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Amöbiasis

Letzte Aktualisierung: 29.8.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Amöbiasis ist eine Infektionskrankheit, die durch das Protozoon Entamoeba histolytica ausgelöst wird. Die Übertragung erfolgt zumeist fäkal-oral durch Aufnahme von Erregerzysten (z.B. über kontaminiertes Trinkwasser).

Während 90% der Infektionen asymptomatisch verlaufen, wird bei der symptomatischen Amöbiasis ein intestinaler von einem extraintestinalen Verlauf unterschieden. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 4 Wochen kommt es bei der intestinalen Amöbiasis (Amöbenruhr) zu himbeergeleeartigen Stühlen und schmerzhaften Stuhlentleerungen. Bei der extraintestinalen Amöbiasis bilden sich nach Wochen bis Monaten Amöbenabszesse (zumeist in der Leber), die sich klinisch durch Schmerzen und Druckgefühl im rechten Oberbauch bemerkbar machen.

Diagnostisch bedeutsam sind v.a. die Untersuchung des Stuhls auf die verschiedenen Amöbenformen und die Sonografie der Leber zum Ausschluss einer extraintestinalen Verlaufsform. Die medikamentöse Therapie erfolgt mit Metronidazol zur Beseitigung der aktiven Amöben und Paromomycin zur Beseitigung persistierender Amöben sowie deren Zysten. In einigen Fällen ist bei der extraintestinalen Form die Punktion des Amöbenleberabszesses indiziert.

Infektionen durch freilebende Amöben (z.B. Amöbenenzephalitis, Amöbenkeratitis) werden an anderer Stelle behandelt.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Amöbiasis: Infektionserkrankung durch die orale Aufnahme von Zysten der Darmamöbe Entamoeba histolytica mit zwei symptomatischen Verlaufsformen
    • Amöbenruhr (Amöbenkolitis): Intestinale Verlaufsform, bei der es nach 1–4 Wochen zu himbeergeleeartigen Stühlen und schmerzhaften Stuhlentleerungen kommt
    • Amöbenabszess: Extraintestinale Verlaufsform, bei der es nach einer Inkubationszeit von Wochen bis Monaten zu Amöbenabszessen (zumeist in der Leber) kommt, die sich klinisch durch Schmerzen und Druckgefühl im rechten Oberbauch bemerkbar machen [1][2][3]

Nicht zur Amöbiasis gezählt werden Infektionen durch freilebende Amöben (Akanthamöben, Balamuthia spp., Naegleria spp.) [4][5]. Diese werden an anderer Stelle behandelt, siehe: Infektiöse Konjunktivitis, Akanthamöbenkeratitis, Amöbenenzephalitis.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Verbreitung
    • Weltweit, insb. Tropen und Subtropen (vermehrt in Südostasien und Indien)
    • Auftreten in Westeuropa meist nach Aufenthalt in einem Endemiegebiet (Reiseerkrankung)
  • Inzidenz: Weltweit jährlich mehr als 50 Millionen Menschen

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Erreger: Entamoeba histolytica

  • Einordnung: Parasit aus der Gruppe der Protozoen (Einzeller), Darmamöbe
  • Entwicklungsstadien
    • Ruhestadium: Zysten (widerstandsfähige Dauerform)
      • Mikroskopie: 4 Kerne sichtbar
    • Vegetatives Stadium: Trophozoiten (aktive Form, die während der Darmpassage aus den Zysten entsteht)
      • Mikroskopie: 1 Kern sichtbar, Unterteilung in zwei Formen
        • Minuta-Form (nicht-invasive Trophozoiten): Verursachen asymptomatische Amöbiasis und entwickeln sich später zu 4-kernigen Zysten
        • Magna-Form (invasive Trophozoiten): Verursachen das klinische Bild einer Amöbenruhr oder Amöbenabszesse durch Eindringen in das Gewebe
  • Lebenszyklus
    1. Orale Aufnahme von Zysten (bspw. über mit Stuhl kontaminiertes Trinkwasser)
    2. Im Dünndarm: Bildung mehrerer Trophozoiten aus einer Zyste
    3. Im Dickdarm: Einwanderung und Vermehrung der Trophozoiten (Teilung)
      • Trophozoiten können ausschließlich intraluminal verbleiben (nicht-invasiv, Minuta-Form)
      • Trophozoiten können sich an Enterozyten anheften und diese mittels proteolytischer Enzyme zerstören (invasiv, Magna-Form)
    4. Im distalen Dickdarm: Umwandlung von Trophozoiten zu neuen Zysten
    5. Ausscheidung von Zysten über den Stuhl
    6. Mögliche (Re‑)Infektionsgefahr durch orale Aufnahme von Zysten

Entamoeba histolytica ist die einzige bekannte pathogene Darmamöbe!

Die Minuta-Form von Entamoeba histolytica ist mikroskopisch nicht von Entamoeba dispar (apathogen) zu unterscheiden!

Übertragung

  • Erregerreservoir: Asymptomatische Träger
  • Infektionsweg: Fäkal-orale Übertragung der Zysten, z.B. über verunreinigtes Trinkwasser

Die Übertragung erfolgt fäkal-oral durch die Aufnahme widerstandsfähiger Zysten (Ruhestadium), die sich im Darm zu Trophozoiten (vegetatives Stadium) entwickeln!

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Symptomatiktoggle arrow icon

Inkubationszeit

Verlaufsformen

Mehr als 90% der Infektionen verlaufen asymptomatisch. Eine asymptomatische Amöbiasis kann jedoch jederzeit in eine intestinale oder extraintestinale Amöbiasis übergehen.

Einem Amöbenabszess geht nur in einem Drittel der Fälle eine akute Amöbenruhr voraus!

Bei einer anhaltenden Diarrhö nach Tropenaufenthalt muss immer auch an eine Amöbiasis und eine Giardiasis gedacht werden!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Der V.a. eine Amöbiasis ergibt sich in aller Regel aus dem typischen klinischen Bild. Zur Diagnosesicherung ist dann der Nachweis von E. histolytica erforderlich. Wird ein Amöbenabszess vermutet, sollte zusätzlich eine bildgebende Diagnostik erfolgen.

Allgemeine Diagnostik

Weitere Diagnostik bei V.a. Amöbenruhr

  • Stuhluntersuchung: Direkter Erregernachweis
    • Mikroskopie: Nachweis der Magna-Form (invasive Trophozoiten)
      • Idealerweise aus drei Stuhlproben verschiedener Zeitpunkte und Untersuchung binnen einer Stunde
    • Amöben-Antigen: Nachweis und Differenzierung zwischen E. dispar (apathogen) und E. histolytica (pathogen)
    • PCR-Diagnostik
  • Koloskopie: Wegen Perforationsgefahr nicht empfohlen (nicht-invasive Diagnostik bevorzugen)
    • Typischer Befund: Flache Ulzerationen mit leicht erhabenen Rändern, ggf. entzündete bzw. hämorrhagische Schleimhäute
    • Biopsie: Histologische und mikrobiologische Aufarbeitung (insb. PCR)

Weitere Diagnostik bei V.a. Amöbenabszess

Apathogene Darmamöben (z.B. E. dispar und E. moshkovskii) lassen sich mikroskopisch nicht von der Minuta-Form von E. histolytica unterscheiden!

Bei mikroskopischem Nachweis der Minuta-Form ist zusätzlich ein positiver ELISA oder eine PCR notwendig!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnosen der Amöbenruhr

Differenzialdiagnosen des Amöbenabszesses

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Der Nachweis apathogener Darmamöben (z.B. E. dispar, E. moshkovskii) stellt keine Behandlungsindikation dar. Nur Infektionen mit E. histolytica sind – unabhängig von der Symptomatik – therapiebedürftig.

Um den Therapieerfolg zu kontrollieren, sollten regelmäßige Stuhluntersuchungen veranlasst werden!

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Präventiontoggle arrow icon

Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene

  • Kein Verzehr von ungeschältem Obst und Gemüse, wenn die Gefahr einer fäkalen Verunreinigung mit Zysten von E. histolytica besteht (Endemiegebiete mit niedrigem hygienischen Standard)
  • Auch chloriertes Wasser kann hohe Konzentrationen an Amöben enthalten und sollte unbedingt abgekocht werden

Cook it, peel it or leave it!

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Amöbiasis

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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