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Epiphyseolysis capitis femoris

Letzte Aktualisierung: 13.12.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Epiphyseolysis capitis femoris (ECF) ist eine Erkrankung, die hauptsächlich Jugendliche während des pubertären Wachstumsschubs betrifft. Dabei kommt es akut oder chronisch zu einer Lockerung in der Epiphysenfuge und im Verlauf zu einer Dislokation der Metaphyse. Die klinische Symptomatik ist abhängig vom Verlauf. Besonders bei einem langsamen Abrutschen können die Beschwerden eher unspezifisch sein und im Bereich der Leiste, des Oberschenkels oder des Knies lokalisiert werden. Ein akutes Abrutschen ist dagegen stark schmerzhaft und eine Belastung des Beins nicht mehr möglich. Die radiologische Diagnostik beinhaltet immer eine Beckenübersicht und eine axiale Aufnahme beider Hüften, da die Erkrankung häufig beidseitig auftritt. Die ECF wird standardmäßig operativ versorgt. Je nach Akuität und Ausmaß der Dislokation stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: 2–10/100.000 [1][2]
    • Insg. steigende Inzidenz
    • Geografische Unterschiede
  • Geschlechterverhältnis: >
  • Altersgipfel: 9–16 Jahre (während des pubertären Wachstumsschubs)
    • : Ca. 12 Jahre
    • : Ca. 11 Jahre
  • Bilaterales Auftreten: 14–63% [3]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Eine ECF entsteht multifaktoriell auf dem Boden biomechanischer Mehrbelastung und endokrinologischer Schwächung der Epiphysenfuge! [4][5]

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Klassifikationtoggle arrow icon

Einteilung nach zeitlich-klinischem Verlauf [13][14][15]

  • Akut: Epiphyseolysis capitis femoris acuta (ca. 15%)
  • Chronisch: Epiphyseolysis capitis femoris lenta (ca. 85%)
    • Symptomdauer: >3 Wochen
    • Phasenhafte, eher unspezifische Schmerzen
  • Acute-on-chronic
    • Schmerzen >3 Wochen bei erhaltener Gehfähigkeit
    • Plötzliche Schmerzzunahme mit Gehunfähigkeit

Einteilung nach Stabilität [13][15][16]

Radiologische Einteilung [14][15]

Radiologische Einteilung der ECF am konventionellen Röntgenbild
Ausprägung Dislokation Southwick-Winkel
Mildes Abrutschen
  • Δ <30°
Moderates Abrutschen
  • Δ 30–50°
Schweres Abrutschen
  • Δ >50°
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Pathophysiologietoggle arrow icon

Die genaue Pathogenese ist noch unklar. Ein Abrutschen ist jedoch entweder Folge einer deutlichen Zunahme der Scherkräfte und/oder einer weniger stabilen Epiphysenfuge! [3]

Bei der ECF bleibt die Epiphyse im Azetabulum zentriert, während die Metaphyse nach kranial, lateral und ventral disloziert!

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Symptomatiktoggle arrow icon

Bei unspezifischen Knie-, Leisten- oder Oberschenkelschmerzen bei pubertierenden Jugendlichen sollte immer an eine Epiphyseolysis capitis femoris gedacht werden!

Die Diagnose wird aufgrund der unspezifischen Beschwerden oft erst nach Wochen gestellt!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

  • Beschwerden
    • Beginn und Verlauf
    • Lokalisation
    • Qualität der Schmerzen
  • Alter, Größe und Gewicht
  • Grunderkrankungen
  • Familienanamnese
  • Sportliche Betätigung [22]
  • Trauma

Körperliche Untersuchung [23]

Die unspezifischen Beschwerden führen oft zu einer späten Diagnosestellung! Jedoch ist eine zeitnahe Diagnose relevant, um ein weiteres Abrutschen und Folgeschäden zu verhindern!

Bildgebung

Goldstandard in der Diagnostik ist die konventionelle Röntgenaufnahme in 2 Ebenen. MRT und CT sind v.a. für Nachuntersuchungen geeignet und sollten die Einleitung der Therapie nicht verzögern! [3]

Auswahl bildgebender Verfahren zur ECF-Diagnostik [24][25][26][27]
Verfahren Typische Indikation Aufnahmetechnik Mögliche Befunde Bemerkungen
Konventionelle Röntgenaufnahme [28]

Magnetresonanztomografie

  • Persistierende Beschwerden bei bisher negativem Befund (konventionelle Röntgenaufnahme, Sonografie)
  • Verdacht auf Durchblutungsstörung
  • Gesamtes Becken in koronarer und axialer Schnittführung
  • Betroffene Hüfte zusätzlich in sagittaler und ggf. radiärer Schnittführung
  • Veränderungen früh sichtbar (sog. Preslip-Stadium)
  • Gleichzeitiger Ausschluss einer kontralateralen ECF möglich
  • Ggf. diffusionsgewichtete Sequenzen zur Evaluierung der Durchblutung
Computertomografie
  • Darstellung komplexer Deformitäten und/oder Fehlstellungen
  • Postoperative Kontrolle
Sonografie [29][30]
  • Zusatzuntersuchung
  • Ausschluss von Differenzialdiagnosen

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Häufige Differenzialdiagnosen bei Hüftbeschwerden im Kindes- und Jugendalter [21][23]

Erkrankung Epidemiologie Beschreibung Typische Symptome Wichtige Diagnostik [24]
Epiphyseolysis capitis femoris
  • Adoleszenz (Alter 11–13 Jahre)
  • >
  • Atraumatische Epiphysenlösung
  • Bewegungseinschränkung, insb. Innenrotation
  • Belastungsabhängige, häufig unspezifische Schmerzen
  • Ggf. Schonhinken
  • Funktionstests
  • Konventionelle Röntgenaufnahme
Coxitis fugax
  • Alter 2–10 Jahre
  • Transienter Erguss des Hüftgelenkes, häufig als Begleitreaktion bei Virusinfektionen
  • Schonhinken
  • Bewegungseinschränkung
Bakterielle Coxitis
  • Kleinkindalter (0–4 Jahre)
Morbus Perthes
  • Durchblutungsstörung der proximalen Femurepiphyse → Aseptische Hüftkopfnekrose
  • Schonhinken
  • Bewegungseinschränkung
  • Funktionstest
  • Konventionelle Röntgenaufnahme
  • MRT
Juvenile idiopathische Arthritis
  • Alter 2–16 Jahre
  • >
  • Chronisch-entzündliche Systemerkrankung
  • Oligo- oder Polyarthritis
  • Schonhinken
  • Bewegungseinschränkung
  • Häufig weitere Lokalisationen betroffen
  • Laboruntersuchung
  • Sonografie, ggf. Punktion
  • MRT
  • Ggf. konventionelle Röntgenaufnahme
Hüftgelenkdysplasie
  • Jedes Alter möglich
  • >
  • Unzureichendes Containment mit Inkongruenz der artikulierenden Gelenkflächen
  • Persistierende Instabilität
  • Konventionelle Röntgenaufnahme
Coxa saltans externa
  • Adoleszenz und junges Erwachsenenalter
  • Insb. junge Frauen betroffen

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeines [14][31]

Die akute und insb. die instabile ECF gelten als Notfall und sollte innerhalb von 24 h operativ versorgt werden! [14]

Operative Therapie [3][31][36]

Typisches Vorgehen bei akutem bzw. instabilem Verlauf

Typisches Vorgehen bei chronischem bzw. stabilem Verlauf [37][38]

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • M93.-: Sonstige Osteochondropathien

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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