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Geburtseinleitung

Letzte Aktualisierung: 13.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Unter einer Geburtseinleitung versteht man die iatrogene Induktion muttermundwirksamer Wehen. Besonders häufig kommen dabei Medikamente (bspw. Prostaglandine oder Oxytocin) zum Einsatz, eine Geburt kann jedoch auch mechanisch (bspw. durch Amniotomie) oder mittels alternativer Methoden eingeleitet werden. Bei der Indikationsstellung gilt es insb. die Risiken einer Fortführung der Schwangerschaft gegen eine möglicherweise frühzeitige Entbindung abzuwägen. Die häufigsten Indikationen umfassen u.a. Terminüberschreitung, vorzeitigen Blasensprung, Oligohydramnion und fetale Wachstumsretardierung. Das individuelle Prozedere sollte stets in Absprache mit der Patientin erfolgen.

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Allgemeinestoggle arrow icon

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Management der Geburtseinleitungtoggle arrow icon

Aufklärung

Vor einer Geburtseinleitung muss die Patientin über alle Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Ebenfalls müssen ihr die Gründe für eine notwendige Geburtseinleitung erläutert und mögliche Alternativen aufgezeigt werden.

Voraussetzungen [1]

CTG-Monitoring

Es gibt keine genaue Empfehlung für die Dauer der CTG-Überwachung nach medikamentöser Geburtseinleitung. Folgendes Schema kann dennoch angewandt werden:

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Indikationen und Kontraindikationentoggle arrow icon

Indikationen einer Geburtseinleitung

Es gibt zahlreiche fetale und maternale Indikationen für eine Geburtseinleitung. Ab der 42+0 SSW spricht man von Übertragung (Geburtshilfe) – spätestens ab diesem Zeitpunkt sollte eine Geburtseinleitung oder eine primäre Sectio caesarea erfolgen, da das fetale Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko bereits ab der 38+0 SSW kontinuierlich ansteigt. Im Folgenden sind die wichtigsten fetalen und maternalen Indikationen aufgeführt. [2][2]

Fetale Indikationen [3]

Maternale Indikationen [3]

Kontraindikationen einer Geburtseinleitung

Absolute Kontraindikationen

Relative Kontraindikationen

Medikamentenspezifische Kontraindikationen

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Medikamentöse Geburtseinleitungtoggle arrow icon

Die medikamentöse Geburtseinleitung kann mittels Oxytocin oder Prostaglandinen erfolgen und sollte stets im Krankenhaus und unter CTG-Kontrolle durchgeführt werden. Die Wahl des Medikaments richtet sich u.a. nach Reife der Zervix (Bishop-Score) und nach Kontraindikationen. Nach vorausgegangener Sectio caesarea ist das Risiko für eine Uterusruptur bei einer medikamentösen Geburtseinleitung deutlich erhöht. Bei reifer Zervix können die Wehen mittels Oxytocin induziert werden.

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Geburtseinleitung mit Oxytocintoggle arrow icon

Oxytocin [3]

Bei einer medikamentösen Geburtseinleitung mittels Oxytocin oder Prostaglandinen besteht die Gefahr der Überstimulation mit einem nachfolgenden Wehensturm. Daher müssen bei der Applikation immer Tokolytika griffbereit sein!

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Geburtseinleitung mit Prostaglandinentoggle arrow icon

Allgemeines

Prostaglandin-E2-Präparate (PGE2-Präparate)

PGE2-Gel intrazervikal (Prepidil®-Gel)

PGE2-Gel intravaginal (Minprostin®-Gel)

PGE2-Vaginaltablette intravaginal (Minprostin®-Vaginaltablette)

Vaginales Prostaglandin-Freisetzungssystem PGE2 (Propess®)

Prostaglandin-E1-Präparate (PGE1-Präparate)

Misoprostol oral

Seit September 2021 ist in Deutschland das Misoprostol-Präparat Angusta® zur Geburtseinleitung zugelassen. Der Off-Label Use früherer Präparate (bspw. Cytotec®) kann so durch ein zugelassenes Präparat ersetzt werden (siehe auch: Rote-Hand-Brief zu Cytotec®). Die WHO empfiehlt aufgrund einer Cochrane-Analyse mit 14.000 Patientinnen eine Einzeldosis von 25 μg für eine Geburtseinleitung. Letztendlich gelten klinikinterne Standards. [13][14][15][16][17]

Vaginales Prostaglandin-Freisetzungssystem PGE1 (Misodel®)

In einem im Jahr 2017 veröffentlichten Rote-Hand-Brief zu Misodel® wurde über exzessive uterine Tachysystolien berichtet, die möglicherweise nicht auf eine Tokolyse ansprechen. Laut Hersteller wurde dieses Präparat im Jahr 2019 aufgrund unternehmerischer Gründe aus dem Sortiment genommen. [20][21]

Bei einer medikamentösen Geburtseinleitung mittels Oxytocin oder Prostaglandinen besteht die Gefahr der Überstimulation mit einem nachfolgenden Wehensturm. Daher müssen bei der Applikation immer Tokolytika griffbereit sein!

Oxytocin kann bereits 30 min nach Entfernung eines Prostaglandin-Inserts verabreicht werden. Nach Gabe intravaginaler oder intrazervikaler Prostaglandine muss jedoch 6 h abgewartet werden!

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Mechanische Geburtseinleitungtoggle arrow icon

Neben der medikamentösen gibt es auch mechanische Formen der Geburtseinleitung, jedoch ist die Entbindungsrate nach medikamentöser Geburtseinleitung wesentlich höher. Mechanische Geburtseinleitungsmethoden spielen eine untergeordnete Rolle und kommen aufgrund einer geringeren Rate an Uterusrupturen v.a. nach vorausgegangener Sectio caesarea zur Anwendung.

  • Eipollösung
    • Voraussetzung: Auch bei unreifem Muttermundsbefund geeignet
    • Durchführung
      • Einführen eines oder zweier Finger in den Muttermund
      • Ablösen der Fruchtblase vom unteren Uterinsegment mit kreisenden Bewegungen → Prostaglandinfreisetzung
    • Wirksamkeit: Studienqualität gering, scheint aber ein effektives Verfahren zur Geburtseinleitung zu sein
  • Ballonkatheter
    • Voraussetzung: Auch bei unreifem Muttermundsbefund geeignet
    • Kontraindikationen
    • Durchführung
      • Doppelballonkatheter (z.B. Cook®): Einlegen des Katheters in die Zervix, ein Ballon verbleibt intrauterin, der andere intravaginal, Auffüllen der Ballons mit etwa 80 mL Flüssigkeit
      • Einzelballonkatheter (z.B. Foley®): Einlegen des Katheters durch die Zervix, der Ballon verbleibt intrauterin, Auffüllen des Ballons mit etwa 30–80 mL Flüssigkeit
      • Entfernung bei Wehenbeginn oder nach spätestens 12 h [3][6]
      • Am effektivsten in Kombination mit Oxytocin oder Prostaglandinen
    • Vorteile
    • Nachteile: Schmerzen, Gefahr aszendierender Infektionen [6]
  • Hygroskopische Stäbchen (Dilapan®)
    • Voraussetzung: Auch bei unreifem Muttermundsbefund geeignet
    • Durchführung: Einlegen von bis zu fünf hygroskopischen Stäbchen in den Muttermund, die aufquellen und den Muttermund mechanisch weiten
    • Nachteile: Teuer
    • Vorteile
      • Keine systemischen Nebenwirkungen
      • Keine Antibiotikaprophylaxe notwendig
  • Amniotomie in Kombination mit Oxytocin [3]
    • Voraussetzung
    • Durchführung: Künstliche Sprengung der Fruchtblase mittels Fingerling mit kleinem Häkchen

Bei einer Amniotomie kann es zu einem Nabelschnurvorfall kommen!

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Alternative Methodentoggle arrow icon

Zu den nachfolgenden alternativen Methoden der Geburtseinleitung gibt es keine evidenzbasierten Daten. Obwohl sie noch oft im klinischen Alltag angewendet werden, werden sie nicht mehr empfohlen und sollten nur noch im Rahmen klinischer Studien durchgeführt werden. [3]

Regelmäßiger Koitus [22][23]

Nelkenöltampon [24]

„Wehencocktail“ mit Rizinusöl (Off-Label Use) [3][25][26]

  • Voraussetzung: Keine
  • Kontraindikationen: Keine
  • Durchführung: Einnahme eines speziellen „Cocktails“ mit Rizinusöl
  • Wirkungsmechanismus: Verstärkung der Darmbewegung, dadurch wehenauslösend

Weitere Methoden

  • Akupunktur
  • Bauchmassage mit ätherischen Ölen
  • Wehentee
  • Bewegung (z.B. Spazierengehen)
  • Scharf gewürzte Speisen
  • Mamillenstimulation
  • Homöopathie, bspw. Caulophyllum
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2020toggle arrow icon

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