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Inhalationsanästhetika

Letzte Aktualisierung: 3.3.2025

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Inhalationsanästhetika können zur Aufrechterhaltung einer Allgemeinanästhesie eingesetzt werden, seltener auch zur Narkoseeinleitung. Ihre Wirkung ist hauptsächlich hypnotisch. Unterschiede finden sich in den spezifischen Charakteristika wie bspw. Löslichkeit im Blut, An- und Abflutung im Organismus, Metabolisierung, Nebenwirkungen und Kontraindikationen. Eine Sonderrolle nimmt das Lachgas mit seiner zusätzlichen analgetischen Wirkung ein. Neben den medizinischen Aspekten ist zu beachten, dass Sevo-, Iso- und besonders Desfluran hochpotente Treibhausgase sind.

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Übersichttoggle arrow icon

Einteilung

Volatile Anästhetika [1][2]

  • Definition: Bei Raumtemperatur flüssige Inhalationsanästhetika
  • Applikation: Überführung in gasförmigen Zustand mithilfe eines Verdampfers/Verneblers (= Vapor), anschließend Beimischung zur Inspirationsluft
  • Wirkstoffe

Gasförmige Anästhetika [2]

  • Definition: Bei Raumtemperatur gasförmige Inhalationsanästhetika (unter Druck verflüssigt abgefüllt)
  • Applikation: Direkte Beimischung zur Inspirationsluft (ohne Verdampfer)
  • Wirkstoffe: Lachgas (N2O), Xenon

Charakteristika der Inhalationsanästhetika

Desfluran

Sevofluran

  • Vorteile
    • Milder Geruch und keine Atemwegsirritation
    • Schnelles An- und Abfluten bei kurzer OP-Dauer
    • Inhalative Einleitung möglich (bspw. in der Kinderanästhesie)
  • Nachteile
    • Bei längerer OP-Dauer: Speicherung im Fettgewebe [3]
    • Hochpotentes Treibhausgas [4]
    • Bildung von Compound A (potenziell nephrotoxischer Metabolit) durch Interaktion mit bestimmten Atemkalkprodukten möglich [3][5]

Isofluran

  • Vorteil: Von allen Fluranen die beste muskelrelaxierende Wirkung [2][6][7]
  • Nachteile
    • Unangenehmer Geruch
    • Hochpotentes Treibhausgas [4]

Lachgas

  • Vorteile
    • Gute Analgesie
    • Schnelle An- und Abflutung
    • Nur geringer Einfluss auf renale, kardiovaskuläre, respiratorische und hepatische Funktionen
  • Nachteile

Xenon [3][7][8]

  • Vorteile
    • Sehr gut steuerbar
    • Keine Metabolisierung
    • Keine Atemwegsreizung
    • Keine kardiozirkulatorischen Nebenwirkungen
    • Fast ideales Inhalationsanästhetikum
  • Nachteile
  • Standarddosierung zur Aufrechterhaltung einer Allgemeinanästhesie bei Erwachsenen
    • 51–69 Vol.-% (inspiratorisch)
    • Beimischung von mind. 30% Sauerstoff erforderlich
  • DANI/DALI: Vorsichtige Anwendung, wahrscheinlich keine Anpassung erforderlich (keine hinreichenden Daten verfügbar bei schweren Funktionsstörungen)
  • Ältere Personen: Keine Anpassung erforderlich
  • Wichtige Hinweise
    • Nicht anzuwenden bei (potenziell) erhöhtem intrakraniellen Druck, (potenziell) erhöhtem Sauerstoffbedarf und Personen <18 Jahren
    • Nicht empfohlen in Schwangerschaft und Stillzeit (unzureichende Datenlage)

Inhalationsanästhetika sind hochpotente Treibhausgase, wobei Desfluran den mit Abstand größten klimaschädlichen Effekt aller Inhalationsanästhetika aufweist! [9]

Die inhalative Narkoseeinleitung wird wegen der möglichen Atemwegsreizung (insb. bei Desfluran) nur selten durchgeführt. Am ehesten eignet sich hierfür Sevofluran!

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Wirkungtoggle arrow icon

Allgemeine Wirkungen

Allgemeine Wirkungen von Inhalationsanästhetika [10]
Flurane Lachgas Xenon
Hypnose (✓)
Muskelrelaxierung [6][7]
Bronchodilatation
Analgesie
Amnesie

Alle Inhalationsanästhetika haben eine hypnotische Wirkung!

Wirkmechanismen und Rezeptoren [11][12]

Die genauen Wirkmechanismen werden derzeit noch erforscht, diskutiert werden u.a.

Die lipophilen Inhalationsanästhetika diffundieren durch die Blut-Hirn-Schranke und entfalten ihre Wirkung an zahlreichen ligandengesteuerten und spannungsabhängigen Ionenkanälen am ZNS!

Anästhetische Potenz der Inhalationsanästhetika

MAC-Wert (MAC) [7]

  • Definition: Minimale alveoläre Konzentration eines Inhalationsanästhetikums; im klinischen Gebrauch meist synonym verwendet zur MAC50
  • Bedeutung: Indirektes, altersabhängiges Maß für die Wirkungsstärke eines Inhalationsanästhetikums
  • Spezifische MAC-Werte: Bezeichnen jeweils die alveoläre Konzentration eines Inhalationsanästhetikums, bei der
    • MACawake: 50% der Patient:innen auf Ansprache nicht mehr die Augen öffnen
    • MAC50 und MAC95: 50% bzw. 95% der Patient:innen auf den Hautschnitt nicht mehr mit Abwehrbewegungen reagieren
    • MAC BAR50 und MAC BAR95: 50% bzw. 95% der Patient:innen auf den Hautschnitt nicht mehr mit Blutdruckanstieg und Tachykardie reagieren
    • MAC EI50 und MAC EI95: 50% bzw. 95% der Patient:innen auf die endotracheale Intubation nicht mehr mit Abwehrbewegungen, Husten oder Pressen reagieren
  • Mögliche Einflussfaktoren auf die MAC [7]
  • Einheit des MAC-Wertes
    • Prozentual als Anteil der endexspiratorischen Atemluft (Vol.-%)
    • Angabe als Zahl ohne Einheit, bspw. 0,8 MAC
      • Bezeichnung der äquipotenten Konzentration des Anästhetikums
      • 1 MAC entspricht der MAC50 des jeweiligen Inhalationsanästhetikums
      • Angabe gelegentlich auch mit Multiplikationszeichen zwischen Zahl und MAC

Je niedriger der MAC-Wert ist, desto höher ist die Potenz eines Inhalationsanästhetikums!

Übersicht der MAC-Werte gängiger Inhalationsanästhetika für Erwachsene
MAC50 (Vol.-%) bei 100% O2 MAC50(Vol.-%) bei 70% N2O
Desfluran
  • 2,8
Sevofluran
  • 1,1
Isofluran
  • 0,5
Lachgas
  • Ca. 105 (altersunabhängig)
Xenon [3][8]
  • Ca. 60 +/- 5

Über die Messung der Konzentration des Inhalationsanästhetikums in der Ausatemluft kann die Narkosetiefe sehr gut gesteuert werden!

Für alle Inhalationsanästhetika außer Lachgas gilt: Mit zunehmendem Alter nimmt der MAC-Wert ab!

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Pharmakokinetiktoggle arrow icon

Aufnahme und Verteilung

Anflutung

  • Definition: Aufnahme des Inhalationsanästhetikums über mehrere Kompartimente bis zum Wirkort (Gehirn) durch Konzentrationsausgleich zwischen
    1. Inspirationsluft und Blut
    2. Blut und Gehirn
  • Durchführung: Applikation des Inhalationsanästhetikums
    • Zufuhr einer festgelegten Konzentration aus dem Vapor
    • Aufbau einer suffizienten inspiratorischen Konzentration

Einflussfaktoren auf die Anflutung [6][7]

Alle Inhalationsanästhetika eignen sich gut für die Aufrechterhaltung einer balancierten Anästhesie. Dabei gilt: Je kleiner der Blut/Gas-Verteilungskoeffizient und Gehirn/Blut-Verteilungskoeffizient, desto besser die Steuerbarkeit (rasche An- und Abflutung)! [17]

Alle Inhalationsanästhetika sind lipophil und können durch Diffusion ungehindert die Blut-Hirn-Schranke überwinden! [3]

Optimal zur schnellen Anflutung sind eine geringe Blutlöslichkeit sowie eine hohe Fettlöslichkeit!

Praktische Hinweise zur Dosierung

  • Inspiratorische Konzentration (gemessen in Vol.-%), abhängig von
  • Endexspiratorische Konzentration (gemessen in Vol.-%), entspricht
    • Alveolärer Konzentration
    • Maß für die Konzentration des Inhalationsanästhetikums im Gehirn (nach abgeschlossener Anflutung )
    • Basis für den MAC-Wert
    • Entscheidendem Parameter für die intraoperative Dosissteuerung
    • Isoliert betrachtet: Kein sicheres Maß für Narkosetiefe [17]

Insb. in der An- und Abflutungsphase ergeben sich deutliche Unterschiede in der eingestellten Konzentration am Vapor, der inspiratorischen Konzentration, der alveolären Konzentration und der Konzentration im Gehirn!

Im Vergleich zu intravenösen Anästhetika sind Inhalationsanästhetika durch Messung der Konzentration sehr gut steuerbar!

Abflutung

  • Definition: Senkung der Wirkstoffkonzentration im Gehirn durch Konzentrationsausgleich zwischen
    1. Inspirationsluft und Blut
    2. Blut und Gehirn
  • Durchführung: Beendigung der Applikation des Inhalationsanästhetikums
    • Reduktion der Zufuhr aus dem Vapor gegen OP-Ende
    • Beendigung der Zufuhr aus dem Vapor (bspw. bei Abschluss der Naht)
    • Ggf. Spülen des Beatmungssystems mit 100% O2
    • Frische Inspirationsluft enthält kein Inhalationsanästhetikum mehr

Elimination

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Nebenwirkungtoggle arrow icon

Allgemeine Nebenwirkungen der Flurane [1][2]

Alle volatilen Inhalationsanästhetika sind Triggersubstanzen der malignen Hyperthermie, Lachgas und Xenon nicht! [22]

Die intraoperative Aufrechterhaltung des mittleren arteriellen Blutdrucks begünstigt den renalen und hepatischen Blutfluss und beugt so Funktionsstörungen vor. [3]

Nachteil aller Inhalationsanästhetika ist eine Raumluftbelastung bei undichtem Beatmungssystem. Gerade bei schwangerem Personal ist dies zu beachten, und stattdessen bevorzugt eine TIVA durchzuführen!

Spezielle Nebenwirkungen der Flurane [1][2][23]

Nebenwirkungen von Lachgas [2][24]

Nebenwirkungen von Xenon [3]

Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Interaktiontoggle arrow icon

Die Gabe von Benzodiazepinen oder Opioiden verringert den MAC-Wert von Inhalationsanästhetika um ca. 60%!

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Inhalationsanästhetika

Inhalationsanästhetika – Teil 1: Übersicht

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