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Brief resolved unexplained Event

Letzte Aktualisierung: 10.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Bei einem Brief resolved unexplained Event (BRUE) handelt es sich um ein kurzes, plötzlich auftretendes und abgeschlossenes Ereignis im Säuglingsalter mit Veränderungen des Hautkolorits, des Atemmusters, des Muskeltonus und/oder des Bewusstseins. Zum Untersuchungszeitpunkt sind die Auffälligkeiten vollständig sistiert. Die Symptome lassen sich nicht durch eine zugrunde liegende Erkrankung erklären. Eine weiterführende Diagnostik ist hauptsächlich bei Hochrisikofällen mit anamnestischen oder klinischen Auffälligkeiten indiziert. Differenzialdiagnostisch kommen u.a. ein gastroösophagealer Reflux, epileptische Anfälle oder ein infektiöses Geschehen in Betracht. Es muss immer die Möglichkeit einer Kindesmisshandlung (bspw. Münchhausen-by-proxy-Syndrom und NASHT) geprüft werden.

Die American Academy of Pediatrics empfiehlt, frühere Terminologien wie ALTE (Apparent Life-threatening Event) oder „Near-missed SIDS“ zu verlassen, da diese fälschlicherweise eine Korrelation zum plötzlichen Säuglingstod bzw. eine erhöhte Mortalität suggerieren.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Plötzliches, kurzes (i.d.R. <1 min ) und vollständig beendetes Ereignis im 1. Lebensjahr mit mind. einem der folgenden Symptome [1]
  • Anamnestisch und klinisch nicht durch eine zugrunde liegende Erkrankung erklärbar
  • Es gibt noch keinen deutschsprachigen Begriff für diese Definition der American Academy of Pediatrics von 2016. Sie findet in der deutschen Literatur jedoch bereits Anwendung. [2]

Beim BRUE handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose!

  • Veraltet: Anscheinend lebensbedrohliches Ereignis (ALE) [2]
    • Englische Synonyme: Apparent Life-threatening Event (ALTE), Near-missed SIDS
    • Definition: Plötzliches, kurzes und für Beobachtende lebensbedrohlich wirkendes Ereignis im 1. Lebensjahr mit mind. einem der folgenden Symptome
    • Durch externe Stimulation oder Reanimation wird das Ereignis erfolgreich beendet

Seit 2016 empfiehlt die American Academy of Pediatrics, „ALTE“ durch „BRUE“ zu ersetzen! [1]

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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Einteilung nach Risikoprofiltoggle arrow icon

  • Risiko für eine schwere Grunderkrankung oder ein erneutes Ereignis [1]
    • Niedrig (alle Kriterien müssen zutreffen)
      • Aktuelles Alter >60 Lebenstage
      • Gestationsalter bei Geburt ≥32 SSW
      • Aktuelles Reifealter ≥45 SSW
      • Dauer des Ereignisses <1 min
      • Keine Notwendigkeit einer Reanimation durch medizinisches Personal
      • Keine Auffälligkeiten in der Anamnese oder klinischen Untersuchung
      • Erstes Ereignis dieser Art
    • Hoch: Alle übrigen Neugeborenen oder Säuglinge mit BRUE
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Diagnostiktoggle arrow icon

Ausführliche Anamnese [1]

  • Vor dem Ereignis
    • Auffindesituation
    • Zeitlicher Abstand zur letzten Mahlzeit
  • Während des Ereignisses
    • Symptomatik inkl. Atemmuster, Hautkolorit, Muskeltonus, Bewusstseinszustand und möglicher Begleitsymptome
    • Dauer der Symptomatik
    • Mögliche Maßnahmen bzw. Interventionen
  • Nach dem Ereignis
    • Rasches oder langsames Sistieren
    • Dauer bis zur vollständigen Symptomfreiheit
  • Hinweise auf Kindesmisshandlung
  • Patientenanamnese
    • BRUE in der Vorgeschichte
    • Kürzliche Infektionen, Unfälle oder sonstige Erkrankungen
    • Impfung <48 h
    • Frühkindliche Entwicklung und Vorerkrankungen
  • Stillanamnese
  • Schwangerschaftsanamnese
  • Familienanamnese
  • Sozialanamnese

Eine ausführliche Anamnese ist zur Eingrenzung möglicher Differenzialdiagnosen obligat und sollte mit der Person erfolgen, die die Episode selbst beobachtet hat!

Ausführliche körperliche Untersuchung [1]

Es sollte eine umfassende körperliche Untersuchung am vollständig entkleideten Neugeborenen bzw. Säugling erfolgen!

Weiterführende Diagnostik

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Akutmaßnahmentoggle arrow icon

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Häufige Differenzialdiagnosen des BRUE
Klinische oder anamnestische Befunde Mögliche Differenzialdiagnosen
Gastrointestinal
  • Zeitlicher Zusammenhang zur Nahrungsaufnahme
  • Fütterprobleme
  • Würgen, Erbrechen, Regurgitation, Husten
Infektiös
Neurologisch
  • Blickstarre, Zuckungen
  • Externe Triggerfaktoren (starke Aufregung, Angst)
  • Neurologische Defizite
Respiratorisch
Kardial
Metabolisch
Traumatisch
  • Unfall (z.B. unbeobachteter Sturz)
Kindesmisshandlung
Sonstiges
  • Blässe als führendes Symptom
  • Kurzzeitige Reduktion der Hautperfusion [2]
  • Anämie

Letztlich kann der kausale Zusammenhang dieser Differenzialdiagnosen nur bestätigt bzw. ausgeschlossen werden, wenn während der Diagnostik (z.B. Monitorüberwachung) ein typisches Ereignis auftritt!

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • Kein erhöhtes Sterberisiko nach BRUE [5]
  • Erhöhtes Wiederholungsrisiko ≤4 Wochen nach dem Erstereignis [2]

BRUE ist nicht mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert!

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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