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Fieberkrampf

Letzte Aktualisierung: 10.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Ein Fieberkrampf ist ein fieberassoziierter epileptischer Anfall bei Kindern jenseits der Neugeborenenperiode. Er tritt im Rahmen einer fieberhaften Erkrankung auf, die nicht durch eine ZNS-Infektion bedingt ist. Die Pathogenese ist nicht genau geklärt. Meist handelt es sich um unkomplizierte Anfälle, die primär generalisiert auftreten, i.d.R. harmlos verlaufen und (sofern keine Hinweise auf eine Meningitis bestehen) keine Lumbalpunktion erforderlich machen. Ein komplizierter Fieberkrampf mit fokalem Verlauf, einer Dauer von mehr als 5 Minuten, einem wiederholten Auftreten innerhalb von 24 Stunden oder im Alter unter 6 Monaten oder über 5 Jahren erfordert immer eine weiterführende Diagnostik, insb. um eine Herpes-simplex-Enzephalitis oder eine bakterielle Meningitis auszuschließen. Sistieren Fieberkrämpfe nicht innerhalb von 5 Minuten spontan, sollten sie mit Benzodiazepinen durchbrochen werden. Fieberkrämpfe können durch Fiebersenkung nicht verhindert werden, da sie meist im Fieberanstieg auftreten. Eine familiäre Prädisposition gilt als größter Risikofaktor.

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Definitiontoggle arrow icon

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Typisches Alter: ≥6 Monate bis <5 Jahre [2]
    • Häufigkeitsgipfel: 12–18 Monate
  • Lebenszeitprävalenz: 2–5% aller Kinder [1]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Genaue Pathophysiologie unbekannt [3]
    • Grundlage: Erhöhte Anfallsbereitschaft bzw. besondere Empfindlichkeit gegenüber Fieber durch
      • Unreife des kindlichen ZNS
      • Genetische Prädisposition
    • Auslöser/Trigger: Meist fieberhafte Virusinfekte, häufig durch HHV-6 (Exanthema subitum)
    • Risikofaktoren
      • Positive Familienanamnese
      • Entwicklungsverzögerung
      • Auffällige Perinatalzeit
      • Alter <18 Monate
      • Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung
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Klassifikationtoggle arrow icon

Klassifikation von Fieberkrämpfen [1]
Unkomplizierter Fieberkrampf (ca. 70%) Komplizierter Fieberkrampf* (ca. 30%)
Klinik
  • Primär generalisierter Anfall
Dauer
  • <5 min
  • ≥5 min
Häufigkeit
  • 1×/24 h
  • >1×/24 h
Alter (veraltet)
  • ≥6 Monate bis <5 Jahre
  • <6 Monate oder ≥5 Jahre
*Sobald ein Kriterium erfüllt ist, gilt der Fieberkrampf als kompliziert
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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Auftreten des Fieberkrampfes i.d.R. im FieberanstiegHäufig erstes Symptom eines Infekts
  • Meist generalisierter tonisch-klonischer oder klonischer Anfall (85%)
  • Dauer: Meist <3 min, selten prolongiert
  • Meist spontanes Sistieren
  • Typischerweise postiktale Müdigkeit
  • Postiktale Halbseitenlähmung (sog. Todd'sche Parese) bei komplizierten Fieberkrämpfen
    • Insb. nach prolongierten und/oder fokalen Anfällen
    • Besserung innerhalb von 60–120 min, sonst weiterführende Diagnostik indiziert!

Bei einer Todd'scher Parese oder anderen Zeichen eines komplizierten Fieberkrampfes sollte sofort eine weiterführende Diagnostik eingeleitet werden!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Akutdiagnostik

  1. Basisdiagnostik
  2. Ggf. erweiterte Diagnostik zur Infektfokussuche
  3. Ggf. Blutentnahme : Differenzialblutbild, CRP, Glucose, Elektrolyte (insb. Natrium, Calcium, Magnesium), AST, Kreatinin, INR, Quick, PTT, Ammoniak, Lactat, BGA, Blutkultur
  4. Ggf. Lumbalpunktion

Blutentnahme und Lumbalpunktion sind nach einem unkomplizierten Fieberkrampf und unauffälliger klinischer Untersuchung nicht zwingend erforderlich!

Bei Säuglingen <12 Monaten kann Meningismus als Symptom einer Meningitis fehlen! In diesem Alter sollten Kinder mit Fieberkrampf daher eher lumbalpunktiert werden!

Verlaufsdiagnostik

  • EEG
    • Indikation: Komplizierter Fieberkrampf
    • Zeitpunkt: Wenn möglich in der Akutphase, aber mind. 24 h nach Entfieberung
    • Beurteilung und Konsequenz
      • Bei fokalen Auffälligkeiten → Zeitnahe zerebrale Bildgebung und Lumbalpunktion
      • Bei epilepsietypischen Potenzialen → Je nach Befund ggf. weitere Diagnostik und anfallssupprimierende Dauertherapie
  • cMRT

Bei einem unkomplizierten Fieberkrampf ist i.d.R. kein EEG indiziert!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Maßnahmen

Medikamentöse Anfallsunterbrechung [1][3][4][5]

1. Stufe: Benzodiazepine rektal oder bukkal

2. Stufe: Benzodiazepine i.v.

3. Stufe: Entsprechend der Therapie des Status epilepticus bei Kindern

Bei Status epilepticus soll ein fortlaufendes Monitoring von EKG, RR und Atemfunktion erfolgen und Reanimationsbereitschaft bestehen!

Rezidivprophylaxe und Therapie von Wiederholungskrämpfen (Tipps für zu Hause)

  • Rezeptierung eines Medikaments zur Anfallsunterbrechung
  • Nicht empfohlen:
    • Fiebersenkende Therapie ab einer bestimmten Temperatur: Die Eltern müssen vielmehr darüber aufgeklärt werden, dass auch eine frühzeitige Antipyrese einen weiteren Fieberkrampf nicht verhindern kann.
    • Anfallssuppressive Rezidivprophylaxe
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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • Wiederholungsrisiko für Fieberkrämpfe ca. 30–40% (bei Auftreten im 1. Lebensjahr 50%) [6]
  • Bei 95% der Kinder mit Fieberkrämpfen gute Prognose (ohne Entwicklungsbeeinträchtigung oder Übergang in eine Epilepsie), auch bei wiederholtem Auftreten
  • Epilepsierisiko (Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung: 1%) [7]
    • 1–2% der Kinder nach unkompliziertem Fieberkrampf
    • 10–15% der Kinder nach kompliziertem Fieberkrampf
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • R56.-: Krämpfe, anderenorts nicht klassifiziert

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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