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Femurfraktur im Kindesalter

Letzte Aktualisierung: 18.9.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Femurfraktur ist eine eher seltene Verletzung im Kindesalter, die typischerweise nach einem Verkehrsunfall oder einem Sturz bei Sport- bzw. Freizeitaktivitäten auftritt. Nach Lokalisation werden proximale, Schaft- und distale Frakturen unterschieden, wobei Schaftfrakturen am häufigsten sind. Klinisch kommt es v.a. zu allgemeinen Frakturzeichen wie lokalem (Druck‑)Schmerz, Hämatom oder Schwellung und einer Gangunfähigkeit. Die Diagnose ist i.d.R. verlässlich anhand von Anamnese und körperlicher Untersuchung sowie konventionellen Röntgenaufnahmen zu stellen.

Die Therapie wird maßgeblich vom Alter des verletzten Kindes und der Lokalisation der Fraktur beeinflusst. Besonders Kleinkinder bis zu 3 Jahren werden häufig konservativ behandelt. Bei älteren Kindern bzw. bei offenen oder dislozierten Frakturen ist dagegen fast immer eine operative Versorgung notwendig. Zu den möglichen Komplikationen zählen neben der avaskulären Hüftkopfnekrose im Kindesalter v.a. Wachstumsstörungen der distalen Wachstumsfuge sowie bleibende Bewegungs- und Funktionseinschränkungen.

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Epidemiologietoggle arrow icon

Epidemiologie der kindlichen Femurfraktur [1]
Fraktur Inzidenz Geschlechterverhältnis
0–4 Jahre 5–9 Jahre 10–14 Jahre 15–19 Jahre
Proximale Femurfraktur 2 2 5 4 >
Femurschaftfraktur 25 12 8 16
Distale Femurfraktur 3 3 6 7

Eine Femurfraktur kommt bei Kindern insg. selten vor, die Schaftfraktur ist dabei die häufigste Form!

Die Inzidenz kindlicher Femurfrakturen hat zwischen den Jahren 2002 und 2017 deutlich abgenommen, das Geschlechterverhältnis gleicht sich zunehmend an!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Insb. bei Kindern, die noch nicht gehen können, ist eine Kindesmisshandlung als Ursache auszuschließen! [6]

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Proximale Femurfrakturtoggle arrow icon

AO-Klassifikation [7]

Epiphysäre Fraktur

AO-Klassifikation der proximalen epiphysären Femurfraktur im Kindesalter (Regio 31-E/)
Frakturtyp Komplexität
1 – Epiphysiolyse
2 – Epiphysiolyse mit metaphysärem Keil
7 – Avulsionsfraktur
8 – Intraartikuläre Flake-Fraktur

Metaphysäre Fraktur (Schenkelhalsfraktur)

AO-Klassifikation der proximalen metaphysären Femurfraktur im Kindesalter (Regio 31-M/)
Frakturtyp Frakturlage Grad Komplexität
2 – Inkomplette Fraktur Transzervikal I
Basozervikal II
Pertrochantär III
3 – Komplette Fraktur Transzervikal I
Basozervikal II
Pertrochantär III
7 – Avulsionsfraktur

Klassifikation nach Delbet [8]

Klassifikation nach Delbet
Frakturtyp Lokalisation Risiko einer posttraumatischen avaskulären Hüftkopfnekrose
I Transepiphysär 38%
II Transzervikal 28%
III Basozervikal 18%
IV Pertrochantär 5%

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Femurschaftfrakturtoggle arrow icon

AO-Klassifikation [4][7]

AO-Klassifikation der kindlichen diaphysären Femurfraktur (Regio 32-D/)
Frakturtyp Komplexität
2
4 – Transverse Fraktur
5 – Schräg- oder Spiralfraktur

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Distale Femurfrakturtoggle arrow icon

AO-Klassifikation [7]

Metaphysäre Fraktur

AO-Klassifikation der distalen metaphysären Femurfraktur im Kindesalter (Regio 33-M/)
Frakturtyp Komplexität
2 – Inkomplette Fraktur
3 – Komplette Fraktur
7 – Avulsionsfraktur

Epiphysäre Fraktur

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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Allgemeine Frakturzeichen, bspw.
    • Lokaler (Druck‑)Schmerz
    • Hämatom, Schwellung
    • Sichtbare Fehlstellung
    • Bewegungseinschränkung
    • Schonhaltung in Beugestellung
  • Motorische und/oder sensible Ausfälle
  • Durchblutungsstörungen
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Vorgehen in der Notaufnahmetoggle arrow icon

Viele Wirkstoffe zur Analgesie bzw. Analgosedierung (bspw. Fentanyl, Esketamin oder Midazolam) können über einen speziellen Zerstäuber auch intranasal verabreicht werden! Dem Kind kann so der Stress einer Venenpunktion zunächst erspart bleiben!

Durch die Ruhigstellung des Oberschenkels sollten keine weiteren Schmerzen zugefügt werden! Eine Bewegung des Hüftgelenkes sollte vermieden werden!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese und körperliche Untersuchung [3]

Bildgebende Diagnostik

Konventionelle Röntgenaufnahme

Bei eindeutiger OP-Indikation kann präoperativ auf die zweite Ebene verzichtet werden!

Weitere Verfahren [19][20][21]

Weitere bildgebende Diagnostik bei kindlichen Femurfrakturen
Verfahren Typische Indikationen Mögliche Befunde
CT
MRT
  • Durchblutung des Hüftkopfes
  • Fugenverletzung
  • Weichteilschaden
  • (Undislozierte) Fraktur
Sonografie
  • Frakturausschluss bei unklarem radiologischen Befund
  • Nachweis einer Epiphysenlösung (Salter-Harris-I-Verletzung) bei Neugeborenen und Babys

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Therapietoggle arrow icon

Die Therapie der kindlichen Femurfraktur ist abhängig von der Lokalisation, dem Dislokationsgrad sowie dem Lebensalter.

Für die gemeinsame initiale Versorgung siehe:

Für das weitere therapeutische Vorgehen in Abhängigkeit von der Lokalisation siehe:

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Proximale Femurfrakturtoggle arrow icon

Konservative Therapie

Operative Therapie

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Femurschaftfrakturtoggle arrow icon

Konservative Therapie [4]

  • Indikation
  • Vorgehen
  • Verlaufskontrolle: Konventionelle Röntgenaufnahme
    • Tag 0: Nach Becken-Bein-Gips Anlage
    • Tag 4: Nach Extensionsverband
    • Tag 14–21: Konsolidierung und Freigabe
  • Nachbehandlung: Eigenmobilisation nach erfolgter Ruhigstellung

Unabhängig vom Dislokationsgrad heilen fast alle Femurschaftfrakturen bei Neugeborenen konservativ aus!

Operative Therapie [4]

  • Indikation
    • Alter: Kinder >3. Lebensjahr
    • Gewicht: >10–15 kgKG
    • Überschreiten der altersspezifischen Korrekturgrenzen
Akzeptable Fehlstellung am Femurschaft [25]
Fehlstellung im 1. Lebensjahr ≤3. Lebensjahr ≤10. Lebensjahr >10 Jahre
Varus/Valgus (°) 30/20 25/15 10/10 5/5
Ante-/Rekurvation (°) 20/15 20/10 15/10 5/5
Verkürzung (cm) 2 2 1 1
  • Vorgehen
  • Verlaufskontrolle: Konventionelle Röntgenaufnahme
    • Tag 0: Intraoperative Abschlusskontrolle
    • Tag 28: Kallusüberbrückung/Konsolidierung
    • Tag 56: Sportfreigabe
    • Vor Implantatentfernung
  • Nachbehandlung
    • Bei intramedullärer Nagelung (ESIN)
      • Primär übungsstabil: Mobilisierung an Unterarmgehstützen
      • Sohlenkontakt bis zur überbrückenden Kallusbildung (ca. 4 Wochen)
      • Gangschule
      • Implantatentfernung nach 4–6 Monaten
    • Bei Fixateur externe
      • Primär belastungsstabil
      • Abhängig von Weichteilschaden und Verletzungsbild
      • Entfernung bei Kallusbildung nach 6–8 Wochen
    • Nachkontrollen: Regelmäßige posttraumatische klinische Kontrollen

Femurschaftfrakturen werden ab dem 3. Lebensjahr fast immer operativ versorgt!

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Distale Femurfrakturtoggle arrow icon

Konservative Therapie

Operative Therapie

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Perioperatives Managementtoggle arrow icon

Für das allgemeine perioperative Management bei Kindern siehe: Grundlagen der Kinderanästhesie

Ein hoher postoperativer Schmerzmittelbedarf kann auf das Vorliegen einer Ischämie oder eines Kompartmentsyndroms hinweisen!

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Komplikationentoggle arrow icon

Allgemeine Komplikationen

Postoperative Komplikationen

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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