Zusammenfassung
Herpes zoster wird durch eine reaktivierte Infektion mit Varizella-Zoster-Viren ausgelöst. Nach einer Primärinfektion (Windpocken, i.d.R. im Kindesalter) persistieren die Viren lebenslang in den Hirnnerven- sowie Spinalganglien und können aufgrund unterschiedlicher Ursachen reaktiviert werden (bspw. Stress, zunehmendes Alter oder Immunsuppression).
Bereits einige Tage bevor typische Hautveränderungen auftreten, kann es zu lokalen Symptomen wie Juckreiz, Taubheitsgefühlen, Allodynie und Schmerzen kommen. Anschließend bilden sich überwiegend einseitig und auf ein Dermatom begrenzt schmerzhafte, erythematöse Makulä und Papeln aus, die sich zu Bläschen und Pusteln entwickeln, bevor sie verkrusten und abheilen. Bei komplizierten Verläufen sind bspw. größere Hautareale oder Hirnnerven betroffen. Ein Zoster ophthalmicus kann einen Visusverlust zur Folge haben, ein Zoster oticus mit Fazialisparese und/oder Schwerhörigkeit durch Beteiligung des Innenohrs einhergehen.
Die Diagnose wird meist klinisch anhand der typischen Anamnese und Symptomatik gestellt. In unklaren und Sonderfällen kann eine labormedizinische Diagnosesicherung notwendig sein, bspw. beim Fehlen der typischen Hautbefunde (Zoster sine herpete). Die Erkrankung verläuft i.d.R. selbstlimitierend und heilt folgenlos aus. Insb. bei Risikofaktoren für Komplikationen erfolgt eine antivirale Therapie. Eine adäquate Schmerztherapie ist zudem essenziell.
Wichtige Komplikationen sind insb. die Post-Zoster-Neuralgie mit (ggf. lebenslang anhaltenden) neuropathischen Schmerzen sowie ein Befall des zentralen Nervensystems, bspw. bei einer VZV-Enzephalitis.
Epidemiologie
- Vorkommen: Weltweit
- Lebenszeitprävalenz: Ca. 50%
- Inzidenz [1][2]
- 75/100.000 Kinder <10 Jahre pro Jahr
- 1.000/100.000 Erwachsene pro Jahr
- Alter: In jedem Alter möglich, insb. Menschen >50 Jahre betroffen
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger: Varizella-Zoster-Virus
- Reservoir: Mensch (einzig bekanntes Reservoir)
- Primärinfektion: Windpocken mit lebenslangem Persistieren des Virus in den Hirnnerven- bzw. Spinalganglien
- Reaktivierung: Herpes zoster infolge einer (oft passageren) Immunschwäche
- Übertragung: Nur Schmierinfektion (Kontakt zu erregerhaltigem Bläscheninhalt: Direkt von Mensch zu Mensch oder indirekt über Gegenstände)
- Personen, die keine Windpockenerkrankung durchgemacht und keine Impfung erhalten haben, können angesteckt werden und an Windpocken erkranken
- Herpes zoster bekommt man nie durch Ansteckung, sondern immer durch Reaktivierung einer vorangegangenen VZV-Infektion (Windpocken) oder VZV-Impfung
- Keine diaplazentare Übertragung der Schwangeren auf das Ungeborene
- Infektiosität: Von Exanthembeginn bis etwa 5–7 Tage danach („bis das letzte Bläschen verkrustet ist“)
- Geringere Kontagiosität als bei der Primärinfektion mit Windpocken, da nur das Bläschensekret infektiös ist
- Mögliche Auslöser einer Immunschwäche und damit einer Reaktivierung
- Stress
- Malignome
- HIV-Infektion
- Andere Infektionskrankheiten
- Immunsuppressive Therapie
- Zunehmendes Alter
Ein Herpes zoster entsteht immer durch Reaktivierung persistierender Varizella-Zoster-Viren (nach Windpockenerkrankung oder Lebendimpfung)!
Pathophysiologie
- Erstinfektion in Form von Windpocken → Wahrscheinlich gelangt das Virus neurogen von der Haut in die Hirnnerven- und Spinalganglien → Lebenslanges Verbleiben in den Ganglien → Reaktivierung bei (passagerer) Immuninsuffizienz → Viren gelangen über die sensiblen Nerven an die Hautoberfläche, vermehren sich dort und verursachen am entsprechenden Dermatom den Herpes zoster in Form multipler uniformer Bläschen
- Warum bei der Reaktivierung nur bestimmte Dermatome betroffen sind, ist derzeit nicht geklärt
Symptomatik
- Allgemeinsymptome: Reduzierter Allgemeinzustand und Fieber
- Dermatombezogene Symptome
- Juckreiz, Parästhesien, Dysästhesien, Taubheitsgefühle, Allodynie
- (Starke) Schmerzen (akute Neuritis)
- Selten: Motorische Ausfälle (Fazialisparese, Myelitis)
- Dermatombezogene Hautveränderungen
- Unilateral, häufig auf ein Dermatom begrenzt (in 55% der Fälle thorakal)
- Zunehmende Effloreszenzen (innerhalb von 24–72 h)
- I.d.R. stadienhafte Entwicklung über 5–7 Tage: Erythematöse Makulä und Papeln → Bläschen und Pusteln → Krusten
- Ggf. Einblutungen oder begleitende Lymphadenopathie
Verlaufs- und Sonderformen
- Zoster sine herpete: Fehlen von Läsionen
- Zoster duplex: Beidseitiger Befall bzw. Überschreiten der Mittellinie
- Zoster gangraenosus: Nekrotisieren der Läsionen
- Zoster generalisatus: Generalisierte Läsionen, ggf. sekundär hämatogene Streuung und Organmanifestationen
- Zoster ophthalmicus: Zoster des Auges mit Befall des N. ophthalmicus
- Zoster oticus: Zoster des Ohrs, ggf. mit Befall des N. vestibulocochlearis und/oder N. facialis
- Zoster genitalis: Zoster im Genitalbereich mit Befall von regionalen Nerven
Der Zoster generalisatus ist ein fakultatives kutanes paraneoplastisches Syndrom; die Malignomsuche wird daher dringend empfohlen!
Zoster ophthalmicus
Definition
- Reaktivierung einer VZV-Infektion mit Befall des 1. Trigeminusastes: N. ophthalmicus
Epidemiologie
- Alter: In jedem Alter möglich, meist zwischen 40 und 60 Jahren
- Risikofaktor: Immunschwäche
Symptomatik
- Reduzierter Allgemeinzustand und Fieber
- Typische Hautveränderungen und starke Schmerzen im Innervationsgebiet, insb. Stirn, Nasenrücken und Nasenspitze
- Ggf. Hutchinson-Zeichen: Herpetiforme Hautläsion im Bereich der Nasenspitze als Erstsymptom eines Herpes zoster
- Reduzierte Sensibilität des betroffenen Areals, ggf. auch der Hornhaut
- Schwere intraokulare Manifestationen möglich, bspw. Uveitis, Iritis, Konjunktivitis, Keratitis, Sehnervenentzündung
Die Hautveränderungen bei Herpes zoster, Zoster oticus und Zoster ophthalmicus sind gleichförmig, entstehen aber an unterschiedlichen Lokalisationen.
Spezifische Diagnostik
- I.d.R. typische Symptomatik und Anamnese ausreichend
- Siehe auch: Diagnostik bei Herpes zoster
Therapie [3]
- Immer: Augenärztliche Mitbehandlung erforderlich
- Systemische antivirale Therapie: Aciclovir i.v.
- Zusätzlich topische Therapie
- Aciclovir-Augensalbe
- Ggf. zusätzlich topische Glucocorticoide , bspw. Dexamethason-Augentropfen
Komplikationen
- Selten bleibender Visusverlust
- Häufig passagere Hypästhesien und Post-Zoster-Neuralgie
Ein Zoster ophthalmicus kann zum Visusverlust auf der betroffenen Seite führen!
Zoster oticus
Definition
- Reaktivierung einer VZV-Infektion, ggf. mit Befall der Hirnnerven VII (N. facialis, in knapp 90% der Fälle) und/oder VIII (N. vestibulocochlearis)
Epidemiologie
Symptomatik
-
Fieber und Hautsymptome wie bei Herpes zoster
- Schmerzhafte Bläschen im äußeren Gehörgang und auf der Ohrmuschel sowie Ohrenschmerzen
- Oft Beteiligung zervikaler Dermatome
- Bei Beteiligung des N. facialis (VII): Ramsay-Hunt-Syndrom
- Schmerzhafte Bläschen im und um den äußeren Gehörgang und/oder im Mund
- Ipsilaterale periphere Fazialisparese
- Selten Beteiligung des N. vestibulocochlearis (VIII): Hörminderung, Tinnitus, Drehschwindel, Nystagmus, Übelkeit, Erbrechen
- Ursache: Reaktivierung einer VZV-Infektion im Ganglion geniculi
- Selten zusätzliche Beteiligung von N. trigeminus, N. abducens, N. glossopharyngeus, N. vagus oder N. hypoglossus [4]
Die Hautveränderungen bei Herpes zoster, Zoster oticus und Zoster ophthalmicus sind gleichförmig, entstehen aber an unterschiedlichen Lokalisationen.
Spezifische Diagnostik
- Typische Symptomatik und Anamnese
- Tonschwellenaudiometrie
- Liquordiagnostik erwägen
- Siehe auch: Diagnostik der peripheren Fazialisparese und Diagnostik bei Herpes zoster
Therapie [3]
- Bei reiner Schmerzsymptomatik: Symptomatische und antivirale Therapie (siehe: Therapie des Herpes zoster)
- Bei Befall des N. facialis und/oder des N. vestibulocochlearis, Ohrenschmerzen und Schwindel
- Aciclovir i.v. plus Prednisolon p.o.
- Anschließend: Aciclovir p.o. (für weitere 1–2 Wochen)
- Suffiziente analgetische Therapie (häufig ausgeprägte neuropathische Schmerzen), siehe: Schmerztherapie bei Herpes zoster
- Ggf. Antivertiginosa
Komplikationen [3]
- Hörverlust
- Persistierender Schwindel
- Persistierende Fazialisparese
- Post-Zoster-Neuralgie in ca. 50% der Fälle
Ein Zoster oticus kann zu Hörverlust und bleibenden Fazialisparesen auf der betroffenen Seite führen!
Differenzialdiagnosen
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Diagnostik
Klinische Diagnosestellung
- Typische Anamnese und Symptomatik i.d.R. ausreichend
- Neurologische Mitbeurteilung: Bei Immungeschwächten, Alter >80 Jahre, Zoster oticus (insb. bei Befall von Gesichts-, Hör-, und/oder Gleichgewichtsnerven), weiterer Hirnnervenbeteiligung oder anderen neurologischen Symptomen
- Siehe auch: Neurologische Untersuchung
Bei typischem klinischen Bild kann auf eine weiterführende Diagnostik i.d.R. verzichtet werden!
Bei neurologischen Symptomen ist eine neurologische Mitbehandlung inkl. Liquorpunktion erforderlich!
Labormedizinische Diagnosesicherung
- Indikation: Insb. in
- Unklaren Fällen, bspw. fehlende Prodromalphase, untypisch lokalisierte Hauteffloreszenzen, ungewöhnlicher zeitlicher Verlauf, Rezidive, stattgehabte Zoster-Impfung
- Sonderfällen, bspw. V.a. Zoster ophthalmicus, systemische oder ZNS-Infektion
- Methode
- Direkter Erregernachweis mittels PCR (Goldstandard)
- Materialgewinnung: I.d.R. Abstrich aus Hautveränderungen
- Bei V.a. ZNS-Infektion (mit oder ohne Hautbeteiligung): VZV-PCR aus Liquor
- Bei V.a. Zoster ophthalmicus: VZV-PCR aus Kammerwasser oder ggf. Augenabstrich
- Bei V.a. systemische Infektion: Quantitative VZV-PCR aus Serum oder Plasma
- Bei V.a. Zoster sine herpete : Serologie oder VZV-PCR im Plasma Bei begleitender Fazialisparese kann 2–4 d nach Symptombeginn eine VZV-PCR aus dem Nasenrachenabstrich oder Speichel erfolgen.
- Materialgewinnung: I.d.R. Abstrich aus Hautveränderungen
- Serologie (für die Akutdiagnostik ungeeignet): Zur Abklärung zosterähnlicher Schmerzen oder zosterassoziierter Paresen sowie bei V.a. Zoster sine herpete
- Direkter Antigennachweis aus Bläschensekret: Nicht mehr empfohlen
- Direkter Erregernachweis mittels PCR (Goldstandard)
Bei Menschen <50 Jahre mit Herpes zoster sollte eine HIV-Infektion ausgeschlossen werden!
Therapie
Therapieziele
- Dauer und Ausbreitung von Hautveränderungen reduzieren
- Schmerzlinderung
- Verhinderung von Zosterkomplikationen, insb. Post-Zoster-Neuralgie (häufigste Folgeerkrankung)
Topische Therapie des Herpes zoster
- Topische antivirale Therapie: Nicht empfohlen bei kutanem Herpes zoster
- Topische symptomatische Therapie: Abhängig vom Stadium der Effloreszenzen
- Im frischen Bläschenstadium: Kühlende, entzündungshemmende oder antiseptische Lösungen, z.B. Polihexanidlösung
- Bei verkrustenden Bläschen: Antiseptische und krustenlösende Gele, z.B. hydrophiles Polihexanid-Gel
Schmerztherapie bei Herpes zoster
- Indikation: Akute zosterassoziierte Schmerzen (umgehend systemische analgetische Therapie beginnen)
- Vorgehen
- Schmerzqualität einschätzen: Nozizeptive und/oder neuropathische Schmerzen
- Nozizeptive Schmerzen: Insb. in der Akutphase
- Neuropathische Schmerzen: Sowohl in der Akutphase als auch chronisch möglich (Post-Zoster-Neuralgie)
- Schmerzintensität erfassen: Verwendung validierter Skalen, bspw. NRS
- Schmerzqualität einschätzen: Nozizeptive und/oder neuropathische Schmerzen
- Siehe auch: Grundlagen der Schmerztherapie
Werden längerfristig Opioide eingesetzt, sollte immer eine Obstipations- und Nauseaprophylaxe erwogen werden, bspw. mit Macrogol und Ondansetron.
Therapie nozizeptiver Schmerzen bei Herpes zoster
- Prinzip: Systemische Schmerztherapie gemäß WHO-Stufenschema
- Bei Kindern und Jugendlichen: WHO-Stufe I meist ausreichend , bspw.
- Ibuprofen (ab ≥3 Monate)
- Oder Paracetamol
- Ggf. plus Tramadol (ab ≥1 Jahr)
- Bei Kindern und Jugendlichen: WHO-Stufe I meist ausreichend , bspw.
- Leichte nozizeptive Schmerzen (NRS ≤4): NSAR oder andere Nicht-Opioidanalgetika (WHO-Stufe I)
- NSAR, bspw. Ibuprofen
- Bei gleichzeitiger Einnahme von Glucocorticoiden: Bspw. Paracetamol oder Metamizol
- Moderate nozizeptive Schmerzen (NRS 4–7) : Kombination mit schwach wirksamen Opioiden (WHO-Stufe II)
- Starke nozizeptive Schmerzen (NRS >7) : Kombination mit stark wirksamen Opioiden (WHO-Stufe III)
- Bspw. Oxycodon p.o. oder Hydromorphon p.o.
Therapie neuropathischer Schmerzen bei Herpes zoster
- Hintergrund
- Starke Schmerzen in der Akutphase oft multimodal: Nozizeptive Schmerzen und neuropathische Schmerzen
- Therapieempfehlungen für akute neuropathische Schmerzen entsprechen denen für chronische neuropathische Schmerzen (Post-Zoster-Neuralgie)
- Prinzip
- Behandlung nozizeptiver Schmerzen gemäß WHO-Stufenschema
- Zusätzlich: Behandlung neuropathischer Schmerzen mit Koanalgetika
- Nach Wirkeintritt der Koanalgetika: Zunächst Opioide, dann Nicht-Opioid-Analgetika schrittweise ausschleichen
- Ausschleichen der Koanalgetika: Bei suffizienter Schmerzreduktion (NRS <4) Anfallssuppressiva nach frühestens 4 Wochen über 7 Tage ausschleichen
- Systemische Koanalgetika
- Mittel der 1. Wahl: Anfallssuppressiva, bspw. Pregabalin oder Gabapentin
- Bei unzureichender Wirkung : Zusätzlich trizyklische Antidepressiva, bspw. Amitriptylin
- Weitere Therapiemöglichkeiten
- Wiederholte epidurale oder paravertebrale periphere Nervenblockade mit Lokalanästhetika und/oder Steroiden
Anfallssuppressiva sollten aufgrund des Risikos für eine Entzugsepilepsie immer schrittweise abgesetzt werden!
Antivirale Therapie des Herpes zoster
- Indikation: Risikofaktoren für einen komplizierten Herpes zoster
- Systemische antivirale Therapie (p.o. oder i.v.)
- Hautveränderungen im Kopf-Hals-Bereich (inkl. Zoster oticus und Zoster ophthalmicus)
- Chronische Hauterkrankungen (bspw. atopische Dermatitis)
- Moderate bis starke Schmerzen (prodromal oder akut)
- Alter >50 Jahre
- Intravenöse antivirale Therapie (i.d.R. stationäre Behandlung)
- Hautveränderungen im Kopf-Hals-Bereich, insb. bei älteren Menschen
- Hämorrhagische oder nekrotische Läsionen
- Untypische Bläschen , Satellitenläsionen oder mukokutaner Befall
- Multisegmentaler oder generalisierter Befall
- Immunsuppression
- Viszerale oder ZNS-Beteiligung
- Systemische antivirale Therapie (p.o. oder i.v.)
- Allgemeine Hinweise
- Vor Behandlungsbeginn: Retentionsparameter kontrollieren
- Therapiebeginn: Innerhalb von 72 h nach Symptombeginn
- Therapiedauer: I.d.R. 7 Tage
- Wirkstoffe
- Intravenös und oral verfügbar: Aciclovir
- Orale Gabe
- Intravenöse Gabe: Standarddosis
- Bei Immunsuppression, schweren Verläufen oder Komplikationen
- Bei Infektionen des ZNS, siehe: Herpes zoster - Komplikationen
- Ausschließlich oral verfügbar
-
Brivudin
- Rote-Hand-Brief zu Brivudin: Kontraindiziert bei Immunsuppression oder Therapie mit Fluoropyrimidinen! [6]
- Famciclovir
- Valaciclovir
-
Brivudin
- Intravenös und oral verfügbar: Aciclovir
Eine antivirale Therapie kann den Krankheitsverlauf bei rechtzeitigem Beginn positiv beeinflussen, insb. durch eine reduzierte Dauer und Ausbreitung von Hauteffloreszenzen sowie durch eine geminderte Dauer und Schwere zosterassoziierter Schmerzen!
Antivirale Therapie des Herpes zoster bei Kindern und Jugendlichen
- Indikationen
- Risikofaktoren für einen komplizierten Herpes zoster und günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis
- Langzeitbehandlung mit topischen Glucocorticoiden
- Wirkstoff: Aciclovir [7]
- Orale Gabe
- Neugeborene und Säuglinge <12 Monate: Nicht empfohlen
- Kinder ≥1 Jahr bis <12 Jahre
- Jugendliche ≥12 Jahre
- Intravenöse Gabe
- Neugeborene und Säuglinge <12 Monate
- Kinder ≥1 Jahr bis <12 Jahre
- Jugendliche ≥12 Jahre
- Siehe auch: Aciclovir (Kinder und Jugendliche)
- Orale Gabe
Antivirale Therapie des Herpes zoster in der Schwangerschaft
- Indikationen: Risikofaktoren für einen komplizierten Herpes zoster und günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis
- Wirkstoff: Aciclovir
- Orale Gabe
- Intravenöse Gabe
Komplikationen
Risikofaktoren für komplizierte Verläufe
- Insb. Alter >50 Jahre, moderate bis starke prodromale oder akute Schmerzen, Immunsuppression
- Für vollständige Auflistung siehe: Risikofaktoren für einen komplizierten Herpes zoster
Allgemeine Komplikationen
- Bakterielle Superinfektion, z.B. Perichondritis
- Unabhängiger Risikofaktor für akute vaskuläre Erkrankungen, z.B. Hirninfarkt, transitorische ischämische Attacke, Myokardinfarkt
- Viszeraler oder disseminierter Zoster (insb. bei Immunsuppression): Beteiligung einzelner oder mehrerer Organe, bspw. mit Pneumonie, Hepatitis, disseminierter intravasaler Gerinnung und ZNS-Beteiligung
Neurologische Komplikationen
- Post-Zoster-Neuralgie
- Befall des zentralen Nervensystems: Häufig asymptomatisch [3]
- VZV-Enzephalitis, VZV-Meningoenzephalitis, VZV-Zerebellitis, VZV-Myelitis
- Häufigkeit: Ca. 0,25% der Fälle
- Symptomatik: Verwirrtheit, Bewusstseinsstörung, Kopfschmerzen, epileptische Anfälle, weitere Symptome einer viralen Meningitis oder viralen Enzephalitis
- Therapie: Aciclovir i.v.
- Zerebrale Vaskulitis nach Varizelleninfektion [3][7]
- Zeitpunkt: Bis zu mehrere Monate nach Herpes zoster (insb. Zoster sine herpete) oder Windpocken (Anamnese)
- Symptomatik
- Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, epileptische Anfälle
- Symptome eines Schlaganfalls (hämorrhagisch oder ischämisch)
- Ggf. Assoziation mit Riesenzellarteriitis
- Therapie:
- Aciclovir i.v.
- Zusätzlich: Glucocorticoide, bspw. Prednisolon
- Monitoring auf Stroke Unit / Intensivstation für mind. 24 h
- VZV-Enzephalitis, VZV-Meningoenzephalitis, VZV-Zerebellitis, VZV-Myelitis
- Weitere neurologische Komplikationen: Radikulitis, Guillain-Barré-Syndrom
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Post-Zoster-Neuralgie
Definition
- Persistierende Schmerzen >3 Monate nach Abheilung der Hauteffloreszenzen
Epidemiologie
- Häufigkeit: 5–30% aller Fälle mit Herpes zoster [9]
- Risikofaktoren: Weibliches Geschlecht, Alter >50 Jahre, Zoster ophthalmicus, >50 Läsionen, kraniale und sakrale Läsionen, hämorrhagische Läsionen, Prodromalschmerz
Pathophysiologie
- Persistierende Ganglionitis
- Degenerative Veränderungen des entsprechenden Ganglions, der Nervenwurzel oder des Hinterstranges
- Zentrale Sensibilisierungsmechanismen
Symptomatik
- Verschiedene Schmerzcharakteristika im sensiblen Versorgungsgebiet der betroffenen Nervenwurzel, ggf. gleichzeitig oder abwechselnd
- Brennender, bohrender Dauerschmerz
- Allodynie
- Parästhesie, Dysästhesie, Hyperästhesie
- Akute Attacken neuropathischer Schmerzen
Diagnostik
- Typische Anamnese (stattgehabter Herpes zoster) und Symptomatik i.d.R. ausreichend
- Labormedizinische Diagnosesicherung: In unklaren und Sonderfällen, bspw. bei Zoster sine herpete
- Für detaillierte Empfehlungen siehe: Diagnostik bei Herpes zoster
- MRT mit Kontrastmittel [10]
Therapie
Therapieziele
- Schmerzreduktion
- Verbesserung von Schlaf- und Lebensqualität
- Erhaltung von Sozialleben und Arbeitsfähigkeit
Medikamentöse Therapie der Post-Zoster-Neuralgie
-
Gabe systemischer Koanalgetika analog zur Therapie neuropathischer Schmerzen bei Herpes zoster, insb.
- Anfallssuppressiva (z.B. Pregabalin)
- Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (z.B. Amitriptylin)
- Therapeutika der WHO-Stufe II: Ggf. bis zum Wirkeintritt der Koanalgetika notwendig
- Analgetika der WHO-Stufe I nicht wirksam
- Alternativ oder zusätzlich: Topische Koanalgetika (zur Therapie lokal begrenzter neuropathischer Schmerzen)
- Wiederholte epidurale oder paravertebrale periphere Nervenblockade mit Lokalanästhetika und/oder Glucocorticoiden
Zusätzliche nicht-medikamentöse Therapieoptionen
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
- Durchführung: Elektrische Stimulation peripherer Nerven über Hautelektroden (2–4×/d für je 30 min)
- Wirkweise: Reizinduzierte Parästhesien → Lokale Schmerzlinderung
- Physikalische Therapie, Ergotherapie und/oder Psychotherapie
Prognose [9]
- In 30% der Fälle Schmerzpersistenz >1 Jahr
- Lebenslanger Verlauf möglich
Prognose
- Insg. gute Prognose: In 70% der Fälle folgenlose Ausheilung [2]
- Post-Zoster-Neuralgie: In 5–30% der Fälle [9]
- Rezidivierende Verläufe möglich, aber eher selten
- Bei Zoster generalisatus: Letale Verläufe möglich
- Bei Zoster-Enzephalitis: Schlechte Prognose, Residualschäden häufig
Prävention
Zoster-Impfung [11]
- Varizellen-Lebendimpfstoff (Standardimpfung im Alter von 11 und 15 Monaten, siehe auch: Varizellen-Impfung)
-
Zoster-Totimpfstoff [12]
- Standardimpfung: Personen ≥60 Jahre
- Indikationsimpfung: Personen ≥50 Jahre bei schwerer Grunderkrankung
- Zoster-Lebendimpfstoff [13][14][15]
- Für weitere Informationen siehe auch: Herpes-zoster-Impfstoff
Präventionsmaßnahmen bei Herpes zoster [2]
- Abdecken der Läsionen, insb. im Beisein von Dritten, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren
- Kein Kontakt zu Neugeborenen, Schwangeren, Menschen mit fehlender Immunität oder mit Immunschwäche
- Ausschluss aus Gemeinschaftseinrichtungen für mind. 7 d bzw. bis alle Effloreszenzen verkrustet sind, Wiederzulassung ohne ärztliches Attest möglich
- Im Krankenhaus: Isolierung und Handschuh-Kittel-Pflege bis das letzte Bläschen verkrustet ist
Meldepflicht
- Ärztliche Meldepflicht
- Nach InfKrankMV und IfSGMeldeVO (nur in Brandenburg und Sachsen )
- Namentliche Meldepflicht bei Krankheits- oder Todesfällen
- Nach InfKrankMV und IfSGMeldeVO (nur in Brandenburg und Sachsen )
- Labormeldepflicht
- Nach § 7 IfSG
- Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis
- Nach IfSGMeldpflV ST 2005 (nur in Sachsen-Anhalt )
- Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis, auch im Zusammenhang mit konnatalen Infektionen
- Nach ThürIfKrMVO (nur in Thüringen )
- Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis, auch ohne Hinweis auf eine akute Infektion
- Nach § 7 IfSG
Besondere Patientengruppen
Kinder und Jugendliche
Schwangere
Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Herpes zoster (Video frei verfügbar)
Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
B02.-: Zoster [Herpes zoster]
- Inklusive: Gürtelrose, Herpes zoster
- B02.0†: Zoster-Enzephalitis (G05.1*)
- B02.1†: Zoster-Meningitis (G02.0*)
- B02.2†: Zoster mit Beteiligung anderer Abschnitte des Nervensystems
- Entzündung des Ganglion geniculi nach Zoster (G53.0*)
- Polyneuropathie nach Zoster (G63.0*)
- Trigeminusneuralgie nach Zoster (G53.0*)
- B02.3: Zoster ophthalmicus
- B02.7: Zoster generalisatus
- B02.8: Zoster mit sonstigen Komplikationen
- Otitis externa bei Zoster† (H62.1*)
- B02.9: Zoster ohne Komplikation
- Zoster o.n.A.
Zoster-Meningitis und -Enzephalitis, Polyneuropathie bei Zoster
- G02.-:* Meningitis bei sonstigen anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten
- Exklusive: Meningoenzephalitis und Meningomyelitis bei sonstigen anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten (G05.1–G05.2*)
- G02.0*: Meningitis bei anderenorts klassifizierten Viruskrankheiten
-
Meningitis (bei) (durch)
- Zoster (B02.1†)
- Adenoviren (A87.1†), Enteroviren (A87.0†), Herpesviren [Herpes simplex] (B00.3†), infektiöser Mononukleose (B27.-†), Masern (B05.1†), Mumps (B26.1†), Röteln (B06.0†), Varizellen [Windpocken] (B01.0†)
-
Meningitis (bei) (durch)
- G05.-:* Enzephalitis, Myelitis und Enzephalomyelitis bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- Inklusive: Meningoenzephalitis und Meningomyelitis bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- G05.1*: Enzephalitis, Myelitis und Enzephalomyelitis bei anderenorts klassifizierten Viruskrankheiten
-
Enzephalitis, Myelitis oder Enzephalomyelitis (bei) (durch):
- Zoster (B02.0†)
- Adenoviren (A85.1†), Enteroviren (A85.0†), Grippe: saisonal, Virus nachgewiesen (J10.8†), Virus nicht nachgewiesen (J11.8†), zoonotisch oder pandemisch, Virus nachgewiesen (J09†), Herpesviren [Herpes simplex] (B00.4†) , Masern (B05.0†), Mumps (B26.2†), Röteln (B06.0†), Varizellen (B01.1†), Zytomegalieviren (B25.88†)
-
Enzephalitis, Myelitis oder Enzephalomyelitis (bei) (durch):
- G63.-:* Polyneuropathie bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- G63.0*: Polyneuropathie bei anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten
-
Polyneuropathie (bei):
- nach Zoster (B02.2†)
- Diphtherie (A36.8†), infektiöser Mononukleose (B27.-†) Lepra (A30.-†), Lyme-Krankheit (A69.2†), Mumps (B26.8†), Spätsyphilis (A52.1†), Spätsyphilis, konnatal (A50.4†), tuberkulös (A17.8†)
-
Polyneuropathie (bei):
- G63.0*: Polyneuropathie bei anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten
Affektion von Auge und Ohr bei Zoster
- H03.-:* Affektionen des Augenlides bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- H03.1*: Beteiligung des Augenlides bei sonstigen anderenorts klassifizierten Infektionskrankheiten
- Beteiligung des Augenlides bei:
- Zoster (B02.3†)
- Frambösie (A66.-†), Infektion durch Herpesviren [Herpes simplex] (B00.5†) Lepra (A30.-†), Molluscum contagiosum (B08.1†), Tuberkulose (A18.4†)
- Beteiligung des Augenlides bei:
- H03.1*: Beteiligung des Augenlides bei sonstigen anderenorts klassifizierten Infektionskrankheiten
- H13.-:* Affektionen der Konjunktiva bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- H13.1*: Konjunktivitis bei anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten
-
Konjunktivitis (durch):
- bei Zoster (B02.3†), Adenoviren, follikulär (akut) (B30.1†), Akanthamöben (B60.1†), Chlamydien (A74.0†), diphtherisch (A36.8†), Gonokokken (A54.3†), hämorrhagisch (akut) (epidemisch) (B30.3†), Herpesviren [Herpes simplex] (B00.5†), Meningokokken (A39.8†), Newcastle- (B30.8†)
-
Konjunktivitis (durch):
- H13.1*: Konjunktivitis bei anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten
- H19.-:* Affektionen der Sklera und der Hornhaut bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- H19.0*: Skleritis und Episkleritis bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- Skleritis bei Zoster (B02.3†)
- Syphilitische Episkleritis (A52.7†), Tuberkulöse Episkleritis (A18.5†)
- H19.2*: Keratitis und Keratokonjunktivitis bei sonstigen anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten
-
Keratitis und Keratokonjunktivitis (interstitiell) bei:
- Zoster (B02.3†)
- Akanthamöbiasis (B60.1†), Masern (B05.8†), Syphilis (A50.3†), Tuberkulose (A18.5†), Keratoconjunctivitis epidemica (B30.0†)
-
Keratitis und Keratokonjunktivitis (interstitiell) bei:
- H19.0*: Skleritis und Episkleritis bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- H22.-:* Affektionen der Iris und des Ziliarkörpers bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- H22.0*: Iridozyklitis bei anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten
-
Iridozyklitis bei:
- Zoster (B02.3†)
- Gonokokkeninfektion (A54.3†), Infektion durch Herpesviren [Herpes simplex] (B00.5†), Syphilis (sekundär) (A51.4†), Tuberkulose (A18.5†)
-
Iridozyklitis bei:
- H22.0*: Iridozyklitis bei anderenorts klassifizierten infektiösen und parasitären Krankheiten
- H62.-:* Krankheiten des äußeren Ohres bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- H62.1*: Otitis externa bei anderenorts klassifizierten Viruskrankheiten
-
Otitis externa bei:
- Zoster (B02.8†)
- Infektion durch Herpesviren [Herpes simplex] (B00.1†)
-
Otitis externa bei:
- H62.1*: Otitis externa bei anderenorts klassifizierten Viruskrankheiten
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.