Zusammenfassung
Impfungen sind eine effiziente Maßnahme zur Prävention von Infektionskrankheiten und deren möglichen Folgekrankheiten, sie gelten damit als eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin. Die Durchführung einer Impfung gehört vielfach zum ärztlichen Alltag. Sie erfordert Kenntnisse über die korrekte Impftechnik sowie die Indikationen, Kontraindikationen und Nebenwirkungen der jeweiligen Impfstoffe. Zusätzlich sind die für Deutschland geltenden Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut zu beachten.
Siehe auch:
- STIKO-Impfkalender
- Impfstoffe
- COVID-19-Impfstoffe
- Jeweilige Kapitel zu den entsprechenden impfpräventablen Erkrankungen
Impfstoffentwicklung bis zur Zulassung
Von der ersten präklinischen Entwicklung bis zur Nutzung vergehen auf Grund der hohen Sicherheitsanforderungen meist 15 Jahre oder länger [1].
Von der Impfstoffentwicklung bis zur Zulassung [1][2][3]
Die folgenden Schritte prägen die Phasen der Impfstoffentwicklung bis zur Nutzung. Während eines öffentlichen Gesundheitsnotstands bspw. im Rahmen der COVID-19-Pandemie werden einige dieser Phasen beschleunigt (siehe auch COVID-19 - Impfstoffentwicklung).
- Präklinische Studien: Suche nach neuen Wirkstoffen und erste Überprüfung hinsichtlich der Wirksamkeit und potenzieller Toxizität in der Zellkultur oder im Tierversuch
- Klinische Studien Phase I bis III: Nach Untersuchung der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik (Phase I), kommt es über einer Dosisfindung und Überprüfung der Nebenwirkungen (Phase II) zu der eigentlichen Prüfung der Wirksamkeit (Phase III) (siehe auch Phasen einer Arzneimittelstudie)
- Zulassungsverfahren :
- Ziel: Prüfung der Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und die pharmazeutische Qualität der Arznei, Durchführung ist abhängig von Art des Arzneimittels/Impfstoffs und Ort der Vermarktung
- Dezentralisiertes Verfahren (Decentralised Procedure, DCP)
- Verfahren der gegenseitigen Anerkennung (Mutual Recognition Procedure, MRP)
- Zentralisiertes Verfahren: Direkte EU-weite Zulassung (bzw. europäischer Wirtschaftsraum) durch die Europäische Kommission
- Koordination der europaweiten, zentralisierten Zulassung über die Europäische Arzneimittel-Agentur
- Europäische Arzneimittel-Agentur richtet Ausschüsse mit jeweils Vertretungen aller Mitgliedsstaaten (aus den nationalen Zulassungsbehörden) ein → Erstellung eines Gutachtens im Peer-Review Verfahren mit abschließender Abstimmung für oder wider einer Zulassung
- Europäische Arzneimittel-Agentur erstellt einen öffentlichen Bewertungsbericht auf der Grundlage des Gutachtens (European Public Assessment Report, EPAR)
- Gutachten und öffentlicher Bewertungsbericht sind Grundlage für die Zulassung durch die Europäische Kommission
- Nationales Verfahren: Zulassung in Deutschland durch die BfArM oder das Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
- Ziel: Prüfung der Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und die pharmazeutische Qualität der Arznei, Durchführung ist abhängig von Art des Arzneimittels/Impfstoffs und Ort der Vermarktung
- Produktion: Durch das jeweilige Pharmaunternehmen
Beurteilung der Wirksamkeit eines Impfstoffs [4]
In klinischen Studien wird die Wirksamkeit eines Impfstoffs anhand epidemiologischer Maßzahlen angegeben. Diese Maßzahlen sind wichtige Grundlage für die wissenschaftliche Diskussion innerhalb der Zulassungsverfahren.
- Vaccine Efficacy: Wirksamkeit einer Impfung unter Studienbedingungen (Idealbedingungen)
- Berechnung: Entspricht der relativen Risikoreduktion
- Number needed to vaccinate (NNV) [5]
Formen der Impfung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Organismus gegen einen Erreger zu immunisieren.
- Aktivimpfung: Verabreichung eines Impfstoffs (z.B. abgeschwächte Erreger, Erregeranteile) zur (aktiven) Ausbildung einer körpereigenen, längeranhaltenden Immunität. Je nach Zusammensetzung werden unterschiedliche Impfstofftypen unterschieden. [6]
- Passivimpfung: Verabreichung von Immunglobulinen zum unmittelbaren (passiven) Schutz vor einer Infektionskrankheit. [7]
Aktivimpfung
Überblick [8]
Aktivimpfungen führen durch Verabreichung eines Impfstoffs (z.B. abgeschwächte Erreger, Erregeranteile) zur (aktiven) Ausbildung einer körpereigenen, längeranhaltenden Immunität. Es werden verschiedene Impfstofftypen unterschieden : Klassische Lebend- und Totimpfstoffe sowie neuere genbasierte Impfstoffe (Nukleinsäure- und Vektorimpfstoffe) .
- Für Impfempfehlungen der STIKO siehe: Impfkalender
- Für detaillierte Informationen zu den jeweiligen Impfstoffen siehe: Impfstoffe bzw. COVID-19-Impfstoffe und Kapitel zu den entsprechenden Erkrankungen
Lebendimpfung
Ein Lebendimpfstoff enthält vermehrungsfähige (aktive), aber abgeschwächte (attenuierte) Krankheitserreger. Die einmalige Impfung bietet bereits einen Impfschutz. Eine zweite Impfung dient nicht der Auffrischung, sondern soll vereinzelte Impfversager erreichen.
- Kombination
- Lebendimpfstoffe können gleichzeitig mit anderen Lebendimpfstoffen verabreicht werden (z.B. MMRV) oder mit einem Impfabstand von mind. 4 Wochen
- Lebendimpfstoffe können mit Totimpfstoffen gleichzeitig und ohne bestimmten Zeitabstand verabreicht werden
- Lebendimpfstoffe können mit genbasierten Impfstoffen in einem Abstand von 2 bis 4 Wochen verabreicht werden [13]
- Durchführung
- Applikation meist s.c.
- Nach STIKO-Empfehlung ab dem Alter von 11 Monaten
- In Ausnahmefällen kann die Lebendimpfung schon ab dem Alter von 9 Monaten erfolgen (z.B. MMRV-Impfung vor Kindergarteneintritt)
- Bis zum Alter von ≤8 Monaten ist eine Lebendimpfung generell nicht sinnvoll, da noch vorhandene maternale Antikörper die abgeschwächten Erreger neutralisieren können
- Ausnahme: Rotavirus-Schluckimpfung
- Unerwünschte Wirkungen: Treten i.d.R. 1–2 Wochen nach der Impfung auf (siehe auch: Unerwünschte Wirkungen von Impfungen)
- Besonderheiten: Kontraindiziert bei immunsuppressiver Therapie, eingeschränkte Anwendbarkeit bei Immundefizienz [14]
- Siehe auch: Rote-Hand-Brief zu Infliximab
Verschiedene Lebendimpfstoffe müssen entweder gleichzeitig geimpft werden oder es muss ein Mindestabstand von 4 Wochen dazwischen liegen!
Immunglobulinpräparate, bspw. zur Behandlung schwerer Verläufe einer Autoimmunerkrankung, interferieren ähnlich einer Passivimpfung mit der Wirksamkeit von Lebendimpfstoffen – ein Abstand von mind. 3 Monaten zur letzten Verabreichung von Immunglobulinen ist bei einer Lebendimpfung zu beachten!
Totimpfung
Totimpfstoffe enthalten inaktivierte Erreger oder (rekombinante) Bestandteile von Krankheitserregern (bzw. deren Toxine). Anders als bei Lebendimpfstoffen reicht die einmalige Impfung bei einem Totimpfstoff i.d.R. nicht aus. Um einen langanhaltenden Impfschutz zu gewährleisten, werden Totimpfungen in mehreren Teilimpfungen durchgeführt und ggf. aufgefrischt.
- Impfstofftypen
- Ganzpartikelimpfstoff: Inaktivierte (nicht-vermehrungsfähige, „tote“) Krankheitserreger
- Spaltimpfstoff/Subunit-Impfstoff: Inaktive oder rekombinante Antigenbestandteile eines Erregers
- Polysaccharidimpfstoff: Polysaccharidketten der Erregerhülle
- Konjugatimpfstoff: Polysaccharidketten der Erregerhülle, die an Trägerproteine gekoppelt ("konjugiert") sind
- Konjugatimpfstoffe existieren bspw. gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae Typ b
- Toxoidimpfstoff: Inaktive Bestandteile der Erregertoxine
- Adsorbatimpfstoff: Totimpfstoff, bei dem Erreger bzw. Antigenbestandteile an Adsorptionsmittel gebunden sind, bspw. an Aluminiumhydroxid, Aluminiumphosphat oder Calciumphosphat
- Kombination: Totimpfstoffe können ohne Zeitabstand mit allen anderen Impfungen kombiniert werden
- Durchführung: I.d.R. als Injektion in den M. deltoideus
- Unerwünschte Wirkungen: Treten i.d.R. in den ersten 48–72 h nach der Impfung auf (siehe auch: Unerwünschte Wirkungen von Impfungen)
Genbasierte Impfstoffe
Genbasierte Impfstoffe enthalten die genetische Information für Zielantigene der Krankheitserreger. Die Synthese der Zielantigene erfolgt in den Zellen geimpfter Personen. Der erste genbasierte Impfstoff wurde 2020 gegen COVID-19 zugelassen.
- Nukleinsäureimpfstoff : Enthält genetische Information (mRNA oder DNA), die für das Zielantigen des Erregers kodiert[13]
- mRNA-Impfstoff: Synthese des Zielantigens in Zellen der geimpften Person durch Translation der mRNA
- DNA-Impfstoff: Synthese des Zielantigens in Zellen der geimpften Person durch Transkription und Translation
- Vektorimpfstoff: Rekombinantes Trägervirus, dessen Genom für ein (Fremd‑)Antigen des Zielerregers kodiert
- Replizierender Vektorimpfstoff: Begrenzt vermehrungsfähiges Vektorvirus (Lebendimpfstoff)
- Nicht-replizierender Vektorimpfstoff: Nicht vermehrungsfähiges Trägervirus
- Kombination, Durchführung und unerwünschte Wirkungen siehe: COVID-19-Impfstoffe und COVID-19-STIKO-Impfempfehlungen
Passivimpfung
Streng genommen handelt es sich bei der passiven Immunisierung nicht um eine Impfung: Zum unmittelbaren (passiven) Schutz vor einer Infektionskrankheit werden Immunglobuline direkt verabreicht, daher führen Passivimpfungen nicht zur Entwicklung einer längerfristigen körpereigenen Immunität. [7][15]
- Indikationen
- Akute therapeutische Maßnahme, um nach Exposition eine schnelle Erregereliminierung zu erreichen
- RSV-Prophylaxe für Neugeborene und Säuglinge (siehe: RSV-Passivimpfung)
- Kombination
- Gabe von zwei unterschiedlichen Passivimpfstoffen gleichzeitig möglich
- Nach einer Passivimpfung sollte für mind. 3 Monate keine Lebendimpfung gegen denselben Krankheitserreger durchgeführt werden
- Applikation
- Es stehen Präparate zur intramuskulären oder intravenösen Behandlung zur Verfügung
Simultanimpfung
- Definition: Gleichzeitige Impfung mit einem Passivimpfstoff und einem Aktivimpfstoff (Totimpfstoff) [16]
- Indikation: Als Postexpositionsprophylaxe, z.B. gegen Hepatitis A, Hepatitis B, Tollwut und Tetanus
- Durchführung
- Aktivimpfung grundsätzlich nur mit Totimpfstoffen [17]
- Injektionen an verschiedenen Körperstellen (am besten an unterschiedlichen Extremitäten) [15]
Bei Simultanimpfungen werden keine Lebendimpfstoffe angewendet!
Indikationen für Impfungen
- Grundimmunisierung (G): Gabe aller Impfstoffdosen, die zum Erlangen eines Impfschutzes notwendig sind
- Nachholimpfung (N): Grundimmunisierung aller noch nicht Geimpften bzw. Komplettierung einer unvollständigen Impfserie
- siehe auch: Impfplan für Nachholimpfungen
- Auffrischungsimpfung (A) (Booster-Impfung): Einzelne Impfdosis, die i.d.R. Jahre nach der Grundimmunisierung zur erneuten Verstärkung der Immunantwort verabreicht wird
- Standardimpfung (S): Impfungen, die gemäß aktueller STIKO-Empfehlungen für alle Menschen empfohlen werden, unabhängig von individuellen Risikofaktoren (siehe auch: Impfkalender )
- Indikationsimpfung (I): Impfungen für Risikogruppen bei individuell erhöhtem Expositions-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter
- Reiseimpfung (R): Impfung bei Reisen in bestimmte Regionen
- Berufsbedingte Impfung (B): Impfung bei berufsbedingt erhöhtem Erkrankungsrisiko
- Postexpositionelle Impfung: Passive und/oder aktive Immunisierung nach Exposition gegenüber bestimmten Erregern
Du kannst dir den aktuellen AMBOSS-Impfkalender als PDF-Dokument unter „Tipps & Links“ (ganz unten in diesem Kapitel) herunterladen!
Kontraindikationen für Impfungen
Kontraindikationen
- Schwere, akute Erkrankung (z.B. Infekt mit Fieber >38,5 °C)
- Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffes (insb. Neomycin, Streptomycin und Hühnereiweiß [18] ) oder allergische Reaktion bei letzter Impfung
- Schwangerschaft
- Absolute Kontraindikation: Lebendimpfstoffe (insb. MMRV)
- Siehe auch: Rote-Hand-Brief zu Infliximab
- Nach strenger Nutzen-Risiko-Analyse: Gelbfieberimpfung
- Relative Kontraindikation: Totimpfstoffe
- Ausnahmen: Impfungen gegen Pertussis, Influenza und COVID-19 in der Schwangerschaft explizit empfohlen
- Absolute Kontraindikation: Lebendimpfstoffe (insb. MMRV)
- Stillzeit: Gelbfieberimpfung
- Angeborene oder erworbene Immundefizienz
- Impfung mit Lebendimpfstoffen nur nach strenger Risiko-Nutzen-Analyse
- Impfung mit Totimpfstoffen und mRNA-basierten Impfstoffen möglich bzw. empfohlen (siehe auch: COVID-19-Impfung bei Immunsuppression)
- Nach jeder Impfung: Erfolg mittels Titerbestimmung überprüfen
- Für Anwendungshinweise der STIKO bei Immundefekt siehe auch: Tipps & Links
- Elektiver operativer Eingriff: Relative Kontraindikation
- Empfohlene Zeitabstände
- Totimpfstoff: ≥3 Tage vor (elektiven) operativen Eingriffen
- Lebendimpfstoff: ≥14 Tage vor (elektiven) operativen Eingriffen
- Ausnahmen
- Dringliche OPs nicht aufschieben
- Impfung nach erfolgter OP möglich, sobald stabiler Allgemeinzustand hergestellt ist
- Dringliche Impfungen (z.B. Tetanus, Tollwut, Hepatitis B) jederzeit möglich
- Empfohlene Zeitabstände
- Nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung: Varizellenimpfung von Kindern seronegativer, schwangerer Mütter
- Hintergrund: Risiko eines konnatalen Varizellensyndroms durch Übertragung von Impfvarizellen des geimpften Kindes auf die schwangere Mutter
- Andererseits: Risiko für die Schwangere durch den Kontakt zum ungeimpften, ansteckungsgefährdeten Kind ist höher als das Risiko einer Übertragung von Impfvarizellen
Keine Kontraindikationen
Folgende Punkte werden teils fälschlicherweise als Kontraindikationen für eine Impfung angesehen:
- Banaler Infekt mit subfebrilen Temperaturen (<38,5 °C)
- Kontakt des Impflings zu Personen mit ansteckenden Erkrankungen
- Fieberkrämpfe in der Eigenanamnese eines Kindes
- Fieberhafte Impfreaktionen können Fieberkrampf triggern
- Antipyretische Prophylaxe (vor oder nach Impfung) dennoch nur in begründeten Einzelfällen erwägen [19][20]
- Positive Familienanamnese für Epilepsie
- Unerwünschte Arzneimittelreaktionen im Zusammenhang mit einer Impfung
- Ausnahme: Allergien!
- Antibiotika- oder niedrigdosierte Corticosteroideinnahme
- Ekzeme und andere Dermatosen, lokalisierte Hautinfektionen
- Enger Kontakt des Impflings zu Schwangeren
- Enge Kontaktpersonen (bspw. Kinder) von Schwangeren können generell geimpft werden
- Ausnahme: Varizellenimpfung bei Personen, die engen Kontakt zu nicht-immunen Schwangeren haben [21]
- Frühgeburtlichkeit
- Stillende Frauen
- Stillende Frauen können alle notwendigen Impfungen erhalten
- Ausnahme: Gelbfieberimpfung
- Gestillte Säuglinge
- Gerinnungsstörung/ Einnahme von Gerinnungshemmern: Bei den meisten Impfstoffen ist stattdessen eine subkutane Impfung möglich
Bei Kontraindikationen kann nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung in Ausnahmefällen eine Impfung durchgeführt werden!
Impfen - Praktische Aspekte
Allgemein
- Frühestmöglicher Impfzeitpunkt
- Kombinationsimpfstoffe (multivalent) sind Einzelimpfstoffen (monovalent) vorzuziehen
- Empfohlene Impfabstände sind einzuhalten
- Kombination von Impfstoffen verschiedener Hersteller im Regelfall möglich
- Zur Kombination von Lebend-, Tot- und genbasierten Impfstoffen siehe auch: Lebendimpfstoffe
Bei unvollständigem Impfschutz
- Berücksichtigung lange zurückliegender Impfungen: Jede Impfung zählt!
- I.d.R. kein erneuter Beginn der Grundimmunisierung nötig
- Individuellen Impfplan zur Vervollständigung des Impfschutzes erstellen
Bei fehlender oder unklarer Impfdokumentation
- Im Zweifelsfall empfohlene Impfungen verabreichen bzw. Grundimmunisierung neu beginnen
- I.d.R. kein Risiko durch zusätzliche Impfungen (auch bei Mehrfachimpfungen mit Lebendimpfstoffen)
Serologische Kontrollen
- Nicht sinnvoll bei unklarem Impfschutz
- Indikationen
- Personen mit Immundefizienz oder -suppression [22]
- Nach Indikations-/berufsbedingter Impfung gegen Hepatitis B
- Unklarer Impfschutz gegen Varizellen bei Frauen mit Kinderwunsch
Jeder Arztkontakt sollte zum Überprüfen des Impfschutzes und Schließen von Impflücken genutzt werden!
Vorbereitung
Ärztliche Aufklärungspflicht
Eine Aufklärung des Impflings bzw. des Sorgeberechtigten über folgende Punkte ist unabdingbar, um eine wirksame Einwilligungserklärung abgeben zu können. Die Aufklärung ist eine nicht delegierbare ärztliche Leistung. [23]
- Inhalt der Aufklärung
- Zu verhindernde Krankheit und Therapiemöglichkeiten
- Nutzen und Risiken der Impfung
- Kontraindikationen
- Durchführung der Impfung
- Beginn und Dauer des Impfschutzes
- Verhaltensmaßnahmen im Anschluss an die Impfung
- Mögliche Arzneimittelnebenwirkungen
- Notwendige Folge- und Auffrischungsimpfungen
- Bedingungen der Aufklärung
- Ärztliche Aufklärung
- Muss mündlich erfolgen, Möglichkeit zum Fragenstellen lassen
- Aufklärungsmerkblätter und mehrsprachige Impfinformationen sind zusätzlich sinnvoll
- Dokumentation: Aufklärung und Einwilligung bzw. Ablehnung sind in der Patientenakte zu dokumentieren
- Minderjährige Impflinge
- Kinder <14 Jahren: Immer Einwilligung der Sorgeberechtigten
- Jugendliche 14–15 Jahre: Graubereich
- Jugendliche ≥16 Jahre: Können i.d.R. selbst einwilligen
- Bei widersprüchlichen Einstellungen der gemeinsam Sorgeberechtigten: Gerichtliche Entscheidung i.d.R. zugunsten der sorgeberechtigten Person, die die Impfung befürwortet
- Off-Label Use
- Nur gemäß Empfehlungen gültiger Leitlinien bzw. anerkannter wissenschaftlicher Literatur
- Ausführliche Aufklärung und Dokumentation zur rechtlichen Absicherung erforderlich
- Umgang mit Impfkritikern
- Für Antworten des Robert Koch-Instituts auf Einwände und Befürchtungen gegen Impfungen siehe: Tipps & Links
- Zum Masernschutzgesetz siehe auch: Masern-Impfpflicht
Auch eine Impfung stellt im juristischen Sinn eine Körperverletzung dar und darf (außer in Notfällen) nur mit entsprechender Aufklärung sowie Einwilligung des Impflings bzw. der Sorgeberechtigten erfolgen!
Applikationsformen
- Intramuskuläre Injektion (i.m.)
- Indikationen: Die meisten Impfstoffe werden intramuskulär (i.m.) verabreicht
- Injektion senkrecht zur Hautoberfläche (90° Winkel)
- Bevorzugt in M. deltoideus (in muskelstärkstes Areal ca. drei Querfinger unterhalb vom Acromion)
- Bei noch unzureichend ausgebildetem M. deltoideus (wie im Säuglings- und frühen Kleinkindalter): M. vastus lateralis (anterolateraler Oberschenkel)
- Keine Impfung in den M. gluteus medius! [7]
- Jeweils den schwächer beanspruchten Arm verwenden
- Bei subkutaner Injektion von intramuskulär zu injizierenden Impfstoffen
- Risiko für schmerzhafte Entzündung und Granulom- oder Zystenbildung
- Risiko eines verringerten Impferfolgs
- Siehe auch: Impfung - Praktische Durchführung
- Subkutane Injektion (s.c.)
- Mögliche Indikationen
- Lebendimpfstoffe
- Impfung bei Blutgerinnungsstörungen (siehe auch: RKI-Empfehlungen zum Impfen bei Blutungsneigung [24])
- Injektion im 45° Winkel zur Hautoberfläche
- In subkutanes Fettgewebe am dorsalen Oberarm, beim Säugling ggf. in den anterolateralen Oberschenkel
- Mögliche Indikationen
- Schluckimpfung
- Impfstoffe gegen Rotaviren, Cholera, Typhus
- Nasale Impfung
- Für spezifische Applikationsempfehlungen der Impfstoffe siehe: Impfstoffe
Eine Impfung in den M. gluteus medius ist wegen wichtiger Nerven- und Gefäßverläufe nicht empfehlenswert!
Bereitstellen von Material
- Keimarme Tupfer
- Desinfektionsmittel
- Untersuchungshandschuhe
- Impfstoff in Spritze mit Kanüle [16]
- Ggf. Kanüle zum Aufziehen des Impfstoffs
- Abwurf
- Pflaster
Vorbereitung des Impfstoffs
- Anweisungen des jeweiligen Herstellers beachten!
- Entnahme aus dem Kühlschrank erst kurz vor der Anwendung [16]
- Überprüfung [25]
- Lösung des Impfstoffs: Zwei gängige Varianten
- Impfstoff wird bereits gelöst (in anwendungsbereiter Spritze) geliefert
- Lösung des (pulverförmigen) Impfstoffs unmittelbar vor der Impfung (in mitgeliefertem speziellen Lösungsmittel)
- Schütteln, bis eine homogene Suspension erreicht ist (insb. Adsorbatimpfstoffe) [26]
- Ggf. Entlüften der Spritze [7]
- Anbringen der Impfkanüle
- Kanüle auf Drehgewinde der Spritze drehen oder
- Kanüle auf Spritze aufsetzen
- Anwendung des aufgezogenen Impfstoffs innerhalb von 2–5 min [16]
Lagerung von Impfstoffen
- Impfstoffe (insb. Lebendimpfstoffe) sind empfindlich!
- Lagerung im Kühlschrank
- Besonderheiten zur Lagerung von Impfstoffen gegen COVID-19 siehe COVID-19-Impfstoffe
Durchführung
Schmerzreduktion
- Lokale Schmerzreduktion
- Auftragen von Eisspray für 2–8 s
- Bei kleinen Kindern (ab der Geburt) sowie besonders ängstlichen Impflingen jedes Alters im Einzelfall Anwendung lokalanästhetischer Salbe (Einwirkzeit 30–60 min)
- Ablenkungsmanöver: Immer sinnvoll
- Säuglinge: Nuckeln am Schnuller, Stillen oder orale Gabe einer 25%igen Glucoselösung
- Kinder : Drücken der Hand der Eltern, Ballon aufblasen, Seifenblasen, Spielzeug, Videos, Gespräche oder Musik
- Erwachsene: Aufforderung zu husten oder die Luft anzuhalten
- Bei Verabreichung mehrerer Impfungen: Schmerzhafteste Impfung zuletzt
- Nicht empfohlen: Erwärmung des Impfstoffs, manuelle Stimulation der Injektionsstelle, Gabe von Analgetika
Durchführung
- Händedesinfektion vor Patientenkontakt
- Impfling bequem platzieren, angenehme Atmosphäre schaffen
- Erwachsene: Injektion in den M. deltoideus
- Säuglinge und Kleinkinder: Injektion in den M. vastus lateralis
- Injektionsstelle desinfizieren und Desinfektionsmittel einwirken lassen
- Keine Impfflüssigkeit an Außenseite der Injektionskanüle!
- Bei intramuskulärer Injektion: Muskelwulst bilden, ohne dabei die desinfizierte Injektionsstelle zu berühren
- Rasches Durchstechen der Haut
- Kanüle wie eine Schreibfeder oder einen Dartpfeil zwischen Daumen und Zeigefinger halten
- Intramuskuläre Injektion: 90°-Winkel
- Subkutane Injektion: 45°-Winkel
- Kanüle ausreichend tief einführen
- Altersunabhängig ohne Aspiration [27]
- Impfflüssigkeit injizieren
- Sobald die Impfkanüle entfernt wurde, evtl. austretendes Blut oder Gewebeflüssigkeit mit einem Tupfer abwischen
- Impfkanüle im Abwurf entsorgen: „Never recap a needle!“
- Pflaster auf Injektionsstelle aufkleben
- Bei unmittelbarer Gabe eines 2. Impfstoffs: Prozedere an kontralateraler Extremität wiederholen
- Hände desinfizieren nach Patientenkontakt
An der Außenseite der Injektionskanüle darf sich keine Impfflüssigkeit befinden! Falls dies der Fall sein sollte, muss die Kanüle ausgetauscht werden!
Nach der Impfung
- Beobachten des Impflings: (Prä‑)Synkope rechtzeitig erkennen
- Symptome: Schwitzen, Blässe, Hör- und Sehstörungen (Ohrenrauschen, „Schwarz vor Augen“, Gefühl von eingeengtem „Tunnelblick“), Schwindel, Benommenheit, Parästhesien
- Therapie: Gefährdete Personen stützen, rechtzeitig flach hinlegen lassen, ggf. Beine anheben und Kopf tief lagern
- Dokumentation der Impfung
- Eintragen von Chargennummer, Handelsname, Impfdatum, Name der Krankheit sowie Stempel und Unterschrift der impfenden Person in
- Impfausweis, z.B. „Internationale Bescheinigungen über Impfungen und Impfbuch“
- Alternatives Dokumentationsformular bei fehlendem Impfausweis (siehe: Tipps & Links)
- Siehe auch: Impfpass
- Eintragen von Chargennummer, Handelsname, Impfdatum, Name der Krankheit sowie Stempel und Unterschrift der impfenden Person in
- Beratung des Impflings
- Am Tag der Impfung
- Starke körperliche Anstrengungen (Leistungssport) vermeiden
- (Übermäßigen) Konsum von Alkohol vermeiden
- Körperliche Schonung, bis evtl. Nebenwirkungen der Impfung sistieren
- Am Tag der Impfung
Delegierbarkeit von Impfungen [23]
- Nicht delegierbar: Anamnese, körperliche Untersuchung und Aufklärung
- Delegierbar : Durchführung subkutaner und intramuskulärer Injektionen
Internationaler Impfausweis (Impfpass)
Dokumentation
- Übersicht über alle bisher erfolgten Impfungen einer Person
- Vermeiden überflüssiger Impfungen
- Rechtzeitige Durchführung fälliger Impfungen
- Was muss immer aufgeführt werden?
- Chargennummer
- Bezeichnung des Impfstoffs (Handelsname)
- Impfdatum
- Krankheit, gegen die geimpft wird
- Außerdem immer: Ärztlicher Stempel und Unterschrift
Inhalt
- Gängige Reihenfolge des Inhalts
- Gelbfieberimpfung
- Impfungen für Säuglinge und Kinder
- Impfungen für Jugendliche
- Standardimpfungen für Erwachsene
- Impfungen gegen Influenza
- Indikations- und Reiseimpfungen
- Ergebnisse von Antikörperuntersuchungen (Hep. A und B, Röteln) und Tuberkulinproben
- Passive Immunisierungen
- Bestandteile eines Eintrags
- Chargenaufkleber (Vignetten): Enthalten Chargenbezeichnung, Handelsname , evtl. Hersteller und Dosis
- Angaben zum Impfenden (für Rückfragen): Ärztlicher Name und Stempel, Datum der Impfung
Gängige Abkürzungen von Impfungen und Handelsnamen
Abkürzung | Bedeutung | Beispiel für Handelsnamen |
---|---|---|
T | Tetanus | Tetanol pur® |
aP oder ap | Pertussis | Pac Mérieux® |
D oder d | Diphtherie | Diphtherie-Adsorbat-Impfstoff Behring |
DT oder Td | Td-pur® | |
DTaP oder Tdap | Boostrix® | |
IPV | Imovax Polio® | |
Tdap-IPV | Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis | Repevax® |
Td-IPV | Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis | Revaxis® |
Hib | Haemophilus influenzae Typ b | Act-Hib® |
DTaP-HepB-IPV + Hib | Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Hepatitis B, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b | Infanrix® hexa |
MMR | Priorix® | |
MMR-V | Priorix-Tetra® | |
FSME | Frühsommer-Meningoenzephalitis | Encepur® |
HPV | Humane Papillomaviren | Gardasil® 9 |
Unerwünschte Wirkungen von Impfungen
Impfreaktion (nicht meldepflichtig)
- Inzidenz: ca. 1:100
- Definition: Bemerkbare Reaktion des Körpers auf den Impfstoff
- Auftreten
- Bei Totimpfstoffen i.d.R. innerhalb der ersten 48–72 h
- Bei Lebendimpfstoffen i.d.R. nach 1–2 Wochen
- Dauer: ca. 1–3 Tage
- Symptome
- Lokale Rötung, Schwellung oder Schmerzhaftigkeit
- Fieber <39,5 °C (rektal)
- Kopf- und Gliederschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein, Übelkeit, Unruhe, regionale Lymphknotenschwellung
Moderne Impfstoffe unterliegen einem strengen Zulassungsverfahren und sind sehr gut verträglich. Komplikationen, die über die lokalen Impfreaktionen hinausgehen, sind daher äußerst selten!
Trotz des seltenen Auftretens bei modernen Impfstoffen muss in der Impfdokumentation immer auf das richtige Verhalten bei ungewöhnlichen Impfreaktionen hingewiesen werden! (§ 22 IfSG)
Impfkrankheit (nicht meldepflichtig)
- Definition: Abgeschwächter Verlauf einer Erkrankung nach Impfung mit einem Lebendimpfstoff (z.B. „Impfmasern“) [28]
- Auftreten: 1–4 Wochen nach Lebendimpfung
- Symptome: Die Symptome unterscheiden sich je nach Patient:in und Impfstoff und können der Erkrankung ähneln (z.B. Exanthem nach Masernimpfung); eine Übertragung des Impfvirus ist aber unwahrscheinlich
- Bei MMR-Impfung: Parotisschwellung, Arthralgien, erhöhte Temperatur und/oder flüchtiges Exanthem
- Bei Varizellenimpfung (bzw. MMRV): Ggf. flüchtiges Exanthem; Übertragung des Varizellen-Impfvirus durch Geimpfte (mit oder ohne Exanthem) an empfängliche Personen möglich
- Bei Rotavirusimpfung: Milde gastrointestinale Beschwerden
- Bei Influenza-Lebendimpfung: Leichte Grippesymptome; Übertragung des Impfvirus an empfängliche Personen möglich
Impfkomplikation (meldepflichtig)
- Inzidenz: ca. 1:1.000
- Definition: Eine über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion bzw. einer Impfkrankheit hinausgehende gesundheitliche Schädigung
- Beispiele
- Fieberkrampf
- Allergische Reaktionen (insb. gegen Hühnereiweiß) bis hin zum allergischen Schock (äußerst selten!)
- Symptome: Übelkeit, Exanthem, Hitzegefühl, geschwollene Augenlider, Schluckbeschwerden, Atemnot, Schwindel, Kreislaufversagen
- Therapie: Siehe Behandlungsschema bei Anaphylaxie
- Vermeidbare Komplikationen
- Aufgrund mangelhafter Impftechnik
- Versehentliche Injektion von i.m.-Impfstoffen ins subkutane Fettgewebe mit Entzündung, Granulombildung, reduzierter Impfwirkung
- Blutung, Verletzung eines Nerven
- Aufgrund mangelnder Hygiene: Entzündungen oder Abszesse
- Aufgrund mangelhafter Impftechnik
- Meldepflicht bei Impfkomplikationen
- Ärztliche Meldepflicht (namentlich und unverzüglich) an das Gesundheitsamt
- Vom Gesundheitsamt weitere Meldung in pseudonymisierter Form an die Bundesoberbehörde (Paul-Ehrlich-Institut) [29]
- Meldebogen siehe: Tipps & Links
- Siehe auch: Fachinformation des jeweiligen Impfstoffes
Impfschaden (namentliche Meldepflicht an das Gesundheitsamt)
- Inzidenz: ca. 1:1.000.000
- Definition: Gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die Impfung
- Versorgungsamt entschädigt Patient:innen mit Impfschaden nach „öffentlich empfohlenen“ Impfungen
Vorgehen bei V.a. eine über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung
- Namentliche Meldung an das Gesundheitsamt (Meldepflicht nach § 6 Abs. 1 Nr. 3 IfSG)
- Informieren von Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und ggf. Herstellern [30]
- Entnahme von Untersuchungsmaterialien zur weiteren Diagnostik (z.B. Blutserum oder Stuhlproben)
- Aufklärung über die gesetzlichen Bestimmungen zur Versorgung nach Impfschäden (§§ 60–64 IfSG)
Impfungen - Alphabetische Übersicht (A-H)
Steckbrief Impfungen A–H [16] | ||||
---|---|---|---|---|
Erkrankung | Impfstoff | Applikationsart | Zeitraum des Impfschutzes | Indikationen und Besonderheiten |
Cholera |
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| |
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| |||
COVID-19 |
|
|
| |
Denguevirus |
|
| ||
|
| |||
Diphtherie |
|
| ||
Frühsommer- (FSME) |
|
| ||
Gelbfieber |
|
| ||
(Hib) |
|
| ||
(HA) |
|
| ||
(HB) |
|
| ||
Herpes zoster (HZ) |
|
| ||
Humanes Papillomavirus (HPV) |
|
|
Impfungen - Alphabetische Übersicht (I-Z)
Steckbrief Impfungen I–Z [16] | ||||
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Erkrankung | Impfstoff | Applikationsart | Zeitraum des Impfschutzes | Indikationen und Besonderheiten |
Influenza |
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Japanische Enzephalitis |
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Masern |
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Pneumokokken |
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Pocken |
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Poliomyelitis |
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Röteln |
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Rotavirus (RV) |
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RS-Virus (RSV) |
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Tetanus |
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Tollwut |
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Varizellen |
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Besondere Impfindikationen
Neben den Standardimpfungen empfiehlt die STIKO Menschen in besonderen Lebensphasen oder beruflichen Situationen weitere Impfungen. Hierzu zählen:
Impfungen bei Kinderwunsch, in Schwangerschaft und Stillzeit
Impfziele [38][39]
- Infektionsschutz während der Schwangerschaft
- Erhöhtes Morbiditäts-/Mortalitätsrisiko in der Schwangerschaft
- Teratogenität
- Perinataler Infektionsschutz
- Hepatitis B
- Varizellen [42]
- Passiver Infektionsschutz des Kindes nach der Geburt
- Erkrankungen
- Mechanismus: Sog. Leihimmunität
Leihimmunität [40][46]
- Definition: Passive Immunität des Neugeborenen/Säuglings durch Transfer maternaler Antikörper über die Plazenta (IgG) oder Muttermilch (überwiegend IgA )
- Synonym: Nestschutz
- Bedeutung: Passiver Schutz des (physiologisch) unreifen Immunsystems im Neugeborenen- /frühen Säuglingsalter
- Wesentliche Einflussfaktoren
- Vorliegen und Ausmaß der mütterlichen Immunität
- Für diaplazentaren Transfer: Gestationsalter
- Dauer des plazentaren Nestschutzes: Erste Lebensmonate
- Mögliche negative Auswirkungen: Sog. Blunting
- Definition: Verminderte Immunogenität der Säuglingsimpfungen aufgrund vorhandener Leihimmunität
- Dauer: Bis zu ca. 6(–12) Monate
- Folgen
- Klinische Bedeutung überwiegend unklar, Vorteile der Leihimmunität überwiegen
- Keine signifikanten Auswirkungen nach Abschluss der Grundimmunisierung nachweisbar
STIKO-Impfempfehlungen
STIKO-Impfempfehlungen für Frauen im gebärfähigen Alter / mit Kinderwunsch
STIKO-Impfempfehlungen für Schwangere
- Schwangerschaftsunabhängige Impfungen [7]
- Indizierte Impfungen nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung
- Totimpfstoffe gelten als sicher für Schwangere und Fetus
- Durchführung
- Möglichst ab 2. Trimenon
- Ausführliche Aufklärung und Dokumentation der Einwilligung empfehlenswert
- Generell kontraindiziert: Lebendimpfstoffe [47]
- Ausnahme: Gelbfieber-Impfung (Reiseimpfung) nach Einzelfallentscheidung [48]
- Spezielle Impfempfehlungen in der Schwangerschaft [39]
- Grippe-Impfung: Ab 2. Trimenon [49][50]
- Bei prädisponierenden Vorerkrankungen: Im 1. Trimenon [51][52]
- Impfziele: Infektionsschutz der Schwangeren und passiver Schutz des Kindes nach der Geburt (s.o.)
- Siehe auch: Influenza-Impfung, Influenza-Impfstoffe
- Pertussis-Impfung: Zu Beginn des 3. Trimenons (als Tdap-Impfung) [43][51][52]
- Bei erhöhtem Risiko für drohende Frühgeburt: Im 2. Trimenon
- Impfziel: Passiver Infektionsschutz des Kindes nach der Geburt (s.o.)
- Beachte: Impfempfehlung auch für enge Kontaktpersonen Neugeborener mit letzter Pertussis-Impfung vor ≥10 Jahren (als Tdap-Impfung ≥4 Wochen vor dem Geburtstermin)
- Siehe auch: Pertussis-Impfung, Pertussis-Impfstoffe
- RSV-Impfung: Ab 32+0 SSW (Empfehlung der DGGG) [53]
- Beachte: Keine STIKO-Empfehlung
- Zur Empfehlung der Sächsischen Impfkommission siehe: SIKO
- Siehe auch: RSV-Impfung, RSV-Impfstoffe
- COVID-19-Impfung: Bei unvollständiger SARS-CoV-2-Basisimmunität
- Impfziele: Infektionsschutz der Schwangeren und passiver Schutz des Kindes nach der Geburt
- Siehe auch: COVID-19-STIKO-Impfempfehlungen, COVID-19-Impfstoffe
- Grippe-Impfung: Ab 2. Trimenon [49][50]
Engen Kontaktpersonen Neugeborener sollte eine Pertussis-Impfung empfohlen werden (≥4 Wochen vor dem Geburtstermin), falls die letzte Auffrischungsimpfung ≥10 Jahre zurückliegt!
Die Anwendung von Lebendimpfstoffen ist in der Schwangerschaft kontraindiziert! Eine akzidentelle Lebendimpfung in der Schwangerschaft ist jedoch keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch!
STIKO-Impfempfehlungen für Stillende [7][39]
- Allgemeine Empfehlungen: Standardimpfungen uneingeschränkt möglich
- Siehe auch: STIKO-Impfkalender
- Kontraindiziert
- Denguefieber-Impfung
- Bei gestilltem Säugling <6 Monate: Gelbfieber-Impfung
- Spezielle Impfempfehlungen in der Stillzeit
- Pertussis: Falls keine Impfung in der Schwangerschaft erfolgte [43]
- Siehe auch: Pertussis-Impfstoffe
- COVID-19: Bei unvollständiger Basisimmunität [13]
- Siehe auch: COVID-19-STIKO-Impfempfehlungen
- Röteln: Bei unvollständiger oder fehlender Impfung bzw. negativer Serologie während der Schwangerschaft
- Siehe: Röteln-Impfstoff
- Pertussis: Falls keine Impfung in der Schwangerschaft erfolgte [43]
Beruflich indizierte Impfungen für Gesundheitspersonal
- Bedeutung [54]
- Individueller Schutz (Infektionsschutz bei erhöhtem Expositionsrisiko)
- Drittschutz für Patient:innen (Schutz vor Transmission)
- Zielgruppe: Personal von Einrichtungen des Gesundheitswesens mit
- Patientenkontakt und/oder
- Kontakt zu potenziell infektiösem Material
Impfempfehlungen für Gesundheitspersonal [54]
Auch Gesundheitspersonal sollte die Standardimpfungen gemäß aktueller STIKO-Empfehlungen durchführen lassen (siehe: STIKO-Impfkalender). Darüber hinaus gelten berufsspezifische Empfehlungen für Indikationsimpfungen, die hier dargestellt sind.
- Generelle Impfempfehlungen für Gesundheitspersonal
- Pertussis (siehe: Pertussis-Impfung)
- Hepatitis A (siehe: Hepatitis-A-Impfung)
- Hepatitis B (siehe: Hepatitis-B-Impfung)
- Influenza (siehe: Influenza-Impfung)
- COVID-19 (siehe: COVID-19-Impfung)
- Spezielle Indikationen
-
Varizellen: Seronegatives Gesundheitspersonal (siehe: Varizellen-Impfung)
- Daher bei unklarem Immunstatus serologische Kontrolle [55]
- Meningokokken: Bei Laborpersonal mit Expositionsrisiko (siehe: Meningokokken-Impfung)
- Poliomyelitis: Bei Gesundheits- und Laborpersonal mit Expositionsrisiko (siehe: Poliomyelitis-Impfung)
-
Varizellen: Seronegatives Gesundheitspersonal (siehe: Varizellen-Impfung)
Impfpflicht für Gesundheitspersonal [56]
- Masern-Impfung für nach 1970 geborenes Gesundheitspersonal , siehe auch: Masern-Impfpflicht
Reiseimpfungen Übersicht
- Indikation: Reisemedizinische Indikation abhängig vom Reiseziel und ggf. den Reisebedingungen
- Länderspezifische Empfehlungen: Siehe Ländertabelle der STIKO/DTG [48]
- Siehe auch: DTG/StAR: Reiseimpfungen – Hinweise und Empfehlungen (2023)
Reiseimpfungen [39][48] | ||||
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Impfung | Typisches Vorkommen | Empfehlungen für Reiseimpfungen (STIKO, DTG ) | Weiterführende Inhalte | DTG/StAR: Reiseimpfungen |
Cholera |
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Denguefieber |
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FSME |
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Gelbfieber |
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Hepatitis A |
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Hepatitis B |
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Japanische Enzephalitis |
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Meningokokken (ACWY) |
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Poliomyelitis |
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Tollwut |
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Typhus |
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Weitere reisemedizinisch relevante Impfungen |
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