Zusammenfassung
Die adoleszente idiopathische Skoliose (AIS) ist eine sich während des pubertären Wachstumsschubs entwickelnde, dreidimensionale Deformität der Wirbelsäule ohne erkennbare Ursache. Die typische AIS zeigt eine rechts-konvexe thorakale Krümmung mit einer relativen thorakalen Hypokyphose und einer Rotation der Wirbelkörper. Die meisten Patient:innen zeigen initial keine Symptome, bei einer stärker ausgeprägten Skoliose können jedoch eine Einschränkung der Lungenfunktion oder Rückenschmerzen auftreten. Für die Therapieentscheidung wegweisend ist eine konventionelle Röntgenaufnahme der gesamten Wirbelsäule in 2 Ebenen. Insb. bei moderater Ausprägung der Deformität kann meistens eine konservative Therapie durchgeführt werden, bspw. durch Anlage eines Korsetts. Bei einem frühen Krankheitsbeginn und ausgeprägter Fehlstellung können jedoch umfangreiche operative Therapien wie eine langstreckige Spondylodese in spezialisierten Zentren erforderlich sein.
Definition
- Idiopathische Skoliose: Dreidimensionale Wachstumsdeformität der Wirbelsäule ohne erkennbare Ursache (ca. 80%)
- Unterteilung nach Zeitpunkt des Auftretens
- Infantile Skoliose: 0 bis <4 Jahre
- Juvenile Skoliose: 4 bis <10 Jahre
- Adoleszentenskoliose: 10 bis <18 Jahre
- Erwachsenenskoliose: ≥18 Jahre [1]
- Unterteilung nach Zeitpunkt des Auftretens
- Sekundäre Skoliose (ca. 20%)
Die adoleszente idiopathische Skoliose (Adoleszentenskoliose) ist die häufigste Form der idiopathischen Skoliose!
Epidemiologie
- Prävalenz: 2–3% für Skoliosen mit einem Cobb-Winkel >10°
- Geschlechterverhältnis: ♀ > ♂
- Typischer Zeitpunkt: Pubertärer Wachstumsschub
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Multifaktorielle Genese [4]
- Genetische Faktoren [1][4]
- Endokrinologische Faktoren, insb. [1][5][6]
- Geschlechtshormone
- Leptin- und Ghrelin-Spiegel
- Melatonin
- Störungen im Vitamin-D- und Calciumstoffwechsel
- Biomechanische Faktoren [7]
Pathophysiologie
- Biomechanisches Entwicklungskonzept [7][8][9][10]
- Wachstum der Wirbelkörper↑ und der dorsalen Strukturen↓ → Lordose↑ bzw. Hypokyphose
- Lordose↑ → Scherkräfte↑ sowie Stellungskontrolle durch Facettengelenke↓
- Stellungskontrolle↓ → Rotation der Wirbelkörper
- Wirbelkörperrotation↑ → Asymmetrie der Belastung → Progression der Skoliose
- Folge: Entstehung einer dreidimensionalen Deformität der Wirbelsäule
- Sagittale Ebene: Zunahme der LWS-Lordose bzw. Abnahme der BWS-Kyphose
- Transversale Ebene: Rotation der Wirbelkörper
- Frontale Ebene: Seitliche Abweichung der Wirbelsäule vom Lot
Neben der Biomechanik spielen auch genetische und endokrinoogische Faktoren eine Rolle bei der Ätiologie der adoleszenten idiopathischen Skoliose!
Klassifikation
Einteilung nach der Morphologie
- Lokalisation der Hauptkrümmung [11][12]
- Thorakal: Th2 bis Bandscheibenfach Th11/Th12
- Thorakolumbal: Th12–L1
- Lumbal: Bandscheibenfach L1/L2–L4
- Ausmaß der Krümmung: Cobb-Winkel [5]
- Gering: 10–20°
- Moderat: 21–35°
- Moderat bis ausgeprägt: 36–40°
- Ausgeprägt: 41–50°
- Ausgeprägt bis sehr ausgeprägt: 51–55°
- Sehr ausgeprägt: ≥56°
- Form der Krümmung [13]
- S-Form: Meist thorakale und lumbale Hauptkrümmung
- C-Form: Meist lange thorakale Krümmung
- Dreifachkrümmung bzw. Doppel-S-Form: Meist thorakal
- Reversibilität der Krümmung [3]
- Strukturelle Skoliose: Fixierte Krümmung, keine aktive oder passive Korrektur möglich
- Nicht-strukturelle bzw. funktionelle Skoliose: Keine strukturellen Veränderungen, Korrektion durch Ursachenbehandlung möglich
Klassifikation nach Lenke [13]
- Dreischrittige Klassifizierung
- 1. Schritt: Beurteilung des Kurventyps 1–6
- 2. Schritt: Beurteilung der Lendenwirbelsäule (lumbaler Modifier A–C)
- 3. Schritt: Bestimmung des thorakalen Kyphosewinkels (thorakales sagittales Profil: Hypo-, Hyperkyphose oder normal)
- Kriterien
- Apex der Krümmung (Scheitelwirbel)
- Hoch-thorakal: Th3–Th5
- Thorakal: Th6 bis Bandscheibenfach Th11/Th12
- Thorakolumbal: Th12–L1
- Lumbal: Bandscheibenfach L1/L2–L4
- Hauptkrümmung: Größter Cobb-Winkel
- Nebenkrümmung: Strukturell nur wenn in Bending-Aufnahmen erkennbare
- Krümmung ≥25° oder
- Kyphose ≥20° zwischen Th2–Th5 oder Th10–L2
- Apex der Krümmung (Scheitelwirbel)
Klassifikation nach Lenke (2001) [11] | ||
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Kurventyp | Beschreibung | |
Typ 1: Einfach thorakal |
| |
Typ 2: Doppelt thorakal |
| |
Typ 3: S-förmig |
| |
Typ 4: Dreifachkrümmung |
| |
Typ 5: Thorakolumbal oder lumbal |
| |
Typ 6: Thorakolumbal oder lumbal mit struktureller thorakaler Krümmung |
| |
Modifier | ||
Lumbaler Modifier | A |
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B |
| |
C |
| |
Thorakales sagittales Profil | Hypo (–‑) |
|
Normal (N) |
| |
Hyper (+) |
|
Symptomatik
- Schmerzen
- Initial meist schmerzlos
- Im Verlauf häufig belastungsabhängige Rückenschmerzen
- Ggf. schmerzhafter Kontakt von Rippen und Beckenkamm
- Bewegungs- und Funktionseinschränkung
- Ggf. restriktive Ventilationsstörung [16]
- Insb. bei stark ausgeprägter thorakaler Skoliose
- Meist aufgrund eines reduzierten Lungenvolumens und eingeschränkter Atemmechanik
- Extrem selten Progression zu pulmonaler Hypertonie
- Restriktive Ventilationsstörung → Vitalkapazität↓ → Cor pulmonale → Rechtsherzinsuffizienz als Spätfolge
- Psychosoziale Auswirkungen
- Ausprägung der klinischen Symptomatik: Abhängig von Ausprägung und Progression
- Cobb-Winkel bis 40°: Normalerweise wenig Einschränkungen bzw. Beschwerden
- Cobb-Winkel >40°: Häufiger funktionelle und kosmetische Einschränkungen
Diagnostik
Anamnese
- Beschwerden
- Beginn und Verlauf
- Lokalisation
- Qualität der Beschwerden
- Alter, Größe und Gewicht
- Pubertätsentwicklung: Menarche bzw. Stimmbruch
- Unfälle, Voroperationen, Grunderkrankungen
- Familienanamnese
Körperliche Untersuchung
- Inspektion [17][18]
- Gangbild
- Muskelatrophie
- Hautbild
- Form der Wirbelsäule
- Dorsales Profil: C- oder S-förmige Seitabweichung der Wirbelsäule mit Rotation der Dornfortsätze zur Konkavseite der Wirbelsäulenkrümmung
- Sagittales Profil: Ausprägung der thorakalen Kyphose und lumbalen Lordose
- Untersuchung im Stehen [2][17][18]
- Beinlängendifferenz und Beckenfehlstellung
- Rumpfüberhang: Lot im Stand
- Asymmetrie des Schulterstands
- Asymmetrie der Taillendreiecke
- Funktionsprüfung
- Adams-Vorbeugetest: Flexibilität der Skoliose
- Rippenbuckel: Bei thorakaler Rotation der Wirbelkörper
- Lendenwulst: Bei lumbaler Rotation der Wirbelkörper
- Finger-Boden-Abstand
- Manuelle Redressierbarkeit der Krümmung
- Länge der Ischiokruralmuskulatur
- Adams-Vorbeugetest: Flexibilität der Skoliose
- Orientierende neurologische Untersuchung
- Lungenfunktion: Keine Routinediagnostik
- Insb. bei ausgeprägter thorakaler Skoliose und Hypokyphose
- Ggf. postoperativ sinnvoll
Die Rotation der Dornfortsätze erfolgt zur Konkavseite der Wirbelsäulenkrümmung! Daher entsteht der Rippenbuckel bzw. Lendenwulst auf der konvexen Seite der Krümmung!
Liegt ein Rippenbuckel oder Lendenwulst von >5° im Adams-Vorbeugetest vor, sollte eine Wirbelsäulenganzaufnahme in 2 Ebenen durchgeführt werden! [2]
Bildgebung [2][18]
- Indikation
- Klinischer V.a. eine Skoliose
- Auffälliger Adams-Vorbeugetest
- Verlaufskontrolle
- Methode: Konventionelle Röntgenaufnahmen
- Wirbelsäulenganzaufnahme im Stehen in 2 Ebenen, inkl. Beckenkämme und Claviculae [18]
- Ggf. Funktionsaufnahmen, bspw. Bending-Aufnahme
- Durchführung
- Strahlenschutz beachten!
- Ggf. Ausgleich einer Beinlängendifferenz
- Standardisierte Körperhaltung
Auswahl bildgebender Verfahren zur Diagnostik der Skoliose [2][3] | ||
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Verfahren | Typische Indikation | Bemerkungen |
Konventionelle Röntgenaufnahme |
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Magnetresonanztomografie [19] |
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Computertomografie |
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|
Rasterstereografie |
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Auswertung [18]
- Cobb-Winkel
- Definition: Winkel der seitlichen Krümmung (Frontalebene) im a.p. Röntgen
- Bestimmung
- Winkel zwischen den Tangenten an der Deckplatte des kranialen und an der Grundplatte des kaudalen Neutralwirbels messen
- Hauptkrümmung: Krümmung mit dem größten Cobb-Winkel
- Nebenkrümmung(en): Häufig kompensatorische Gegenkrümmung zur Hauptkrümmung
- Ziel: Quantifizierung der Skoliose für Therapie und Prognose
- Siehe auch: Klassifikation nach Lenke
- Rotation nach Nash und Moe
- Definition: Winkel der Rotation des Scheitelwirbels (Transversalebene) im a.p. Röntgen
- Bestimmung
- Scheitelwirbel (Apex der Krümmung) bestimmen
- Lokalisation der projizierten Pedikel zum Wirbelkörperrand beurteilen
- Grad I: Ca. 5°-Rotation
- Grad II: 15°-Rotation
- Grad III: 30°-Rotation
- Grad IV: 40°-Rotation
- Bestimmung des Knochenalters bspw. anhand der Zeichen nach Risser
- Rigidität bspw. mit Bending-Aufnahmen
- Strukturelle Krümmung: Verbleibender Cobb-Winkel >25° bei Neigung zur Konvexseite der Krümmung
- Nicht-strukturelle Krümmung: Verbleibender Cobb-Winkel <25° bei Neigung zur Konvexseite der Krümmung
Exkurs: Bestimmung des Knochenalters und des Restwachstums [2][3][20]
- Knochenalter (Skelettreife): Reifegrad der Knochenentwicklung eines Kindes in Jahren.
- Typische Indikation
- Bestimmung des Restwachstums
- Indikationsstellung (operative oder konservative Therapie)
- Festlegung des OP-Zeitpunkts
- Methoden
- Röntgenaufnahme der Hand (Karpogramm) [21]
- Röntgenaufnahme des Ellenbogens
- Röntgenaufnahme des Beckens: Verknöcherung der Beckenkammapophyse (Zeichen nach Risser) [22]
Bestimmung des Knochenalters nach Risser (1958) [23] | ||
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Risser-Stadium | Beschreibung | Interpretation [24][25] |
0 |
|
|
I |
|
|
II |
|
|
III |
| |
IV |
| |
V |
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Daumenregel für das Restwachstum der Wirbelsäule: Restwachstum (in cm) = 5 - Risser-Stadium! [26]
Differenzialdiagnosen
Funktionelle Skoliose
- Definition: Kompensatorische Skoliose ohne Veränderungen der knöchernen Struktur
- Ätiologie: Häufig Beinlängendifferenz >2 cm
- Therapie: Behandlung der Grundpathologie
- Sonderform: Säuglingsskoliose
- Großbogige, C-förmige Verkrümmung der ganzen Wirbelsäule bei asymmetrischem Muskeltonus
- Gute Prognose
Sekundäre Skoliose
Übersicht sekundärer Skoliosen [3][12] | |
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Variante | Assoziierte Erkrankungen bzw. Auslöser |
Neuromuskuläre Skoliose | |
Kongenitale Skoliose [27] |
|
Skoliose bei Systemerkrankungen |
|
Posttraumatische Skoliose |
|
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Exkurs: Rückenschmerzen im Kindes- und Jugendalter
Differenzialdiagnostische Überlegungen [28]
- Diagnostischer Algorithmus
- Anamnese mit der Erfassung von Risikofaktoren für spezifische und unspezifische Rückenschmerzen
- Ausführliche klinische Untersuchung
- Bildgebung bei Hinweisen auf spezifische Rückenschmerzen
- Risikofaktoren für spezifische Rückenschmerzen
- Alter <10 Jahren
- Trauma mit und ohne Atemarrest
- Beschwerdebeginn bei/nach sportlicher Aktivität
- Vor- und Begleiterkrankungen, Glucocorticoidtherapie
- Neurologische Auffälligkeiten
- Allgemeinsymptome
- Lokale Schmerzen
- Weitere Schmerzorte
- Risikofaktoren für unspezifische Rückenschmerzen
- Zunehmendes Alter in der Adoleszenz
- Weibliches Geschlecht
- Leistungssport
- Psychosoziale Faktoren
- Rückenschmerzen in der Vergangenheit
Treten Rückenschmerzen bei Kindern <10 Jahren auf oder liegen Hinweise für spezifische Krankheitsursachen vor, sollte eine weiterführende Diagnostik erfolgen!
Spezifische Krankheitsursachen bei Rückenschmerzen im Kindes- und Jugendalter [28] | ||
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Erkrankung | Diagnostische Hinweise | |
Infektionserkrankungen |
|
|
Neoplasien |
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|
Angeborene oder erworbene strukturelle Wirbelsäulenveränderungen |
| |
Neurologische und neuromuskuläre Erkrankungen |
| |
Rheumatische und inflammatorische Erkrankungen |
|
|
Hämatologische und vaskuläre Erkrankungen |
|
Therapie
Allgemeines [5]
- Ziele
- Korrektur der Krümmung bzw. Vermeidung einer weiteren Progression
- Erhalt bzw. Verbesserung der Funktion
- Verbesserung ästhetischer Aspekte und der Lebensqualität
- Vermeidung von Komplikationen bzw. Beeinträchtigungen
- Abschätzung des Progressionsrisikos , insb. anhand von
- Ausprägung der Krümmung
- Restwachstum
- Form der Skoliose
- Geschlecht
Progressionsrisiko der idiopathischen adoleszenten Skoliose [2][14] | |||
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Krümmung (Cobb-Winkel) | Alter | ||
10–12 Jahre | 13–15 Jahre | 16 Jahre | |
<19° | 25% | 10% | 0% |
20–29° | 60% | 40% | 10% |
30–39° | 90% | 70% | 30% |
>40° | 100% | 90% | 70% |
Therapiealgorithmus
Therapiealgorithmus der idiopathischen adoleszenten Skoliose [2] | ||
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Schweregrad | Cobb-Winkel und Restwachstum | Primäre Behandlung |
Geringe Skoliose mit Restwachstum |
|
|
Moderate bis ausgeprägte Skoliose mit Restwachstum |
|
|
Moderate bis ausgeprägte Skoliose ohne Restwachstum |
|
|
Stark ausgeprägte Skoliose |
|
|
Konservative Therapie [29]
Physiotherapie [2][5][30]
- Typische Indikation
- Hauptkrümmung: >25° thorakal oder >20° (thorako‑)lumbal bei vorhandenem Restwachstum
- In Kombination mit einer Korsett-Therapie
- Nach operativer Therapie
- Schmerzen, Muskeldysbalance, Einschränkung der Mobilität
- Ziele
- Verbesserung der Krümmung
- Verbesserung der Beweglichkeit
- Linderung von Sekundärproblemen
- Vorgehen: Bspw. skoliosespezifische Physiotherapie
- Bestandteile
- 3D-Übungen mit Autokorrektur
- Stabilisierung der aufgerichteten Haltung
- Übungen für das alltägliche Leben
- Aufklärung und Beratung der Betroffenen
- Mögliche Verfahren: Therapie nach Schroth oder nach Vojta [31]
- Bestandteile
Korsett-Behandlung [2][3][5]
- Ziel: Erreichen von 40% der Initialkrümmung
- Prinzip: Lenkung der Deformität durch gezielte Anordnung von Druckpelotten und Expansionsräumen
- Typische Indikationen
- Hauptkrümmung
- >25° thorakal oder
- >20° lumbal und Progression >5° in 6 Monaten
- Restwachstum >1 Jahr, siehe auch: Bestimmung des Knochenalters
- Hauptkrümmung
- Typische Kontraindikationen
- Hochthorakale Skoliose mit dem Scheitelpunkt über Th7
- Sehr stark ausgeprägte thorakale Hypokyphose
- Pulmonale Vorerkrankung, Hautprobleme
- Ablehnung der Betroffenen
- Durchführung
- Individuell angefertigte, rigide Orthese
- Empfohlene Tragedauer: 18–23 h/d (Vollzeit-Tragemodus)
- Abnahme zur sportlichen Betätigung und Körperhygiene
- Bei Progression der Skoliose: OP-Indikation überprüfen
- Beendigung der Korsett-Therapie nach Abschluss des Längenwachstums
- Klinische Kontrolluntersuchungen
- Während des pubertären Wachstumsschubs: Alle 4–6 Monate
- Nach dem pubertären Wachstumsschub: Alle 6 Monate bis zum Wachstumsende
- Radiologische Kontrolluntersuchungen
- Nach Neuanfertigung (im Korsett)
- Während der Therapie: Alle 6–12 Monate (im Korsett)
- 2 Jahre nach Beendigung der Therapie (ohne Korsett)
Operative Therapie [2][32]
- Ziele
- Aufhalten und Korrektur einer zunehmenden Skoliose
- Kosmetische Aspekte: Korrektur des Rippenbuckels und des Schulterschiefstands
- Typische Indikation
- >50° thorakale Krümmung
- >40° bei (thorako‑)lumbaler Krümmung
- Zeitpunkt: Zeitnah (insb. bei hohem Progressionsrisiko)
- Vorgehen
- Fusionierende Verfahren: Spondylodese (Goldstandard)
- Dorsales , ventrales , oder kombiniertes Vorgehen möglich
- Intraoperatives Neuromonitoring bei korrigierenden Operationen
- Ggf. zusätzliche Osteotomie
- Postoperative Schmerztherapie bei Kindern
- Wachstumslenkende Verfahren
- Implantation von Wachstumsstäben
- Vertebral Body Tethering
- Fusionierende Verfahren: Spondylodese (Goldstandard)
- Postoperative radiologische Kontrolluntersuchungen
- Vor Entlassung aus dem Krankenhaus
- Nach 3–6 Monaten und nach 12 Monaten
- Ggf. nach 2 Jahren und alle 5 Jahre im Verlauf
Überblick über operative Therapieverfahren zur Behandlung der adoleszenten idiopathischen Skoliose | |
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Lenke-Klassifikation | Typische OP-Verfahren |
Lenke Typ 1 |
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Lenke Typ 2– 4 sowie Typ 6 |
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Lenke Typ 5 |
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Die operative Therapie der Skoliose sollte nur in spezialisierten interdisziplinären Zentren durchgeführt werden! [32]
Komplikationen
- Konservativ behandelte Skoliose
- Keine ausreichende Aufrichtung
- Progression der Skoliose
- Einschränkung im Alltag durch ein Korsett
- Operativ behandelte Skoliose [32]
- Verschlechterung des neurologischen Befunds
- Querschnittsyndrom
- Sensible und motorische Defizite, Paresen
- Liquorleck und Liquorfistel
- Wundheilungsstörung, Infektion
- Pseudarthrose
- Materialversagen
- Eingeschränkte Beweglichkeit
- Chronische Schmerzen
- Folgeoperationen
- Siehe auch: Komplikationen nach Osteosynthese
- Verschlechterung des neurologischen Befunds
- Unbehandelte Skoliose: Natürlicher Verlauf
- Progression
- Schmerzen, insb. Rückenschmerzen
- Psychosoziale Probleme
- Degenerative Veränderungen
- Einschränkung der Herz- und Lungenfunktion, insb. bei thorakalen Skoliosen
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Patienteninformationen
Skoliose im Jugendalter
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- M41.-: Skoliose
- Inklusive: Kyphoskoliose
- Exklusive: Angeborene Skoliose: o.n.A. (Q67.5), lagebedingt (Q67.5), durch Knochenfehlbildung (Q76.3); kyphoskoliotische Herzkrankheit (I27.1), nach medizinischen Maßnahmen (M96.‑)
- M41.0-: Idiopathische Skoliose beim Kind [0–9]
- M41.1-: Idiopathische Skoliose beim Jugendlichen [0–9]
- Adoleszentenskoliose
- M41.2-: Sonstige idiopathische Skoliose [0–9]
- M41.3-: Thoraxbedingte Skoliose [0–9]
- M41.8-: Sonstige Formen der Skoliose [0–9]
- M41.9-: Skoliose, nicht näher bezeichnet [0–9]
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.