ambossIconambossIcon

Meningeosis neoplastica

Letzte Aktualisierung: 12.10.2021

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Meningeosis neoplastica ist eine Ausbreitung von Tumorzellen verschiedenen Ursprungs im Bereich der Hirnhäute (Meningen). Von der Absiedlung können alle Abschnitte der Hirnhaut sowie der liquorgefüllte Subarachnoidalraum zwischen Arachnoidea und Pia mater betroffen sein. Man unterscheidet hinsichtlich des Wachstumsmusters zwischen soliden leptomeningealen Metastasen und der Ausbreitung nicht-adhärenter Tumorzellen im Liquorraum. Daneben kommen Mischformen vor. Die Verbreitung der Tumorzellen erfolgt hämatogen, kontinuierlich (insb. bei ossären Tumoren) oder über die Migration primärer Hirntumoren bzw. von Tumorzellen entlang von Nervenbahnen.

Die Meningeosis wird jeweils nach der Art des Primärtumors benannt (Meningeosis carcinomatosa, - lymphomatosa, -leucaemica, - sarcomatosa, usw.). Bei den meisten solitären Tumoren ist die Meningeosis Ausdruck einer disseminierten Erkrankung mit sehr schlechter Prognose und Indikation zur palliativen Therapie.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Epidemiologietoggle arrow icon

Der hohe Anteil meningealer Metastasierungen in Autopsien von Krebspatienten legt nahe, dass es sich bei der Meningeosis neoplastica um ein klinisch unterdiagnostiziertes Krankheitsbild handelt!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ätiologietoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Symptomatiktoggle arrow icon

Die Symptomatik ist abhängig von Ausmaß und Lokalisation der Metastasierung . Sie kann auf einer Affektion von Hirnnerven und spinalen Wurzeln und/oder erhöhtem intrakraniellen Druck beruhen. Asymptomatische Verläufe sind möglich.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Diagnostiktoggle arrow icon

MRT

Die Meningeosis neoplastica im Bereich des spinalen Subarachnoidalraums muss von extradural gelegenen spinalen Metastasen abgegrenzt werden!

Liquorpunktion

Durchführung

  • Nach Bildgebung durchführen! (Ausschluss Herniationsgefahr und spinaler Metastasen im Bereich des Stichkanals)
  • Primäres Ziel der Liquordiagnostik: Nachweis von neoplastischen Zellen zur Diagnosesicherung (Goldstandard)
  • Praktische Hinweise
    • Ausreichende Liquormenge (>10 mL) notwendig
    • Schnelle Präparation (innerhalb von max. zwei Stunden) notwendig

Methoden und Befunde

Um Tumorzellen nachzuweisen, sind ggf. wiederholte Liquorpunktionen notwendig!

Das Liquorzellpräparat muss schnellstmöglich angefertigt werden (innerhalb von zwei Stunden), um Zellschrumpfungen und andere Veränderungen zu verhindern!

Leptomeningeale Biopsie

  • Sehr selten indiziert

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Therapietoggle arrow icon

Therapeutische Strategien bei Meningeosis [3]

  • Individuelle Therapie unter Berücksichtigung von:
    • Ausbreitungsmuster der Meningeosis (solide vs. diffus)
    • An- oder Abwesenheit systemischer und/oder solitärer zerebraler Metastasen
  • Übersicht der Therapieoptionen
Ausbreitungsmuster der Meningeosis Solide Hirnmetastasen Systemische Metastasen Therapie
Solide Nein Nein (Systemische Chemotherapie +) fokale spinale Bestrahlung
Ja Nein (Systemische Chemotherapie +) Ganzhirnbestrahlung + fokale spinale Bestrahlung
Nein Ja Systemische Chemotherapie (+ fokale spinale Bestrahlung)
Ja Ja Systemische Chemotherapie + Ganzhirnbestrahlung (+ fokale spinale Bestrahlung)
Nicht-adhärent Nein Nein Intrathekale Chemotherapie
Ja Nein Intrathekale Chemotherapie + Ganzhirnbestrahlung
Nein Ja Systemische Chemotherapie (+ intrathekale Chemotherapie)
Ja Ja Systemische Chemotherapie + Ganzhirnbestrahlung (+ intrathekale Chemotherapie)

Strahlentherapie

  • Indikation: Bei nodulären Tumorabsiedelungen, die über intrathekale Chemotherapie nicht oder nicht ausreichend (Diffusionsbarriere zu groß) erreicht werden
  • Bestrahlungsformen
    • Ganzhirnbestrahlung unter Einbeziehung der Meningen (sog. „Helmfeld“)
      • Gesamtdosis 30–36 Gy, Einzelfraktion 3 Gy
      • Gesamtdosis bis 40 Gy mit Einzelfraktionen à 2 Gy bei günstigerer Gesamtprognose
    • Bestrahlung fokaler spinaler Läsionen
      • Gesamtdosis 30–36 Gy, Einzelfraktionen 2–3 Gy
    • Liquorraumbestrahlung

Chemotherapie

Systemische Chemotherapie

  • Indikation
  • Wirkstoffwahl: Gemäß Richtlinien für systemische Chemotherapie des jeweiligen Primärtumors

Intrathekale Chemotherapie

Systemisch angewandte Chemotherapeutika erreichen teilweise keine zytotoxische Konzentration im Liquorraum oder es gehen notwendige Dosen mit unerwünschten systemischen Nebenwirkungen einher. Dies kann eine intrathekale Chemotherapie notwendig machen.

  • Indikation
  • Anwendung
    • Über wiederholte Lumbalpunktionen oder Ventrikelreservoir
    • Durchführung der intrathekalen Therapie möglichst bis zur Liquorsanierung (kein Nachweis neoplastischer Zellen in 2–3 Liquoruntersuchungen)
    • Therapiewechsel bei Progredienz der Meningeosis
    • Während einer Strahlentherapie werden die intrathekalen Injektionen je nach Einrichtung teilweise pausiert (wg. Annahme erhöhter Neurotoxizität)
    • Es besteht kein Hinweis auf eine Überlegenheit von Wirkstoffkombinationen (dafür aber eine erhöhte Nebenwirkungsrate)
  • Probleme in der Anwendung
  • Wirkstoffe (Zulassung in Deutschland)

Chirurgische Maßnahmen

  • Externe Shunt-Anlage bei Liquorabflussstörung
  • Anlage eines intraventrikulären Portsystems (Ommaya-Reservoir bzw. Rickham-Reservoir) zur Applikation von Chemotherapeutika
  • Ggf. Resektion extraduraler spinaler Metastasen

Sonstiges

  • Die Meningeosis spricht teilweise auf hormonantagonistische Therapieformen (etwa beim Mammakarzinom) an
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Prognosetoggle arrow icon

  • Schlechte Prognose bei Meningeosis carcinomatosa
  • 1-Jahres-Überleben: 5–25 % [1]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • C79.3: Sekundäre bösartige Neubildung des Gehirns und der Hirnhäute
    • Meningeosis bei Neoplasien des lymphatischen, blutbildenden und verwandten Gewebes

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.