Zusammenfassung
Die endemische Grippe (Influenza) wird durch die Influenzaviren A, B und C ausgelöst. Das Influenza-A-Virus, das die meisten Influenzaerkrankungen verursacht, wird anhand seiner Oberflächenantigene H (Hämagglutinin) und N (Neuraminidase) in zahlreiche Subtypen unterteilt. Durch Antigenshift können die Oberflächenmerkmale ausgetauscht werden, sodass neue Subtypen entstehen (z.B. H3N1 → H2N1), die sich in ihrer Virulenz unterscheiden.
Klinisch ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber und starkem subjektiven Krankheitsgefühl bei nur gering erhöhten Entzündungszeichen typisch. Hohe Entzündungswerte und produktiver Husten können Hinweise auf eine bakterielle Superinfektion sein (meist durch Staphylococcus aureus). Therapeutisch stehen mit den Neuraminidase-Hemmern Oseltamivir und Zanamivir zwei Medikamente zur kausalen Behandlung der Influenza zur Verfügung. Bei Einsatz innerhalb der ersten 48 Stunden nach Symptombeginn ist eine Linderung der Symptomatik, eine Verkürzung der Krankheitsdauer und eine Reduzierung der Komplikationen möglich. Als Prophylaxe steht die Influenzaimpfung zur Verfügung.
Eine STIKO-Empfehlung besteht derzeit für alle Personen über 60 Jahre, Schwangere, chronisch Kranke sowie in Alten- und Pflegeheimen Lebende und auch für beruflich Exponierte (z.B. Krankenhausmitarbeitende). Neuere Erkenntnisse zeigen, dass auch Kinder erheblich von einer Impfung profitieren, obwohl seitens der STIKO derzeit keine generelle Impfempfehlung vorliegt.
Epidemiologie
- Verbreitung: Influenzaviren sind weltweit verbreitet
- Saisonalität: Epidemien meist in den kälteren Monaten (Oktober bis März/April) [1]
- Südliche Hemisphäre: Erkrankungsschwerpunkt von April bis September/Oktober (bspw. bei Reisenden zu beachten!)
- Tropen: Teils mehrgipfliges oder ganzjähriges Auftreten
- Inzidenz: Influenza-Infektion je nach Saison bei 5–20% der Bevölkerung (Kinder: 20–35%) [2][3]
- Mortalität: Kumulative Mortalität von saisonalen Grippeepidemien größer als Mortalität bei Pandemien
- Alter: Auftreten in jedem Alter möglich, Abnahme in älteren Altersgruppen
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger: Influenzaviren A und B (in seltenen Fällen auch Influenza C), aus der Familie der Orthomyxoviridae, RNA-Viren (siehe: Klassifikation)
- Aufbau/Virusbestandteile
- Nukleokapsid: Nukleoprotein-RNA (beim Influenza-A- und -B-Virus 8 Segmente, beim Influenza-C-Virus 7 Segmente)
- Lipidmembran
- Oberflächenantigene
- Hämagglutinin (abgekürzt HA oder H)
- Neuraminidase (abgekürzt NA oder N)
- Matrixprotein (M2-Protein)
- Aufbau/Virusbestandteile
- Infektionsweg
- Tröpfcheninfektion: Durch Niesen und Husten gelangen die Viren in die Umwelt
- Schmierinfektion: Übertragung auf die Hände durch Vorhalten der Hand beim Husten/Niesen → Übertragen des Erregers auf verschiedene Oberflächen (z.B. Türklinken) und andere Menschen (insb. durch Handschlag)
- Infektiosität: ca. 24 Stunden vor bis 4–5 Tage nach Auftreten der klinischen Symptome
Klassifikation
Influenza-A-Virus [4]
Mit dem Begriff „Influenza“ ist in der Regel die Infektion mit Influenza-A-Viren gemeint.
- Erregerreservoir: Menschen, einige Säugetiere (insb. Schweine, Pferde und Hunde) sowie Vögel
- Subtypen
- Variabilität durch 2 Mechanismen
- Antigendrift: Geringfügige Veränderung der Antigenstruktur (Hämagglutinin und/oder Neuraminidase) durch Punktmutationen
- Keine Veränderung der Subtypen-Bezeichnung (z.B. H5N1 "Vogelgrippe" bleibt H5N1)
- Alle 1–3 Jahre neue Antigentypen
- Teilimmunität der Bevölkerung → Selektion der neuen Variante → Anstieg der Erkrankungen
- Antigenshift: Entstehung neuer Subtypen durch Rekombination ganzer Genabschnitte (Reassortment) bei Co-Infektion mit mind. 2 Influenzasubtypen (z.B. H3N1 → H2N1)
- Prozess wird durch Kontakt von humanpathogenen mit xenogenen Influenzaviren begünstigt
- Komplett fehlende Immunität der Bevölkerung → Pandemie
- Antigendrift: Geringfügige Veränderung der Antigenstruktur (Hämagglutinin und/oder Neuraminidase) durch Punktmutationen
Influenzaviren können durch Antigenshift in neue Subtypen übergehen, insb. können dadurch aus tierischen Subtypen humanpathogene Subtypen entstehen!
Influenza-B-Virus
- Erregerreservoir: Nur Menschen
- Virus stabiler als Influenza-A-Virus
- Keine Subtypen, aber zwei Linien: Yamagata und Victoria
Influenza-C-Virus
- Erregerreservoir: Schweine, selten beim Menschen
- Krankheitsverlauf oft subklinisch
- Keine Assoziation mit Epidemien
Pathophysiologie
- Tröpfcheninfektion oder Kontakt zu kontaminierten Oberflächen
- Zunächst Bindung der Influenzaviren an das Flimmerepithel des Respirationstraktes
- Die Bindung und Fusion mit der Wirtszellmembran geschieht über die Bindung von Hämagglutinin (einem Oberflächenglykoprotein des Influenzavirus) an die Neuraminsäure der Wirtszellen → Einschleusung des Virus
- Im Zellkern der Wirtszelle erfolgt die Replikation des Virus
- Die neu replizierten Virusbestandteile gelangen an die Wirtszelloberfläche und werden durch Knospung abgeschnürt
- Die endgültige Abspaltung und somit Freisetzung des Virus erfolgt aber erst über die Spaltung der Neuraminsäure der Wirtszelloberfläche durch die virale Neuraminidase
- Nach der Virusreplikation stirbt die Wirtszelle, was zu einer heftigen Immunantwort und Fieber führt
- Bei einer schweren Influenzagrippe kann es zu einem hämorrhagischen Verlauf und zu einer pseudomembranösen Tracheobronchitis und Pneumonie mit schlechter Prognose kommen
Symptomatik
- Inkubationszeit: Wenige Stunden bis 2 Tage
- Infektionsverlauf
- 33% asymptomatisch
- 33% milder Verlauf
- 33% typische Grippesymptome
- Charakteristika
- Krankheitsdauer: ca. 5–7 Tage
Diagnostik
- Klinik: Insb. während der Grippesaison und bei Epidemien ist die klinische Diagnostik meist ausreichend
- Labordiagnostik [4]
- Influenza-Virus-RT-PCR (diagnostischer Goldstandard)
- Nachweis von Virus-RNA mittels reverser Transkription (RT) und anschließender PCR aus Nasen- und Rachenabstrichen
- Hohe Spezifität und Sensitivität
- Influenza-Schnelltest (Schnelltest ggf. sinnvoll, da eine Influenzatherapie optimalerweise innerhalb von 24–48 Stunden nach Auftreten der ersten Krankheitssymptome begonnen werden sollte)
- Nachweis von verschiedenen Influenza-A/B-Antigenen aus Nasen- und Rachenabstrichen
- Hohe Spezifität, begrenzte Sensitivität
- Blutuntersuchung
- Leukozyten, CRP und BSG oft im Normbereich (kaum Entzündungszeichen), im Differenzialblutbild ggf. relative Lymphozytose
- Antikörpernachweis (z.B. mittels Hämagglutinationshemmtest oder Mikroneutralisationstest): Keine therapeutische Relevanz, eher im Rahmen epidemiologischer Studien interessant
- Influenza-Virus-RT-PCR (diagnostischer Goldstandard)
Deutlich erhöhte Entzündungszeichen in der Laboruntersuchung sprechen eher für eine bakterielle Superinfektion!
Nasenabstriche haben eine höhere Sensitivität als Rachenabstriche!
Differenzialdiagnosen
- Infektionen durch andere Atemwegserreger
- COVID-19
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Fiebersenkende Maßnahmen und Medikamente, Analgetika (z.B. Ibuprofen und Paracetamol)
- Bei trockenem, unproduktivem Husten ggf. Antitussiva (z.B. Dihydrocodein)
- Bei schweren Verläufen: Stationäre Aufnahme und Isolierung über mind. 7 Tage
Antivirale Therapie der Influenza [4]
- Indikation: Verdacht auf oder Risiko für schwere Verläufe, insb. bei Vorerkrankungen oder Schwangerschaft
- Ohne Risikofaktoren und bei unkompliziertem Verlauf ist i.d.R. eine symptomatische Therapie ausreichend
- Therapieziele: Linderung der Symptomatik, Verkürzung der Krankheitsdauer und Reduzierung der Komplikationen
- Therapiebeginn: So früh wie möglich, am besten innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn
- Neuraminidase-Hemmer: Blockierung der viralen Neuraminidase-Aktivität und damit der Freisetzung neugebildeter Viren
- Wirken gegen Influenza-A- und Influenza-B-Viren
- Kaum Resistenzbildungen
- Auch zur Prophylaxe zugelassen
- Oseltamivir
- Zugelassen zur Therapie Erwachsener und Kinder, einschließlich reifer Neugeborener
- Dosierung
- Säuglinge 0–12 Mon.
- Kinder 10–15 kgKG
- Kinder >15–23 kgKG
- Kinder >23–40 kgKG
- Kinder >40 kgKG bzw. ab 13 J. und Erwachsene
- Zu beachten
- Nicht zu verwenden bei Allergien gegen Inhaltsstoffe
- Bei Niereninsuffizienz Dosisanpassung nach Fachinformation!
- Bei Leberinsuffizienz keine Anpassung notwendig
- Zanamivir
- Zugelassen zur Therapie Erwachsener und Kinder ab 5 Jahren
- Dosierung für Kinder ab 5 J. und Erwachsene
- Zu beachten
- Nicht zu verwenden bei Allergien gegen Inhaltsstoffe
- Bei Leberinsuffizienz oder Niereninsuffizienz keine Anpassung notwendig
- Nicht mehr empfohlen werden M2-Ionenkanal-Hemmer
- Amantadin - Nur gegen Influenza A wirksam, nebenwirkungsreich, häufig Resistenzen
AMBOSS-Pflegewissen: Influenza
Beobachten/Überwachen
- Basismonitoring
- Temperatur
- Atmung, siehe AMBOSS-Pflegewissen: Überwachen der Atmung
- Herzfrequenz
- Blutdruck
- Produktivität des Hustens: Auswurfmenge und -qualität
- Flüssigkeitshaushalt: Fokus auf Flüssigkeitsbilanz, ausreichende Trinkmenge und ggf. schwitzige Haut als Zeichen einer drohenden Dehydrierung
- Komplikationen
- Schmerzen: Insb. Kopf- und Gliederschmerzen
- Ernährung: Neben einer ausreichenden Trinkmenge sollte auch auf eine ausreichende Nahrungszufuhr geachtet werden
- Stuhlgang: Obstipation
Medikamentöse Therapie
- Analgetika: Bei Schmerzen (und ggf. zur Fiebersenkung) nach ärztlicher Anordnung
- Ggf. Virostatika: Bei V.a. oder Risiko für schwere Verläufe, insb. bei Vorerkrankungen oder Schwangerschaft nach ärztlicher Anordnung
- Siehe auch: Antivirale Therapie der Influenza
- Ggf. bei bakterieller Superinfektion: Antibiotika nach ärztlicher Anordnung
- Bedarfsmedikation: Nach ärztlicher Anordnung
- Intravenöse Flüssigkeitsgaben
- Antipyretische Therapie bei Fieber
- Antitussiva
- Ggf. Inhalationen
Hygiene
- Isolation: Die Erkrankten werden für 7 Tage ab Symptombeginn isoliert
- Personal und Besucher:innen
- Tragen von Schutzkittel, Einmalhandschuhen und direkt anliegendem, mehrlagigem Mund-Nasen-Schutz sowie Schutzbrille bei Betreten des Zimmers
- Hygienische Händedesinfektion vor und nach Patientenkontakt
- Patient:innen: Bei notwendigem Verlassen des Zimmers Mund-Nasen-Schutz notwendig
- Chemische Flächen- und Händedesinfektion: Mit wirksamen viruziden Mitteln nach hausinternen Hygieneanweisungen
- Personal und Besucher:innen
- Weitere Hygienemaßnahmen (siehe: Influenza-Hygienemaßnahmen)
Mobilisation/Bewegung
- Atemstimulierende Einreibung (ASE): Technik der basalen Stimulation mit rhythmischen Einreibungen des Rückens und Brustbereichs mit Pflegeölen
- Positionierung: Bevorzugt Lagen, die zu einer verbesserten Belüftung und Rekrutierung von Lungenarealen führen, etabliert haben sich die sog. V-A-T-I-Positionierungen
- Mobilisation: Körperliche Schonung, jedoch keine absolute Bettruhe
- Dyspnoezeichen: Sowohl in Ruhe als auch bei Mobilisation auf erhöhte Atemfrequenz, Kurzatmigkeit und den Einsatz der Atemhilfsmuskulatur achten
- Im weiteren Verlauf: Körperliche Belastung nach Infektion langsam steigern
Körperpflege und Prophylaxen
- Dekubitusprophylaxe: Durch konsequente (Um‑)Positionierung
- Thromboseprophylaxe: Mind. Basismaßnahmen zur Thromboseprophylaxe, bei eingeschränkter Mobilität ist auch eine medikamentöse Thromboseprophylaxe indiziert (ärztliche Anordnung!)
- Pneumonieprophylaxe: Insb. atemstimulierende Einreibung, atemunterstützende Positionierungen
- Candidosenprophylaxe: Pflege der intertriginösen Hautbereiche
- Weitere Prophylaxen: Bedarfsgerechte Prophylaxen, insb.
- Körperpflege: Auf trockene, rissige Hautpartien achten und die Körperpflege unterstützen
Prävention
Siehe: Grippe-Impfung
Komplikationen
Pulmonale Komplikationen
- Primäre Influenza-Pneumonie: Primär-hämorrhagische Pneumonie durch das Virus selbst
- Schlechte Prognose
- Deutlich seltener als eine sekundäre bakterielle Pneumonie
-
Sekundäre bakterielle Pneumonie
- Erreger: Insb. Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus influenzae
- Klinik: Nach einem 2- bis 3-tägigen Intervall mit Beschwerdebesserung kommt es zum plötzlichen Fieberanstieg und zunehmend produktivem Husten mit eitrigem Sputum
- Therapie: Penicillinasefeste Antibiotika
- Aminopenicilline mit β-Lactamase-Inhibitoren (z.B. Amoxicillin + Clavulansäure) oder
- Kombination mit einem Staphylokokken-Penicillin (z.B. Oxacillin)
- Exazerbation chronischer pulmonaler Erkrankungen
Weitere Komplikationen
- Myositis und Rhabdomyolyse
- Enzephalitis
- Myokarditis
-
Insb. bei Kindern
- Akute Otitis media
- Reye-Syndrom nach Gabe von Salicylaten
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Prognose
- Weltweit ca. 3–5 Mio. schwere Fälle und 250.000–500.000 Todesfälle jährlich
- Schwere Verläufe und Hospitalisierungen vermehrt bei Kleinkindern und älteren Menschen
- Todesfälle hauptsächlich bei älteren Menschen
- Anzahl Influenza-assoziierter Todesfälle in Deutschland unterliegt jährlichen Schwankungen
Prävention
Grippe-Impfung [5][6][7]
- Impfempfehlung: Die STIKO empfiehlt die saisonale Influenza-Impfung
- Als Standardimpfung für alle Personen ≥60 Jahre
- Als Indikationsimpfung für Risikogruppen
- Alle Schwangeren
- Alle Personen mit chronischen Krankheiten der Atmungsorgane (z.B. Asthma bronchiale, COPD), Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, chronisch-neurologischen Grunderkrankungen (z.B. Multiple Sklerose), Diabetes mellitus oder anderen Stoffwechselkrankheiten sowie angeborener oder erworbener Immundefizienz (z.B. HIV)
- In Alters- und Pflegeheimen lebende Personen
- Personen, die Haushaltsmitglieder oder durch sie betreute Risikopersonen gefährden könnten
- Als Impfung aufgrund eines erhöhten beruflichen Risikos
- Medizinisches Personal
- Tätigkeiten mit viel Publikumsverkehr
- Betreuungspersonal von Risikopersonen
- Tätigkeiten mit Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln
- Reisemedizinische Empfehlungen: DTG-Reiseimpfungen-Influenza
- Durchführung: Jährliche Impfung, optimalerweise im Herbst
- Impfstoff: WHO- und STIKO-Empfehlung zu trivalenten Impfstoffen (ab Saison 2024/25)
- Zusammensetzung: Jährliche Anpassung an zirkulierende Virustypen (gemäß WHO-Empfehlungen zur Antigenkombination) [8]
- Influenza A: Subtypen H1N1 und H3N2
- Influenza B: Victoria-Linie
- Übergangsweise Anwendung quadrivalenter Impfstoffe möglich (Saison 2024/25)
- Ab dem Alter von 60 Jahren wird die Anwendung eines Hochdosisimpfstoffs oder MF59-adjuvantierten Impfstoffs empfohlen [9]
-
Totimpfstoffe
- Spaltimpfstoffe: Inaktive antigene Partikel eines Erregers
- Untereinheitimpfstoffe: Reduzierung des Impfstoffs auf das Hämagglutinin- und Neuraminidase-Protein
-
Lebendimpfstoff: Attenuierte, vermehrungsfähige Viren
- Nasale Applikation
- Zulassung nur im Kindesalter (2–17 Jahre), alternativ zu Totimpfstoffen
- Siehe auch: Influenza-Impfstoffe
- Zusammensetzung: Jährliche Anpassung an zirkulierende Virustypen (gemäß WHO-Empfehlungen zur Antigenkombination) [8]
- Besonderheiten im Kindes- und Jugendalter
- Impfung von der STIKO nicht allgemein empfohlen, aber möglich
- Verlauf einer Influenza-Erkrankung bei gesunden Kindern und Jugendlichen i.d.R. ohne schwerwiegende Komplikationen
- Viruslast auf kindlichen Schleimhäuten deutlich höher als bei Erwachsenen
- Kinder sind damit Hauptüberträger, sog. „Super-Spreader“ oder „Turbo-Spreader“, weshalb eine Impfung sinnvoll ist
Bei Erwachsenen >60 Jahre, bei Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung oder erhöhter Exposition sowie bei Personen, die als mögliche Infektionsquelle für Risikopersonen fungieren, soll eine Influenzaimpfung durchgeführt werden (DGIM - Klug entscheiden in der Infektiologie)
Antivirale Prophylaxe bei Influenza
- Neuraminidase-Hemmer
- Protektive Wirksamkeit 60–90%
- Schutzwirkung nur über den Zeitraum der Medikamenteneinnahme
- Sicherheit der Neuraminidase-Hemmer bei Langzeitanwendung über 16 Wochen nachgewiesen
- Anwendung und Dosierung entsprechend den Empfehlungen der Fachgesellschaften und der aktuellen Fachinformation
Präexpositionsprophylaxe
- Indikation: Personengruppen, die unbedingt vor einer Infektion zu schützen sind, aber nicht geimpft werden können oder nur einen eingeschränkten Impfschutz haben, bspw. medizinisches Personal mit bestimmten Vorerkrankungen oder Immunschwäche
- Wirkstoffe
- Oseltamivir
- Zugelassen zur Präexpositionsprophylaxe bei Personen ab 13 Jahren
- Dosierung für Kinder ab 13 J. und Erwachsene
- Zanamivir
- Zugelassen zur Präexpositionsprophylaxe bei Personen ab 5 Jahren
- Dosierung für Kinder ab 5 J. und Erwachsene
- Oseltamivir
Postexpositionsprophylaxe
- Indikationen
- Ausbruchssituationen in einem Krankenhaus oder Alten-/Pflegeheim (Prophylaxe für medizinisches Personal und Patienten/Heimbewohner, unabhängig vom Impfstatus)
- Exposition einer Immungeschwächten Person, bspw. bei Erkrankung einer anderen Person im Haushalt
- Wirkstoffe
- Oseltamivir
- Zugelassen zur Postexpositionsprophylaxe Erwachsener und Kinder, einschließlich reifer Neugeborener
- Dosierung
- Säuglinge 0–12 Mon.
- Kinder 10–15 kgKG
- Kinder >15–23 kgKG
- Kinder >23–40 kgKG
- Kinder >40 kgKG bzw. ab 13 J. und Erwachsene
- Oseltamivir
- Zanamivir
- Zugelassen zur Postexpositionsprophylaxe bei Personen ab 5 Jahren
- Dosierung für Kinder ab 5 J. und Erwachsene
Influenza-Hygienemaßnahmen bei Einzelerkrankungen
Adäquate hygienische Maßnahmen können das Infektionsrisiko deutlich senken.
- Im ambulanten Bereich
- Isolierung zu Hause (Meiden von Kontakt zu Gesunden, insb. Immungeschwächten)
- Abdecken von Mund und Nase beim Husten und Niesen durch die Ellenbeuge und nicht mit der Hand
- Verwenden von Einwegtüchern für respiratorische Sekrete
- Regelmäßiges Händewaschen
- Regelmäßiges Lüften der Räume
- In Krankenhäusern, medizinischen Einrichtungen und Heimen
- Isolierung von Erkrankten für 7 Tage ab Symptombeginn
- Für Personal und Besucher
- Tragen von Schutzkittel, Einmalhandschuhen und direkt anliegendem, mehrlagigem Mund-Nasen-Schutz sowie Schutzbrille bei Betreten des Zimmers
- Hygienische Händedesinfektion vor und nach Patientenkontakt
- Chemische Flächen- und Händedesinfektion mit wirksamen viruziden Mitteln
Maßnahmen für Kontaktpersonen
- Generelle Vermeidung von zu häufigem Kontakt zu erkrankten Personen, insb. für gefährdete Personen
- Je nach Situation ggf. postexpositionelle antivirale Prophylaxe
Vorgehen bei Ausbrüchen, insb. in Krankenhäusern und Heimen
- Intensivierung der infektionshygienischen Standardmaßnahmen
- Schnelle Erregeridentifizierung, insb. während des Winterhalbjahrs
- Bei nachgewiesenem Influenzaausbruch: Zeitnahe Anwendung antiviraler Medikamente
Meldepflicht
- Arztmeldepflicht
- Nach § 6 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfällen in Zusammenhang mit einer zoonotischen Influenza beim Menschen (nach Maßgabe von § 1 Abs. 1 IfSGMeldAnpV)
- Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen ): Namentliche Meldepflicht bei Erkrankungs- und Todesfällen durch eine Influenza
- Labormeldepflicht
- Nach § 7 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei direktem Nachweis des Influenzavirus
- Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen ): Namentliche Meldepflicht bei Nachweis des Parainfluenzavirus
Studientelegramme zum Thema
- Studientelegramm 302-2025-1/3: Unter der Lupe: Antivirale Therapie bei Influenza
- Studientelegramm 256-2023-2/4: Elektronische Anschreiben zur Verbesserung der (Influenza‑)Impfquote?
- Studientelegramm 250-2023-1/3: DANFLU-1: Machbarkeitsstudie zur Hochdosis-Influenza-Impfung bei ≥60-Jährigen
- Studientelegramm 192-2021-3/3: Fokus SARS-CoV-2-Impfung: Gleichzeitige Impfung gegen COVID-19 und Influenza
- Studientelegramm 188-2021-1/3: Grippeimpfung gegen Herzinfarkt (IAMI-Studie)
- Studientelegramm 14-2018-2/4: Mehr Herzinfarkte durch Influenzainfektion
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Influenza
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- J09: Grippe durch zoonotische oder pandemische nachgewiesene Influenzaviren .
- Grippe durch Influenzaviren von besonderer epidemiologischer Relevanz mit einer Übertragung von Tier zu Mensch oder Mensch zu Mensch
- Exklusive: Grippe durch saisonale nachgewiesene Influenzaviren (J10.‑), Infektion o.n.A. (A49.2), Meningitis (G00.0), Pneumonie (J14), durch Haemophilus influenzae [H. influenzae]
- J10.-: Grippe durch saisonale nachgewiesene Influenzaviren
- Inklusive: Grippe durch nachgewiesene Influenzaviren B und C
- Exklusive: Grippe durch zoonotische oder pandemische nachgewiesene Influenzaviren (J09), Infektion o.n.A. (A49.2), Meningitis (G00.0), Pneumonie (J14) durch Haemophilus influenzae [H. influenzae]
- J10.0: Grippe mit Pneumonie, saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- Grippe(broncho)pneumonie, saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- J10.1: Grippe mit sonstigen Manifestationen an den Atemwegen, saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- Grippe
- Grippe: akute Infektion der oberen Atemwege, Laryngitis, Pharyngitis, Pleuraerguss, jeweils saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- J10.8: Grippe mit sonstigen Manifestationen, saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- Enzephalopathie bei Grippe
- Grippe: Gastroenteritis, Myokarditis (akut) saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- J11.-: Grippe, Viren nicht nachgewiesen
- Inklusive: Grippe, Virus-Grippe ohne Angabe eines spezifischen Virusnachweises
- Exklusive: Grippaler Infekt (J06.9), Infektion o.n.A. (A49.2), Meningitis (G00.0), Pneumonie (J14) durch Haemophilus influenzae [H. influenzae]
- J11.0: Grippe mit Pneumonie, Viren nicht nachgewiesen
- J11.1: Grippe mit sonstigen Manifestationen an den Atemwegen, Viren nicht nachgewiesen
- Grippe o.n.A., Grippe: akute Infektion der oberen Atemwege, Laryngitis, Pharyngitis, Pleuraerguss, nicht näher bezeichnet oder spezifische Viren nicht nachgewiesen
- J11.8: Grippe mit sonstigen Manifestationen, Viren nicht nachgewiesen
- Enzephalopathie bei Grippe
- Grippe: Gastroenteritis, Myokarditis (akut), nicht näher bezeichnet oder spezifische Viren nicht nachgewiesen
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.