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Thrombose-mit-Thrombopenie-Syndrom (TTS)

Letzte Aktualisierung: 26.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Das Thrombose-mit-Thrombopenie-Syndrom (TTS), auch vakzininduzierte immunogene thrombotische Thrombozytopenie (VITT) oder vakzininduzierte prothrombotische Immunthrombozytopenie (VIPIT) genannt, ist eine seltene Impfkomplikation nach Verabreichung von Vektorimpfstoffen gegen COVID-19. Betroffen sind insb. Frauen ≤60 Jahre. Die Erkrankung entsteht ähnlich einer HIT II durch Antikörperbildung gegen das Thrombozytenantigen Plättchenfaktor 4 (PF4).

Das TTS kann sich ca. 4–30 Tage nach Impfung je nach Lokalisation durch entsprechende Symptome venöser und arterieller Thrombosen äußern. Diagnostisch wegweisend ist neben der Thrombozytopenie eine Erhöhung der D-Dimere sowie der Nachweis von Antikörpern gegen PF4. Bei klinischem V.a. eine Thrombose ist zudem eine Bildgebung indiziert. Die Therapie erfolgt mit einer Antikoagulation sowie der Verabreichung von Immunglobulinen. Die Letalität liegt bei 20–50%.

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Definitiontoggle arrow icon

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Epidemiologietoggle arrow icon

Die Erkrankung wurde erstmals im Rahmen der COVID-19-Pandemie beschrieben und tritt in seltenen Fällen als Impfkomplikation auf. [1][3][4][5]

  • Inzidenz: 0,5–10:1.000.000 Impfungen
  • Altersverteilung: Insb. <60-Jährige
  • Geschlechterverhältnis: >
  • Risikofaktoren: Kein Zusammenhang zu klassischen Risikofaktoren für Thromboembolien

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Das Thrombose-mit-Thrombopenie-Syndrom entsteht durch Antikörperbildung gegen Plättchenfaktor 4 und ähnelt der HIT II (sog. HIT Mimicry)!

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Symptomatiktoggle arrow icon

Allgemeines [2][3][4][7]

Während eine Impfreaktion mit Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen in den ersten 1–3 Tagen nach Impfung auftritt, beginnt die Symptomatik des TTS (meist) mit einer zeitlichen Verzögerung von ≥3 Tagen!

Lokalisation der Thrombosen [3][4]

Beim Thrombose-mit-Thrombopenie-Syndrom treten häufig auch mehrere Thrombosen auf!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Vorgehen

  • Bei unspezifischen Symptomen ambulanter Patient:innen nach Impfung → Labordiagnostik
  • Bei kritischer Erkrankung oder hochgradigem Verdacht → Sofortige Einweisung in ein Zentrum mit hämostaseologischer/neurologischer Expertise

Treten 3–30 Tage nach einer COVID-19-Impfung mit einem Vektorimpfstoff Symptome auf, sollte eine weiterführende Diagnostik durchgeführt werden!

Da auch COVID-19 zu thromboembolischen Ereignissen führen kann, sollte eine akute Infektion ausgeschlossen werden!

Allgemeine Labordiagnostik

Die Labordiagnostik ist abhängig von dem klinischen Bild sowie der Akuität des Krankheitsverlaufs.

Bei Personen mit unspezifischen Symptomen nach Impfung (Vektorimpfstoff) sollte ein Blutbild ± D-Dimere zum Ausschluss durchgeführt werden!

Spezielle Labordiagnostik

  • Nachweis der Antikörper gegen PF4
    1. HIT-Screening auf Antikörper gegen PF4
      • Positiv → HIT-Bestätigungstest
      • Negativ → Ggf. HIT-Bestätigungstest
    2. HIT-Bestätigung mit Heparin-induziertem Plättchenaggregationsassay (HIPA) oder Serotoninfreisetzungtest (SRA, Serotonin-release Assay) und ggf. modifiziertem HIPA
      • Positiv → Bestätigung der Diagnose (siehe unten: Falldefinition)
      • Negativ → Ggf. modifizierter HIPA

Bildgebung

Falldefinition mit Kriterien [2][3]

Falldefinition des Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndroms (TTS)
Wahrscheinlichkeit der Diagnose Diagnostik
Gesichert
Wahrscheinlich
  • D-Dimere >4.000 FEU bzw. >8-fache Erhöhung gegenüber dem oberen Normwert + 1 der obigen 5 Kriterien nicht erfüllt oder
  • D-Dimere unbekannt oder 2.000–4.000 FEU bzw. >4–8-fache Erhöhung gegenüber dem oberen Normwert + alle anderen obigen Kriterien
Möglich
  • D-Dimere unbekannt oder 2.000–4.000 FEU bzw. >4–8-fache Erhöhung gegenüber dem oberen Normwert + 1 der obigen 5 Kriterien nicht erfüllt oder
  • 2 der obigen 5 Kriterien nicht erfüllt
Unwahrscheinlich
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Therapieprinzipien

Antikoagulation

Heparine sollten initial nur verwendet werden, wenn keine anderen Antikoagulanzien verfügbar sind – eine schnelle Therapieeinleitung ist entscheidend!

Thrombozytopenien sind in diesem Fall keine Kontraindikation für die therapeutische Antikoagulation!

Immunglobuline [2]

Weitere Möglichkeiten

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Prognosetoggle arrow icon

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Präventiontoggle arrow icon

Auch bei stattgehabtem Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom sollte die Grundimmunisierung gegen COVID-19 vervollständigt werden!

Trotz seltener Impfkomplikationen besteht ein grundsätzlich positives Nutzen-Risiko-Verhältnis der Vektorimpfstoffe! [18]

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