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Hirnabszess

Letzte Aktualisierung: 13.12.2023

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Der Hirnabszess ist eine seltene infektiöse Erkrankung und entsteht aus einer lokal begrenzten Entzündung des Hirnparenchyms (Herdenzephalitis) durch Abkapselung. Ursächlich kann eine Vielzahl von Erregern sein. Meist handelt es sich um Bakterien; es können aber auch Infektionen mit Pilzen, Protozoen oder Würmern ätiologisch relevant sein. Die Erreger gelangen durch lokale Fortleitung (etwa bei Sinusitis oder Otitis), hämatogen (etwa bei infektiösen Endokarditiden) oder bei Traumata in das Hirnparenchym. Je nach Ort und Ausdehnung des Abszesses können Kopfschmerzen, Fieber und fokal-neurologische Defizite auftreten. Als typischer Befund zeigt sich in der Bildgebung des Kopfes durch die Abszesskapsel eine ringförmige Kontrastmittelanreicherung. Der Hirnabszess wird i.d.R. operativ und mittels antibiotischer Mehrfachkombination behandelt.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: 0,3–1,3 Fälle/100.000 Einwohner pro Jahr [1]
  • Alter [2]
    • Mittleres Alter zwischen 30 und 45 Jahren
    • 25% aller Hirnabszesse bei Kindern <15 Jahren
  • Geschlechterverteilung: > (2:1) [2]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Erreger [1]

Infektionswege

Prädisponierende Faktoren

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Symptomatiktoggle arrow icon

Die Symptomtrias aus Fieber, Kopfschmerzen und fokal-neurologischen Defiziten kommt nur bei 20% der Betroffenen vor.

Meist wird die Symptomatik durch die raumfordernde Wirkung des Abszesses bestimmt! Fieber tritt nur bei etwa der Hälfte der Patienten auf!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

Bildgebung [1]

MRT

CT

  • Typischer Befund: Zentral hypodense (nekrotische) Läsion mit ringförmiger Kontrastmittelaufnahme, umgeben von hypodensem Ödem
Hirnabszess - Stadienabhängigkeit der CT-Bildgebung (in MRT ähnlich)
Frühes Cerebritis-Stadium
  • Befund hypodens, unscharf begrenzt
  • Keine oder geringe diffuse KM-Anreicherung
Spätes Cerebritis-Stadium
  • Befund hypodens, zentral hypodenseres Areal
  • Unscharf begrenzte ringförmige KM-Anreicherung
  • Hypodenses Perifokalödem, ggf. mit raumfordernder Wirkung
Frühes Kapselstadium
  • Befund hypodens
  • Scharf begrenzte ringförmige KM-Anreicherung (Kapsel)
  • Hypodenses Perifokalödem, ggf. mit raumfordernder Wirkung
Spätes Kapselstadium
  • Befund zentral hypodens, Kapsel als leicht hyperdenser Ring (bereits nativ)
  • Scharf begrenzte ringförmige KM-Anreicherung
  • Perifokalödem rückläufig

Erregerdiagnostik [1]

Weitere Diagnostik [1]

Fokussuche [1]

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Pathologietoggle arrow icon

Hirnabszess - Entwicklungsstadien

  1. Frühe Cerebritis (ca. Tag 1–3 nach Infektion)
    • Fokal vorgeschädigtes Hirnparenchym (etwa mikrovaskuläre Läsion) obligat für Abszessentwicklung
    • Übertritt von Erregern (meist Bakterien) aus geschädigten Gefäßen ins Parenchym
    • Akkumulation von neutrophilen Granulozyten mit lokaler Entzündung und Ödembildung, in geringerem Maße auch nekrotische Areale
  2. Späte Cerebritis (ca. Tag 4–9 nach Infektion)
  3. Frühes Kapselstadium (ca. Tag 10–13 nach Infektion)
    • Neovaskularisation
    • Kollagenfasern: Ausbildung einer dünnen vaskularisierten Kapsel (in Bildgebung: KM-Aufnahme!)
  4. Spätes Kapselstadium (ca. 14 Tage nach Infektion)
    • Typische Abszesskonfiguration mit
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Andere raumfordernde Prozesse mit ringförmiger KM-Anreicherung in der CT

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemein [1]

  • Vorgehen
    • I.d.R operative und medikamentöse Therapie
    • Mitbehandlung des primären Infektionsfokus
  • Indikation
    • Alleinige medikamentöse Therapie
      • Frühstadium ohne Abkapselung (Cerebritis)
      • Multiple tief gelegene und/oder kleine Abszesse <2,5 cm (keine Raumforderung/Liquorabflussstörung)
    • Zusätzliche operative Therapie
      • Ventrikelnaher Abszess (CAVE: Perforationsgefahr!)
      • Chirurgisch günstige Lage
      • Ab einer Abszessgröße ≥ 2,5 cm

Operative Therapie [1]

  • Ziele
    • Erregerdiagnostik
    • Reduktion der Raumforderung
  • Methoden
    • Abszessaspiration
      • Standardverfahren
      • Stereotaktische Bohrlochtrepanation → Abszesspunktion und -aspiration
      • Anlage einer Spüldrainage möglich
    • Kraniotomie mit Abszessexzision
      • Offene Operation mit Entfernung der Abszesskapsel
      • Indikation
        • Gekammerte Abszesse
        • Fremdkörperentfernung (etwa Knochensplitter nach Trauma)
        • Nicht-aspirierbare, feste Abszesse
      • Kontraindikationen
    • Kraniotomie ohne Abszessexzision
      • Offene Operation mit Evakuation des Abszesses
      • Keine Entfernung der Abszesskapsel
    • Vorgehen bei Empyem

Medikamentöse Therapie [1]

Hirnabszess ambulant erworben – Antibiotische Therapie

Hirnabszess nosokomial oder posttraumatisch erworben – Antibiotische Therapie

Hirnabszess nach Organtransplantation oder Chemotherapie – Antibiotische Therapie

Antimykotische Therapie von Hirnabszessen

Therapie des Amöbenhirnabszesses [6]

Therapie von Komplikationen

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Prognosetoggle arrow icon

  • Letalität: Ca. 10% [1]
  • Verlauf
    • >50 % der Betroffenen nach Jahren größtenteils neurologisch genesen
    • Häufig persistierende neuropsychologische Defizite
  • Prognostische Faktoren für schlechteres Outcome, bspw.
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

G06.-: Intrakranielle und intraspinale Abszesse und Granulome

G07*: Intrakranielle und intraspinale Abszesse und Granulome bei anderenorts klassifizierten Krankheiten

Sonstiges

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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