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Abort und intrauteriner Fruchttod

Letzte Aktualisierung: 28.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Von einem Abort oder einer Fehlgeburt spricht man, wenn eine Schwangerschaft vorzeitig mit der Geburt eines leblosen Neugeborenen endet, dessen Geburtsgewicht unter 500 g liegt. Dem können u.a. hormonelle oder anatomische Schwangerschaftshemmnisse, Entwicklungsstörungen der fetoplazentaren Einheit oder äußere Einflüsse zugrunde liegen. Insb. bei einem wiederholten Spontanabort sollten diese möglichen Ursachen abgeklärt werden. Unter den verschiedenen Abortformen nimmt der Abortus imminens (drohender Abort) eine Sonderstellung ein, da bei diesem noch eine Überlebenschance des Embryos besteht. Bei allen übrigen Formen des Fehlgeburtsgeschehens kann je nach Schwangerschaftsalter eine konservative, eine medikamentöse oder eine operative Therapie angestrebt werden. Von einer Fehlgeburt unterschieden werden die Begriffe „Tot“- und „Lebendgeburt“: Sobald ein totes Neugeborenes ein Geburtsgewicht von 500 g überschreitet, gilt es als Totgeburt und muss standesamtlich beurkundet und ordnungsgemäß bestattet werden. Das gleiche Vorgehen gilt für ein lebend geborenes Kind (Lebendgeburt), welches jedoch nach der Geburt verstirbt. Die Diagnose eines in utero verstorbenen Fötus nach 24+0 SSW wird als intrauteriner Fruchttod bezeichnet. Er mündet in eine Totgeburt.

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Definitiontoggle arrow icon

Allgemeine Begriffserklärung [1][2]

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Klassifikationtoggle arrow icon

Übersicht

Übersicht der verschiedenen Abortformen
Abortform Bedeutung Zeichen
Abortus imminens reversibel
Abortus incipiens irreversibel
  • Symptomatik: Starke pathologische Blutungen ex utero, evtl. Unterbauchschmerzen
  • Klinische Untersuchung: Muttermund evtl. noch geschlossen (später offen)
  • Sonografie: Vitalzeichen reduziert oder fehlend bei sonografisch sichtbarem Embryo
Missed Abortion irreversibel
Abortus incompletus irreversibel
  • Symptomatik: Persistierende vaginale Blutungen ex utero, überperiodenstark, starke Schmerzen
  • Klinische Untersuchung: Muttermund geöffnet, Uterus klein und hart
  • Sonografie: Kein Embryo darstellbar, Schwangerschaftsreste darstellbar
Abortus completus irreversibel

Sonderform Abortivei

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Ca. 50–70% aller Schwangerschaften [5][6] , davon ca.
    • 30% bereits vor der Implantation
    • 30% nach der Implantation
    • 10–15% der bestätigten Schwangerschaften [3]
  • Korrelation zwischen Abortrate und zunehmendem Alter der Schwangeren
Korrelation zwischen Abortrate und Alter der Schwangeren [3][5][6]
Alter Wahrscheinlichkeit eines Aborts
25–29 Jahre Ca. 10%

30–35 Jahre

Ca. 25%

40 Jahre

Ca. 40%

>45 Jahre

53%

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Bei einem Großteil der Aborte bleibt die Ursache unklar. Die Wahrscheinlichkeit für einen Abort steigt mit zunehmendem Alter und der Anzahl vorangegangener Aborten (siehe auch: Prognose bei Spontanaborten).

Maternale Risikofaktoren [3][7]

Fetoplazentare Risikofaktoren

Iatrogene Risikofaktoren

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Symptomatiktoggle arrow icon

Die klinische Symptomatik richtet sich nach der Abortform, ein Abort kann jedoch auch komplett ohne Symptome ablaufen. Mögliche Symptome sind:

Bei einer schwangeren Frau mit vaginalen Blutungen muss an einen Abort gedacht werden!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Die Diagnostik erfolgt i.d.R. anhand des Leitsymptoms einer Blutung im 1. Trimenon. Erhärtet sich der V.a. einen Abort, erfolgt die differenzialdiagnostische Abklärung der verschiedenen Abortformen. Zusätzlich sollte zwecks Klärung der Abortursache eine Infektionsdiagnostik durchgeführt werden (siehe vaginale Erregerdiagnostik).

Befunde bei unterschiedlichen Abortformen

Befund Herzaktion Sonografie Bimanuelle Palpation [3] β-HCG-Verlauf

Abortus imminens

  • Vorhanden
  • Schwangerschaftsanlage zeitgerecht darstellbar
  • Evtl. retroamniales Hämatom [8]
  • Regelrecht ansteigend
Abortus incipiens
  • Verlangsamt/ Fehlend
  • Schwangerschaftsanlage darstellbar
  • Fruchthöhle evtl. entrundet
  • Fruchthöhle/Embryo evtl. im Bereich des isthmozervikalen Übergangs
  • Muttermund geschlossen oder geöffnet
  • Uterus
    • Regelrecht groß/klein
    • Hart oder weich
  • Regelrecht ansteigend oder abfallend
Missed Abortion
  • Fehlend [9]
  • Abfallend
Abortus incompletus
  • Fehlend
  • Nur Schwangerschaftsreste darstellbar
  • Abfallend
Abortus completus
  • Fehlend
  • Abfallend

Bei jeder Schwangeren mit Blutung muss die Blutgruppe inkl. Rhesusfaktor bestimmt werden! [3]

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Therapietoggle arrow icon

Abortus imminens

  • Allgemeinmaßnahmen
    • Regelmäßige Vitalitätskontrolle (mind. alle 10–12 d )
    • Veraltet: Bettruhe [3]
  • Medikamentöse Therapie [5]

Abortus incipiens, Abortus incompletus und Missed Abortion bei frühem Abort

Alle Patientinnen sollen über die Möglichkeit eines abwartenden, medikamentösen oder operativen Verfahrens aufgeklärt werden. Prinzipiell sind alle drei Optionen unter Berücksichtigung von Kontraindikationen im 1. Trimenon möglich. In Notsituationen, bspw. bei starker Blutung, wird oftmals eine Operation nötig. [3]

Folgeschwangerschaften [3]

  • Ohne Verzögerung möglich

Abortus incipiens, Abortus incompletus und Missed Abortion nach der 14. SSW [5][15]

Der Trauerprozess durch den Verlust der Schwangerschaft kann die Eltern sehr belasten und sollte nicht unterschätzt werden!

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Komplikationentoggle arrow icon

Febriler Abort [16][17][18]

Dead-Fetus-Syndrom [20][21][22]

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt nach Spontanabort(en) [2][23]
Anzahl Spontanaborte Maternales Alter in Jahren
25–29 30–34 35–39 40–44
1 Ca. 85% Ca. 80% Ca. 70% Ca. 52%
2 Ca. 80% Ca. 78% Ca. 62% Ca. 45%
3 Ca. 75% Ca. 70% Ca. 55% Ca. 32%
≥4 <65% <60% <45% <25%
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Wiederholter Spontanabort (WSA, habitueller Abort)toggle arrow icon

Allgemeines [1][2]

Diagnostik bei wiederholten Spontanaborten

Therapie [2]

  • Allgemeines
    • Stets empathischer Umgang mit der Patientin (und Partner:in)
    • Psychosoziale Hilfsangebote (bspw. Selbsthilfegruppen) zugänglich machen
    • Psychotherapeut:in oder Psychiater:in hinzuziehen
    • Evtl. professionelle Trauerbegleitung zugänglich machen
  • Spezielle Therapie, je nach Ursache (Auswahl)

Idiopathische wiederholte Spontanaborte [2]

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Intrauteriner Fruchttod (IUFT)toggle arrow icon

Definition

Epidemiologie [30][31]

Ätiologie

Diagnostik

  • Eindeutig keine kindliche Herzaktion mittels CTG und Ultraschall nachweisbar

Prozedere [5][6][22]

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Schwangerschaft mit abortivem Ausgang (O00O08)

  • Exklusive: Fortbestehen der Schwangerschaft bei Mehrlingsschwangerschaft nach Fehlgeburt eines oder mehrerer Feten (O31.1)
  • Die folgenden vierten Stellen sind bei den Kategorien O03O06 zu benutzen:
    • Hinweis: Inkompletter Abort schließt Retention von Konzeptionsprodukten nach Abort ein.
    • .0 Inkomplett, kompliziert durch Infektion des Genitaltraktes und des Beckens
      • Mit Zuständen, die unter O08.0 aufgeführt sind
    • .1 Inkomplett, kompliziert durch Spätblutung oder verstärkte Blutung
      • Mit Zuständen, die unter O08.1 aufgeführt sind
    • .2 Inkomplett, kompliziert durch Embolie
      • Mit Zuständen, die unter O08.2 aufgeführt sind
    • .3 Inkomplett, mit sonstigen und nicht näher bezeichneten Komplikationen
      • Mit Zuständen, die unter O08.3-O08.9 aufgeführt sind
    • .4 Inkomplett, ohne Komplikation
    • .5 Komplett oder nicht näher bezeichnet, kompliziert durch Infektion des Genitaltraktes und des Beckens
      • Mit Zuständen, die unter O08.0 aufgeführt sind
    • .6 Komplett oder nicht näher bezeichnet, kompliziert durch Spätblutung oder verstärkte Blutung
      • Mit Zuständen, die unter O08.1 aufgeführt sind
    • .7 Komplett oder nicht näher bezeichnet, kompliziert durch Embolie
      • Mit Zuständen, die unter O08.2 aufgeführt sind
    • .8 Komplett oder nicht näher bezeichnet, mit sonstigen und nicht näher bezeichneten Komplikationen
      • Mit Zuständen, die unter O08.3-O08.9 aufgeführt sind
    • .9 Komplett oder nicht näher bezeichnet, ohne Komplikation

Formen des Aborts

O07.-: Misslungene Aborteinleitung

  • Inklusive: Misslungene Abortinduktion
  • Exklusive: Inkompletter Abort (O03O06)
  • O07.0: Misslungene ärztliche Aborteinleitung, kompliziert durch Infektion des Genitaltraktes und des Beckens
    • Mit Zuständen, die unter O08.0 aufgeführt sind
  • O07.1: Misslungene ärztliche Aborteinleitung, kompliziert durch Spätblutung oder verstärkte Blutung
    • Mit Zuständen, die unter O08.1 aufgeführt sind
  • O07.2: Misslungene ärztliche Aborteinleitung, kompliziert durch Embolie
    • Mit Zuständen, die unter O08.2 aufgeführt sind
  • O07.3: Misslungene ärztliche Aborteinleitung mit sonstigen oder nicht näher bezeichneten Komplikationen
    • Mit Zuständen, die unter O08.3O08.9 aufgeführt sind
  • O07.4: Misslungene ärztliche Aborteinleitung ohne Komplikation
    • Misslungene ärztliche Aborteinleitung o.n.A.
  • O07.5: Misslungene sonstige oder nicht näher bezeichnete Aborteinleitung, kompliziert durch Infektion des Genitaltraktes und des Beckens
    • Mit Zuständen, die unter O08.0 aufgeführt sind
  • O07.6: Misslungene sonstige oder nicht näher bezeichnete Aborteinleitung, kompliziert durch Spätblutung oder verstärkte Blutung
    • Mit Zuständen, die unter O08.1 aufgeführt sind
  • O07.7: Misslungene sonstige oder nicht näher bezeichnete Aborteinleitung, kompliziert durch Embolie
    • Mit Zuständen, die unter O08.2 aufgeführt sind
  • O07.8: Misslungene sonstige oder nicht näher bezeichnete Aborteinleitung mit sonstigen oder nicht näher bezeichneten Komplikationen
    • Mit Zuständen, die unter O08.3O08.9 aufgeführt sind
  • O07.9: Misslungene sonstige oder nicht näher bezeichnete Aborteinleitung ohne Komplikation
    • Misslungener Abortversuch o.n.A.

O08.-: Komplikationen nach Abort, Extrauteringravidität und Molenschwangerschaft

O36.-: Betreuung der Mutter wegen sonstiger festgestellter oder vermuteter Komplikation beim Fetus

P96.-: Sonstige Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben

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