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Anästhesie bei chronischer Nierenerkrankung

Letzte Aktualisierung: 22.1.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Chronische Nierenerkrankungen sind in allen operativen Fachrichtungen häufig und bergen relevante perioperative Risiken. Die eingeschränkte Nierenfunktion beeinträchtigt die Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushalts und beeinflusst die Pharmakologie vieler anästhesierelevanter Medikamente. Begleiterkrankungen sind häufig, das Risiko für eine perioperative akute Nierenschädigung ist erhöht. Zusätzliche Herausforderungen ergeben sich bei dialysepflichtigen chronischen Nierenerkrankungen.

Ein sorgfältiges perioperatives Management kann eine weitere Verschlechterung der Nierenfunktion und Komplikationen wie Hyperkaliämie und Hypervolämie vermeiden. Präoperativ werden das Ausmaß der Niereninsuffizienz und das Risiko für eine akute Nierenschädigung bewertet; bei fortgeschrittener Erkrankung sind Trinkmenge und letzter Dialysetermin entscheidend für die OP-Planung. Intraoperativ liegt der Fokus auf angepassten Dosierungen und der Aufrechterhaltung des renalen Perfusionsdrucks durch stabile Kreislaufverhältnisse und Normovolämie. Nephrotoxische Substanzen und Hyperglykämien sind zu vermeiden. Postoperativ muss ggf. die verlängerte Wirkdauer und Akkumulation der Medikamente berücksichtigt werden.

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Physiologie der Nierentoggle arrow icon

Die Nieren spielen eine zentrale Rolle zur Aufrechterhaltung der Homöostase, insb. im Hinblick auf den Wasser- und Elektrolythaushalt! [1]

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Screening und Risikoeinschätzungtoggle arrow icon

Abschätzung der Nierenfunktion bei chronischer Nierenerkrankung

Abschätzung des perioperativen Risikos für eine akute Nierenschädigung

Risikofaktoren für eine perioperative akute Nierenschädigung

Risikofaktoren für eine perioperative akute Nierenschädigung [2][3][4]
Patientenabhängig Eingriffsabhängig

Cleveland Clinic Foundation Score

Cleveland Clinic Foundation Score (Risiko für eine akute Nierenschädigung nach kardiochirurgischen Eingriffen) [5]
Parameter Punkte
Weibliches Geschlecht

1

Vorerkrankungen Herzinsuffizienz

1

LVEF <35%

1

Präoperative IABP

2

COPD

1

Insulinpflichtiger Diabetes mellitus

1

Z.n. Herz-OP

1

Notfall-OP

2

Elektiver Eingriff Klappen-OP

1

Klappen-OP, kombiniert mit Koronarchirurgie

2

Andere Herz-OP

2

Präoperative Kreatininkonzentration im Serum 1,2–2,0 mg/dL

2

≥2,1 mg/dL

5

Auswertung (mögliche Punktzahl: 0–17 Punkte)

Risiko für dialysepflichtige akute Nierenschädigung

  • 0–2 Punkte: Ca. <1%
  • 3–5 Punkte: Ca. 2%
  • 6–8 Punkte: Ca. 10%
  • 9–13 Punkte: Ca. 20%

Aktuell gibt es nur für die Kardiochirurgie ein evidenzbasiertes Scoring-System zur Abschätzung des Risikos für eine perioperative akute Nierenschädigung!

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Präoperatives Managementtoggle arrow icon

Anamnese und Untersuchungen [1]

Anästhesiologisch relevante Begleiterkrankungen bei chronischer Nierenerkrankung [7]
Kardiovaskulär
Pulmonal
Endokrinologisch
Hämatologisch
Gastrointestinal
  • Urämische Gastroparese [1]
Systemisch

Kardiovaskuläre Begleiterkrankungen sind bei chronischer Nierenerkrankung häufig! [8]

Bei fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung sind Trinkmenge, Restausscheidung und Zeitpunkt der letzten Dialyse vor dem OP-Termin besonders relevant für die perioperative Planung!

Präoperative Optimierung

Eine elektive Operation sollte bei einer erhöhten Kaliumkonzentration im Serum (etwa ab 5,5 mmol/L) ggf. verschoben werden! [1]

Bei Eingriffen unmittelbar nach einer Dialyse muss mit einem Volumenmangel und einer Heparinisierung gerechnet werden! [1]

Auswahl des Narkoseverfahrens [7]

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Intraoperatives Managementtoggle arrow icon

Vorbereitung [1][7]

Keine Gefäßpunktionen, Anlage von Zugängen oder Blutdruckmessungen am Shunt-Arm! [7]

Narkoseeinleitung [1][7][8]

Narkoseführung [1][7][8]

Perioperatives Flüssigkeitsmanagement bei chronischer Nierenerkrankung [1]
Stadium der chronischen Nierenerkrankung Restausscheidung Vorgaben zur täglichen Trinkmenge Perioperatives Flüssigkeitsmanagement
Kompensierte Retention
  • Erhalten
Dialysepflichtig
  • In relevantem Umfang erhalten
  • Keinerlei Vorgaben
  • Stark reduziert oder fehlend
  • Trinkmengenbeschränkung

Nephrotoxische Medikamente, Hypotonie und Hyperglykämie sollten zur Prävention einer perioperativen akuten Nierenschädigung vermieden werden! [2][10]

Bei Personen ohne Trinkmengenbeschränkung ist das Ziel eine ausgeglichene Flüssigkeitsbilanz!

Narkoseausleitung

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Postoperatives Managementtoggle arrow icon

Bei chronischer Nierenerkrankung sollte eine wiederholte Morphin-Gabe zur postoperativen Schmerztherapie vermieden werden! [1]

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