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Pseudokrupp

Letzte Aktualisierung: 1.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Beim Pseudokrupp handelt es sich um eine virale Entzündung der Atemwege mit akuter subglottischer Stenose, wobei pathophysiologisch allergische Komponenten diskutiert werden. In der pädiatrischen Notfallambulanz ist der Pseudokrupp (subglottische Laryngitis, stenosierende Laryngotracheitis, viraler Krupp) ein Klassiker, insb. im Winter. Die klinische Symptomatik verläuft meist so charakteristisch, dass keine weitere Diagnostik notwendig ist: In der Regel erwachen die Kinder nachts mit anfallsartigem, bellendem Husten und Heiserkeit. Bei leichter Ausprägung hilft das Einatmen kalter, feuchter Luft, weshalb die Symptome oft schon gemindert sind, wenn die Eltern im Winter die Notaufnahme erreichen. Bei schweren Verläufen tritt aufgrund der subglottischen (extrathorakalen) Enge ein inspiratorischer Stridor auf, ggf. mit thorakalen Einziehungen und Dyspnoe. In solchen Fällen ist eine hochdosierte Gabe von Glucocorticoiden und ggf. eine Inhalation mit Adrenalin notwendig. Kommt es zur respiratorischen Insuffizienz, erfolgt die O2-Gabe und in seltenen Fällen eine Intubation in Sedierung.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Alter: I.d.R. Kinder zwischen 3 Mon. und 5 J. (Häufigkeitsgipfel im Alter von 1,5 J.) [1]
  • Geschlecht: >
  • Lebenszeitprävalenz: 5–10 % aller Kinder erkranken mindestens einmal im Leben an Pseudokrupp
  • Saisonalität: Bevorzugt in den Herbst- und Wintermonaten, aber ganzjährig möglich, insb. in feuchten Nächten
  • Häufigkeit schwerer Verläufe rückläufig (wahrscheinlich aufgrund der breiteren Anwendung von Glucocorticoiden)

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Häufige Erreger
  • Prädisposition wahrscheinlich, da die Symptomatik oft mehrmals bei einem Kind auftritt (in ca. 60 %) und sich familiäre Häufungen zeigen [3]
    • Beteiligung allergischer Vorgänge wird diskutiert
    • Kinder mit bestehender Kehlkopfverengung scheinen besonders gefährdet
  • Weitere Risikofaktoren: Schadstoffbelastung der Luft und insb. Tabakrauch werden diskutiert
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Symptomatiktoggle arrow icon

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Stadientoggle arrow icon

Schweregrade des Pseudokrupps

Grad

Klinik
I Bellender Husten, Heiserkeit, leiser inspiratorischer Stridor bei Erregung
II Ruhestridor, beginnende Dyspnoe, leichte juguläre Einziehungen
III Dyspnoe in Ruhe, ausgeprägte thorakale Einziehungen, Blässe, Agitation, Tachykardie >160/Min.
IV Hochgradige Dyspnoe mit zunehmender Ateminsuffizienz, Zyanose, Erstickungsgefahr, Bradykardie und Somnolenz
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Diagnostiktoggle arrow icon

Insb. bei fehlender HiB-Impfung muss eine Epiglottitis ausgeschlossen werden!

Jede Aufregung sollte vermieden und eine Racheninspektion mit Spatel unterlassen werden, weil sich hierdurch die Symptomatik verschlechtern kann!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnose: Krupp/Pseudokrupp/Epiglottitis
Echter Krupp (Kehlkopfdiphtherie) Pseudokrupp Epiglottitis
Erreger
Erkrankungsalter
  • Jedes Alter möglich
  • 3 Mon.–5 J.
  • Jedes Alter möglich, insb. Senioren, Ungeimpfte und Impfversager
Krankheitsbeginn
  • Zunächst langsam progrediente lokale Tonsillitis
  • 4–5 Tage später plötzlicher Beginn der Krupp-Symptomatik
  • Plötzlich einsetzende Symptomatik (insb. nachts)
    • zuvor ggf. milde grippale Symptome
  • Plötzlich, fulminant
Allgemeinzustand
  • Reduziert
  • Gut bis leicht reduziert
  • Reduziert
Fieber
  • Vorhanden
  • Vorhanden (hoch)
Husten
  • Bellend
  • Bellend
  • Fehlt
Stimme
  • Heiserkeit
  • Heiserkeit (bis Stimmlosigkeit)
  • Kloßige Sprache
Inspiratorischer Stridor
  • Vorhanden
  • Vorhanden
  • Vorhanden
Schluckbeschwerden
  • Vorhanden
  • Nicht vorhanden
  • Vorhanden
Therapie
Auftreten
  • Impfung vorhanden
  • Erkrankung in Deutschland selten
  • Keine Impfung vorhanden
  • Auftreten sehr häufig
  • Impfung gegen HiB vorhanden
  • Erkrankung in Deutschland selten, bei Auftreten meist auf andere Erreger als HiB zurückzuführen

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Laryngomalazietoggle arrow icon

  • Definition: Angeborene Erweichung des Kehlkopfknorpels
  • Epidemiologie
    • Häufigste angeborene Larynxfehlbildung
    • Inzidenz: 1:2.600
    • Geschlecht: > (2:1) [4]
  • Assoziation mit Frühgeburtlichkeit und niedrigem Geburtsgewicht
  • Pathophysiologie: Abnorm weiche Knorpelstruktur → Ansaugen von Kehlkopfstrukturen in InspirationEinengen der Atemwege
  • Klinik
  • Diagnostik: Laryngoskopie
  • Therapie
    • I.d.R. keine Therapie notwendig
    • Minimal-invasive OP bei Komplikationen erwägen

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Tracheomalazietoggle arrow icon

  • Definition: Weiche, fehlende oder fehlgebildete tracheale Knorpelspangen
  • Ätiologie
    • Häufig angeboren
    • Seltener erworben
  • Assoziationen
  • Pathophysiologie: Fehlende / zu weiche Knorpelstruktur → Instabilität der Trachea → Kollabieren der Trachea → Funktionelle Stenose
  • Klinisches Bild
    • Inspiratorischer (oder exspiratorischer) Stridor
    • Ggf. Zeichen der Dyspnoe
    • Verschlimmerung bei Husten, Schreien oder Nahrungsaufnahme
    • Besserung bei Überstrecken des Halses
  • Diagnostik
  • Therapie: I.d.R. ist keine Therapie notwendig
    • Symptomatisch: Atemtherapie
    • Bei schwerer diffuser Tracheobronchomalazie: CPAP über Trachealkanüle
    • Bei schwerer segmentaler Tracheomalazie: Aortopexie oder Trachealstent
  • Prognose: I.d.R. selbstlimitierend innerhalb der ersten Lebensjahre

Die Tracheomalazie ist i.d.R. nicht behandlungsbedürftig und bildet sich häufig innerhalb der ersten Lebensjahre spontan zurück!

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Therapietoggle arrow icon

Management nach Pseudokrupp-Schweregrad

Die Intubation ist insb. aufgrund der subglottischen Enge schwierig, daher sollte immer eine erfahrene Person aus der Anästhesie hinzugerufen werden!

Pseudokrupp - Praxistipps

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Therapeutisches Vorgehen bei Pseudokrupptoggle arrow icon

Systemische Glucocorticoidtherapie

Eltern mit Angst bzgl. des Cushing-Syndroms oder möglicher Auswirkungen auf das Längenwachstum kann man in diesem Fall beruhigen, da bei einer akuten kurzzeitigen Glucocorticoidtherapie i.d.R. keine derartigen Nebenwirkungen zu befürchten sind. Glucocorticoidtherapien wirken akut abschwellend und retten Leben!

Bei Kindern, die von ihren Eltern in die Ambulanz gebracht werden, ist die Symptomatik (fast) immer so ausgeprägt, dass eine Glucocorticoidtherapie notwendig und sinnvoll ist!

Epinephrin (Adrenalin) inhalativ (z.B. Infectokrupp® Inhal)

Glucocorticoide inhalativ

Pseudokrupp - Tipps für die Eltern

  • Ruhe bewahren!
  • Kind beruhigen, auf den Arm nehmen oder aufsetzen
  • Kind ans offene Fenster, auf den Balkon oder ins Badezimmer bringen und kalte feuchte Luft einatmen lassen
  • Um einem erneuten Anfall vorzubeugen, hilft es i.d.R., das Kind bei offenem Fenster schlafen zu lassen

Glucocorticoide zur rektalen oder oralen Applikation sollten bei Entlassung mitgegeben werden!

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AMBOSS-Pflegewissen: Pseudokrupptoggle arrow icon

Bei einem Pseudokruppanfall handelt es sich um eine akute Stresssituation. Die betroffenen Kinder haben das Gefühl zu ersticken, was zu zusätzlicher Angst und einer Verschlimmerung der Symptome führen kann. Da sich die Ängste der Eltern zusätzlich auf das Kind übertragen können, ist es neben der Überwachung der Vitalparameter (insb. der Atmung) besonders wichtig, als Pflegefachperson Ruhe auszustrahlen. Für die Behandlung sollte eine ruhige Atmosphäre geschaffen und den Kindern durch eine einfache, spielerische Darstellung die Angst vor den pflegerischen Maßnahmen genommen werden.

Beobachten/Überwachen

Bei einem Pseudokruppanfall steht die Beobachtung und Überwachung der Atmung im Vordergrund!

Eine Somnolenz spricht für einen sehr schweren Verlauf und erfordert umgehende Therapiemaßnahmen!

Therapie

Um Ängste zu reduzieren, sollten anstehende Maßnahmen möglichst spielerisch erklärt und durchgeführt werden!

Da häufig bereits in der Folgenacht Rezidive auftreten, sollten bei der Entlassung nach ärztlicher Anordnung ggf. Glucocorticoide als Notfallmedikament mitgegeben werden!

Hygiene

  • Kohortierung bzw. Isolation: Abhängig vom Erreger (bspw. RSV oder Influenzaviren)
  • Mundschutz: Bei Mitarbeitenden und Besucher:innen zum Eigenschutz
  • Sputumhygiene: Anleitung der Eltern zur fachgerechten Entsorgung von Sputum

Bei milden Verläufen ist meist kein stationärer Klinikaufenthalt notwendig!

Mobilisation/Bewegung

  • Positionierung: Nach Wunsch des Kindes, bei akuten Anfällen möglichst sitzend
  • Mobilisation: Meist keine Bettruhe notwendig

In Ruhe und während körperlicher Belastung sollte auf eine Zunahme der Dyspnoe geachtet werden!

Prävention und Beratung

  • Prävention eines erneuten Pseudokruppanfalls
    • Aufklärung über mögliche Impfungen (insb. Influenza)
    • Bei Kindern mit bestehender Kehlkopfverengung auf besondere Gefährdung hinweisen
    • Aufklärung über den Einfluss verschiedener Schadstoffe (insb. Tabakrauch) in der Kindesumgebung
  • Tipps für Eltern im Akutfall
    • Ruhe bewahren
    • Kind beruhigen, ggf. auf den Arm nehmen oder aufsetzen
    • Kind auf den Balkon, ans geöffnete Fenster, vor den geöffneten Kühlschrank oder ins Badezimmer bringen und angefeuchtete, kühle Luft einatmen lassen
    • Nach dem Anfall dem Kind ein kühles Getränk anbieten
    • Zur Vorbeugung eines erneuten Anfalls Kind bei offenem Fenster schlafen lassen

Eltern sollten über die hohe Rezidivgefahr (meist schon in der Folgenacht) aufgeklärt werden!

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Komplikationentoggle arrow icon

  • Selten Erstickungstod (bei ausgeprägter subglottischer Enge)

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • I.d.R. folgenloses Abklingen der Symptomatik innerhalb weniger Tage
  • Rezidive häufig
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Meldepflichttoggle arrow icon

Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine Meldepflicht für Pseudokrupp im Allgemeinen. Es gibt jedoch eine amtliche Meldepflicht für einige Erreger.

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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