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Aktinische Keratose

Letzte Aktualisierung: 12.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Aktinische Keratosen (AK) sind Hautveränderungen, die mit einer meist durch UV-Strahlung bedingten Hyperplasie atypischer epidermaler Keratinozyten einhergehen. Sie werden je nach Fortschreiten als (fakultative) Präkanzerosen bzw. In-situ-Plattenepithelkarzinome der Haut bezeichnet und können im Laufe der Zeit in ein invasives Plattenepithelkarzinom der Haut übergehen. Sie treten als hyperkeratotische Plaques unterschiedlicher Ausprägung hauptsächlich an sonnenexponierten Stellen bei Menschen höheren Alters und mit Hauttyp I–II nach Fitzpatrick auf. Besondere Risikogruppen sind außerdem immunsupprimierte Personen und Menschen mit hoher beruflicher UV-Exposition. Als therapeutische Optionen stehen diverse ablative und medikamentengestützte Verfahren zur Verfügung, bei Unsicherheit bzgl. der Dignität sollte aber immer eine Gewebeentnahme zur histologischen Untersuchung erfolgen. Da aktinische Keratosen in den meisten Fällen auf eine übermäßige UV-Exposition der Betroffenen hindeuten, sind Prävention und Früherkennung weiterer UV-bedingter Erkrankungen bedeutsam.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Auftreten: Sehr häufig, Prävalenz mit dem Alter steigend [1][2]
  • Alter: Insb. >50. Lebensjahr

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Klinisches Bild [1][2]
    • Initial: Häufig nur wenige Millimeter großes, raues Areal tastbar, ggf. zusätzlich oder ausschließlich erythematös-livide verfärbte Haut
    • Im Verlauf: Gelblich-bräunliche, vulnerable Hyperkeratosen, teilweise durch Melanineinlagerung auch hellbraun (pigmentierte aktinische Keratose)
  • Lokalisation: Meist disseminiert an lichtexponierten Hautarealen (insb. Gesicht, Kopf, Handrücken)
    • Feldkanzerisierung: Hautareal mit einer oder mehreren aktinischen Läsionen und umgebenden UV-Schädigungen
    • Aktinische Cheilitis: Aktinische Keratose im Bereich der Lippen mit erhöhtem Entartungsrisiko im Vergleich zu anderen Lokalisationen
  • Klinische Einteilung der aktinischen Keratose nach Olsen: Drei Schweregrade abhängig von der Dicke der Hyperkeratose und Sichtbarkeit der Läsion
    • Grad I: Raues Areal tastbar, kaum sichtbar
    • Grad II: Mäßige Hyperkeratose, sichtbar und tastbar
    • Grad III: Deutliche Plaque sichtbar und tastbar

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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Die folgenden Keratosen sind histopathologisch identisch mit der aktinischen Keratose, werden allerdings durch andere Noxen ausgelöst. Diagnostik und Therapie entsprechen der aktinischen Keratose. [2]

Röntgenkeratose

  • Ätiologie: Ionisierende Strahlung von mind. 10 Gy → Schädigung der DNA
  • Klinik
    • Kleine, meist stark hyperkeratotische Plaques
    • Häufig auf dem Boden einer Strahlendermatitis
    • Ggf. an umschriebener Lokalisation der Strahlenexposition

Arsenkeratose

  • Ätiologie: Chronische Exposition ggü. Arsen
  • Klinik: An Händen und Füßen, insb. palmoplantar, lokalisierte Hyperkeratosen

Teerkeratose

  • Ätiologie: Teerexposition in Kombination mit UV-Exposition
    • Berufliche Exposition
    • Therapiebedingte Exposition
  • Klinik: An lichtexponierter Haut kleine warzenartige Papeln
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Diagnostiktoggle arrow icon

I.d.R. erfolgt die Diagnosestellung klinisch. [1][2]

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

  • Indikationsstellung: Klinisches Bild, Risikofaktoren (z.B. Immunsuppression), Vorerkrankungen, Lebenserwartung und Patientenwunsch berücksichtigen
  • Wahl der Therapie
    • Individuelle Faktoren: Alter, Vorerkrankungen, Vormedikation, Patientenwunsch, Adhärenz, Selbstapplikation möglich
    • Läsionsspezifische Faktoren: Anzahl, Lokalisation, Größe des zu behandelnden Areals
    • Kombination aus feld- (F) und läsionsgerichtetem (L) Ansatz möglich (siehe die Tabelle)
  • Therapieübersicht
  • Nicht empfohlen

Generell gilt: Bei einzelnen oder wenigen multiplen Läsionen kommen eher ablative Verfahren in Betracht, bei ausgedehntem Befund und/oder Feldkanzerisierung ist die photodynamische Therapie günstig. Topische Arzneimittel kommen in beiden Fällen zum Einsatz. Bei unklarem Befund sollte immer eine Materialgewinnung mit anschließender histologischer Untersuchung erfolgen!

Therapieverfahren Therapieeigenschaften [1]

Ansatz1

Effektivität

Bewertung durch Untersucher:in/Patient:in

Verträglichkeit

Bewertung durch Untersucher:in/Patient:in

Kosmetisches Ergebnis

Bewertung durch Untersucher:in/Patient:in

Behandlungsdauer2

Kosten3

Praktikabilität

Bewertung durch Untersucher:in/Patient:in

Empfehlung laut Leitlinie für bestimmte Indikationen4

Kryochirurgie L Mäßig/effektiv Gut

Schlecht/moderat

+ Sehr gut/gut

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Chirurgische Verfahren L Effektiv Mäßig Schlecht/moderat + €–€€ Gut/mäßig

Einzelne AK: ↑

Immunsuppression: ↑

Aktinische Cheilitis: ↑↑

Chemoexfoliation L + F Mäßig Mäßig/gut Gut + €–€€ Mäßig

Einzelne AK: ↔︎

Multiple AK: ↔︎

Feldkanzerisierung: ↔︎

Ablative Laserverfahren

(bspw. CO2-, Erbium-YAG-Laser)

L + F Mäßig Mäßig Moderat/gut + €–€€ Gut/mäßig

Einzelne AK: ↔︎

Multiple AK: ↔︎

Feldkanzerisierung: ↔︎

Aktinische Cheilitis: ↔︎

Nicht-ablative Laserverfahren

(bspw. Nd:YAG-Laser)

L Mäßig Gut Moderat + €–€€ Gut

Einzelne AK: ↔︎

Multiple AK: ↔︎

Diclofenac-Natrium 3% in Hyaluronsäure 2,5% Gel

(z.B. Solaraze®, Solacutan®)

F Mäßig Gut/sehr gut Schlecht/gut +++ €–€€ Sehr gut/mäßig

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

Immunsuppression: ↑

Aktinische Cheilitis: ↔︎

5-Fluoruracil 5% Creme

(Efudix®)

F Effektiv/sehr effektiv Mäßig Moderat/exzellent ++ Gut

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

5-Fluoruracil 4% Creme

(Tolak®)

F Effektiv Gut Gut ++ Gut

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

5-Fluoruracil 0,5% mit Salicylsäure 10% in Lösung

(Actikerall®)

F + L Effektiv Gut Gut +++ Gut/mäßig

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

Imiquimod 3,75% Creme

(Zyclara®)

F Effektiv Gut Gut ++ €€ Gut

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

Imiquimod 5% Creme

(Aldara®)

F Effektiv Gut Gut ++/+++ €€ Gut

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

Immunsuppression: ↔︎

Kaliumhydroxid 5% Lösung

(Solcera®)

L Mäßig Gut Moderat ++/+++ Gut/sehr gut

Einzelne AK: ↔︎

Multiple AK: ↔︎

Tirbanibulin

(Klisyri®)

F Mäßig/effektiv Gut/sehr gut Gut + €€ Gut

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

ALA-PDT (Nanoemulsion)

(Ameluz®)

F Effektiv/sehr effektiv Mäßig Gut/exzellent + €€–€€€ Mäßig

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

Aktinische Cheilitis: ↑ (Off-Label Use)

ALA-PDT (Pflaster)

(Alacare®)

L Effektiv/sehr effektiv Mäßig Moderat/exzellent + €€–€€€ Gut

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

Aktinische Cheilitis: ↑

MAL-PDT

(Metvix®)

F Effektiv/sehr effektiv Mäßig Gut/exzellent + €€–€€€ Gut/mäßig

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

Immunsuppression: ↑

Aktinische Cheilitis: ↑

DL-ALA-PDT

(Ameluz®)

F Effektiv Gut/sehr gut Gut + €€ Mäßig/sehr gut

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

DL-MAL-PDT

(Luxerm®, Metvix®)

F Effektiv Gut/sehr gut Gut + €€ Mäßig/sehr gut

Einzelne AK: ↑

Multiple AK: ↑

Feldkanzerisierung: ↑

Aktinische Cheilitis: ↑

1 L = Primär läsionsgerichtet, F = Primär feldgerichtet

2 + = <1 Woche, ++ = 1–6 Wochen, +++ = >6 Wochen

3 € = <100 EUR, €€ = 100–500 EUR, €€€ = >500 EUR

4 ↔︎ = kann, ↑ = sollte, ↑↑ = soll

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Ablative und physikalische Verfahrentoggle arrow icon

Kryochirurgie (Dermatologie)

  • Empfohlene Indikation: Einzelne oder multiple aktinischen Keratosen bei Immunkompetenten
  • Vorteile: Schnell, einfach, meist keine Lokalanästhesie erforderlich
  • Nachteile: Nicht standardisiert, nicht zellspezifisch, keine histologische Untersuchung möglich
  • Kontraindikationen: Kälteurtikaria, Kryoproteinämien
  • Nebenwirkungen: Schmerzen, Blasenbildung, Narbenbildung, Hypo- und Hyperpigmentierung
  • Anwendung
    • Kälteapplikation durch offenes Sprayverfahren oder Kontaktverfahren (Kryostempel, Kryosonde)
    • Meist 2 Zyklen mit 15–60 Sekunden Kälteexposition: Bis zur weißlichen Zeichnung
    • Kältequelle: Flüssiger Stickstoff

Chirurgische Verfahren

Chemoexfoliation

Ablative Laserverfahren (Dermatologie)

Nicht-ablative Laserverfahren (Dermatologie)

  • Empfohlene Indikation: Einzelne oder multiple aktinische Keratosen
  • Vorteile: Schnell, keine Blutung
  • Nachteile: Nicht überall verfügbar, keine histologische Untersuchung möglich
  • Nebenwirkungen: Schmerzen, Krustenbildung, Hypo- und Hyperpigmentierungen [5]
  • Anwendung: Behandlung der Läsionen bzw. ganzer Areale mittels z.B. Nd:YAG-Laser, ggf. unter Lokalanästhesie
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Topische Medikamentetoggle arrow icon

Diclofenac-Natrium 3% in Hyaluronsäure 2,5% Gel

Eine endgültige Beurteilung des Therapieerfolges ist meist erst bis zu 1 Monat nach Therapieende möglich! Diese Information ist für die betroffene Person wichtig zur Aufrechterhaltung der Therapieadhärenz!

5-Fluoruracil

Der Therapieerfolg kann meist erst bis zu 1–2 Monate nach Therapieende beurteilt werden! Diese Information ist für die betroffene Person wichtig zur Aufrechterhaltung der Therapieadhärenz!

Imiquimod

Da Imiquimod subklinische Läsionen sichtbar machen kann, kommt es möglicherweise zunächst zu einem (scheinbaren) vermehrten Auftreten aktinischer Keratosen!

Der Therapieerfolg kann meist erst bis zu 2 Monate nach Therapieende beurteilt werden! Diese Information ist für die betroffene Person wichtig zur Aufrechterhaltung der Therapieadhärenz!

Kaliumhydroxid 5% Lösung

Tirbanibulin

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Photodynamische Therapie (PDT)toggle arrow icon

Konventionelle photodynamische Therapie (PDT)

Eine komplette Abheilung der Hautläsionen erfolgt häufig erst bis zu 3 Monate nach Therapieende!

Photodynamische Therapie mit Tageslicht

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Therapie der aktinischen Cheilitistoggle arrow icon

Vor Therapiebeginn sollte ein invasives Plattenepithelkarzinom durch eine Probebiopsie ausgeschlossen werden. Auch bei fehlendem bzw. unzureichendem Therapieansprechen soll eine histopathologische Untersuchung durchgeführt werden!

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Prognosetoggle arrow icon

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Präventiontoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • L57.-: Hautveränderungen durch chronische Exposition gegenüber nichtionisierender Strahlung
    • L57.0: Aktinische Keratose
      • Keratose o.n.A.
      • Keratosis senilis
      • Keratosis solaris
  • L56.-: Sonstige akute Hautveränderungen durch Ultraviolettstrahlen

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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