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Autoimmunhepatitis

Letzte Aktualisierung: 12.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Autoimmunhepatitis (AIH) ist eine chronisch oder akut verlaufende Leberentzündung (Hepatitis), die auf einer T-Zell-vermittelten Immunantwort gegen hepatische Antigene beruht. Die Erkrankung ist insgesamt selten. Frauen sind häufiger betroffen als Männer (4:1).
In den meisten Fällen verläuft die Autoimmunhepatitis chronisch und führt unbehandelt zum fibrotischen, später zum zirrhotischen Leberumbau. Klinisch imponieren eher unspezifische Befunde (Abgeschlagenheit, Leistungsknick, Oberbauchdruck, Gelenkschmerzen, Fieber) und mit zunehmender Leberinsuffizienz Symptome wie Ikterus, Hepato- oder Splenomegalie, Aszites, Leberhautzeichen und/oder Gerinnungsstörungen. Seltener kommt es zu einem fulminanten Leberversagen. Diagnostisch wegweisend ist ein Anstieg der Transaminasen, der Nachweis von Autoantikörpern (ANA, Anti-SMA, Anti-LKM1-AK, SLA/LP-AK, pANCA), eine Erhöhung des Immunglobulins G (quantitativ) sowie der histologische Befund einer Leberbiopsie.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Geschlecht: > (4:1)
  • Alter: Erkrankungsgipfel zwischen dem 10. und 30. sowie dem 40. und 70. Lebensjahr, prinzipiell aber in jedem Alter möglich
  • Inzidenz: 1–2/100.000 Einwohner pro Jahr [1]
  • Prävalenz: 10–30/100.000 Einwohner

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Unbekannt
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Klassifikationtoggle arrow icon

  • Klassifikation nach Antikörpernachweis: Man unterscheidet anhand des jeweils nachweisbaren Antikörperspektrums drei Typen der Autoimmunhepatitis [1]
    • AIH Typ 1: Häufigste Form in ca. 80% der Fälle, mit Nachweis von Anti-SMA, ANA und pANCA
    • AIH Typ 2: In ca. 10% der Fälle, mit Nachweis von Anti-LKM1-AK
    • AIH Typ 3: In ca. 10% der Fälle, mit Nachweis von SLA/LP-AK
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Symptomatiktoggle arrow icon

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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Fulminante Autoimmunhepatitis

Assoziierte Erkrankungen [1]

Bei der Diagnostik einer AIH sollte auf Zeichen anderer Autoimmunerkrankungen geachtet werden – insb. eine TSH-Bestimmung ist sinnvoll!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Säulen der AIH-Diagnostik [1]

Interpretation der Labordiagnostik

Der IgG-Serumspiegel sowie die Höhe des Anti-SMA-Titers können mit der Aktivität der AIH korrelieren – vor allem IgG wird als Verlaufsparameter für ein Therapieansprechen bestimmt!

Vereinfachter AIH-Score nach Hennes

Diagnostischer Parameter Wertungskriterien Punktwert
ANA oder Anti-SMA Titer ≥1:40 1
ANA oder Anti-SMA Titer ≥1:80 2
Anti-LKM-AK Titer ≥1:40 2
SLA/LP-AK Positiv
Gesamt-IgG >Normwert 1
>1,1-facher Normwert 2
Leberhistologie Zu AIH passend 1
Für die AIH typisch 2
Ausschluss einer Virushepatitis Erfolgt 2

Interpretation

  • Score ≥6 Punkte: AIH wahrscheinlich
  • Score ≥7 Punkte: AIH gilt als gesichert

Ein Therapieansprechen auf Steroide gilt als Hinweis für eine AIH, ist jedoch nicht beweisend!

Die Diagnose der AIH ist ohne positiven Nachweis von Autoantikörpern möglich – insb. bei einer fulminanten Autoimmunhepatitis können sowohl Autoantikörper als auch eine IgG-Erhöhung fehlen!

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Ausführlicher AIH-Scoretoggle arrow icon

IAHG-Score der Autoimmunhepatitis [2]

Diagnostischer Parameter

Wertungskriterien

Punktwert
Geschlecht
  • Weiblich
  • Männlich
  • +2
  • 0
Ratio ALAT:ASAT
  • >3
  • <1,5
  • -2
  • +2
IgG-Erhöhung
  • >2-fach
  • 1,5–2-fach
  • 1–1,5-fach
  • +3
  • +2
  • +1
Autoantikörper-Titer (ANA, Anti-SMA oder Anti-LKM1-AK)
  • >1:80
  • 1:80
  • 1:40
  • <1:40
  • +3
  • +2
  • +1
  • 0
Autoantikörper AMA
  • Vorhanden
  • -4
Andere Autoantikörper (Anti-SLA/LP, LC1, Actin, pANCA)
  • Vorhanden
  • +2
Virale Hepatitis
  • Positiv
  • Negativ
  • -3
  • +3
Medikamentenanamnese (hepatotoxische Medikation)
  • Ja
  • Nein
  • -4
  • +1
Alkoholkonsum
  • <25 g/d
  • 25–60 g/d
  • >60 g/d
  • +2
  • 0
  • -2
HLA-DR3 oder -DR4
  • Nachgewiesen
  • +1
Andere Autoimmunerkrankungen (Verwandte 1. Grades oder Patient selbst)
  • Ja
  • Nein
  • +2
  • 0
Leberhistologie
  • Interface-Hepatitis
  • Lymphoplasmazelluläre Infiltrate
  • Rosettierung
  • Keine der obigen Veränderungen
  • Gallengangsveränderungen
  • Andere Veränderungen
  • +3
  • +1
  • +1
  • -5
  • -3
  • -3
Therapieerfolg
  • Vollständig
  • Rezidiv nach Absetzen der Therapie
  • +2
  • +3

Interpretation

  • Vor Therapieeinleitung
    • >15 Punkte: „Definitive“ Autoimmunhepatitis
    • 10–15 Punkte: „Wahrscheinliche“ Autoimmunhepatitis
  • Nach Therapieeinleitung
    • >17 Punkte: „Definitive“ Autoimmunhepatitis
    • 12–17 Punkte: „Wahrscheinliche“ Autoimmunhepatitis
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Pathologietoggle arrow icon

  • Leberbiopsie: Immer bei bestehendem Verdacht auf eine Autoimmunhepatitis indiziert
    • Zeitpunkt der Leberbiopsie: Möglichst vor Einleitung einer immunsuppressiven Therapie
  • Histologische Kriterien: Charakteristisch für eine Autoimmunhepatitis sind

Modifizierter Ishak-Score (mHAI) [3][4]

  • Definition: 1995 erstmalig etablierter, zwischenzeitlich modifizierter Score zur histopathologischen Beurteilung der Autoimmunhepatitis
  • Therapeutische Relevanz: Eine klinisch relevante entzündliche Aktivität und somit auch Behandlungspflichtigkeit besteht ab einem mHAI ≥4–6 von 18 Punkten
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Therapieindikation [1]

  • Immunsuppression: Bei jeder Autoimmunhepatitis mit moderater bis starker entzündlicher Aktivität (>4–6 Punkte im modifizierten Ishak-Score) indiziert
    • Als weitere Entscheidungsgrundlage dienen die in der Labordiagnostik erfassten weniger spezifischen Marker der Entzündungsaktivität (Transaminasen, IgG-Erhöhung)
  • Watchful Waiting: Nur in Einzelfällen mit geringer entzündlicher Aktivität

Therapieziel

Immunsuppressive Therapie [1]

Unter laufender Glucocorticoid-Therapie sollten Blutzuckerwerte und arterieller Blutdruck engmaschiger kontrolliert werden!

Bei einer Immunsuppression ist das sorgfältige Einhalten aller (Krebs‑)Vorsorgeuntersuchungen und die Erhebung eines Lymphknotenstatus alle 3 Monate geboten!

Therapiemonitoring

Therapie-Auslassversuch

  • Frühestens 24 Monate nach Erreichen einer stabilen Remission
  • Nach Absetzen der Therapie lebenslange regelmäßige Kontrollen etablieren

Nach Absetzen der immunsuppressiven Therapie besteht ein hohes (bis zu 90% der Patienten) Rückfallrisiko!

Lebertransplantation

  • Bei fulminanter Autoimmunhepatitis: Sofortige Vorstellung des Patienten an einem Lebertransplantationszentrum
  • Bei Leberzirrhose als Komplikation: Elektive Vorstellung nach Prüfung und Ausschluss von Kontraindikationen
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Prognosetoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • K75.-: Sonstige entzündliche Leberkrankheiten

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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