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Patientenlagerung im OP

Letzte Aktualisierung: 18.12.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die perioperative Patientenlagerung erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit des anästhesiologischen und chirurgischen Personals sowie eine klare Zuordnung der Verantwortlichkeiten. Bestenfalls werden klinikspezifische Lagerungsstandards angewendet. Ziel ist die größtmögliche Sicherheit für die behandelte Person während der Operation, insb. die Vermeidung von Lagerungsschäden, bei gleichzeitig bestmöglichem Zugang zum Operationsgebiet. So hat eine Operation an der Wirbelsäule ganz andere Anforderungen an die Lagerung und daraus resultierende Risiken als eine Operation am kleinen Becken. Dabei sollte jegliche Maßnahme im Zusammenhang mit der Lagerung aus haftungsrechtlichen Gründen adäquat dokumentiert werden, insb. Aufklärung, Durchführung und Kontrolle. Sollte trotz aller Sorgfalt dennoch der Verdacht auf einen Lagerungsschaden bestehen, müssen frühzeitig adäquate diagnostische und therapeutische Maßnahmen ergriffen werden.

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Organisatorischestoggle arrow icon

Ziele und Grundsätze

  • Optimaler Zugang zum Operationsgebiet [2][3]
  • Arbeitsschutz [2][3]
  • Lagerungsschäden verhindern durch Vermeidung von
    • Unnötig lange Dauer oder unnötigen Extremlagen
    • Stürzen [3]
    • Druckstellen [4][5]
    • Peripherer Minderperfusion
    • Venöser Stauung
    • Flüssigkeitsansammlungen [4]
    • Unphysiologischen Körperstellungen und -bewegungen [6]
    • Kontakt zwischen Haut der operierten Person und elektrisch leitfähigen Gegenständen
    • Siehe auch: Patientenlagerung im OP - Komplikationen

Die Lagerung sollte so kurz wie möglich und in ihrem Ausmaß so geringgradig wie möglich ausfallen!

Die gelagerte Person darf zu keinem Zeitpunkt allein sein! Wenn möglich, sollte die Lagerung auch intraoperativ kontrolliert und ggf. angepasst werden!

Lagerungsstandard [7]

  • Definition: Beschreibt für jeden Standardeingriff die klinikinterne, interdisziplinär vereinbarte Lagerungsart, inkl. Besonderheiten
  • Merkmale
    • Für das gesamte OP-Personal einsehbar
    • Regelmäßige Reevaluation und Anpassung

Ablauf und Verantwortlichkeiten bei der Lagerung [8][9]

  • Grundsätzlich: Gemeinsame interdisziplinäre und interprofessionelle Tätigkeit
Perioperative Zuständigkeiten bei der Patientenlagerung im OP
Maßnahme Präoperativ Intraoperativ Postoperativ
Lagerung während der Narkoseeinleitung
  • Anästhesiologisches Personal

Endgültige Operationslagerung
  • Chirurgisches Personal

Lagerung der anästhesierelevanten Extremität (sog. Infusionsarm)
  • Anästhesiologisches Personal
Kontrolle der Lage von Endotrachealtubus/Larynxmaske und Verbindung zum Beatmungsgerät [5]
  • Anästhesiologisches Personal
Frühes Entdecken , Beseitigen des Auslösers und Behandeln von Lagerungsschäden [7]
  • Anästhesiologisches Personal (insb. am Infusionsarm)
  • Chirurgisches Personal
Kommunikation von Problemen/Auffälligkeiten
  • Anästhesiologisches Personal
  • Chirurgisches Personal

Umlagerung vom OP-Tisch

  • Anästhesiologisches Personal
  • Chirurgisches Personal

Die Patientenlagerung im OP ist eine kollektive Tätigkeit!

Bis zur endgültigen OP-Lagerung trägt das anästhesiologische Personal die Verantwortung; für die intraoperative Lagerung ist primär das chirurgische Personal zuständig! [10]

Dokumentation [6]

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Praxis-Checklistentoggle arrow icon

Kopf und Wirbelsäule

  • Polsterung meist mit Gelkopfring

Obere Extremität

  • Ausgelagerter Arm
    • Schulter und Arm
      • Bei Abduktion ≤60° → Pronation von Unterarm/Hand [2]
      • Bei Abduktion >60° → Supination von Unterarm/Hand
      • Schulter anheben, z.B. mit Keilkissen [2]
      • In Rückenlage: Abduktion des Arms <90°
      • Lagerung auf Höhe des OP-Tisches
      • Keine Dauerkompression durch Blutdruckmanschette
    • Ellenbogen
      • Leicht gebeugt
      • Polsterung
      • Oberhalb des Schulterniveaus
    • Unterarm und Hand [2]
      • Fixiert
      • Oberhalb des Ellenbogenniveaus
      • Finger nicht hängen lassen
  • Angelagerter Arm
    • Schulter und Arm
      • Fixiert vom mittleren Oberarm bis zu den Fingern
      • Pronation von Unterarm/Hand
      • Keine Dauerkompression durch Blutdruckmanschette
    • Ellenbogen
      • Keine Hyperextension oder Flexion
      • Polsterung
    • Hand
      • Polsterung, Schutz vor Quetschungen beim Bewegen des OP-Tisches oder ggf. der Beinstützen
      • Finger nicht hängen lassen
      • Keine Dauerkompression durch Pulsoxymeter

Untere Extremität

Bei Abduktion der unteren Extremität sollen Ferse, Knie, Oberschenkel und kontralaterale Schulter möglichst eine gerade Linie bilden!

Weitere

  • Skrotum: Nicht einklemmen, ggf. Polsterung
  • Brust: Nicht überhängen oder einklemmen

Finaler Check vor dem Abwaschen

  • Kein Körperteile, insb. knöcherne, hängen über den OP-Tisch
  • Alle Maximallagerungen (z.B. Seitkippung oder Kopftieflage) testen: Kein Verrutschen oder Einklemmen
  • Möglichst große Auflagefläche des Körpers
  • Unterlage trocken und faltenfrei
  • Kein Hautkontakt zu Metallflächen
  • Tubus/Larynxmaske nicht verrutscht oder diskonnektiert
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Vorbereitungtoggle arrow icon

Präoperative Beurteilung [5]

  • Vor der Narkoseeinleitung: Ggf. überprüfen, ob die Lagerung (auch über einen längeren Zeitraum) toleriert werden kann [4]
  • Lagerungsrelevante Komorbiditäten und Zustände
  • Operationstechnische Faktoren
    • Erwartete OP-Dauer
    • Erfordernisse der geplanten Operation

Material [11][12][13]

  • OP-Tisch
    • Lafette: Transporter
    • OP-Säule, höhenverstellbar
    • Liegefläche: Meist in mehrere Segmente geteilt und durchlässig für Röntgenstrahlen
    • Meist elektrisch bewegbar: Einzelne Segmente und gesamter Tisch
    • Weichschaumauflage
    • Reißfeste Unterlage
    • Gleitschienen unterhalb der Liegefläche zur Befestigung der Anbauteile
  • Anbauteile: Können mit sog. Kloben an den Gleitschienen des OP-Tisches befestigt werden
    • Armausleger mit Kugelgelenk
    • Schlinge für den Arm oder Armschiene
    • Seitenhalter/-stützen
    • Körpergurt
    • Narkosebügel
    • Verlängerung der Liegefläche
    • Beinhalter
    • Handoperationstisch
  • Lagerungshilfen
    • (Halb‑)Rollen: Bspw. zur Lagerung des Knies
    • Kissen: Bspw. Kopfringe oder Keilkissen
    • Körpergurte
    • Vakuummatratze

Personal

  • Ausreichend Personal: Bspw. Patient:in vom Bett auf den OP-Tisch umlagern mit mind. 4 Personen oder Beine umlagern mit mind. 1 Person pro Bein [7]
  • Gute Kommunikation: Bspw. Herunterzählen, um Handlungen zu koordinieren [5]

Um Verletzungen von Personal und Patient:innen zu verhindern, sollten – den Anforderungen entsprechend – immer ausreichend Personen beim Lagern helfen!

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Lagerungsarten (Auswahl)toggle arrow icon

An dieser Stelle wird eine Auswahl häufiger Lagerungsarten vorgestellt. Auf diesen basierend gibt es eine wachsende Anzahl weiterer spezialisierter Lagerungsarten.

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Rückenlagerungtoggle arrow icon

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Trendelenburg- und Anti-Trendelenburg-Lagerungtoggle arrow icon

Trendelenburg-Lagerung

Anti-Trendelenburg-Lagerung

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Steinschnittlagerungtoggle arrow icon

Es sollten möglichst Beinhalter verwendet werden, bei denen nur die Wade aufliegt und die Kniekehle frei ist!

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Bauchlagerungtoggle arrow icon

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Seitenlagerungtoggle arrow icon

  • Anwendungsgebiete: Operationen an Thorax, Retroperitoneum, Extremitäten
  • Vorteile: Gute Exposition lateral gelegener Strukturen wie Hüfte oder Thorax
  • Material
    • Vakuummatratze zur Sicherung
    • Kopfkissen oder Gelkopfring zur achsengerechten Lagerung
    • 2 Armausleger zur Lagerung der Arme, für den oberen Arm bspw. Beinhalter oder spezielle Halterungen für Operationen der oberen Extremität
    • Knierolle unter dem Thorax zur Entlastung des unteren Arms
    • Körpergurt zur Sicherung
    • Kissen zur Lagerung der Beine
    • 2 Fersenpolster zum Freilagern der Fersen
  • Durchführung
    • Zu lagernde Person auf dem OP-Tisch um 30–90° auf die Seite drehen
    • Bei laparoskopischen Operationen: Bauch bündig mit OP-Tischkante
    • Bei offenen Operationen: Rücken bündig mit OP-Tischkante
    • Ohr frei
    • Unterer Arm auf Höhe des OP-Tisches
    • Oberer Arm achsengerecht und parallel zum unteren Arm, bspw. in einer Beinhalterung
    • Arme und Handgelenke in Neutralstellung
    • Polster unter 7.–9. Rippe zur Entlastung der Schulter
    • Kissen zwischen die Beine, insb. Polsterung der Knie, Fußgelenke und Füße
    • Unteres Bein leicht in Hüfte und Knie gebeugt
    • Körpergurt um Hüfte
    • Nach Abschluss: Radialispulse beidseits überprüfen
    • Siehe: Patientenlagerung im OP - Praxis-Checklisten
  • Modifikation: Flankenlagerung
  • Typische Auswirkungen und Komplikationen

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Komplikationentoggle arrow icon

Lagerungsbedingte periphere Nervenläsionen

Perioperative Nervenschäden betreffen am häufigsten den Plexus brachialis, N. ulnaris und N. fibularis! [18]

Ursächlich für perioperative Nervenschäden sind meist Druck oder Überdehnung. Die schwersten Lagerungsschäden werden durch starken und plötzlichen Zug verursacht! [18]

Lagerungsbedingte Schäden an Haut, Weichgewebe und Gelenken [7]

Anhaltende Folgen können oft durch frühzeitiges Erkennen abgewendet werden. Daher sollte die postoperative Visite auch die Beurteilung von Sensorik, Motorik und Haut jenseits des OP-Gebiets beinhalten!

Lagerungsbedingte Schäden am Auge [1]

Thrombose

Hämodynamische Komplikationen

Respiratorische Komplikationen

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Vorgehen bei V.a. Lagerungsschadentoggle arrow icon

  • Information an zuständiges oberärztliches Personal der Anästhesiologie
  • Plausibilitätskontrolle
  • Anforderung eines Konsils durch entsprechendes Fachpersonal, bspw. neurologisch oder augenärztlich
  • Genaue Dokumentation der veranlassten Untersuchungen und Befunde, inkl. Datum und Uhrzeit
  • Engmaschige Betreuung und adäquate Therapie der Betroffenen
  • Schadensmeldung an die Krankenhausverwaltung
  • Sonderfall: Sturz vom OP-Tisch
    • Sorgfältige körperliche Untersuchung
    • Ggf. Bildgebung
    • Engmaschige Beobachtung von etwaigen verzögert auftretenden Schäden
    • Vorsorgliche Schadensmeldung an die Krankenhausverwaltung
    • Sturz vor Beginn des Eingriffs: Verschieben des OP-Termins, wenn möglich

Nach einem Sturz vom OP-Tisch darf keinesfalls einfach das normale Prozedere fortgeführt werden! [10]

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