Zusammenfassung
Die perioperative Patientenlagerung erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit des anästhesiologischen und chirurgischen Personals sowie eine klare Zuordnung der Verantwortlichkeiten. Bestenfalls werden klinikspezifische Lagerungsstandards angewendet. Ziel ist die größtmögliche Sicherheit für die behandelte Person während der Operation, insb. die Vermeidung von Lagerungsschäden, bei gleichzeitig bestmöglichem Zugang zum Operationsgebiet. So hat eine Operation an der Wirbelsäule ganz andere Anforderungen an die Lagerung und daraus resultierende Risiken als eine Operation am kleinen Becken. Dabei sollte jegliche Maßnahme im Zusammenhang mit der Lagerung aus haftungsrechtlichen Gründen adäquat dokumentiert werden, insb. Aufklärung, Durchführung und Kontrolle. Sollte trotz aller Sorgfalt dennoch der Verdacht auf einen Lagerungsschaden bestehen, müssen frühzeitig adäquate diagnostische und therapeutische Maßnahmen ergriffen werden.
Organisatorisches
Ziele und Grundsätze
- Optimaler Zugang zum Operationsgebiet [2][3]
- Arbeitsschutz [2][3]
-
Lagerungsschäden verhindern durch Vermeidung von
- Unnötig lange Dauer oder unnötigen Extremlagen
- Stürzen [3]
- Druckstellen [4][5]
- Peripherer Minderperfusion
- Venöser Stauung
- Flüssigkeitsansammlungen [4]
- Unphysiologischen Körperstellungen und -bewegungen [6]
- Kontakt zwischen Haut der operierten Person und elektrisch leitfähigen Gegenständen
- Siehe auch: Patientenlagerung im OP - Komplikationen
Die Lagerung sollte so kurz wie möglich und in ihrem Ausmaß so geringgradig wie möglich ausfallen!
Die gelagerte Person darf zu keinem Zeitpunkt allein sein! Wenn möglich, sollte die Lagerung auch intraoperativ kontrolliert und ggf. angepasst werden!
Lagerungsstandard [7]
- Definition: Beschreibt für jeden Standardeingriff die klinikinterne, interdisziplinär vereinbarte Lagerungsart, inkl. Besonderheiten
- Merkmale
- Für das gesamte OP-Personal einsehbar
- Regelmäßige Reevaluation und Anpassung
Ablauf und Verantwortlichkeiten bei der Lagerung [8][9]
- Grundsätzlich: Gemeinsame interdisziplinäre und interprofessionelle Tätigkeit
Perioperative Zuständigkeiten bei der Patientenlagerung im OP | |||
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Maßnahme | Präoperativ | Intraoperativ | Postoperativ |
Lagerung während der Narkoseeinleitung |
| — | |
Endgültige Operationslagerung |
| — | |
Lagerung der anästhesierelevanten Extremität (sog. Infusionsarm) |
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Kontrolle der Lage von Endotrachealtubus/Larynxmaske und Verbindung zum Beatmungsgerät [5] |
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Frühes Entdecken , Beseitigen des Auslösers und Behandeln von Lagerungsschäden [7] |
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Kommunikation von Problemen/Auffälligkeiten |
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Umlagerung vom OP-Tisch | — |
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Die Patientenlagerung im OP ist eine kollektive Tätigkeit!
Bis zur endgültigen OP-Lagerung trägt das anästhesiologische Personal die Verantwortung; für die intraoperative Lagerung ist primär das chirurgische Personal zuständig! [10]
Dokumentation [6]
- Schriftliche Patientenaufklärung über mögliche Lagerungsschäden
- Etwaige vorbestehende neurologische Defizite oder Kontrakturen [10]
- Ordnungsgemäße Durchführung der Lagerung mit Zeitangaben [1]
- Intraoperative Kontrolle der Lagerung
- Auftreten etwaiger Lagerungsschäden
Praxis-Checklisten
Kopf und Wirbelsäule
- Polsterung meist mit Gelkopfring
- Hinterkopf und Ohren frei
- Neutralstellung der Wirbelsäule [2]
- Bei starker LWS-Lordose → Polsterung
Obere Extremität
- Ausgelagerter Arm
- Schulter und Arm
- Ellenbogen
- Leicht gebeugt
- Polsterung
- Oberhalb des Schulterniveaus
- Unterarm und Hand [2]
- Fixiert
- Oberhalb des Ellenbogenniveaus
- Finger nicht hängen lassen
- Angelagerter Arm
- Schulter und Arm
- Ellenbogen
- Keine Hyperextension oder Flexion
- Polsterung
- Hand
- Polsterung, Schutz vor Quetschungen beim Bewegen des OP-Tisches oder ggf. der Beinstützen
- Finger nicht hängen lassen
- Keine Dauerkompression durch Pulsoxymeter
Untere Extremität
- Hüfte und Beine
- Knöchernes Gesäß liegt auf dem OP-Tisch
- Leichte Hüftflexion
- Lagerung der Beine möglichst unterhalb des rechten Vorhofs
- Keine extreme Abduktion/Außenrotation der Gelenke
- In Steinschnittlagerung: Hüftflexion ≤90°
- Hüftabduktion
- Kniegelenke
- Leichte Flexion
- Fibulaköpfchen frei
- In Steinschnittlagerung: Knieflexion ≤90° [2]
- Unterschenkel bei Steinschnittlagerung
- Polsterung
- Gewicht des Unterschenkels über die gesamte Wade verteilt
- Achillessehne frei
- Füße
- Fersen frei
- Keine Hyperextension oder -flexion
Bei Abduktion der unteren Extremität sollen Ferse, Knie, Oberschenkel und kontralaterale Schulter möglichst eine gerade Linie bilden!
Weitere
- Skrotum: Nicht einklemmen, ggf. Polsterung
- Brust: Nicht überhängen oder einklemmen
Finaler Check vor dem Abwaschen
- Kein Körperteile, insb. knöcherne, hängen über den OP-Tisch
- Alle Maximallagerungen (z.B. Seitkippung oder Kopftieflage) testen: Kein Verrutschen oder Einklemmen
- Möglichst große Auflagefläche des Körpers
- Unterlage trocken und faltenfrei
- Kein Hautkontakt zu Metallflächen
- Tubus/Larynxmaske nicht verrutscht oder diskonnektiert
Vorbereitung
Präoperative Beurteilung [5]
- Vor der Narkoseeinleitung: Ggf. überprüfen, ob die Lagerung (auch über einen längeren Zeitraum) toleriert werden kann [4]
- Lagerungsrelevante Komorbiditäten und Zustände
- Vorhandene (Endo‑)Prothesen oder Orthesen, Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit, anatomische Varianten [7]
- Schwangerschaft [7]
- Lebensalter
- Ernährungszustand, BMI
- Periphere Pulse, Gefäßerkrankungen
- Hautzustand
- ASA-Klassifikation
- Medizinisches Material: Katheter, Drainagen, Implantate
- Schmuck , Haare
- Operationstechnische Faktoren
- Erwartete OP-Dauer
- Erfordernisse der geplanten Operation
Material [11][12][13]
- OP-Tisch
- Lafette: Transporter
- OP-Säule, höhenverstellbar
- Liegefläche: Meist in mehrere Segmente geteilt und durchlässig für Röntgenstrahlen
- Meist elektrisch bewegbar: Einzelne Segmente und gesamter Tisch
- Weichschaumauflage
- Reißfeste Unterlage
- Gleitschienen unterhalb der Liegefläche zur Befestigung der Anbauteile
- Anbauteile: Können mit sog. Kloben an den Gleitschienen des OP-Tisches befestigt werden
- Armausleger mit Kugelgelenk
- Schlinge für den Arm oder Armschiene
- Seitenhalter/-stützen
- Körpergurt
- Narkosebügel
- Verlängerung der Liegefläche
- Beinhalter
- Handoperationstisch
- Lagerungshilfen
- (Halb‑)Rollen: Bspw. zur Lagerung des Knies
- Kissen: Bspw. Kopfringe oder Keilkissen
- Körpergurte
- Vakuummatratze
Personal
- Ausreichend Personal: Bspw. Patient:in vom Bett auf den OP-Tisch umlagern mit mind. 4 Personen oder Beine umlagern mit mind. 1 Person pro Bein [7]
- Gute Kommunikation: Bspw. Herunterzählen, um Handlungen zu koordinieren [5]
Um Verletzungen von Personal und Patient:innen zu verhindern, sollten – den Anforderungen entsprechend – immer ausreichend Personen beim Lagern helfen!
Lagerungsarten (Auswahl)
An dieser Stelle wird eine Auswahl häufiger Lagerungsarten vorgestellt. Auf diesen basierend gibt es eine wachsende Anzahl weiterer spezialisierter Lagerungsarten.
Rückenlagerung
- Anwendungsgebiete: Großflächiger Zugang zu Thorax und Abdomen, insb. bei Notfall-OPs [2]
- Vorteile: Geringeres Risiko für Lagerungsschäden
- Material
- Durchführung
- Armlagerung nach geplanter Operation und Lagerungsstandard
- Ggf. Lumbosakralbereich unterpolstern
- Knie leicht beugen
- Körpergurt 5 cm oberhalb des Knies anbringen
- Beine und Fußgelenke parallel ausrichten
- Fersen frei lagern
- Siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
- Modifikationen bspw.
- Rückenlagerung mit überstrecktem Becken [2]
- Viererposition
- Beach-Chair-Lagerung: Halbsitzende Position, bspw. bei Operationen im Bereich der Schulter und am Oberarm
- 15°-Linksseitenlage bei Schwangeren [7]
- Typische Auswirkungen und Komplikationen [1]
- Kardiopulmonale Reaktionen
- Arterieller Mitteldruck ↓, Herzfrequenz ↓, peripherer Gefäßwiderstand ↓, funktionelle Residualkapazität ↓, totale Lungenkapazität ↓
- Schlagvolumen ↑, Herzzeitvolumen ↑
- Nervenschäden: Insb. Nervus-ulnaris-Läsion, ggf. Plexus-brachialis-Läsion
- Kardiopulmonale Reaktionen
Trendelenburg- und Anti-Trendelenburg-Lagerung
Trendelenburg-Lagerung
- Anwendungsgebiete: Operationen am Becken, z.B. anteriore Rektumresektion oder Prostatektomie [2]
- Vorteile: Verlagerung der Abdominalorgane der Schwerkraft folgend nach kranial → mehr Platz im Becken
- Material
- Vakuummatratze zur Sicherung
- Kopfkissen oder Gelkopfring zur achsengerechten Lagerung
- Knierolle zur Flexion beider Knie
- 2 Fersenpolster zum Freilagern der Fersen
- Körpergurt zur Sicherung
- Durchführung: Rückenlagerung und zusätzlich
- Nicht rutschende Auflage, (kurze) Vakuummatratze [2]
- Ggf. Schulterstützen: Gepolstert, in Höhe der Akromioklavikulargelenke [3]
- Kopftieflagerung: Kippung ≤45° [2]
- Siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
- Modifikation, bspw. Lloyd-Davies-Lagerung (Steinschnittlagerung kombiniert mit Trendelenburg-Lagerung)
- Typische Auswirkungen und Komplikationen [1][2]
- Kardiopulmonale Reaktionen
- Nervenschäden
- Ggf. Nervus-accessorius-Läsion → Parese des M. trapezius
- Ggf. Plexus-brachialis-Läsion
- Weitere
- Ggf. Ödeme von Kopf und Hals
- Ggf. erhöhter intrakranieller Druck
- Ggf. posteriore ischämische Optikusneuropathie, periorbitales Ödem
Anti-Trendelenburg-Lagerung
- Anwendungsgebiete: Operationen im Epigastrium, gefäßchirurgische Eingriffe [14]
- Vorteile [14]
- Verlagerung der Abdominalorgane, der Schwerkraft folgend, nach kaudal → mehr Platz im Oberbauch
- Bei Thrombektomien: Einschwemmen von Thromben in die Herz- oder Lungenstrombahn wird verhindert
- Material
- Vakuummatratze zur Sicherung
- Kopfkissen oder Gelkopfring zur achsengerechten Lagerung
- Knierolle zur Flexion beider Knie
- 2 Fersenpolster zum Freilagern der Fersen
- Körpergurt zur Sicherung
- Gepolstertes Fußbrett zur Sicherung
- Durchführung: Rückenlagerung und zusätzlich
- Nicht rutschende Auflage, Vakuummatratze
- Gepolstertes Fußbrett
- Kopfhochlagerung: Meist Kippung um 10° [14]
- Siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
- Typische Auswirkungen und Komplikationen [1][2]
- Kardiopulmonale Reaktionen
- Vorlast ↓ → HZV ↓, arterieller Blutdruck ↓
- Zwerchfellbeweglichkeit ↑, Gasaustausch ↑, Lungenvolumen ↑
- Nervenschäden: Insb. Nervus-ulnaris-Läsion, ggf. Plexus-brachialis-Läsion
- Weitere: Intrakranieller Druck ↓, Augendruck ↓, gastroösophagealer Reflux ↓
- Kardiopulmonale Reaktionen
Steinschnittlagerung
- Anwendungsgebiete: Operationen an Anus, Vagina, Niere und laparoskopische Cholezystektomie
- Vorteile: Guter Zugang zu Vagina, Anal- und Urethraltrakt sowie Perineum
- Material
- Nicht rutschende Auflage oder kurze Vakuummatratze zur Sicherung [2]
- Kopfkissen oder Gelkopfring zur achsengerechten Lagerung
- Beinhalter mit Polsterung (z.B. Gelmatte) zum Hochlagern der Beine [10]
- Durchführung: Rückenlagerung und zusätzlich
- Gesäß an den fußseitigen Rand des OP-Tisches (Os sacrum muss aber auf dem OP-Tisch lagern!)
- Kein Körpergurt an Thorax oder Abdomen
- Beinlagerung
- Umlagern: Langsam, seitengleich und kontrolliert, insb. das postoperative Umlagern aus den Beinschalen auf Niveau des OP-Tisches [1]
- Beide Beine auf gleicher Höhe
- Beugung der Hüft- und Kniegelenke um ca. 90° [10]
- Kniekehle frei [15]
- Ggf. intraoperatives Umlagern
- Siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
- Modifikationen
- Flachlagerung der Beine in 45°-Abduktion mit leichter Hüftflexion
- Lloyd-Davies-Lagerung: Steinschnittlagerung kombiniert mit Trendelenburg-Lagerung
- Typische Auswirkungen und Komplikationen [1]
- Kardiopulmonale Reaktionen
- Arterieller Mitteldruck ↓, Herzfrequenz ↓, peripherer Gefäßwiderstand ↓, funktionelle Residualkapazität ↓, totale Lungenkapazität ↓
- Schlagvolumen ↑, Herzzeitvolumen ↑
- Nervenschäden
- Kardiopulmonale Reaktionen
- Weitere: Ggf. Kompartmentsyndrom
Es sollten möglichst Beinhalter verwendet werden, bei denen nur die Wade aufliegt und die Kniekehle frei ist!
Bauchlagerung
- Anwendungsgebiete: Operationen an Rücken, Wirbelsäule, Gesäß oder Niere [13]
- Vorteile: Guter Zugang zu dorsal gelegenen Strukturen wie Retroperitoneum oder Wirbelsäule
- Material
- Spezialkopflagerungskissen zur achsengerechten Lagerung des Kopfes und Beurteilung des Gesichts
- Thoraxkissen zur Entlastung der Thorax- und Abdominalorgane [10]
- Kniepolster
- Knierolle unter den Unterschenkeln zur Flexion der Knie und Entlastung der Füße
- Durchführung
- Vorbereitung
- Ausreichend Personal
- OP-Tisch auf der OP-Säule
- Patient:in auf Vorbereitungsliege
- Vorbereitungsliege höher als OP-Tisch
- Arme anlegen
- Anästhesiologisches Personal sichert Tubus und weitere Zu- und Ableitungen
- Umlagerung: Auf Kommando behutsame Drehung über die Schulter
- Positionierung
- Stirn und Kinn: Gepolstert aufliegend
- Augen frei
- Arme angelagert
- Oder Arme antevertieren: Schulter um <90° abduziert, Ellenbogengelenk um 90° flektiert, niedriger als Thorax
- Abdomen, Thorax und Genitalien frei
- Knie gepolstert
- Sprunggelenk in Neutralstellung
- Zehen frei
- Ggf. 5–10° Anti-Trendelenburg-Lagerung
- Siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten und (beispielhaft) Bauchlagerung bei ARDS - AMBOSS-SOP
- Vorbereitung
- Sicherheitsmaßnahme: Zweite Liege im Saal zum notfallmäßigen Umlagern zu Reanimationszwecken
- Modifikationen: Concorde-Lagerung, Kraske-Lagerung
- Typische Auswirkungen und Komplikationen [1]
- Kardiopulmonale Reaktionen
- Nervenschäden
- Ggf. Plexus-brachialis-Läsion, insb. Nervus-ulnaris-Läsion
- Ggf. Nervus-femoralis-Läsion
- Weitere
- Ggf. anteriore ischämische Optikusneuropathie
- Ggf. zerebrale Minderdurchblutung
Seitenlagerung
- Anwendungsgebiete: Operationen an Thorax, Retroperitoneum, Extremitäten
- Vorteile: Gute Exposition lateral gelegener Strukturen wie Hüfte oder Thorax
- Material
- Vakuummatratze zur Sicherung
- Kopfkissen oder Gelkopfring zur achsengerechten Lagerung
- 2 Armausleger zur Lagerung der Arme, für den oberen Arm bspw. Beinhalter oder spezielle Halterungen für Operationen der oberen Extremität
- Knierolle unter dem Thorax zur Entlastung des unteren Arms
- Körpergurt zur Sicherung
- Kissen zur Lagerung der Beine
- 2 Fersenpolster zum Freilagern der Fersen
- Durchführung
- Zu lagernde Person auf dem OP-Tisch um 30–90° auf die Seite drehen
- Bei laparoskopischen Operationen: Bauch bündig mit OP-Tischkante
- Bei offenen Operationen: Rücken bündig mit OP-Tischkante
- Ohr frei
- Unterer Arm auf Höhe des OP-Tisches
- Oberer Arm achsengerecht und parallel zum unteren Arm, bspw. in einer Beinhalterung
- Arme und Handgelenke in Neutralstellung
- Polster unter 7.–9. Rippe zur Entlastung der Schulter
- Kissen zwischen die Beine, insb. Polsterung der Knie, Fußgelenke und Füße
- Unteres Bein leicht in Hüfte und Knie gebeugt
- Körpergurt um Hüfte
- Nach Abschluss: Radialispulse beidseits überprüfen
- Siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
- Modifikation: Flankenlagerung
- Typische Auswirkungen und Komplikationen
- Kardiopulmonale Reaktionen
- Der Blutdruck am unteren Arm wird zu hoch, der am oberen Arm zu niedrig gemessen [1]
- Einfluss auf das Ventilations-Perfusions-Verhältnis [10]
- Nervenschäden
- Ggf. Nervus-ulnaris-Läsion
- Ggf. Nervus-medianus-Läsion
- Ggf. Nervus-radialis-Läsion
- Weitere
- Ggf. Schulterschmerzen
- Ggf. Kompartmentsyndrom
- Kardiopulmonale Reaktionen
Komplikationen
Lagerungsbedingte periphere Nervenläsionen
- Inzidenz: Selten [16][17]
- Ursachen
- Kompression auf das umgebende Gewebe oder den Nerv [7]
- Überdehnung des Nerven [18]
- Minderperfusion [7]
- Frühsymptome [7]
- Sensibilitätsstörungen
- Kraftminderung
- Neuropathischer Schmerz
- Diagnostik
- Elektroneurografie: 7 d postoperativ sinnvoll [7]
- Elektromyografie: 2–3 Wochen postoperativ sinnvoll
- Formen, Prognose und Therapie
- Neurapraxie: Vollständige Regeneration nach Stunden bis Wochen, selten nach Monaten [7]
- Axonotmesis: Regeneration wahrscheinlich, evtl. Nervennaht indiziert [7]
- Neurotmesis: Keine spontane Regeneration, Nervennaht indiziert
- Prävention
- Postoperativ Lagewechsel [7]
- Regelmäßige, engmaschige intraoperative Kontrolle der Lagerung
- Ggf. intraoperatives neurophysiologisches Monitoring [3]
- Lagerungsfehler vermeiden, siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
Perioperative Nervenschäden betreffen am häufigsten den Plexus brachialis, N. ulnaris und N. fibularis! [18]
Ursächlich für perioperative Nervenschäden sind meist Druck oder Überdehnung. Die schwersten Lagerungsschäden werden durch starken und plötzlichen Zug verursacht! [18]
Lagerungsbedingte Schäden an Haut, Weichgewebe und Gelenken [7]
- Dekubitus
- OP-spezifische Ursachen
- Längere Eingriffe
- Arterielle Hypotonie
- Hypothermie
- Perioperative rückenmarksnahe oder periphere Leitungsanästhesie
- Lagerungsart: Bspw. Risiko bei Seitenlagerung > Rückenlagerung
- Siehe: Allgemeine Risikofaktoren Dekubitusentstehung
- Frühsymptom: Nicht-wegdrückbare Rötung der intakten Haut
- Prävention
- Druckverteilende Unterlagen, Lagewechsel
- Großflächiger Kontakt zwischen Körper und Unterlage, Vermeidung von punktuellem Druck
- Verrutschen vermeiden
- Lagerungsfehler vermeiden, siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
- OP-spezifische Ursachen
- Kompartmentsyndrom [18]
- OP-spezifische Ursachen: Lagerung der Extremität oberhalb des Herzniveaus
- Frühsymptome
- Schmerz, Hypästhesie, Parästhesie
- Motorische Ausfälle
- Schwellung
- Prävention
- Risikofaktoren reduzieren
- Lagerungsfehler vermeiden, siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
- Schäden an Bändern und Gelenken
- OP-spezifische Ursachen: Körpereigene Stabilisierung von Gelenken und Bändern entfällt aufgrund der Muskelrelaxation
- Frühsymptome
- Schmerz
- Schwellung
- Prävention: Vermeiden ruckartiger und extremer Gelenkbewegungen
Anhaltende Folgen können oft durch frühzeitiges Erkennen abgewendet werden. Daher sollte die postoperative Visite auch die Beurteilung von Sensorik, Motorik und Haut jenseits des OP-Gebiets beinhalten!
Lagerungsbedingte Schäden am Auge [1]
- Epidemiologie: Sehr selten (Erblindung nach OP: ca. 0,1–2 pro 10.000 chirurgische Eingriffe)
- Formen und Ätiologie
- Direktes Trauma → Hornhautverletzung
- Visusverlust, aufgrund von
- Druck auf den Bulbus → Thrombose der A. centralis retinae → Ischämie der Retina
- Posteriorer oder anteriorer ischämischer Optikusneuropathie [6]
- Ischämie des zerebralen Kortex
- Erhöhtem intraokulären Druck [19][20]
- Periorbitalem Ödem
- Prävention
- Augenschutz
- Möglichst kurze OP-Dauer
- Lagerungsfehler mit Druck auf den Bulbus vermeiden, siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
Thrombose
- Lagerungsspezifische Ursachen: Kompression der Blutstrombahn [7]
- Prävention
- Siehe: Thromboseprophylaxe
- Lagerungsfehler vermeiden, siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
Hämodynamische Komplikationen
- Venöse Stauung
- Vena-cava-Kompressionssyndrom und fetale Azidose
- Hämodynamische Instabilität (insb. bei Bauchlagerung)
Respiratorische Komplikationen
- Tubus-/Katheterdislokation
- Respiratorische Insuffizienz
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Vorgehen bei V.a. Lagerungsschaden
- Information an zuständiges oberärztliches Personal der Anästhesiologie
- Plausibilitätskontrolle
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Sichtung der bisherigen Dokumentation
- Anforderung eines Konsils durch entsprechendes Fachpersonal, bspw. neurologisch oder augenärztlich
- Genaue Dokumentation der veranlassten Untersuchungen und Befunde, inkl. Datum und Uhrzeit
- Engmaschige Betreuung und adäquate Therapie der Betroffenen
- Schadensmeldung an die Krankenhausverwaltung
- Sonderfall: Sturz vom OP-Tisch
- Sorgfältige körperliche Untersuchung
- Ggf. Bildgebung
- Engmaschige Beobachtung von etwaigen verzögert auftretenden Schäden
- Vorsorgliche Schadensmeldung an die Krankenhausverwaltung
- Sturz vor Beginn des Eingriffs: Verschieben des OP-Termins, wenn möglich
Nach einem Sturz vom OP-Tisch darf keinesfalls einfach das normale Prozedere fortgeführt werden! [10]