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Axiale Spondylarthritis

Letzte Aktualisierung: 25.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die axiale Spondylarthritis (axSpA) ist eine chronisch-entzündliche, systemische Erkrankung, die vorwiegend das Achsenskelett (v.a. das Iliosakralgelenk) und die Sehnenansätze befällt. Auch periphere Gelenke im Sinne einer Oligoarthritis sowie weitere Organe können betroffen sein. Typischerweise bestehen dumpfe, nächtliche Rückenschmerzen. Im Verlauf kann die Wirbelsäule zunehmend versteifen und damit verbunden in ihrer Funktion eingeschränkt sein.

Die Erkrankung ist häufig mit dem MHC-I-Antigen HLA-B27 assoziiert. Je nachdem, ob strukturelle Veränderungen röntgenologisch sichtbar sind, wird unterschieden in radiografische (r-axSpA, Syn.: Morbus Bechterew) und nicht-radiografische (nr-axSpA) axiale Spondylarthritis. In der MRT können Entzündungsherde jedoch bei beiden Formen bereits in frühen Stadien nachgewiesen werden. Wichtigster therapeutischer Pfeiler ist die Physiotherapie, die den Krankheitsprogress bei konsequenter Anwendung verlangsamen kann. Des Weiteren stehen NSAR und Biologika als Therapieoptionen zur Verfügung.

Für Informationen zu einem axialen Befall im Rahmen anderer Krankheitsbilder siehe auch:

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Definitiontoggle arrow icon

Die axiale Spondylarthritis wird anhand sichtbarer struktureller Veränderungen in der Röntgenaufnahme in zwei Gruppen eingeteilt:

  • Radiografische axiale Spondylarthritis (r-axSpA; Morbus Bechterew; Spondylitis ankylosans)
  • Nicht-radiografische axiale Spondylarthritis (nr-axSpA)
    • Symptome der axSpa
    • Keine radiografisch sichtbaren, entzündlichen Veränderungen der Wirbelsäule bzw. des Iliosakralgelenks
    • Jedoch meist nachweisbare Sakroiliitis in der MRT
    • Bis zu 30% der Fälle entwickeln innerhalb von 10 Jahren eine r-axSpA
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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz
    • Geschlecht: > (ca. 3:2) für r-axSpA, = für nr-axSpA [3]
    • Krankheitsbeginn meist im Alter zwischen 10 und 30 Jahren
    • Diagnosestellung häufig mit Latenz von mehreren Jahren [3]
  • Prävalenz
    • Mitteleuropa: Ca. 0,3–0,5%
    • Weltweit: 0,1–1,4%

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Genetische Prädisposition [4]
    • Assoziation zu HLA-B27: Bei bis zu 90% der Erkrankten
    • HLA-B27 kodierendes Gen liegt auf Chromosom 6
    • Weitere genetische Komponenten mit deutlich geringerer Relevanz: Bspw. ERAP-1 und IL-23R [4]
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Klassifikationtoggle arrow icon

Die Klassifikationskriterien wurden primär für die Durchführung von Studien entwickelt. Neben Anamnese, klinischer Präsentation, Laborbefunden und Bildgebung können sie jedoch unterstützend zur Bestätigung der Diagnose herangezogen werden. Die Kriterien der Assessment of SpondyloArthritis international Society (ASAS) lösen seit 2009 die älteren Kriterien der European Spondylarthropathy Study Group (ESSG) bzw. Amor-Kriterien ab. [2]

  • Voraussetzung zur Anwendung
    • Chronische Rückenschmerzen seit ≥3 Monaten
    • Alter bei Symptombeginn <45 Jahren
ASAS-Klassifikationskriterien der axialen Spondylarthritis (2009)
Sakroiliitis in der Bildgebung
Spondylarthritis-Parameter
  • Symptome
  • Laborparameter
Interpretation

Eine axiale Spondylarthritis liegt vor bei

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  1. Beginn der Immunantwort [6]
  2. Freisetzung von Zytokinen (TGF-β und TNF-α) und Interleukinen (IL17 und IL23)
  3. Infiltration der paravertebralen und iliosakralen Sehnenansätze mit Makrophagen, CD4-T-Zellen und CD8-T-Zellen
  4. Chronische Enthesitis mit Gelenkerosion v.a. des Iliosakralgelenks
  5. Bildung von Syndesmophyten entlang der spinalen Ligamente und um den Anulus fibrosus der Bandscheiben
  6. Fusion der Syndesmophyten
  7. Ankylose der Bandscheiben und Wirbelkörper

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Symptomatiktoggle arrow icon

Allgemeinsymptome

  • Müdigkeit
  • Fieber
  • Gewichtsverlust

Spezifische Symptome

Extraartikuläre Manifestation

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

Körperliche Untersuchung

Inspektion

Palpation

  • Druckschmerzhafte, z.T. geschwollene oder derbe Sehnenansätze (insb. Ansatz von Achillessehne und Plantarfaszie am Calcaneus betroffen)

Bewegungsprüfung [12]

Gemessen wird üblicherweise zweimal. Der bessere Wert wird notiert.

Labordiagnostik [2]

Bildgebung

MRT der Iliosakralgelenke

  • Indikation
    • Goldstandard zur Diagnosestellung
    • Verlaufskontrolle bei fraglicher entzündlicher Aktivität
  • Typische Befunde

Die MRT ist zur Frühdiagnostik geeignet: Entzündliche Veränderungen in den Sakroiliakalgelenken sind bereits sichtbar, wenn konventionelle Verfahren (Röntgen) noch unauffällig sind!

MRT der Wirbelsäule

Konventionelles Röntgen bei axialer Spondylarthritis

Röntgenstadien der Sakroiliitis nach den modifizierten New-York-Kriterien

Grad 0
  • Normal, keine Veränderungen
Grad 1
  • Verdächtige Veränderungen
Grad 2
  • Minimale Veränderungen
Grad 3
  • Eindeutige Veränderungen
Grad 4

Sonografie

  • Indikation
    • Abklärung peripherer Gelenkbeschwerden
    • Bei V.a. Enthesitis
  • Typische Befunde
    • Gelenkerguss
    • Hypervaskularisation im Bereich der Sehnenansätze
    • Zeichen einer Synovialitis oder Bursitis

Instrumente zur Erst- und Verlaufsbeurteilung bei axialer Spondylarthritis, Patient-reported Outcomes [15]

Die folgenden Scores und Fragebogen wurden zur Beurteilung und Verlaufsbeschreibung der axialen Spondylarthritis entwickelt. Regelmäßig erhoben können sie bei Therapieentscheidungen herangezogen werden.

BASMI (Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index)

Punkte

0

1

2

Tragus-Wand-Abstand

<15 cm

15–30 cm

>30 cm

Schober-Maß

>4 cm

2–4 cm

<2 cm

Zervikale Rotation

>70°

20–70°

<20°

Laterale Lumbalflexion

>10 cm

5–10 cm

<5 cm

Intermalleolar-Abstand

>100 cm

70–100 cm

<70 cm

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Zur Abklärung bei Rückenschmerzen siehe auch: Red Flags bei Rückenschmerz und Orthopädische Untersuchung der Wirbelsäule

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Therapiegrundsätze [2]

Bewegungstherapie

  • Physiotherapie
    • Einzel- oder Gruppenkrankengymnastik
    • Trocken, im Wasser oder als kombinierte Therapie
  • Regelmäßige Heimübungen: Erarbeiten eines Übungsplans, der selbstständig durchgeführt werden kann
  • Ergotherapie

Physiotherapie = wichtigste Therapiesäule!

Medikamentöse Standardtherapie

  • Standardtherapie: NSAR (nicht-selektive und selektive COX2-Hemmer) [2]
    • Dosierung
      • Symptomorientiert [2]
      • Akuter Schub: Höchste verträgliche Dosierung [10]
    • Begleitmedikation: Bei gastrointestinalen Risikofaktoren oder Alter >60 Jahre zusätzlich PPI
  • Therapieanpassung: Evaluation nach 2–4 Wochen
    • Unzureichendes Ansprechen oder Unverträglichkeit: NSAR-Wechsel
    • Unzureichendes Ansprechen oder Unverträglichkeit nach mind. 2 NSAR-Therapien: Beginn einer Eskalationstherapie
  • Therapiefortführung
    • Bedarfsorientierte Gabe
    • Dauertherapie möglich, sofern zur Symptomkontrolle nötig
  • Bei peripherer Gelenkbeteiligung (zusätzlich zur NSAR-Therapie)

Medikamentöse Eskalationstherapie [22][23]

  • Indikation (alle Voraussetzungen müssen erfüllt sein) [11]
    • Rheumatologisch bestätigte Diagnose einer axSpA
    • Aktive Erkrankung
      • Erhöhtes CRP oder
      • Entzündliche Veränderungen in der MRT oder
      • Radiografische Sakroiliitis
    • Versagen der Standardtherapie
      • Therapieversagen 2 verschiedener NSARs über mind. 4 Wochen
      • Bei peripherer Beteiligung: Zusätzlich unzureichende Besserung nach
    • Beschwerdepersistenz (ASDAS ≥2,1 oder BASDAI ≥4)
    • Positive Expertenmeinung
  • Auswahl des Wirkstoffes
  • Evaluation: Nach 6–12 Wochen, bei unzureichendem Ansprechen ggf. Reevaluation der Diagnose
  • Therapieanpassung: Ggf. Wechsel des DMARD
  • Therapiedauer
    • Bei anhaltender Remission [2]: Dosisreduktion erwägen

bDMARDs

tsDMARDs

Physikalische Therapie [2]

  • Thermische Therapie: Wärme- und Kälteanwendungen, Kältekammer
  • Radonstollen [24]

Operative Therapie

Supportive Maßnahmen

  • Körperliche Aktivität
  • Ggf. Rauchen beenden
  • Ernährung: Möglicherweise günstig bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wirken [25]
    • Arachidonsäurearme Kost
    • Hohe Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren
    • Reduzierte Aufnahme von raffiniertem Zucker
  • Schulung zu Krankheitsbild und Therapieoptionen [26]
  • Patientenorganisationen
  • Rehabilitationsaufenthalte zum Erhalt der Arbeitskraft
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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • Verlauf: Extrem variabel in Schüben
  • Prädiktoren für einen schweren Verlauf [2]
    • Beginn in der Adoleszenz
    • Frühe, schwere Hüftbeteiligung
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Axiale Spondylarthritis (Morbus Bechterew)

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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