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AMBOSS-Pflegewissen: Diabetes mellitus

Letzte Aktualisierung: 17.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Pflege von Patient:innen mit Diabetes mellitus betrifft alle Fachgebiete. Im Alltag liegt der Fokus darauf, den Blutzucker (BZ) regelmäßig zu kontrollieren, um Blutzuckerentgleisungen und weitere Komplikationen zu vermeiden. Die Pflege bei ketoazidotischem bzw. hyperglykämischem Koma erfolgt auf der Intensivstation und umfasst neben der langsamen Senkung des BZ und kontinuierlichem Monitoring auch eine neurologische Beurteilung der Patient:innen anhand der Glasgow Coma Scale. Da die Erkrankung meist chronisch verläuft, ist eine den Lebensumständen angepasste Therapie erforderlich, ggf. auch unter Einbezug der Angehörigen.

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Beobachten und Überwachentoggle arrow icon

Basismonitoring

Symptomorientierte Überwachung

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Blutzuckermessungtoggle arrow icon

Grundsätzliches

  • Herstelleranweisungen der Blutzuckermessgeräte beachten: Bei Unsicherheit bzgl. des gemessenen Wertes Messung wiederholen
    • Im häuslichen Bereich: Gemessene Werte etwa alle drei Monate mit im Labor ausgewerteten Blutzuckerwerten vergleichen
  • Häufigkeit der Blutzuckerkontrollen: Nach ärztlicher Anordnung bzw. gleiche Anzahl an Messungen wie Insulininjektionen pro Tag, zusätzlich gelegentliche Messungen des nächtlichen und postprandialen BZ
  • Alternative Einstichstelle zur Fingerbeere: Ohrläppchen
  • Desinfektion der Einstichstelle: Desinfektionsmittel kann das Ergebnis verfälschen

Ablauf

  1. Medizinisches Personal: Händedesinfektion, Handschuhe anziehen
  2. Patient:innen auffordern, Hände zu waschen und gut abzutrocknen
  3. Einstichstelle desinfizieren
  4. Teststreifen in das Gerät einführen und ggf. neue Lanzette in Stechhilfe einbringen
  5. Einstichstelle: Seitlich an der Fingerbeere, Einstichtiefe möglichst gering halten
  6. Nach Einstich Fingerbeere sanft drücken
  7. Teststreifen an den Bluttropfen halten, bis der Teststreifen vollgesogen ist bzw. das Gerät dies signalisiert
  8. Restliches Blut mit keimarmem Tupfer entfernen, benutztes Material fachgerecht entsorgen
  9. Medizinisches Personal: Handschuhe ausziehen und Händedesinfektion durchführen
  10. Blutzuckerwert dokumentieren, ggf. Insulingabe
  11. Für weitere Informationen siehe auch: Blutzuckermessungen
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Medikamentöse Therapietoggle arrow icon

Umgang mit Insulin

Siehe auch: Stufenschema für Typ-2-Diabetiker

Sulfonylharnstoffe (Glibenclamid, Glimepirid etc.) erhöhen die Hypoglykämiegefahr! Nach der Einnahme muss unverzüglich gegessen werden, und es dürfen keine Mahlzeiten ausgelassen werden!

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Insulininjektion mit Pentoggle arrow icon

Grundsätzliches

  • Penarten: Einweg- oder Mehrwegpens
  • Injektionskanülen: Einmal verwenden
  • Injektionsstelle: Subkutan, i.d.R. am Bauch, Oberschenkel, ggf. Gesäß

Insulin darf nicht in verhärtete Hautstellen, Hämatome, Wunden oder den Oberarm injiziert werden!

Ablauf

  1. Medizinisches Personal: Händedesinfektion, nach hausinternen Standards Handschuhe anziehen
  2. Pen auf genügend Inhalt und Haltbarkeit überprüfen
  3. Geeignete Injektionsstelle wählen und nach hausinternen Standards desinfizieren
  4. Bei Injektion von Verzögerungsinsulinen: Pen ca. 20× vor dem Aufziehen schwenken
  5. Schutzkappe entfernen und Einmalkanüle aufschrauben
  6. 1–2 IE abgeben zur Funktionskontrolle und Entlüftung der Kanüle mit der Öffnung senkrecht nach oben
  7. Insulindosis am Dosierrad einstellen
  8. Ggf. Hautfalte bilden und im 45°- oder 90°-Winkel einstechen
  9. Injektionsknopf ganz herunterdrücken, bis eine „0“ im Dosierfenster zu sehen ist
  10. 10 s warten, dann kann die Kanüle aus der Haut entfernt werden
  11. Kanüle sicher entsorgen, ggf. Tupfer auf die Injektionsstelle drücken
  12. Medizinisches Personal: Ggf. Handschuhe ausziehen und Händedesinfektion durchführen
  13. Dokumentation von verabreichten Insulineinheiten und ggf. Auffälligkeiten, ggf. weitere Blutzuckerkontrollen bzgl. Wirkungseintritt durchführen

Trübe Insuline sollten vor der Applikation immer geschwenkt werden!

Beim Aufziehen von Insulin aus einer Stechampulle ist unbedingt auf die richtige Dosierung und Konzentration zu achten!

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Erstmaßnahmen bei Hypoglykämietoggle arrow icon

Bewusstlosen Diabetiker:innen mit unklarem Blutzuckerwert sollte immer Glucose zugeführt, jedoch niemals Insulin gespritzt werden! Eine Hypoglykämie kann tödlich verlaufen!

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Mobilisation und Prophylaxentoggle arrow icon

Mobilisation/Bewegung

  • Auf gut sitzendes Schuhwerk achten: Ausreichende Größe
    • Auf Unebenheiten/Fremdkörper/potenzielle Druckstellen im Schuh achten
    • Bei Wunden und Deformierungen am Fuß: Speziell angefertigte Druckentlastungsschuhe
  • Auf ausreichende Bewegung achten
  • Erhöhte Sturzgefahr: Aufgrund von Sehstörungen (im Rahmen einer diabetischen Retinopathie) und Taubheit in den Füßen (im Rahmen einer diabetischen Neuropathie)

Prophylaxen

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Haut- und Körperpflegetoggle arrow icon

  • Meist trockene Haut und infektionsgefährdete Patient:innen: Augenmerk auf eine gute Hautpflege
    • pH-hautneutrale Seife verwenden
    • Harnstoffhaltige Lotionen verwenden
    • Lange, heiße Bäder vermeiden
  • Mund- und Zahnpflege: Erhöhte Gefahr für Karies, Paradontitis und Pilzerkrankungen (Mundsoor)
    • Regelmäßige, ausführliche Pflege und Dokumentation der auftretenden Veränderungen
    • Regelmäßige Zahnarztbesuche empfehlen!
  • Fußpflege
    • Regelmäßige ärztliche und pflegerische Inspektion der Füße
      • Patient:innen sollten ihre Füße täglich und ggf. mithilfe eines Spiegels kontrollieren
    • Ggf. regelmäßige podologische Sitzungen
    • Tägliche Pflege
      • Waschen mit lauwarmem Wasser und ggf. pH-hautneutralen Reinigungsmitteln
      • Gründliches Abtrocknen und Eincremen der Füße mit rückfettenden Salben, die Harnstoff enthalten (zur Prävention von Rhagaden)
      • Hornhaut (Hyperkeratosen) mit Bimsstein entfernen
    • Verletzungen vermeiden
    • Nagelpflege
    • Fußbäder
      • Nur durch geschultes Personal, mit Messung der Wassertemperatur und zeitlich begrenzter Dauer
      • Nicht bei Wunden
      • Insb. auch nicht für den häuslichen Bereich empfohlen!
      • Komplikationen: Mazeration der Haut, Infektions- und Verbrennungsgefahr
    • Phasenweise Entlastung bei Deformitäten, ggf. Versorgung mit orthopädischen Schuhen und/oder Einlagen
    • Phasengerechte Wundbehandlung und Sicherung der Wundversorgung, siehe auch: Pflegewissen: Chronische Wunden
      • Chirurgische Mitbehandlung und ggf. Débridement bei nekrotischen Wundanteilen
    • Verbrennungsgefahr aufgrund einer Neuropathie: Keine Verwendung von Wärmflaschen und Wärmedecken
  • Kleidung: Atmungsaktiv, nicht-einschnürende Strümpfe
    • Ggf. Versorgung mit orthopädischen Schuhen und/oder Einlagen

Man kann Diabetiker:innen nicht oft genug auf die Füße schauen!

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Ernährung, Beratung und Präventiontoggle arrow icon

Ernährung

Es gibt keine Diabetikerkost im eigentlichen Sinne – was für alle gesund ist, tut auch Diabetiker:innen gut!

Beratung und Prävention

Bei Diabetes mellitus handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die die Betroffenen in ihrem Leben stark beeinträchtigen kann. Daher sollte die Therapie auf die Bedürfnisse, Lebensumstände und den Alltag der Patient:innen abgestimmt sein, um eine möglichst hohe Therapieadhärenz zu erreichen. [2]

  • Inhalte einer Diabetesschulung: Informationen über
    • Erkrankung, Folgeerkrankungen und Risiken
    • Ernährung (insb. Kohlenhydrate und Fette)
    • Wirkung von Alkohol
    • Bedeutung von Fuß- und Hautpflege
    • Relevanz ärztlicher Kontrolltermine
    • Durchführung einer Blutzuckerkontrolle
    • Auswirkungen körperlicher Bewegung
    • Symptome und Management von Hypoglykämien
    • Umgang mit Insulin und Injektionsorte bzw. Umgang mit oralen Antidiabetika
    • Verhalten in besonderen Situationen (z.B. Sport, Reisen, Krankheit)
    • Einbeziehung des Umfeldes, insb. über Umgang mit Hypoglykämien aufklären
  • Vor Entlassung sicherzustellen: Insb. bei Erstdiagnose
    • Inhalte einer Diabetesschulung: Ggf. auch Schulung der Angehörigen
    • Weitere Versorgung
      • Kontrollen durch Hausärzt:innen
      • Ggf. Organisation eines Pflegedienstes
      • Notwendige Hilfsmittel und Medikamente
      • Wundversorgung
      • Ansprechpartner:innen bei Fragen und Unsicherheiten

Beratung zur Lebensgestaltung

  • Beruf und Hobbys: Eigen- und Fremdgefährdung bzw. hohe Unfallrisiken vermeiden
    • Möglichst geregelte Arbeitszeiten und gleichmäßige körperliche Belastung, ggf. Umschulungen nötig
    • Beantragung eines Schwerbehindertenausweises möglich
  • Bewegung: Körperliche Aktivität führt zu einem sinkenden Blutzuckerspiegel und erhöhter Insulinempfindlichkeit
    • Hypoglykämiegefahr: Insb. bei Insulintherapie und Typ-1-Diabetiker:innen!
    • Ungeeignete Sportarten: Extremklettern, Wildwasserkajaken, Fallschirmspringen, Langdistanzschwimmen
    • Essen vor dem Sport: Möglichst ballaststoffreich
    • Regelmäßige Blutzuckerkontrollen: Vor, während und nach der körperlichen Anstrengung
    • Anstrengung meiden bei: BZ <100 mg/dL oder >250 mg/dL, Ketonkörpernachweis im Urin
    • Anpassung der Kohlenhydratzufuhr: Schnell resorbierbare Kohlenhydrate in Portionen von 15 bis 30 g (1–3 KE) während der Aktivitäten bereithalten und ca. alle 30–45 min zuführen
  • Ernährung: Keine spezielle Diabetikerkost
  • Sexualität und Schwangerschaft
  • Psychische Begleitung: Insb. bei Ängsten vor Spritzen und Blutzuckerentgleisungen, depressiven Verstimmungen und Depressionen
  • Tabakentwöhnung empfohlen
  • Diabetikertagebuch: Zur eigenständigen Dokumentation der gemessenen Blutzuckerwerte und der Therapie
  • Verhalten in speziellen Situationen : Erkennen/Vermeiden von Hypoglykämien
  • Selbstkontrolle des Acetons/der Ketonkörper im Urin: Streifenschnelltests im Handel erhältlich
  • Disease-Management-Programm: Anmeldung erfolgt durch Hausärzt:innen
    • Regelmäßige (Blut‑)Kontrollen und weitere Untersuchungen durch Fach- und/oder Hausärzt:innen
  • Rehabilitation: Insb. bei Erstdiagnose, drohender Dialyse, Verlust des Augenlichts bzw. eingeschränktem Sehvermögen, dauerhaft schlechter Einstellung des BZ
  • Weitere Informationen
    • Selbsthilfegruppen
    • Krankenkassen
    • Fachfirmen
    • Schulungen durch Diabetesberater:innen/-assistent:innen

Um einer Diabeteserkrankung vorzubeugen, wird eine gesunde Ernährung mit Verzicht auf zuckerhaltige Getränke und Speisen sowie eine ausreichende Bewegung empfohlen!

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