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Primär sklerosierende Cholangitis

Letzte Aktualisierung: 27.11.2024

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Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine chronisch fortschreitende Entzündung der intra- und extrahepatischen Gallenwege, die im Verlauf über eine Sklerosierung zur Cholestase führt. Die genaue Ätiologie ist bislang unklar. Auffällig ist jedoch eine enge Assoziation zu anderen Autoimmunerkrankungen, insb. den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. So leiden bis zu 80% der Personen mit PSC an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, mit Abstand führend ist hierbei die Colitis ulcerosa. Die Diagnosestellung erfolgt häufig im mittleren Lebensalter.

In der Hälfte der Fälle bleibt die PSC im Frühstadium asymptomatisch. In anderen Fällen manifestiert sich die Erkrankung mit Pruritus, Müdigkeit, Schmerzen im rechten Oberbauch oder cholangitischen Schüben. Im Spätstadium führt die Erkrankung zum zirrhotischen Umbau der Leber mit entsprechender Symptomatik. Daneben sind Betroffene durch die Entwicklung von Karzinomen der Gallenwege und des Kolons gefährdet und müssen dementsprechend engmaschig Vorsorgeuntersuchungen durchlaufen.

Laborchemisch finden sich häufig eine Erhöhung der Autoantikörper (pANCA in 60–80%, auch ANA möglich) und zunehmende Zeichen der Cholestase. Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Zusammenschau der klassischen Symptome und Laborveränderungen. Methode der ersten Wahl zur Diagnosesicherung ist die Bildgebung in Form einer MRCP, in der sich perlschnurartige Irregularitäten der Gallenwege zeigen. Eine ERCP sollte bei relevanten Strikturen durchgeführt werden und kann über die typischen bildmorphologischen Zeichen in unklaren Fällen ebenfalls zur Diagnosesicherung herangezogen werden. Die Histologie ist zur Diagnosesicherung nicht obligat und bleibt ebenfalls unklaren Fällen vorbehalten.

Die Erkrankung kann nur symptomatisch behandelt werden. I.d.R. wird Ursodesoxycholsäure (UDCA) verwendet, da es Hinweise auf eine Verbesserung des transplantatfreien Überlebens unter UDCA-Therapie gibt. Kurativ steht bei manifester Leberzirrhose lediglich die Lebertransplantation zur Verfügung.

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Epidemiologietoggle arrow icon

Das gleichzeitige Vorliegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist bei Personen mit PSC nicht die Ausnahme, sondern die Regel!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Symptomatiktoggle arrow icon

Frühstadium

  • Häufig asymptomatisch
  • Mögliche Beschwerden
    • Pruritus
    • Müdigkeit
    • Rechtsseitige Oberbauchbeschwerden
    • Ikterus
    • Akute Cholangitis (Fieber, Schüttelfrost, Oberbauchschmerzen)
    • Symptome der häufig assoziierten chronischen Darmerkrankung

Spätstadium

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Diagnostiktoggle arrow icon

  • Labor
  • Abdomensonografie
    • Indikation: Routinediagnostik bei Verdacht auf PSC
  • MRCP
    • Indikation: Bildgebung der 1. Wahl zur Diagnosesicherung bei Verdacht auf PSC
    • Ablauf: Vor der MRT Nahrungskarenz von 4 Stunden, um Darmüberlagerung zu vermeiden
    • Untersuchungsgebiet: Zum Ausschluss hepatobiliärer Malignome nach Möglichkeit in derselben Untersuchung MRT des Leberparenchyms mit Gadolinium-BOPTA (Multihance®, Bracco) oder Gadolinium-EOB-DTPA (Primovist®, Bayer) und T1-gewichteten Sequenzen
    • Charakteristischer Befund: Nachweis von perlschnurartigen Gangunregelmäßigkeiten
    • Sensitivität und Spezifität: Zur PSC-Detektion 80–90%
  • ERCP: Keine Routinediagnostik!
  • Leberbiopsie zur histopathologischen Diagnostik: Zur Diagnosesicherung nicht obligat
    • Bei Verdacht auf eine weitere Schädigungskomponente (z.B. medikamententoxische Schädigung, AIH)
    • Aufgrund des segmentalen Befallsmusters der Gallenwege in einigen Fällen nicht repräsentativ
    • Zum Ausschluss einer Small-Duct-PSC bei hochgradigem Verdacht auf PSC und fehlendem bildmorphologischen Korrelat im Cholangiogramm (siehe auch: Pathologie der PSC)
  • Koloskopie: Durchführung im Rahmen der Diagnosestellung zur Beurteilung des Vorliegens einer CED, bei Diagnose einer CED ist anschließend eine jährliche Koloskopie angeraten
  • Ausschluss alternativer Diagnosen: Ausschluss anderer chronisch sklerosierender Gallenwegserkrankungen

Weisen Personen mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung eine Erhöhung der Cholestaseparameter auf, ist immer an eine PSC zu denken!

Zum Vergleich: Normalbefund

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Pathologietoggle arrow icon

Histopathologische Charakteristika

  • Konzentrische, zwiebelschalenartige Fibrose um die betroffenen Gallengänge
  • Aufgrund des möglichen segmentalen Befalls ist die Histologie nicht immer aussagekräftig

Sonderfall: Small-Duct-PSC

  • Definition: PSC der kleinen Gallenwege, möglicherweise Frühform der PSC
  • Diagnosestellung: Ausschließlich mittels Histologie möglich
    • Cholangiografie: In jeglichen verfügbaren cholangiografischen Verfahren nicht darstellbar
  • Therapie: Analog zur PSC
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnosen bei sklerosierender Cholangitis

Mechanismus Mögliche Ursachen
Obstruktiv
Infektiös
Immunologisch
Ischämisch
Ischämie-ähnlich

Checkliste DD: PSC vs. PBC [1]

Primär sklerosierende Cholangitis Primär biliäre Cholangitis
Definition
Epidemiologie
Labordiagnostik
Diagnostik
  • Bildgebende Diagnose mittels MRCP zum Nachweis von perlschnurartigen Gallenwegsveränderungen
  • ERCP in unklaren Fällen oder bei dominanten Strikturen
  • Koloskopie mit Stufenbiopsien zur Detektion einer begleitenden CED (bei bis zu 80% der Personen mit PSC)
Komplikationen

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Medikamentöse (symptomatische) Therapie [1]

Endoskopische Therapie

  • Ziel: Dilatation von symptomatischen Strikturen
  • Optionen: Ballondilatation, Bougierung bzw. kurzfristige Stenteinlage mittels ERC(P)
  • Indikationen
  • Effekte endoskopischer Interventionen
    • Einfluss auf die Prognose unbekannt
    • Wahrscheinlich kein Effekt auf den Progress von mäßiggradigen Stenosen
    • Personen mit ausschließlich intrahepatischer PSC ohne dominante Stenosen profitieren wahrscheinlich nicht

Jede ERCP birgt neben der Aussicht auf symptomatische Verbesserung auch das Risiko der Einschleppung von Bakterien und Auslösung einer eitrigen Cholangitis, deren Behandlung bei PSC schwierig sein kann.

Operativ – Lebertransplantation

  • Einzige kurative Therapieoption bei Fortschreiten der Erkrankung!
  • Indikation: Bei fortgeschrittener Leberzirrhose
    • Für Personen mit PSC ist die Zuweisung einer Listung im Standard-Exception-Verfahren möglich.
    • Betroffene, die bereits ein Gallenwegskarzinom entwickelt haben, können unter bestimmten Voraussetzungen im Rahmen von Studien (Einschlußkriterien der Studien zählen) transplantiert werden.
  • Überleben: Nach Transplantation im Median 10–12 Jahre.
  • Rezidiv: PSC-Rezidiv im Transplantat bei 20–25% der Betroffenen.

Personen mit PSC sollten zur Mitbetreuung an einem Transplantationszentrum vorgestellt werden.

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Therapiemonitoring und Verlaufskontrollentoggle arrow icon

Klinische Kontrollen und Laborkontrolle

  • Bei klinisch stabilem Befund: Kontrolle der Klinik und der Laborwerte alle 3–6 Monate.
  • Bei klinischer Verschlechterung: Monitoring der Laborwerte (v.a. AP, γGT, GOT, GPT, Bilirubin, Lebersyntheseparameter, Entzündungswerte bei Differenzialdiagnose Cholangitis)
    • Veranlassen weiterer Diagnostik je nach Auffälligkeiten und Arbeitsdiagnose
  • Bei Verdacht auf ein Malignom: Bestimmung der Tumormarker CA-19-9 und CEA

Sonografie Abdomen

Koloskopie

Weitere Untersuchungen

  • FIB-4-Score: Zum Ausschluss einer fortgeschrittenen Leberfibrose
  • Leber-Elastografie: Alle 1–2 Jahre zur Detektion eines fibrotischen bzw. zirrhotischen Leberumbaus
  • MRT und MRCP
    • Indikation: Als Verlaufskontrolle alle 12–24 Monate sowie bei klinischer Verschlechterung
    • Besondere Aspekte: Sensitives Verfahren zum Ausschluss von Malignomen und zur Beurteilung fortschreitender Gallenwegsveränderungen
  • Gastroskopie: Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Leberzirrhose zum Ausschluss von Varizen.

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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