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Kontaktekzem

Letzte Aktualisierung: 24.10.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Kontaktekzeme sind lokal begrenzte, exogen verursachte Entzündungen der Epidermis und Dermis und kommen in der Bevölkerung häufig vor. Sie werden durch Kontakt zu hautirritierenden Substanzen ausgelöst (irritatives Kontaktekzem) oder durch Stoffe, gegenüber denen eine Kontaktsensibilisierung vorliegt (allergisches Kontaktekzem). Es entstehen zunächst nässende Erytheme und Bläschen, bei chronischen Formen überwiegen Krusten, Schuppen und Rhagaden. Häufigste Lokalisation sind die Hände. Oft besteht beruflicher Kontakt zu den auslösenden Substanzen, sodass die Anzeige einer Berufskrankheit in Erwägung gezogen werden muss. Eine Identifikation und Vermeidung der Auslöser stellt die Grundlage des Therapieerfolgs dar. Zusätzlich zur Basistherapie kommen hauptsächlich topische Glucocorticoide zum Einsatz. Bei schwerwiegenden oder therapieresistenten Verläufen sind auch Systemtherapeutika angezeigt (z.B. Alitretinoin beim Handekzem).

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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Risikofaktoren [5][6]

  • Hautbarrierestörungen/erhöhte Hautirritabilität
  • Erhöhte Exposition gegenüber irritativen Substanzen/Kontaktallergenen
    • Beruflich
    • Freizeitaktivitäten

Verbreitete hautirritierende Substanzen [6][7]

  • Häufigstes Irritans: Wasser, insb. im Rahmen von Feuchtarbeit
  • Chemisch
    • Hautreinigungsmittel
    • Industriereiniger
    • Öle
    • Organische Lösungsmittel (Xylol, Toluol, Benzin, Azeton, Tetrachlorkohlenstoff)
    • Oxidanzien (z.B. Peroxide)
    • Säuren und Basen
    • Pflanzensäfte
    • Körpersekrete
    • Tiere (z.B. Quallen, Eichenprozessionsspinner)
  • Physikalisch
    • Strahlung (z.B. UV-, Röntgen-, Laserstrahlung)
    • Hitze und Kälte
    • Mechanische Reize

Verbreitete Kontaktallergene

  • Häufigste Allergene [8]
    • Nickel (ca. 20%)
    • Methylisothiazolinon/Chlormethylisothiazolinon (MI/MCI) (zusammen ca. 20%)
    • Duftstoffe (ca. 10%)
    • Perubalsam (ca. 7%)
  • Allergene in Lokaltherapeutika: Lokalanästhetika, Desinfektionsmittel, Sonnenschutzmittel, Glucocorticoide, Antibiotika, Antimykotika, Phytotherapeutika sowie Wollwachsalkohole, Cetylstearylalkohol und Konservierungsstoffe in Cremes und Salben
  • Allergene in Kosmetikartikeln: Wollwachsalkohole, Konservierungsstoffe, Duftstoffe (bspw. Perubalsam, Zimtaldehyd), Farbstoffe
  • Allergene in Kleidung und Modeschmuck: Farbstoffe, Chromate im Leder, Gummiakzelleratoren, Antioxidanzien, Nickel, Kobalt
  • Pflanzliche Allergene: Arnika, Ringelblume, Urushiol (in Giftefeu bzw. Poison Ivy), Tulpen, Primeln, Teebaumöl, Aloe vera, seltener Kamille, Vanille, Zimt, Pfeffer, Muskat, Obst, Gemüse
  • Berufsbedingte Allergene
    • Bäckerhandwerk: Aromastoffe, Zimt, Bleichmittel, Konservierungsstoffe, Mehl, Ei, Backhilfsstoffe
    • Bürotätigkeit: Papier, Tinten- und Druckerfarbe, Kleber
    • Elektrohandwerk: Gummi, Gummihilfsstoffe, Metall, Isoliermaterial, Dichromat
    • Friseurhandwerk: Dauerwellmittel (Glyzerylmonothioglykolat, Ammoniumthioglykolat), Duftstoffe, Farbstoffe (Paragruppenstoffe, Azofarbstoffe), Gummihilfsstoffe, Nickel
    • Gebäudereinigung: Gummihilfsstoffe, Putzmittel, Desinfektionsmittel, Chrom- und Nickelsalze
    • Gartenbau: Phytoallergene, Gummihilfsstoffe
    • Heil- und Pflegeberufe: Gummi, Latex, Duftstoffe, Desinfektionsmittel, Arzneistoffe
    • Landwirtschaft: Pestizide, Konservierungsmittel, Phytoallergene, Gummihilfsstoffe
    • Maurerhandwerk: Chromat und Kobalt in Zement, Betonhärtemittel, Kunstharze, Füllschäume, Gummihilfsstoffe
    • Metallhandwerk: Kühl- und Schmiermittel, Bohröle, Lötwasser, Duftstoffe, Konservierungsmittel, Klebstoffe, Rostschutzmittel, Gummihilfsstoffe, Metalle (Chrom, Nickel, Kobalt)
    • Textilhandwerk: Appretur (Formaldehyd), Farben, Konservierungsmittel, Beize, Gummihilfsstoffe
  • Allergene der Proteinkontaktdermatitis: Pflanzliche Proteine, tierische Proteine, Körner/Getreide, Enzyme [7]

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Allgemeines

  • Klassifikation nach Auslöser und Verlauf (akut vs. chronisch)
  • Häufig Mischformen des irritativen und allergischen Kontaktekzems
    • Irritative Substanzen schädigen die Hautbarriere und können so eine Kontaktsensibilisierung bedingen (sog. Zwei-Phasen-Ekzem)
    • Kontaktallergene haben meist auch irritatives Potenzial

Irritatives Kontaktekzem

Allergisches Kontaktekzem

Substanzen, die häufig Kontaktallergene darstellen, sind oft auch irritativ! Hier kommt es zum Zusammenspiel beider Pathomechanismen!

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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Klinisches Bild: Abhängig von Menge und Art der auslösenden Substanz
  • Prädilektionsstellen: Abhängig vom Expositionsort
    • Hände (insb. bei berufsbedingtem Kontaktekzem), v.a. an Handrücken und Fingern
    • Periorbitalbereich, Unterschenkel und Anogenitale

Besonderheiten der Ekzemformen

Unterscheidungsmerkmale irritativer und allergischer Kontaktekzeme [6]
Kriterium Irritatives Kontaktekzem Allergisches Kontaktekzem
Pathophysiologie
Klinisches Bild Symptombeginn
  • Meist nach 3–12 h
  • Nach 24–72 h
Symptome bei gleichartig Exponierten
  • Häufig
  • Selten
Begrenzung
  • Unscharf
  • Streuphänomene möglich: Auftreten von Ekzemherden in nicht-exponierten Arealen
Begleitsymptome
Histologie
Immunologie

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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Nummuläres Ekzem [6]

Pityriasis simplex

Exsikkationsekzematid

  • Definition: Leichte Variante eines chronischen irritativen Kontaktekzems durch häufigen Wasserkontakt
  • Klinisches Bild: Multiple rundliche Erytheme mit kleieförmiger Schuppung, insb. im Gesicht und an den distalen Extremitäten
  • Therapie

Pomadenkruste

  • Definition: Okklusionsbedingte Hyperplasie und Parakeratose der Epidermis durch übermäßige Basistherapie
  • Klinisches Bild: Gräuliche bis gelb-bräunliche festhaftende Auflagerungen
  • Therapie: Basistherapeutika absetzen, ggf. feuchte Verbände

Weitere

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Diagnostiktoggle arrow icon

Die Identifizierung der Auslöser ist die wichtigste Maßnahme für den Therapieerfolg und die Sekundärprävention!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Expositionskarenz

Basistherapie

Supportive Therapie

Topische und physikalische Therapie

Bei Anwendung von Calcineurin-Inhibitoren ist auf einen wirksamen Sonnenschutz zu achten! Eine gleichzeitige Phototherapie ist kontraindiziert!

Systemische Therapie

Systemische Glucocorticoide sind aufgrund ihres ungünstigen Nebenwirkungsprofils nicht(!) zur Langzeittherapie geeignet!

Bei Anwendung von Ciclosporin ist auf einen wirksamen Sonnenschutz zu achten! Eine gleichzeitige Phototherapie ist kontraindiziert!

Keine Kombination von oralen Retinoiden und Tetracyclinen, da die Entstehung eines Pseudotumor cerebri droht!

Aufgrund der starken Teratogenität muss vor der Therapie mit oralen und topischen Retinoiden eine Schwangerschaft ausgeschlossen und eine sichere Kontrazeption gewährleistet werden!

Vorgehen bei V.a. Berufskrankheit [11]

  • Kriterien
    • Schweres bzw. wiederholt rückfälliges Kontaktekzem
    • Berufsbedingt häufig Feuchtarbeit, Hautkontakt mit chemischen Irritanzien oder physikalische Einwirkungen
  • Vorgehen bei Verdacht: BK-Anzeige und Hautarztbericht erstatten (Erstbericht; siehe unter Tipps & Links)
  • Vorgehen nach Anerkennung bei Wiedervorstellungen: Hautarztbericht erstatten (Verlaufsbericht; siehe unter Tipps & Links)
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Präventiontoggle arrow icon

  • Meidung irritierender Substanzen
    • Substitution bzw. Elimination
    • Technische Maßnahmen
    • Organisatorische Maßnahmen
  • Personenbezogene Maßnahmen
    • Schulungen für Beschäftigte in Risikoberufen
    • Schutzausrüstung, insb. Schutzhandschuhe
    • Hautpflege- und Hautschutzpräparate
    • Schonende Hautreinigung
      • Verwenden milder Syndets
      • Meiden mechanischer Reinigung (z.B. Bürsten)
      • In medizinischen und Pflegeberufen: Alkoholbasierte Desinfektionsmittel häufigem Händewaschen vorziehen
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

L23.-: Allergische Kontaktdermatitis

L24.-: Toxische Kontaktdermatitis

L25.-: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis

  • Inklusive: Nicht näher bezeichnetes Kontaktekzem
  • Exklusive: Allergie o.n.A. (T78.4), Dermatitis: allergische Kontakt- (L23.‑), Dermatitis: Augenlid (H01.1), Dermatitis: durch oral, enteral oder parenteral aufgenommene Substanzen (L27.‑), Dermatitis: perioral (L71.0), Dermatitis: Kontakt-, toxisch (L24.‑), Dermatitis: o.n.A. (L30.9), Ekzem am äußeren Ohr (H60.5), Krankheiten der Haut und der Unterhaut durch Strahleneinwirkung (L55-L59)
  • L25.0: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Kosmetika
  • L25.1: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Drogen oder Arzneimittel bei Hautkontakt
    • Info: Soll die Substanz angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer zu benutzen.
    • Exklusive: Allergische Reaktion o.n.A. durch Drogen oder Arzneimittel (T88.7), Dermatitis durch eingenommene Drogen oder Arzneimittel (L27.0-L27.1)
  • L25.2: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Farbstoffe
  • L25.3: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch sonstige chemische Produkte
    • Inklusive: Insektizid, Zement
  • L25.4: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Nahrungsmittel bei Hautkontakt
    • Exklusive: Dermatitis durch aufgenommene Nahrungsmittel (L27.2)
  • L25.5: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch Pflanzen, ausgenommen Nahrungsmittel
  • L25.8: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis durch sonstige Agenzien
  • L25.9: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis, nicht näher bezeichnete Ursache
    • Inklusive: Kontakt-: Dermatitis (berufsbedingt) o.n.A., Kontakt-: Ekzem (berufsbedingt) o.n.A.

L30.-: Sonstige Dermatitis

L21.-: Seborrhoisches Ekzem

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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