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AMBOSS-Pflegewissen: Pflege bei gastroenterologischen Erkrankungen

Letzte Aktualisierung: 3.3.2025

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Die Pflege von Patient:innen mit gastroenterologischen Erkrankungen konzentriert sich auf die Überwachung der Stuhlausscheidung und des Allgemeinzustandes sowie auf die Vorbereitung diagnostischer Maßnahmen, insb. Endoskopien und OPs. Die Beratung zum Umgang mit chronischen Erkrankungen und der einfühlsame Umgang unter Beachtung der hohen psychosozialen Belastung der Patient:innen gehören zum Aufgabenbereich der Pflegekräfte.

Zur Anatomie und Physiologie des Verdauungstraktes siehe auch:

Für verwandthe Themen zur Pflege in der Gastroenterogie siehe auch:

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Pflegemaßnahmen bei gastroenterologischen Erkrankungentoggle arrow icon

Beobachten/Überwachen

Ernährung

  • Häufig keine speziellen Diäten/Kostformen oder Nahrungskarenz notwendig: Individuelle Unverträglichkeiten meiden bzw. Empfehlungen beachten
  • Regelmäßiges Essen: Mehrere kleinere Portionen über den Tag verteilt anstelle großer Mahlzeiten
  • Bei Appetitlosigkeit: Wunschkost anbieten, sofern keine Kontraindikationen bestehen
  • Bei Mangelernährung: Zusätzlich hochkalorische bzw. nährstoffreiche Trinkkost anbieten
  • Zu vermeiden
    • Alkohol
    • Kaffee und Tabakrauchen, sofern eine Hyperperistaltik die Beschwerden verschlimmert
    • Medikamente, die die Magenschleimhaut angreifen
  • Ggf. Ernährungstagebuch führen: Insb. bei chronischen Erkrankungen

Ausscheidung

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Pflegemaßnahmen bei Virushepatitistoggle arrow icon

Die Virushepatitis ist eine Infektionskrankheit, daher solltest du bei allen Handlungen auf einen ausreichenden Schutz achten!

Hepatitis A und E werden fäkal-oral übertragen, die anderen Formen über das Blut. Dies sollte bei der Pflege von an Hepatitis erkrankten Menschen, auch zum Eigenschutz, immer bedacht werden!

Hygiene

Auch trockenes Blut kann ansteckend sein!

  • Entsorgung
    • Kanülen in den Abwurfbehälter entsorgen
    • Bettwäsche in markierten Wäschesäcken direkt im Zimmer entsorgen
    • Verbands- und Einmalmaterialien in Müllsäcken mit der Aufschrift „infektiös“ entsorgen
    • Laborröhrchen als „infektiös“ kennzeichnen
  • Reinigung und Desinfektion
    • Materialien, die mit Sekreten in Kontakt waren, reinigen und desinfizieren
    • Separate sanitäre Anlagen bereitstellen, ggf. WC-Stuhl
    • Nach Entlassung das Zimmer, insb. Bad und WC, desinfizieren und reinigen

Allgemeine Pflegemaßnahmen

Deine Pflegeplanung und Prophylaxen sollten sich nach dem Zustand und den Beschwerden der Pflegeempfänger:innen richten. Von grippeartigen Krankheitszeichen bis zu einem drohenden Notfall (z.B. akutes Leberversagen) gibt es eine ganze Bandbreite an möglichen Symptomen. Die Notwendigkeit dieser Pflegemaßnahmen solltest du u.a. überprüfen:

Beratung

Die Diagnose Hepatitis kann das Leben der Betroffenen stark beeinflussen. Viele kennen den Begriff, aber nicht die Unterschiede zwischen den Hepatitis-Formen. Hier bist du gefragt: Vermittle Pflegeempfänger:innen und Angehörigen gezielt Wissen, um Unsicherheiten abzubauen und Verständnis für die Erkrankung zu fördern:

  • Sensibilisierung und Aufklärung
    • Betroffene können durch die Diagnose stark belastet werden
    • Unterschiede zwischen Hepatitis A–E, Behandlungsmethoden und Prognosen erläutern
  • Prävention und Schutz
    • Blutkontakte vermeiden, besonders bei Hepatitis B, C und D
    • Partner:innen über Risiken beim Geschlechtsverkehr informieren und speziell Kondome empfehlen
    • Impfstatus erfragen: Immunprophylaxen gegen Hepatitis A und B sind möglich
  • Behandlung und Nachsorge
    • Regelmäßige Einnahme antiviraler Medikamente sicherstellen
    • Regelmäßige Laborkontrollen auch nach dem Klinikaufenthalt durchführen lassen
      • Terminvereinbarung sicherstellen
      • Begleitung oder Transport organisieren
      • Ergebnisse dokumentieren und an behandelnde Ärzt:innen weiterleiten
    • Alkoholabstinenz fördern
      • Patient:innen und Angehörige über die Bedeutung der Alkoholabstinenz aufklären
      • Bei Bedarf unterstützende Vermittlung von Suchtberatung oder anderen Hilfsangeboten
      • Beobachtungen dokumentieren und im Behandlungsteam kommunizieren
  • Hygienemaßnahmen
    • Nach jedem Toilettengang die Toilette desinfizieren
    • Pflegepersonal sollte die eigene Händehygiene einhalten und Patient:innen anleiten, ihre Hände gründlich zu reinigen
    • Pflegende Angehörige sollten Schutzausrüstung tragen
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Begleitung diagnostischer Maßnahmen in der Gastroenterologietoggle arrow icon

Insb. CT- und MRT-Untersuchungen im gastroenterologischen Bereich werden oftmals mit bestimmten Fragestellungen durchgeführt. Pflegerische Maßnahmen sind insb. bei Untersuchungen mit Kontrastmittelgabe notwendig.

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AMBOSS-Pflegewissen: Pflege bei Erbrechentoggle arrow icon

Die Pflege von sich erbrechenden Patient:innen geht oftmals mit unangenehmen Gefühlen einher. Die Pflegekraft ekelt sich möglicherweise oder kann den Geruch nur schwer ertragen. Als Pflegekraft kann eine persönliche Schutzausrüstung mit Kittel und Handschuhen sowie Pausen nach ekelerregenden Tätigkeiten helfen. Darüber hinaus ist es oftmals hilfreich, sich in die Position der Patient:innen zu versetzen. Ggf. können im Team Absprachen getroffen werden, ob eine andere Pflegekraft die Pflege des/der Patient:in übernehmen kann. Ferner erleben Patient:innen insb. bei wiederholt auftretendem Erbrechen oftmals einen Kontrollverlust, sodass ein empathischer Umgang und die Unterstützung durch die Pflegekräfte essenziell wird. Der/die Patient:in schämt sich möglicherweise, da er/sie Hilfe benötigt oder die Kleidung beschmutzt ist.

Beobachtung und Dokumentation

  • Übelkeit: Beginn und Ausprägung, Linderung oder Verdrängen der Übelkeit möglich?
  • Bei Erbrechen
    • Zeitpunkt
      • Nüchtern oder nach Nahrungsaufnahme?
      • Nach Medikamentengabe?
      • Nach Sturz/Unfall?
      • Nach Zytostatika-/Strahlentherapie?
      • Bei Schmerzen?
      • Zu bestimmten Tageszeiten?
      • Nach Positionsänderungen?
    • Häufigkeit
    • Weitere Auffälligkeiten
    • Begleitsymptome
  • Farbe des Sekrets: I.d.R. helle Magensäure, möglicherweise mit Galle, ggf. Beimengungen von Nahrungsresten
  • Weitere Auffälligkeiten: Geruch , Beschaffenheit, Beimengungen, Menge

Pflegerische Maßnahmen bei Erbrechen

  • Positionierung: Aufrecht, ggf. in Seitenlage
  • Erbrechen erleichtern: Beengende Kleidungsstücke und/oder Zahnprothesen entfernen
    • Ggf. Kopf des/der Patient:in stützen
    • Bei kürzlich abdominell operierten Patient:innen: Von außen mit der flachen Hand leichten Druck auf vorhandene Operationswunden bzw. -narben ausüben
  • Materialien bereithalten: Spuckbeutel und Zellstoff, ggf. Bett und Kleidung abdecken
    • Erbrochenes möglichst schnell aus dem Zimmer entfernen, ggf. Arzt/Ärztin zeigen
  • Psychische Unterstützung: Ruhig durchatmen lassen, Patient:in nicht alleine lassen
  • Regelmäßiges Lüften: Angenehme, nicht zu warme Raumtemperatur
  • Nach dem Erbrechen: Mundpflege anbieten , Gesicht waschen lassen
    • Beschmutzte Kleidung und Bettwäsche wechseln
    • Patient:in ausruhen lassen und auf Flüssigkeitsmangel beobachten
  • Medikamentöse Therapie nach ärztlicher Anordnung: Antiemetikum , Infusionstherapie
  • Ernährung: Bis ärztliche Rücksprache erfolgt ist, bleiben die Patient:innen nüchtern; danach leichte Kost oder Wunschkost anbieten

Bei Diabetiker:innen besteht bei Erbrechen die Gefahr einer Hypoglykämie! Es sind engmaschige Blutzuckerkontrollen notwendig!

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AMBOSS-Pflegewissen: Hämatemesistoggle arrow icon

Zur Unterscheidung der spezifischen Symptomatik siehe auch: Spezifische Symptome einer gastrointestinalen Blutung

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AMBOSS-Pflegewissen: Überwachen des Stuhlgangstoggle arrow icon

Der Stuhl (Faeces) besteht zu ca. 75% aus Wasser, sodass auch bei Nahrungskarenz Stuhl ausgeschieden wird. Weitere Bestandteile sind Epithelien der Darmschleimhaut, Schleim, Bakterien, Gallenfarbstoffe und unverdaute Nahrungsbestandteile. Beobachtungsschwerpunkt einer Pflegekraft ist insb. die regelmäßige Stuhlausscheidung. Erfolgt diese nicht, muss das ärztliche Personal informiert und weitere Maßnahmen ergriffen werden. Bei auffälligem Stuhl kann es sinnvoll sein, die Toilette nicht zu spülen bzw. die Inkontinenzmaterialien im Fäkalienraum aufzubewahren, damit der Stuhl ärztlich beurteilt werden kann (sog. Stuhlvisite).

  • Defäkation
    • Physiologisch: I.d.R. schmerzlos, ohne Anstrengung, willentliche Entspannung des Schließmuskels
    • Pathologisch
      • Unter Schmerzen (Tenesmus)
      • Nur erschwert oder unmöglich
      • Unwillkürlich (Stuhlinkontinenz)
  • Menge
    • Physiologisch: Ca. 100–500 g/Tag
      • <100 g/Tag: Beim Fasten bzw. ballaststoffarmer Ernährung physiologisch
    • Pathologisch
      • <100 g/Tag: Bei ausgewogener Mischkost , bei Hungerzuständen zusätzlich mit Schleim und schwarz-grünlicher Farbe
      • Große Stuhlmengen: Bei Maldigestion und Malabsorption
  • Häufigkeit
    • Physiologisch: Individuell zwischen 1–2×/Tag und 3–4×/Woche
    • Pathologisch
      • Diarrhö : Zutreffen von mind. einem der folgenden Kriterien
        • Zu häufige Stuhlentleerung: ≥3 ungeformte Stühle in 24 h
        • Verminderte Stuhlkonsistenz: Wassergehalt des Stuhls >75%
        • Erhöhtes Stuhlgewicht: >250 g/Tag
        • Siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Diarrhö
      • Obstipation: Gekennzeichnet durch eine Stuhlfrequenz von <3×/Woche und eine harte Stuhlkonsistenz, die zu starkem Pressen führt und häufig mit einem Gefühl der inkompletten Entleerung einhergeht
  • Konsistenz/Form
  • Farbe
    • Physiologisch: Hellbraun bis dunkelbraun
      • Farbveränderungen durch Lebensmittel: Bspw.
        • Braunschwarz: Bei überwiegender Ernährung mit rotem Fleisch
        • Schwarz: Bei Rotwein, Eisen und Kohle, immer auch verdächtig auf Teerstuhl (s.u.)
        • Rötlich: Bei Roter Bete
    • Pathologisch
  • Geruch
    • Physiologisch: Nicht besonders unangenehm, der Geruch wird verstärkt durch eiweißreiche Kost und blähende Speisen
      • Bei fleischhaltiger Kost: Geruchsintensiver
      • Bei kohlenhydratreicher Kost: Eher säuerlich
    • Pathologisch
  • Beimengungen
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AMBOSS-Pflegewissen: Endoskopientoggle arrow icon

Vorbereitung der Patient:innen

  • Ggf. Medikamentenänderungen notwendig: Nach ärztlicher Anordnung
  • Unterlagen: Prüfen, ob aktuelle Laborwerte und die unterschriebene Aufklärung vorhanden sind, ggf. hausinterne Standards beachten
  • Weitere Vorbereitungen je nach Untersuchungsart: Ärztliche Anordnungen und hausinterne Standards beachten, siehe auch folgenden Abschnitt
  • Am Tag der Endoskopie
    • Patient:in muss nüchtern sein
    • Angeordnete Prämedikation verabreichen
    • Basismonitoring durchführen und dokumentieren
    • i.v. Zugang legen (lassen)
    • Krankenhaushemd anziehen
    • Patient:in beruhigen
    • Patient:in auf die Toilette begleiten/bitten
    • Bei Darmuntersuchungen: Besonders gründliche Reinigung der Analregion
    • Patient:in i.d.R. im Bett zur Untersuchung bringen

Spezielle Hinweise zur Vorbereitung je nach Untersuchungsart

Hausinterne Standards sind immer zu berücksichtigen!

  • Ösophagogastroduodenoskopie
    • Tag vor der Untersuchung: Leichte, flüssige Kost, ab 22 Uhr Nahrungskarenz
    • Tag der Untersuchung: Flüssigkeitskarenz , Zahnprothesen und Zungenpiercings entfernen
    • Nach der Untersuchung: Nahrungskarenz bis Patient:in vollständig wach ist bzw.
      • Ggf. bis Lokalanästhesie im Rachen abgeklungen ist: Nach ca. 2 h oder nach ärztlicher Anordnung, in den meisten Einrichtungen wird zunehmend auf eine Rachenanästhesie verzichtet
      • Nach Biopsieentnahme: Nach ärztlicher Anordnung, i.d.R. nach ca. 4–6 h
  • Koloskopie
    • 3–5 Tage vor der Untersuchung: Keine faser-, kern- oder körnerhaltigen Lebensmittel
    • Am Tag vor der Untersuchung: Darmreinigung mittels orthograder Darmspülung/Lavage-Präparaten nach hausinternen Standards, nach ärztlicher Anordnung ggf. zusätzlich Laxanzien
      • Nach der Darmreinigung: Nur noch Wasser und klare Brühe
      • Abgeführter Stuhlgang im Anschluss an die Darmreinigung: Nur noch helle Flüssigkeit, vergleichbar mit Kamillentee
    • Tag der Untersuchung: Nüchtern
      • Ggf. Koloskopiehose anziehen
    • Nach der Untersuchung: Nahrungskarenz nach ärztlicher Anordnung
  • Sigmoidoskopie, Rektoskopie, Proktoskopie
    • Tag vor der Untersuchung: Leichte Kost
    • Tag der Untersuchung: Ca. 1 h vor Untersuchung 1–2 (Mini)Klistiere
  • Videokapselendoskopie
    • Tag vor der Untersuchung: Leichte Kost, dann Nahrungskarenz
      • Abführmaßnahmen nach ärztlicher Anordnung
      • Ab 22 Uhr Flüssigkeitskarenz
    • 2 h nach Schlucken der Kapsel: Trinken erlaubt
    • 4 h nach Schlucken der Kapsel: Leichte Mahlzeit
    • 8 h nach Schlucken der Kapsel: I.d.R. wird die Kapsel spontan ausgeschieden, ab dann wieder normale Ernährung
  • ERCP und PTC
    • Tag der Untersuchung: Zahnprothesen, Schmuck, Piercing entfernen
    • Nach der Untersuchung: Ggf. weitere Blutabnahme nach ärztlicher Anordnung

Nachsorge

  • Unterlagen sichten und weiteres Prozedere mit Arzt/Ärztin abklären: Insb. Untersuchungsverlauf, ergriffene therapeutische Maßnahmen, verabreichte Medikation, Komplikationen, ggf. geplanter Entlassungstermin
  • Nachbeobachtung: Engmaschige Vitalzeichenkontrolle auf Anzeichen möglicher Komplikationen
    • Blutdruck: I.d.R. halbstündlich
    • Herzfrequenz: I.d.R. halbstündlich
    • spO2: Insb. nach Ösophagogastroduodenoskopie und bei Auffälligkeiten der Atmung
    • Temperatur: Insb. nach ERCP
    • Schmerzen und Übelkeit: Nach ärztlicher Anordnung Bedarfsmedikation verabreichen
    • Veränderungen des Bauches: Insb. Spannung und Schwellung der Bauchdecke
    • Hautfarbe: Blässe und/oder Kaltschweißigkeit , gerötete und/oder warme, schwitzige Haut
    • Stuhlgang: Auf anale Blutungen bzw. Blut im Stuhl achten
    • Ggf. Punktionsstelle bzw. Verband: Auf Nachblutungen, Entzündungszeichen
    • Befinden der Patient:innen erfragen
  • Mobilisation/Bewegung: Bettruhe bis Patient:in vollständig wach und orientiert ist bzw. nach ärztlicher Anordnung
    • Patient:in beim ersten Aufstehen begleiten
  • Ernährung: Nahrungskarenz nach ärztlicher Anordnung
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AMBOSS-Pflegewissen: Grundaspekte der Stomapflegetoggle arrow icon

Für Grundlagen, Indikationen und Arten der Enterostomata siehe auch: Enterostoma.

Perioperative Pflege bei Stomaanlage

Präoperativ wird i.d.R. das Stoma angezeichnet (siehe auch: Stoma anzeichnen) und ggf. eine präoperative Darmvorbereitung durchgeführt.

  • Postoperative Pflege
    • Erstes Versorgungssystem: I.d.R. Anlage im OP
    • Beobachtung der Stuhlausscheidung: Erste Stuhlausscheidung meist am 2.–5. postoperativen Tag
      • Ileostoma: Kontinuierlicher Stuhlabgang
      • Kolostoma : Stuhlfrequenz 1–4×/Tag, ggf. zunächst flüssiger, später breiig bis halbfest geformter Stuhlgang je nach verbliebener Dickdarmlänge
    • Insb. bei Ileostoma: Flüssigkeitsbilanzierung sinnvoll
    • Psychische Unterstützung: Insb. bei der Erstversorgung des Stomas auf der Station, Patient:innen nach und nach in die Stomaversorgung einbeziehen
    • 8–10 Tage nach Stomaanlage: Passendes Versorgungssystem auswählen mit Unterstützung durch Fachpflegekräfte/Stomatherapeut:innen

Ggf. fließt am 1.–3. postoperativen Tag blutig-seröses Sekret aus dem Stoma. Das ärztliche Personal sollte unbedingt informiert werden, wenn die Ausscheidung stark blutig ist!

Pflege von Menschen mit Enterostoma

  • Bei Ileostoma vor dem terminalen Ileum: Vitamin-B12-Substitution , auf erhöhte Flüssigkeitszufuhr achten
  • Bei Kolostoma: Meist gefestigter Stuhlgang, breiig bis halbfest geformt
    • I.d.R. 1–4×/Tag
  • Abführmaßnahmen: Nach ärztlicher Anordnung, auf genaue Angaben achten
  • Unterstützung bei der Stomaversorgung: Bei Bedarf kann die Versorgung des Stomas mit den Patient:innen geübt werden, hierbei können aufkommende Fragen geklärt werden
  • Bei Aufnahme von Patient:innen mit Enterostoma: Die Stomaversorgung sollte im stationären Kontext möglichst so erfolgen, wie der/die Patient:in diese normalerweise durchführt. Bei Unsicherheit bzgl. eines korrekten Vorgehens / fehlenden Ressourcen → Übernahme/Unterstützung bei der Stomaversorgung
  • Selbstversorgung fördern: Insb. nach Anlage Patient:in langsam an die Versorgung heranführen
  • Bei Unsicherheiten/Komplikationen: Pflegekräfte für Stomapflege bzw. Stomatherapeut:innen hinzuziehen
  • Körperpflege: Duschen erlaubt, ggf. Abkleben des (Kohle‑)Filters
  • Unangenehme Gerüche vermeiden: Versorgungssystem auf Dichtheit überprüfen, Beutel zeitnah nach Stuhlgang entleeren, Kohlefilter vor Feuchtigkeit schützen, Ernährungsberatung
  • Ernährung: Keine Einschränkungen, ggf. blähende Speisen vermeiden und individuelle Verträglichkeiten austesten, Ernährungsberatung hinzuziehen
  • Beratungsaspekte
    • Nicht mehr als 10 kg heben
    • Sport: Keine Sportarten, die das Versorgungssystem gefährden, Schwimmen ist mit Stomakappe möglich
    • Sexualleben: I.d.R. uneingeschränkt möglich
    • Auf Selbsthilfegruppen hinweisen, Gespräche mit Pflegekräften oder, bei starker psychischer Belastung, mit Psychotherapeut:innen anbieten
    • Für weiterführende Informationen siehe Tipps und Links am Ende des Kapitels: ILCO

Versorgungssysteme für Stomata

  • Einteilige Systeme: Weiche Platte und Beutel fest verbunden, geeignet für aktive Menschen und bei Stuhlausscheidungen 1–2×/Tag, Wechsel nach hausinternen Standards bis zu 1–2×/Tag bzw. bei äußerer Verschmutzung / Undichtigkeit des Systems
  • Zweiteilige Systeme: Gesonderte Wechsel der Basisplatte und des Beutels möglich, Wechsel der Platte i.d.R. alle 3–4 Tage bzw. bei Bedarf , Beutelwechsel alle 2 Tage bzw. bei Bedarf
    • Beutel meist mit Kohlefilter: Filter muss trocken bleiben
  • Geschlossene Beutel: Geeignet bei Stuhlausscheidung <3×/Tag, Wechsel bei vollem Beutel
  • Ausstreifbeutel: Kein Beutelwechsel für Entleerung notwendig, Anwendung insb. bei Ileostoma und postoperativ
  • Basisplatte: Bei prominentem Stoma ohne Wölbung, nach außen gewölbte Platten zum Abdichten von Hautunregelmäßigkeiten, insb. bei Stoma unter/auf Hautniveau
  • Adhäsive Platten: Insb. bei trockener/nässender Haut, Wechsel der Platte alle 3–5 Tage
  • Adhäsive Pasten: Zur Abdichtung und zum Ausgleich von Hautunebenheiten
  • Schablonen: Zur Anpassung der Platten, Stomagröße wird festgehalten
  • Stomakappen: Phasenweises Verschließen des Stomas, Stoma-Irrigation des Kolons alle 24–48 h

Pflege und Systemwechsel des Enterostomas

Benötigte Materialien

  • Abwurf
  • Lauwarmes Wasser, ggf. Pflasterentferner bei Kleberückständen und Waschlotion bei starker Verschmutzung
  • Unsterile Kompressen/Einmalwaschhandschuhe
  • Patienteneigene Schablone und Schere
  • Stomaversorgungssystem inkl. Hautschutzmittel, adhäsive Pasten, Modellierstreifen, Hautschutzringe je nach Hautzustand
  • Ggf. Clipper, Rasierer
  • Ggf. Wattestäbchen
  • Eigenschutz der Pflegekräfte: Einmalhandschuhe, Handdesinfektionsmittel
  • Bei bettlägerigen Patient:innen: Bettschutz
  • Bei mobilen Patient:innen und insb. Selbstversorger:innen: Spiegel
  • Weitere Hilfsmittel der Patient:innen
  • Zu vermeiden
    • Rückfettende Wirkung bei Salben, Cremes, Ölen, Lotionen
    • Mehrfach verwendete Schwämme und Seifen
    • Desinfektionsmittel, parfümierte/aggressive/pH-Wert-ungeeignete Reinigungs- und Pflegeprodukte, Wundbenzin, Reinigungsschaum
    • Zellstoff/Toilettenpapier/Papiertaschentücher/Watte

Durchführung

  1. Störende Kleidung entfernen, Patient:in ggf. in Rückenlage bzw. vor Spiegel positionieren
  2. Ggf. Platte auf Körpertemperatur erwärmen
  3. Handschuhe anziehen, altes Versorgungssystem von oben nach unten entfernen und abwerfen
  4. Ggf. Stoma mit einer Kompresse abdecken
  5. Umgebung des Stomas zum Stoma hin mit Einmalwaschhandschuhen / unsterilen feuchten Kompressen und bei starker Verschmutzung der umliegenden Haut ggf. mit Waschlotion reinigen , Haut mit einer trockenen Kompresse trocknen
  6. Stomarand ggf. mit Wattestäbchen säubern
  7. Stoma und umliegende Haut auf Auffälligkeiten begutachten (siehe: Beobachtung des Stomas)
  8. Handschuhe wechseln
  9. Ggf. Clipping störender Haare, vom Stoma weg arbeiten, mit feuchter Kompresse Haare entfernen und Haut trocknen
  10. Öffnung der Stomaplatte mithilfe der Schablone zurechtschneiden, ggf. Schablone erstellen, ggf. Platte erneut erwärmen
  11. Ggf. Narben und Hautunebenheiten mit Stomapaste ausgleichen
  12. Platte von unten nach oben faltenfrei aufkleben, ggf. leichten Druck ausüben oder ausstreichen
  13. Beutelsystem mit der Platte konnektieren: Rasterring anheben, um beim Konnektieren nicht in den Bauch des/der Patient:in zu drücken
  14. Durchgeführte Maßnahmen, Beurteilung von Stoma und umliegender Haut sowie Selbstständigkeit des/der Patient:in dokumentieren

Die Darmschleimhaut ist sehr empfindlich, sodass das Stoma vorsichtig behandelt werden muss! Insb. beim Anbringen der neuen Platte sollte die richtige Lage kontrolliert werden! Das Stoma darf weder eingeengt werden noch darf parastomale Haut ohne zusätzlichen Schutz durch adhäsive oder hautschützende Produkte unbedeckt sein. Wurde die Platte falsch angebracht, kann dies im Verlauf zu Blutungen, Ödemen, Nekrosen (bei Einengung des Stomas) und Hautirritationen (bei unbedeckter parastomaler Haut) führen!

Beobachtung des Stomas

  • Ileostoma: 1–2 cm prominent über Hautniveau, flüssiger bis breiiger Stuhl, sehr aggressiv
    • Nach Anlage: Kontinuierlicher Stuhlabgang → Größerer Beutel notwendig
    • Nach 8–10 Wochen: Reduzierte Stuhlmenge → Ausstreifbeutel kann angebracht werden
  • Kolostoma : 0,5 cm prominent über Hautniveau
    • Gefestigter Stuhlabgang: Spätestens ab 14. postoperativem Tag
    • Auf regelmäßigen Stuhlgang achten: Ausscheidung mind. alle 3–4 Tage
  • Aussehen der parastomalen Haut: Allergische Reaktionen, Infektionszeichen, Hautzustand
  • Aussehen des Stomas: Prominenz intakt, Prolaps, Retraktion oder ödematöse Schwellung
  • Farbe der Schleimhaut: I.d.R. rosarot, gut durchblutet
    • Bläulich: Hinweis auf schlechte Durchblutung
    • Weiß: Hinweis auf geringe Durchblutung
    • Schwarz: Nekrotisch, Hinweis auf fehlende Durchblutung
  • Stomaausscheidung: Insb. Konsistenz, Menge, Farbe, Häufigkeit
  • Siehe auch: Stomakomplikationen

Versorgung des Ausstreifbeutels

  • Einmalhandschuhe anziehen
  • Verschluss des Beutels öffnen und Stuhl in Nierenschale/Steckbecken/Toilette abfließen lassen, Beutel ggf. mit Zellstoff, Toilettenpapier oder Kompressen von außen ausstreichen
  • Öffnung des Beutels mit nasser Kompresse reinigen und wieder verschließen

Komplikationen bei Enterostoma

Um Komplikationen am Stoma zu vermeiden, sollten die Versorgungssysteme exakt durch Stomatherapeut:innen angepasst sein. Außerdem sollte auf eine sorgfältige Hautpflege geachtet werden. Bei sichtbaren Komplikationen ist das zuständige ärztliche Personal zu informieren und ggf. ein:e Stomatherapeut:in hinzuzuziehen. Siehe auch: Stoma-Komplikationen.

Stoma-Irrigation des Kolons

Die Irrigation ist eine Spülung des Darms über ein Kolostoma mit anschließend gewolltem Stuhlabgang.

  • Voraussetzung: Nur bei Patient:innen mit endständiger Sigmoidostomie, Anordnung durch Stomatherapeut:in oder Arzt/Ärztin
  • Kontraindikationen
  • Ausreichend Zeit einplanen
  • Irrigation immer zur selben Zeit, i.d.R. alle 48 h, durchführen
  • Geeigneten Raum mit Toilette organisieren
  • Patient:in ggf. anleiten

Benötigte Materialien

  • Irrigationsset
  • Infusionsständer (höhenverstellbar) bzw. Aufhängemöglichkeit für den Wasserbeutel
  • Stomakappe bzw. Minibeutel und Halteplatte
  • Abwurf
  • Nasse Kompressen
  • Ggf. Toilettenstuhl
  • Ggf. Gleitmittel (bspw. Vaseline)
  • Ggf. Einmalhandschuhe

Durchführung

  • Rollenklemme am Wasserbeutel schließen und diesen mit ärztlich angeordneter Menge körperwarmen (36–38 °C) Wassers befüllen
  • Wasserbeutel an Infusionsständer bzw. Aufhängemöglichkeit aufhängen und Schlauchsystem entlüften
  • Positionierung des/der Patient:in: Je nach dessen/deren Zustand und Wunsch im Stehen, auf der Toilette oder dem Toilettenstuhl; möglichst entspannt
  • Handschuhe anziehen, altes Versorgungssystem entfernen , Stoma reinigen, Handschuh wechseln
  • Ablaufbeutel/Irrigationsbeutel mit Gürtel am Stoma anbringen, geöffneten Beutelauslass in die Toilette hängen lassen
  • Vor der ersten Irrigation: Fingerling über behandschuhten Mittel- oder Zeigefinger ziehen und diesen mit Gleitmittel einreiben, Finger in das Stoma einführen und Darmverlauf ertasten, Handschuh wechseln
  • Den mit Gleitmittel eingeriebenen Irrigationskonus über die obere Beutelöffnung in das Stoma einführen: Konus soll abdichten, aber nicht verschwinden und mit dem Schlauchsystem konnektieren
  • Bei erstmaliger Irrigation oder Unsicherheiten: 100–200 mL Wasser einlaufen lassen, Konus entfernen
    • Erste Entleerung abwarten, dann Konus wieder einführen
  • (Restliche) Wassermenge innerhalb von 10 min einfließen lassen: Durch Regler Geschwindigkeit kontrollieren, die andere Hand hält den Konus
  • Rollenklemme schließen und Konus für 2–3 min im Stoma belassen
  • Konus entfernen, Beutel oben verschließen
  • Erste Entleerung des Darms abwarten: Dauert ca. 15–30 min
  • Untere Irrigationsbeutelöffnung reinigen und mit Klemme verschließen
  • Nach ca. 60 min: Vollständige Darmentleerung erfolgt
  • Beutel entfernen, Stoma reinigen, mit Minibeutel oder Stomakappe verschließen

Komplikationen und Maßnahmen bei der Irrigation

  • Krämpfe: Einlaufgeschwindigkeit verringern bzw. kurz pausieren, Beutel tiefer hängen, körperwarmes Wasser verwenden, ruhiges Atmen empfehlen
  • Darmverletzungen mit plötzlich auftretenden, starken Schmerzen: Arzt/Ärztin informieren
  • Geringer Rückfluss von Spülflüssigkeit: Auf erhöhte Urinausscheidung beobachten
  • Probleme beim Einfließen des Wassers: Konuslage überprüfen, Patient:in entspannte Körperhaltung empfehlen
  • Rückfluss von Stuhl ins Schlauchsystem: Einlaufgeschwindigkeit verringern bzw. kurz pausieren
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