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Kindervorsorgeuntersuchungen

Letzte Aktualisierung: 19.2.2025

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Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf regelmäßige Kindervorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) zur Erfassung ihrer körperlichen, geistigen und psychosozialen Entwicklung. Diese Untersuchungen dienen v.a. der Früherkennung von Erkrankungen und Entwicklungsstörungen, um die weitergehende Diagnostik und ggf. rechtzeitige Therapie einzuleiten. Neben der Beurteilung der Wachstumsparameter sind das Erreichen der Meilensteine in der Entwicklung, das Erkennen von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, die Gesundheitsaufklärung sowie die Durchführung von Prophylaxen (z.B. mit Vitamin D) und Screenings (z.B. Hörscreening) relevante Untersuchungsinhalte. In Deutschland sind die meisten Kindervorsorgeuntersuchungen mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben. Die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen ist freiwillig, in wenigen Bundesländern ist sie gesetzlich verpflichtend. Eine Nicht-Teilnahme wird den Kommunen gemeldet, damit ggf. das Jugendamt zur Hilfe hinzugezogen werden kann.

Im Arztmodus dieses Kapitels erfolgt eine ausführliche Beschreibung der einzelnen U-Untersuchungen sowie bestimmter Prophylaxen und apparativer Tests.

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Übersicht der Kindervorsorgeuntersuchungentoggle arrow icon

Die verpflichtenden Zeiträume gelten auch für Frühgeborene. Die Frühgeburtlichkeit sollte allerdings bei der Beurteilung stets berücksichtigt werden. [1]

Kindervorsorgeuntersuchungen [1]

Kindervorsorgeuntersuchung (U-Untersuchung)

Empfohlener Zeitraum

Untersuchungsinhalt
U1
  • Zwischen 1. und 3. Lebenstag
U2
  • 3.–10. Lebenstag
U3
  • 4.–5. Lebenswoche
U4
  • 3.–4. Lebensmonat
U5
  • 6.–7. Lebensmonat
  • Fokus: Entwicklungsverzögerungen, Schreien, Schlaf
  • Körperliche Untersuchung: Sehen
  • Apparativ: Brückner-Test (Fundusreflextest gleichzeitig an beiden Augen)
  • Entwicklung
    • Transferiert Spielzeug zwischen den Händen
    • Sprache: Bildet Silbenketten
  • Eltern-Kind-Interaktion: Wechselspiel (Bauklötze) mit Bezugsperson, kann Gefühle regulieren
U6
  • 10.–12. Lebensmonat (1. Geburtstag)
U7
  • 21.–24. Lebensmonat (2. Geburtstag)
U7a
  • 34.–36. Lebensmonat (3. Geburtstag)
U8
  • 46.–48. Lebensmonat (4. Geburtstag)
U9
  • 60.–64. Lebensmonat (5. Geburtstag)
  • Fokus: Sprachstörung, Verhaltensauffälligkeiten, durchgemachte Kinderkrankheiten
  • Körperliche Untersuchung
  • Apparativ: Hör- und Sehtests
  • Entwicklung
    • Einbeinhüpfen
    • Dreieck malen
    • Erzählungen sind zeitlich korrekt und logisch
U10
  • 7.–8. Lebensjahr (keine Kassenleistung)
U11
  • 9.–10. Lebensjahr (keine Kassenleistung)
J1
  • 14. Lebensjahr
J2
  • 16.–17. Lebensjahr (keine Kassenleistung)
  • Fokus: Pubertäts- und Sexualstörung, Haltungsstörungen
  • Körperliche Untersuchung
  • Apparativ
    • Serologie: Bei positiver Familienanamnese Gesamtcholesterin und/oder Schilddrüsenwert
    • Hör- und Sehtests
  • Entwicklung: Schulleistungen, Ängste, oppositionelles Verhalten
  • Transition in die Erwachsenenmedizin

U1 = 1. Tag, U2 = 1. Woche, U3 = 1. Monat, U4 = 1. Vierteljahr, U5 = 1. Halbjahr, U6 = 1. Jahr

  • Bei jeder Vorsorgeuntersuchung werden Körpergröße, -gewicht und Kopfumfang gemessen und mit altersspezifischen Perzentilen verglichen
    • Perzentile: Prozentangaben, mit denen ein Messwert in Bezug auf den Wert der Altersgenossen angegeben wird
    • Beispiel: Liegt ein Kind mit seinem Geburtsgewicht auf der 75. Perzentile, bedeutet das, dass 75% aller Kinder gleich schwer oder leichter und 25% schwerer sind

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Grundlegende Untersuchungsinhalte aller Kindervorsorgeuntersuchungentoggle arrow icon

In diesem Abschnitt werden die Untersuchungsinhalte aufgelistet, die die U-Untersuchungen alle oder ab einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam haben. In den nachfolgenden Abschnitten zu den einzelnen U-Untersuchungen finden sich die zusätzlichen altersspezifischen Untersuchungsinhalte des G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss).

U-Untersuchungen [1]

  • U1U9 inkl. U7a: 10 Kindervorsorgeuntersuchungen in den ersten 6 Lebensjahren
  • U10, U11, J1, J2: Optionale weitere Kindervorsorgeuntersuchungen bis ins Jugendlichenalter
    • Nur J1 ist allgemeine Kassenleistung

Ziele

  • Erkennen von
    • Fehlbildungen und lebensbedrohlichen Komplikationen
    • Angeborenen und erworbenen Erkrankungen
    • Entwicklungsauffälligkeiten
    • Hör- und Sehstörungen
    • Störungen der Eltern-Kind-Interaktion, Kindeswohlgefährdung, Kindesmisshandlung
  • Impfberatung inkl. Elternimpfung
  • Screenings (Hörscreening, Stoffwechselscreening etc.)
  • Prophylaxen (Vitamin D und K etc.)
  • Gesundheitsaufklärung

Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese

Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung

Entwicklungsbeurteilung

Gezielte Untersuchung und/oder Anamnese der Entwicklung von

Eltern-Kind-Interaktion

Im ersten Lebensjahr werden folgende kindliche Reaktionen gezielt beobachtet:

  • Stimmung und Affekt
  • Kontakt und Kommunikation
  • Regulation und Stimulation

Blutdruckmessung im Kindes- und Jugendalter [3][4]

Vereinfachte Blutdruckgrenzwerte für Kinder und Jugendliche in mmHg [5][6]
Alter (Jahre) Mädchen Jungen
90. Perzentile 95. Perzentile 90. Perzentile 95. Perzentile
3

107/69

109/71

107/67

110/70

4

107/69

110/71

107/68

110/70

5

108/69

111/72

107/68

111/71

6

109/70

112/72

108/69

111/71

7

111/70

114/73

110/70

113/72

8

112/71

115/74

111/70

114/73

9

114/72

117/74

113/71

116/74

10

116/73

119/75

115/72

118/75

11

118/73

122/76

117/74

120/76

12

121/74

124/76

120/75

124/77

13

122/75

126/78

124/76

127/78

14

123/76

127/79

128/78

132/80

15

124/77

128/80

130/79

136/82

≥16

130/85

140/90

130/85

140/90

Einteilung der arteriellen Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen [4]
Blutdruckeinteilung Kinder und Jugendliche <16 Jahre Jugendliche ≥16 Jahre
Systolisch Diastolisch
Optimal

Keine Normwerte

<120 mmHg und

<80 mmHg
Normal

<90. Perzentile

120–129 mmHg und 80–84 mmHg
Hochnormal

90.–94. Perzentile

130–139 mmHg oder 85–89 mmHg
Hypertonie 1. Grades 95.–99. Perzentile + 5 mmHg 140–159 mmHg oder 90–99 mmHg
Hypertonie 2. Grades >99. Perzentile + 5 mmHg 160–179 mmHg oder 100–109 mmHg
Hypertonie 3. Grades ≥180 mmHg oder ≥110 mmHg
Systolische Hypertonie Systolisch ≥95. Perzentile und diastolisch <90. Perzentile ≥140 mmHg und <90 mmHg
Referenzwerte Für Blutdruck-Perzentilen nach Alter, Geschlecht und Körpergröße siehe: Daten der KiGGS-Studie [3]
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Gesundheitsaufklärung im Kindesaltertoggle arrow icon

Die Primärprävention ist ein wichtiger Bestandteil der Kinder- und Jugendvorsorgeuntersuchungen. Die jeweils relevanten Gesundheitsaufklärungen bei den einzelnen Vorsorgeuntersuchungen sind in den entsprechenden Abschnitten aufgelistet; an dieser Stelle werden übergreifende Themenkomplexe genauer vorgestellt. [1]

Förderung der kindlichen Entwicklung

  • Sicherheit und Vertrauen schaffen [7]
    • Nähe und Zuwendung durch verlässliche, feinfühlige Bezugspersonen
    • Aufmerksamkeit, Lob/Bestätigung und Ernstgenommenwerden [8]
    • Regelmäßiger Tagesablauf, regelmäßige Ruhephasen [9]
    • Klare Grenzen setzen [10]
  • Sprache: Viel sprechen , singen, gemeinsam Bücher ansehen/vorlesen [11]
  • Spiel: Alltagsgegenstände und einfache Spielzeuge können begeistern [12]
  • Spielen mit anderen Kindern [9]
  • Bewegung fördern [11]
  • Gleichgewicht aus Freiraum zum Spielen und Anregung von außen, Eigenständigkeit unterstützen und begleiten [13]

Bewegung im Kindes- und Jugendalter [14]

  • Prinzipien: Aktivität fördern , Inaktivität begrenzen
  • Voraussetzungen: Bewegungsanregendes, sicheres Umfeld
  • Wie
    • Möglichst viel Bewegung im Freien zu jeder Jahreszeit, Freizeitspiel und -sport
    • Wege möglichst aktiv statt passiv zurücklegen
    • Bildschirmmediennutzung begrenzen (siehe auch: Mediennutzung im Kindesalter)
  • Wann
    • Mehrmals täglich Bewegung
    • Als fester Bestandteil des Alltags
    • Immer nach langen sitzenden/ruhigen Tätigkeiten
    • Familientage möglichst im Freien und aktiv verbringen
  • Wie lange
    • ≤3 Jahre: So viel wie möglich
    • 4–6 Jahre: Mind. 3 h täglich
    • 7–18 Jahre: ≥90 min täglich , davon im Durchschnitt ≥30 min täglich gezielte sportliche Aktivität
  • Beispiele
    • Säuglinge
      • Im Wachzustand unter Aufsicht der Eltern auch Bauchlage ermöglichen
      • Gemeinsames Spielen auf Krabbeldecke/Boden
      • Autositz/Kinderwagen oder Hochstuhl möglichst nur gezielt und kurzfristig verwenden
    • Kleinkinder/jüngere Schulkinder [12]
      • Spaziergang mit Suchaufgaben oder Sammeln von Naturmaterialien
      • Sportgeräte wie Roller, Rollschuhe/Inlineskates, Fahrrad zu Spaziergängen mitnehmen
      • Aktive Spiele mit Familie und Freund:innen
      • Frühzeitig Schwimmen lernen
      • Bewegungsangebote nutzen
      • Zu Hause: Hüpfen, Tanzen, Toben
    • Ältere Schulkinder/Jugendliche
      • Öffentliche Fußballplätze, Tischtennisplatten, Basketballfelder etc. nutzen
      • Zum Spielen/Sport mit Freund:innen verabreden
      • Vereinsangebote und/oder Sport-Apps nutzen
      • Zu Hause: Online-Fitnessanleitungen nutzen

Gesunder Schlaf im Kindesalter

Gesunder Schlaf im Säuglingsalter und SIDS-Prophylaxe [15][16][17][18][19]

Durch eine Aufklärung aller Eltern zur Prophylaxe des plötzlichen Säuglingstodes („sudden infant death syndrome“ = SIDS) ist eine deutliche Senkung der Mortalität möglich!

Die Maßnahmen zur SIDS-Prävention sollten allen Eltern erklärt und durch ein Merkblatt [17][20] verdeutlicht werden! Sie gelten für das gesamte erste Lebensjahr! [18][21]

Allgemeine Empfehlungen für gesunden Schlaf im Säuglings- und Kleinkindalter [22][23]

  • Regelmäßiger Tagesablauf, (zunehmend) feste Schlaf- und Ruhezeiten
    • Ab dem zweiten Lebenshalbjahr: Möglichst ≥4 h zwischen Mittagsschlaf und Zubettgehen
    • Ab dem Kleinkindalter: Mittagsschlaf nach Bedarf fortführen; vor dem Zubettgehen >1 h zur Ruhe kommen, Abendessen möglichst ≥1 h vor dem Schlafengehen
  • Vermeiden koffeinhaltiger Getränke, keine Bildschirmmediennutzung vor dem Zubettgehen (≥1 h)
  • Vertraute ruhige, abgedunkelte Schlafumgebung
    • Bett nur zum Schlafen benutzen (nicht zum Spielen)
  • Einschlafrituale: Kopfstreicheln, Singen/Spieluhr, Gute-Nacht-Geschichte, Gespräch über den Tag
    • Müde, aber noch wach ins Kinderbettchen legen
    • Lieblingskuscheltier oder -schmusetuch bereithalten
  • Vorgehen bei nächtlichem Aufwachen
    • Ruhige Atmosphäre bewahren, Nähe schaffen mit möglichst geringer Aktivität
    • Ggf. auf mögliche Ursachen für Unwohlsein eingehen [24]
  • Siehe auch: Psychoedukation bei Insomnie im Kindes- und Jugendalter

Schlafbedarf im Kindesalter

Die Gesamtschlafdauer nimmt mit dem Alter ab, wobei die Nachtschlafdauer zunächst bis zum Alter von etwa einem Jahr zunimmt (bei gleichzeitiger Reduktion der Tagschlafdauer). [25]

  • Neugeborene: Durchschnittliche Gesamtschlafdauer 16–18 h verteilt auf 5–6 Schlafphasen
  • 6 Monate: Durchschnittliche Gesamtschlafdauer 14 h ±4 h , davon 9–13 h Nachtschlaf
  • 1 Jahr: Durchschnittliche Gesamtschlafdauer 14 h ±2,5 h, davon 10–14 h Nachtschlaf
  • 3 Jahre: Durchschnittliche Gesamtschlafdauer 12,5 h ±2,5 h, davon 11,5 h Nachtschlaf
  • 6 Jahre: Durchschnittliche Gesamtschlafdauer 11 h ±2 h, nahezu kein Tagschlaf
  • 10 Jahre: Durchschnittliche Gesamt- und Nachtschlafdauer 10 h ±2 h
  • 14 Jahre: Durchschnittliche Gesamt- und Nachtschlafdauer 9 h ±1,5 h

Schlafdauer und -verteilung unterscheiden sich interindividuell deutlich! Der Schlafbedarf sollte daher immer anhand des individuellen Verhaltens eines Kindes ermittelt werden! [25]

Rauchfreie Umgebung im Kindesalter [26][27]

Prävention des NASHT

  • Zeitpunkt: Nach Geburt
  • Zielpersonen: Alle Betreuungspersonen
  • Ziel
    • Bewusstsein für die Gefahren des Schüttelns schaffen
    • Offenen Umgang mit Überforderung und Stress fördern
    • Konzepte zum Umgang mit Stress und Überforderung vermitteln
  • Inhalt
    • Physiologisches Schreien
      • Funktion: Ausdruck unbefriedigter Bedürfnisse im frühesten Kindesalter nur durch Schreien möglich
      • Mittlere Schreidauer gesunder Säuglinge
        • Lebenswoche 1–6: Ca. 120 min tgl.
        • Ab Lebenswoche 12: Ca. 1 h tgl.
      • Tageszeitliche Häufung: Am späten Nachmittag und Abend
    • Gefahr des Schüttelns: Nicht-akzidentelles Schädel-Hirn-Trauma [29]
    • Umgang mit Schreien im Säuglingsalter
      • Sichere Reaktionsformen auf anhaltendes Schreien
        • Eingehen auf mögliche Ursachen: Hunger, Müdigkeit/Erschöpfung, volle Windel, Frieren/Schwitzen, Schmerz, Sehnsucht nach Nähe, Bedürfnis nach Anregung
        • Reizabschirmung, Zuwendung, Beruhigung
      • Strategien bei Stress/Überforderung der Betreuenden durch Schreien
        • Bewusst machen, dass Schreien keine Ablehnung der Bezugsperson bedeutet
        • Kurzfristige Entlastung bei akuter Überforderung: Säugling sicher ablegen, Zimmer verlassen, möglichst Ablösung verschaffen
        • Langfristige Entlastung
          • Unterstützung durch Vertrauenspersonen im sozialen Umfeld
          • Vorstellung bei Pädiater:in und ggf. Hebamme
          • Hilfsangebote, z.B. „Netzwerk Frühe Hilfen“ [30]
    • Informationsmaterial für Betreuungspersonen
      • Informationsportal des „Nationalen Zentrums Frühe Hilfen“ [30]
      • Aufklärungsvideo der Deutschen Liga für das Kind [31]
      • Faltblatt Schütteltrauma [32]

Auch gesunde Säuglinge haben unstillbare Schreiphasen von bis zu mehreren Stunden pro Tag! Nach den ersten Lebensmonaten nehmen die Schreiphasen i.d.R. deutlich ab!

Über (physiologisches) Schreien und die Gefahren des Schüttelns sollten alle Betreuungspersonen (z.B. Elternteile, Babysitter:innen und Großeltern) aufgeklärt werden!

Fieber im Kindesalter [33]

Vorgehen bei Fieber im Neugeborenen- und frühen Säuglingsalter (≤3 Monate)

Bei Neugeborenen und jungen Säuglingen können schwere Infektionen ohne Fieber verlaufen! Bei Fieber oder Warnsymptomen wie Trinkunlust, verändertem Hautkolorit oder Berührungsempfindlichkeit sollten Eltern ihr Kind in diesem Alter immer ärztlich vorstellen!

Vorgehen bei Fieber im Kindesalter (>3 Monate)

Kariesprophylaxe [36]

  • Zahnpflege und Supplementation von Fluorid: Siehe Kariesprophylaxe im Säuglings- und Kindesalter
    • Wer: Anfangs durch die Eltern, im Kleinkind-/Vorschulalter zunehmend selbstständig mit Nachputzen durch die Eltern, ab dem Grundschulalter (etwa 2. Klasse) selbstständig
    • Womit: Weiche Handzahnbürste
  • Zahngesunde Ernährung: Zuckerkonsum reduzieren, gesüßte Getränke meiden
  • Speichelstimulation: Kauen zuckerfreien Kaugummis fördert die Schutzwirkung des Speichels

Schnullergebrauch [37][38]

Die Evidenz zu möglichen (positiven und negativen) Folgen der Verwendung von Schnullern ist begrenzt, daher unterscheiden sich die Empfehlungen verschiedener Fachgesellschaften zum Gebrauch von Schnullern teils deutlich.

  • Auswirkungen des Schnullergebrauchs
  • Grundsätzliche Empfehlungen zum Schnullergebrauch
    • Entscheidung über Schnullergebrauch entsprechend der Präferenz der Eltern
    • Hygienemaßnahmen: Regelmäßig säubern, kein Ablecken durch Eltern, gemeinsame Benutzung (z.B. durch Geschwister, in der Kita) vermeiden
    • Anwendung spätestens mit 2 Jahren reduzieren und im 4. Lebensjahr beenden

Unfallgefahren im Kindesalter

Eine ärztliche Aufklärung über Unfallgefahren und -prävention kann wirksame Verhaltensänderungen bei Eltern hervorrufen! Empfehlenswert ist der unterstützende Einsatz altersentsprechender Aufklärungsbroschüren! [39]

Epidemiologischer Hintergrund [39][40][41]

  • Bedeutung von Unfällen im Kindesalter
    • Unfälle sind die häufigste Todesursache im Kindesalter (≥1 Jahr)
    • Unfälle sind die häufigste Ursache einer Behinderung im Kindesalter (>1 Jahr)
    • Unfälle sind der zweithäufigste (Kleinkinder) bzw. häufigste (Schulkinder) Anlass stationärer Behandlung
  • Risikofaktoren für Unfälle im Kindesalter
    • Entwicklungsbedingte Risiken
    • Sozial: Armut/soziale Benachteiligung, kinderreiche Familien, Suchtmittelabusus der Eltern
  • Unfallgefahren in Abhängigkeit vom Alter
    • Säuglinge
    • Kleinkinder
    • Vorschul-/Schulalter
      • Todesfälle hauptsächlich durch Verkehrsunfälle
      • Stationäre Behandlungen v.a. aufgrund von Stürzen bei Freizeitaktivitäten
    • Jugendliche
      • Todesfälle hauptsächlich durch Verkehrsunfälle
      • Stationäre Behandlungen v.a. aufgrund von Stürzen bei Freizeitaktivitäten

Unfallprävention im Kindes- und Jugendalter [41]

  • Verkehrsunfälle
    • Zu Fuß: Verhalten im Straßenverkehr im (Vor‑)Schulalter üben, sichersten (nicht kürzesten) Schulweg nehmen [42]
    • PKW: Kinder vorzugsweise auf dem Rücksitz transportieren , immer Sicherheitsgurt und geeigneten Autokindersitz verwenden [43][44]
    • Fahrradfahren: Fahrradhelm tragen , im Fahrradsitz/-anhänger immer anschnallen, <8 Jahre Fahrradfahren auf dem Gehweg [45]
    • Krafträder: Motorradhelm tragen
  • Ertrinken [45][46][47]
    • Kontinuierliche Aufsicht beim Baden von Säuglingen/Kleinkindern
    • Private Pools, Teiche etc. sichern
    • Freizeitschwimmen: Kontinuierliche Aufsicht in Reichweite des Kindes
    • Frühzeitig Schwimmen lernen (mit 4–5 Jahren)
  • Ersticken
    • Strangulation: Spielketten außer Reichweite anbringen, kurze Schnullerkette, Kordeln und Ketten an der Kleidung (auch bei Kleinkindern) vermeiden [48][49]
    • Aspiration: Verschluckbare Kleinteile außer Reichweite aufbewahren, kleine Nahrungsmittel mit erhöhter Aspirationsgefahr vermeiden [46]
  • Verbrennungen/Verbrühungen
    • Heiße Gegenstände/Flüssigkeiten außer Reichweite des Kindes abstellen , kein Verzehr heißer Flüssigkeiten/Speisen mit dem Kind auf dem Arm/Schoß , Herd/Ofen/Kamin sichern , warme Mahlzeiten vor dem Füttern probieren, Badewassertemperatur vor dem Baden kontrollieren [48][50][51]
  • Stürze [44][46][48]
    • Stürze von erhöhten Flächen: Erhöhte Lagerung oder Sitzen in Hochstuhl/Einkaufswagen nur unter kontinuierlicher Aufsicht
    • Stürze beim Transport: Sicheres Tragen , Anschnallen in der Babyschale
    • Treppenstürze: Treppengitter installieren, Säuglinge: Treppab rückwärts unter Aufsicht krabbeln
    • Stürze aus Fenstern/Türen: Kindersichere Verriegelung, kontinuierliche Aufsicht bei offenem Fenster und auf dem Balkon
    • Stürze mit Spielgeräten: Lauflernhilfen nicht empfehlenswert
  • Vergiftungen [46]
    • Kindersichere Aufbewahrung (außer Reichweite) von Medikamenten , Genussmitteln (Alkohol/Tabak), Reinigungs-/Waschmitteln und Chemikalien
      • Kein Umfüllen aus Verpackungen mit kindersicheren Verschlüssen in herkömmliche Behälter
    • Giftige Pflanzen vermeiden
  • Sport-/Freizeitunfälle
    • Schutzausrüstung tragen (Helm und Protektoren ) [42]
  • Unfallprävention im Haushalt [45][47][52]
    • Babybett außer Reichweite von Steckdosen, Heizungen, Bändern/Schnüren platzieren
    • Mobiliar: Möbelstücke (z.B. Regale und Kommoden) an der Wand befestigen, Glasplatten sichern , Ecken/Kanten sichern
    • Rauchmelder anbringen
    • Steckdosen sichern
    • Werkzeuge, Messer, Streichhölzer/Feuerzeuge kindersicher aufbewahren
    • Kontinuierliche Aufsicht bei Kontakt mit Haustieren, insb. Hunden

Kinder sollten frühzeitig sicheres Verhalten (z.B. im Verkehr, im Umgang mit Haustieren etc.) erlernen! [45]

UV-Schutz im Kindesalter [53]

Bei Säuglingen sollte eine direkte Sonneneinstrahlung grundsätzlich vermieden werden!

  • Kleinkinder: Nur kurzzeitig in direkter Sonneneinstrahlung aufhalten
  • In jedem Alter: Intensive Mittagssonne meiden, Spielen im Schatten bevorzugen
  • Schutz bei Sonnenexposition

Mediennutzung im Kindes- und Jugendalter [12][54][55][56]

Gefahren übermäßiger Bildschirmmediennutzung im Kindesalter [57]

  • Beeinträchtigung der Entwicklung und des Sozialverhaltens
    • Sprachliche und motorische Entwicklungsverzögerung
    • Regulationsstörungen und Aggressivität
    • Bindungsstörungen
  • Beeinträchtigung der somatischen und psychischen Gesundheit: Erhöhtes Risiko für

Empfehlungen zur Bildschirmmediennutzung im Kindesalter

  • Säuglinge/Kleinkinder <3 Jahre: Kein Bildschirmmedienkonsum
  • Kinder ≥3 Jahre
    • Nutzungsdauer: Generell möglichst wenig Bildschirmmediennutzung
      • 3–5 Jährige: Max. 30 min täglich
      • 6–11 Jährige: Max. 1 h täglich
      • ≥12 Jahre: Max. 2 h täglich
    • Nutzungszeitpunkt
      • Feste Fernseh-/Computerzeit, max. 1× täglich
      • Keine Bildschirmmediennutzung morgens, vor dem Schlafengehen oder zu den Mahlzeiten
    • Auswahl altersgerechter Inhalte und Begleitung der Bildschirmmediennutzung
      • <6 Jahre: Bildschirmmediennutzung ausschließlich unter Aufsicht
      • <9 Jahre: Keine Internetnutzung, kein freier Zugang zu Spielkonsolen
      • <12 Jahre
        • Auswahl geeigneter Inhalte durch Aufsichtspersonen
        • Bildschirmmediennutzung möglichst unter Aufsicht, Internetnutzung ausschließlich
        • Aufklärung über Gefahren im Internet [58]
      • <16 Jahre
        • Beschränkung der Internetnutzung
      • In jedem Alter
        • Altersempfehlungen zu Medieninhalten beachten
        • Interessiert und kritisch mit der Bildschirmmediennutzung der Kinder beschäftigen
        • Werbung vermeiden
        • Technische Möglichkeiten des Jugendschutzes nutzen
    • Vorbildrolle der Familie
      • Kritische eigene Bildschirmmediennutzung
      • Möglichst keine Bildschirmmediennutzung in Anwesenheit jüngerer Kinder
      • Medienfreie Familienzeit mit gemeinsamen Aktivitäten

Bildschirmmedien sollten nicht als Mittel zur Erziehung oder zur Beruhigung eingesetzt werden! [56][58]

Die Nutzungszeit von Bildschirmmedien sollte möglichst gering sein! Der Auswahl der Inhalte und Begleitung kindlicher Mediennutzung kommt jedoch eine noch größere Bedeutung zu als der Nutzungsdauer!

Hinweise auf eine dysregulierte Bildschirmmediennutzung im Kindes- und Jugendalter

  • Einengung des Interesses auf Bildschirmmediennutzung
    • Vernachlässigung anderer Interessen
    • Gedankliche Beschäftigung auf Bildschirmmedien zentriert
  • Nutzungsverhalten
    • Zunehmende Nutzungsdauer
    • Heimliche Nutzung
    • Kontrollverlust (Schwierigkeiten, die Nutzung zu kontrollieren)
    • Frustration bei Bildschirmmedien-Entzug
    • Nutzung zur Regulation (als alleiniges Werkzeug)
  • Negative Folgen der Bildschirmmediennutzung
    • Beeinträchtigung von Familienaktivitäten
    • Verursachung familiärer Konflikte
    • Leistungsabfall

Als Selbsttest ab 14 Jahren steht die „Compulsive Internet Use Scale“ zur Verfügung! [59][60][61]

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Ernährung des Neugeborenen und Säuglingstoggle arrow icon

  • Stillen (Muttermilch)
  • Formulanahrung
    • Künstliche, industriell erzeugte Säuglingsersatznahrung, die anstelle von (bzw. zusätzlich zur) Muttermilch gefüttert wird
    • Enthält als Proteinquelle i.d.R. Kuhmilch
  • Beikost
    • Erste zusätzlich zur Milchernährung eingeführte Kost im Säuglingsalter, um den steigenden Energie- und Nährstoffbedarf des Kindes abzudecken und die Toleranzentwicklung zu induzieren
    • Empfohlener Beginn: Vollendeter 4.–6. Lebensmonat; anfangs mit Gemüse-Kartoffel(-Fleisch)-brei

Für ausführliche Informationen siehe: Ernährung im Kindes- und Jugendalter

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Nährstoffsupplementetoggle arrow icon

Vitamin-K-Prophylaxe des Neugeborenen [62][63]

Vitamin-D-Prophylaxe im Kindesalter [64][65]

  • Hintergrund
    • Erhöhter Vitamin-D-Bedarf: Für das Knochenwachstum, v.a. in den ersten 12 Monaten
      • Oft nicht ausreichend durch die Ernährung gedeckt
      • Insb. in der dunklen Jahreszeit können Vitamin-D-Vorstufen nur unzureichend vom Sonnenlicht (UV-B-Strahlen) zu Cholecalciferol umgewandelt werden
      • Folge: Rachitis

Im Säuglingsalter

  • Indikation
    • Alle Säuglinge
      • Unabhängig von Sonnenexposition und Ernährung
      • Ab dem 6. Lebenstag [21]
      • Bis zum 2. erlebten Frühsommer, entsprechend 1 bis 1 ½ Jahren (je nach Geburtsmonat)
  • Durchführung

Jenseits des 2. Lebensjahres

Kariesprophylaxe im Säuglings- und Kindesalter [67]

  • Ziel: Remineralisation der Zähne zur Kariesprophylaxe
  • Anwendungsformen
    • Fluoridtabletten
    • Fluoridierte Zahnpasta
    • Fluoridiertes Speisesalz
    • Fluoridlacke , -gele
    • Fluoridspüllösungen

Gefahr der Fluoridüberdosierung [67]

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist das lokal applizierte Fluorid über Zahnpasta schwer zu dosieren. Zum einen ist mit den handelsüblichen Tuben eine korrekte Dosierung kaum möglich. Zum anderen können Kinder unter 6 Jahren die Zahnpasta noch nicht richtig ausspucken und schlucken einen Großteil davon. Eine Verbesserung würde sich durch Dosierspender ergeben.

  • Ideale Tagesdosis: 0,05 mg/kgKG
  • Maximale Tagesdosis: 0,1 mg/kgKG
  • Bei Überdosierung: Dentalfluorosen der bleibenden Zähne möglich

Aktuelle Empfehlungen [67]

Die Empfehlungen, ob Fluorid als fluoridierte Zahnpasta oder als Fluoridtabletten gegeben werden sollte, war unter Kinder- und Zahnärzt:innen über lange Zeit divergent. Seit 2021 gibt es jedoch eine erste gemeinsame Handlungsempfehlung zur Kariesprävention.

  • Geburt – 1. Milchzahn: 1× tgl. 0,25 mg Fluorid plus 400–500 IE Vitamin D in Kombination als Tablette
  • 1. Milchzahn – <1 Jahr
    • Option 1: 1× tgl. 0,25 mg Fluorid plus 400–500 IE Vitamin D in Kombination als Tablette und 2× tgl. Zähneputzen ohne Zahnpasta oder mit fluoridfreier Zahnpasta
    • Option 2: 1× tgl. 400–500 IE Vitamin D als Tablette und max. 2× tgl. Zähneputzen mit reiskorngroßer Menge Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid
  • 1 – <2 Jahre: 2× tgl. Zähneputzen mit reiskorngroßer Menge Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid
  • 2–6 Jahre: 2–3× tgl. Zähneputzen mit erbsengroßer Menge Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid
  • Ab 6 Jahren: 2× tgl. Zähneputzen mit Zahnpasta mit 1.500 ppm Fluorid
  • Bei einem Fluoridgehalt im Trinkwasser über 0,7 mg/L soll kein fluoridiertes Speisesalz verwendet werden

Ab dem Zahndurchbruch sollte das Kind spielerisch und behutsam an das Zähneputzen herangeführt werden!

Spätestens ab dem Alter von 12 Monaten sollten die Eltern morgens und abends mit dem Kind zusammen die Zähne putzen!

Der Verzehr zuckerhaltiger Lebensmittel und Getränke sollte im Maß gehalten werden, da er die Kariesentstehung begünstigt! Das Trinken zuckerhaltiger Getränke aus Flaschen mit Sauger sowie das Dauernuckeln sollten generell vermieden werden!

Iodprophylaxe [68][69][70][71]

  • Definition: Prophylaxe des Iodmangelstrumas
  • Bedarf
    • Erste 4 Lebensmonate: 40 μg Iod/d
    • 4.–12. Lebensmonat: 80 μg Iod/d
    • Jugendliche und Erwachsene: 200 μg Iod/d
    • Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit: 230–260 μg Iod/d
  • Durchführung: Anreicherung der Säuglingsnahrung/Beikost bzw. Muttermilch mit Iod
    • Empfehlung für schwangere und stillende Frauen: Zusätzlich zum iodierten Speisesalz 100–150 μg Iod/d in Tablettenform
    • Industriell hergestellte Säuglingsnahrung/Beikost: Ist mit Iod angereicht, die Anreicherungsmenge schwankt jedoch
    • Selbst hergestellte Beikost
      • Enthält meist zu wenig Iod
        • Nur Milch-Getreide-Brei enthält ausreichend Iod, wenn Vollmilch verwendet wird
    • Anschließend sollte der Iodbedarf durch iodiertes Speisesalz, Meeresfisch und Milch gedeckt sein
    • Bestrebungen zur Iodierung von Tierfutter: In der Lebensmittelindustrie wird häufig nicht iodiertes Salz verwendet, was zu einer geringeren Iodversorgung in Deutschland führt

Iodmangel kann im Säuglings- und Kindesalter zu Iodmangelstruma und durch Hormonmangel zu Wachstums-, Knochen- und Hirnentwicklungsstörungen führen!

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Neugeborenen-Hörscreeningtoggle arrow icon

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Pulsoxymetrie-Screeningtoggle arrow icon

  • Durchführung: Postduktal an einem Fuß
  • Zeitpunkt: 24.–48. Lebensstunde
  • Interpretation des spO2
    • ≥96%: Screening negativ, keine weitere Kontrolle
    • 90–95%: Kontrolle innerhalb von 2 Stunden
      • ≥96%: Screening negativ, keine weitere Kontrolle
      • <96%: Screening positiv, sofortige fachärztliche Vorstellung (idealerweise Kinderkardiologie oder Neonatologie)
    • <90%: Screening positiv, sofortige fachärztliche Vorstellung (idealerweise Kinderkardiologie oder Neonatologie)
  • Hintergrund
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Hüftsonografie nach Graftoggle arrow icon

Die Hüftsonografie des Säuglings ist eine in Deutschland seit 1996 in der Kinder-Richtlinie des G-BA verankerte Screening-Untersuchung auf Hüftdysplasie und -luxation . Das Hüftdysplasie-Screening erfolgt mit der international als Goldstandard etablierten Methode nach Prof. Reinhard Graf (Hüftsonografie nach Graf). Dabei wird mithilfe einer standardisierten Vorgehensweise, die in speziellen Sonografiekursen vermittelt wird, ein definierter Schnitt durch die mittlere Pfannendachebene des Hüftgelenks dargestellt und ausgewertet. [78][79][80]

Indikationen [78]

Bedeutung [81]

  • Grundlagen
    • Geringe Sensitivität und Spezifität der klinischen Untersuchung [82][83]
    • Exponentielles Entwicklungspotenzial der Hüfte in den ersten Lebenswochen: Frühzeitige Therapieeinleitung bei Hüftdysplasie (spätestens mit 6 Wochen) erstrebenswert
  • Vorteile des Hüftsonografie-Screenings: Zuverlässige Früherkennung der Hüftdysplasie mit frühzeitigem Behandlungsbeginn [79][81][84]
    • Verminderung invasiver Behandlungen durch frühzeitige konservative Therapie
    • Vermeidung unnötiger konservativer Behandlungen
    • Verkürzung der Behandlungsdauer [85]
    • Verbesserung der Prognose
    • Kosteneinsparung

Grundlagen der Methode

  • Vorteile
    • Nicht-invasiv
    • Frei von ionisierenden Strahlen
    • Dynamische Untersuchung möglich
    • Darstellung von knöchernen Strukturen und Weichteilen [82]
    • Früh aussagekräftig (direkt im Anschluss an die Geburt) und innerhalb des ersten Lebensjahres sehr gut möglich
  • Nachteil: Anspruchsvolle Untersuchungstechnik [79]
  • Einschränkungen: Altersabhängige Einschränkung der Anwendbarkeit durch zunehmende Ossifikation (nur bis zum Abschluss des ersten Lebensjahres) [85]
  • Technische Voraussetzungen [86]
    • Linearschallkopf ≥7,5 MHz
    • Lagerungsschale und Schallkopfführung

Durchführung [80][81][82]

Mithilfe der standardisierten Abtasttechnik wird das Hüftgelenk in der Standardebene dargestellt. Danach wird die Bildeinstellung durch die anatomische Identifizierung von 8 Strukturen (Checkliste 1) und die Brauchbarkeitsprüfung (Checkliste 2) überprüft. Anschließend kann anhand des Alpha- und Betawinkels der Hüfttyp nach Graf bestimmt werden.

Bildeinstellung

  1. Abtasttechnik
    • Lagerung des Kindes
    • Aufsetzen des Schallkopfes
      • Untersuchung im Stehen, von links aus
      • Auflegen der linken Hand auf den Trochanter major
      • Senkrechtes Aufsetzen des Schallkopfes zwischen Daumen und Zeigefinger
    • Aufsuchen der 3 Landmarken [79]
      1. Unterrand des Os ilium
      2. Schnittebene
        • Ziel: Schnittebene durch das mittlere Pfannendach (erkennbar am geradlinigen Verlauf des Os ilium )
        • Methode: Anpassung der kraniokaudalen Ausrichtung des Schallkopfes
        • Bildausschnitt: Os ilium in mind. doppelter Länge bis zum Z-Punkt
      3. Labrum acetabulare
        • Ziel: Dritter Punkt zur Definition der Standardebene
  2. Anatomische Identifizierung (Checkliste 1) : Folgende anatomische Strukturen müssen abgebildet sein
    1. Knorpel-Knochen-Grenze
    2. Hüftkopf
    3. Umschlagfalte der Gelenkkapsel
    4. Gelenkkapsel
    5. Labrum acetabulare
    6. Knorpeliges Pfannendach
    7. Os ilium
    8. Umschlagpunkt (knöcherner Erker)
  3. Brauchbarkeitsprüfung (Checkliste 2) : Sicherung der Aufnahme in der Standardebene
    1. Unterrand des Os ilium [86]
    2. Schnittebene (durch das mittlere Pfannendach)
    3. Labrum acetabulare

3 Schritte der Bildeinstellung: Abtasttechnik – Anatomische Identifizierung – Brauchbarkeitsprüfung

Brauchbarkeitsprüfung: „Unterrand – Schnitt – Labrum“

Bei dezentriertem bzw. disloziertem Hüftgelenk ist eine Darstellung in der Standardebene (häufig) nicht möglich ! In diesem Fall ist eine sonografische Diagnose des Hüfttyps möglich, aber keine Messung.

Mögliche Fehlerquellen [81][86]

  • Fehlerhafte Identifizierung anatomischer Strukturen [86]
    • Fehlerhafte Identifikation des Labrums
    • Fehlerhafte Identifikation des Unterrandes des Os ilium
  • Drehfehler (Fehler der Schnittebene)
    • Ventraler Schnitt: Os ilium verläuft im kranialen Anteil zum Schallkopf hin
    • Dorsaler Schnitt: Os ilium verläuft konkav und im kranialen Anteil vom Schallkopf weg
  • Kippfehler
    • Mögliche Ursachen
      • Lagerungsfehler
      • Schallkopfkippung , insb. bei fehlender Schallkopfführung
    • Merkmale
      • Ventrodorsaler Kippfehler: Verbreiterung und Unschärfe von Os ilium und Perichondrium
      • Dorsoventraler Kippfehler: Wirkt wie ein dorsaler Schnitt, Os ilium erscheint konkav, teils Auffälligkeit/Fehlen der Knorpel-Knochen-Grenze
      • Kraniokaudaler Kippfehler: Fehlende Darstellbarkeit des Unterrands des Os ilium
      • Kaudokranialer Kippfehler: Hüftgelenk erscheint dezentriert, fehlende Darstellbarkeit der Knorpel-Knochen-Grenze

Die höchste Befundqualität wird mit einer senkrechten Projektion des Hüftgelenks erreicht, bei der die lateralen Anteile links abgebildet sind (ähnlich einem Röntgenbild der rechten Hüfte)!

Eine fehlende Darstellung der Knorpel-Knochen-Grenze kann ein Hinweis auf einen Kippfehler sein. Die Darstellung der Knorpel-Knochen-Grenze schließt jedoch einen Kippfehler nicht aus!

Ein kaudokranialer Kippfehler kann einen ungünstigen (falsch-positiven) Befund vortäuschen! Bei Hüfttyp IIc und D sollte die Untersuchung daher nach erneuter Lagerung des Kindes wiederholt werden.

Auswertung des Sonogramms

  1. Voraussetzung: Aufnahme in der Standardebene (Checkliste 1 und 2 erfüllt)
    • Ausnahme: Dezentriertes Hüftgelenk (Beschreibung, aber keine Messung möglich) [81]
  2. Einzeichnen der Messlinien
    • Grundlinie: Tangente von lateral an das Os ilium durch den Z-Punkt
    • Pfannendachlinie: Tangente von laterokaudal an der knöchernen Pfanne, ausgehend vom Unterrand des Os ilium
    • Ausstelllinie (Knorpeldachlinie): Verbindung zwischen Umschlagpunkt und Labrummitte
  3. Winkelmessung [82]
    • Alphawinkel (knöcherner Pfannendachwinkel)
      • Winkel zwischen Grundlinie und Pfannendachlinie
      • Maß der knöchernen Überdachung
      • Bedeutung: Wesentliches Kriterium des Hüfttyps [85]
    • Betawinkel (Knorpeldachwinkel)
      • Winkel zwischen Grundlinie und Ausstelllinie
      • Maß der knorpeligen Überdachung
      • Bedeutung: Genauere Differenzierung des Hüfttyps
  4. Beurteilung der Hüftkopfposition
  5. Einteilung des Hüfttyps nach Graf [79]
    • Typ I: Altersentsprechend entwickeltes Hüftgelenk
    • Typ II: Hüftdysplasie
    • Typ III: Hüftluxation (Kopf und Pfanne können noch Kontakt haben)
    • Typ IV: Hüftluxation (Kopf und Pfanne haben keinen Kontakt mehr)
Hüfttypen nach Graf [79][87][88]
Typ Alphawinkel Betawinkel Befundbeschreibung Bedeutung

Therapie [87][88]

Knöcherne Formgebung Erkerareal Knorpeliges Pfannendach
Typ I = Altersentsprechend entwickeltes Hüftgelenk
Ia ≥60° ≤55° Gut Eckig Übergreifend

Ausgereiftes Hüftgelenk

Ib

>55° Eckig/stumpf
Typ II = Hüftdysplasie

IIa (Alter <6 Wochen)

50–59° >55° Ausreichend Rund Übergreifend Physiologische Reifungsverzögerung Keine Therapie, sonografische Verlaufskontrolle empfohlen

IIa+/- (Alter 6–12 Wochen)

IIa+

55–59°

>55° Ausreichend Physiologische Reifungsverzögerung

Keine Therapie, sonografische Verlaufskontrolle empfohlen

IIa-

50–54°

Mangelhaft

Reifungsdefizit

Nachreifung

IIb (Alter >12 Wochen) 50–59° 55–70° Mangelhaft

Verknöcherungsverzögerung

IIc

IIc (stabil) 43–49°

<77°

  • Zusätzliche Unterteilung nach Stressuntersuchung
    • β <77°: IIc stabil
    • β ≥77°: IIc instabil

<77° (ohne Stresstestbedingungen)

<77° (unter Stressbedingungen) Hochgradig mangelhaft Rund bis flach Noch übergreifend

Gefährdetes Hüftgelenk

Nachreifung

IIc (instabil) ≥77° (unter Stresstestbedingungen)

Retention , anschließend Nachreifung ,

D ≥77°

Hochgradig mangelhaft

Verdrängt

Hüftgelenk am Dezentrieren

Reposition und Retention , anschließend Nachreifung ,

Typ III = Hüftluxation (Kopf und Pfanne können noch Kontakt haben)
IIIa <43°

>77°

Schlecht Flach Verdrängt überwiegend nach kranial ohne Strukturstörung (hypoechogen [85])

Dezentriertes Hüftgelenk

Stationäre Aufnahme, Reposition und Retention , anschließend Nachreifung ,

IIIb Verdrängt überwiegend nach kranial mit Strukturstörung (hyperechogen [85])

Dezentriertes Hüftgelenk

Typ IV = Hüftluxation (Kopf und Pfanne haben keinen Kontakt mehr)
IV <43°

>77°

Schlecht Flach Verdrängt nach mediokaudal

Dezentriertes Hüftgelenk

Stationäre Aufnahme, Reposition und Retention , anschließend Nachreifung ,

Auch bei Frühgeborenen erfolgt die Klassifikation nach dem chronologischen Alter! Für Therapieentscheidungen wird jedoch das korrigierte Alter berücksichtigt.

Dokumentation [78]

Zur Qualitätssicherung des vertragsärztlichen Hüftdysplasie-Screenings überprüft die KV in regelmäßigen Abständen 12 zufällig ausgewählte Stichproben aller Untersuchenden . Bei unzureichender Qualität erfolgt eine kurzfristige Überprüfung, in schwerwiegenden Fällen wird die Abrechnungsgenehmigung für Hüftsonografien ausgesetzt .

  • Bilddokumentation
    • 2 Sonografiebilder von jeder Hüfte (rechte und linke Hüfte)
    • Beschriftung
      • Daten des Kindes (Name, Geburtsdatum)
      • Untersuchungsdatum
      • Name oder Unterschrift der untersuchenden Person
      • Seitenbezeichnung
    • Bildqualität
      • Vollständige Abbildung der anatomischen Strukturen (Checkliste 1)
      • Kippfehlerfreie Aufnahme in der Standardebene (Checkliste 2)
    • Bewertung: Messlinien, Alpha- und Betawinkel sowie Hüfttyp nach Graf auf je 1 Bild pro Seite dokumentiert
    • Abbildungsverhältnis bei Papierbild: Mind. 1,7:1
  • Befunddokumentation
    • Anamnestische Risikofaktoren
    • Klinischer Befund
    • Sonografiebefund: Alpha- und Betawinkel, Hüfttyp nach Graf (seitengetrennt)
    • Erforderliche Therapie und ggf. Überweisung

Die Anforderungen der sog. „Qualitätssicherungsvereinbarung Säuglingshüfte“ an die Bilddokumentation bieten eine gute Orientierung zur Vermeidung häufiger Fehler!

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Sehscreening im Kindesaltertoggle arrow icon

Fundusreflextest [89]

  • Definition
  • Durchführung
    • Abgedunkelter Raum
    • Untersuchende Person blickt von nah (10–50 cm) und ab der U5 zusätzlich von fern (3–4 m) durch das direkte Ophthalmoskop in die Augen des Kindes
    • Kind fixiert das Licht
    • Bei Neugeborenen werden die Augen getrennt voneinander beurteilt, ab der U4 werden beide Augen zeitgleich beurteilt (Brückner-Test)
  • Zeitpunkt
  • Interpretation
    • Normalbefund: Pupillen leuchten seitengleich
    • Pathologische Befunde: Bereits diskrete Seitenungleichheiten sprechen für eine Pathologie und sollten augenärztlich abgeklärt werden. Je nach Entfernung sind verschiedene Veränderungen erkennbar

Motilitätsprüfung

  • Durchführung: Prüfung der Blickfolge/Okulomotorik mit einem geräuschlosen, das Kind interessierenden Objekt (z.B. Lichtquelle)
  • Zeitpunkt: U4, U5, U6
  • Interpretation
    • Fixationsschwäche rechts/links
    • Nystagmus
    • Augenmuskellähmungen

Visusprüfung [90]

Orientierende Visusprüfung im Säuglings- und Kleinkindalter (ab 3. Lebensmonat) [91]

  • Verhaltensbeobachtung bei monokularer Okklusion
    • Durchführung: Kurzzeitiges Abdecken eines Auges (ca. 3 s lang)
    • Beurteilung: Verhalten des Kindes, insb. im Seitenvergleich [92]
  • Preferential-Looking-Test
    • Material: Karten mit einer einfarbigen und einer gemusterten (schwarz-weiß gestreiften) Fläche gleicher mittlerer Helligkeit [93][94]
    • Beurteilung: Erhöhtes Interesse an der gemusterten Fläche gilt als erkannt
      • Visusäquivalente im Säuglings-/Kleinkindalter
        • 3. Lebensmonat: 0,4
        • 6. Lebensmonat: 0,6
        • 9. Lebensmonat: 0,8–1,0
        • 2. Lebensjahr: 1,0

Visusprüfung mit Optotypen im Kleinkindalter (ab (2–)3 Jahren) [1][93][95]

  • Allgemeine Durchführung
    • Monokulare Prüfung (Abdeckung jeweils eines Auges mit Okklusionspflaster)
    • Untersuchung des Fernvisus in 3 m Entfernung [96]
    • Beginn mit leicht erkennbaren (großen) Optotypen
    • Erkannte Optotypen werden benannt oder anhand von Referenzsymbolen zugeordnet
    • Nahvisusprüfung: Keine vorgeschriebene Kindervorsorgeuntersuchung
      • Untersuchung in 40 cm Entfernung mit Einsatz von Crowding
  • Allgemeine Beurteilung
    • Visusbeurteilung absolut und im Seitenvergleich
      • Beurteilung des Reihenvisus: Zeilen mit ≥60% erkannten Optotypen gelten als richtig
    • Auffällige Befunde: Seitenunterschied ≥2 erkannte Zeilen, Visus <0,6 mit 4 Jahren
      • Tendenziell bessere Ergebnisse bei Prüfung mit Bilderoptotypen als mit Buchstabenoptotypen
  • Eingesetzte Optotypen
    • Lea-Test
      • Prinzip: (Nonverbale) Visusprüfung der Fern- und Nahsicht durch Zuordnung der gezeigten Bilderoptotypen anhand einer Referenzkarte (Formenwiedererkennungstest)
      • Vorteil: Meist gute Mitarbeit der Kinder
    • E-Haken und Landolt-Ring
      • Prinzip: (Nonverbale) Visusprüfung durch Demonstration der Ausrichtung des gezeigten Optotyps anhand eines großen Demonstrationsobjekts
      • Vorteil: Standardisierte Methoden, hohe Testgüte
      • Nachteil: Kognitiv und motorisch anspruchsvoll, Rechts/Links-Unterscheidung notwendig
    • Weitere Formenwiedererkennungstests [97][98]
      • Beispiele: Buchstabenoptotypen (z.B. Sheridan-Gardiner-Test , HOTV-Test ), Symboloptotypen (z.B. H-Test nach Hohmann/Haase )
      • Prinzip: (Nonverbale) Visusprüfung durch Zuordnung der gezeigten Buchstaben/Symbole anhand einer Referenzkarte
      • Vorteil: Keine Rechts/Links-Differenzierung (durch vertikale Symmetrie der Buchstaben/Symbole) erforderlich
      • Einsatz ab (3–)4 Jahren
  • Veraltet: Kinderbilder
    • Prinzip: Verbale Visusprüfung mit stilisierten kindgerechten Bildern
    • Nachteil: Hohe kognitive und sprachliche Anforderungen, geringere Testgüte

Visusprüfung im Schulalter

  • Durchführung und Beurteilung wie bei Erwachsenen

Früherkennung des Strabismus [90]

Schielen ab dem Alter von ≥2 Monaten ist pathologisch! [91]

  • Hornhautreflextest
    • Ziel: Orientierende Strabismus-Prüfung [99]
    • Durchführung: Leuchte (Ophthalmoskop/Untersuchungsleuchte) an der ärztlichen Blickachse ausgerichtet aus 50–60 cm Entfernung zwischen die Augen des Kindes richten
    • Beurteilung: Symmetrie der Hornhautreflexe bei Fixieren des Lichts
  • Abdecktests
    • Allgemeine Durchführung
      • Während das Kind möglichst konstant ein Objekt fixiert, wird ein Auge mit einem Okkluder (alternativ mit der Hand) abgedeckt [100]
      • Einseitige Tests immer nacheinander auf beiden Seiten durchführen
    • Einseitiger Abdecktest (Cover-Test)
      • Ziel: Diagnose eines manifesten Strabismus
      • Durchführung: Abdeckung eines Auges für 1–2 s mit Beobachtung des offenen (nicht abgedeckten) Auges [101]
      • Beurteilung: Vorliegen und Richtung von Einstellbewegungen des offenen Auges
    • Aufdecktest (Cover-uncover-Test)
      • Ziel: Diagnose eines latenten Strabismus
      • Durchführung: Beobachtung des zuvor abgedeckten Auges beim Wiederaufdecken [92]
      • Beurteilung: Vorliegen einer Einstellbewegung des zuvor abgedeckten Auges [95]
    • Alternierender Abdecktest
      • Ziel: Diagnose eines latenten Strabismus
      • Anwendung: Nach unauffälligem Abdeck- und Aufdecktest [102]
      • Durchführung: Mehrfaches unmittelbar abwechselndes Abdecken beider Augen
      • Beurteilung: Vorliegen und Richtung von Einstellbewegungen des jeweils zuvor abgedeckten Auges beim Wiederaufdecken [92]

Stereotests [90]

  • Ziel: Prüfung des räumlichen Sehens (Stereopsis)
  • Lang-Stereotest
    • Material: Karte mit Objekten, deren Erkennung räumliches Sehen erfordert [103]
    • Durchführung: Karte unbewegt in etwa 40 cm Entfernung vor das Gesicht des Kindes halten
    • Beurteilung: Fixierung, Zeigen oder Benennen der Objekte
    • Normalbefund: Auffinden aller Objekte
  • Seltener eingesetzt: Titmus-Test (Polarisationsfilter erforderlich), TNO-Test (Rot/Grün-Filter erforderlich)

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Zeitpunkt [1]

Durchführung

  • Hebammen, Krankenpflegekräfte, Gynäkolog:innen oder Pädiater:innen
  • Bei Komplikationen oder Risiken : Kinderärztliche/neonatologische Mitbeurteilung
  • Möglichst kurz
    • Alle medizinischen Maßnahmen, die den Eltern-Kind-Kontakt unterbrechen, sollten auf ein gesundes Mindestmaß beschränkt werden, um das Bonden zu ermöglichen
    • Das Eltern-Kind-Bonding unmittelbar nach der Geburt erfolgt mit möglichst vielen Sinnen (Hören, Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken) und unmittelbarem Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Eltern und Kind. Dies sollte insb. während der ersten Lebensstunden ermöglicht werden. In diesem Zusammenhang ist bei Frühgeborenen auch die Rede vom Känguruen [104][105]

Anamnese

Erfassen der prä-, peri- und postnatalen Risikofaktoren

Orientierende klinische Untersuchung

Vorgehen bei Risiken oder Symptomen [21]

Aufklärung und Prophylaxen

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Zeitpunkt [1]

  • 3.–10. Lebenstag

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Physiologischer Gewichtsverlust von Neugeborenen [21]

  • Bis zum erfolgreichen Nahrungsaufbau und dem Milcheinschuss bei stillenden Müttern nehmen Neugeborene physiologischerweise nach Geburt an Gewicht ab
  • Als physiologische Gewichtsabnahme gilt dabei
    • <10% des Geburtsgewichts
    • Maximum meist am 3.–4. Lebenstag
    • Bis zum 5. Lebenstag sollte die Gewichtszunahme einsetzen
    • Bis zum 14. Lebenstag sollte das Geburtsgewicht wieder erreicht werden
  • Bei Überschreiten dieser Grenzen, Zeichen der Exsikkose oder Hypoglykämien: Zufüttern erwägen

Apparative Untersuchungen

Aufklärung und Prophylaxen

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Meist die erste Untersuchung in einer Praxis für Kinderheilkunde [1]

Zeitpunkt

  • 4.–5. Lebenswoche

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Apparative Untersuchungen

Entwicklungsbeurteilung

  • Grobmotorik
    • Kopfhaltung
      • In schwebender Bauchlage mind. 3 Sekunden
      • In Rumpfebene und Rückenlage Kopfhaltung mind. 10 Sekunden in Mittelstellung
  • Feinmotorik
    • Händeöffnung: Spontan, insgesamt eher geschlossen
  • Perzeption und Kognition
    • Blickfolge: Folgt einem Gegenstand mit den Augen zu beiden Seiten (mind. 45°)
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Bekannte: Betrachtet aufmerksam nahe Gesichter von Bezugspersonen

Eltern-Kind-Interaktion

Die Beurteilung im ersten Lebensjahr (U3U6) fokussiert folgende kindliche Reaktionen

  • Stimmung und Affekt
    • Ausgeglichen/zufrieden in Gegenwart der primären Bezugsperson
  • Kontakt und Kommunikation
    • Reaktion (Lächeln, Kopfwenden oder Körperkontakt) auf nonverbale/verbale Ansprache durch Bezugsperson
  • Regulation und Stimulation
    • Kurzzeitige Beruhigung durch die primäre Bezugsperson (durch Wiegen, Singen oder Ansprache)
    • Angemessene Reaktion auf laute Geräusche, helles Licht und Berührung
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Feinfühliger Umgang der Bezugsperson
    • Einfühlsame nonverbale und verbale Reaktionen auf kindliche Signale
    • Entwicklungsangemessene Erwartungen an das Kind

Aufklärung und Prophylaxen

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Zeitpunkt [1]

  • 3.–4. Lebensmonat

Anamnese [1]

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Grobmotorik
    • Extremitäten
      • Kräftiges alternierendes und beidseitiges Beugen und Strecken der Arme und Beine
    • Kopfhaltung
      • In Sitzhaltung mind. 30 Sekunden aufrecht
      • In Bauchlage mind. 1 Minute zwischen 40° und 90° angehoben
    • Bauchlage
      • Wird toleriert
      • Abstützen auf den Unterarmen
  • Feinmotorik
    • Hände: Werden spontan zur Körpermitte gebracht
  • Perzeption und Kognition
    • Fixiert ein sich bewegendes Gesicht und folgt diesem
    • Geräuschquellen: Versucht durch Kopfdrehung die Quelle eines bekannten Geräusches zu sehen
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Kontakt: Freut sich über Zuwendung, Blickkontakt kann gehalten werden
    • Lächeln: Reaktion auf Ansprache, erwidert Lächeln einer Bezugsperson („soziales Lächeln“)
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Beobachtet Fingerspiel

Eltern-Kind-Interaktion

Die Beurteilung im ersten Lebensjahr (U3U6) fokussiert folgende kindliche Reaktionen.

  • Stimmung und Affekt
    • Ausgeglichen/zufrieden in Gegenwart der primären Bezugsperson
    • Bei nonverbaler/verbaler Kommunikation durch die primäre Bezugsperson ausgeglichen, offen und zugewandt
  • Kontakt und Kommunikation
    • Reaktion (Lächeln, Kopfwenden oder Körperkontakt) auf nonverbale/verbale Ansprache durch Bezugsperson
    • Sendet deutliche Signale an primäre Bezugsperson und sucht Kontakt (mit Blick, Mimik, Gesten, Lauten)
    • Blickkontakt zur Bezugsperson in unbekannten Situationen
  • Regulation und Stimulation
    • Kurzzeitige Beruhigung durch primäre Bezugsperson (durch Wiegen, Singen oder Ansprache)
    • Angemessene Reaktion auf laute Geräusche, helles Licht und Berührung

Aufklärung und Prophylaxen

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Zeitpunkt [1]

  • 6.–7. Lebensmonat

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

  • Augen
    • Brückner-Test
    • Prüfung der Blickfolge mit einem geräuschlosen Objekt, das das Kind interessiert (z.B. Lichtquelle)

Entwicklungsbeurteilung

  • Grobmotorik
    • Handstütz auf den Handflächen mit gestreckten Armen
    • Traktionsversuch : Kopf wird symmetrisch zur Wirbelsäule gehalten, beide Arme werden gebeugt
    • Federt mit beiden Beinen ab
  • Feinmotorik
    • Spielzeug: Wird zwischen den Händen transferiert
    • Greifen: Palmar, betont radial
  • Sprach- und Sprechentwicklung
    • Silbenketten: Rhythmisch, z.B. mam-mam-mam, ga-ga-ga, de-de-de
  • Perzeption und Kognition
    • Erkunden: Oral und manuell, Gegenstände werden mit beiden Händen gehalten und mit dem Mund exploriert, aber noch wenig betrachtet
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Lachen: Stimmhaft
    • Bekannte: Verhält sich unterschiedlich, abhängig vom Vertrautheitsgrad
    • Andere Kinder: Freut sich beim Erscheinen anderer Kinder
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Grobmotorik
    • Sprach- und Sprechentwicklung
      • Lautiert spontan, monologisch und abwechslungsreich ohne Lippenschluss
      • Baby-Dialog: Antwortet vokalisierend auf zugewandtes Ansprechen
    • Kognition
      • Gegenstände, die vor den Augen langsam bewegt werden, werden mit parallelen Augen verfolgt
    • Stimmung und Affekt
      • Gelegentliche Schreiattacken bis max. 20–30 Minuten unter Zuwendung
      • Ich-Entwicklung: Aufmerksamkeit für die Umgebung, verschafft sich in aufrechter Haltung Überblick
      • Selbstständigkeit: Interessiert sich für und kennt die Vorbereitungen zur Nahrungsaufnahme
      • Signalisiert Unwohlsein (Hunger, Langeweile, Müdigkeit, volle Windel)

Eltern-Kind-Interaktion

Die Beurteilung im ersten Lebensjahr (U3U6) fokussiert folgende kindliche Reaktionen.

  • Stimmung und Affekt
    • Ausgeglichen/zufrieden in Gegenwart der primären Bezugsperson
    • Bei nonverbaler/verbaler Kommunikation durch die primäre Bezugsperson ausgeglichen, offen und zugewandt
    • Wiedervereinigungssituation (kurzes Abwenden/Trennen): Erfreut und gelöst und sucht zur primären Bezugsperson Blickkontakt
  • Kontakt und Kommunikation
    • Reaktion (Lächeln, Kopfwenden oder Körperkontakt) auf nonverbale/verbale Ansprache durch Bezugsperson
    • Sendet deutliche Signale an primäre Bezugsperson und sucht Kontakt (mit Blick, Mimik, Gesten, Lauten)
    • Körper- und Blickkontakt zur Bezugsperson in unbekannten Situationen
  • Regulation und Stimulation
    • Kurzzeitige Beruhigung durch primäre Bezugsperson (durch Wiegen, Singen oder Ansprache)
    • Angemessene Reaktion auf laute Geräusche, helles Licht und Berührung
    • Geht auf Wechselspiel mit der primären Bezugsperson ein (z.B. Bauklötze, Fingerspiel)
    • Kann Gefühle meist regulieren und toleriert leichte Enttäuschungen

Aufklärung und Prophylaxen

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Zeitpunkt [1]

  • 10.–12. Lebensmonat

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Grobmotorik
    • Freies Sitzen: Mit Gleichgewichtskontrolle und geradem Rücken
    • Hochziehen: In den Stand, bleibt einige Sekunden stehen
    • Drehen: Dreht sich flüssig von Rücken- in Bauchlage und umgekehrt
  • Feinmotorik
    • Pinzettengriff: Greift zwischen Daumen und gestrecktem Zeigefinger kleine Gegenstände
    • Klopfen: Klopft zwei Würfel aneinander
  • Sprach- und Sprechentwicklung
    • Silbenketten: Spontane längere Silbenketten
    • Doppellaute: Deutliche Doppelsilben (z.B. ba-ba, da-da)
    • Nachahmung: Ahmt Laute nach
  • Perzeption und Kognition
    • Aufforderung befolgen: Gibt der Bezugsperson nach Aufforderung einen Gegenstand
    • Gezielter Blick: Verfolgt den Zeigefinger in die gezeigte Richtung
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Trinken: Trinkt alleine aus der Flasche, aus Tasse/Becher mit Hilfe
    • Bekannte: Unterscheidet zwischen fremden und bekannten Personen
    • Andere Kinder: Freut sich über andere Kinder
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Grobmotorik
      • Einige Schritte mit Festhalten
    • Feinmotorik
      • Stetiges Ausprobieren neu zu erwerbender motorischer Fähigkeiten
    • Sprach- und Sprechentwicklung
      • „Mama“ oder „Papa“ werden korrekt angewendet
    • Kognition
      • Gesten- und Mimiknachahmung (z.B. Winken)
      • Spielzeug: Mit Tuch verdeckt, wird durch Wegziehen des Tuches gefunden
    • Soziale und emotionale Kompetenz
      • Nimmt selbstständig Kontakt zu Bindungspersonen auf
      • Triangulierung: Macht mit dem Zeigefinger oder Blicken auf Gegenstände des gemeinsamen Interesses (Spielzeug, Tiere o.ä.) aufmerksam
      • Freut sich über Zuwendung (Blickkontakt, Kuscheln)
    • Ich-Entwicklung
      • Betrachtet interessiert sein Spiegelbild, ohne sich zu erkennen
      • Bewusstsein über Beeinflussbarkeit der Bindungsperson: Drückt mit Charme oder Widerstand Wünsche aus und versucht, sich durchzusetzen

Eltern-Kind-Interaktion

Die Beurteilung im ersten Lebensjahr (U3U6) fokussiert folgende kindliche Reaktionen.

  • Stimmung und Affekt
    • Ausgeglichen/zufrieden in Gegenwart der primären Bezugsperson
    • Bei nonverbaler/verbaler Kommunikation durch die primäre Bezugsperson ausgeglichen, offen und zugewandt
    • Wiedervereinigungssituation (kurzes Abwenden/Trennen): Erfreut und gelöst und sucht zur primären Bezugsperson Blickkontakt
  • Kontakt und Kommunikation
    • Reaktion (Lächeln, Kopfwenden oder Körperkontakt) auf nonverbale/verbale Ansprache durch Bezugsperson
    • Sendet deutliche Signale an primäre Bezugsperson und sucht Kontakt (mit Blick, Mimik, Gesten, Lauten)
    • Körper- und Blickkontakt zur Bezugsperson in unbekannten Situationen
  • Regulation und Stimulation
    • Kurzzeitige Beruhigung durch primäre Bezugsperson (durch Wiegen, Singen oder Ansprache)
    • Angemessene Reaktion auf laute Geräusche, helles Licht und Berührung
    • Geht auf Wechselspiel mit der primären Bezugsperson ein (z.B. Bauklötze, Fingerspiel)
    • Kann Gefühle meist regulieren und toleriert leichte Enttäuschungen
    • Toleriert kurze Trennungen von der Bezugsperson (neu zu U5)

Aufklärung und Prophylaxen

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Zeitpunkt [1]

  • 21.–24. Lebensmonat (2. Geburtstag)

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Grobmotorik
    • Gehen: Frei und sicher
    • Treppenlaufen: 3 Schritte runter im Kinderschritt , hält sich mit einer Hand fest
  • Feinmotorik
    • Malen: Malt flache Spirale
    • Auspacken: Kann kleine Gegenstände (z.B. Bonbon) auswickeln
  • Sprach- und Sprechentwicklung
    • Einwortsprache: Mind. 10 „richtige“ Worte neben „Mama“ und „Papa“
    • Aufforderungen: Einfache Aufforderungen werden verstanden und befolgt
    • Nein: Signalisiert Nein/Ablehnung nonverbal/verbal (Kopfschütteln oder Nein-Sagen)
    • Körperteile: Erkennt 3 benannte Körperteile (Zeigen oder Blicken)
  • Perzeption und Kognition
    • Stapeln: Stapelt 3 Würfel
    • Zeigen: Zeigt bekannte Gegenstände auf Abbildungen/Bilderbuch
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Andere Kinder: Interessiert sich für andere Kinder
    • Essen: Isst selbstständig mit dem Löffel
    • Alleine: Bleibt/spielt ca. 15 Minuten alleine, wenn die Bezugsperson nicht im Zimmer, aber in der Nähe ist
  • Interaktion und Kommunikation
    • Aufforderung ausdrücken: Versucht Bezugsperson wohin zu ziehen
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Grobmotorik
      • Gegenstände können ohne Gleichgewichtsverlust vom Boden aufgehoben werden
      • Rennen
      • Hindernisse werden umgangen
    • Feinmotorik
      • Malen mit Faust- oder Pinselgriff (erste drei Finger)
    • Sprach- und Sprechentwicklung
      • Mind. 20 Worte außer „Mama“/„Papa“ (zum Vergleich fordert der G-BA nur 10 Worte)
      • Zweiwortsätze: Bspw. „Papa komm“ gut verständlich verbalisiert
    • Perzeption und Kognition
      • Konzentriertes Ein-/Ausräumen von Behältern über ca. 10 Minuten, genaues Betrachten
    • Soziale und emotionale Kompetenz
      • Sucht aktiv Austausch mit anderen Kindern
    • Interaktion
      • Beruhigt sich bei alltäglichen Ärgernissen in 3–5 Minuten
      • Bezugsperson ist Orientierung und Rückzugsort
      • Versteht Aktionen/Gesten und gestikuliert angemessen zurück
    • Ich-Entwicklung
      • Erkennt sein Spiegelbild
      • Probiert vieles selbst aus und lehnt dazu Hilfe manchmal ab
      • Erreichbare Schalter werden wiederholt betätigt

Aufklärung und Prophylaxen

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Zeitpunkt [1]

  • 34.–36. Lebensmonat

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

  • Schnarchen
  • Sprachvermögen, Stottern
  • Hörvermögen
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Schlafen
    • Risikofaktoren für Kindeswohlgefährdung (Schlafstörung, Trotzen, häusliche Gewalt etc.)
    • Elterngesundheit
    • Kinderkontakte
    • Sauberkeitsentwicklung
    • Spezielle Förderung

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Grobmotorik
    • Hüpfen: Hüpft sicher und beidseitig von der untersten Treppenstufe
    • Treppenlaufen: Nimmt 2 Stufen im Erwachsenenschritt mit Festhalten
  • Feinmotorik
    • Greifen: Drei-Finger-Spitzengriff (Daumen, Zeige-, Mittelfinger) für kleinste Objekte
  • Sprach- und Sprechentwicklung
    • Dreiwortsätze
    • Ich-Form: Wird verwendet
    • Rufnamen: Kennt/sagt seinen Rufnamen
  • Perzeption und Kognition
    • Spiel: Konzentriert sich beim Zuhören und Spielen, Als-ob-Spiele
    • Knöpfe: Öffnet große Knöpfe
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Fremdbetreuung: Möglich (durch vertraute Person über mehrere Stunden)
    • Haushalt: Beteiligung/Mithilfe
  • Interaktion und Kommunikation
    • Spiel: Mit Gleichaltrigen, auch Rollenspiele
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Grobmotorik
      • Rennt mit Armschwung
      • Hindernisse werden umrannt, kann plötzlich Anhalten
    • Feinmotorik
      • Blättert Buchseiten einzeln um
      • 3–5-Wortsätze (Zum Vergleich, der G-BA fordert 3-Wortsätze) mit Nomen, Hilfsverben, Präposition, Adjektiv, überwiegend fehlerfreie Aussprache
    • Kognition
      • Malt und kritzelt und kommentiert, was es malt (wenn auch nicht erkennbar)
      • Konzentriertes Spiel für mind. 30 Minuten
      • Spiel mit Gleichaltrigen für mind. 10–20 Minuten inkl. verbaler Kommunikation
      • Zeigt Freude und Ärger
    • Ich-Entwicklung
      • Erkennt sich auf Fotos
      • Isst mit Löffel und Gabel

Aufklärung und Prophylaxen

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Zeitpunkt [1]

  • 46.–48. Lebensmonat

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

  • Schnarchen, Sprachvermögen, Stottern
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Schlafen
    • Sauberkeitsentwicklung
    • Risikofaktoren für Kindeswohlgefährdung (Trotzen, häusliche Gewalt etc.)
    • Elterngesundheit
    • Kinderkontakte
    • Spezielle Förderung

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Grobmotorik
    • Laufrad: Fährt sicher Laufrad oder Vergleichbares
    • Hüpfen: Hüpft über ein 20–50 cm breites Blatt
  • Feinmotorik
    • Stifthaltung: Zwischen den ersten 3 Fingern
    • Malen: Geschlossene Kreise
  • Sprach- und Sprechentwicklung
    • 6-Wortsätze: In Kindersprache
    • Geschichten: Werden ungefähr in zeitlicher und logischer Reihenfolge aufgebaut
  • Perzeption und Kognition
    • Fragewörter: Wieso, woher, warum, wie, wo
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • An-/Ausziehen: Selbstständig
    • Eingießen: Kann Flüssigkeiten eingießen
    • Emotionen: Können meist selbst reguliert werden, toleriert leichte Enttäuschungen, Ängste, Stress und Freude
  • Interaktion und Kommunikation
    • Spiel: Mit Gleichaltrigen, Rollenspiele, hält sich an Regeln
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Grobmotorik
      • Tritt Pedale, lenkt gleichzeitig und umfährt Hindernisse
      • Treppe laufen im Wechselschritt ohne Festhalten
    • Feinmotorik
      • Malt Kopffüßler oder Männchen, Objekte wie Haus, Baum, Auto, Blume
    • Sprach- und Sprechentwicklung
      • Größenunterschiede werden benannt (z.B. kleiner und großer Bauklotz)
    • Emotion
      • Keine anhaltende Hyperaktivität, kein auffälliges Trotzen/Verweigern, kann bei Bekannten übernachten
    • Ich-Entwicklung
      • Kennt sein Geschlecht
      • Verwendet Ich-Form
      • Sichere Blasen- und Darmkontrolle tagsüber

Aufklärung und Prophylaxen

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Zeitpunkt [1]

  • 60.–64. Lebensmonat

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

  • Hör- und Sprachentwicklung, Stottern
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Sauberkeitsentwicklung
    • Allergien
    • Risikofaktoren für Kindeswohlgefährdung (Trotzen, häusliche Gewalt etc.)
    • Elterngesundheit
    • Familiensituation (getrennt, Patchwork)
    • Kinderkontakte
    • Spezielle Förderung

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Grobmotorik
    • Einbeinhüpfen: Auf jeder Seite und kurzer Einbeinstand
    • Ball: Ein größerer Ball kann aufgefangen werden
    • Treppen: Auf und ab im Erwachsenenschritt ohne Festhalten
  • Feinmotorik
    • Nachmalen: Kreis, Dreieck, Quadrat
    • Stifthaltung: Wie Erwachsene
    • Schere: Schneidet mit Kinderschere eine gerade Linie entlang
  • Sprach- und Sprechentwicklung
    • Fehlerfreie Sprache: Vereinzelte Laute können noch fehlerhaft sein
    • Erzählungen: Sind zeitlich und logisch korrekt, in einfachen Sätzen
  • Perzeption und Kognition
    • Farben: Mind. 3 Farben werden erkannt und benannt
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Spiel: Wechselt sich mit anderen Kindern gut ab
    • Teilen: Ist bereit zu teilen
    • Emotionen: Können meist selbst reguliert werden, toleriert leichte Enttäuschungen
  • Interaktion und Kommunikation
    • Andere Kinder: Lädt selbst andere Kinder ein und wird eingeladen
    • Rollenspiele: Verkleiden, Verwandlung in Tiere/Vorbilder auch mit anderen Kindern
  • Zusätzlich empfiehlt der BVKJ [108]
    • Sprache und Kognition
      • Einzelne Buchstaben, Zahlen oder Namen werden in Großbuchstaben geschrieben (ggf. seitenverkehrt)
      • Korrekte Grammatik (mit einfachen Sätzen)
      • Kennt und benennt Oberbegriffe (Fahrzeuge, Jahreszeiten, Tiere, Pflanze, Nahrungsmittel)
      • Alle Grundfarben inkl. schwarz und weiß werden erkannt/benannt (zum Vergleich fordert der G-BA nur 3 Farben)
    • Interaktion und Emotion
      • Sucht noch engen Körperkontakt zur Bezugsperson bei Kummer, Müdigkeit, Stress o.ä.
      • Kann über unerfreuliche/beschämende Ereignisse berichten
    • Ich-Entwicklung
      • Kennt und identifiziert sich mit seinem Geschlecht
      • Selbstbewusstsein: Telefoniert gerne, erzählt gerne von sich, verteidigt seine Meinung
      • Selbstständigkeit: Vollständige Blasen- und Darmkontrolle, selbstständiger Toilettengang, sicherer Umgang mit Besteck, bereitet sich Brote o.ä. selbst zu

Aufklärung und Prophylaxen

Mit der U9 endet das gelbe Untersuchungsheft. Die nächste verpflichtende Kindervorsorgeuntersuchung ist die J1. Zwischen der U9 und der J1 bieten manche Krankenkassen die U10 (7–8 Jahre) und U11 (9–10 Jahre) an. Außerdem wird auch eine J2 (16–17 Jahre) angeboten.

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Schuleingangsuntersuchungtoggle arrow icon

  • Schulärztliche Aufgabe des Gesundheitsamtes, landesspezifisch geregelt [110]
  • Jedes Kind wird vor Einschulung (meist zwischen 5 und 6 Jahren) auf Schulbereitschaft und -fähigkeit untersucht
  • In manchen Bundesländern ist in Absprache mit dem Gesundheitsamt und der Schule eine frühere Einschulung oder Rückstellung möglich
  • Das Gelbe Untersuchungsheft und der Impfausweis werden gesichtet

Voraussetzungen für die Schulreife

  • Körperliche Belastbarkeit
  • Grob- und Feinmotorik
  • Sprach- und Sprechentwicklung
  • Hör- und Sehfähigkeit
  • Konzentrationsfähigkeit und Wahrnehmung, logisch-analytisches Denken, Gedächtnis
  • Soziale und emotionale Reife (kontaktfreudig, Bereitschaft, sich in Gruppen einzufügen, Trennung von Bezugspersonen, kann kleinere Rückschläge verkraften)
  • Allgemein altersgerechte Entwicklung (Evaluation u.a. mittels Mensch-Zeichen-Test )
  • Interesse an Lernen und Schule

Untersuchungsinhalt

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U10toggle arrow icon

Keine verpflichtende Vorsorgeuntersuchung des G-BA. Der BVKJ (Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte) hat ein Versorgungskonzept mit ergänzenden Untersuchungen zu denen des G-BA erstellt. Für die U10, U11 und J2 gibt es Selektivverträge mit einigen Krankenkassen. [108][111]

Zeitpunkt

  • 7.–8. Lebensjahr

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

  • Ernährung
  • Bewegung
  • Allergien
  • Schlafstörungen
  • Harn-/Stuhlverhalt, Obstipation
  • Außerfamiliäre Betreuung
  • Kinderkontakte
  • Freizeitgestaltung
  • Risikofaktoren für Misshandlung/häusliche Gewalt
  • Familiensituation
  • Spezielle Förderung

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Perzeption und Kognition
    • Hinweis auf Lern- oder Rechenstörung, Lese-Rechtschreib-Schwäche (LSR)
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Ängste, Depression
    • Schule: Geht gerne zur Schule, Beziehung zu Lehrkräften, Schulweg, Mobbing
    • Abgrenzung: Kann sich wehren und vor Gewalt schützen
    • Beziehung: Zu Eltern ist unproblematisch, hat Freund:innen, keine Rückzugstendenz
  • Interaktion und Kommunikation
    • Konzentration und Aufmerksamkeit
    • Impulsivität und oppositionelles Verhalten

Aufklärung und Prophylaxen

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U11toggle arrow icon

Keine verpflichtende Vorsorgeuntersuchung des G-BA. Der BVKJ (Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte) hat ein Versorgungskonzept mit ergänzenden Untersuchungen zu denen des G-BA erstellt. Für die U10, U11 und J2 gibt es Selektivverträge mit einigen Krankenkassen. [108][111]

Zeitpunkt

  • 9.–10. Lebensjahr

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

  • Psychische Entwicklung
  • Akzeptanz des eigenen Körpers, ist über bevorstehende Pubertät aufgeklärt
  • Ernährung
  • Bewegung
  • Allergien
  • Schlafstörungen
  • Harn-/Stuhlverhalt, Obstipation
  • Außerfamiliäre Betreuung
  • Kinderkontakte
  • Risikofaktoren für Misshandlung/häusliche Gewalt
  • Familiensituation
  • Spezielle Förderung

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Perzeption und Kognition
    • Hinweis auf Lern- oder Rechenstörung, Lese-Rechtschreib-Schwäche (LSR)
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Ängste, Depression
    • Schule: Geht gerne zur Schule, Beziehung zu Lehrkräften, Schulweg, Mobbing
    • Abgrenzung: Kann sich wehren und vor Gewalt schützen
    • Beziehung: Zu Eltern ist unproblematisch, hat Freund:innen, keine Rückzugstendenz
  • Interaktion und Kommunikation
    • Konzentration und Aufmerksamkeit
    • Impulsivität und oppositionelles Verhalten

Aufklärung und Prophylaxen

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J1toggle arrow icon

Die J1 und J2 werden auch Jugendgesundheitsuntersuchung genannt. [108][111][112]

Zeitpunkt

  • 14. Lebensjahr

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Perzeption und Kognition
    • Schulleistungen
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Ängste, Depression
    • Soziales und Autonomie: Geht gerne zur Schule, Mobbing, kann sich wehren, Schulweg
    • Medienkonsum
    • Beziehung zu Eltern unproblematisch, hat Freund:innen, keine Rückzugstendenz
  • Interaktion und Kommunikation
    • Oppositionelles Verhalten

Aufklärung und Prophylaxen

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J2toggle arrow icon

Keine verpflichtende Vorsorgeuntersuchung des G-BA. Der BVKJ (Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte) hat ein Versorgungskonzept mit ergänzenden Untersuchungen zu denen des G-BA erstellt. Für die U10, U11 und J2 gibt es Selektivverträge mit einigen Krankenkassen. [108][111]

Die J1 und J2 werden auch Jugendgesundheitsuntersuchung genannt.

Zeitpunkt

  • 16.–17. Lebensjahr

Anamnese

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine Anamnese, außerdem

Körperliche Untersuchung

Siehe: Kindervorsorgeuntersuchungen - Allgemeine körperliche Untersuchung, außerdem

Entwicklungsbeurteilung

  • Perzeption und Kognition
    • Schulleistungen/Ausbildungsweg
  • Soziale und emotionale Kompetenz
    • Oppositionelles oder aggressives Verhalten
    • Ängste, Depression, psychische Stabilität
    • Soziales und Autonomie: Geht gerne zur Schule/Ausbildung/Arbeit, Beziehung zu Lehrenden/Ausbildenden/Arbeitgebenden/Mitarbeitenden, Mobbing, kann sich wehren, keine Probleme auf dem Schulweg
    • Mediennutzung im Kindes- und Jugendalter
    • Beziehung zu Eltern unproblematisch, hat Freund:innen, keine Rückzugstendenz

Aufklärung und Prophylaxen

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