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Erkrankungen durch Staphylokokken

Letzte Aktualisierung: 15.2.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Staphylokokken gehören zu den klinisch bedeutendsten Erregern und können Infektionen in nahezu allen Organsystemen auslösen. Hauptsächlich werden die grampositiven Haufenkokken in die pathogenen koagulasepositiven Stämme (insb. S. aureus) und die koagulasenegativen Staphylokokken (z.B. S. epidermidis, S. hominis) eingeteilt. Staphylokokken sind Kommensalen der Haut und der Schleimhäute.

Häufig kommt es daher zu Manifestationen der Haut (bspw. Abszesse, Thrombophlebitis) und/oder im Rahmen einer Blutstrominfektion zur Beteiligung der inneren Organe (bspw. Endokarditis, Osteomyelitis). Als besonders pathogener Toxinbildner kann Staphylococcus aureus darüber hinaus zu selbstlimitierenden Lebensmittelvergiftungen und auch zu lebensbedrohlichen Krankheitsbildern (Staphylococcal scalded Skin Syndrome, Staphylococcal Toxic Shock Syndrome, Blutstrominfektion mit S. aureus) führen. Die Therapie von Infektionen mit Staphylokokken richtet sich nach dem identifizierten Erreger, der Resistenzlage, den Komorbiditäten und dem Infektionsort. Für koagulasenegative Staphylokokken kommt bspw. Vancomycin in Betracht; für koagulasepositive Staphylokokken penicillinasefeste Penicilline (z.B. Flucloxacillin) bzw. bei MRSA-Infektion bspw. Vancomycin oder Linezolid.

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Übersicht der Staphylokokkentoggle arrow icon

Allgemeines

  • Morphologie: Grampositive Haufenkokken in der Gramfärbung
  • Vorkommen: Häufige Kommensalen der transienten Haut- und Schleimhautflora
  • Hohe Tenazität: Können wochenlang außerhalb des optimalen Nährbodens überleben
  • Vermehrung: Bevorzugt im Trockenen („Trockenkeim“), dadurch Verbreitung in Krankenhäusern begünstigt
  • Nachweisverfahren
    • Kultur (direkt) mit Koagulase-Reaktion
    • PCR (direkt)
    • Serologisch (indirekt): Nachweis durchgemachter Staphylokokkeninfektionen (Antistaphylolysin-Titer)
  • Einteilung: Nach der Koagulase-Reaktion
    • Definition: Mikrobiologisches Verfahren, das der Einteilung von Staphylokokken dient
    • Grundlage: Nachweis des Clumping-Faktors (Virulenzfaktor koagulasepositiver Staphylokokken)
    • Durchführung: Vermischung des kulturell angewachsenen Erregers mit einem fibrinogenhaltigen Reagenz → Sichtbare Agglutinine (koagulasepositiv)

Man unterscheidet koagulasenegative und koagulasepositive Staphylokokken!

Staphylokokken sind Kommensalen der Haut und Schleimhäute. Ein Nachweis ist daher häufig nicht pathologisch! (Siehe auch: Nachweis von Staphylokokken)

Koagulasenegative Staphylokokken (insb. Staphylococcus epidermidis)

Koagulasenegative Staphylokokken sind meist penicillinresistent!

Koagulasepositive Staphylokokken (insb. Staphylococcus aureus)

Methicillin-sensibler Staphylococcus aureus (MSSA)

Die Wahl des empirisch eingesetzten Antibiotikums ist von der Infektionsschwere, dem betroffenen Organ, der Resistenzlage sowie eventuellen Komorbiditäten abhängig!

Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA)

Virulenzfaktor: Panton-Valentine-Leukozidin (PVL)

Bei gehäuften Wundinfektionen bzw. rezidivierenden Hautinfektionen ansonsten gesunder Patient:innen ist ggf. das Vorliegen eines PVL zu prüfen!

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Unterscheidung von Infektion und Besiedelungtoggle arrow icon

Die Unterscheidung zwischen Besiedelung (Kolonisation) und Infektion ist klinisch insb. bei Staphylokokken wichtig . Außerdem kann es zu einer Kontamination bei Asservierung oder Verarbeitung des Materials kommen. Zur Einordnung und Interpretation der Befunde sind daher insb. folgende Faktoren relevant:

Eine Besiedelung mit Staphylokokken ist häufig. Ein Nachweis stellt daher nicht immer einen Krankheitswert dar!

Nachweis von Staphylococcus aureus

Bedeutung des Nachweises von S. aureus aus verschiedenem Material
Interpretation Weiterführende Informationen

Nachweis von S. aureus aus oberflächlichem Abstrich der Haut/Schleimhaut (Kultur)

Nachweis von S. aureus aus tiefem Abstrich, operativem Material, Punktionen (Kultur, PCR)
Nachweis von S. aureus aus Urin (Kultur) [4][5][6][7]
Nachweis von S. aureus aus Atemwegsmaterial (Kultur, PCR aus Trachealsekret oder BAL) [8][9]
Nachweis von S. aureus aus Blut (Kultur)
Nachweis von S. aureus an der Katheterspitze (Kultur)
Nachweis von S. aureus aus Stuhl (Kultur) [10]
  • Besiedelung
  • Keine Behandlungsindikation

Nachweis von Staphylococcus epidermidis

Bedeutung des Nachweises von S. epidermidis aus verschiedenem Material
Interpretation Weiterführende Informationen
Nachweis von S. epidermidis aus oberflächlichem Abstrich der Haut/Schleimhaut (Kultur)
  • Besiedelung
  • Keine Behandlungsindikation
Nachweis von S. epidermidis aus tiefem Abstrich, operativem Material, Punktionen (Kultur, PCR)
  • Keine Besiedelung sonst steriler Kompartimente, ggf. Kontamination
  • Infektion bei klinisch manifester Veränderung (insb. bei Fremdkörper-assoziierter Infektion)
Nachweis von S. epidermidis aus Urin (Kultur) [3][4][7]
  • Keine Behandlungsindikation
Nachweis von S. epidermidis aus Atemwegsmaterial (Kultur, PCR aus TS oder BAL) [9][11]
  • Keine Behandlungsindikation
Nachweis von S. epidermidis aus Blut (Kultur) [12]
  • Mehrmaliger Nachweis (insb. bei einliegendem Katheter) wird als relevante Infektion gewertet
Nachweis von S. epidermidis aus Stuhl (Kultur) [13]
  • Besiedelung
  • Keine Behandlungsindikation
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Infektionen durch Staphylokokkentoggle arrow icon

Koagulasepositive Staphylokokken

In den meisten Fällen handelt es sich um Erkrankungen durch die häufigste Spezies Staphylococcus aureus.

S. aureus ist ein häufiger Erreger mit hoher Pathogenität. Er kann lokale Wund- und Weichteilinfektionen verursachen oder zu invasiveren Infektionen (z.B. Osteomyelitis, Endokarditis) führen!

Koagulasenegative Staphylokokken

In den meisten Fällen handelt es sich um Erkrankungen durch S. epidermidis.

Koagulasenegative Staphylokokken sind weniger virulent als S. aureus. Sie führen häufig zu katheterassoziierten Infektionen insb. bei Immunsuppression, Harnwegsinfektion oder Endokarditis!

Typischerweise S. aureus, aber auch koagulasenegative Staphylokokken (insb. bei Immunsuppression, Neugeborenen) können zu schweren Infektionen mit Sepsis führen!

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Blutstrominfektion mit S. aureustoggle arrow icon

Definition

  • (Einmaliger oder wiederholter) Nachweis von S. aureus in der Blutkultur
  • Häufig unkomplizierter katheterassoziierter Verlauf bis hin zu schwerer Erkrankung mit metastatischen Absiedlungen und septischem Schock

Epidemiologie [15]

Ätiologie [16]

  • Risikofaktoren
  • Abhängig vom Infektionsort
  • Kompliziert vs. unkompliziert: Die Blutstrominfektion ist kompliziert, sobald einer der folgenden Punkte zutrifft
    • Ambulant erworben und mit unklarem Fokus
    • Intravaskuläre Fremdkörper/Implantate, die nicht direkt entfernt werden
    • Tiefer bzw. metastatisch abgesiedelter Fokus
    • Prolongierte Bakteriämie oder Fieberpersistenz trotz Therapie nach 48–72 h

Symptome [16]

Diagnostik [1][15]

Bei einer Blutstrominfektion mit S. aureus sollten Kontrollblutkulturen asserviert werden, bis diese negativ sind. Bei weiterhin positiven Blutkulturen sollte eine umfassende und konsequente Fokussuche und -sanierung erfolgen!

Therapie [1][15][16]

Ist initial unklar, ob es sich um einen Methicillin-sensiblen oder -resistenten S. aureus handelt, sollte empirisch zunächst Vancomycin begonnen und anschließend auf Flucloxacillin umgestellt werden!

Bei einer S.-aureus-Blutstrominfektion soll eine konsequente Therapie sowie Fokussuche und Fokussanierung erfolgen (DGIM - Klug entscheiden in der Infektiologie)!

Prognose [1][15][22]

  • Letalität 15–40%
    • Schlechteste Prognose bei Patient:innen mit unklarem Fokus
    • Höher bei komplizierter Blutstrominfektion
  • Prognoseverbesserung um ca. 50% durch infektiologisches Konsil mit Umsetzung konsequenter Therapieempfehlungen

Prognoseverbesserung is a „FECT“: Folgeblutkulturen, Echokardiografie, konsequente Fokussanierung und Therapiedauer.

Jeder (einmalige) Nachweis von S. aureus in der Blutkultur gilt als relevant und behandlungsbedürftig!

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Meldepflichttoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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