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Diagnostik in der Gynäkologie

Letzte Aktualisierung: 10.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die allgemeine Untersuchung in der Gynäkologie umfasst die Inspektion der Vulva, gefolgt von der Spekulumeinstellung zur Beurteilung der Vagina und der Portio, bei der zytologische und/oder mikrobiologische Abstriche entnommen werden können. Anschließend wird eine bimanuelle Tastuntersuchung durchgeführt. Eine Transvaginalsonografie, ggf. ergänzt durch einen abdominalen Ultraschall, folgt insb. bei Patientinnen mit Unterbauchschmerzen zur Beurteilung des inneren Genitales. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, diese allgemeine gynäkologische Untersuchung bei Patientinnen mit Unterleibsbeschwerden bzw. Blutungsanomalien jedweder Art durchzuführen. Durch das Einhalten dieser einfachen „Routine“ werden auch unwahrscheinliche Diagnosen im häufig eng getakteten Alltag nicht übersehen.

Je nach erhobenen Befunden und weiterer Fragestellung kann die Diagnostik um Laboruntersuchungen, invasive Untersuchungen (bspw. Hysteroskopie und fraktionierte Abrasio) oder um radiologische Verfahren (bspw. Mammografie, Mammasonografie, MRT/CT-Abdomen/Becken) ergänzt werden.

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Gynäkologische Anamnesetoggle arrow icon

Die Anamneseerhebung sollte individuell und zielgerichtet erfolgen. Sie kann je nach Symptomatik bzw. Anliegen, Alter der Patientin und Vorgeschichte erheblich variieren.

  • Basisanamnese: Vorstellungsgrund und aktuelles Anliegen
    • Routinevorstellung vs. Akut- bzw. Notfallvorstellung
    • Eigenständiger Bericht der Patientin über die aktuelle Situation
    • 1. Tag der letzten Menstruation
    • Zusätzlich bei neuen Patientinnen
  • Symptomorientierte Anamnese: Variiert je nach Vorstellungsgrund
  • Allgemeine Anamnese: Medikamente, Begleiterkrankungen (insb. gynäkologische Vorerkrankungen), Voroperationen, Tabakrauchen, Alkohol- und Drogenkonsum, Sozialanamnese, Familienanamnese (insb. familiäre Belastung bei Karzinomen)
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Gynäkologische Untersuchungtoggle arrow icon

Hinweise zur gynäkologischen Untersuchung

Bei der gynäkologischen Untersuchung sollten grundsätzlich einige Dinge beachtet werden:

  • Vor der apparativen Diagnostik sollte stets eine kurze, gynäkologische Anamnese erfolgen
  • Eine Assistenz ist je nach durchgeführter gynäkologischer Untersuchung sinnvoll
  • Die Untersuchung sollte idealerweise bei leerer Harnblase erfolgen
  • Mögliche Keimverschleppung bei vaginaler Tastuntersuchung oder Transvaginalsonografie bedenken
    • Vor jeder Untersuchung ist also zu überprüfen, ob diese einen diagnostischen Mehrwert hat oder vielleicht sogar kontraindiziert ist
  • Für weitere Informationen u.a. bzgl. der Organisation und Gestaltung einer respektvollen gynäkologischen Untersuchung sowie der Kommunikation mit Patientinnen siehe: Leitfaden für die gynäkologische Unterleibsuntersuchung (unter Tipps & Links)

Allgemeine gynäkologische Untersuchung

Eine gynäkologische Untersuchung (bspw. im Rahmen einer notfallmäßigen Vorstellung im Krankenhaus bei Patientinnen mit Beschwerden) sollte i.d.R. folgende Komponenten beinhalten:

Differenzialdiagnosen gynäkologische Unterbauchschmerzen (Auswahl)

Gynäkologische Krebsvorsorge [1]

Die jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung ist ab dem Alter von 20 Jahren empfohlen. Sie sollte jährlich stattfinden und umfasst folgende Untersuchungsschritte:

Die Zervixkarzinom-Früherkennung (Pap-Abstrich oder Ko-Test) muss zwingend VOR der vaginalen Tastuntersuchung erfolgen, da eine Manipulation der Zervix den zytologischen Befund verfälschen kann!

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Spekulumeinstellungtoggle arrow icon

Die Spekulumeinstellung gehört zu den Standarduntersuchungen in der Gynäkologie. Sie ermöglicht die Inspektion der gesamten Vagina bis hin zum hinteren Vaginalgewölbe inklusive der Portio durch Anhebung bzw. Absenkung der Vaginalwände.

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Abstrichdiagnostiktoggle arrow icon

Pap-Abstrich [3]

  • Ziel: Detektion bzw. Beurteilung des Schweregrades präkanzeröser Veränderungen
  • Indikation
  • Voraussetzungen
    • Sorgfältige Entnahmetechnik (für hohe Spezifität entscheidend)
    • Keine Manipulation der Portio für mind. 24 h vor Abstrichentnahme
  • Durchführung
    • Konventionelle Methode
      1. Abstrich von der Portiooberfläche (insb. von eventuellen suspekten Arealen und/oder der Transformationszone), i.d.R. mit Holzspatel
      2. Abstrich aus dem Zervikalkanal, i.d.R. mit Zyto-Bürstchen
      3. Gleichmäßiger und dünner Ausstrich auf einem Objektträger
      4. Sofortige Fixierung in hochprozentigem Alkohol (alternativ: Fixationsspray) → Zunächst keine Lufttrocknung!
      5. Anschließend Färbung nach Papanicolaou
      6. Nach mind. 15 min und max. 7 Tagen: Beurteilung anhand der Münchner Nomenklatur III
    • Alternative Methode: Dünnschichtzytologie : Anstatt des Ausstrichs auf dem Objektträger werden die Zellen in ein Röhrchen mit Fixierlösung übertragen
  • Beurteilung
    • Allgemeine Kriterien
      • Kernmorphologie (z.B. polymorph- oder mehrkernig, Mitosefiguren, Chromatinveränderungen)
      • Auffälligkeiten im Zytoplasma (z.B. Vakuolen, Anisozytose)
      • Verschiebung der Kern-Plasma-Relation (großer Kern mit geringem Plasmasaum)
    • Physiologisches Zellmuster: Vorkommen von Parabasalzellen, Intermediärzellen, Superfizialzellen (östrogenabhängige Proliferation)
    • Mögliche suspekte/pathologische Befunde
  • Zusätzlich mögliche Diagnostik: HPV-Test (siehe auch: HPV-Diagnostik in der Zervixkarzinom-Prävention)

Die Portio uteri darf nicht unmittelbar vorher berührt worden sein, deswegen sollte die Palpation erst nach(!) der Abstrichentnahme erfolgen!

Zytologischer Befund: Beurteilung nach der Münchner Nomenklatur III [4][5][6][7]

Klassifikation nach Münchner Nomenklatur III und therapeutische Konsequenzen [4] Klassifikation nach dem Bethesda-System [4][6]
Klassifikation Bedeutung Zytologischer Befund Konsequenz [4][7] Zytologischer Befund
Pap 0

Material nicht ausreichend für Befundung

  • Nicht möglich
  • Wiederholung des Abstrichs
  • Unsatisfactory for evaluation
Pap I Physiologischer Befund
  • Unauffälliger Befund
  • NILM (negative for intraepithelial lesion or malignancy
Pap II

Physiologischer Befund mit Einschränkung und grenzwertig auffälligem zytologischen Befund

  • Pap II-e: Endometriumzellen bei Patientinnenalter >40 J.
  • Nach Münchner-Nomenklatur III: Klinische Kontrolle unter Einbezug der Risikoanamnese und Klinik
  • Pap II-g: Veränderte zervikale Drüsenzellen
  • AGC-NOS (atypical glandular cells not otherwise specified)
  • Pap II-p: Geringgradig kernveränderte Plattenepithelzellen (<CIN 1)
  • ASC-US (atypical squamous cells of undetermined significance)
Pap III Unklarer Befund
  • AGC (atypical glandular cells) – endocervical favor neoplastic
  • Pap III-x: Zweifelhafte Drüsenzellen unklaren Ursprungs
  • AGC (atypical glandular cells) – favor neoplastic
  • ASC-H (atypical squamous cells – cannot exclude HSIL)
Pap IIID

Dysplasie mit größerer Neigung zur Rückbildung

Pap IV

Karzinomvorstufe

Pap V

Malignom

Zusatzbezeichnungen

Vaginale Erregerdiagnostik

Nativpräparat

Weiterer Erregernachweis

pH-Wert-Messung aus dem vaginalen Fluor

Pilze können sich auch bei physiologischem sauren pH-Wert vermehren. Ein normaler pH-Wert schließt eine Pilzinfektion der Vagina nicht aus!

HPV-Diagnostik

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Gynäkologische Tastuntersuchungtoggle arrow icon

Vaginale und rektale Tastuntersuchung

Aus hygienischen Gründen sollte stets zuerst die vaginale bzw. bimanuelle Tastuntersuchung erfolgen, bevor eine rektale Untersuchung vorgenommen wird.

Vaginale Austastung

Bimanuelle Austastung

Die bimanuelle Palpation findet direkt im Anschluss an die vaginale Austastung statt, da lediglich die zweite Hand dazu genommen werden muss.

  • Ziel: Beurteilung von Uterus und Adnexe
  • Durchführung
    • Prinzip: „Innere Hand“ bringt die zu palpierenden Organe (Uterus bzw. Adnexe) näher an die Bauchdecke und damit an die „äußere Hand
    • Uteruspalpation: Finger der „inneren Hand“ heben die Zervix an, wodurch die „äußere Hand“ den (anteflektierten) Uterus umgreifen und die Hinterwand austasten kann (bei Normalgewicht)
      • Größe des Uterus: Physiologisch 8 cm lang und 3 cm breit
    • Adnexpalpation: Finger der „innere Hand“ üben über das laterale Vaginalgewölbe leichten Druck Richtung kranioventral aus, wodurch die Adnexe mit der „äußeren Hand“ ertastet werden können
      • Ohne pathologische Veränderungen kaum tastbar
  • Physiologische Befundbeschreibung
    • Uterus normal groß, antevertiert/anteflektiert bzw. retrovertiert/flektiert ohne Portioschiebeschmerz und im Becken mobil
    • Adnexregionen palpatorisch frei von Resistenzen und Druckschmerz
    • Abdomen weich, keine Abwehrspannung

Rektale und rektovaginale Austastung

  • Ziel: Palpation von Uterusrückseite, Parametrien, Douglas-Raum (kranial) und Septum rectovaginale
    • Erkennung pathologischer Raumforderungen und Einschätzung von Ausdehnung und Infiltration (auch von Anus oder Rektum!)
    • Senkungsbeschwerden
  • Durchführung
    • Rektale Austastung: I.d.R. mit einem Finger (Zeigefinger), unter Zuhilfenahme von Gleitgel
    • Rektovaginale Austastung: I.d.R mit zwei Fingern (Zeigefinger intravaginal, Mittelfinger rektal)
  • Physiologische Befundbeschreibung
    • Rektumschleimhaut allseits glatt bis ca. x cm ab ano
    • Keine Raumforderung, kein Blut

Inspektion und Palpation der Mammae

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Sonografietoggle arrow icon

Vaginale Sonografie

Die vaginale Sonografie ist Mittel der ersten Wahl zur Beurteilung des inneren weiblichen Genitales.

Die Unterscheidung eines benignen und eines malignen Befundes ist in der Sonografie manchmal schwierig! Für Adnexbefunde können die IOTA-Kriterien zur Beurteilung der Dignität von Ovarialtumoren zur Diagnostik eingesetzt werden. Zur sicheren Diagnosestellung bedarf es einer histopathologischen Abklärung.

Abdominelle Sonografie

Die abdominelle Sonografie ist in der Gynäkologie die schnellste Methode zur Beurteilung des Abdomens. Sie ist der Transvaginalsonografie in der Beurteilung des inneren Genitales jedoch weit unterlegen.

Bei gefüllter Harnblase gelingt die transabdominelle Darstellung des inneren Genitales aufgrund der geringeren Schallauslöschung häufig besser!

Kontrastmittelsonografie

  • Indikation
    • Anatomische Anomalien
    • Zur besseren Beurteilung von Prozessen im Cavum uteri (Polypen, Myome, Malignome)
    • Fertilitätsdiagnostik: Tubendurchgängigkeit
  • Durchführung
    • Mittels eines Katheters wird eine hyperechogene Flüssigkeit oder ein hyperechogenes Gel unter leichtem Druck über die Zervix in das Cavum uteri eingebracht
    • In der gleichzeitig durchgeführten Sonografie lassen sich nun das Cavum uteri und evtl. auffällige Befunde besser voneinander abgrenzen
    • Ist die Zervix abgedichtet (Ballonkatheter), so ist ein sonografisch darstellbarer Austritt von Flüssigkeit in den Douglas-Raum beweisend für die Durchgängigkeit zumindest eines Eileiters

Sonografie der Mammae und der Axillae

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Kolposkopietoggle arrow icon

Die Kolposkopie bedeutet dem Wort nach „Betrachtung der Vagina“. Mit einer Vergrößerungsoptik (4–40-fach) können hierbei die Vulva (Vulvoskopie), die Vagina und die Portio inspiziert werden. In der alltäglichen Praxis ist mit dem Begriff allerdings häufig die isolierte und differenzierte Betrachtung der Portio gemeint („Differenzialkolposkopie“).

Differenzialkolposkopie

  • Definition: Kolposkopische Darstellung und Beurteilung der Portio mithilfe eines Spekulums unter Lupenvergrößerung (4- bis 40-fach) mit Durchführung spezifischer Tests
  • Prinzip: Inspektion mit dem Kolposkop mit Durchführung

Spezifische Tests zur Detektion entarteter Zellen

  • Essigsäureprobe: Betupfen der Portio unter Sicht mit einer 3–5%-igen Essigsäurelösung
    • Bedeutung: Weißfärbung (essigweißes Epithel) gibt Hinweise auf Lokalisation und Ausprägung von möglicherweise dysplastischem Epithel [9]
  • Schiller-Iod-Probe: Betupfen der Portio unter Sicht mit einer 3%-igen Kalium-Iodid-Lösung
    • Iod-positive Bereiche: Iod wird von den glykogenhaltigen Plattenepithelzellen aufgenommen und gespeichert → braun gefärbte Zellen
    • Iod-negative Bereiche: Die weiter endozervikal liegenden Drüsenepithelzellen (physiologisch) sowie weniger differenzierte, möglicherweise dysplastische Zellen enthalten wenig bis gar kein Glykogen → wenig bis gar keine angefärbten Zellen
    • Bedeutung: Die unterschiedliche Braunfärbung kann Hinweise auf die Lokalisation und Ausprägung möglicher dysplastischer Epithelzellen geben

Portio-PE (Probeentnahme)

Gutartige Befunde [4]

Normalbefund oder gutartige Befunde, bei denen keine weitere Abklärung erforderlich ist, sind z.B.:

Auffällige Befunde [4]

Zu den auffälligen Befunden, die weiterer Beobachtung, Abklärung oder Therapie bedürfen, gehören:

Minor und Major Changes in der Kolposkopie [12]

Minor Changes müssen lediglich kontrolliert werden. Bei Major Changes ist eine Differenzialkolposkopie indiziert.

Minor Changes Major Changes
  • Intensives, essigweißes Epithel
  • Grobes Mosaik, grobe Punktierung
  • Stark sichtbare, „klaffende“ Drüsenausführungsgänge
  • Scharfe Grenzen
  • Inner Border Sign , Ridge Sign
  • Schnelle Essigsäurewirkung

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Senologische Diagnostiktoggle arrow icon

Inspektion und Palpation der Mammae

Die Inspektion und Palpation der Mammae und der Lymphabflusswege sollten im Rahmen der gynäkologischen Krebsvorsorge ab 30 Jahren erfolgen [13]

  • Untersuchungsprinzip
    • I.d.R. an der stehenden Patientin mit vollständig entkleidetem Oberkörper
      • Ggf. zusätzlich im Liegen [14]
    • Drei Untersuchungsschritte
      1. Untersuchung bei locker herabhängenden Armen
      2. Untersuchung bei in der Hüfte aufgestützten Armen
      3. Untersuchung bei hinter dem Kopf verschränkten Armen

Inspektion der Mammae

Palpation der Mammae

Der ideale Zeitpunkt zur Tastuntersuchung bei geschlechtsreifen Frauen ist postmenstruell

  • Durchführung
    • Bimanuelle Palpation der Mammae: Dabei wird eine Hand als „Tasthand“, die andere Hand als Widerlager genutzt
      • Zirkulär wird jeder Quadrant von außen nach innen abgetastet, zusätzlich Areola und Mamille
        1. Runde: Abtasten aller Quadranten mit leichtem Druck zur Erfassung oberflächlicher Veränderungen
        2. Runde: Abtasten aller Quadranten mit größerem Druck zur Erfassung tief liegender Veränderungen
        3. Runde: Gesondertes Abtasten von Areola und Mamille
    • Palpation der Lymphabflusswege: Supraklavikulär, infraklavikulär und verschiedene Level der axillären Lymphknoten
      • Abtasten der Region oberhalb und unterhalb der Clavicula (supra- und infraklavikuläre Lymphknoten)
      • Abtasten der Axillar- und Pectoralislymphknoten (Level I–III der axillären Lymphknoten) sowie der Parasternalregion
    • Qualität stark untersucherabhängig [15]
  • Mögliche Befunde
    • Knoten: Größe, Form, Verschieblichkeit, Begrenzung zum umgebenden Gewebe, Schmerzhaftigkeit, positiver Jackson-Test
    • Sekretion: Aussehen, Farbe, Geruch, Viskosität
  • Physiologische Befundbeschreibung: Mammae in der Inspektion unauffällig und palpatorisch frei von Resistenzen, keine Hautveränderungen, Lymphabflusswege bds. frei

Die Patientinnen sollten auch immer zur Selbstuntersuchung ermutigt und angeleitet werden, denn 80% der Tumoren werden durch die Patientinnen selbst entdeckt!

Sonografie der Mammae und der Axillae

  • Indikation
  • Durchführung: Durchmusterung der gesamten Brust inkl. der Lymphabflussgebiete mit einem Linearschallkopf
  • Bewertung: Erfolgt nach den Standards des American College of Radiology (ACR) analog des Breast Imaging Reporting and Data System (BI-RADS)
    • Siehe: ACR BI-RADS®-Klassifikation
  • Physiologischer Befund
    • Mammae bds. frei von pathologischen Schallphänomenen
    • BI-RADS I-II, ACR-Typ (a-d)
    • Axillae mit physiologischem Lymphknotenbesatz

Beurteilung der Mammasonografie

Beurteilung der Mammasonografie
Befund Hinweise auf malignen Prozess Hinweise auf benignen Prozess
Echomuster Inhomogen Homogen oder echoleer
Rand Unscharf, unregelmäßig Scharf abgrenzbar, glatt
Schallmuster Dorsale Schallauslöschung Dorsale Schallverstärkung (Zyste) oder bilaterale Randauslöschung (Fibroadenom)
Verhalten bei Druck Auf Druck nicht deformierbar Auf Druck deformierbar

Mamma-Biopsie [16]

Mammografie [16]

  • Indikation: Abklärung bzw. Erkennung pathologischer Krebsvorstufen oder Karzinome der Mamma
    • Klinisch auffälliger Befund: Bei Frauen ab 40 Jahren [16]
    • Mammografie-Screening (Krebsfrüherkennung) [15]
      • Ohne Risikofaktoren: Screeninguntersuchung alle 2 Jahre bei Frauen zwischen 50 und 75 Jahren [17]
        • Zwischen 40 und 49 Jahren: Einzelfallentscheidung
        • Ab dem Alter von 76 Jahren: Je nach Risikoprofil, Gesundheitsstatus und Lebenserwartung ggf. weiterhin sinnvoll
      • Mit Risikofaktoren: Screening bereits im jüngeren Alter beginnen und in geringeren zeitlichen Abständen wiederholen
  • Durchführung
  • Mögliche Befunde
    • Gutartige Veränderungen: Fibroadenome, Zysten, Lymphknoten
    • Malignitätsverdächtige Befunde, u.a. Zügige weitere Abklärung (möglichst innerhalb einer Woche), um eine psychische Belastung der Patientin zu vermeiden.
      • (Mikro‑)Verkalkung: Sichtbar als helle Verschattung (malignitätsverdächtig, insb. bei polymorphen, gruppierten Verkalkungen )
      • Unscharf begrenzte Raumforderung, radiäre Ausläufer
  • Physiologische Befundbeschreibung: Radiologisch unauffällige Mammae beidseitig, kein Mikrokalk, BI-RADS I-II, ACR-Typ (a-d)
  • Mortalitätsreduktion gegenüber Nicht-Teilnehmerinnen am Screening: Umstritten [18]

Beurteilung der Mammografie

Beurteilung der Mammografie
Befund Hinweise auf einen malignen Prozess Hinweise auf einen benignen Prozess
Raumforderung

Unscharf begrenzt

Glatt begrenzt

Rand

Radiäre Ausläufer („Spikulae“, „Krebsfüßchen“)

Aufhellungsring um Prozess (Halo-Zeichen)
Mikroverkalkung Gruppiert, polymorph, eher klein Diffus, grobschollig

Vor- und Nachteile des Mammografie-Screenings

  • Vorteile
    • Geringeres Tumorstadium bei Diagnose → Weniger radikale Therapie → Höhere Lebensqualität und geringere Sterblichkeit
  • Nachteile

Kontrastmittel-MRT der Mamma [16]

Eine Kontrastmittel-MRT wird nicht routinemäßig durchgeführt und ist speziellen Fragestellungen mit unklaren Befunden in der konventionellen Diagnostik vorbehalten. Sie sollte auch nur dann durchgeführt werden, wenn ggf. eine MRT-gesteuerte Biopsieentnahme logistisch und technisch möglich ist.

  • Indikationen für eine Kontrastmittel-MRT der Mamma
    • Unklarer Befund nach konventioneller Diagnostik (Mammografie, Sonografie und Biopsie)
    • Prätherapeutisches Tumorstaging: Indikation nur in bestimmten Fällen, z.B.
      • Unklare Tumorausbreitung nach konventioneller Diagnostik
      • Lobuläres Karzinom
      • Hohes genetisches oder familiäres Risiko
      • Junge prämenopausale Frauen
      • Geplante Teilbrustbestrahlung
  • Bewertung: Erfolgt nach den Standards des American College of Radiology (ACR) analog des Breast Imaging Reporting and Data System (BI-RADS)
    • Siehe: ACR BI-RADS®-Klassifikation

Screeningempfehlungen im Überblick

Screeningempfehlungen zur Mammakarzinom-Prävention im Überblick
Risiko Klinische Tastuntersuchung Mammografie Sonografie MRT
Standardisiertes Früherkennungsprogramm
Ohne
  • Ab 30 Jahren jährlich
    • Zusätzlich Anleitung zur Brustselbstuntersuchung
  • Zwischen 50 und 75 Jahren alle 2 Jahre [17]
    • <50 und >75 Jahren Einzelfallentscheidung basierend auf Nutzen-Risiko-Analyse
Intensiviertes Früherkennungsprogramm
Bei BRCA1/2-Mutation
  • Ab 25 Jahren alle 6 Monate
    • Zusätzlich Anleitung zur regelmäßigen Brustselbstuntersuchung
  • Ab 40 Jahren alle 1–2 Jahre
  • Ab 25 Jahren alle 6 Monate, ab 70 Jahren jährlich
  • Ab 25 Jahren jährlich (bis mind. 50. Lebensjahr oder Menopause, ggf. länger)
Bei Hochrisikopatientinnen ohne Mutationsnachweis
Bei Brustwandbestrahlung in Kindes- und Jugendalter
  • Ab 25 Jahren alle 6 Monate
    • Zusätzlich Anleitung zur Brustselbstuntersuchung
  • Ab 40 Jahren alle 1–2 Jahre
  • Ab 25 Jahren alle 6 Monate, ab Menopause jährlich
  • Ab 25 Jahren jährlich (bis mind. 50. Lebensjahr oder Menopause, ggf. länger)

Beurteilung der bildgebenden Mammadiagnostik nach ACR

Die Beurteilung der bildgebenden Mammadiagnostik erfolgt nach den Standards des American College of Radiology (ACR) mittels des Breast Imaging Report and Data System (BI-RADS).

Einteilung der Brustdichte nach ACR [19]

Die Dichte der zu beurteilenden Brust wird dabei in die 4 Kategorien a–d eingeteilt Sie liefert Hinweise auf die Zuverlässigkeit der bildgebenden Mammadiagnostik.

Einteilung der Brustdichte nach ACR [19]
ACR-Typ Beschreibung Diagnostische Relevanz
a Die Brust besteht fast ausschließlich aus Fettgewebe Hohe Sensitivität der Mammografie
b In der Brust sind vereinzelte dichte Areale aufgrund von Brustdrüsengewebe Ausreichende Sensitivität der Mammografie
c Die Brust hat eine heterogene Verteilung von dichten Brustdrüsenarealen Einzelne Raumforderungen könnten dem Untersucher in der Mammografie verborgen bleiben
d Die Brust ist extrem dicht Deutlich verringerte Sensitivität der Mammografie

ACR BI-RADS®-Klassifikation [19][20]

BI-RADS®-Klassifikation nach ACR [20]
Kategorie Beschreibung Diagnostische Relevanz
BI-RADS 0
  • Unvollständig: Weitere Bildgebung oder ältere Mammografiebilder zum Vergleich erforderlich
  • Abschließende Bewertung nach weiterer Bildgebung oder Vergleich mit Vorbefunden
BI-RADS 1
  • Negativ: Physiologischer Befund (kein Herdbefund)
  • Keine weiteren Maßnahmen außerhalb des Routinescreenings erforderlich
BI-RADS 2
  • Benigne: Physiologischer Befund (unauffälliger Befund)
    • Im Radiologiebericht werden physiologische Besonderheiten beschrieben, die keine klinische Relevanz haben
  • Keine weiteren Maßnahmen außerhalb des Routinescreenings erforderlich
BI-RADS 3
  • Wahrscheinlich gutartiger Befund
  • Malignitätsrisiko <2%
  • Verlaufskontrolle in 3(-6 Monaten)
BI-RADS 4
  • Verdächtiger Befund: Abklärungsbedürftig
    • 4a: Gering malignitätsverdächtig
    • 4b: Mittelgradig malignitätsverdächtig
    • 4c: Hoch malignitätsverdächtig
  • Malignitätsrisiko befundabhängig 2–95%
  • Biopsie des Befundes wird empfohlen
BI-RADS 5
  • Hochgradig malignitätsverdächtiger Befund
  • Malignitätsrisiko >95%
  • Biopsie des Befundes empfohlen
BI-RADS 6
  • Stadiengerechte Therapie empfohlen

Galaktografie

  • Indikation: Einseitige Sekretion aus der Mamille sowie blutige oder eitrige Sekretion einseitig oder beidseits
  • Durchführung: Injektion von Kontrastmittel in das Milchgangsystem mithilfe einer Sondenpunktion und anschließender Röntgenkontrolle in zwei Ebenen
  • Mögliche Befunde: Veränderungen des Gangkalibers oder Kontrastmittelabbruch

Pneumozystografie

  • Indikation: Therapeutische Punktion symptomatischer Zysten der Brust
    • Heute nur noch sehr selten angewandt
  • Durchführung: Punktion und Entleerung der Zyste und Wiederauffüllung mit Raumluft; anschließend Mammografie
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Radiologische Diagnostiktoggle arrow icon

Die Radiologische Diagnostik spielt in der Gynäkologie in verschiedenen Bereichen eine große Rolle:

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Operative Diagnostiktoggle arrow icon

Bei der Hysteroskopie und der Laparoskopie handelt es sich um minimalinvasive Verfahren.

Hysteroskopie

Laparoskopie und Pelviskopie in der Gynäkologie

  • Definition: Diagnostische und/oder therapeutische Endoskopie der Organe des kleinen Beckens
  • Mögliche Indikationen
  • Vorgehen: Transabdomineller OP-Zugang: I.d.R. offener laparoskopischer Zugang
  • Komplikationen: Allgemeine OP-Risiken , Verletzung von Organen oder Gefäßen beim Einbringen der Trokare

Wie bei allen operativen Eingriffen ist eine ausführliche Aufklärung der Patientin über die Risiken sowie Komplikationen und alternative Therapieoptionen essenziell! Zu dieser Risikoaufklärung gehört auch eine Ausweitung des Eingriffs auf eine Laparotomie im Falle gravierender Komplikationen.

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Labordiagnostiktoggle arrow icon

Jeweils abhängig von der Fragestellung:

Vor einer Prolaktinbestimmung darf keine Tastuntersuchung der Mamma stattfinden, da dies die Prolaktinsekretion stimuliert!

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Patienteninformationentoggle arrow icon

Brustdichte

Mammografie

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