Zusammenfassung
Kontaktekzeme sind lokal begrenzte, exogen verursachte Entzündungen der Epidermis und Dermis und kommen in der Bevölkerung häufig vor. Sie werden durch Kontakt zu hautirritierenden Substanzen ausgelöst (irritatives Kontaktekzem) oder durch Stoffe, gegenüber denen eine Kontaktsensibilisierung vorliegt (allergisches Kontaktekzem). Es entstehen zunächst nässende Erytheme und Bläschen, bei chronischen Formen überwiegen Krusten, Schuppen und Rhagaden. Häufigste Lokalisation sind die Hände. Oft besteht beruflicher Kontakt zu den auslösenden Substanzen, sodass die Anzeige einer Berufskrankheit in Erwägung gezogen werden muss. Eine Identifikation und Vermeidung der Auslöser stellt die Grundlage des Therapieerfolgs dar. Zusätzlich zur Basistherapie kommen hauptsächlich topische Glucocorticoide zum Einsatz. Bei schwerwiegenden oder therapieresistenten Verläufen sind auch Systemtherapeutika angezeigt (z.B. Alitretinoin beim Handekzem).
Epidemiologie
- Lebenszeitprävalenz: Ca. 15% [1]
- Davon ca. 80% irritative Kontaktekzeme [2]
- Inzidenz: Allergisches Kontaktekzem 2–7/1.000 [3]
- Geschlecht: ♀ > ♂ (2:1) [1]
- Alter: Jedes Alter [4]
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
Risikofaktoren [5][6]
- Hautbarrierestörungen/erhöhte Hautirritabilität
- Wunden
- Entzündungen, insb. im Rahmen einer atopischen Dermatitis
- Trockene Haut
- Häufiger Wasserkontakt, insb. beruflich
- Genetische Faktoren, z.B. Genmutation für Filaggrin
- Hauttypen mit erhöhter UV-Empfindlichkeit
- Ältere Menschen
- Erhöhte Exposition gegenüber irritativen Substanzen/Kontaktallergenen
- Beruflich
- Freizeitaktivitäten
Verbreitete hautirritierende Substanzen [6][7]
- Häufigstes Irritans: Wasser, insb. im Rahmen von Feuchtarbeit
- Chemisch
- Hautreinigungsmittel
- Industriereiniger
- Öle
- Organische Lösungsmittel (Xylol, Toluol, Benzin, Azeton, Tetrachlorkohlenstoff)
- Oxidanzien (z.B. Peroxide)
- Säuren und Basen
- Pflanzensäfte
- Körpersekrete
- Tiere (z.B. Quallen, Eichenprozessionsspinner)
- Physikalisch
- Strahlung (z.B. UV-, Röntgen-, Laserstrahlung)
- Hitze und Kälte
- Mechanische Reize
Verbreitete Kontaktallergene
- Häufigste Allergene [8]
- Nickel (ca. 20%)
- Methylisothiazolinon/Chlormethylisothiazolinon (MI/MCI) (zusammen ca. 20%)
- Duftstoffe (ca. 10%)
- Perubalsam (ca. 7%)
- Allergene in Lokaltherapeutika: Lokalanästhetika, Desinfektionsmittel, Sonnenschutzmittel, Glucocorticoide, Antibiotika, Antimykotika, Phytotherapeutika sowie Wollwachsalkohole, Cetylstearylalkohol und Konservierungsstoffe in Cremes und Salben
- Allergene in Kosmetikartikeln: Wollwachsalkohole, Konservierungsstoffe, Duftstoffe (bspw. Perubalsam, Zimtaldehyd), Farbstoffe
- Allergene in Kleidung und Modeschmuck: Farbstoffe, Chromate im Leder, Gummiakzelleratoren, Antioxidanzien, Nickel, Kobalt
- Pflanzliche Allergene: Arnika, Ringelblume, Urushiol (in Giftefeu bzw. Poison Ivy), Tulpen, Primeln, Teebaumöl, Aloe vera, seltener Kamille, Vanille, Zimt, Pfeffer, Muskat, Obst, Gemüse
- Berufsbedingte Allergene
- Bäckerhandwerk: Aromastoffe, Zimt, Bleichmittel, Konservierungsstoffe, Mehl, Ei, Backhilfsstoffe
- Bürotätigkeit: Papier, Tinten- und Druckerfarbe, Kleber
- Elektrohandwerk: Gummi, Gummihilfsstoffe, Metall, Isoliermaterial, Dichromat
- Friseurhandwerk: Dauerwellmittel (Glyzerylmonothioglykolat, Ammoniumthioglykolat), Duftstoffe, Farbstoffe (Paragruppenstoffe, Azofarbstoffe), Gummihilfsstoffe, Nickel
- Gebäudereinigung: Gummihilfsstoffe, Putzmittel, Desinfektionsmittel, Chrom- und Nickelsalze
- Gartenbau: Phytoallergene, Gummihilfsstoffe
- Heil- und Pflegeberufe: Gummi, Latex, Duftstoffe, Desinfektionsmittel, Arzneistoffe
- Landwirtschaft: Pestizide, Konservierungsmittel, Phytoallergene, Gummihilfsstoffe
- Maurerhandwerk: Chromat und Kobalt in Zement, Betonhärtemittel, Kunstharze, Füllschäume, Gummihilfsstoffe
- Metallhandwerk: Kühl- und Schmiermittel, Bohröle, Lötwasser, Duftstoffe, Konservierungsmittel, Klebstoffe, Rostschutzmittel, Gummihilfsstoffe, Metalle (Chrom, Nickel, Kobalt)
- Textilhandwerk: Appretur (Formaldehyd), Farben, Konservierungsmittel, Beize, Gummihilfsstoffe
- Allergene der Proteinkontaktdermatitis: Pflanzliche Proteine, tierische Proteine, Körner/Getreide, Enzyme [7]
Pathophysiologie
Allgemeines
- Klassifikation nach Auslöser und Verlauf (akut vs. chronisch)
- Häufig Mischformen des irritativen und allergischen Kontaktekzems
- Irritative Substanzen schädigen die Hautbarriere und können so eine Kontaktsensibilisierung bedingen (sog. Zwei-Phasen-Ekzem)
- Kontaktallergene haben meist auch irritatives Potenzial
Irritatives Kontaktekzem
- Pathophysiologie: Hautschädigung durch hautirritierende Substanzen (Irritanzien) mit Aktivierung des unspezifischen Immunsystems [5][6]
- Irritierende Wirkung der Kontaktstoffe durch unterschiedliche Pathomechanismen → Aktivierung epidermaler und dermaler Zellen → Ausschüttung von u.a. IL1, IL6, IL8 und TNF-α aus Keratinozyten → Infiltration von u.a. T-Zellen → Entzündung und Schädigung/Untergang epidermaler Zellen → Kompensatorisch Proliferation von Keratinozyten
- Akute irritative Kontaktdermatitis: Einmaliger Kontakt zu entweder stark irritierenden Substanzen oder weniger stark irritierenden Substanzen bei gleichzeitig verminderter Hautbarriere
- Chronisches irritatives Kontaktekzem (kumulativ-toxisches Ekzem): Repetitiver bzw. konstanter Kontakt zu geringgradig irritierenden Substanzen
- Sonderform phototoxisches Kontaktekzem: Phototoxische Substanz (z.B. Bärenklau) + UV-Licht
Allergisches Kontaktekzem
- Pathophysiologie: Hautschädigung durch Kontaktallergene mit Aktivierung des unspezifischen und spezifischen Immunsystems (Typ-IV-Allergie)
- Sensibilisierungsphase (ca. 10–15 Tage): Niedermolekulare Kontaktallergene (Haptene) binden in der Haut an körpereigene Proteine → Vollantigen → Aufnahme durch Langerhans-Zelle → Bindung des Antigens an MHC-II-Moleküle auf der Zelloberfläche → Präsentation gegenüber T-Lymphozyten → Aktivierung der T-Zellen im Zusammenspiel mit IL1 → Proliferation antigenspezifischer T-Gedächtniszellen
- Auslösephase (i.d.R. 24–48 h nach Exposition ): Antigenspezifische T-Gedächtniszellen werden bei Antigen-Exposition aktiviert → Ausschüttung von IL1, IL2, TNF-α → Weitere Entzündungszellen werden angelockt
- Sonderformen
- Hämatogenes Kontaktekzem: Sensibilisierung über die Haut, Triggerung hämatogen
- Aerogenes Kontaktekzem: Sensibilisierung über die Haut, Triggerung aerogen
- Photoallergisches Kontaktekzem: Photoallergen (z.B. Octocrylen in Sonnenschutzmittel) + UV-Licht
- Proteinkontaktdermatitis: IgE-vermittelte allergische Reaktion (Typ-I-Sensibilisierung) auf Proteine (z.B. aus Fleisch oder Mehl)
Substanzen, die häufig Kontaktallergene darstellen, sind oft auch irritativ! Hier kommt es zum Zusammenspiel beider Pathomechanismen!
Symptomatik
- Klinisches Bild: Abhängig von Menge und Art der auslösenden Substanz
- Initial: Nässendes Erythem mit Ödem und Bläschenbildung
- Im Verlauf: Krusten, Schuppung
- Bei chronischem Ekzem: Zusätzlich Lichenifikation, Hyperkeratose und Rhagaden (sog. hyperkeratotisch-rhagadiformes Ekzem)
- Prädilektionsstellen: Abhängig vom Expositionsort
- Hände (insb. bei berufsbedingtem Kontaktekzem), v.a. an Handrücken und Fingern
- Periorbitalbereich, Unterschenkel und Anogenitale
Besonderheiten der Ekzemformen
- Irritatives Kontaktekzem
- Scharfe Begrenzung auf Kontaktort, meist einseitig, keine Streuphänomene
- Brennen oder Schmerzen, selten Juckreiz
- Auftreten der Symptome meist 3–12 h nach Kontakt, z.T. Dauer bis zu 24 h
- Phototoxisches Kontaktekzem: Nur an lichtexponierten Arealen
- Allergisches Kontaktekzem
- Unscharfe Begrenzung, häufig Streuphänomene
- Auftreten der Symptome 24–72 h nach erneuter Exposition
- Nicht-ekzematöse Reaktionen möglich
- Photoallergisches Kontaktekzem: Nur an lichtexponierten Arealen
- Proteinkontaktdermatitis
- Häufig Quaddelbildung
- Systemische allergische Reaktionen möglich
- Symptombeginn ca. 30 min nach Kontakt
Unterscheidungsmerkmale irritativer und allergischer Kontaktekzeme [6] | |||
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Kriterium | Irritatives Kontaktekzem | Allergisches Kontaktekzem | |
Pathophysiologie |
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Klinisches Bild | Symptombeginn |
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Symptome bei gleichartig Exponierten |
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Begrenzung |
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Begleitsymptome |
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Histologie |
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Immunologie |
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Verlaufs- und Sonderformen
Nummuläres Ekzem [6]
- Epidemiologie
- Ätiologie: Unklar, vermutlich polyätiologisch
- Bakterielle Besiedelung (insb. S. aureus) → Ggf. kontaktallergische Reaktion auf mikrobielle Antigene
- Risikofaktoren: Chronisch-venöse Insuffizienz, evtl. atopische Dermatitis
- Triggerfaktoren: Alkohol, Nikotin, Fokalinfektionen
- Klinisches Bild
- Initial: Kleine (bis max. 1 cm durchmessende) erythematöse Papeln, Papulovesikel oder Plaques, betont an den Extremitäten
- Im Verlauf: Größenprogredienz zu münzförmigen, erythematösen Plaques, Dissemination möglich
- Ggf. nässend, krustig belegt
- Juckreiz
- Diagnostik
- Meist klinische Diagnose
- Mikrobiologische Untersuchung (Abstrich), Fokussuche
- Ggf. Histologie
- Klassisches akutes bis subakutes Ekzembild
- Epidermis: Akanthose, Hyper- und Parakeratose, Spongiose
- Papilläre Dermis: Ödem, perivaskuläres, lymphozytäres Entzündungsinfiltrat
- Differenzialdiagnosen
- Therapie
- Allgemeine Maßnahmen
- Meidung auslösender Faktoren
- Meidung von Irritationen
- Entstauungs-/Kompressionstherapie bei Lokalisation am Unterschenkel
- Ggf. Ölbäder
- Topisch
- Systemisch
- Breitspektrumantibiotika, z.B. Cefaclor
- Bei schweren Fällen: Stoßtherapie mit Glucocorticoiden
- Phototherapie: Schmalspektrum-UVB (311 nm)
- Allgemeine Maßnahmen
Pityriasis simplex
- Definition: Irritatives Kontaktekzem durch austrocknende Reinigung
- Klinisches Bild: Feine Schuppenbildung und ggf. Juckreiz
- Am Kopf: Pityriasis simplex capillitii bzw. bei großflächigen, fest haftenden Schuppen Pityriasis amiantacea
- Am Körper: Pityriasis simplex corporis
- Im Gesicht: Pityriasis simplex faciei bzw. bei schuppenden, hypopigmentierten Herden Pityriasis alba
- Therapie
- Austrocknende Reinigungsmaßnahmen vermeiden
- Rückfettende Hautpflege
- Ggf. topische Glucocorticoide (Wirkstärke I–II)
Exsikkationsekzematid
- Definition: Leichte Variante eines chronischen irritativen Kontaktekzems durch häufigen Wasserkontakt
- Klinisches Bild: Multiple rundliche Erytheme mit kleieförmiger Schuppung, insb. im Gesicht und an den distalen Extremitäten
- Therapie
- Austrocknende Reinigungsmaßnahmen vermeiden
- Rückfettende Hautpflege
- Topische Glucocorticoide (Wirkstärke II–III)
Pomadenkruste
- Definition: Okklusionsbedingte Hyperplasie und Parakeratose der Epidermis durch übermäßige Basistherapie
- Klinisches Bild: Gräuliche bis gelb-bräunliche festhaftende Auflagerungen
- Typisch bei Säuglingen im Windelbereich
- Bei älteren Menschen z.B. am Unterschenkel im Rahmen eines Stauungsekzems
- Therapie: Basistherapeutika absetzen, ggf. feuchte Verbände
Weitere
- Windeldermatitis
- Intertrigo
- Lidekzem
- Lippenleckekzem
- Perianalekzem
- Stomaekzem
Diagnostik
- Anamnese: Insb. Expositionsanamnese, um mögliche Auslöser zu identifizieren [6]
- Klinische Untersuchung: Inspektion des Hautbefundes und der gesamten Haut, auf Streureaktionen achten
- Epikutantest: Bei V.a. allergisches Kontaktekzem
- Weiterführende In-vivo-Testverfahren: Ggf. bei unklaren/negativen Ergebnissen des Epikutantests und deutlichen Anhaltspunkten für eine allergische Genese
- Abriss-Epikutantest
- Repetitiver offener Anwendungstest (ROAT)
- Photo-Patch-Test: Bei V.a. phototoxisches oder photoallergisches Kontaktekzem
- Atopie-Patch-Test
- Intrakutantest: Bei V.a. Arzneimittelallergie
- Scratch-(Chamber)-Test
- Pricktest: Bei V.a. Proteinkontaktallergie
- Probebiopsie/Histologie: In unklaren Fällen
- Laborchemische Untersuchung: Bei generalisierten Formen zum Ausschluss von Hypersensitivitätssyndromen (z.B. DRESS-Syndrom) oder infektbedingten Exanthemen
- Mikrobiologische Untersuchungen: Bei V.a. bakterielle Sekundärinfektion oder zum Ausschluss einer Mykose
Die Identifizierung der Auslöser ist die wichtigste Maßnahme für den Therapieerfolg und die Sekundärprävention!
Differenzialdiagnosen
- Atopisches Ekzem
- Anamnese: Weitere atopische Erkrankungen (Rhinokonjunktivitis allergica, Asthma bronchiale allergicum), Familienanamnese positiv
- Klinisches Bild: Typische Beugeekzeme, atopische Stigmata
- Seborrhoisches Ekzem
- Mykose
- Klinisches Bild: Erytheme mit randständiger Schuppung bzw. Satellitenherden
- Differenzierung: Mittels mykologischer Untersuchung
- Kutanes T-Zell-Lymphom: Insb. Parapsoriasis en plaques
- Klinisches Bild: An den Hautspaltlinien orientierte Makulä, zigarettenpapierartige Hautfältelung
- Differenzierung: Mittels histologischer Untersuchung, Immunhistologie
- Pityriasis rosea
- Klinisches Bild: Primärmedaillon, an den Hautspaltlinien orientierte Herde
- Psoriasis vulgaris
- Anamnese: Familienanamnese positiv
- Klinisches Bild: Plaques mit typischer silbriger Schuppung, Kratzphänomene positiv
- Differenzierung: Mittels histologischer Untersuchung
- Lichen ruber
- Klinisches Bild: Polygonale Papeln mit Wickham-Streifung, typisch an den Handgelenken
- Differenzierung: Mittels histologischer Untersuchung
- Lupus erythematodes
- Klinische Kriterien (siehe: ACR/EULAR-Kriterien des SLE oder SLICC-Kriterien des SLE)
- Differenzierung: Mittels histologischer Untersuchung mit direkter Immunfluoreszenz, Immunologie (siehe: Antikörperdiagnostik des SLE)
- Dermatomyositis
- Klinisches Bild: Heliotropes Erythem, Gottron-Papeln, proximale Muskelschwäche
- Differenzierung: Mittels histologischer Untersuchung mit Immunhistologie (Haut und Muskeln) und Bestimmung der Autoantikörper
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Expositionskarenz
- Wichtigste Maßnahme bei bekanntem Auslöser! [5]
- Siehe auch: Kontaktekzem - Prävention
Basistherapie
- Tägliches Eincremen: Externa sollten an Hautzustand und Ekzemstadium angepasst werden
- Nässen, Bläschenbildung: Hydrophile Grundlagen
- Schuppen, Hyperkeratosen, Rhagaden: Lipophile Grundlagen
- Externa ohne häufige Kontaktallergene und allergieauslösende Nahrungsmittelproteine (insb. Erdnuss-, Soja-, Kuhmilch- oder Weizenprotein)
- Siehe auch: Grundlagen der topischen Therapie
- Verordnung: Bis zum Alter von 12 Jahren auf Kassenrezept
Supportive Therapie
- Vesikulär: Synthetische Gerbstoffe
- Nässend/superinfiziert: Austrocknende und desinfizierende Externa, z.B. Octenidin , fett-feuchte Umschläge
- Hyperkeratotisch
- Harnstoff
- Salicylsäure (3–10%)
- Lichenifiziert: Harnstoff und Polidocanol
Topische und physikalische Therapie
- Topische Glucocorticoide: First-Line-Therapie
- Wirkstoffe
- I.d.R. Cortison der Klasse II, bspw. Prednicarbat
- Bei akuten, schweren Schüben: Cortison der Klasse III, bspw. Mometasonfuroat
- Bei chronischem Ekzem mit Hyperkeratose/Lichenifikation: Cortison der Klasse IV, bspw. Clobetasolpropionat
- Im Anschluss ggf. Intervalltherapie 1–2×/Woche über bis zu 6 Monate zur Senkung des Rezidivrisikos und Reduktion von Nebenwirkungen
- Siehe auch: Topische Glucocorticoide - wichtige Wirkstoffe und Präparate
- Für Wirkweise, Kontraindikation und Nebenwirkungen siehe: Topische Glucocorticoide bei atopischer Dermatitis
- Initial 1–2×/d dünn auftragen über wenige Tage bis zum Abheilen der Läsionen, ggf. unter Okklusion zur Steigerung der Wirksamkeit (z.B. an Händen oder Füßen)
- Zurückhaltende Anwendung bei empfindlicher Haut, insb. in Gesicht, Beugen, Genitalien und Capillitium beim Säugling (erhöhte Resorption, häufiger Nebenwirkungen)
- Grundlage an Lokalisation/Indikation anpassen: Salbe bei trockenen, rissigen, schuppigen Ekzemen, Creme ist auswaschbar
- Wirkstoffe
- Topische Calcineurin-Inhibitoren: Alternativ zu topischen Glucocorticoiden
- Tacrolimus 0,1% (Off-Label Use)
- Phototherapie: Ggf. UV-B-Breitband oder PUVA
- Kann die Hautbarriere verbessern (sog. Hardening-Effekt)
- Kombination mit topischen Glucocorticoiden oder systemischen Retinoiden möglich
Bei Anwendung von Calcineurin-Inhibitoren ist auf einen wirksamen Sonnenschutz zu achten! Eine gleichzeitige Phototherapie ist kontraindiziert!
Systemische Therapie
- Systemische Glucocorticoide: Nur selten und kurzfristig indiziert bei ausgedehnten, schweren Formen, bspw. Prednisolon
- Retinoide: Alitretinoin bei schwerem chronischen Handekzem, wenn topische Glucocorticoide nicht ausreichend wirksam sind
- Auf Lichtschutz achten
- Schwangerschaftsverhütungsprogramm bei systemischer Therapie mit Retinoiden beachten!
- Immunsuppressiva: Bei Therapieresistenz, Off-Label Use!
- Ciclosporin bei chronischem Handekzem
- Azathioprin bei chronischem Handekzem oder aerogenem Kontaktekzem [9][10]
- Biologicals: Dupilumab erwägen bei atopischer Dermatitis und chronischem Handekzem (siehe: Dupilumab bei atopischer Dermatitis)
Systemische Glucocorticoide sind aufgrund ihres ungünstigen Nebenwirkungsprofils nicht(!) zur Langzeittherapie geeignet!
Bei Anwendung von Ciclosporin ist auf einen wirksamen Sonnenschutz zu achten! Eine gleichzeitige Phototherapie ist kontraindiziert!
Keine Kombination von oralen Retinoiden und Tetracyclinen, da die Entstehung eines Pseudotumor cerebri droht!
Aufgrund der starken Teratogenität muss vor der Therapie mit oralen und topischen Retinoiden eine Schwangerschaft ausgeschlossen und eine sichere Kontrazeption gewährleistet werden!
Vorgehen bei V.a. Berufskrankheit [11]
- Kriterien
- Schweres bzw. wiederholt rückfälliges Kontaktekzem
- Berufsbedingt häufig Feuchtarbeit, Hautkontakt mit chemischen Irritanzien oder physikalische Einwirkungen
- Vorgehen bei Verdacht: BK-Anzeige und Hautarztbericht erstatten (Erstbericht; siehe unter Tipps & Links)
- Vorgehen nach Anerkennung bei Wiedervorstellungen: Hautarztbericht erstatten (Verlaufsbericht; siehe unter Tipps & Links)
Prävention
- Meidung irritierender Substanzen
- Substitution bzw. Elimination
- Technische Maßnahmen
- Organisatorische Maßnahmen
- Personenbezogene Maßnahmen
- Schulungen für Beschäftigte in Risikoberufen
- Schutzausrüstung, insb. Schutzhandschuhe
- Hautpflege- und Hautschutzpräparate
- Schonende Hautreinigung
- Verwenden milder Syndets
- Meiden mechanischer Reinigung (z.B. Bürsten)
- In medizinischen und Pflegeberufen: Alkoholbasierte Desinfektionsmittel häufigem Händewaschen vorziehen
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
L23.-: Allergische Kontaktdermatitis
- Inklusive: Allergisches Kontaktekzem
- Exklusive: Allergie o.n.A. (T78.4), Dermatitis, Ekzem: Augenlid (H01.1), Dermatitis, Ekzem: durch oral, enteral oder parenteral aufgenommene Substanzen (L27.‑), Dermatitis, Ekzem: Kontakt- o.n.A. (L25.9), Dermatitis, Ekzem: Kontakt-, toxisch (L24.‑), Dermatitis, Ekzem: perioral (L71.0), Dermatitis, Ekzem: Windel- (L22), Dermatitis, Ekzem: o.n.A. (L30.9), Ekzem am äußeren Ohr (H60.5), Krankheiten der Haut und der Unterhaut durch Strahleneinwirkung (L55-L59)
- L23.0: Allergische Kontaktdermatitis durch Metalle
- L23.1: Allergische Kontaktdermatitis durch Klebstoffe
- L23.2: Allergische Kontaktdermatitis durch Kosmetika
- L23.3: Allergische Kontaktdermatitis durch Drogen oder Arzneimittel bei Hautkontakt
- Info: Soll die Substanz angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer zu benutzen.
- Exklusive: Allergische Reaktion o.n.A. durch Drogen oder Arzneimittel (T88.7), Dermatitis durch eingenommene Drogen oder Arzneimittel (L27.0-L27.1)
- L23.4: Allergische Kontaktdermatitis durch Farbstoffe
- L23.5: Allergische Kontaktdermatitis durch sonstige chemische Produkte
- Inklusive: Gummi, Insektizid, Kunststoff, Zement
- L23.6: Allergische Kontaktdermatitis durch Nahrungsmittel bei Hautkontakt
- Exklusive: Dermatitis durch aufgenommene Nahrungsmittel (L27.2)
- L23.7: Allergische Kontaktdermatitis durch Pflanzen, ausgenommen Nahrungsmittel
- L23.8: Allergische Kontaktdermatitis durch sonstige Agenzien
- L23.9: Allergische Kontaktdermatitis, nicht näher bezeichnete Ursache
- Inklusive: Allergisches Kontaktekzem o.n.A.
L24.-: Toxische Kontaktdermatitis
- Inklusive: Nichtallergische Kontaktdermatitis, Toxisches (irritatives) Kontaktekzem
- Exklusive: Allergie o.n.A. (T78.4), Dermatitis, Ekzem: allergische Kontakt- (L23.‑), Dermatitis, Ekzem: Augenlid (H01.1), Dermatitis, Ekzem: durch oral, enteral oder parenteral aufgenommene Substanzen (L27.‑), Dermatitis, Ekzem: Kontakt- o.n.A. (L25.9), Dermatitis, Ekzem: perioral (L71.0), Dermatitis, Ekzem: Windel- (L22), Dermatitis, Ekzem: o.n.A. (L30.9), Ekzem am äußeren Ohr (H60.5), Krankheiten der Haut und der Unterhaut durch Strahleneinwirkung (L55-L59)
- L24.0: Toxische Kontaktdermatitis durch Detergenzien
- L24.1: Toxische Kontaktdermatitis durch Öle und Fette
- L24.2: Toxische Kontaktdermatitis durch Lösungsmittel
- Inklusive: Lösungsmittel: Chlorverbindung, Lösungsmittel: Cyclohexan, Lösungsmittel: Ester, Lösungsmittel: Glykol, Lösungsmittel: Keton, Lösungsmittel: Kohlenwasserstoff
- L24.3: Toxische Kontaktdermatitis durch Kosmetika
- L24.4: Toxische Kontaktdermatitis durch Drogen oder Arzneimittel bei Hautkontakt
- Info: Soll die Substanz angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer zu benutzen.
- Exklusive: Allergische Reaktion o.n.A. durch Drogen oder Arzneimittel (T88.7), Dermatitis durch eingenommene Drogen oder Arzneimittel (L27.0-L27.1)
- L24.5: Toxische Kontaktdermatitis durch sonstige chemische Produkte
- Inklusive: Insektizid, Zement
- L24.6: Toxische Kontaktdermatitis durch Nahrungsmittel bei Hautkontakt
- Exklusive: Dermatitis durch aufgenommene Nahrungsmittel (L27.2)
- L24.7: Toxische Kontaktdermatitis durch Pflanzen, ausgenommen Nahrungsmittel
- L24.8: Toxische Kontaktdermatitis durch sonstige Agenzien
- Inklusive: Farbstoffe
- L24.9: Toxische Kontaktdermatitis, nicht näher bezeichnete Ursache
- Inklusive: Toxisches Kontaktekzem o.n.A.
L25.-: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis
- Inklusive: Nicht näher bezeichnetes Kontaktekzem
- Exklusive: Allergie o.n.A. (T78.4), Dermatitis: allergische Kontakt- (L23.‑), Dermatitis: Augenlid (H01.1), Dermatitis: durch oral, enteral oder parenteral aufgenommene Substanzen (L27.‑), Dermatitis: perioral (L71.0), Dermatitis: Kontakt-, toxisch (L24.‑), Dermatitis: o.n.A. (L30.9), Ekzem am äußeren Ohr (H60.5), Krankheiten der Haut und der Unterhaut durch Strahleneinwirkung (L55-L59)
- L25.0: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Kosmetika
- L25.1: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Drogen oder Arzneimittel bei Hautkontakt
- Info: Soll die Substanz angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer zu benutzen.
- Exklusive: Allergische Reaktion o.n.A. durch Drogen oder Arzneimittel (T88.7), Dermatitis durch eingenommene Drogen oder Arzneimittel (L27.0-L27.1)
- L25.2: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Farbstoffe
- L25.3: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch sonstige chemische Produkte
- Inklusive: Insektizid, Zement
- L25.4: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Nahrungsmittel bei Hautkontakt
- Exklusive: Dermatitis durch aufgenommene Nahrungsmittel (L27.2)
- L25.5: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Pflanzen, ausgenommen Nahrungsmittel
- L25.8: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch sonstige Agenzien
- L25.9: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis, nicht näher bezeichnete Ursache
- Inklusive: Kontakt-: Dermatitis (berufsbedingt) o.n.A., Kontakt-: Ekzem (berufsbedingt) o.n.A.
L30.-: Sonstige Dermatitis
- Exklusive: Kleinfleckige Parapsoriasis en plaques (L41.3), Kontaktdermatitis (L23-L25), Stauungsdermatitis (I83.1-I83.2), Xerodermie (L85.3)
- L30.0: Nummuläres Ekzem
- L30.1: Dyshidrosis [Pompholyx]
- L30.2: Autosensibilisierung der Haut [Id-Reaktion]
- Inklusive: Candida-Mykid [Levurid], Dermatophytid, Ekzematid
- L30.3: Ekzematoide Dermatitis
- Inklusive: Infektiöse Dermatitis, superinfiziertes Ekzem
- L30.4: Intertriginöses Ekzem
- L30.5: Pityriasis alba faciei
- L30.8: Sonstige näher bezeichnete Dermatitis
- L30.9: Dermatitis, nicht näher bezeichnet
- Inklusive: Ekzem o.n.A.
L21.-: Seborrhoisches Ekzem
- L21.0: Seborrhoea capitis
- Pityriasis simplex capitis
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.