ambossIconambossIcon

Basalzellkarzinom

Letzte Aktualisierung: 20.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Das Basalzellkarzinom (BCC; veraltet: Basaliom) ist das häufigste Malignom in Mitteleuropa und betrifft v.a. hellhäutige Menschen höheren Lebensalters. Neben der UV-Exposition als Hauptrisikofaktor erhöhen u.a. chemische Noxen sowie genetische Erkrankungen (bspw. Basalzellkarzinomsyndrom) das Erkrankungsrisiko. Klinisch zeigt sich eine Plaque oder ein Nodus (in der gleichen Farbe wie die umgebende Haut oder erythematös) mit klassischem perlschnurartigen Randsaum und Teleangiektasien, das Erscheinungsbild ist allerdings sehr variabel. Der Tumor kann im Verlauf durch lokal destruierende Ulzeration funktionell wichtige Strukturen zerstören (z.B. Knochen, Blutgefäße oder Auge). Therapeutisch wird meist chirurgisch exzidiert. Bei kleineren, oberflächlichen Basalzellkarzinomen stehen aber auch bspw. topische Medikamente zur Verfügung. Zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen Basalzellkarzinoms wurden in den letzten Jahren neben der etablierten Radiotherapie auch Hedgehog-Inhibitoren zugelassen, die im seltenen Fall der Metastasierung eine Behandlungsoption darstellen. Insgesamt weist die Erkrankung eine günstige Prognose auf.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz [1][2][3][4]
    • Mind. 200/100.000 Personen pro Jahr
    • Tendenz weiter zunehmend
    • Häufigster maligner Tumor in Mitteleuropa, >80% aller Hauttumoren
  • Alter: Erkrankung des höheren Lebensalters, im Mittel >70 Jahre
  • Geschlecht: >
  • Geografie: Inzidenz in Australien bspw. deutlich höher als in Deutschland

Bei Basalzellkarzinomen im 2. oder 3. Lebensjahrzehnt sollte immer an genetische Erkrankungen gedacht werden!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ätiologietoggle arrow icon

Genmutationen [1][2]

  • Im PTCH1- oder SMO-Gen: Pathologische Aktivierung des Hedgehog-Signalwegs
    • Signalweg für die embryonale Entwicklung
    • Physiologischerweise inaktiv beim Erwachsenen: Rezeptor Patched 1 (PTCH1) bindet Protein Smoothened (SMO) → Signalweg gehemmt [5]
    • Pathologische Aktivierung: Ligand Hedgehog bindet an PTCH1 → Aktiviert Signalkaskade durch SMO in der Zellwand → Hochregulation des Zellzyklus → Entstehung diverser Tumoren möglich
  • Im TP53-Gen: Zellzyklusregulation, DNA-Reparatur und Apoptose gestört
  • In diversen weiteren Genen

Risikofaktoren [1][2]

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Basalzellkarzinomsyndromtoggle arrow icon

Syn.: Nävoides Basalzellkarzinomsyndrom, Basalzellnävussyndrom, Gorlin-(Goltz‑)Syndrom [1][2]

Diagnosekriterien des Basalzellkarzinomsyndroms nach S2k-Leitlinie Basalzellkarzinom 2018 [1]
Major-Kriterien Minor-Kriterien
  • Auftreten des ersten BCC vor dem 20. Lebensjahr
  • Sehr große Anzahl an BCCs
  • Auftreten von Kieferzysten vor dem 20. Lebensjahr
  • Palmares oder plantares Pitting
  • Verkalkung der Falx cerebri
  • Medulloblastom
  • Basalzellkarzinomsyndrom bei einem Familienmitglied 1. Grades
Zur Diagnosestellung müssen 1 Major-Kriterium plus molekulare Bestätigung, 2 Major-Kriterien oder 1 Major- und 2 Minor-Kriterien vorliegen.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Symptomatiktoggle arrow icon

  • Erscheinungsbild [1][2]
    • Sehr variabel: Kleines Knötchen bis großer, ulzerierender Tumor möglich
    • Abhängig von
    • Häufigste Merkmale
      • Plaque oder Nodus, scharf begrenzt mit perlschnurartigem Randsaum, zentraler Einsenkung und Teleangiektasien
      • In der gleichen Farbe wie die umgebende Haut bis erythematös, Oberfläche häufig mit perlmuttartigem Glanz
      • Im Verlauf Ulzeration mit Blutungsneigung und Krustenbildung möglich
  • Lokalisation
    • Entstehung nur an Hautarealen mit Haarfollikeln
    • Vor allem sonnenexponierte Areale betroffen, in absteigender Häufigkeit
      • Gesicht, insb. Nase
      • Restlicher Kopf und Hals
      • Rumpf und Extremitäten
  • Ausbreitung

Die meisten Basalzellkarzinome entstehen an sonnenexponierten Stellen!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Subtypen des Basalzellkarzinomstoggle arrow icon

Noduläres Basalzellkarzinom [1][2]

Superfizielles Basalzellkarzinom

Sklerodermiformes Basalzellkarzinom

Pigmentiertes Basalzellkarzinom

  • Effloreszenz: Derber, glasiger Nodus mit Teleangiektasien und zentraler Einsenkung
  • Begrenzung: Scharf, ggf. mit perlschnurartigem Randsaum
  • Farbe: Bräunliche bis schwärzliche Färbung durch Melanineinlagerungen

Ulzeriertes Basalzellkarzinom

  • Syn.: Ulcus rodens (veraltet)
  • Effloreszenz: Schmerzloses Ulkus, häufig mit hämorrhagischer Krustenbildung
  • Begrenzung: Scharf
  • Farbe: Entspricht Hauttyp bis erythematös, gelblich bei Fibrinbelägen bzw. bräunlich-schwarz bei Krustenbildung
  • Lokalisation: Häufig Gesicht und Kapillitium
  • Wachstum: Ulzerierend

Destruierendes Basalzellkarzinom

Fibroepitheliales Basalzellkarzinom

Weitere Subtypen

Folgende histologische Subtypen werden zusätzlich in der WHO-Klassifikation beschrieben, in der Literatur finden sich auch noch weitere. Eine genaue Zuordnung ist oft nicht möglich, da sich Subtypen häufig überschneiden oder variable Merkmale aufweisen. Die o.g. Subtypen sind für den klinischen Alltag relevanter.

  • Mikronoduläres Basalzellkarzinom
  • Basalzellkarzinom mit adnexaler Differenzierung
  • Basosquamöses (metatypisches) Basalzellkarzinom
  • Keratotisches Basalzellkarzinom
  • Zystisches Basalzellkarzinom
  • Infundibulozystisches Basalzellkarzinom
  • Adenoides Basalzellkarzinom
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Diagnostiktoggle arrow icon

Diagnostik des Primärtumors

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Pathologietoggle arrow icon

Allgemeine histologische Merkmale [1][2]

Zum Vergleich: Normalbefunde

Färbung, Aufarbeitung und Befundbericht [1]

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Die Differenzialdiagnosen unterscheiden sich z.T. erheblich je nach Wachstumsmuster des Basalzellkarzinoms (siehe auch: Subtypen des Basalzellkarzinoms).

Beim nodulären Basalzellkarzinom

  • Talgdrüsenhyperplasie
  • Dermaler Nävus
  • Keratoakanthom
  • Adnextumor
  • Trichoepitheliom [2]
    • Definition: Selten vorkommender, benigner Tumor mit follikulärer Differenzierung, der sich in Kindheit und Pubertät manifestiert
    • Klinik: Weißlich-gelbliche Papel(n) im Gesichtsbereich, solitäres und multiples Auftreten möglich, ggf. im Rahmen von Syndromen wie dem Brooke-Spiegler-Syndrom
    • Therapie: Exzision oder Laserabtragung

Beim superfiziellen Basalzellkarzinom

Beim sklerodermiformen Basalzellkarzinom

Beim pigmentierten Basalzellkarzinom

Beim ulzerierten Basalzellkarzinom/destruierenden Basalzellkarzinom

Beim fibroepithelialen Basalzellkarzinom

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Therapietoggle arrow icon

Therapieplanung [1]

  • Individuelle Faktoren: Alter, Vorerkrankungen, Patientenwunsch
  • Läsionsspezifische Faktoren: Rezidivwahrscheinlichkeit, Lokalisation, Tumorfortschritt

Risikostratifizierung des Basalzellkarzinoms

Es existiert zwar eine TNM-Klassifikation des Basalzellkarzinoms, die im klinischen Alltag allerdings nicht hilfreich ist, da die T-Einteilung zu grob ist und (Lymphknoten‑)Metastasen in den allermeisten Fällen nicht vorliegen. Basalzellkarzinome können aber anhand folgender Merkmale in Tumoren mit hohem und niedrigem Rezidivrisiko eingeteilt werden. Diese Risikostratifizierung ist insb. für eine geeignete Therapiewahl wichtig.

Risikofaktoren für eine erhöhte Rezidivrate bei Basalzellkarzinomen [1]
Rezidivrisiko Hoch Niedrig
Tumordurchmesser in Abhängigkeit von der Lokalisation (bzw. Zone)

H-Zone (hohes Rezidivrisiko)

  • >6 mm
  • ≤6 mm

M-Zone (mittleres Rezidivrisiko)

  • >10 mm
  • ≤10 mm

L-Zone (niedriges Rezidivrisiko)

  • >20 mm
  • ≤20 mm
Wachstumsmuster
  • Infiltrativ
  • Fibrosierend bzw. sklerosierend
  • Perineural
Weitere
  • Gut definierte Begrenzung

Chirurgische Therapie [1]

Strahlentherapie [1]

  • Indikation
    • Lokal-fortgeschrittenes Basalzellkarzinom und Kontraindikationen oder Ablehnung gegenüber chirurgischer Therapie
    • Postoperativ bei R1/R2-Resektion oder bei Perineuralscheideninfiltration eines größeren Nervs
  • Kontraindikation: Erhöhte Strahlenempfindlichkeit aufgrund von Autoimmunerkrankungen (z.B. Lupus erythematodes, Sklerodermie) oder genetischen Syndromen (insb. Basalzellkarzinomsyndrom, Xeroderma pigmentosum), Alter <40 Jahre

Topische Medikamente [1]

Systemische Medikamente [1]

Weitere Therapieverfahren [1]

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Hedgehog-Inhibitoren beim Basalzellkarzinomtoggle arrow icon

  • Wirkstoffe: Vismodegib [12], Sonidegib [13]
  • Wirkweise: Inaktivierende Bindung an den Rezeptor Smoothened (SMO) innerhalb des Hedgehog-Signalwegs → Hemmung des pathologisch gesteigerten Zellzyklus [5]
  • Empfohlene Indikation
  • Kontraindikationen
    • Überempfindlichkeit gegenüber der Wirkstoffe
    • Schwangerschaft und Stillzeit, Frauen im gebärfähigen Alter ohne sichere Kontrazeption
    • Nur Vismodegib: Alter <18 Jahre, zeitgleiche Einnahme von Johanniskraut
  • Sehr häufige Nebenwirkungen
  • Therapiehinweise: Maßnahmen zur Vermeidung teratogener Effekte
    • Aufklärung sowohl männlicher als auch weiblicher Patient:innen über das Risiko von Fehlbildungen und Fehlgeburten
    • Frauen im gebärfähigen Alter
    • Männer: Während der Therapie und bis 2 Monate (Vismodegib) bzw. 6 Monate (Sonidegib) nach Therapieende
      • Verhütung mit Kondom
      • Keine Samenspende möglich
    • Keine Weitergabe des Medikaments, eventuelle Restbestände nach Therapieende in der Apotheke abgeben
    • Keine Blutspende während der Therapie und bis 24 Monate (Vismodegib) bzw. 20 Monate (Sonidegib) nach Therapieende
  • Dosierung

Frauen sollten während der Therapie und bis 24 Monate (Vismodegib) bzw. 20 Monate (Sonidegib) nach Therapieende nicht schwanger werden!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Nachsorgetoggle arrow icon

  • Durchführung
    • Inspektion der Haut des gesamten Körpers, inkl. Capillitium und angrenzender Schleimhäute
    • Insb. auf Lokalrezidive therapierter Basalzellkarzinome achten
    • Betroffene über Selbstinspektion aufklären
  • Intervall
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Prognosetoggle arrow icon

  • Sehr gute Prognose [1][4]
    • Geringe Metastasierungsrate: 0,0028–0,55 % der Tumoren
    • 5-Jahres-Rezidivrate: 2–8% bei histologisch gesicherter Entfernung im Gesunden
    • Sterberate bei NMSC in 2017: 1,0–1,3/100.000 Personen
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Präventiontoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

Interesse an wöchentlichen Updates zur aktuellen Studienlage im Bereich der Inneren Medizin? Abonniere jetzt das Studientelegramm (Beiträge zur Inneren Medizin in Kooperation mit HOMe sowie zur Überversorgung in der Inneren Medizin mit der DGIM). Zusätzlich haben wir auch das englische One-Minute-Telegram und den AMBOSS-Podcast im Angebot. Alle Links zur Anmeldung findest du am Seitenende unter "Tipps & Links".

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Patienteninformationentoggle arrow icon

  • Basalzellkarzinom
  • Weißer Hautkrebs
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.