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Scharlach

Letzte Aktualisierung: 18.2.2025

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Beim Scharlach handelt es sich um eine Exotoxin-vermittelte Allgemeinerkrankung durch β-hämolysierende Gruppe-A-Streptokokken. Sie tritt meist bei Kindern im Alter von 4–10 Jahren im Rahmen einer Tonsillopharyngitis auf. Scharlach ist jedoch nicht gleichbedeutend mit der (Streptokokken‑)Tonsillitis, in deren Rahmen ebenfalls ein Exanthem auftreten kann. Auch ein Auftreten ohne Tonsillitis, nach Tonsillektomie oder (selten) auch ohne Exanthem ist möglich.

Für die Diagnosestellung muss neben Fieber (und ggf. Tonsillopharyngitis) mindestens ein typisches Zusatzkriterium erfüllt sein. Charakteristische Scharlachsymptome sind Wangenrötung, periorale Blässe, Enanthem des Gaumens mit „Erdbeer-“ oder „Himbeerzunge“ und ein feinfleckiges Exanthem, das in den Leisten am stärksten ausgeprägt ist. Nach etwa einer Woche beginnt eine Hautschuppung an Stamm und Gesicht sowie eine Hautschälung an Handflächen und Fußsohlen. Bei untypischen Scharlachformen kann der Erregernachweis die Verdachtsdiagnose erhärten. I.d.R. ist zur Verringerung der Symptomdauer und der Infektiosität eine Antibiotikatherapie mit Penicillin indiziert. Scharlach wird durch verschiedene Toxintypen ausgelöst, wiederholte Infektionen sind daher möglich.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Häufigkeit
  • Altersgipfel: Kinder im Alter von 4–10 Jahren
  • Kontagiosität: Abhängig von der Therapie und dem klinischen Verlauf [1]
    • Mit wirksamer Antibiotikatherapie: 1 Tag
    • Ohne Antibiotikatherapie: ≤21 Tage
    • Symptomlose Keimträger sind selten infektiös

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Erreger

Primärer Infektionsfokus

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Symptomatiktoggle arrow icon

Inkubationszeit

  • 2–4 Tage

Prodromalstadium

Exanthemstadium (innerhalb von 48 h nach Krankheitsbeginn)

  • Wangenrötung mit perioraler Blässe (Facies scarlatinosa)
  • Enanthem am weichen Gaumen
  • Im Verlauf „rote Himbeer- oder Erdbeerzunge
  • Initial blassrotes feinfleckiges makulopapulöses Exanthem (sandpapier- oder samtartiges Gefühl bei Palpation)
    • Ausbreitung auf Kopf-Hals-Bereich, Stamm und Extremitäten
    • Deutlichste Ausprägung in der Leiste und in den anderen Gelenkbeugen
    • Nach 1–2 Tagen scharlachrote Verfärbung, Konfluenz an vielen Stellen zu einem diffusen Erythem mit positiver Diaskopie
    • I.d.R. kein Juckreiz
    • Dermographismus albus
    • Petechien möglich (positiver Rumpel-Leede-Test)
    • Pastia-Linien (lineare Petechien oder intensivrote Exanthemareale im Achsel- und Leistenbereich) [2][3]
    • Abblassen des Exanthems nach 3–4 Tagen bis zu 1 Woche, Entfieberung etwas zeitverzögert
  • Kleieförmige Schuppung der Haut in der 2.–4. Erkrankungswoche, insb. von Gesicht, Stamm, Achseln und Leiste
  • Palmoplantar eher groblamelläre Desquamation (handschuhartige Ablösungen)
  • Sonderformen
    • Scarlatinella („Atypischer Scharlach“): Heute häufiger als der klassische Scharlach
    • Wundscharlach

Zur Diagnosestellung muss neben Fieber (und ggf. Tonsillopharyngitis) mindestens ein typisches Zusatzkriterium erfüllt sein (Facies scarlatinosa, Enanthem, Himbeerzunge", Scharlach-Exanthem, Desquamation)!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Klinik

  • Typische Anamnese und Klinik sind diagnostisch wegweisend – Scharlach ist eine Blickdiagnose!
  • Nachweis einer erhöhten Kapillarfragilität

Antigennachweis

Labordiagnostik

Nach stattgehabter Scharlacherkrankung

  • Keine routinemäßigen Verlaufskontrollen des Rachenabstrichs
  • Keine routinemäßigen Blut- und Urinuntersuchungen oder kardiologische Diagnostik (EKG)
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Das feinfleckige Exanthem ist unspezifisch und kann schnell mit anderen Exanthemen verwechselt werden. Bei Vorliegen der klassischen Symptome (insb. Tonsillopharyngitis, Wangenröte mit perioraler Blässe und Enanthem) lässt sich Scharlach gut von anderen Erkrankungen abgrenzen. In Zweifelsfällen wie bspw. bei der infektiösen Mononukleose sollte ein Streptokokken-A-Schnelltest zur Diagnosesicherung erfolgen.

Klassische pädiatrische Exanthemerkrankungen

Scharlach ist eine der sechs „klassischen pädiatrischen Exanthemerkrankungen“:

Weitere Differenzialdiagnosen

Siehe auch: Exantheme im Kindesalter - Gesamtübersicht.

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Die antibiotische Therapie verkürzt die Dauer der Symptomatik und der Infektiosität! Sie sollte immer durch eine symptomatische Therapie ergänzt werden!

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Komplikationentoggle arrow icon

In Ländern des Globalen Nordens treten Komplikationen und Folgeerkrankungen von Scharlach insg. selten auf. Im Globalen Süden hingegen sind insb. Streptokokken-Folgeerkrankungen nach wie vor weit verbreitet. [4][6]

Toxinvermittelte Komplikationen

Bakterielle Komplikationen

Immunvermittelte Poststreptokokkenerkrankungen

Ein erhöhtes Risiko für immunvermittelte Streptokokken-Folgeerkrankungen beim Scharlach im Vergleich zu Streptokokken-Lokalinfektionen wäre denkbar, hat sich aber in Studien nicht bestätigt. Die Folgeerkrankungen sind mit dem immunogenen Potenzial des M-Proteins verknüpft und nicht mit den Exotoxinen.

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Präventiontoggle arrow icon

Impfung

Eine Impfung gegen β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A existiert nicht.

Umgebungsprophylaxe

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Meldepflichttoggle arrow icon

Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine bundesweite Meldepflicht für Scharlach.

  • Arztmeldepflicht nach IfSGMeldeVO und ThürIfKrMVO (nur in Sachsen und Thüringen ): Namentliche Meldepflicht bei Krankheits- oder Todesfällen
  • Labormeldepflicht (nur in Thüringen ): Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis
  • Meldepflicht für Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen nach § 33 und § 34 (6) IfSG
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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Scharlach (Video frei verfügbar)

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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