Zusammenfassung
Das Basalzellkarzinom (BCC; veraltet: Basaliom) ist das häufigste Malignom in Mitteleuropa und betrifft v.a. hellhäutige Menschen höheren Lebensalters. Neben der UV-Exposition als Hauptrisikofaktor erhöhen u.a. chemische Noxen sowie genetische Erkrankungen (bspw. Basalzellkarzinomsyndrom) das Erkrankungsrisiko. Klinisch zeigt sich eine Plaque oder ein Nodus (in der gleichen Farbe wie die umgebende Haut oder erythematös) mit klassischem perlschnurartigen Randsaum und Teleangiektasien, das Erscheinungsbild ist allerdings sehr variabel. Der Tumor kann im Verlauf durch lokal destruierende Ulzeration funktionell wichtige Strukturen zerstören (z.B. Knochen, Blutgefäße oder Auge). Therapeutisch wird meist chirurgisch exzidiert. Bei kleineren, oberflächlichen Basalzellkarzinomen stehen aber auch bspw. topische Medikamente zur Verfügung. Zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen Basalzellkarzinoms wurden in den letzten Jahren neben der etablierten Radiotherapie auch Hedgehog-Inhibitoren zugelassen, die im seltenen Fall der Metastasierung eine Behandlungsoption darstellen. Insgesamt weist die Erkrankung eine günstige Prognose auf.
Epidemiologie
- Inzidenz [1][2][3][4]
- Mind. 200/100.000 Personen pro Jahr
- Tendenz weiter zunehmend
- Häufigster maligner Tumor in Mitteleuropa, >80% aller Hauttumoren
- Alter: Erkrankung des höheren Lebensalters, im Mittel >70 Jahre
- Geschlecht: ♂ > ♀
- Geografie: Inzidenz in Australien bspw. deutlich höher als in Deutschland
Bei Basalzellkarzinomen im 2. oder 3. Lebensjahrzehnt sollte immer an genetische Erkrankungen gedacht werden!
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
Genmutationen [1][2]
- Im PTCH1- oder SMO-Gen: Pathologische Aktivierung des Hedgehog-Signalwegs
- Signalweg für die embryonale Entwicklung
- Physiologischerweise inaktiv beim Erwachsenen: Rezeptor Patched 1 (PTCH1) bindet Protein Smoothened (SMO) → Signalweg gehemmt [5]
- Pathologische Aktivierung: Ligand Hedgehog bindet an PTCH1 → Aktiviert Signalkaskade durch SMO in der Zellwand → Hochregulation des Zellzyklus → Entstehung diverser Tumoren möglich
- Im TP53-Gen: Zellzyklusregulation, DNA-Reparatur und Apoptose gestört
- In diversen weiteren Genen
Risikofaktoren [1][2]
- UV-Exposition: Insb. UV-B → Mutationen im TP53-Tumorsuppressorgen
- Insb. chronische Exposition oder intermittierende, starke Einwirkung (z.B. Sonnenbrände, Solariumsnutzung, Phototherapie)
- Menschen mit beruflicher UV-Exposition stärker gefährdet, allerdings keine Anerkennung als Berufskrankheit
- Lange Latenzzeit >15 Jahre
- Genetische Erkrankungen: Basalzellkarzinomsyndrom, Xeroderma pigmentosum, Albinismus, erblich bedingte T-Zell-Immundefekte, Bazex-Dupré-Christol-Syndrom, Rombo-Syndrom
- Genetische Disposition
- Vorerkrankungen: Basalzellkarzinom in der Vorgeschichte
- Immunsuppression : Insb. bei T-Zell-Immunsuppression, z.B. iatrogen nach Organtransplantation oder bei HIV-Infektion
- Chemische Noxen: Insb. Arsen
- Medikamente: Insb. HCT, siehe: Rote-Hand-Brief zu Hydrochlorothiazid
- Ionisierende Strahlung
- Erhöhtes Risiko für die Entstehung eines NMSC in bestrahlten Körperarealen auf dem Boden einer Strahlendermatitis
- Häufig nach beruflicher (z.B. Röntgenassistenz), therapeutischer oder unfallbedingter (z.B. Nuklearkatastrophe von Tschernobyl) Exposition
- Chronische Wunden und Entzündungen: Bspw. chronisches Ulcus cruris venosum, verhärtete und verwachsene Narben (z.B. nach Verbrennung), chronisch-entzündliche Hauterkrankungen
Basalzellkarzinomsyndrom
Syn.: Nävoides Basalzellkarzinomsyndrom, Basalzellnävussyndrom, Gorlin-(Goltz‑)Syndrom [1][2]
- Prävalenz: Ca. 1/56.000 Personen
- Ätiologie: PTCH1-Mutation (autosomal-dominant vererbt oder Spontanmutation)
- Symptome
- Zahlreiche Basalzellkarzinome schon in der Kindheit und im Jugendalter
- Faziale Besonderheiten, z.B.
- Makrozephalie
- Kantige Kopfform mit prominentem Unterkiefer
- Okulärer Hypertelorismus
- Breite Nase
- Lippen- bzw. Gaumenspalte
- Gewölbte Stirn
- Weitere mögliche Auffälligkeiten
- Assoziation zu weiteren Tumoren, insb. Medulloblastom
- Diagnostik
- Dermatologische Ganzkörperuntersuchung
- Schädel-MRT
- Echokardiografie
- Röntgen der Wirbelsäule, dentale Panoramaaufnahme
- Gynäkologischer Beckenultraschall bei Frauen
Diagnosekriterien des Basalzellkarzinomsyndroms nach S2k-Leitlinie Basalzellkarzinom 2018 [1] | |
---|---|
Major-Kriterien | Minor-Kriterien |
|
|
Zur Diagnosestellung müssen 1 Major-Kriterium plus molekulare Bestätigung, 2 Major-Kriterien oder 1 Major- und 2 Minor-Kriterien vorliegen. |
- Therapie: Behandlung der assoziierten Karzinome, Hedgehog-Inhibitoren
- Prävention: Meidung von UV- und ionisierender Strahlung , regelmäßiges Hautkrebs-Screening
- Prognose: Lebenserwartung verkürzt
Symptomatik
- Erscheinungsbild [1][2]
- Sehr variabel: Kleines Knötchen bis großer, ulzerierender Tumor möglich
- Abhängig von
- Progression (initial ggü. fortgeschritten)
- Wachstumsmuster (siehe: Subtypen des Basalzellkarzinoms)
- Lokalisation
- Häufigste Merkmale
- Plaque oder Nodus, scharf begrenzt mit perlschnurartigem Randsaum, zentraler Einsenkung und Teleangiektasien
- In der gleichen Farbe wie die umgebende Haut bis erythematös, Oberfläche häufig mit perlmuttartigem Glanz
- Im Verlauf Ulzeration mit Blutungsneigung und Krustenbildung möglich
- Lokalisation
- Entstehung nur an Hautarealen mit Haarfollikeln
- Vor allem sonnenexponierte Areale betroffen, in absteigender Häufigkeit
- Gesicht, insb. Nase
- Restlicher Kopf und Hals
- Rumpf und Extremitäten
- Ausbreitung
- Meist langsames Wachstum über Monate bis Jahre
- Lokal destruierend: Einwachsen in umgebende Strukturen möglich
- Sehr selten Metastasierung: Primär in regionale Lymphknoten, Muskulatur oder hämatogen in Lunge und/oder Knochen [6]
Die meisten Basalzellkarzinome entstehen an sonnenexponierten Stellen!
Subtypen des Basalzellkarzinoms
Noduläres Basalzellkarzinom [1][2]
- Syn.: Solides oder knotiges Basalzellkarzinom
- Effloreszenz: Plaque oder Nodus mit zentraler Einsenkung
- Begrenzung: Scharf mit perlschnurartigem Randsaum und zentraler Einsenkung
- Farbe: Entspricht Hauttyp bis erythematös, häufig perlmuttartiger Glanz sowie Teleangiektasien
- Lokalisation: Häufig im Gesicht
- Wachstum: Langsam
Superfizielles Basalzellkarzinom
- Syn.: Oberflächlich-multizentrisches Basalzellkarzinom, Rumpfhautbasalzellkarzinom, ekzematoides oder pagetoides Basalzellkarzinom
- Effloreszenz: Makula bzw. Plaque, ggf. mehrere , häufig mit leichter Schuppung oder Erosionen bei Blutungsneigung
- Begrenzung: Scharf, unregelmäßig
- Farbe: Erythematös oder rötlich-bräunlich, teilweise pigmentiert
- Lokalisation: Häufig an Rumpf/Extremitäten
- Wachstum: Langsam und oberflächlich
- Weiteres Merkmal: Häufig Juckreiz
Sklerodermiformes Basalzellkarzinom
- Syn.: Morphea-artiges Basalzellkarzinom
- Effloreszenz: Plaque mit Teleangiektasien, häufig atrophisch
- Begrenzung: Unscharf
- Farbe: Weißlich oder gelblich durch ausgeprägte Fibrosierung des umgebenden Bindegewebes
- Lokalisation: Häufig Nase, Stirn, Wangen
- Wachstum: Aggressiver als andere Subtypen mit Neigung zur Infiltration
Pigmentiertes Basalzellkarzinom
- Effloreszenz: Derber, glasiger Nodus mit Teleangiektasien und zentraler Einsenkung
- Begrenzung: Scharf, ggf. mit perlschnurartigem Randsaum
- Farbe: Bräunliche bis schwärzliche Färbung durch Melanineinlagerungen
Ulzeriertes Basalzellkarzinom
- Syn.: Ulcus rodens (veraltet)
- Effloreszenz: Schmerzloses Ulkus, häufig mit hämorrhagischer Krustenbildung
- Begrenzung: Scharf
- Farbe: Entspricht Hauttyp bis erythematös, gelblich bei Fibrinbelägen bzw. bräunlich-schwarz bei Krustenbildung
- Lokalisation: Häufig Gesicht und Kapillitium
- Wachstum: Ulzerierend
Destruierendes Basalzellkarzinom
- Syn.: Ulcus terebrans (veraltet)
- Effloreszenz: Großes, tiefes Ulkus
- Begrenzung: Ggf. Randwälle mit tumorösen Nodi
- Farbe: Erythematös, glasig
- Lokalisation: Häufig Gesicht und Kapillitium
- Wachstum: Tiefe Infiltration von Knochen und Knorpel mit deutlicher Blutungsneigung, bei Fortschreiten mutilierend
Fibroepitheliales Basalzellkarzinom
- Syn.: Fibroepitheliom, fibroepitheliomatöses Basalzellkarzinom, Fibroepithelioma Pinkus, Pinkus-Tumor
- Effloreszenz: Weicher Nodus, zum Teil gestielt
- Begrenzung: Scharf
- Farbe: Entspricht Hauttyp bis erythematös
- Lokalisation: Häufig am unteren Abdomen, im Lendenbereich oder an den medianen Oberschenkeln
- Wachstum: Weniger invasiv als beim klassischen Basalzellkarzinom
- Weiteres Merkmal: Histologisch Tumorzellen aus Epithel und Mesenchym (Stromazellen), angeordnet als schmale Basaliomszonen umgeben von deutlicher Bindegewebsproliferation
Weitere Subtypen
Folgende histologische Subtypen werden zusätzlich in der WHO-Klassifikation beschrieben, in der Literatur finden sich auch noch weitere. Eine genaue Zuordnung ist oft nicht möglich, da sich Subtypen häufig überschneiden oder variable Merkmale aufweisen. Die o.g. Subtypen sind für den klinischen Alltag relevanter.
- Mikronoduläres Basalzellkarzinom
- Basalzellkarzinom mit adnexaler Differenzierung
- Basosquamöses (metatypisches) Basalzellkarzinom
- Keratotisches Basalzellkarzinom
- Zystisches Basalzellkarzinom
- Infundibulozystisches Basalzellkarzinom
- Adenoides Basalzellkarzinom
Diagnostik
Diagnostik des Primärtumors
- Anamnese, insb.
- NMSC in der Vorgeschichte
- Vulnerabilität der Läsion
- UV-Exposition
- Vorerkrankungen/Medikamente (insb. Immunsuppression)
- Berufsanamnese
- Familienanamnese
- Klinische Untersuchung
- Inspektion: Läsion und Haut des gesamten Körpers, inkl. Kapillitium und angrenzender Schleimhäute
- Palpation: Läsion und Lymphknoten
- Apparative Diagnostik
- Auflichtmikroskopie bzw. Dermatoskopie [7]
- Noduläres Basalzellkarzinom: Prominente Baumgefäße, blau-graue Schollen bei Pigmentierung
- Sklerodermiformes Basalzellkarzinom: Dünne Baumgefäße und hypopigmentierter Hintergrund
- Superfizielles Basalzellkarzinom: Weißliche bis blass-erythematöse Areale ohne erkennbare Struktur, kleine Erosionen, meist keine Schollen und Baumgefäße
- Pigmentiertes Basalzellkarzinom: Radspeichenförmig angeordnete Pigmente, dunkle Schollen mit umgebendem hellen Areal
- Konfokale Lasermikroskopie [8]
- Entlang einer Achse ausgerichtete Zellen mit verlängerten, monomorphen Zellkernen, deutliches Entzündungsinfiltrat, multiple erweiterte Gefäße, Verlust der epidermalen Honigwabenstruktur
- Tumorzellinseln, die sich peripherer wie Palisaden formieren und einen dunklen Randsaum zur Dermis bilden
- Optische Kohärenztomografie
- Auflichtmikroskopie bzw. Dermatoskopie [7]
- Probenentnahme
- Indikation: Bei V.a. Basalzellkarzinom zur
- Sicherung der Diagnose
- Ausschluss von Differenzialdiagnosen
- Geeigneten Therapiewahl
- Ausnahmen: Ggf. bei Vorliegen mehrerer superfizieller Basalzellkarzinome oder bei Basalzellkarzinomsyndrom
- Bei eindeutigem klinischen Bild: Direkt komplette Exzision möglich
- Indikation: Bei V.a. Basalzellkarzinom zur
- Ausbreitungsdiagnostik: Schnittbildgebung, bevorzugt MRT
- Indikationen: Bei V.a. Knocheninfiltration, intrakranielle/intraorbitale Ausbreitung, perineurales Wachstum, Metastasen, Basalzellkarzinomsyndrom
Pathologie
Allgemeine histologische Merkmale [1][2]
-
„Basaloide“ Tumorzellen : Große, ovale Zellkerne mit schmalem, basophilem Zytoplasma
- Nestförmiges Wachstum mit palisadenartiger Anordnung der äußeren Zellschichten
- Ggf. Infiltration der Dermis
- Ursprung: Epitheliale Stammzellpopulationen der Haarfollikel und interfollikulären Epidermis
- Umgebendes dermales Stroma basophil und oftmals fibrosiert, typischer Spalt zwischen Tumorzellen und Stroma
- Atrophes bzw. ulzeriertes Epithel über dem Tumor
- Weitere histologische Merkmale je nach Subtyp (siehe: Subtypen des Basalzellkarzinoms)
Zum Vergleich: Normalbefunde
Färbung, Aufarbeitung und Befundbericht [1]
- H.E.-Färbung
- Komplette histologische Darstellung der Schnittkanten (siehe: Mikrografisch kontrollierte Chirurgie) → Aufdeckung subklinischer Tumorausläufer, insb. beim sklerodermiformen Basalzellkarzinom
- Ggf. Stufenschnitte
- Befundbericht
- Vertikaler Tumordurchmesser (Tumordicke)
- Beschreibung der Resektionsränder (R0-Resektion vs. R1-Resektion)
- Wachstumsmuster, insb. infiltratives, fibrosierendes bzw. sklerosierendes und perineurales Wachstum
Differenzialdiagnosen
Die Differenzialdiagnosen unterscheiden sich z.T. erheblich je nach Wachstumsmuster des Basalzellkarzinoms (siehe auch: Subtypen des Basalzellkarzinoms).
Beim nodulären Basalzellkarzinom
- Talgdrüsenhyperplasie
- Dermaler Nävus
- Keratoakanthom
- Adnextumor
- Trichoepitheliom [2]
- Definition: Selten vorkommender, benigner Tumor mit follikulärer Differenzierung, der sich in Kindheit und Pubertät manifestiert
- Klinik: Weißlich-gelbliche Papel(n) im Gesichtsbereich, solitäres und multiples Auftreten möglich, ggf. im Rahmen von Syndromen wie dem Brooke-Spiegler-Syndrom
- Therapie: Exzision oder Laserabtragung
Beim superfiziellen Basalzellkarzinom
- Nummuläres Ekzem
- Psoriasis
- Seborrhoische Keratose
- Malignes Melanom
- Morbus Bowen
- Morbus Paget (extramammär)
Beim sklerodermiformen Basalzellkarzinom
Beim pigmentierten Basalzellkarzinom
Beim ulzerierten Basalzellkarzinom/destruierenden Basalzellkarzinom
- Plattenepithelkarzinom der Haut
- Ulzerationen anderer Genese
Beim fibroepithelialen Basalzellkarzinom
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Therapieplanung [1]
- Individuelle Faktoren: Alter, Vorerkrankungen, Patientenwunsch
- Läsionsspezifische Faktoren: Rezidivwahrscheinlichkeit, Lokalisation, Tumorfortschritt
Risikostratifizierung des Basalzellkarzinoms
Es existiert zwar eine TNM-Klassifikation des Basalzellkarzinoms, die im klinischen Alltag allerdings nicht hilfreich ist, da die T-Einteilung zu grob ist und (Lymphknoten‑)Metastasen in den allermeisten Fällen nicht vorliegen. Basalzellkarzinome können aber anhand folgender Merkmale in Tumoren mit hohem und niedrigem Rezidivrisiko eingeteilt werden. Diese Risikostratifizierung ist insb. für eine geeignete Therapiewahl wichtig.
Risikofaktoren für eine erhöhte Rezidivrate bei Basalzellkarzinomen [1] | |||
---|---|---|---|
Rezidivrisiko | Hoch | Niedrig | |
Tumordurchmesser in Abhängigkeit von der Lokalisation (bzw. Zone) | H-Zone (hohes Rezidivrisiko) |
|
|
M-Zone (mittleres Rezidivrisiko) |
|
| |
L-Zone (niedriges Rezidivrisiko) |
|
| |
Wachstumsmuster |
| — | |
Weitere |
|
Chirurgische Therapie [1]
- Therapie der 1. Wahl: Beste Prognose bei histologisch gesicherter vollständiger Entfernung im Gesunden
- Mikrografisch kontrollierte Chirurgie (MKC): Insb. bei Tumoren mit erhöhtem Rezidivrisiko (siehe: Risikofaktoren für eine erhöhte Rezidivrate bei Basalzellkarzinomen)
- Zweizeitige Operation
- Exzision des Tumors und temporäre Defektdeckung
- Histologische Untersuchung und Bestätigung der R0-Resektion
- Operative Defektdeckung in einem zweiten Eingriff
- Einzeitige Operation: Direkten Wundverschluss nur durchführen, wenn die Resektionsränder im Falle einer Nachresektion eindeutig zu identifizieren sind
- Zweizeitige Operation
- Konventionelle Chirurgie: Bei kleinen Tumoren mit niedrigem Rezidivrisiko möglich
- Exzision mit Sicherheitsabstand und histologischer Kontrolle der Entfernung im Gesunden anhand einzelner Querschnitte
- Bei niedrigem Rezidivrisiko: Sicherheitsabstand 3–5 mm
- Bei hohem Rezidivrisiko: Sicherheitsabstand mind. 5 mm
- Exzision mit Sicherheitsabstand und histologischer Kontrolle der Entfernung im Gesunden anhand einzelner Querschnitte
- Flachexzision („Shave“-Exzision): Bei kleinen, superfiziellen Basalzellkarzinomen an Rumpf oder Extremitäten im Einzelfall möglich (z.B. bei Kontraindikationen für andere Therapieverfahren)
Strahlentherapie [1]
- Indikation
- Lokal-fortgeschrittenes Basalzellkarzinom und Kontraindikationen oder Ablehnung gegenüber chirurgischer Therapie
- Postoperativ bei R1/R2-Resektion oder bei Perineuralscheideninfiltration eines größeren Nervs
- Kontraindikation: Erhöhte Strahlenempfindlichkeit aufgrund von Autoimmunerkrankungen (z.B. Lupus erythematodes, Sklerodermie) oder genetischen Syndromen (insb. Basalzellkarzinomsyndrom, Xeroderma pigmentosum), Alter <40 Jahre
Topische Medikamente [1]
- Indikation: Superfizielle Basalzellkarzinome mit niedrigem Rezidivrisiko , Kontraindikationen gegenüber chirurgischer Therapie, Patientenwunsch
- Vorteile: Keine Narbenbildung, Anwendung in häuslicher Umgebung möglich
- Nachteile: Keine histologische Untersuchung möglich, erhöhtes Rezidivrisiko, Adhärenz erforderlich
- Wirkstoffe: Imiquimod 5% , 5-Fluoruracil 5%
- Für detaillierte Informationen zu Wirkweise, Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Therapiehinweisen siehe auch: Imiquimod 5% Creme, 5-Fluoruracil 5% Creme
Systemische Medikamente [1]
- Empfohlene Indikation: Lokal-fortgeschrittenes oder metastasiertes Basalzellkarzinom
- Wirkstoffe/Verfahren
Weitere Therapieverfahren [1]
- Konventionelle photodynamische Therapie (PDT)
- Indikation: Dünne Basalzellkarzinome, insb. bei Kontraindikationen für chirurgische Therapie
- Anwendung
- Photosensibilisator 5-Aminolävulinat (ALA): 10%ige ALA-Mischung (Nanoemulsion) [10]
- Photosensibilisator Methyl-Aminolävulinat (MAL) [11]
- Für weitere detaillierte Informationen zu Wirkweise, Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Therapiehinweisen siehe auch: Photodynamische Therapie (Dermatologie)
- Kryochirurgie
- Indikation: Kleine superfizielle Basalzellkarzinome an Rumpf oder Extremitäten, wenn chirurgische Therapie oder topische Medikamente kontraindiziert sind
- Für detaillierte Informationen zu Wirkweise, Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Therapiehinweisen siehe auch: Kryochirurgie (Dermatologie)
- Ablative Laserverfahren bzw. nicht-ablative Laserverfahren
- Indikation: Bei Tumoren mit niedrigem Rezidivrisiko, wenn chirurgische Therapie oder topische Medikamente kontraindiziert sind
- Für detaillierte Informationen zu Wirkweise, Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Therapiehinweisen siehe auch: Ablative Laserverfahren (Dermatologie) bzw. nicht-ablative Laserverfahren (Dermatologie)
Hedgehog-Inhibitoren beim Basalzellkarzinom
- Wirkstoffe: Vismodegib [12], Sonidegib [13]
- Wirkweise: Inaktivierende Bindung an den Rezeptor Smoothened (SMO) innerhalb des Hedgehog-Signalwegs → Hemmung des pathologisch gesteigerten Zellzyklus [5]
- Empfohlene Indikation
- Ggf. bei lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom (wenn chirurgische oder Strahlentherapie nicht möglich): Hedgehog-Inhibitor (Vismodegib, Sonidegib) als (neoadjuvante) Systemtherapie möglich
- Ggf. bei metastasiertem Basalzellkarzinom: Hedgehog-Inhibitor zur palliativen Systemtherapie (nur Vismodegib)
- Basalzellkarzinomsyndrom mit multiplen Basalzellkarzinomen: Hedgehog-Inhibitor als Systemtherapie anbieten
- Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber der Wirkstoffe
- Schwangerschaft und Stillzeit, Frauen im gebärfähigen Alter ohne sichere Kontrazeption
- Nur Vismodegib: Alter <18 Jahre, zeitgleiche Einnahme von Johanniskraut
- Sehr häufige Nebenwirkungen
- Therapiehinweise: Maßnahmen zur Vermeidung teratogener Effekte
- Aufklärung sowohl männlicher als auch weiblicher Patient:innen über das Risiko von Fehlbildungen und Fehlgeburten
- Frauen im gebärfähigen Alter
- Keine Schwangerschaft während der Therapie und bis 24 Monate (Vismodegib) bzw. 20 Monate (Sonidegib) nach Therapieende!
- Sichere Verhütung entsprechend des Schwangerschaftsverhütungsprogramms
- Regelmäßige Schwangerschaftstests
- Männer: Während der Therapie und bis 2 Monate (Vismodegib) bzw. 6 Monate (Sonidegib) nach Therapieende
- Verhütung mit Kondom
- Keine Samenspende möglich
- Keine Weitergabe des Medikaments, eventuelle Restbestände nach Therapieende in der Apotheke abgeben
- Keine Blutspende während der Therapie und bis 24 Monate (Vismodegib) bzw. 20 Monate (Sonidegib) nach Therapieende
- Dosierung
Frauen sollten während der Therapie und bis 24 Monate (Vismodegib) bzw. 20 Monate (Sonidegib) nach Therapieende nicht schwanger werden!
Nachsorge
- Durchführung
- Inspektion der Haut des gesamten Körpers, inkl. Capillitium und angrenzender Schleimhäute
- Insb. auf Lokalrezidive therapierter Basalzellkarzinome achten
- Betroffene über Selbstinspektion aufklären
- Intervall
- Einzelne, chirurgisch entfernte Basalzellkarzinome mit niedrigem Rezidivrisiko: Nach 6 Monaten, danach 1×/Jahr
- Multiple Basalzellkarzinome, hohes Rezidivrisiko, lokal-fortgeschrittene bzw. metastasierte Basalzellkarzinome, Syndrome: Zunächst alle 3 Monate, nach 2 Jahren alle 12 Monate
- Siehe auch: Risikofaktoren für eine erhöhte Rezidivrate bei Basalzellkarzinomen
Prognose
- Sehr gute Prognose [1][4]
- Geringe Metastasierungsrate: 0,0028–0,55 % der Tumoren
- 5-Jahres-Rezidivrate: 2–8% bei histologisch gesicherter Entfernung im Gesunden
- Sterberate bei NMSC in 2017: 1,0–1,3/100.000 Personen
Prävention
- Ggf. Nicotinamid bei Personen mit Basalzellkarzinom in der Vorgeschichte [1]
- Siehe: Prävention von Hautkrebs
Studientelegramme zum Thema
- HOMe Studientelegramme Innere Medizin
- Studientelegramm 50-2018-1/3: Dänen lügen nicht – Rote-Hand-Brief zur Assoziation von HCT mit Hauttumoren
- One-Minute Telegram (aus unserer englischsprachigen Redaktion)
- One-Minute Telegram 74-2023-1/3: Unclear benefit of skin cancer screening
Interesse an wöchentlichen Updates zur aktuellen Studienlage im Bereich der Inneren Medizin? Abonniere jetzt das Studientelegramm (Beiträge zur Inneren Medizin in Kooperation mit HOMe sowie zur Überversorgung in der Inneren Medizin mit der DGIM). Zusätzlich haben wir auch das englische One-Minute-Telegram und den AMBOSS-Podcast im Angebot. Alle Links zur Anmeldung findest du am Seitenende unter "Tipps & Links".
Patienteninformationen
- Basalzellkarzinom
- Weißer Hautkrebs
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- C44.-: Sonstige bösartige Neubildungen der Haut
- Inklusive:
- Bösartige Neubildung:
- Exklusive: Bösartiges Melanom der Haut (C43.‑), Haut der Genitalorgane (C51–C52, C60.-, C63.‑), Kaposi-Sarkom (C46.‑)
- C44.0: Lippenhaut
- C44.1: Haut des Augenlides, einschließlich Kanthus
- Exklusive: Bindegewebe des Augenlides (C49.0)
- C44.2: Haut des Ohres und des äußeren Gehörganges
- Exklusive: Bindegewebe des Ohres (C49.0)
- C44.3: Haut sonstiger und nicht näher bezeichneter Teile des Gesichtes
- C44.4: Behaarte Kopfhaut und Haut des Halses
- C44.5: Haut des Rumpfes
- Anus:
- Haut
- Rand (-Gebiet)
- Haut der Brustdrüse
- Perianalhaut
- Exklusive: Anus o.n.A. (C21.0)
- Anus:
- C44.6: Haut der oberen Extremität, einschließlich Schulter
- C44.7: Haut der unteren Extremität, einschließlich Hüfte
- C44.8: Haut, mehrere Teilbereiche überlappend
- C44.9: Bösartige Neubildung der Haut, nicht näher bezeichnet
- Inklusive:
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.