Zusammenfassung
Unsere Ernährungsweise beeinflusst nicht nur unsere Gesundheit, sondern wirkt sich auch maßgeblich auf Umwelt und Klima aus. Vor allem Ernährungsformen mit einem hohen Anteil tierischer und industriell verarbeiteter Produkte erhöhen das Risiko für viele Krankheiten, verbrauchen große Mengen natürlicher Ressourcen und treiben den Klimawandel voran (siehe auch: Planetary Health – Grundlagen). Eine ausgewogene und vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung ist daher ein wichtiger Hebel für die Krankheitsprävention, die globale Ernährungssicherheit und den Klimaschutz.
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Grundlagen der Ernährung sowie ihre Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt. Zudem werden Beispiele für gesunde und nachhaltige Ernährungskonzepte vorgestellt, um eine fundierte Ernährungsberatung im Kontext der planetaren Gesundheit zu ermöglichen.
Grundlagen zu Nahrungsbestandteilen und Energiebedarf
- Siehe auch
- Übersicht Ernährung für Einteilung, Funktion und Bedarf der Nahrungsbestandteile
- Vitamine - Klinische Anwendung für Grundlagen, Bedarf, Nahrungsquellen von Vitaminen sowie Hypo- und Hypervitaminosen
Kohlenhydrate
Grundlagen [1]
- Quellen: Bspw. Zucker, Getreide , Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte
- Metabolisierung
- Verdauliche Kohlenhydrate: Enzymatischer Abbau zu Monosacchariden → Resorption im Dünndarm
- Nicht-verdauliche Kohlenhydrate (Ballaststoffe): Fermentation durch das Darmmikrobiom → Entstehung kurzkettiger Fettsäuren → Aufnahme durch Enterozyten [2]
- Siehe: Kohlenhydrate für Biochemie und Stoffwechsel von Kohlenhydraten
Der menschliche Körper und das Darmmikrobiom stehen in einer symbiotischen Beziehung zueinander: Stoffwechselprodukte des Darmmikrobioms haben vielfältige, gesundheitsfördernde Effekte. Gleichzeitig werden Intaktheit und Diversität des Darmmikrobioms durch eine vielseitige und ballaststoffreiche Ernährung unterstützt! [2][3]
Einteilung und Vorkommen von Kohlenhydraten in der Nahrung [1] | |||
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Gruppe | Untergruppe | Komponenten | Vorkommen in der Nahrung |
Zucker |
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Polyole |
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Oligosaccharide |
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Polysaccharide |
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Qualitätsmerkmale von Kohlenhydraten [6][7][8]
- Blutzuckerwirksamkeit [1][9]
- Glykämischer Index (GI): Blutzuckerreaktion nach dem Verzehr von 50 g verdaulichen Kohlenhydraten aus einem Lebensmittel, ausgedrückt als Prozentsatz der Blutzuckerreaktion nach Verzehr von 50 g einer Referenzkohlenhydratquelle (meist reine Glucoselösung)
- Niedrig: <55
- Mittel: 56–69
- Hoch: 70–100
- Glykämische Last (GL):Produkt aus dem glykämischen Index eines Lebensmittels und dem Anteil verdaulicher Kohlenhydrate in einer Portion dieses Lebensmittels
- Niedrig: <10
- Mittel: 11–19
- Hoch: >20
- Suchdatenbank der University of Sydney für GI und GL verschiedener Lebensmittel unter Tipps & Links
- Glykämischer Index (GI): Blutzuckerreaktion nach dem Verzehr von 50 g verdaulichen Kohlenhydraten aus einem Lebensmittel, ausgedrückt als Prozentsatz der Blutzuckerreaktion nach Verzehr von 50 g einer Referenzkohlenhydratquelle (meist reine Glucoselösung)
- Gehalt an Vollkorn
- Gehalt an Ballaststoffen
- Gehalt an zugesetztem und freiem Zucker
Hochwertige Kohlenhydrate senken das Risiko für chronische Erkrankungen und zeichnen sich durch einen hohen Vollkorn- und Ballaststoffgehalt, eine niedrige glykämische Last und einen geringen Anteil an raffinierten Körnern und Zucker aus!
Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte und Vollkorn enthalten hochwertige Kohlenhydrate sowie wichtige Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe!
Zuckerfreie Süßungsmittel [10]
- Definition: Teils künstlich hergestellte Zusatzstoffe, die einen intensiven, süßen Geschmack vermitteln, jedoch keine oder kaum Kalorien haben
- Beispiele: Acesulfam K, Aspartam, Advantam, Cyclamat, Neohesperidin DC, Neotam, Saccharin, Sucralose, Stevia(-derivate), Thaumatin
- Gesundheitliche Effekte
- Potenzielle Langzeiteffekte: Risikosteigerung für Diabetes mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Erkrankungen und Mortalität
- Eher keine Langzeiteffekte auf das Körpergewicht
- Keine eindeutige Evidenz für Karzinogenität
Der Verzehr von bis zu 40 mg/kgKG Aspartam pro Tag gilt als unbedenklich! [11][12]
Die Langzeiteffekte zuckerfreier Süßungsmittel sind nicht eindeutig geklärt! Für Erwachsene können sie als temporärer(!) Ersatz für zuckergesüßte Getränke dienen; für Kinder sind sie nicht empfohlen. [10]
Proteine
Grundlagen [13][14]
- Proteinquellen
- Pflanzlich: Z.B. Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte, Getreide
- Tierisch: Z.B. Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte
- Aufbau: Proteine bestehen aus proteinogenen Aminosäuren (u.a. aus essenziellen Aminosäuren)
- Funktionen von Aminosäuren und Proteinen
- Bestandteil von Strukturproteinen und Funktionsproteinen (z.B. Transportproteine , Rezeptorproteine, Gerinnungsfaktoren, immunologisch relevante Proteine )
- Ausgangsstoffe für die Bildung von bspw. Enzymen, Peptidhormonen und DNA/RNA
- Synthesevorstufen zahlreicher Stoffwechselprodukte (z.B. Gallensäure, Neurotransmitter , Hormone )
- Energielieferant
- Siehe Aminosäuren und Proteine zu biochemischen Grundlagen, Verdauung und Resorption
Empfohlene tägliche Proteinzufuhr nach Altersgruppen [13][14] | ||
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Gruppe | Alter | Proteinmenge |
Säuglinge |
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Kinder und Jugendliche |
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Erwachsene |
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Qualitätsmerkmale von Nahrungsproteinen [15][16][17]
- Anteil essenzieller Aminosäuren
- Proteinverdaulichkeit: Anteil des aufgenommenen Proteins, der in Aminosäuren, Di- und Tripeptide gespalten und absorbiert wird
- Bestimmung durch den Digestible-Indispensable-Amino-Acid-Score (DIAAS) empfohlen
- Anteil weiterer Nährstoffe (z.B. Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Fette, Vitamine und Mineralstoffe) [18]
Entscheidend ist die Kombination verschiedener Proteinquellen bei der täglichen Nahrungsaufnahme. So kann der Körper auch ohne oder mit wenig tierischem Protein optimal versorgt werden und profitiert gleichzeitig von weiteren gesundheitsfördernden Bestandteilen pflanzlicher Lebensmittel. [19][20]
Fette und Öle
Grundlagen [21]
- Quellen: Tierische und pflanzliche Nahrungsmittel (siehe Tabelle: Beispiele und Vorkommen ausgewählter Fettsäuren)
- Fett: Besteht aus Fettsäuren und aus Glycerol-Gerüst (meist in Form von Triacylglycerol, TAG)
- Öl: Fett, das bei Raumtemperatur flüssig ist
- Einteilung der Fettsäuren anhand der Doppelbindungen
- Gesättigte Fettsäuren: Keine Doppelbindung
- Einfach ungesättigte Fettsäuren: Eine Doppelbindung
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: Mehrere Doppelbindungen
- trans-Fettsäuren: Ungesättigte Fettsäuren mit trans-Konfiguration mind. einer Doppelbindung
- Entstehen durch Hydrierung ungesättigter Fettsäuren im Pansen von Wiederkäuern (z.B Kühe, Schafe) oder durch industrielle Härtung von Pflanzenölen [22]
- Essenzielle Fettsäuren
- Linolsäure (Omega-6-Fettsäure) [23]
- α-Linolensäure (ALA, Omega-3-Fettsäure) [23][24]
- Siehe auch: Fettsäuren und Triacylglycerine für biochemische Grundlagen sowie Lipidverdauung und -resorption
Beispiele und Vorkommen ausgewählter Fettsäuren | ||
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Fettsäure | Beispiele | Nahrungsmittel mit hohem Gehalt [25][26] |
Gesättigte Fettsäuren |
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Einfach ungesättigte Fettsäuren | ||
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren |
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Die WHO empfiehlt, nicht mehr als 30% der täglichen Gesamtenergiezufuhr in Form von Fetten aufzunehmen! Es sollten hauptsächlich ungesättigte Fettsäuren, max. 10% gesättigte Fettsäuren und max. 1% trans-Fettsäuren zugeführt werden. [27]
Energiebedarf
Definitionen
- Energiebedarf: Menge an Nahrungsenergie, die für eine ausgeglichene Energiebilanz des Körpers (Energiezufuhr = Energieverbrauch) benötigt wird
- Energieverbrauch: Abhängig von Ruheenergieverbrauch und körperlicher Aktivität (Physical Activity Level, PAL)
- Gesamtenergieverbrauch = Ruheenergieverbrauch × PAL
- Ruheenergieverbrauch: Abhängig von vielen Faktoren, insb. von Alter und Geschlecht
- Leistungsumsatz (sog. Physical Activity Level, PAL): Abhängig von körperlicher Aktivität in Beruf und Alltag
- 1,2–1,3: Ausschließlich sitzende oder liegende Lebensweise
- 1,4–1,5: Ausschließlich sitzende Tätigkeit mit wenig oder keiner anstrengenden Freizeitaktivität
- 1,6–1,7: Sitzende Tätigkeit, teilweise gehende und stehende Tätigkeiten , wenig oder keine anstrengende Freizeitaktivität
- 1,8–1,9: Überwiegend gehende und stehende Tätigkeit
- 2,0–2,4: Körperlich anstrengende berufliche Tätigkeit oder sehr aktive Freizeittätigkeit
Richtwerte für die Energiezufuhr bei Erwachsenen
Alter | Richtwerte für die Energiezufuhr in kcal/d | |||||
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PAL-Wert: 1,4 | PAL-Wert: 1,6 | PAL-Wert: 1,8 | ||||
♂ | ♀ | ♂ | ♀ | ♂ | ♀ | |
19–24 Jahre |
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25–50 Jahre |
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51–64 Jahre |
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≥65 Jahre |
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Tabelle angelehnt an „Richtwerte für die durchschnittliche Energiezufuhr bei Personen unterschiedlichen Alters in Abhängigkeit vom Ruheenergieumsatz und der körperlichen Aktivität“ (DGE) [29] |
Ernährungsassoziierte Gesundheitsstörungen
Übersicht
- Metabolisch: Übergewicht, Adipositas, Dyslipidämie, Diabetes mellitus Typ 2, nicht-alkoholische Fettlebererkrankung
- Kardiovaskulär: Atherosklerose, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall
- Hämatologisch: Anämien
- Malignome: Insb. gastrointestinale Tumoren
- Gastrointestinale Erkrankungen
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Lactoseintoleranz, Nahrungsmittelallergien
- Infektneigung
- Bewegungsapparat: Osteoporose, Gicht, rheumatoide Arthritis
- Neurologisch: Funikuläre Myelose, Polyneuropathie, verminderte kognitive Leistungsfähigkeit, Demenz [31]
- Psychiatrisch: Essstörungen
Epidemiologie [32]
- Weltweit jährlich etwa 11 Mio. Todesfälle durch ernährungsassoziierte Risiken [33][34]
- Deutschland: 91% der Todesfälle durch nicht-übertragbare Krankheiten [34]
- Übergewicht und Adipositas
-
Prävalenz in Deutschland [35]
- Übergewicht: ♀: 29%, ♂: 43%
- Adipositas: ♀ und ♂: 18%
- Hoher BMI: Fünftgrößtes Mortalitätsrisiko in Deutschland [35]
- Risikosteigerung für zahlreiche Erkrankungen (siehe: Komplikationen der Adipositas)
-
Prävalenz in Deutschland [35]
- Kardiovaskuläre Erkrankungen: Ca. 18% der weltweiten kardiovaskulären Todesfälle auf Ernährungsfaktoren zurückzuführen [36]
- Onkologische Erkrankungen: Ernährungsfaktoren sind der weltweit zweitgrößte Risikofaktor für Neoplasien [30][37]
Beispiele für den Einfluss spezifischer Nahrungsbestandteile
- Kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen
- Vollkorn und Ballaststoffe: Vermindertes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 und Adipositas bei vermehrtem Verzehr [7][38]
- Hülsenfrüchte: Hinweise auf vermindertes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei vermehrtem Verzehr [39][40][41]
- Prozessiertes und rotes Fleisch: Gesteigertes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 bei vermehrtem Verzehr [42][43] [44][45]
- Eier: Kein erhöhtes Atheroskleroserisiko in der Allgemeinbevölkerung bei moderatem Verzehr [43]
- Fisch: Vermindertes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, insb. aufgrund des Omega-3-Fettsäuren-Gehalts (EPA, DHA) [24][43][46]
- trans-Fettsäuren: Wahrscheinlich erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, insb. KHK [22][47][48]
- Gesättige Fettsäuren: Reduziertes kardiovaskuläres Risiko durch Ersatz mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren [21][46][48]
- Onkologische Erkrankungen [30]
- Prozessiertes Fleisch: Mit hoher Sicherheit ursächlich für kolorektale Karzinome
- Rotes Fleisch: Wahrscheinlich ursächlich für kolorektale Karzinome
- Gepökelte Lebensmittel : Wahrscheinlich ursächlich für Magenkarzinome
- Ballaststoffe, Vollkorn- und Milchprodukte: Wahrscheinlich protektiv gegen kolorektale Karzinome
- Nicht-stärkehaltiges Gemüse und Früchte: Wahrscheinlich protektiv gegen verschiedene Karzinome der Luft- und Speisewege
- Ernährungsmuster mit hoher glykämischer Last: Wahrscheinlich Risikosteigerung für Endometriumkarzinome
- Einfluss spezifischer Nahrungsbestandteile
- Supplemente
- Calciumsupplemente: Wahrscheinlich protektiv gegen kolorektale Karzinome
- Hoch dosierte β-Carotin-Supplemente: Wahrscheinlich ursächlich für Lungenkarzinome bei (ehemaligen) Raucher:innen
- Kaffee: Wahrscheinlich protektiv gegen Leber- und Endometriumkarzinome
- Supplemente
Rotes Fleisch und insb. prozessiertes Fleisch steigern das Risiko für kolorektale Karzinome. [30][49]
Fisch ist eine wichtige Quelle mehrfach ungesättigter Fettsäuren (insb. Omega-3-Fettsäuren) sowie von Proteinen und Mikronährstoffen. Demgegenüber steht teilweise eine erhöhte Schadstoffbelastung mit bspw. Schwermetallen oder Antibiotika . Bei moderatem Verzehr überwiegen jedoch i.d.R. die gesundheitlichen Vorteile! [50][51]
Wirkmechanismen
Risikosenkende Faktoren: Beispiele
- Ballaststoffe
- Hoher Ballaststoffanteil → Bildung kurzkettiger Fettsäuren durch fermentierende Darmbakterien → Absorption durch Enterozyten → Sekretion von Sättigungshormonen → Verminderte Nahrungsaufnahme [52]
- Erhöhung der Viskosität und des Volumens des Nahrungsbreis im Magen-Darm-Trakt durch wasserlösliche Ballaststoffe → Magendehnung, verzögerte Magenentleerung → Sättigungssignal [53]
- Ballaststoffe können die Verdauung und Resorption anderer Nährstoffe vermindern [53][54]
- Hoher Ballaststoffanteil → Erhöhung des Stuhlvolumens, verkürzte Darmpassagezeit, Bindung und Verdünnung karzinogener Stoffe → Kontaktreduktion der Darmschleimhaut mit karzinogenen Stoffen [1][55][56]
- Hoher Ballaststoffanteil → Bildung kurzkettiger Fettsäuren durch fermentierende Darmbakterien → Erhalt der Darmbarriere, antiinflammatorische und antiproliferative Effekte [30][52]
- Vollkorn: Enthält viele potenziell antikarzinogene Stoffe [30]
- Fette: Omega-3-Fettsäuren [57] → Senkung des kardiovaskulären Erkrankungsrisikos [58][59]
- Calcium: Hoher Calciumgehalt → Bindung unkonjugierter Gallensäuren und freier Fettsäuren → Verminderte toxische Effekte auf die Darmmukosa [30]
Risikosteigernde Faktoren: Beispiele
- Energiedichte: Hoher Verzehr energiedichter, prozessierter Nahrung → Kalorienüberschuss → Übergewicht und Adipositas [60]
- Fleisch
- Hoher Verzehr roten und prozessierten Fleisches → Exposition gegenüber karzinogenen Stoffen im Darm → Oxidativer Stress, Inflammation und DNA-Schädigung [61]
- Purinreiche Ernährung → Anstieg der Harnsäurekonzentration → Ausfallen von Uratkristallen → Gicht
- Fette
- Hoher Anteil an Trans-Fettsäuren → Ungünstiges Lipoprotein-Profil → Atherosklerose [22]
- Hohe Zufuhr an gesättigten Fettsäuren → Gesamtcholesterin↑, LDL-Cholesterin↑, Triglyceride↓ [47]
Ernährungsassoziierte Klima- und Umwelteffekte
- Das Ernährungssystem zählt zu den größten Treibern der Klima- und Umweltveränderungen [59][62]
- Verursacht bis zu ⅓ der weltweiten Treibhausgasemissionen
- Umwelteffekte der Produktion tierischer Lebensmittel
- Hohe Treibhausgasemissionen
- Intensive Landnutzung
- Nitrat- und Phosphatbelastung
- Hoher Wasser- und Energieverbrauch
- Siehe auch: Einfluss der Klima- und Ökosystemveränderungen auf das globale Ernährungssystem
Umwelteffekte ausgewählter Lebensmittel im Vergleich [63]
Lebensmittel | Treibhausgasintensität | Ackerflächenverbrauch (m2/kg) | Wasserverbrauch (m3/kg) |
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Rindfleisch |
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Schweinefleisch |
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Geflügel |
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Milch |
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Eier |
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Süßwasserfisch |
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Hochseefisch |
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Hülsenfrüchte |
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Weizen |
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Sojabohnen |
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Nüsse |
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Reis |
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Gemüse |
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Früchte |
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Umwelteffekte des Fischkonsums [50][64]
- Konsum von Fisch und Meeresfrüchten: Verdopplung über die letzten 50 Jahre [50]
- Zunehmende Produktion in Aquakulturen [50][65]
- Deutlicher Rückgang der jährlichen Fangquoten seit 1990 [50][66]
- 60% der weltweiten Fischbestände vollständig befischt
- 30% der weltweiten Fischbestände überfischt [67]
- Umweltauswirkungen von freiem Fischfang und Fischzucht [64]
- Treibhausgasemissionen: Nutzung fossiler Brennstoffe für den freien Fischfang , die Bewirtschaftung von Aquakulturen und die Futtermittelproduktion
- Landnutzung: Für die Aquakulturbecken und die Futtermittelproduktion
- Wasserverbrauch: Für die Befüllung der Aquakulturbecken und die Futtermittelproduktion
- Ozeanversauerung: U.a. durch Verwendung fossiler Brennstoffe
- Belastung der Gewässer: Mit Düngemitteln, chemischen Schadstoffen und Medikamentenrückständen
- Rückgang der Biodiversität: Durch freien Fischfang und Aquakulturen
Die Überschreitung planetarer Belastungsgrenzen beeinträchtigt direkt und indirekt die Überlebensmöglichkeiten von Fischen und anderen marinen Lebewesen, was zunehmend die globale Ernährungssicherheit gefährdet!
Gesunde und nachhaltige Ernährung
- Grundsatz: Betrachtung von ernährungsassoziierten Erkrankungen, Umweltzerstörung und Klimawandel als syndemisches Problem [59]
- Kriterien für gesunde Ernährung im ganzheitlichen Sinne [68]
- Individuelle Gesundheit
- Adäquate individuelle Nährstoffversorgung
- Möglichst frei von gesundheitsschädigenden Stoffen [59]
- Planetare Gesundheit
- Ökologische Nachhaltigkeit
- Ethik und soziale Gerechtigkeit
- Individuelle Gesundheit
Eine vorwiegend pflanzenbasierte, ausgewogene Ernährung aus regionalen und saisonalen Lebensmitteln erfüllt die Kriterien einer gesunden und nachhaltigen Ernährung weitestgehend!
Umwelt- und Gesundheitsvorteile verschiedener Ernährungsformen
- Ergebnisse einer globalen Modellierungsstudie [63]
- Gegenüber der derzeit global vorherrschenden Ernährungsweise zeichnen sich bilanzierte Ernährungsformen mit geringem Fleisch- und hohem Pflanzenanteil durch gesundheitliche und umweltbezogene Vorteile aus
- Nährstoffe mit besonders kritischer (d.h. ungenügender) Zufuhr bei der derzeit global vorherrschenden Ernährungsweise
Umwelt- und Gesundheitseffekte von bilanzierten Ernährungsformen | |||
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Ernährungsform | Umweltauswirkungen | Kritische Nährstoffe | Potenzielle Reduktion der frühzeitigen Mortalität |
Flexitarisch |
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Pescetarisch |
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Vegetarisch |
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Vegan |
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Die Vorteile für Gesundheit und Umwelt bilanzierter Ernährungsformen zeigen sich besonders in einkommensstarken Staaten, in denen ein größerer Anteil tierischer Nahrungsmittel ersetzt werden kann!
Beispiele für gesunde und nachhaltige Ernährungsformen
- Beispiele für Ernährungsweisen, die neben der Gesundheitsförderung auch Nachhaltigkeitsziele verfolgen
Planetary Health Diet
Hintergrund
- Definition: Wissenschaftliches Rahmenkonzept für Ernährungsempfehlungen, das 2019 von der interdisziplinär zusammengesetzten EAT-Lancet-Kommission veröffentlicht wurde
- Übergeordnete Ziele
- Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention
- Ernährungssicherheit für eine wachsende Weltbevölkerung
- Nachhaltige Lebensmittelproduktion innerhalb planetarer Belastungsgrenzen
- Halbierung der Lebensmittelabfälle
Die Erhöhung des pflanzlichen Anteils und die Reduktion des tierischen Anteils stellen eine „Win-win“-Situation für Gesundheit und Umwelt dar!
Empfehlungen
- Angenommene tägliche Energiezufuhr: 2.500 kcal/d [69]
- Nahrungsbestandteile
- Proteine
- Vorrangiger Verzehr pflanzlicher Proteine (z.B. Hülsenfrüchte)
- Mehrmals wöchentlich Fisch und/oder Meeresfrüchte oder alternative Quellen von Omega-3-Fettsäuren (z.B. Mikroalgenöl)
- Moderater Verzehr von Huhn/Geflügel
- Geringer Verzehr roten und insb. prozessierten Fleisches
- Fette
- Vorrangiger Verzehr ungesättigter pflanzlicher Fettsäuren
- Geringer Verzehr gesättigter Fettsäuren
- Verzicht auf trans-Fettsäuren
- Kohlenhydrate
- Vorrangiger Verzehr komplexer Kohlenhydrate
- Moderater Verzehr von stärkehaltigem und Knollengemüse
- Geringer Verzehr einfacher Kohlenhydrate , insb. von Zucker
- Proteine
- Besondere Nahrungsmittel
- Gemüse und Früchte: Mind. 5 Portionen Gemüse pro Tag
- Nüsse: Ca. 50 g/d
- Milchprodukte: Moderater Verzehr (ca. 250 g/d) [70]
Vor dem Hintergrund des weltweiten Problems der Überfischung ist es ratsam, beim Kauf von Fisch auf Herkunft und Fangmethode zu achten!
Referenzwerte der Planetary Health Diet
Spezifische Referenzwerte | |||
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Lebensmittelgruppe | Lebensmittel/Beispiele | Makronährstoffzufuhr (mögliche Werte in g/d) | Kalorienzufuhr (in kcal/d) |
Vollkorngetreide |
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Stärkehaltiges- und Knollengemüse |
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Gemüse |
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Früchte |
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Milchprodukte |
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Proteinquellen |
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Zugesetztes Fett |
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Zugesetzter Zucker | — |
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Die Angaben beziehen sich beispielhaft auf eine empfohlene Aufnahme von durchschnittlich 2.500 kcal/d |
Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)
Hintergrund
- Entwicklung lebensmittelbezogener Ernährungsempfehlungen [74]
- Berechnung eines optimierten Verzehrs für Lebensmittelgruppen mit folgenden Zielen
- Reduktion ernährungsbedingter Krankheiten
- Reduktion der Umweltlast
- Nähe zu üblichen Verzehrmustern in Deutschland
- Übersetzung der Modellergebnisse in die DGE-Empfehlungen und den DGE-Ernährungskreis [72][75]
- Außerdem Erstellung von Wochenspeiseplänen (siehe Tipps & Links)
- Berechnung eines optimierten Verzehrs für Lebensmittelgruppen mit folgenden Zielen
Übliche Verzehrmuster in Deutschland
Durchschnittlicher Lebensmittelverzehr in Deutschland (2012–2013) [76] | ||
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Lebensmittelgruppe | Durchschnittlicher Verzehr pro Tag | |
Fleisch |
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Eier |
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Fisch |
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Milch und Milchprodukte |
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Gemüse |
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Kartoffeln |
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Brot |
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Getreide |
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Früchte |
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Süßwaren und Gebäck |
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Gesättigte Fettsäuren |
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Einfach ungesättigte Fettsäuren |
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Mehrfach ungesättigte Fettsäuren |
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Die DGE-Empfehlungen: Gut essen und trinken [72]
- Trinken: ∼1,5 L/d Wasser oder ungesüßten Tee
- Zuckergesüßte und alkoholische Getränke nicht empfohlen [77]
- Obst und Gemüse: Mind. 5 Portionen pro Tag
- Nüsse und Hülsenfrüchte regelmäßig essen
- Vollkorn bevorzugen
- Pflanzliche Öle bevorzugen
- Milch und Milchprodukte täglich verzehren
- Fisch 1–2×/Woche verzehren
- Fleisch und Wurst nur in geringen Mengen
- Süße, salzige und fettige Lebensmittel vermeiden
- Weitere Empfehlungen
- Achtsam und nach Möglichkeit in Gesellschaft essen
- Körperlich aktiv sein und Übergewicht vermeiden
- Nahrung schonend zubereiten
- Täglich max. 6 g Salz (mit Fluorid und Iodid angereichert)
Die DGE rät von Alkoholkonsum ab, da keine potenziell gesundheitsfördernde oder sichere Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum identifiziert werden kann! [77]
Verarbeitete Lebensmittel (z.B. Ketchup, Dressings, Pizza), viele Erfrischungsgetränke und Fruchtsäfte enthalten reichlich Zucker. Eine erhöhte (und häufig unbewusste) Salzaufnahme geschieht durch den Verzehr von Brot, Wurst, Käse und Fertiggerichten!
Orientierungswerte zum Verzehr verschiedener Lebensmittel [74]
- Bezogen auf eine angenommene Aufnahme von durchschnittlich 2.000 kcal/d
- Anpassungen bei abweichendem Energieverbrauch (siehe: Richtwerte für die Energiezufuhr)
- Anpassung an vegetarische Ernährung möglich
Orientierungswerte für eine optimale Lebensmittelauswahl bei Mischkosternährung | ||||
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Lebensmittelgruppe | Portionsgröße | Portionsmengen | Zeitbezug | |
Obst und Gemüse |
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Säfte |
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Hülsenfrüchte (verzehrfertig) |
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Nüssen und Samen |
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Kartoffeln |
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Getreide, Brot, Nudeln |
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Pflanzliche Öle |
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Butter und Margarine |
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Milch und Milchprodukte |
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Fisch* |
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Fleisch (Rind, Schwein, Geflügel)* |
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Wurst |
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Eier |
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Diskretorische Lebensmittel |
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*Die Portionen für Fleisch und Fisch sind kombinierbar. |
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt – im Gegensatz zu bisher üblichen Verzehrmustern – ein überwiegend pflanzliches Verzehrmuster (Anteil von ¾) mit weniger tierischen Lebensmitteln (Anteil von ¼)!
Umrechnung von Milch in Milchäquivalente [78]
- Milchäquivalent: Ausgangsmenge an Milch, die zur Herstellung der Milchprodukte gebraucht wird
Umrechnungsfaktoren von Milchäquivalenten der DGE | |
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Umrechnungsfaktor | Lebensmittel |
1,0 | Milch, Milchmischgetränke |
1,4 | Joghurt und Milchmischerzeugnisse |
7,2 | Käse und Quark mit durchschnittlicher Trockenmasse |
Die Herstellung von 1 kg Hartkäse benötigt ∼10 kg Milch.
Mediterrane Ernährung
Definition und Merkmale [80]
- Definition: Ernährungsform, die traditionell in Bevölkerungen des Mittelmeerraumes verbreitet und eng mit dem dortigen Olivenanbau verknüpft ist
- Allgemeine Merkmale der mediterranen Ernährung
- An das individuelle Aktivitätslevel angepasste Portionsgrößen
- Unprozessierte, frische Produkte
- Saisonale, lokal angebaute und umweltfreundliche Nahrungsmittel
- Hoher Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel
- Olivenöl als wesentliche Fettquelle (v.a. kaltgepresst/nativ/nativ extra )
- Häufiger Verzehr von Fisch
- Moderater Verzehr von Milchprodukten, Geflügelfleisch und Eiern
- Geringer Verzehr roten Fleisches und v.a. prozessierten Fleisches
- Zum Nachtisch frische Früchte
- Moderater Alkoholkonsum (i.d.R. Wein)
- Lebensstilelemente
- Essen als soziale Aktivität
- Raum und Zeit für kulinarische Aktivitäten einplanen
- Körperliche Aktivität
- Ausreichend Ruhe und Schlaf
Ernährungspyramide der mediterranen Diät [79][81]
- Jede Mahlzeit
- Getreideprodukte, vorzugsweise Vollkorn: 1–2 Portionen
- Gemüse: ≥2 Portionen
- Früchte: 1–2 Portionen
- Olivenöl
- Täglich
- 1,5–2 L Wasser oder Tee
- (Fettarme) Milchprodukte : 2 Portionen
- Hülsenfrüchte [81]
- Gewürze, Kräuter, Zwiebeln und Knoblauch
- Oliven, Nüsse, Samen: 1–2 Portionen
- Wöchentlich
- Fisch: ≥2 Portionen
- Weißes Fleisch: 2 Portionen
- Eier: 2–4 Portionen
- Rotes Fleisch: <2 Portionen
- Hülsenfrüchte und Getreide: >2 Portionen
- Gelegentlich
- Süßigkeiten und ultraprozessierte Lebensmittel: Nur zu besonderen Anlässen
- Prozessiertes Fleisch: <1 Portion/Woche
Gesundheitseffekte
Viele der einzelnen Komponenten der mediterranen Ernährung sind umfangreich in Studien untersucht und mit gesundheitlichen Vorteilen assoziiert. Die bisherige Studienlage lässt auf folgende wahrscheinliche gesundheitliche Vorteile bei Einhaltung der mediterranen Ernährung schließen: [82]
- Reduziertes Risiko für kardiovaskulären Erkrankungen
- Reduktion von Risikofaktoren und Mortalität
- Reduziertes Risiko für Diabetes mellitus Typ 2
- Reduziertes Risiko für die Entwicklung eines metabolisches Syndroms und verbesserte Remission
- Reduktion von Übergewicht und Adipositas
- Wahrscheinlich Reduktion von Erkrankungsrisiko und Mortalität bei Malignomen
- Verbesserung kognitiver Funktionen und Reduktion neurodegenerativer Krankheiten
- Hinweise auf eine Reduktion der allgemeinen Sterblichkeit
Umwelteffekte
- Substantielle Überschneidungen mit der Planetary Health Diet
- 2020: Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Empfehlungen der International Foundation of Mediterranean Diet (IFMeD) [81]
- Treibhausgasemissionen sind bei der Mediterranen Ernährung im Einklang mit globalen Klimazielen [83]
Nordische Ernährung
Einordnung und Merkmale
- Einordnung der Nordic Diet: Moderne Ernährungsform, die viele Ähnlichkeiten mit der mediterranen Ernährung aufweist, sich jedoch auf lokal angebaute Lebensmittel in nördlichen Regionen Europas bezieht
- Neben gesundheitsfördernden Aspekten stehen eine hohe Genussqualität und ökologische Nachhaltigkeit im Zentrum [84]
- Allgemeine Merkmale:[84][85]
- Saisonaler Verzehr regional und ökologisch angebauter/erzeugter Lebensmittel
- Verzehr von Lebensmittel aus der freien Natur
- Erhöhung des Anteils pflanzlicher Lebensmittel
- Reduktion des Fleischkonsums
- Geringer Verzehr von Wurstwaren
- Bis zu 3×/Woche Fisch und Meeresfrüchte [86]
- Geringer Verzehr zucker- und salzhaltiger Speisen
- Starke Reduktion des Verzehrs von Butter und fettreichen Milchprodukten
- Schonende Zubereitungsmethoden
- Reduktion von Lebensmittelabfällen
Richtwerte [87][88]
Die Tabelle stellt die durchschnittlichen täglichen Verzehrmengen der wichtigsten Lebensmittel der New Nordic Diet dar. Ihnen wird ein Energiebedarf von ca. 2390 kcal (oder 10 MJ) pro Tag zugrunde gelegt.
Lebensmittel | Durchschnittliche Verzehrmenge (g/d) |
---|---|
Früchte |
|
Gemüse |
|
Frische Kräuter |
|
Kartoffeln |
|
Pflanzen und Pilze aus der freien Natur |
|
Vollkorn |
|
Nüsse und Samen |
|
Fisch und Meeresfrüchte |
|
Seegras |
|
Fleisch |
|
Wild |
|
Milch und Milchprodukte |
|
Butter |
|
Öl |
|
Eier |
|
Zucker |
|
Süßspeisen, Snacks, Fast Food, Alkohol |
|
Gesundheitseffekte [89]
Die bisherige Studienlage lässt auf folgende wahrscheinliche, gesundheitliche Vorteile bei Einhaltung der New Nordic Diet schließen:
- Gewichtsreduktion [90]
- Blutdrucksenkung [90]
- Antiinflammatorische Wirkung: Potenzielle Reduktion von hsCRP [91]
- Verbesserung des Lipidprofils: Reduktion von Non-HDL-Cholesterin, LDL/HDL-Quotient, Apolipoprotein B/A1-Quotient, IL-1-Ra [92]
- Risikoreduktion für kolorektale Karzinome [93]
- Schwangerschaft: Risikoreduktion für Präeklampsie und Frühgeburtlichkeit [94]
Umwelteffekte
- Deutliche Reduktion von Feinstaub- und Treibhausgasemissionen und Landflächenverbrauch bei Einhaltung der New Nordic Diet im Vergleich zur Referenzernährung in Dänemark [95]
Vegane und vegetarische Ernährung bei Erwachsenen
Definitionen [97]
- Vegetarismus: Ernährungsweise, die Nahrungsmittel meidet, die von getöteten Tieren stammen
- Wichtige Unterformen
- Ovo-Lacto-Vegetarismus: Auch Milch, Milchprodukte und Eier werden verzehrt
- Pesco-Vegetarismus: Auch Fisch und Meeresfrüchte werden verzehrt
- Veganismus: Ausschließlich pflanzliche Lebensmittel werden verzehrt
- Flexitarismus : Es werden überwiegend pflanzliche Lebensmittel, aber auch tierische Lebensmittel verzehrt (jedoch nicht täglich oder regelmäßig)
- Wichtige Unterformen
Hinsichtlich gesundheits- und umweltrelevanter Aspekte empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine deutliche Reduktion tierischer Lebensmittel! [20]
Kritische Nährstoffe bei veganer Ernährung [20]
- Auf ausreichende Zufuhr folgender Nährstoffe achten
- Vitamine: Vitamin D, Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B12, ggf. Vitamin A
- Mineralstoffe: Calcium , Eisen , Iod , Zink, Selen
- Proteine bzw. essenzielle Aminosäuren
- Langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA)
- Zu Grundlagen, Bedarf, Nahrungsquellen und Mangelerkrankungen siehe:
Eine vegane Ernährung hat für gesunde Erwachsene gesundheitliche Vorteile – sofern Vitamin B12 supplementiert wird und Lebensmittel vielfältig und gezielt kombiniert werden, um potenziell kritische Nährstoffe bedarfsgerecht zuzuführen!
Pflanzliche Nährstofflieferanten [19][20]
Nährstoff | Pflanzliche Nährstofflieferanten | Anmerkungen und Empfehlungen |
---|---|---|
Vitamin A |
|
|
Vitamin D |
|
|
Vitamin B2 |
|
|
Vitamin B12 |
|
|
Calcium |
|
|
Eisen |
|
|
Zink |
|
|
Iod |
|
|
Selen |
|
|
Proteine/essenzielle Aminosäuren |
|
|
Langkettige Omega-3-Fettsäuren |
|
|
Tabelle angelehnt an: „Tab. 2: Potential critical nutrients in a vegan diet and vegetable nutrient sources“ (DGE, 2016) [19] |
Bei veganer Ernährung muss Vitamin B12 dauerhaft substituiert werden. Der Plasmaspiegel sollte regelmäßig kontrolliert werden. Auch eine vegetarische Ernährung deckt den Vitamin-B12-Bedarf häufig nicht ab (siehe Vitamin-B12-Supplementierung bei pflanzenbetonter Ernährung)! [20][63]
Vulnerable Personengruppen [20][96]
- Definition: Bevölkerungsgruppen mit besonderem Anspruch an die Nährstoffversorgung
- Schwangere (siehe: Vegetarische und vegane Ernährung in der Schwangerschaft)
- Stillende (siehe: Vegetarische und vegane Ernährung in der Stillzeit)
- Säuglinge, Kinder und Jugendliche (siehe: Vegetarische und vegane Kinderernährung)
- Senior:innen
- Keine eindeutige Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung
Eine inadäquat umgesetzte (!) vegane Ernährung kann zu potentiell irreversiblen Folgeschäden führen!
Eine vegane Ernährung bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen erfordert fundierte Ernährungskompetenzen und eine zuverlässige Supplementierung kritischer Nährstoffe (insb. von Vitamin B12). Eine Ernährungsberatung durch qualifizierte Fachkräfte wird hier dringend angeraten! [20]
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