleben durch eiweißreiches Material, ggf. Austritt von Weichmachern
- Silikon
- Herstellung: Synthetischer Kunststoff
- Mögliche Anwendung: Robinson-Drainage
- Vorteile: Gute Gewebeverträglichkeit, flexibles Material
- Nachteile: Verschluss durch Fibrin
- Latex
- Herstellung: Modifiziertes Naturprodukt
- Mögliche Anwendung: Manche transurethralen Blasenkatheter
- Vorteile: Elastisches, aber stabiles Material
- Nachteile: Elastizität und Stabilität nehmen mit der Liegedauer ab
- Naturgummi/Weichgummi
- Herstellung: Modifiziertes Naturprodukt
- Mögliche Anwendung: T-Drainage nach Revision des Ductus choledochus
- Vorteile: Hervorrufen einer starken Gewebereaktion
- Nachteile: Zersetzung bei langer Liegedauer, Oberfläche begünstigt Bakterienbesiedelung
Interpretation/Befund
Der Beurteilung der Drainageflüssigkeit kommt eine wichtige diagnostische Bedeutung zu. Als unauffälliger postoperativer Befund gilt ein seröses oder blutig-seröses Sekret. Im Folgenden werden mögliche Befunde und der daraus resultierende Handlungsbedarf aufgelistet.
Allgemeines
- Tägliche Dokumentation bei allen Drainagen
- Aussehen des Sekrets (Farbe, Beimengungen)
- Menge des Sekrets
- Ggf. Markierung des Flüssigkeitsstandes mit Datum und Uhrzeit direkt auf dem Sekretbehälter der Drainage (insb. bei geschlossenen Systemen)
- Mehrere Drainagen nummerieren und getrennt dokumentieren
- Förderleistung der Drainage: Bei Abweichungen Handlungsbedarf abschätzen
- Plötzliches Sistieren der zuvor hohen Drainagemengen durch Verstopfung: Ggf. Spülen
- Undichtigkeit des Beutels: Wechsel des Beutels
- Dislokation der Drainage: Ggf. Zug oder Neuanlage
Blutiges Sekret [9]
Befunderhebung
- Sekretmenge bestimmen
- Hb-Gehalt im Sekret einschätzen
- Zeitlichen Verlauf einschätzen
- Systemische Auswirkung abschätzen: Bestimmung des Hb-Wertes (ggf. mehrfach/Tag), Kreislaufparameter
- Ggf. weitere Diagnostik wie Sonografie oder CT
- Siehe auch: Postoperative Nachblutung
Interpretation und Handlungsoptionen
Zur sicheren Einordnung von Befunden ist das Wissen um die Inzidenz sowie um typische Zeitpunkte des Auftretens postoperativer Komplikationen wichtig.
- Menge der Blutung
- Geringer Blutverlust → Beobachten, primär kein Handlungsbedarf
- „Hb-relevanter“ Blutverlust → Information des Operateurs, weitere Diagnostik erforderlich, Transfusion erwägen
- Massenblutung → Notfall-Operation
- Zeitpunkt der Blutung
- Unmittelbar postoperativ (<24 h) → I.d.R. kein Handlungsbedarf, ursächlich oft mangelhafte Hämostase oder perioperative Koagulopathie
- Anhaltende Blutung (über 24 h hinaus) → Weitere Diagnostik erforderlich
- Späte Blutung → Hinweis auf Komplikationen
- Dynamik der Blutung
- Plötzliches Sistieren bei zuvor deutlicher Fördermenge → V.a. Einblutung in andere Kompartimente bzw. Dislokation der Drainage
- Plötzliche Zunahme der Blutmenge → Hinweis auf Komplikationen
Hoher Blutverlust, eine plötzliche Zunahme oder späte Blutung über eine Drainage müssen stets abgeklärt, intensivmedizinisch überwacht und ggf mittels Angiografie, Endoskopie oder Operation therapiert werden!
Blutungen in Körperhöhlen oder Hohlorgane sind bei extraluminal liegenden Drainagen kaum sichtbar!
Färbung des Drainagesekrets [9]
Befunderhebung
- „Drainagequalität“: Farbe und Beschaffenheit des Sekrets
- Normalbefund: Sekret blutig-serös (klar, hell, gelb bis rötlich)
- Identifikation möglicher Beimengung
- Färbungen und mögliche Beimengung
- Trüb, „schmutzig“, bräunlich → Stuhl
- Klar, dunkel, grünlich → Galle
- Trüb, hell-flockig, gelblich → Pankreassekret
- Trüb, hell, milchig → Lymphe
- Trüb, rahmig, gelblich → Eiter
- Klar, hell, gelblich → Urin
Interpretation und Handlungsoptionen
- Mögliche Komplikationen
- Stuhliges Sekret: Bspw. Anastomoseninsuffizienz einer gastrointestinalen Anastomose
- Galliges Sekret: Bspw. Fistel der ableitenden Gallenwege oder Galleleckage nach Cholezystektomie (siehe auch Komplikationen der Cholezystektomie)
- Pankreassekret: Bspw. Pankreasfistel oder Anastomoseninsuffizienz
- Konsequenz
- Analyse des Drainagesekrets im Labor
- Informieren des Operateurs
- Ggf. Operation erwägen
Die tägliche Beurteilung der Drainagequalität ist wichtig für die Verlaufsbeurteilung!
Laborchemische Nachweise im Drainagesekret [10]
Befunderhebung
- Indikation
- Standardmäßig bei bestimmten Operationen
- Auffällige Farbe und/oder Beimengungen
- Laborparameter nach Lage der Drainage
- Amylase/Lipase nach Pankreasanastomose bzw. intraoperativer Verletzung des Pankreas (bspw. als Komplikationen der pyloruserhaltenden partiellen Duodenopankreatektomie)
- Harnstoff und Kreatinin nach Operationen an Blase/Harnleitern oder fraglicher Urinbeimischung
- Triglyzeride nach Axilla- oder Leistendissektionen bzw. nach Verletzung von Lymphbahnen
Interpretation und Handlungsoptionen
- Amylase/Lipase im Drainagesekret oberhalb des Serumspiegels
- Verdacht auf Insuffizienz einer gastrointestinalen Anastomose oder postoperative Pankreasfistel
- Weiteres Prozedere: Ggf. Relaparatomie oder Anlage einer Spül-Saug-Drainage
- Harnstoff und Kreatinin im Drainagesekret oberhalb des Serumspiegels
- Verdacht auf Fistel, intraoperative Verletzung oder Insuffizienz im Bereich der ableitenden Harnwege
- Weiteres Prozedere: Weiterführende Diagnostik, ggf. Operation
- Triglyzeride im Drainagesekret oberhalb des Serumspiegels
- Verdacht auf Lymphfistel
- Weiteres Prozedere: Neuanlage der Drainage, ggf. operative Revision mit Übernähung
Drainageformen
Oberflächliche (Weichteil‑)Drainagen
Laschen-Drainagen [7][11]
- Materialien
- Docht aus Mullgaze, umgeben von einem Silikonschlauch (sog. Penrose-Drainage)
- Gummilasche
- Gewellter Gummistreifen (Wellgummi-Drainage)
- Beschichtete Gaze
- Faden oder Gummizügel (Faden-Drainage)
- Funktionsprinzip: Offene Drainage
- Indikation: Oberflächliche Abszessdrainage zur Verhinderung von Sekretansammlung bei vorzeitigem Wundverschluss
- Durchführung siehe: Laschen-Drainage: Anlage und Zug
- Entfernung der Drainage: Nach Abschluss der tiefen Wundheilung
Redon-Drainage [7][11][12]
- Material
- PVC-Schlauch 8–18 Charrière mit Perforationen am innen liegenden Ende und längs verlaufendem Röntgenkontraststreifen
- Steckverbindung, die mittels Schraubgewinde befestigt wird
- Sekretkammer mit Sog
- Sonderform: Mini-Redon-Drainage mit 6–8 Charrière
- Funktionsprinzip: Geschlossene Saugdrainage
- Indikation: Sekretableitung aus
- Gelenken, Subkutan- oder Subfaszialgewebe
- Epiduralraum oder unterhalb der Galea aponeurotica
- Kontraindikation: Darmnahe bzw. intraperitoneale Lage
- Durchführung siehe: Redon-Drainage: Anlage und Zug
- Entfernung der Drainage: Nach 1–3 Tagen
- Kontroverse Diskussion aufgrund möglicher Nachteile [2][4]
Redon-Drainagen dürfen nicht intraperitoneal gelegt werden!
Spül- und Saugdrainagen in der Weichteilchirurgie
- Material
- Funktionsprinzip
- Aktive Spülung mittels steriler Elektrolytlösung (zuführender Schlauch)
- Sekretableitung mit Sog (abführender Schlauch)
- Indikation: Spülung von Weichteilinfektionen, Osteomyelitis der Extremitäten
- Durchführung siehe: Spül- und Saugdrainage: Anlage und Zug
- Entfernung der Drainage: Je nach Befund, meist bei klarer Spülflüssigkeit (ca. 10 Tage)
Vakuumtherapie (V.A.C.®-Therapie) [7]
- Material
- Schwamm aus schwarzem Polyurethan (PU) oder weißem Polyvinylalkoholschaum (PVA)
- Polyurethan-Folie
- Schlauch mit spezieller Steckverbindung
- Vakuum-Pumpe mit Sekretbehälter
- Funktionsprinzip: Halboffene Saugdrainage mit kontrolliertem Sog
- Indikation: Akute oder chronische Weichteildefekte
- Durchführung und Entfernung siehe: Vakuumtherapie (V.A.C.®-Therapie) , ggf. auch endoskopische Anlage (EndoSponge®)
Blake®-Drainage [7][13]
- Material
- Runder Silikonschlauch aus vier halboffenen Kanälen mit Röntgenstreifen
- Steckverbindung
- Sekretflasche, ggf. mit Sog
- Funktionsprinzip: Geschlossene Sekretableitung durch Kapillarkräfte bzw. Sog
- Indikation: Sekretableitung aus empfindlichen Strukturen
- Durchführung und Entfernung: Erfolgt analog zur Redon-Drainage: Anlage und Zug
Tiefe (intraabdominelle) Drainagen
Easy-Flow-Drainage [11][14][15]
- Material
- Weicher Silikonschlauch mit längs verlaufenden schmalen Stegen im Inneren
- Mittig stärkerer Steg
- Sekretbeutel mit runder Aussparung zum Aufkleben auf die Haut
- Funktionsprinzip: Halboffene Sekretableitung durch Kapillarkräfte
- Indikation: Sekretableitung im Bereich empfindlicher Strukturen, bspw.
- Intraabdominell
- Kritische Indikationsstellung [5]
- Siehe auch: Indikationen für Drainagen
- Gefäßnah
- Intraabdominell
- Durchführung siehe: Easy-Flow-Drainage: Anlage und Zug
- Entfernung der Drainage: Je nach Indikation
- „Blutungsdrainage“ : 1.–2. postoperativer Tag, bei hoher Fördermenge auch später [16]
- „Insuffizienzdrainage“ : 5.–10. postoperativer Tag [10]
Robinson-Drainage [11][14][15]
- Material [8]
- Flexibler Silikon-Schlauch (12–30 Charrière) mit versetzten Perforationen am innen liegenden Schlauchende , abgerundeter Spitze und längs verlaufendem Röntgenkontraststreifen
- Steckverbindung
- Sekretauffangbeutel
- Funktionsprinzip: Geschlossene Schwerkraft-/Überlaufdrainage
- Indikationen
- Bauch- und Beckenhöhleneingriffe
- Subduralhämatom
- Große Resektionshöhlen nach neurochirurgischen Eingriffen
- Durchführung siehe: Robinson-Drainage: Anlage und Zug
- Entfernung der Drainage: Je nach Indikation
- „Blutungsdrainage“ : 1.–2. postoperativer Tag, bei hoher Fördermenge auch später [16]
- „Insuffizienzdrainage“ : 5.–10. postoperativer Tag [10]
Jackson-Pratt-Drainage [7]
- Material
- Innen liegendes Ende: Flacher, weicher Silikonschlauch
- Im Lumen längs verlaufende Rillen
- Langstreckige Perforationen
- Außen liegendes Ende: Übergang in stabilen, runden Silikon-Schlauch
- Anschluss des außen liegenden Endes an einen Unterdruckbehälter
- Innen liegendes Ende: Flacher, weicher Silikonschlauch
- Funktionsprinzip: Geschlossene Saugdrainage
- Indikation: Sekretableitung an empfindlichen Strukturen (bspw. subdurales Hämatom)
- Durchführung: Analog zu Redon-Drainage: Anlage und Zug
- Entfernung der Drainage abhängig vom Befund
Pigtail-Drainage [12]
- Material
- Kunststoffschlauch mit Perforationen am gekringelten innen liegenden Ende („Pigtail“)
- Stabiler Schlauch
- Verbindung über Luer-Lock-Verbindung
- Sekretauffangbeutel
- Sonderform: Verriegelnde Pigtail-Drainage mit Faden zum Aufrollen der Drainagespitze
- Funktionsprinzip: Schwerkraft-/Überlaufdrainage mit zwei möglichen Zuständen
- Gestreckter Zustand: Starrer Führungsdraht hält Drainage in gerader Form → Gezielte Platzierung
- Gewundener Zustand („Kringel“ bzw. „Pigtail“): Aufrollen der Drainagespitze nach Entfernung des Führungsdrahtes (und bei der verriegelnden Drainage: Zug am Faden) → Fixierung der Position
- Indikationen
- Intraabdominelle oder intrathorakale umschriebene Abszesse
- Postpankreatitische Verhalte bei Schmerzen, drohender Ruptur, biliärer oder enteraler Kompression
- Harnabflussstörungen
- Palliative Ableitung von Gallenflüssigkeit (bspw. mittels PTCD)
- Durchführung siehe: Pigtail-Drainage: Anlage und Zug
- Entfernung der Drainage: Nach ausreichender Reduktion der entsprechenden Sekretansammlung
Spül- und Saugdrainage intraabdominell
- Material und Funktionsprinzip analog der Spül- und Saugdrainage in der Weichteilchirurgie
- Indikation: Septische Verhalte intraperitoneal bspw. in der Pankreaschirurgie
- Durchführung analog zur Weichteilchirurgie: Siehe: Spül- und Saugdrainage: Anlage und Zug
- Entfernung der Drainage: Je nach Befund
Drainagen der Gallenwege [15]
Gallengangs-T-Drainage nach Kehr [6]
- Material
- T-förmiger Gummischlauch
- Üblicher Durchmesser: 9–27 Charrière
- Querschenkel: Gesamtlänge 4–5 cm, gefenstert oder rinnenförmig
- Funktionsprinzip: Geschlossene Überlauf-/Schwerkraftdrainage
- Indikation: Ableitung von Gallenflüssigkeit aus dem Ductus choledochus nach operativer Eröffnung des Gallengangs
- Durchführung siehe: T-Drainage der Gallenwege: Anlage und Zug
- Lage: Intraluminal im Gallengang
- Besonderheit: Ggf. im Verlauf Cholangiografie über die T-Drainage zum Nachweis von Leckagen
- Entfernung der Drainage: Frühestens 7 Tage postoperativ, meist später nach vorheriger Cholangiografie oder Abklemmversuch [17][18]
Perkutane transhepatische Cholangiodrainage (PTCD) [19]
- Material
- Kunststoffschlauch mit Röntgenkontrastmarkierung und Perforationen am innen liegenden Ende oder Pigtail-Drainage (externe Ableitung)
- Yamakawa-Drainage bzw. Münchner Drainage (bei Umwandlung in interne Drainage)
- Funktionsprinzip
- Ableitung nach extern: Geschlossene Schwerkraft-/Überlaufdrainage, Ableitung der Galle in einen Drainagebeutel
- Im Verlauf ggf. Ableitung nach innen: Dauerdrainage mit Spitze im Duodenum/Jejunum
- Indikation: Intrahepatische Cholestase bei
- Benigner Ursache, bspw. Cholangitis
- Maligner extrahepatischer Gallengangsobstruktion (bspw. bei Therapie des Pankreaskarzinoms oder Klatskin-Tumor)
- Durchführung siehe: Perkutane transhepatische Cholangiodrainage: Anlage und Zug
- Besonderheiten der Gallengangsdrainagen
- Spülung der Drainage 3× täglich mit NaCl
- 1. Wechsel der Drainage nach 4 Wochen, anschließend längere Intervalle möglich
- Entfernung der Drainage: Je nach Befund, Langzeitanlage mit Wechseln möglich
Ductus-choledochus-Stent [19]
- Material: Wenige Zentimeter langes Kunststoff- oder Metallrohr
- Funktionsprinzip: Interne Drainage
- Indikation: (Tumorbedingter) Verschlussikterus
- Durchführung:
- Retrograd durch das Duodenum bei der ERCP
- Von außen bei der perkutanen transhepatischen Cholangiografie (PTC)
- Entfernung der Drainage: Endoskopischer Wechsel nach 3 Monaten, Entfernung je nach Indikation
Voelcker-Drainage [11]
- Material: Kurze kleinkalibrige Drainage
- Funktionsprinzip: Interne Drainage zwischen Ductus choledochus und Duodenum
- Indikation: Schienung von Gallengangsanastomosen mit Ableitung der Gallenflüssigkeit
- Durchführung: Chirurgische Einlage bei Anlage einer Gallengangsanastomose
- Entfernung der Drainage: Nicht notwendig, Ausscheidung über den Darm
Ablauf/Durchführung
Oberflächliche (Weichteil‑)Drainagen
Laschen-Drainage: Anlage und Zug
- Anlage der Drainage
- Einlegen der Drainage in die Wunde
- Kürzen auf 2–3 cm über Hautniveau
- Weitere Fixierung mittels Naht meist nicht nötig
- Verschluss mittels Kompressenverband oder aufgeklebtem Sekretauffangbeutel
- Zug der Drainage
- Ggf. Lösen der fixierenden Naht
- Ziehen der Drainage, ggf. mithilfe einer Pinzette
- Wundabdeckung mit Kompressenverband
Redon-Drainage: Anlage und Zug
- Anlage der Drainage
- Durchstoßen des Gewebes (Spieß an Drainage befestigt)
- Hautspieß entfernen (Durchschneiden des Drainageschlauchs kurz unterhalb des Spießes)
- Fixierung an der Haut
- Nicht-resorbierbarer Faden
- Ohne Durchstechen des Schlauches
- Hautnaht mittels Luftknoten, um Hautnekrosen zu verhindern
- Positionierung des inneren Schlauchendes am abzuleitenden Ort
- Am Ende der Operation: Anschluss des Sogbehälters und Öffnen der Klemmen
- Wechsel des Sekretbehälters bei hohem Füllstand oder fehlendem Unterdruck
- Kontrolle des Gummistopfens bzw. Winkels der daran befindlichen „Gummi-Antennen“
- Abklemmen des Schlauches
- Wechsel der Sekretflasche und Öffnen der Klemme
- Zug der Drainage
- Vor dem Zug: Aufhebung des Unterdrucks durch Belüftung des Sekretbehälters
- Lösen der Hautnaht
- Ziehen der Drainage
- Wundverschluss mit Kompressenverband
Spül- und Saugdrainage: Anlage und Zug
- Anlage der Drainage
- Durchstoßen des Gewebes (Spieß an Drainage befestigt)
- Hautspieß entfernen (Durchschneiden des Drainageschlauchs kurz unterhalb des Spießes)
- Fixierung an der Haut Nicht-resorbierbarer Faden
- Ohne Durchstechen des Schlauches
- Hautnaht mittels Luftknoten, um Hautnekrosen zu verhindern
- Positionierung des Schlauchendes am zu spülenden Ort
- Am Ende der Operation
- Anschluss des Sogbehälters und Öffnen der Klemmen
- Anschluss der Spülung an den Spülkanal
- Zug der Drainage
- Vor dem Zug: Abklemmen der Spülung und Aufhebung des Unterdrucks durch Belüftung des Sekretbehälters
- Ggf. Lösen der Hautnaht
- Ziehen der Drainage
- Wundverschluss ggf. mit Einzelknopfnaht, Kompressenverband
Je nach Einsatzgebiet können die Anlagetechnik sowie die Größe der Drainage variieren!
Tiefe (intraabdominelle) Drainagen
Easy-Flow-Drainage: Anlage und Zug
- Anlage der Drainage
- Inzision der intakten Haut lateral der OP-Wunde
- Durchziehen der Drainage
- Klemme (bspw. Präparierklemme nach Overholt) , durch Inzisionsöffnung einführen
- Einspannen des Drainagenendes in die Klemme
- Zug der Drainage durch die Bauchwand
- Platzieren der Drainage am tiefsten Punkt der Wundhöhle bzw. in der Nähe der Zielstruktur
- Fixierung an der Haut
- Nicht-resorbierbarer Faden
- Mit Durchstechung des Schlauches
- Aufkleben des Beutels auf die Haut (bspw. Coloplast®-System)
- Zug der Drainage
- Lösen des Sekretbeutels von der Haut
- Lösen der Hautnaht (Ende festhalten! )
- Ziehen der Drainage
- Wundverschluss mit Kompressenverband
Robinson-Drainage: Anlage und Zug
- Durchführung
- Inzision der intakten Haut lateral der OP-Wunde
- Durchziehen der Drainage
- Klemme (bspw. Präparierklemme nach Overholt oder beiliegendes Einführungsinstrument) , von außen durch Inzisionsöffnung einführen
- Einspannen des Drainagenendes in die Klemme
- Zug der Drainage durch die Bauchwand
- Platzieren der Drainage am tiefsten Punkt der Wundhöhle bzw. in der Nähe der Zielstruktur
- Fixierung an der Haut
- Nicht-resorbierbarer Faden
- Ohne Durchstechung des Schlauches
- Hautnaht mittels Luftknoten, um Hautnekrosen zu verhindern
- Anschluss des Sekretbeutels
- Zug der Drainage
- Lösen der Hautnaht
- Ziehen der Drainage
- Wundverschluss mit Kompressenverband
Pigtail-Drainage: Anlage und Zug
- Anlage der Drainage unter radiologischer (CT) oder sonografischer Kontrolle
- „Auffädeln“ der Drainage auf einen Führungsdraht
- Hautinzision
- Punktion des Zielbereichs mit einer Punktionsnadel, Aufdehnen des Stichkanals mit Dilatatoren
- Perkutane Anlage der gestreckten Drainage und Vorschub bis zum tiefsten Punkt des Zielbereichs
- Nach Platzierung der Drainage am Zielort: Entfernen des Führungsdrahtes
- Zug am „Pigtail“-Faden
- Befestigung des Fadens an der vorhandenen Fixierungshilfe
- Ggf. Hautnaht oder Befestigung mittels spezieller Pflaster
- Anschluss des Sekretbeutels
- Zug der Drainage
- Lösen des „Pigtail“ durch Lösen des Fadens an der Fixierungshilfe
- Ggf. Lösen der Hautnaht
- Ziehen der Drainage
- Wundverschluss mit Kompressenverband
Drainagen der Gallenwege
T-Drainage der Gallenwege: Anlage und Zug
- Anlage der Drainage (im Rahmen eines offenen Eingriffs an den Gallenwegen)
- Präparation der Gallenwege
- Ggf. Vorbereitung der Drainage (Herstellung der Querschenkel)
- Aus einem geraden Schlauch
- Flachdrücken des oberen Endes der Drainage
- Einschneiden beider aufeinanderliegender Gummischichten
- Auseinanderklappen der beiden Enden zur T-Form
- Aus einem T-förmigen Schlauch
- Flachdrücken des horizontalen Schlauchteils
- Horizontaler Schnitt beider aufeinanderliegenden Gummischichten
- Einkerben mittig an der T-Kreuzung
- Aus einem geraden Schlauch
- Einlegen der Drainage in den Ductus Choledochus
- Enger Verschluss um die Drainage
- Ausführen des Schlauches durch die Haut
- Zug der T-Drainage
- Sicherstellen des Galleabflusses
- Lösen der Hautnaht
- Ziehen der Drainage
- Wundverschluss mit Kompressenverband
- Ggf. Sonografie der Gallenwege
- Zug der Zieldrainage: Erst später im Verlauf, siehe: Easy-Flow-Drainage: Anlage und Zug
Perkutane transhepatische Cholangiodrainage: Anlage und Zug
- Anlage der Drainage [16][19]
- Patient in Rückenlage, Lokalanästhesie im Gebiet der geplanten Punktionsstelle
- Perkutane Punktion nach Stichinzision unter Durchleuchtung oder Sonografie mit ausreichend Abstand zum Zwerchfell und dem Leberhilus
- Nadelspitze in erweitertem Gallengang platzieren
- Ggf. Kontrastmittel-Applikation unter Röntgendurchleuchtung
- Einführen eines Drahtes durch die Nadel
- Ggf. schrittweise Bougierung des Stichkanals 10–18 Charrière
- Platzieren des Drainageschlauches in Seldinger-Technik
- Befestigung der Drainage auf Hautniveau
- Anschluss des Sekretbeutels
- Zug der Drainage
- Lösen der Hautnaht
- Ziehen der Drainage
- Wundverschluss mit Kompressenverband
- Ggf. Sonografie der Gallenwege
Komplikationen
Frühkomplikationen [7]
- Schmerzen
- Mögliche Ursachen: Physischer Reiz an Kontaktflächen oder durch den Sog einer Saugdrainage im Subkutangewebe
- Abklärungswürdig: Plötzliche starke Zunahme von Schmerzen bei liegender Drainage
- Gewebereaktionen
- Mögliche Ursachen: Materialeigenschaften des Drainagesystems
- Abklärungswürdig: Verdacht auf allergische Reaktion
- Obturation: Schlechte Förderung durch Drainageverlegung
- Mögliche Ursachen: Abknicken, Verkleben [15]
- Abklärung siehe auch: Förderleistung der Drainage
- Organverletzung
- Mögliche Ursache: Arrosion durch die Drainagespitze
- Abklärungswürdig: Veränderung des Sekrets, siehe auch: Färbung des Drainagesekrets
- Versehentliches Festnähen der Drainage
- Mögliche Ursache: Fixierung durch tiefe Nähte
- Abklärungswürdig: Hoher Widerstand beim Zug der Drainage
- Infektionen [12]
- Mögliche Ursachen: >72 Stunden Liegedauer (Anstieg der Infektionsrate)
- Abklärungswürdig: Infektzeichen, insb. bei längerer Liegedauer [2]
- Sekretreflux mit erhöhter Infektionsgefahr
- Mögliche Ursachen: Unsachgemäße Handhabung
- Abklärung siehe auch: Förderleistung der Drainage
- Dislokation von Materialteilen
- Mögliche Ursachen: Materialbruch
- Abklärungswürdig: Unvollständige Drainage nach Entfernung
- Mazeration der Haut
- Mögliche Ursachen: Einwirkende Feuchtigkeit
- Abklärungswürdig: Sichtbare Leckagen
Spätkomplikationen
Die Indikation für eine Drainagenanlage sollte in Abwägung dieser möglichen und teils schwerwiegenden Komplikationen gestellt werden!
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
AMBOSS-Pflegewissen: Drainagen
Für weitere Informationen, siehe auch
Beobachten/Überwachen
- Basismonitoring
- Blutdruck und Herzfrequenz
- Atmung und Sauerstoffsättigung
- Temperatur
- Schmerzen: Insb. bei Dislokation, Sekretstauung oder zu straffer Fixierung der Drainagen; ggf. ärztliches Personal informieren
- Sekret
- Färbung des Drainagesekrets und Beimengungen
- Konsistenz
- Menge
- Geruch
- Eintrittsstelle der Drainage: Auf lokale Entzündungszeichen, Blutungen und andere Auffälligkeiten achten
- Verband: Insb. auf (Nach‑)Blutungen und Sekretaustritt achten
- Drainageschlauch und -behälter
- Auf Auffälligkeiten bspw. Undichtigkeit, unzureichende Durchlässigkeit achten → Wenn Ursache zu identifizieren ist, ggf. Auffangbehälter/Schlauch wechseln, sonst ärztliches Personal informieren
- Ggf. Sogstärke regelmäßig mit ärztlicher Anordnung abgleichen
- Psychische Verfassung: Gefühle der Patient:innen wahrnehmen
Fördert die Drainage Sekret, das nicht zur Lage der Drainage passt (bspw. Eiter oder Stuhl), ist sofort ärztliches Personal zu informieren!
Hinweise zum Umgang mit Drainagen
- Hygienischer Umgang mit der Drainage
- Tragen von unsterilen Einmalhandschuhen beim Anfassen der Drainage mit vorheriger und abschließender Händedesinfektion
- Drainagesystem darf nicht auf dem Boden liegen, sondern soll über ein Haltesystem ans Bett gehängt bzw. an den Patient:innen befestigt werden
- Unnötige Manipulation an der Einstichstelle bzw. der Drainage vermeiden
- Lagerung des Schlauchs und des Systems
- Abknicken/Abklemmen oder Durchhängen des Schlauchs in Schlaufen vermeiden, ggf. Fixierung des Schlauchs am Patientenbett
- System immer unter Patientenniveau lagern, insb. bei passiven Systemen
- Spannung auf der Drainage vorbeugen
- Patient:innen dürfen nicht auf Schläuchen liegen, ggf. abpolstern
- Dokumentation
- Mehrere Drainagen nummerieren und getrennt dokumentieren
- Lage, Anlagedatum, zugewiesene Nummer
- Sekretmenge: Regelmäßig, beim Wechsel des Auffangbehälters und nach besonderen Vorkommnissen
- Verbandswechsel (inkl. Auffälligkeiten) und Wechsel der Auffangbehälters
- Ggf. zusätzliche Markierung des Flüssigkeitsstandes mit Datum, Uhrzeit und Nummer direkt auf dem Sekretbehälter der Drainage oder auf einem aufgeklebten Pflasterstreifen (insb. bei geschlossenen Systemen)
- Mehrere Drainagen nummerieren und getrennt dokumentieren
- Verbandswechsel
- Wechsel des Drainageverbands ggf. gemeinsam mit Wechsel des Verbands der Operationswunde
- Für mehr Informationen siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Drainage - Verbandswechsel
Hausinterne Standards sollten immer beachtet werden!
Pflegerische Maßnahmen bei Anlage der Drainage
- Ärztliche Tätigkeit: Pflegefachpersonen assistieren und beobachten die Patient:innen
- Vorbereitung
- Patient:innen darauf hinweisen, sich bei Schmerzen und Unwohlsein zu melden
- Vorbereitung der Materialien (abhängig von der Drainageform)
- Vorbereitung des Raums: Fenster schließen, Unbeteiligte aus dem Zimmer bitten (sofern möglich)
- Anlegen von Schutzkleidung
- Patient:innen ggf. auf die Toilette bitten
- Bei Bedarf Haarentfernung und Reinigung der Einstichstelle
- Positionierung der Patient:innen: Gute Erreichbarkeit der Punktionsstelle sicherstellen, ggf. Rücksprache mit ärztlichem Personal
- Während der Anlage
- Anreichen von sterilen Materialien
- Überwachung und Beobachtung der Patient:innen
- Nachbereitung
- Ggf. Einstichstelle mit sterilem Verband abdecken
- Ggf. Patient:innen neu positionieren, Materialien aufräumen
- Rufanlage in Reichweite der Patient:innen positionieren
- Auffälligkeiten während der Anlage dokumentieren
Bei der Anlage einer Drainage muss das beteiligte Personal einen Mund-Nasen-Schutz tragen, um Infektionen zu verhindern!
Wechsel der Auffangbehälter
- Indikation: Funktionseinschränkungen (Beschädigung, kein Sog mehr vorhanden ), erreichtes Fassungsvermögen der Flasche (bei ca. ¾ Füllstand)
- Hygienische Aspekte: Insb. bei potenziell kontaminiertem Sekret Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille tragen
- Materialien
- Passende Flasche bzw. Beutel
- Sprühdesinfektionsmittel
- Abwurf für alten Auffangbehälter
- Ggf. Bettunterlage
- Ggf. Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille
- Ggf. Klemmen, wenn am Behälter keine vorhanden sind
- Durchführung: Nach hausinternen Standards
- Ggf. Bettunterlage positionieren
- Hände desinfizieren und unsterile Handschuhe anziehen
- Ggf. Drainage abklemmen
- Alten Auffangbehälter diskonnektieren
- Ggf. Schlauchende mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel desinfizieren
- Drainage und neuen Auffangbehälter steril konnektieren
- Ggf. Klemmen in umgekehrter Reihenfolge öffnen
- Funktionalität überprüfen
- Auf richtige Lagerung der Drainage achten
- Handschuhe ausziehen, Hände desinfizieren, ggf. neue unsterile Handschuhe anziehen
- Altes System geschlossen entsorgen
- Dokumentation: Sekretmenge im alten Auffangbehälter, Datum und Uhrzeit des Wechsels, Funktion
Sollte die Drainage in einem infektiösen Gebiet liegen, muss beim Wechsel ein Mund-Nasen-Schutz und eine Schutzbrille getragen werden!
Zug der Drainage
- An Pflegefachpersonen delegierbar, eine ärztliche Anordnung muss vorliegen
- I.d.R. 48–72 h nach OP bzw. Anlage der Drainage (wenn die Drainage kein Sekret mehr fördert)
- Durchführung: Siehe auch Drainagen - Anlage und Zug
- Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes
- Bei Drainagen mit Sog: I.d.R. unter Sog ziehen , hausinterne Standards beachten
- Vor und nach dem Zug der Drainage die Einstichstelle mit Schleimhautdesinfektionsmittel desinfizieren
- Abschließende Dokumentation: Uhrzeit bei Entfernen, ggf. Sekretmenge im Auffangbehälter, weitere Auffälligkeiten
- Regelmäßige Nachkontrollen
- Der Einstichstelle auf Nachblutungen bzw. Sekretabgang
- Der Vitalparameter
- Ggf. weitere nach ärztlicher Anordnung
Beratung
Patient:innen sollten über folgende Aspekte informiert werden:
- Normale Sekretfarbe/-menge bzw. Beimengungen in der Drainage
- Richtige Lagerung und Umgang mit der Drainage
- Notwendigkeit für den Heilungsprozess
- Schmerzarme Bewegungsmuster
- Ggf. den Sog und die dabei entstehenden Geräusche
- Situationen, in denen das Pflegepersonal informiert werden sollte
- Bei Diskonnektion des Drainagesystems
- Bei neu auftretenden bzw. sich verstärkenden Schmerzen
- Bei Sekretveränderungen
Die Positionierung bzw. Fixierung der Drainage sollte die Patient:innen möglichst nicht in ihrer Bewegungsfähigkeit einschränken!