Grundlagen
Definition
- Herzfrequenz: <50–60/min (uneinheitliche Grenze)
- Ggf. Zeichen eines unzureichenden Herzzeitvolumens
Therapieprinzipien
- Instabile Bradykardie oder ausgeprägte Symptomatik
- Medikamentöse Therapie: Atropin oder Katecholamintherapie
- Ausnahmen
- Bei Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung oder schwach/gar nicht tastbarem Puls: Reanimation (siehe: Advanced Life Support )
- Bei ischämischer Bradykardie: Therapie des ACS (siehe: ACS - AMBOSS-SOP)
- Bei infrahisären höhergradigen AV-Blöcken: Primär temporäre Schrittmachertherapie indiziert [1]
- Ursachenabklärung (siehe auch: Bradykardie - Ätiologie)
- Stabile Bradykardie und milde Symptomatik
- Monitoring
- Ursachenabklärung (siehe auch: Bradykardie - Ätiologie)
- Asymptomatische Bradykardie
- Keine Akuttherapie indiziert
- Ggf. temporäre Schrittmachertherapie ab AV-Block II° Typ Mobitz
Akutmanagement
Eine Hypoxämie kann eine Bradykardie auslösen und muss schnellstmöglich erkannt und behandelt werden!
Sofortmaßnahmen
- Anamnese
- Kardiale Vorerkrankungen
- Medikamente
- Monitoring: EKG, Herzfrequenz, Blutdruck, spO2
- Sauerstoffgabe: Ziel-spO2>94%
- Bei Hypoxämie: Ursachenfindung und zielgerichtete Therapie (siehe je nach Ursache: Notfallmanagement - Airway bzw. Notfallmanagement - Breathing)
- Venöser Zugang
- Blutabnahme (BGA , Troponin , TSH , ggf. Medikamentenspiegel bestimmen )
- Wenn indiziert, Beginn der medikamentösen Therapie (z.B. Atropin)
- Ggf. 12-Kanal-EKG (sofern schnell durchführbar )
- Bei ischämietypischen Veränderungen
- Ggf. Schrittmachertherapie (falls notwendig zur Überbrückung)
- Therapie des ACS (siehe: ACS - AMBOSS-SOP)
- Bei infrahisären höhergradigen AV-Blöcken
- Primäre temporäre Schrittmachertherapie indiziert
- Ggf. Katecholamine (falls notwendig zur Überbrückung)
- Siehe auch: Gezielte Rhythmusanalyse zur Differenzierung der Bradykardie
- Bei ischämietypischen Veränderungen
Medikamentöse Akuttherapie bei Bradykardie
Atropin
- Indikation: Instabile Bradykardie oder ausgeprägte Symptomatik
- Ausnahmen
- Myokardiale Ischämie
- Infrahisärer höhergradiger AV-Block
- Betroffene mit Herztransplantat
- Bolus: 0,5–1 mg i.v., nach Bedarf wiederholen, max. 3 mg kumulativ
Katecholamintherapie
- Indikationen
- Bei fehlender Wirkung von Atropin
- Ggf. zur Überbrückung bei infrahisären höhergradigen AV-Blöcken
- Medikamente
-
Adrenalin (stark blutdrucksteigernd! )
- Dauerinfusion: 2–10 μg/min i.v., nach Wirkung titrieren
- Orciprenalin (blutdruckneutral bis leicht senkend , off-label! ) [2]
- Bolus: 0,125–0,5 mg als Bolus i.v., nach Bedarf wiederholen
- Dauerinfusion (bevorzugt ): 10–30 μg/min
-
Adrenalin (stark blutdrucksteigernd! )
Temporäre Schrittmachertherapie [1][3]
Transkutane Schrittmachertherapie [3]
- Indikation
- Eskalation nach frustraner medikamentöser Therapie
- Ischämiebedingte Bradykardie
- Initialtherapie bei infrahisärem höhergradigen AV-Block
- Prinzip: Stimulation über aufgeklebte Elektroden durch einen Defibrillator
- Vorteile
- Schnell anwendbar
- Nicht-invasiv, kein Blutungsrisiko
- Nachteile
- Schmerzhaft, bei wachen Patienten Analgosedierung erforderlich
- Bei Adipositas mitunter schlecht durchführbar
Transvenöse Schrittmachertherapie
- Indikationen
- Misserfolg der transkutanen Schrittmachertherapie
- Überbrückung bis zur definitiven Schrittmachertherapie
- Prinzip: Stimulation durch Elektrode im rechten Ventrikel, die durch große Vene eingeführt wird
- Vorteile
- Nicht schmerzhaft
- Längere Anwendung möglich (einige Tage)
- Nachteile
- Invasiv , Blutungsrisiko
- Aufwendig, mehr Expertise erforderlich
Gezielte Rhythmusanalyse zur Differenzierung der Bradykardie
- Vorhofrhythmus
- Morphologisch unauffällige, regelmäßige p-Wellen → Normaler Vorhofrhythmus
- Keine Vorhofaktivität abgrenzbar → Sinusarrest
- Keine P-Wellen, regelmäßiges „Sägezahnmuster“ in II, III , avF, Vorhoffrequenz typischerweise ca. 280/min (250–450/min) → Vorhofflattern
- Komplett unregelmäßige Flimmerwellen → Vorhofflimmern
- Zusammenhang zwischen Vorhof- und Kammeraktionen
- Normaler Vorhofrhythmus, auf jede P-Welle folgt ein QRS-Komplex → Sinusrhythmus
- Normaler Vorhofrhythmus mit Wenckebach-Periodik → AV-Block II° Typ 1 (Wenckebach)
- Normaler Vorhofrhythmus mit regelmäßigem Ausfall eines Kammerkomplexes ohne Wenckebach-Periodik → AV-Block II° Typ 2 (Mobitz)
- Morphologisch unauffällige QRS-Komplexe → Hoher AV-Block II°
- Verbreiterte, deformierte QRS-Komplexe → Tiefer (infrahisärer) AV-Block II°
- Kein Bezug zwischen Vorhof und den QRS-Komplexen (komplette AV-Dissoziation) → AV-Block III° oder Vorhofflimmern
- Unregelmäßige QRS-Komplexe, keine P-Wellen → Vorhofflimmern
- Regelmäßige QRS-Komplexe → AV-Block III°
- Keine Vorhofaktion und regelmäßige QRS-Komplexe → Ersatzrhythmus
- Kombinationen möglich!
Weiteres Prozedere nach Stabilisierung
- Monitoring und Ursachenabklärung (siehe auch: Bradykardie - Ätiologie)
- Ggf. intensivmedizinische Weiterbehandlung im Falle anhaltender Katecholamin- oder Schrittmacherabhängigkeit
- Ggf. definitive Schrittmacherversorgung
Ätiologie
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