Zusammenfassung
Coxsackieviren sind RNA-Viren, die zumeist über Tröpfchen- oder Schmierinfektionen übertragen werden. Es gibt zahlreiche Subtypen, die vereinfacht in Coxsackie-A- und Coxsackie-B-Viren unterteilt werden und unterschiedliche Krankheitsbilder auslösen. Für Coxsackie-A-Viren sind die Herpangina und die Hand-Fuß-Mund-Krankheit typisch, eine Infektion mit Coxsackie-B-Viren kann zu einer Myokarditis oder der epidemischen Pleurodynie führen. Eine Sommergrippe, virale Meningitis oder Konjunktivitis können durch beide Erregersubtypen ausgelöst werden.
Ausgelöste Erkrankungen nach Erreger
Infektionen mit Coxsackieviren verlaufen zumeist asymptomatisch. Je nach Virustyp können aber folgende Krankheitsbilder entstehen:
- Coxsackie A und B
- Sommergrippe: Grippaler Infekt, typischerweise in den Sommermonaten mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen
- Virale Meningitis
- Konjunktivitis
- Coxsackie A
- Coxsackie B
Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK)
Ätiologie
- Erreger: Enteroviren der Gruppe A, insb. Coxsackie A16, seltener Coxsackie A6 und A10 [1][2]
- Reservoir: Mensch
- Übertragung
- Kontaktinfektion (Schmierinfektion): Übertragung von Mensch zu Mensch über Körperflüssigkeiten und Stuhl (fäkal-oral)
- Tröpfcheninfektion
- Infektiosität
- In der 1. Woche hohe Kontagiosität, insb. ulzerierende Bläschen
- Auch nach Abklingen der Symptome noch über Wochen Ausscheidung des Virus im Stuhl
- Hoher Anteil asymptomatisch infizierter Personen
Epidemiologie
- Vorkommen: Häufig
- Im westpazifischen Raum häufig große Ausbrüche durch Enterovirus A71 mit schweren Verläufen
- Altersgipfel: Kinder <10 Jahren
- Saisonale Häufung: Spätsommer und Herbst
Klinik
- Inkubationszeit: 3–10 Tage
- Symptome
- >80% asymptomatische Infektionen
- Initial: Fieber, Appetitverlust, Halsschmerzen
- 1–2 Tage nach Fieberbeginn: Schmerzhafte Enantheme an Zunge, Zahnfleisch und Mundschleimhaut (zunächst rote Makulae, im Verlauf Vesikel und Ulzera)
- Weitere 1–2 Tage später: Makulöses oder makulopapulöses, teils auch vesikulöses Exanthem insb. an Handflächen und Fußsohlen, häufig auch an Gesäß, Genitalbereich, Knien und Ellenbogen, selten Juckreiz
- Verlauf: I.d.R. mild und selbstlimitierend innerhalb von 5–7 Tagen
Komplikationen
- Aseptische Meningitis/Enzephalitis [3]
- Polioartige Paresen
- Bei atypischen Verläufen: Ggf. Verlust von Finger- und Zehennägeln
Diagnostik
- Bei mildem Verlauf: Klinische Diagnose, i.d.R. keine Labordiagnostik notwendig
- Bei schwerem Verlauf bzw. unklarer Diagnose: Labordiagnostik
- Virusnachweis mittels Enterovirus-RT-PCR aus Stuhlprobe, Rachenabstrich und Bläschensekret
- Bei ZNS-Manifestation: Liquoruntersuchung
- Ggf. weiterführende Diagnostik
- Molekulare Typisierung mittels PCR in der proteinkodierenden VP1-Region mit anschließender Sequenzierung
- Virusisolierung mit anschließender Serotypisierung
- Serologie nur in Ausnahmefällen
- Aufgrund von Kreuzreaktionen schwierig zu bewerten (nur in Speziallaboratorien sinnvoll)
Therapie
- Keine kausale Therapie verfügbar
- Symptomatische Behandlung
- Antipyretika (siehe auch: Fiebersenkung in der Pädiatrie)
- Bei starkem Juckreiz: Antihistaminika oral, bspw. Cetirizin
Präventions- und Hygienemaßnahmen
- Generell
- Regelmäßiges Händewaschen mit Seife, insb. nach Windelwechsel und Toilettengang
- Regelmäßige gründliche Reinigung von Oberflächen und Gegenständen, bspw. Spielzeug und Türgriffen
- Vermeiden von engem Kontakt zu Erkrankten wie Küssen, Umarmen, Besteck teilen
- In Gemeinschaftseinrichtungen, bspw. Schulen und Kitas
- Kinder mit akuten Symptomen der HFMK: Kein Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen
- Nach Abklingen der Symptome und Eintrocknung der Vesikel: Wiederzulassung i.d.R. ohne ärztliches Attest möglich
- Weiterhin Einhaltung der Hygienemaßnahmen, da noch über Wochen das Virus ausgeschieden wird
- Ggf. Verwendung viruzider Desinfektionsmittel
- Umgang mit Kontaktpersonen
- Strikte Einhaltung der Händehygiene
- Ausschluss von Kontaktpersonen aus Gemeinschaftseinrichtungen i.d.R. nicht erforderlich
- Impfung: Im westpazifischen Raum sind Impfstoffe gegen Enterovirus A71 verfügbar
Enterovirus-Infektion bei Schwangeren und Neugeborenen
-
Enterovirus-Infektionen während der Schwangerschaft
- Verlauf meist mild oder asymptomatisch, sehr selten schwere Komplikationen
- Bei peripartaler Infektion: Risiko einer Übertragung auf das Kind
-
Enterovirus-Infektion Neugeborener
- Verlauf i.d.R. mild
- Selten systemische Infektion mit fulminantem Verlauf
Mehr als 80% der Infektionen verlaufen asymptomatisch!
Epidemische Pleurodynie (Bornholm-Krankheit)
Ätiologie
- Erreger: Meist Coxsackie B-Viren (B1–B5), selten Coxsackie-A-Viren oder Echoviren [4][5][6][7][8]
- Übertragung: Kontakt- und/oder Schmierinfektion
- Infektiosität [9]
- Hohe Kontagiosität, bereits einige Tage vor Symptombeginn
- Auch nach Abklingen der Symptome noch über Wochen Ausscheidung des Virus im Stuhl
Epidemiologie
- Altersgipfel: Kinder und Jugendliche
- Saisonalität: Sommer und Herbst
Klinik
- Leitsymptom: Akut einsetzender, stechender, atemabhängiger, gürtelförmiger Thoraxschmerz, ggf. auch epigastrisch und/oder im unteren Rücken
- Grippeähnliche Symptome: Abgeschlagenheit, Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Erbrechen
- Ggf. Myalgie und Muskelschwäche anderer Muskelgruppen (z.B. Extremitäten, Schultergürtel)
- Verlauf: I.d.R. mild und selbstlimitierend innerhalb von 4–13 Tagen [9]
Komplikationen (selten)
Diagnostik
- Auskultation: Ggf. pleuritisches Reiben
- Labor
- Bildgebung
- Sonografie, Röntgen, CT: Unauffällig oder Pleuraerguss (bei Pleuritis)
- Ggf. muskuläre Inflammationszeichen im MRT
- Bei unklarer Diagnose: Ausschluss von Myokardinfarkt, Pneumothorax, Pleuritis, Pneumonie und Rippenfrakturen
Therapie
- Keine kausale Therapie verfügbar
- Symptomatische Behandlung
- Analgetika
- Lokale Wärmeanwendung
Meldepflicht
Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine bundesweite Meldepflicht für Infektionen durch Enteroviren (und somit auch Coxsackieviren). Es gibt jedoch eine amtliche Meldepflicht in Sachsen. [1]
- Labormeldepflicht: Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen ): Direkter oder indirekter Nachweis namentlich meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen
Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Coxsackievirus A und B
Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- B08.-: Sonstige Virusinfektionen, die durch Haut- und Schleimhautläsionen gekennzeichnet sind, anderenorts nicht klassifiziert
- Exklusive: Stomatitis-vesicularis-Viruskrankheit (A93.8)
- B08.4: Vesikuläre Stomatitis mit Exanthem durch Enteroviren
- B33.-: Sonstige Viruskrankheiten, anderenorts nicht klassifiziert
- B33.0 Pleurodynia epidemica
- Bornholmer Krankheit
- Myalgia epidemica
- B33.0 Pleurodynia epidemica
- B34.-: Viruskrankheit nicht näher bezeichneter Lokalisation
- B34.1: Infektion durch Enteroviren nicht näher bezeichneter Lokalisation
- Infektion durch Coxsackieviren o.n.A.
- B34.1: Infektion durch Enteroviren nicht näher bezeichneter Lokalisation
- B97.-:! Viren als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind
- B97.1!: Enteroviren als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.