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Exantheme im Kindesalter

Letzte Aktualisierung: 21.11.2024

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Exantheme sind im Kindesalter häufig und stellen ein differenzialdiagnostisches Problem dar. Das Erkennen und Einordnen von Exanthemerkrankungen im Kindesalter ist wichtig zur Abgrenzung lebensbedrohlicher Erkrankungen und zur Einleitung prophylaktischer Maßnahmen.

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DD klassische pädiatrische Exanthemkrankheitentoggle arrow icon

Inkubationszeit und Kontagiosität Exanthem Prodromi Begleiterscheinungen
Auftreten eher im Winter/Frühling

Masern

(Morbilli-Virus)

  • Tiefrotes makulopapulöses, großfleckiges, teils konfluierendes Exanthem
    • Beginn im Gesicht und/oder retroaurikulär
    • Ausdehnung von dort über den ganzen Körper (kraniokaudal)
    • Abblassen des Exanthems nach 4–5 Tagen, teils mit "kleieförmiger" Schuppung
  • Juckreiz möglich

Scharlach

(Exotoxin β-hämolysierender A-Streptokokken)

  • Initial blassrotes makulopapulöses, feinfleckiges Exanthem
    • Ausbreitung auf Kopf-Hals-Bereich, Stamm und Extremitäten
    • Nach 1–2 Tagen scharlachrote Verfärbung und Konfluieren des Exanthems
    • Deutlichste Ausprägung in der Leiste und in den anderen Gelenkbeugen
    • Pastia-Linien (Lineare Petechien oder intensivrote Exanthemareale im Achsel- und Leistenbereich) [1]
    • Kleieförmige Schuppung der Haut in der 2.-4. Erkrankungswoche
  • I.d.R. kein Juckreiz

Röteln

(Rubella-Virus)

  • Hellrotes makulopapulöses Exanthem, mittelgroß (25–50% asymptomatisch) , eher nicht konfluierend
    • Beginn im Gesicht und/oder retroaurikulär
    • Ausdehnung von dort über den ganzen Körper (kraniokaudal)
    • Flüchtig, Rückbildung meist innerhalb von 3 Tagen!
  • I.d.R. kein Juckreiz
  • Geringe Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes
  • Mäßiges Fieber
  • Grippesymptome
  • Nuchale und retroaurikuläre Lymphadenopathie
  • Insb. junge Frauen entwickeln oft eine Polyarthralgie oder Polyarthritis

Ringelröteln, Erythema infectiosum

(Parvovirus B19)

  • Exanthem nur in 15–20% (häufig asymptomatische Infektion)
    • Initial Wangenrötung („slapped cheek“)
    • 1–3 Tage später makulopapulöses, zunächst konfluierendes Exanthem, im Verlauf girlanden- oder netzartig auf proximalen Extremitätenstreckseiten und am Stamm
    • Abblassen des Exanthems nach ca. 5–8 Tagen, Rekurrieren über Monate möglich
  • Milder Juckreiz (15–70%)
  • Nach 1 Woche beschwerdefreiem Intervall Exanthemstadium mit
Auftreten eher im Frühling/Herbst

Exanthema subitum

(HHV6, HHV7)

  • Blassrotes makulöses, feinfleckiges Exanthem
    • Stammbetont, oft im Nacken
    • Oft nur wenige Stunden bis max. 3 Tage zu sehen
  • I.d.R. kein Juckreiz

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DD Exantheme bei anderen Virusinfektionentoggle arrow icon

Ätiologie Exanthem Charakteristika

Handschuh-Socken-Syndrom

(Papular purpuric gloves and socks syndrome)

  • Tiefrotes makulöses bis papulöses Exanthem
    • Initial 2–4 mm große, isoliert stehende Makulae, scharf begrenzt
    • Im Verlauf ödematöses Erythem
    • Vereinzelt Papeln und Petechien
    • Akral betont (auch palmoplantar)
    • Selten am Stamm
  • Starker Juckreiz und Brennen palmoplantar

Infektiöse Mononukleose

(Pfeiffersches Drüsenfieber, „kissing disease“)

  • Morbilliformes (makulopapulöses konfluierendes) Exanthem (10%)
    • Auftreten im Gesicht, am Stamm und an den Extremitäten (um den 5. Krankheitstag)
    • Seltener urtikarielle, hämorrhagische, Gianotti-Crosti- oder EEM-artige Exantheme
  • Starker Juckreiz

Gianotti-Crosti-Syndrom

(Acrodermatitis papulosa eruptiva infantilis)

  • Tiefrotes papulöses oder papulovesikuläres konfluierendes Exanthem
    • Prädilektionsstellen: Wangen, gluteal, palmoplantar, Extremitäten, Aussparung des Stamms
  • Juckreiz
Exantheme durch Enteroviren
  • Sehr variable Morphe
    • Meist Beginn makulös oder makulopapulös
    • Im Verlauf urtikariell, vesikulös, hämorrhagisch oder pustulös
  • Juckreiz möglich
  • Auftreten: Perennial
  • Prodromi: Abgeschlagenheit, Fieber und Erkältungssymptome möglich
  • Begleiterscheinungen: Grippale Symptome
Hand-Fuß-Mund-Erkrankung
  • Vesikuläres Exanthem (ovaläre gräuliche Bläschen auf gerötetem Grund)
    • Prädilektionsstellen: Akral (insb. palmoplantar), perioral, Schleimhaut von Lippe, Zunge, Wange
  • I.d.R. kein Juckreiz, Brennen möglich
  • Auftreten: Sommer/Herbst
  • Prodromi: Fieber möglich
  • Begleiterscheinungen:Gutes Allgemeinbefinden, Fieber möglich

Windpocken

  • Primäreffloreszenz: Vesikel auf gerötetem Grund („Tautropfen auf einem Rosenblatt“)
  • Im Verlauf Eintrüben des Blaseninhaltes und krustenschorfbedeckte Erosionen,
    bei Kindern mit Thrombozytopenien ist ein hämorrhagisches Exanthem typisch
  • Heubner'sche-Sternkarte“: polymorphes Bild
  • Beginn Haargrenze, typischerweise Beteiligung von behaartem Kopf und Mundschleimhaut
  • Kraniokaudale Ausbreitung
  • Starker Juckreiz
  • Auftreten: Winter/Frühling
  • Prodromi: Abgeschlagenheit und leichtes Fieber
  • Begleiterscheinungen: Gutes Allgemeinbefinden, leichtes Fieber
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DD Exantheme anderer Ursachentoggle arrow icon

Ätiologie Exanthem Charakteristika
Ampicillin-Exanthem
  • Morbilliformes (fleckig makulöses konfluierendes) Exanthem
    • Beginn am Stamm, von dort Generalisierung
    • Meist ca. 7–10 Tage nach Beginn der Antibiotikatherapie
    • Oft im Zusammenhang mit EBV-Infektion
  • Starker Juckreiz
  • Auftreten: Perennial
  • Prodromi: Keine
  • Weitere Charakteristika
    • Diagnosestellung eindeutig: Anamnese und Klinik
    • Pathogenese unklar
Miliaria (sog. Hitzepickel)
  • Auftreten: Perennial nach Hitzeexposition
  • Weitere Charakteristika: Meist bei Neugeborenen; auch im weiteren Kindesalter möglich
Neugeborenen-Exanthem
  • Ca. 2 cm durchmessende Erytheme mit mittig stecknadelkopfgroßen Papeln oder Pusteln (Follikulitis)
    • Generalisiertes Auftreten, Aussparung palmoplantar
    • Spontane Abheilung nach 2–3 Tagen bis Wochen
  • I.d.R. kein Juckreiz

Unilaterales laterothorakales Exanthem

(Asymmetrisches periflexurales Exanthem)

  • Wahrscheinlich Viren/postinfektiös
  • Blassrote kleinfleckige Makulae bis flache Papulae
    • Beginn axillär, seltener inguinal, zentrifugale Ausbreitung, unilateral betont
    • In der 2. Woche häufig Seitenüberschreitung
    • Spontane Abheilung innerhalb von 4 Wochen
  • Milder Juckreiz

Kawasaki-Syndrom

(Mukoku-
tanes Lymphkno-
tensyndrom)

Streptogenes toxisches Schocksyndrom

(Streptogenes TSS)

Staphylococcal scalded skin syndrome

(SSSS)

  • Scarlatiniformes Exanthem (Erythrodermie, wie verbrühte Haut)
    • Häufig Betonung der mechanisch belasteten Hautstellen
    • Im Verlauf große, schlaffe, sterile Blasen
    • Großflächige Ablösung der Epidermis
  • I.d.R. kein Juckreiz

Toxisches Schocksyndrom

(TSS)

  • Generalisiertes blassrotes, makulöses Exanthem, beugenbetont, bis zur Erythrodermie
    • Akrale Rötung und Schwellung, nach 1–3 Wochen Desquamation
  • I.d.R. kein Juckreiz
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Pädiatrische Exantheme - Bilderübersichttoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • Siehe Kapitel zu den einzelnen Erkrankungen

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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