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Eisenmangel

Letzte Aktualisierung: 5.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Eisenmangel ist weltweit die häufigste Mangelerkrankung des Menschen. Die Ursachen für den Mangelzustand können sehr unterschiedlich sein, wobei verstärkte Menstruationsblutungen und Mangelernährung die häufigsten Gründe darstellen. Da die Resorption von Eisen im Darm im Mangelzustand nur minimal gesteigert werden kann, ist auch nach Diagnosestellung ein chronischer langwieriger Verlauf nicht selten.

Klinisch kann ein Eisenmangel in eine Eisenmangelanämie übergehen und mit spezifischen Veränderungen (Mundwinkelrhagaden, Nagel- und Haarveränderungen) einhergehen. Die Eisenmangelanämie ist in der Regel hypochrom und mikrozytär. Differenzialdiagnostisch ist die Bestimmung von Ferritin entscheidend, da ein vermindertes Ferritin praktisch beweisend für einen Eisenmangel ist. Ein erhöhtes Ferritin schließt aber eine Eisenmangelanämie nicht aus, da es als Akute-Phase-Protein bei Entzündungsprozessen erhöht sein kann und einen Mangel dadurch kaschiert.

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Definitiontoggle arrow icon

Der Eisenmangel kann je nach Ausprägung in 3 Stadien unterteilt werden:

  • Eisenmangel: Verminderung des Gesamtkörpereisens
  • Eisendefizitäre Erythropoese (funktioneller Eisenmangel): Minderversorgung der Erythrozytenvorläufer im Knochenmark bei noch normwertigen Hämoglobinwerten
  • Eisenmangelanämie: Anämie aufgrund eines verminderten Gesamtkörpereisens
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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Geschlecht: > (5:1)
  • Häufigkeit
    • Eisenmangel: Weltweit häufigste Mangelerkrankung des Menschen
    • Eisenmangelanämie: Häufigste Anämieform (80%)
    • Prävalenz in Europa: 5–10%
    • Prävalenz bei Frauen im gebärfähigen Alter: 20%
  • Vorkommen: Nach dem Ernährungsbericht der WHO leiden über zwei Milliarden(!) Menschen weltweit an einem Eisenmangel
  • Risikogruppen
    • Frauen im gebärfähigen Alter
    • Säuglinge
    • Kleinkinder

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Eisenmangel kann in der einfachsten Form aus einer negativen Eisenbilanz resultieren. Die Eisenaufnahme reicht für den Bedarf nicht aus (mangelhafte Zufuhr oder Resorption) bzw. die Eisenverluste sind höher als die Eisenaufnahme (Blutung).

Mangelhafte Eisenaufnahme

Eisenverluste durch Blutungen

Eisenverwertungsstörung (Anämie des chronisch Kranken)

Insb. bei komplexeren Formen der Eisenmangelanämie spielen Hepcidin-vermittelte Prozesse eine Rolle, die durch eine Verwertungsstörung des Speichereisens bzw. eine gehemmte Eisenresorption charakterisiert sind.

Neben einer Eisenbilanzstörung spielen insb. bei chronisch Kranken Eisenverwertungsstörungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Eisenmangelanämien!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Enterale Eisenaufnahme
    • Eisen kommt sowohl zweiwertig (Fe2+) als auch dreiwertig (Fe3+) vor
    • Resorption fast ausschließlich in Form von zweiwertigem Eisen (Fe2+)
      • Gleichzeitige orale Aufnahme von Vitamin C (Antioxidans) → Fe2+-Resorption↑
    • Ein Großteil des oral aufgenommenen Eisens wird daher unverändert über den Stuhl ausgeschieden
  • Regulation des Eisenhaushaltes
  • Eisenresorption
    • Bei gefüllten Eisenspeichern: Resorption von 5–10%
    • Bei Eisenmangel: Resorptionssteigerung nur auf 20–30% möglich
  • Eisenmangelanämie

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Symptomatiktoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

Diagnosesicherung bei Verdacht auf Eisenmangel

Normwerte der Eisenstoffwechselparameter

Laborparameter Normalwert
Ferritin
  • 30–100 ng/mL
Transferrinsättigung
  • 20–45%
sTfR
  • 0,8–2,2 mg/L
Retikulozyten-Hb
  • ≥29 pg
Zinkprotoporphyrin
  • <40 μmol/mol

Im Anfangsstadium einer Eisenmangelanämie können die Erythrozytenzahlen noch normwertig sein!

Eine Erhöhung des Ferritins schließt eine Eisenmangelanämie nicht aus. Bei gleichzeitiger chronischer Entzündung kann der Parameter erhöht sein!

Das Serumeisen ist ein wenig spezifischer Marker und unterliegt zirkadianen Schwankungen. Seine Bestimmung ist in der Diagnostik der Eisenmangelanämie obsolet!

Eine Ferritin-Erniedrigung bei erniedrigter Hämoglobinkonzentration ist für eine Eisenmangelanämie praktisch beweisend!

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Befundkonstellationen des Eisenmangels nach Stadientoggle arrow icon

Befund im Labor Befund im Knochenmark
Speichereisenmangel
Eisendefizitäre Erythropoese

Manifeste Eisenmangelanämie

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Differenzialdiagnosen und Sonderformen der Eisenmangelanämietoggle arrow icon

Differenzialdiagnostik der hypo- und normochromen Anämien [2]

Eisenmangel Anämie des chronisch Kranken (ACD) Thalassämie Myelodysplastisches Syndrom
Ferritin ↔︎ bzw. ↑ ↔︎ bzw. ↑ ↔︎ bzw. ↑
Eisen (↓) (↓) (↑) (↑)
Transferrin-Sättigung ↔︎ bzw. ↓ ↔︎ bzw. ↑
sTfR ↔︎ ↔︎ bzw. ↑

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Abklärung eines Eisenverlustestoggle arrow icon

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Therapietoggle arrow icon

Die Therapie des Eisenmangels sollte einerseits die Behandlung der Ursache des Eisenmangels und andererseits die medikamentöse Eisensubstitution mit einschließen.

Kausale Therapie

  • Therapie der Grunderkrankung, z.B.
  • Ggf. Umstellung auf eisenhaltigere Ernährung bei voriger eisenarmer Diät

Ohne eine Abklärung der Ursachen sollte nicht wiederholt Eisen substituiert werden!

Eisenreiche Ernährung

  • Eisenbedarf: 10 () bzw. 15 mg/Tag ()
  • Besonders eisenhaltige Nahrungsmittel (auszugsweise): Diese Nahrungsmittel können Patient:innen additiv zu ihrer bisherigen Diät empfohlen werden, wenn sie sich bewusst eisenreich ernähren möchten
    • Tierische Erzeugnisse (Menge in Gramm, um den Tagesbedarf zu decken)
      • Kalbsleber (200 g)
      • Blutwurst (50–100 g)
      • Rind- und Schweinefleisch (700–1000 g)
    • Pflanzliche Erzeugnisse (Menge in Gramm, um den Tagesbedarf zu decken)
      • Weizenkleie (100 g)
      • Getrocknete Sojabohnen, Kichererbsen oder Linsen (200 g)
      • Vollkornbrot (350 g)

Die ausreichende Deckung des Eisenbedarfs kann nicht alleine durch ein einzelnes Nahrungsmittel erfolgen – auf eine ausgewogene Mischung kommt es an!

Indikationen zur Eisensubstitution

Berechnung des Eisenbedarfs

  • Formel zur Berechnung des Eisenbedarfs: Eisenbedarf (mg) = Hb-Defizit × 200 + Speichereisen (250 mg)
    • Beispiel: Eine Patientin mit einem Hb von 9 g/dL hat ein Hb-Defizit von 3 (Sollwert 12 g/dL). 3 x 200 + 250 = 850. Ihr Eisenbedarf beträgt daher insgesamt 850 mg.

Bei Erwachsenen ist ein Eisenmangel i.d.R. durch eine intravenöse Substitution von 1000–2000 mg Eisen ausgleichbar!

Orale Eisensubstitution

  • Präparate
    • Zweiwertiges Eisen (Fe2+, meist als Eisen(II)glycinsulfat) als Tabletten, Kapseln oder Tropfen zubereitet
    • Alternativ : Dreiwertiges Eisen
    • Durchführung
      • Nüchterneinnahme oder Einnahme mit 30-60 Minuten Abstand zur Mahlzeit empfohlen (größere Bioverfügbarkeit)
      • Werden die Präparate nach einwöchiger Einnahme auf nüchternen Magen noch immer schlecht vertragen, kann eine Einnahme 2 Stunden nach dem Abendessen versucht werden
      • Ggf. kann auch eine Gabe alle 2 Tage die Verträglichkeit und Resorption verbessern [3]
  • Formel zur Berechnung der erforderlichen oralen Eisengabe: Orale Eisengabe (mg) = Eisenbedarf (mg) x 10
  • Nebenwirkungen
  • Wechselwirkungen: Verringerte Resorption bei gleichzeitiger Einnahme
    • bestimmter Nahrungsmittel, z.B. Kaffee, Tee, Milch, Käse, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte
      • Phosphatreiche Lebensmittel
        • Insb. industriell hergestellte Fertigprodukte und Fast-Food-Zubereitungen
        • Vielzahl an Fleisch-, Milch-, und Käseprodukten
        • Nüsse und Kerne von Sonnenblumen und Kürbis
      • Oxalatreiche Lebensmittel: Insb. Spinat, Mangold, Rhabarber und Rote Beete
    • von Medikamenten: Insb. Antazida und PPI hemmen die Eisenaufnahme
  • Dauer der Einnahme: Nach Normalisierung des Hb-Wertes Fortführung der Einnahme für 3–6 Monate (zum Auffüllen des Eisenspeichers )

Parenterale Eisensubstitution (i.v.)

Indikation und Therapiehinweise

Präparate: Dreiwertiges Eisen (Fe3+)

  • Mittel der Wahl :Eisencarboxymaltose (Ferinject®)
    • Applikation i.d.R. durch Infusion einer verdünnten Lösung
    • Verdünnungsschemata und Mindestinfusionsdauer
      • 2–4 mL (≙ 100–200 mg Eisen) auf max. 50 mL NaCl 0,9%, keine vorgeschriebene Mindestinfusionsdauer
      • 4–10 mL (≙ 200–500 mg Eisen) auf max. 100 mL NaCl 0,9%, Mindestinfusionsdauer 6 min
      • 10–20 mL (≙ 500–1.000 mg Eisen) auf max. 250 mL NaCl 0,9%, Mindestinfusionsdauer 15 min
  • Weitere dextranfreie Präparate : Eisen(III)-Sucrose (Venofer®, FerMed®) , Eisen(III)-Gluconat (Ferrlecit®)
  • Dextranhaltige Präparate : Eisenderisomaltose (Monofer®), Eisenhydroxiddextran (CosmoFer®)

Bei Gabe von Eisenpräparaten ist bezüglich Höchstdosierungen, Intervall zwischen einzelnen Gaben und Infusionsmodalitäten die jeweilige Fachinformation zu beachten!

Eisensubstitution - Therapiekontrolle und Therapieziele

  • Nach 2 Wochen: Bestimmung von Retikulozyten und Hb
    • Anstieg der Retikulozyten schon nach 1 Woche
    • Ursachen fehlenden Ansprechens
      • Mangelnde Therapieadhärenz bei oraler Gabe
      • Ursache des Eisenmangels nicht behoben (Resorptionsstörung bei oraler Gabe, chronische Blutung)
      • Vorliegen einer anderen Anämieform (Eisenmangelanämie war Fehldiagnose) → Ggf. weitere Diagnostik einleiten
  • Nach 4 Wochen: Angestrebter Anstieg des Hb um 2 g/dL
  • Vierwöchentlich: Weitere Kontrollen bis zur Normalisierung des Hb
  • 4 Wochen nach letzter Eiseneinnahme: Beurteilung der Eisenspeicher, Ferritinzielwert: 100 μg/L
  • Alle 3 Monate: Kontrolle von Blutbild und Ferritin für ca. 1 Jahr
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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Eisensubstitution in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft besteht ein erhöhter Eisenbedarf, der über die Ernährung häufig nur unzureichend gedeckt wird. Daher erfolgt oftmals eine prophylaktische Eisensubstitution .

Die Diagnose und Therapie eines Eisenmangels in der Schwangerschaft senkt maternale und fetale Risiken im Schwangerschaftsverlauf!

Eisensubstitution bei chronisch-entzündlicher Darmerkrankung

  • Therapieprinzip: Eisenmangel kommt bei bis zu ⅔ der Personenmit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vor; eine Mangel- bzw. Anämiesymptomatik schränkt die Lebensqualität Betroffener Patienten ein und sollte daher ausgeglichen werden
  • Indikation: Für den Nachweis eines Eisenmangels ist die entzündliche Aktivität der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung zu beachten; eine Anämie muss nicht vorliegen
    • Bei entzündlicher Aktivität: Ferritin <100 ng/mL
    • Ohne entzündliche Aktivität: Ferritin <30 ng/mL
  • Durchführung
  • Therapieziel: Normalisierung der Eisenstoffwechselparameter

Eisensubstitution bei chronischer Herzinsuffizienz

Eisensubstitution bei chronischer Niereninsuffizienz

Eisensubstitution bei Tumoranämie

Eisensubstitution bei präoperativer Anämie [7][8]

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Eisensubstitution: Studienerkenntnisse und offene Fragen (Juli 2020)

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Eisenmangel und Eisenmangelanämie

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In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Eisenmangelanämie

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • D50.-: Eisenmangelanämie
  • E61.-: Mangel an sonstigen Spurenelementen
    • E61.1: Eisenmangel
    • Exklusive: Eisenmangelanämie (D50.‑)

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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