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Erythema nodosum

Letzte Aktualisierung: 18.7.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Das Erythema nodosum (sog. Knotenrose) ist eine akute Entzündung des Unterhautfettgewebes (Pannikulitis). Es präsentiert sich typischerweise in Form druckdolenter, rot-violetter Knoten im Bereich der Unterschenkelstreckseiten und tritt meist im jungen Erwachsenenalter auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Zu den häufigsten eruierbaren Ursachen gehören Streptokokkeninfektionen, Tuberkulose, Sarkoidose und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, wobei das Erythema nodosum auch medikamentös induziert sein oder in der Schwangerschaft auftreten kann. In einigen Fällen bleibt die Ätiologie trotz Diagnostik unklar.

Die Diagnose wird i.d.R. klinisch gestellt, eine Biopsie ist nur selten notwendig. Bei hoher Spontanheilungsrate steht neben supportiven Maßnahmen wie Bettruhe und Analgesie die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. In schweren Fällen können systemische Glucocorticoide eingesetzt werden.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: Weltweit ca. 5/100.000 Personen/Jahr [1][2]
  • Geschlechterverteilung: > (ca. 3–5:1) [1]
  • Häufigkeitsgipfel: Im jungen Erwachsenenalter (18–34 Jahre) [2]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Primär: In ca. der Fälle ist keine Ursache eruierbar [1]
  • Sekundär: Im Rahmen zahlreicher Systemerkrankungen, einer Schwangerschaft oder assoziiert mit Medikamenten bzw. Impfstoffen

Ein idiopathisches Erythema nodosum ist aufgrund der potenziell schwerwiegenden Grunderkrankungen eine Ausschlussdiagnose!

Ein Erythema nodosum kann das erste Anzeichen einer Systemerkrankung sein!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Vermutet wird eine Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ [1]
  • Ggf. genetische Prädisposition [5][6]
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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Effloreszenz
    • Unscharf begrenzte, (druck‑)schmerzhafte, rötlich-violette und leicht erhabene subkutane Knoten
    • Ggf. Bildung von Plaques
    • Keine(!) Ulzerationen
    • Abheilung unter Verfärbung zu gelb-braunen oder blau-grünen Effloreszenzen
  • Lokalisation
    • Typischerweise symmetrisch auf beiden Unterschenkelstreckseiten
    • Deutlich seltener: Knöchel, Oberschenkel, Gesäß, Arme oder Gesicht
    • Erythema nodosum migrans (Sonderform): Meist unilateral, insb. lateraler Unterschenkel betroffen
  • Verlauf
    • Entwicklung über wenige Tage
    • I.d.R. spontanes Abheilen ohne Narbenbildung innerhalb von 2–8 Wochen
  • Weitere Symptome

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Pathologietoggle arrow icon

  • Akute septale Entzündung des Unterhautfettgewebes (Pannikulitis) [1][2][8]
    • Frühes Stadium: Ödematös-hämorrhagisch aufgetriebene Fettgewebesepten mit gemischtzelligem Entzündungsinfiltrat
    • Spätes Stadium: Zunehmend fibrotisch verdickte Fettgewebesepten mit vorwiegend lymphozytärem Entzündungsinfiltrat
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Diagnostiktoggle arrow icon

Vorgehen bei V.a. Erythema nodosum [1][2][6][7]

Die Diagnose des Erythema nodosum sollte primär klinisch erfolgen!

Ausschluss eines sekundären Erythema nodosum [1][2][6][7]

Für die Abklärung eines Erythema nodosum ist die Suche nach bzw. der Ausschluss einer zugrunde liegenden Erkrankung entscheidend, siehe auch: Erythema nodosum - Ursachen.

Bei jedem Erythema nodosum sollte nach einer möglichen Ursache gesucht werden!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnosen des Erythema nodosum [1][2]

Effloreszenz Lokalisation Diagnostische Hinweise
Phlegmone/Erysipel
  • Typischerweise nur einseitig
  • Häufig Unterschenkel oder Gesicht
Hämatome
  • Druckschmerzhafte Einblutung der Subkutis bzw. Muskulatur
  • Verfärbung von initial rot über blau/grün zu gelblich-braun
  • Abhängig vom Ort der Traumaeinwirkung
Chronisch-venöse Insuffizienz
  • Bekannte Varikosis oder stattgehabte tiefe Beinvenenthrombose
  • Ggf. schmerzlose Ulzerationen
  • Schweregefühl in den Beinen
    • Verbesserung durch Hochlagern
    • Verschlechterung durch Hitze
  • Eher chronischer Verlauf mit schleichendem Beginn
Livedo-Syndrome (Livedo reticularis/Cutis marmorata, Livedo racemosa)
  • Häufig Extremitäten
  • Ggf. auch am Stamm
Thrombophlebitis
  • I.d.R. eine einzelne kurzstreckige, strangförmige Rötung
  • Druckschmerzhafte Verhärtung
  • Ggf. Assoziation mit venösen Verweilkanülen
  • Bei rezidivierendem Verlauf: Ggf. im Rahmen von u.a. Malignomen, Vaskulitiden
IgA-Vaskulitis

Erythema nodosum leprosum (Lepra)[9][10]

  • Schmerzhafte, (sub‑)kutane Papeln, Knoten, ggf. Plaquebildung
  • Ggf. Ulzerationen
  • Insb. Gesicht, Extremitäten
  • Auftreten insb. nach Beginn der antilepromatösen Therapie
  • Typisch sind Sensibilitätsausfälle durch Neuritiden
  • Ggf. systemische Begleitsymptome (z.B. Fieber, Arthralgien)

Erythema induratum [11][12][13]

  • Erythematöse, ulzerierende, sezernierende Knoten, z.T. Plaquebildung
  • Abheilung unter Bildung von Narben, Atrophie, Hyperpigmentierung
  • Häufig chronisch-rezidivierender Verlauf
  • Nur moderat schmerzhaft
  • Betrifft insb. Frauen
  • Tuberculosis cutis induratum [11]: Positiver Interferon-γ-Test
Pannikulitis bei α1-Antitrypsin-Mangel
  • Subkutane Knoten, häufig mit Plaques
  • Häufig begleitet von Ulzerationen
  • Heilung unter Narbenbildung und Atrophie
  • Insb. Stamm und proximale Extremitäten

Kutane Polyarteriitis nodosa [14]

  • Häufig bei Personen im Alter von 50–70 Jahren
  • Ggf. lokale (Myalgien, Parästhesien) und milde, systemische Begleitsymptomatik
  • Häufig chronischer Verlauf
Pankreatische Pannikulitis [15][16]
  • Ulzerierende, sezernierende Knoten
  • Narbenbildung
  • Betrifft insb. Männer >60 Jahre
  • Assoziation mit Pankreaserkrankungen
  • Lipase↑, Amylase
  • Ggf. begleitende Polyarthritis
Subkutanes Pannikulitis-ähnliches T-Zell-Lymphom
  • Häufig schmerzlose Knoten, z.T. mit Plaques
  • Häufig Stamm und Extremitäten

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

  • Meist selbstlimitierend innerhalb weniger Wochen
  • Symptomatische Therapie i.d.R. ausreichend
  • Bei bekanntem Auslöser: Ursache behandeln (kausale Therapie)

Symptomatische Therapie [1][2][17][17]

Kausale Therapie [1][2][17][17]

  • Indikation: Jedes sekundäre Erythema nodosum (siehe: Erythema nodosum - Ursachen)
  • Behandlung der auslösenden Grunderkrankung
  • Absetzen potenziell auslösender Medikamente
  • Schwangerschaft: Möglichst nur supportive Maßnahmen

Immunmodulation/-suppression [1][2][17][17]

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Prognosetoggle arrow icon

  • Meist Spontanheilung ohne Residuen innerhalb von ca. 2–8 Wochen
  • Rezidive in bis zu der Fälle
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Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • L52: Erythema nodosum

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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