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Osteonekrosen

Letzte Aktualisierung: 16.12.2024

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Das Absterben eines Knochens bzw. eines Knochenabschnitts wird als Osteonekrose bezeichnet. Es handelt sich um einen Prozess, der prinzipiell jeden Knochen des Körpers betreffen kann. Besonders häufig treten Osteonekrosen im Bereich der Epiphyse auf, bei kleineren Knochen wie bspw. dem Os lunatum kann aber auch der gesamte Knochen pathologisch verändert sein. Die möglichen Auslöser sind vielfältig, gemeinsam ist ihnen jedoch eine Beeinträchtigung der Knochendurchblutung. Die Einteilung der Osteonekrosen in aseptische und septische Formen gilt als historisch. Die klinische Symptomatik ist abhängig von der Lokalisation. In gewichtstragenden Knochenabschnitten, z.B. dem Femurkopf, treten belastungsabhängige Beschwerden eher auf. In der (Früh‑)Diagnostik hat sich die Magnetresonanztomografie als Standard etabliert, in späteren Stadien zeigt auch das Röntgenbild spezifische Veränderungen. Die Therapie ist abhängig von der Lokalisation und dem Stadium der Osteonekrose, kann in frühen Stadien konservativ erfolgen und erfordert in späteren Stadien vorwiegend ein operatives Verfahren.

Die Osteochondrosis dissecans gilt als Sonderform der Osteonekrose und ist eine fokale Knochennekrose der Epiphyse, die bevorzugt im Wachstumsalter auftritt.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: Ca. 10.000–20.000 Fälle jährlich in den USA
  • Geschlechterverhältnis: >
  • Zwei Altersgipfel
    • Wachstumsalter
    • 30–50 Jahre

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Osteonekrosen im Wachstumsaltertoggle arrow icon

Übersicht der häufigsten Osteonekrosen im Wachstumsalter
Lokalisation Name Altersgipfel
Wirbelsäule (meist Brustwirbelkörper) Morbus Calvé Kindesalter
Morbus Scheuermann 8–12 Jahre
Humerus Capitulum humeri Morbus Panner 6–10 Jahre
Hand Basis Phalanx medialis II–V Morbus Thiemann 11–19 Jahre
Femur Femurkopf Morbus Perthes 4–10 Jahre
Patella (distaler Pol) Morbus Sinding-Larsen-Johansson 8–15 Jahre
Tibia Proximale Epiphyse (medial) Morbus Blount 1–10 Jahre
Tuberositas tibiae Morbus Osgood-Schlatter 8–15 Jahre
Fuß Calcaneus Morbus Sever-Haglund 8–15 Jahre
Os naviculare Morbus Köhler I 4–12 Jahre
Os metatarsale (meist II) Morbus Köhler II (Morbus Freiberg) 10–18 Jahre

  • Morbus Calvé (Vertebra plana) [5]
    • Beschreibung: Kollaps eines (Brust‑)Wirbelkörpers
    • Ätiologie: Grunderkrankung oft Langerhans-Zell-Histiozytose
    • Klinik: Belastungsabhängige Beschwerden, Schonhaltung, muskuläre Verspannung
    • Therapie: Therapie der Grunderkrankung, lokal meist konservative Therapie
  • Morbus Scheuermann [6]
  • Morbus Panner [7]
    • Beschreibung: Osteonekrose des Knochenkerns des Capitulum humeri
    • Epidemiologie und Ätiologie: > , sportliche Aktivität
    • Klinik: Schwellung, Schmerzen und Bewegungseinschränkung (insb. der Extension) des Ellenbogens
    • Therapie: Konservativ mit guter Prognose
  • Madelung-Deformität
    • Beschreibung: Wachstumsstörung der distalen palmar-ulnaren Radiusepiphyse
    • Epidemiologie und Ätiologie: > , autosomal-dominante Vererbung, häufig bilateral, assoziiert mit enchondralen Dysostosen und dem Turner-Syndrom
    • Klinik: Häufig Bewegungseinschränkung insb. der Pronation/Supination, Beschwerden bei Belastung
    • Therapie: Bei Kindern meist konservativ , bei Erwachsenen beschwerdeabhängig operativ
  • Morbus Thiemann [8]
    • Beschreibung: Osteochondrose der Basis der Mittelphalanx der Langfinger
    • Epidemiologie und Ätiologie: Sehr selten, familiäre Häufung
    • Klinik: Meist schmerzlose Schwellung und Bewegungseinschränkung der Finger
    • Therapie: Konservativ
  • Morbus Perthes
    • Beschreibung: Osteonekrose des Hüftkopfes
    • Epidemiologie: > , in ca. 20% bilateral
    • Klinik: Belastungsabhängige Beschwerden, Hinken, Bewegungseinschränkung
    • Therapie: Abhängig vom zeitlichen Auftreten, dem Ausmaß der Nekrose und den Beschwerden
  • Morbus Sinding-Larsen-Johansson [9]
    • Beschreibung: Apophysitis des distalen Patellapols
    • Epidemiologie und Ätiologie: , assoziiert mit sportlicher Aktivität
    • Klinik: Schwellung, Druckschmerz der distalen Patella, (belastungsabhängige) Beschwerden
    • Therapie: Meist konservativ
  • Morbus Blount [10]
  • Morbus Osgood-Schlatter [9][11]
    • Beschreibung: Apophysitis der Tuberositas tibiae
    • Epidemiologie und Ätiologie: , assoziiert mit sportlicher Aktivität
    • Klinik: (Belastungsabhängige) Beschwerden, Druckschmerz über der Tuberositas tibiae, Schwellung, ggf. Gangstörungen
    • Therapie: Konservativ mit guter Prognose , ggf. operativ
  • Morbus Sever-Haglund [12]
    • Beschreibung: Apophysitis des Calcaneus
    • Epidemiologie und Ätiologie: > , assoziiert mit sportlicher Aktivität
    • Klinik: (Belastungsabhängige) Beschwerden, Druckschmerz über dem Calcaneus, Schwellung, Gangbildveränderungen
    • Therapie: Meist konservativ
  • Morbus Köhler I [8]
  • Morbus Köhler II (Morbus Freiberg) [1]
    • Beschreibung: Osteonekrose des Metatarsaleköpfchens II (seltener: III–V)
    • Epidemiologie: >
    • Klinik: Metatarsalgie mit schmerzhafter Schwellung, Gangstörung
    • Therapie: Meist konservativ

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Osteonekrosen im Erwachsenenaltertoggle arrow icon

Übersicht der häufigsten Osteonekrosen im Erwachsenalter
Lokalisation Name Altersgipfel
Humerus (Humeruskopf) Morbus Haas Erwachsenalter
Clavicula (medial) Morbus Friedrich Junges Erwachsenalter
Hand Os scaphoideum Morbus Preiser Erwachsenalter
Os lunatum Morbus Kienböck Junges Erwachsenenalter
Metakarpaleköpfchen II–V Morbus Dieterich Erwachsenalter
Femur Femurkopf Aseptische Hüftkopfnekrose im Erwachsenenalter 30–50 Jahre
Femurkondyle (medial) Morbus Ahlbäck >65 Jahre

  • Morbus Haas [13]
    • Beschreibung: Osteonekrose des Humeruskopfes
    • Ätiologie: Häufigste Ursachen sind Trauma, Sichelzellkrankheit und Glucocorticoide
    • Klinik: Belastungsabhängige Beschwerden , Nachtschmerz, später Bewegungseinschränkung → Omarthrose
    • Therapie: Initial konservativ, bei Anzeichen struktureller Veränderungen operativ
  • Morbus Friedrich [14]
  • Morbus Preiser [15]
    • Beschreibung: Osteonekrose des Os scaphoideum
    • Ätiologie: Multiple Ursachen diskutiert
    • Klinik: Belastungsabhängige Beschwerden, später Bewegungseinschränkung → Karpale Arthrose
    • Therapie: Initial konservativ, bei Anzeichen struktureller Veränderung operativ
  • Morbus Kienböck [16]
    • Beschreibung: Osteonekrose des Os lunatum
    • Ätiologie: Multiple Ursachen diskutiert
    • Klinik: Belastungsabhängige Beschwerden, Druckschmerz, später Bewegungseinschränkung → Karpale Arthrose
    • Therapie: Initial konservativ, bei Anzeichen struktureller Veränderung operativ
  • Morbus Dieterich [17]
    • Beschreibung: Osteonekrose Caput Os metacarpale III (II–V)
    • Ätiologie: Multiple Ursachen diskutiert
    • Klinik: Belastungsabhängige Beschwerden, Schwellung, ggf. Bewegungseinschränkung
    • Therapie: Konservativ, operative Therapie in Ausnahmefällen
  • Femurkopfnekrose (siehe: Aseptische Hüftkopfnekrose im Erwachsenenalter)
    • Beschreibung: Osteonekrose des Femurkopfes
    • Epidemiologie und Ätiologie: > , 70% bilateral, multiple Ursachen diskutiert
    • Klinik: Belastungsabhängige Beschwerden, Bewegungseinschränkung → Koxarthrose
    • Therapie: Initial konservativ möglich, später operative Therapie
  • Morbus Ahlbäck (spontane Osteonekrose, SONK) [2]
    • Beschreibung: Osteonekrose der medialen Femurkondyle
    • Epidemiologie und Ätiologie: > ,multiple Ursachen diskutiert
    • Klinik: Anteromedial betonte Gonalgie, ggf. Bewegungseinschränkung
    • Therapie: Konservativ in frühen Stadien, später operative Therapie

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Pathomechanismus

Grundsätzliche Pathomechanismen beinhalten eine lokale Minderperfusion sowie toxische Einflüsse auf Osteoblasten und Osteozyten!

Stadien

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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Abhängig von Lokalisation, bspw.
    • Belastungsabhängige Beschwerden
    • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung
    • Ggf. Nachtschmerz
    • Ggf. Schwellung des betroffenen Gelenkes bei begleitender Synovialitis
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Stadientoggle arrow icon

Je nach Lokalisation erfolgt die Einteilung bei den einzelnen Krankheitsentitäten unterschiedlich. Einen Ansatz zur einheitlichen Klassifikation bieten die ARCO-Stadien, die für die Hüftkopfnekrose entwickelt wurden. Für die verschiedenen Stadien bzw. Phasen des Untergangs von Knochengewebe siehe Osteonekrosen - Pathophysiologie.

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

  • Vorbestehendes Trauma
  • Begleiterkrankungen und Vormedikation
  • Sozialanamnese
  • Beginn, Auslöser und Verlauf der Beschwerden

Körperliche Untersuchung

  • Inspektion: Meist unauffällig, ggf.
    • Fehlstellung
    • Schwellung des betroffenen Gelenkes
  • Palpation: Ggf. Druckschmerz
  • Bewegungsausmaß
  • Instabilität
  • Krepitation und Gelenkblockade: Häufiger bei Osteochondrosis dissecans

Apparative Diagnostik [18]

Röntgen

  • Indikation
    • Stadieneinteilung
      • Abschätzung des Krankheitsprogresses
      • Festlegung von Therapieoptionen
    • Ausschluss von Differenzialdiagnosen
  • Verfahren: Betroffenes Gelenk in zwei Ebenen
  • Befund
    • Initial häufig unauffällig
    • Fleckenförmige Aufhellungen
    • Zysten
    • Sklerose mit deutlicher Demarkationslinie (Skleroselinie)
    • Subchondrale Fraktur
    • Formveränderung und/oder Fragmentation
    • Gelenkflächendefekte
    • Fehlstellung
    • Arthrose

MRT

  • Indikation
    • Erkennen eines Frühstadiums
    • Ausschluss von Differenzialdiagnosen
  • Verfahren: Nativ und ggf. mit i.v. Kontrastmittel
  • Befund
    • Fokales oder diffuses Knochenmarködem [19]
    • Avaskuläre und hypervaskuläre Zonen
    • Subchondrale Nekrose mit reaktivem Randsaum
    • Doppellinienzeichen (Double-Line Sign)
    • Formveränderung und/oder Fragmentation

Skelettszintigrafie

  • Indikation: Erkennen eines Frühstadiums (falls MRT nicht möglich)
  • Befund
    • Initial häufig verminderte Anreicherung
    • Doughnut Sign: Zentral nekrotisches Areal umgeben von verstärkter Anreicherung
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Konservativ

Meist steht die primär konservative Therapie im Vordergrund, insb. bei Osteonekrosen im Wachstumsalter!

Operativ

Individuelle Entscheidung (abhängig von Lokalisation, Stadium der Erkrankung, Lebensalter, Ausmaß der Beschwerden), bspw.:

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • M87.-: Knochennekrose

Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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