Zusammenfassung
Ein Pleuraerguss ist eine Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle zwischen Lunge und Brustwand. Handelt es sich um eine zell- und eiweißarme Flüssigkeit, wird dies als Transsudat bezeichnet. Es entsteht infolge eines vermehrten Flüssigkeitsaustritts aus den Kapillaren bei einer Stauung oder einer pathologischen Zusammensetzung des Blutes. Ist die Flüssigkeit hingegen zell- und eiweißreich, handelt es sich um ein Exsudat. Dieses entsteht in Folge einer entzündungs- oder tumorbedingten Störung der Barriere zwischen Blutbahn und Lymphwegen mit Austritt von Zellen. Der Erguss sammelt sich bei aufrechtem Oberkörper der Schwerkraft folgend in den Randwinkeln der Pleurahöhle. Perkutorisch fällt dann basal ein gedämpfter Klopfschall und auskultatorisch ein abgeschwächtes bis fehlendes Atemgeräusch auf. Nachweisverfahren der ersten Wahl ist die Ultraschalluntersuchung. Um die Genese zu klären, sollte jeder erste bzw. unklare Pleuraerguss punktiert und untersucht werden (Mikrobiologie, Zytologie, klinische Chemie). Erst große Pleuraergüsse führen zu Luftnot und können gegebenenfalls symptomatisch punktiert und drainiert werden. Generell steht die Therapie der Grundkrankheit im Vordergrund.
Ätiologie
Je nach Beschaffenheit des Ergusses lassen sich Transsudat und Exsudat mit jeweils typischen Ursachen unterscheiden.
Transsudat
- Pathophysiologie: Austritt von Flüssigkeit mit wenigen Zellen und Proteinen über die intakte Pleura aufgrund pathologischer Druckunterschiede, bspw.
- Hydrostatischer Druck↑ in den Pleurakapillaren
- Interstitieller Flüssigkeitsdruck↑ in der Lunge
- Intrapleuraler Druck↓
- Onkotischer Druck
- In Blutgefäßen↓
- Im Pleuraspalt↑
- Intraperitonealer Druck↑
- Häufige Ursachen
Exsudat
- Pathophysiologie: Austritt von Flüssigkeit mit reichlich Zellen und Proteinen in den Pleuraspalt aufgrund erhöhter Durchlässigkeit der Kapillarwände im Rahmen einer Entzündung oder Tumorerkrankung, bspw. durch
- Vermehrte Durchblutung (Hyperämie)
- Abflussbehinderung über Lymphbahnen
- Häufige Ursachen
- Pneumonie (parapneumonischer Erguss)
- Malignom
- Viruserkrankungen (virale Pleuritis)
- Lungenembolie
- Tuberkulose
Beiden Formen gemeinsam ist, dass die erhöhte Produktion von Lymphe die maximale Lymphrückresorption der Pleura (pleurale Lymphstromgeschwindigkeit) übersteigt! [1]
Symptomatik
- Zunächst inapparent
- Bei ausgeprägtem Pleuraerguss
- Ggf. Symptome der Grunderkrankung, siehe auch
Diagnostik
Anamnese und körperliche Untersuchung
- Anamnese [2]
- Vorerkrankungen
- Aktuelle/kürzlich zurückliegende Infektsymptomatik (respiratorischer Infekt, Fieber, Krankheitsgefühl, Gewichtsverlust)
- Zeitlicher Verlauf der Symptome
- Medikamenteneinnahme
- Asbestexposition
- Inspektion und Palpation
- Nachschleppen der betroffenen Thoraxhälfte (asymmetrische Thoraxexkursion)
- Stimmfremitus vermindert
- Auskultation
- Abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch
- Bronchophonie vermindert
- Perkussion: Gedämpfter Klopfschall (nach lateral ansteigend )
- Siehe auch: Primary Survey (Erstuntersuchung und Grundversorgung) für „Breathing“
Bildgebung zum Nachweis
Sonografie
- Lagerung: Sitzende Position
- Vorteil: Sehr empfindliche Nachweismethode
- Befund: Echoarme/-freie Struktur am ehesten in den am tiefsten stehenden Randwinkeln der Pleurahöhle (Recessus costodiaphragmaticus) zu sehen
Konventionelles Röntgen-Thorax
- Röntgen in 2 Ebenen: p.a.-Aufnahme in Seitenlage oder im Stehen , Seitaufnahme im Stehen [2]
- Befund: Homogene Verschattung in den am tiefsten stehenden Randwinkeln der Pleurahöhle (Recessus costodiaphragmaticus)
- Zwerchfellkontur aufgehoben
- Verschattung steigt nach lateral an (Meniskuszeichen); die von medial betrachtet konvexe Begrenzungslinie zwischen Lunge und Erguss wird dabei als Ellis-Damoiseau-Linie bezeichnet
- Verschattung steigt mit Ergussmenge nach kranial an
- Totale Verschattung der Lunge mit Verdrängung des Mediastinums nach kontralateral möglich
CT-Thorax
- Vorteil [2]
- Nachweis auch kleiner Ergussmengen
- Unterscheidung zwischen pleuralen Gewebsvermehrungen und Flüssigkeitsansammlungen
- Hinweise auf Ergussursache (bspw. Malignomnachweis)
- Durchführung: Idealerweise nach initialer Pleurapunktion
- Befund: Sichelförmiger Saum zwischen Lunge und Thoraxwand
Pleurapunktion
- Indikation
- Großer Erguss mit Dyspnoe (therapeutisch)
- Unklare Genese des Ergusses (diagnostisch)
- Durchführung (siehe auch: Pleurapunktion - Klinische Anwendung)
- Sonografische Beurteilung der Ergussmenge in sitzender Position
- Wahl des Punktionsortes
- Lokalanästhesie am Oberrand einer Rippe
- Punktion der Pleurahöhle von dorsal bzw. dorsolateral am Oberrand der Rippe entlang, wenn möglich unter sonografischer Kontrolle
- Max. 1,5 L Flüssigkeit in einem Eingriff ablassen, andernfalls droht Reexpansionsödem
- Mind. 3 Untersuchungsröhrchen entnehmen
- (Relative) Kontraindikation: Quick <50%; INR >1,5; Thrombozyten <50.000/μL
- Komplikationen: Infektionen, Blutungen, Nervenläsionen, Leber- und Milzverletzungen sowie Pneumothorax [3]
Bei diagnostischer Pleurapunktion muss nur eine Seite punktiert werden. Aber auch bei therapeutischer Indikation wird zunächst immer nur einseitig punktiert, aufgrund der Komplikationsgefahr!
Differenzialdiagnose Pleurapunktat
- Untersuchungen des Punktats
- Mikrobiologie: Bakterienkultur, evtl. Gram- oder Ziehl-Neelsen-Färbung
- Aspiration von 20 mL in eine sterile Spritze: Nativpräparat und Mikroskopie, ggf. PCR auf Mycobacterium tuberculosis
- Aspiration weiterer 20 mL und Beimpfung eines Blutkultur-Sets: Kulturelle Erregeranzucht
- Klinische Chemie
- Gesamteiweiß, LDH, spezifisches Gewicht
- Cholesterin, Triglyceride , Amylase und Lipase , ggf. Tumormarker
- Zellzahl und Glucose
- pH-Wert: Bei V.a. Pleuraempyem
- Pathologie
- Zytologischer Ausstrich zum Ausschluss eines malignen Ergusses (Tumorzellen ja/nein)
- Siehe auch: Exfoliativzytologie
- Aspiration von 20 mL Punktat in eine sterile Spritze und möglichst umgehender Transport in die Pathologie
- Mikrobiologie: Bakterienkultur, evtl. Gram- oder Ziehl-Neelsen-Färbung
- Light-Kriterien: Unterscheidung zwischen Exsudat und Transsudat; trifft mind. eines dieser Kriterien zu, handelt es sich um ein Exsudat
Transsudat versus Exsudat [4][5] | ||
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Transsudat bei Pleuraerguss | Exsudat bei Pleuraerguss | |
Gesamteiweißgehalt |
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Verhältnis Gesamteiweiß Pleuraerguss/Serum |
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LDH |
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Dichte bzw. spezifisches Gewicht |
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Cholesterin |
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Charakteristische Befunde verschiedener Pleuraerguss-Formen [1][2][4][5][6][7][8][9]
Charakteristische Befunde bei Pleurapunktion | |||
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Makroskopische Befunde | Mikroskopische Befunde/Zytologie | Laborchemische Befunde | |
Unkomplizierter Pleuraerguss |
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Komplizierter parapneumonischer Pleuraerguss |
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Pleuraempyem |
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Hämatothorax |
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Maligner Pleuraerguss |
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Chylothorax |
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Tuberkulose |
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Fistel zum Gastrointestinaltrakt |
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Verlaufs- und Sonderformen
Hämatothorax [5][10]
- Definition: Blutansammlung im Pleuraspalt
- Epidemiologie: Inzidenz bis zu 5%
- Ätiologie
- Spontan
- Traumatisch: Stumpfe oder perforierende Verletzungen des Brustkorbs
- Iatrogen
- Als Komplikation eines Spontanpneumothorax oder auch der Therapie
- Symptome/Klinik
- Dyspnoe
- Thorakale Schmerzen
- Kreislaufinstabilität
- Diagnostik
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung: Abgeschwächtes/fehlendes Atemgeräusch, gedämpfter Klopfschall
- Sonografie: Nachweis selbst geringer Mengen Blut bzw. Flüssigkeit
- Röntgen-Thorax: Basale Verschattung , ggf. Begleitverletzungen (bspw. Rippenfraktur, Pneumothorax)
- CT-Thorax
- Pleurapunktion: Blutiger Erguss (siehe auch: Charakteristische Befunde bei Pleurapunktion)
- Therapie
- Thoraxdrainage, siehe: Anlage einer Thoraxdrainage
- VATS zum operativen Debridement
- Ggf. operative Blutungsstillung
Ein blutiger Pleuraerguss ist verdächtig auf eine maligne Genese und bedarf einer Abklärung! [4]
Pleuraempyem/Pyothorax [6][10][11][12][13]
- Definition: Eiteransammlung in der Pleurahöhle
- Epidemiologie: In ca. 5% der Pneumonien
- Ätiologie
- Parapneumonisch im Rahmen einer Pneumonie bzw. eines Pleuraergusses, insb. bei geschwächter Immunabwehr
- Extrapulmonale Infektionen
- Benachbarte Entzündungen des Thorax (bspw. Mediastinitis) oder Bauchraumes
- Hämatogene Streuung im Rahmen einer Sepsis
- Posttraumatisch nach Thoraxtraumen, Lungeninfarkten oder Operationen
- Pathophysiologie: Bakterielle Pleurainvasion → Fibrinöse Pleuritis → Starke Granulozytenexsudation → Pleuraempyem
- Symptome/Klinik
- Deutlich reduzierter Allgemeinzustand
- Fieber
- Dyspnoe
- Diagnostik
- Körperliche Untersuchung: Abgeschwächtes/fehlendes Atemgeräusch, gedämpfter Klopfschall
- Labor: Leukozytose (>15.000/μL), BSG↑, CRP↑
- Sonografie
- Ergusslamelle ipsilateral zum Infiltrat
- Hohe Echogenität der Ergussflüssigkeit
- Hinweise auf Organisation des Pleuraergusses
- Röntgen-Thorax: Basale Verschattung, ggf. Spiegelbildung mit Lufteinschlüssen, Ellis-Damoiseau-Linie
- CT-Thorax: Gekammerte Ergüsse, Lufteinschlüsse
- Pleurapunktion
- Durchführung: Ultraschall- oder CT-gesteuert (siehe auch: Pleurapunktion - Klinische Anwendung)
- Interpretation siehe: Charakteristische Befunde bei Pleurapunktion
- Ggf. Bronchoskopie zum mikrobiologischen Erregernachweis
- Stadien
- Stadiengerechte Therapie
- Jedes Stadium
- Kalkulierte antimikrobielle Therapie
- Aminopenicillin plus β-Lactamase-Hemmer
- Alternativ: Clindamycin plus Cephalosporin der 2. Generation bzw. Cephalosporin der 3. Generation
- Bei Unverträglichkeit oder Misserfolg: Pneumokokken-aktives Fluorchinolon mit guter Anaerobierwirksamkeit, bspw. Moxifloxacin
- Ggf. Anpassung nach Vorliegen bakterieller Kulturergebnisse
- Thoraxdrainage oder Spül- und Saugdrainage zur kompletten Entfernung des Ergusses, siehe: Anlage einer Thoraxdrainage
- Weitere Maßnahmen
- Sauerstoffgabe je nach klinischem Bild
- Physiotherapie, insb. Atemtherapie
- Kalkulierte antimikrobielle Therapie
- Stadium I: Zusätzlich Spültherapie über Thoraxdrainage
- Stadium II zusätzlich erwägen
- Lokaltherapie mit Fibrinolytika: Urokinase, Streptokinase oder Alteplase lokal über liegende Drainage
- Chirurgische Intervention: Debridement mittels Video-assistierter Thorakoskopie (VATS)
- Stadium III: Chirurgische Sanierung (nach Abklingen der akuten Entzündung)
- Dekortikation mittels Video-assistierter Thorakoskopie (VATS)
- Thorakotomie mit Resektion des Empyemsacks
- Thorakoplastik mit Verkleinerung des Thoraxraumes
- Anlage eines Thorakostomas zur offenen Behandlung
- Jedes Stadium
- Komplikationen
- Prognose
- Parapneumonisches Empyem: Letalität ≥20%
- Pleuraempyem anderer Ursache: Letalität ≥10%
Bei einem Pleuraempyem sind in jedem Stadium die antibiotische Therapie sowie die Anlage einer Thoraxdrainage indiziert!
Maligner Pleuraerguss [1][4][5][14]
- Definition: Meist exsudativer Pleuraerguss durch Pleurametastasen oder direktes Tumorwachstum
- Ätiologie
- Pleurametastasen durch
- Bronchialkarzinom (ca. 40%)
- Mammakarzinom (ca. 25%)
- Malignes Lymphom (ca. 10%)
- Ovarialkarzinom (ca. 5%)
- Gastrointestinale Malignome (ca. 5%)
- Selten: Sarkome, Melanome oder unbekannter Primärtumor
- Pleuramesotheliom
- Pleurametastasen durch
- Symptome/Klinik
- Durch einen Pleuraerguss mit 500–2.000 mL Volumen
- Kardiorespiratorische Symptome
- Belastungsdyspnoe
- Unproduktiver Reizhusten
- Thoraxschmerz
- Je nach Grunderkrankung (bspw. B-Symptomatik)
- Diagnostik
- Körperliche Untersuchung: Abgeschwächtes/fehlendes Atemgeräusch, gedämpfter Klopfschall
- Sonografie: Echofreier oder echogener Erguss, frei auslaufend oder mäßig organisiert mit Fibrinsepten
- Röntgen-Thorax
- Ggf. Mediastinalverschiebung
- Atelektase bei zentralem Bronchialkarzinom
- Rigides Mediastinum bei Befall von Lymphknoten
- Ggf. solider Tumor der Pleura (meist bei Mesotheliom)
- CT-Thorax
- Zusätzliche Informationen zur Ausbreitung
- Ggf. weitere Staging-Untersuchungen, je nach Befund
- Pleurapunktion mit Ergusszytologie (siehe auch: Charakteristische Befunde bei Pleurapunktion)
- Pleurabiopsie
- Steigerung der diagnostischen Genauigkeit, insb. bei negativer Ergusszytologie
- Histologische Untersuchung, bspw. zur Therapieplanung
- Therapie
- Pleurapunktion, ggf. mit Einlage einer Drainage
- Strahlentherapie
- Systemische Chemotherapie
- Pleurodese
- Thorakoskopie oder Thorakotomie mit Dekortikation oder Pleurektomie
- Palliative Anlage einer getunnelten Dauerdrainage
- Kriterien für eine schlechte Prognose
Ein maligner Pleuraerguss ist Zeichen einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung und häufig mit einer schlechten Prognose verbunden!
Chylothorax [5][8][15]
- Definition: Ansammlung von Chylus im Pleuraspalt (Verdachtsdiagnose bei weißlichem Drainagesekret)
- Epidemiologie: Selten, aber lebensbedrohlich
- Ätiologie
- Iatrogen: Verletzung des Ductus thoracicus oder der Cisterna chyli bei zervikalen oder thoraxchirurgischen Eingriffen
- Traumatisch: Verletzung des Ductus thoracicus oder der Cisterna chyli durch stumpfes Trauma
- Neoplastisch: Benigne (bspw. Lymphangiom) oder maligne (bspw. Tumoren oder Lymphknotenmetastasen des Mediastinums)
- Vaskulär: Thrombose mit oberer Einflussstauung
- Kongenital: Atresie des Ductus thoracicus, Geburtstraumen, Fistel zwischen Ductus thoracicus und Pleura
- Pathophysiologie
- Verletzung oder Aufstau zentraler Lymphstämme
- Bei intakten Pleurablättern zunächst Chylomediastinum, im Verlauf dann Einbruch in den Pleuraspalt
- Sekretproduktion von ca. 2 L/Tag
- Symptome/Klinik
- Abgeschwächtes Atemgeräusch
- Bei ausgeprägtem Chylothorax: Zunehmende Dyspnoe, Kreislaufinstabilität
- Weißliches Drainagesekret bei Punktion oder liegender Thoraxdrainage
- Milchig weiß, geruchlos und nicht gerinnend
- Alkalischer pH-Wert
- Diagnostik
- Röntgen-Thorax p.a.: Zeichen des Ergusses mit Luft-Flüssigkeits-Spiegel und homogener Transparenzminderung
- CT-Thorax: Darstellung des Ductus thoracicus
- Pleurapunktion (siehe auch: Charakteristische Befunde bei Pleurapunktion)
- Provokationstest mit stark fetthaltigen Lebensmitteln erwägen
- Therapie
- Anlage einer Thoraxdrainage
- Reduktion der Chylus-Produktion: Fettarme Diät (bis hin zur völligen Karenz oraler Ernährung), medikamentöse Drosselung
- Pleurodese zum Verschluss des Pleuraspalts
- Ggf. Operation im Verlauf zur Ligatur des Ductus thoracicus
Syndromale Konstellationen
Bestimmte Konstellationen beim Auftreten eines Pleuraergusses können auf zugrunde liegende Ätiologien hinweisen.
- Meigs-Syndrom: Ovarialfibrom mit Aszites und Pleuraerguss
- Polyserositis: Bei rheumatologischen und autoinflammatorischen Syndromen auftretende Ergussbildungen an Pleurae, Peritoneum und Perikard
- Wichtigste Differenzialdiagnosen bei generalisierter Ergussbildung: Herzinsuffizienz, Hypoalbuminämie, Hypervolämie, Urämie
Differenzialdiagnosen
- Pleuraschwarte
- Pneumothorax
- Pleuritis
- Siehe auch: Differenzialdiagnose Pleurapunktat, Notfallmanagement - Breathing - Differenzialdiagnosen
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Pleuritis
- Definition und klinische Verlaufsformen: Entzündung der Pleura mit zwei Verlaufsformen
- Pleuritis sicca (Pleuritis fibrinosa): Starke atemabhängige Thoraxschmerzen ausgehend von der sensorisch innervierten Pleura parietalis, häufig dorsal oder lateral, verstärkt bei Inspiration oder Husten, Besserung bei Exspiration
- An die betroffene Seite gepresster Arm, um die Thoraxbewegungen zu reduzieren
- Auskultierbares Pleurareiben („Lederknarren“)
- Pleuritis exsudativa
- Entsteht häufig innerhalb kurzer Zeit aus einer Pleuritis sicca
- Ausbildung eines Pleuraergusses, Besserung der Schmerzsymptomatik durch die Separation der Pleurablätter
- Pleuritis sicca (Pleuritis fibrinosa): Starke atemabhängige Thoraxschmerzen ausgehend von der sensorisch innervierten Pleura parietalis, häufig dorsal oder lateral, verstärkt bei Inspiration oder Husten, Besserung bei Exspiration
- Ätiologie
- Infektiös
- Bakteriell: Parapneumonisch, Pleuritis tuberculosa
- Viral: Meist unproblematische, selbstlimitierende Verläufe
- Häufigste Erreger: Adenoviren (Erreger atypischer Pneumonien), Coxsackie-B-Viren, RS-Viren, Zytomegalieviren, Herpes-simplex-Viren
- Pilze: Sehr seltene Ursache für chronische Pleuritiden
- Parasitär: Bspw. bei Amöbiasis, Echinokokkose
- AIDS-assoziiert
- Nicht-infektiös
- Malignome
- Rheumatoide Arthritis
- Systemischer Lupus erythematodes
- Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis
- Benigne Asbestpleuritis
- Medikamenteninduzierte Pleuritis: Bspw. durch Amiodaron, Nitrofurantoin, Phenytoin, Methotrexat
- Infektiös
- Diagnostik
- Für die Pleuritis exsudativa siehe: Differenzialdiagnose Pleurapunktat, Notfallmanagement - Breathing - Differenzialdiagnosen
- Bei Pleuritis sicca: Klinische Diagnosestellung (siehe auch: Thoraxschmerz , Primary Survey (Erstuntersuchung und Grundversorgung) für „Breathing“)
- Therapie: Therapie der Grunderkrankung, symptomatische Schmerztherapie
-
Pleurapunktion: Bei großen Pleuraergüssen bzw. Atemnot infolge von Ergussbildung oder zu diagnostischen Zwecken
- Siehe auch: Pleurapunktion - Klinische Anwendung
-
Pleurapunktion: Bei großen Pleuraergüssen bzw. Atemnot infolge von Ergussbildung oder zu diagnostischen Zwecken
- Komplikationen: Pleuritis calcarea, Pleuraschwarte
Therapie
Kausale Therapie
- Behandlung der Grunderkrankung, bspw.
- Akute Herzinsuffizienz mit Schleifendiuretika, siehe auch: Therapie der akuten Herzinsuffizienz
- Pneumonie mit Antibiotika, siehe auch: Medikamentöse Therapie der ambulant erworbenen Pneumonie
Symptomatisch/Diagnostisch
- Pleurapunktion (siehe auch: Pleurapunktion - Klinische Anwendung): Bei Pleuraerguss
- Pleuradrainage: Bei rezidivierendem Pleuraerguss
- Bei malignem Erguss und/oder medikamentös nicht beherrschbaren Ergüssen evtl. mit anschließender chemischer Pleurodese (bspw. durch Talkum)
- Bei Pleuraempyem
- Videoassistierte Thorakoskopie (VATS)
- Bei malignem Pleuraerguss zur Histologiegewinnung
- Bei mittels Drainage nicht ausreichend kontrollierbarem, parapneumonischem Pleuraerguss
- Bei mit konventioneller Drainage nicht beherrschbarem Pleuraempyem
Bei Entwicklung von Symptomen eines Pneumothorax nach Punktion sollte unmittelbar ein Röntgen-Thorax erfolgen.[3]
AMBOSS-Pflegewissen: Pleuraerguss
Die Pflege von Patient:innen mit Pleuraerguss besteht aus der Beobachtung der Patient:innen, Unterstützung bei der Atmung, Maßnahmen bei Dyspnoe sowie dem Umgang mit einer liegenden Pleuradrainage.
Beobachten/Überwachen
- Basismonitoring
- Atmung, siehe AMBOSS-Pflegewissen: Überwachen der Atmung
- spO2
- Herzfrequenz
- Blutdruck
- Dyspnoezeichen: Hinweis auf eine eingeschränkte Ausdehnung der Lunge auf der betroffenen Seite, siehe auch AMBOSS-Pflegewissen: Dyspnoe
- Schmerzen: Insb. nach Pleurapunktion bzw. bei liegender Pleuradrainage
- Pleuradrainage: Dokumentation von Farbe und Menge des Sekrets sowie Durchlässigkeit des Drainagesystems
- Flüssigkeitsbilanzierung: Wird über eine liegende Pleuradrainage Ergussflüssigkeit abgelassen, wird diese in die Bilanzierung miteingerechnet
Medikamentöse Therapie
- Analgetika: Zum Vermeiden einer Schonatmung nach ärztlicher Anordnung
- Diuretika: Insb. bei dekompensierter Herzinsuffizienz nach ärztlicher Anordnung
- Antibiotika: Bei einer Pneumonie als Grunderkrankung nach ärztlicher Anordnung
- Ggf. Sauerstoffgabe: Nach ärztlicher Anordnung
Umgang mit liegender Pleuradrainage und Ablassen von Ergussflüssigkeit
Mobilisation/Positionierung
- Positionierung
- Atemunterstützende Positionierungen: Oberkörperhochlage
- Möglichst keine Positionierung auf die betroffene Seite: Erschwert die Belüftung der betroffenen Seite
- Bei liegender Pleuradrainage: Drainage darf niemals eingeklemmt werden, ggf. entsprechender Hinweis an selbstständigere Patient:innen
- Mobilisation
- Angepasst an den Allgemeinzustand der Patient:innen und insb. an Atemparameter und Dyspnoezeichen
- Wichtiger Bestandteil der Pneumonieprophylaxe
- Auf mögliche Schonhaltung durch Schmerzen und/oder liegende Pleuradrainage bei den Patient:innen achten
Weitere pflegerische Maßnahmen
- Pneumonieprophylaxe (siehe: AMBOSS-Pflegewissen: Pneumonieprophylaxe): Insb. bei größeren Pleuraergüssen keine ausreichende Ausdehnung der Lunge möglich
- Weitere Prophylaxen: Bedarfsgerecht, insb.
- Haut- und Körperpflege: Bedarfsgerechte Unterstützung bei reduziertem Allgemeinzustand und/oder Dyspnoe
- Kleidung: Bei liegender Pleuradrainage vorsichtig an- und ausziehen, ggf. Unterstützung anbieten
- Kleidung darf die Drainage nicht abklemmen
- Ärztlich festgelegte Trinkmengenbeschränkung: Je nach Ursache des Pleuraergusses
Spezielle Kommunikation
- Dyspnoe-Zeichen: Patient:innen anweisen, sich bei zunehmender Dyspnoe sofort zu melden
- Umgang mit der Pleuradrainage: Patient:innen aufklären, was bei einer liegenden Pleuradrainage beim An- und Auskleiden und bei der Mobilisation beachtet werden muss
- Prävention: Ist die Herzinsuffizienz Ursache für den Pleuraerguss, sollten die Patient:innen zur regelmäßigen Medikamenteneinnahme und zur Selbstbeobachtung auf frühe Anzeichen einer Dekompensation beraten werden
Komplikationen
Komplikationen der Punktion
- Pneumothorax
- Hämatothorax
- Versehentliche Organpunktion/-verletzung (z.B. Leber, Milz)
- Reexpansionsödem
Komplikationen bei Unterlassen einer Punktion
- Empyem
- Pleuraschwarte, selten Pleuritis calcarea
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- J90: Pleuraerguss, anderenorts nicht klassifiziert
- J91*: Pleuraerguss bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- J94*: Sonstige Krankheitszustände der Pleura
- J94.0: Chylöser (Pleura‑) Erguss
- J94.1 Fibrothorax
- J94.2: Hämatothorax
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.