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Pertussis

Letzte Aktualisierung: 9.12.2024

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Keuchhusten (Pertussis) ist eine durch das gramnegative Bakterium Bordetella pertussis ausgelöste Infektionskrankheit, die zu heftigen Hustenattacken führt und durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Typisch sind häufige, in Serie auftretende starke stakkatoartige Hustenanfälle mit vorgestreckter Zunge und einhergehender Zyanose, gefolgt von einem langen stridorösen Einatmen. Oft wird im Anschluss an einen Hustenanfall zäher Schleim erbrochen. Insb. bei Säuglingen kommt es zu Zyanose und Apnoen - in einem solchen Fall ist eine stationäre Aufnahme unumgänglich. Unbehandelt zieht sich die Erkrankung über Wochen hin, durch eine frühzeitig begonnene antibiotische Therapie (z.B. mit Makroliden) hingegen wird der Verlauf verkürzt und die Kontagiosität unterbrochen. Eine Impfung gegen Pertussis ist im Rahmen der Grundimmunisierung frühzeitig im ersten Lebensjahr empfohlen und erfordert weitere Auffrischungsimpfungen im Verlauf. Weder eine Infektion noch eine Impfung führt zur dauerhaften Immunität, wiederholtes Auftreten von Keuchhusten ist daher möglich. Ungeimpfte Kontaktpersonen sollten bei Exposition eine antibiotische Chemoprophylaxe erhalten.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Bedeutung: Eine der häufigsten meldepflichtigen Infektionskrankheiten in Deutschland [1][2]
  • Inzidenz: 10–40 pro 100.000 Personen pro Jahr
    • Saisonale Verteilung: Höhere Inzidenz in Herbst und Winter
    • Zyklische Inzidenzanstiege etwa alle 5 Jahre
  • Geschlecht: > (Ausnahme: Im Säuglingsalter > )
  • Alter: Gipfel im Kindes- und Jugendalter, jedoch in jedem Alter möglich
    • Inzidenz und Komplikationsrate am höchsten im 1. Lebenshalbjahr
  • Immunität: Keine anhaltende Immunität nach Erkrankung oder Impfung

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Bordetella pertussis vermehrt sich auf zilientragendem Epithel der Atemwegsschleimhäute → Bildung von Toxinen und Virulenzfaktoren → Lokale Zerstörung des Flimmerepithels → Zudem Beeinträchtigung des Immunsystems

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Stadientoggle arrow icon

Stadium catarrhale (1–2 Wochen)

Stadium convulsivum (4–6 Wochen) [3]

  • Markante, häufig nächtliche Hustenanfälle (Stakkatohusten) mit einer darauffolgenden tiefen und lauten Inspiration („whoop“)
  • Anschließendes Auswürgen von Schleim oder ErbrechenExsikkose droht
  • Mögliche subkonjunktivale Blutung, Epistaxis, Petechien und Einflussstauung [4]
  • Weiterhin typischerweise kein Fieber
  • Bei Säuglingen: Gefahr von Apnoephasen, daher zwingend stationäre Aufnahme mit Monitorüberwachung!

Stadium decrementi (10–12 Wochen)

  • Allmähliches Abklingen der Symptomatik
  • Hustenanfälle können über Wochen und Monate bestehen bleiben

Bei jungen Säuglingen und Erwachsenen ist der Krankheitsverlauf nach Stadien häufig nicht sichtbar!

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Diagnostiktoggle arrow icon

  • Klinik mit passender Anamnese
    • Hinweisend: Durch Larynxreizung können Hustenanfälle ausgelöst werden
  • Blutbild: Leukozytose (bis >30.000/μL) mit Lymphozytose
  • Indikation zur spezifischen Labordiagnostik [3]
    • Kontaktpersonen von Pertussis-Erkrankten mit Husten (unabhängig von der Dauer)
    • Klassische Symptome
    • Persis­tierender Husten >14 Tage

Eine vorliegende Impfung ist kein(!) Ausschlussgrund für das Vorliegen einer Pertussis-Infektion!

  • Art der Labor­diagnostik (abhängig vom Krankheits­stadium) [3]
    • Erste 2–3 Wochen: PCR oder Kultur aus tiefen Naso­pharynx-Abstrichen oder Sekret aus tiefen Absaugungen
    • Ab 3 Wochen nach Erkrankungsbeginn: Serologie möglich
      • Enzyme Linked Immunosorbent Assays (ELISA) zum Nachweis von IgG-Anti­körpern gegen Bordetella pertussis
      • Grenzwerte in Deutschland
        • Anti-PT-IgG ≥100 IU/mL → Hinweis auf kürzlich erfolgten Erreger­kontakt
        • Anti-PT-IgG <40 IU/mLKein Hinweis auf kürzlich erfolgten Erreger­kontakt
        • Anti-PT-IgG ≥40–<100 IU/mL → Untersuchung einer zweiten Probe oder Bestimmen von Anti-PT-IgA (Titer >12 IU/mL weisen auf Erregerkontakt hin)
    • Bei Säuglingen immer Direkt­nachweis, nur im Ausnahmefall Serologie
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • I.d.R. folgenloses Ausheilen
  • Letale Verläufe: Insb. bei ungeimpften Säuglingen unter 6 Monaten
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Präventiontoggle arrow icon

Pertussis-Impfung [3][7]

Weitere Präventivmaßnahmen [3]

Maßnahmen bei Einzelerkrankungen (auch bei Krankheitsverdacht)

  • Vorgehen im Krankenhaus: Isolierung (Einzelzimmer bzw. räumliche Trennung, eigene Toilette)
    • Ohne Antibiotikatherapie: Über 3 Wochen nach Krankheitsbeginn
    • Unter Antibiotikatherapie: Über 5 Tage ab Therapiebeginn
  • Ausschluss aus Gemeinschaftseinrichtungen
    • Wiederzulassung von Erkrankten
      • Unter Antibiotikatherapie: Frühestens 5 Tage nach Therapiebeginn
      • Ohne Antibiotikatherapie: Frühestens 3 Wochen nach Krankheitsbeginn
      • Ein schriftliches ärztliches Attest ist nicht erforderlich
    • Wiederzulassung von Krankheits­verdächtigen
      • Nach negativem PCR-Befund, wenn der behandelnde Arzt keine Einwände hat

Maßnahmen bei Kontaktpersonen

  • Postexpositionsprophylaxe bei Pertussis: Chemoprophylaxe mit Makroliden (siehe auch: Antibiotikatherapie der Pertussis)
    • Bei B. pertussis-Infektionen
      • Enge Kontaktpersonen von Erkrankten (so früh wie möglich)
        • Bei fehlendem oder unvollständigem Impfschutz: Immer
        • Bei vollständigem Impfschutz: Bei Kontakt zu Hochrisiko-Personen (Säuglinge, Schwangere im letzten Trimester, Personen mit Grunderkrankungen von Herz oder Lunge)
    • Bei B. parapertussis-Infektionen
      • Enge Kontaktpersonen von Erkrankten (so früh wie möglich)
        • Säuglinge <6 Monate
        • Kontaktpersonen von Säuglingen <6 Monate
        • Personal im Gesundheitswesen mit Kontakt zu Säuglingen <6 Monate
        • Ggf. gefährdete Personen (mit respiratorischer Grunderkrankung oder Immunschwäche)
    • PCR bei asymptomatischen Kontaktpersonen zur Entscheidungsfindung nicht empfohlen
  • Ausschluss aus Gemeinschaftseinrichtungen
    • Nur bei Auftreten von Husten; dann umgehend PCR zur Sicherung bzw. zum Ausschluss von Pertussis indiziert (s.o.)

Maßnahmen bei Ausbrüchen

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Meldepflichttoggle arrow icon

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Pertussis

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • A37.-: Keuchhusten
    • A37.0: Keuchhusten durch Bordetella pertussis
    • A37.1: Keuchhusten durch Bordetella parapertussis
    • A37.8: Keuchhusten durch sonstige Bordetella-Spezies
    • A37.9: Keuchhusten, nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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