Zusammenfassung![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Die Arthrose gilt weltweit als die häufigste Gelenkerkrankung. Laut Osteoarthritis Research Society International (OARSI) ist sie dadurch definiert, dass Mikro- bzw. Makroverletzungen fehlregulierte Reparaturmechanismen und pro-inflammatorische Signalwege des unspezifischen Immunsystems auslösen. Dies führt zu zellulärem Stress und Abbau der extrazellulären Matrix. Meist geht man von einer multifaktoriellen Genese aus, bei der verschiedene Risikofaktoren wie bspw. hohes Körpergewicht, Lebensalter oder Malalignment eine Rolle spielen. Arthrose ist einer der führenden Gründe für eine eingeschränkte Lebensqualität und hohe Krankheitskosten. Die Prävalenz bzw. Inzidenz variiert stark, u.a. da die Diagnose auf unterschiedlichen Definitionen (klinisch, radiologisch, histologisch) basiert.
Initial manifestiert sich die Arthrose als molekulare Störung (gestörter Stoffwechsel des Gelenkgewebes), erst im weiteren Verlauf folgen anatomische und/oder physiologische Veränderungen (Knorpelabbau, knöcherne Veränderungen, Synovialitis), die zu dem Vollbild der Erkrankung führen können. Eine Diagnose wird häufig anhand der klinischen Symptome gestellt und i.d.R. durch konventionelle Röntgenaufnahmen bestätigt. Die Therapie ist abhängig von den individuellen Symptomen und der Lokalisation sowie dem Ausmaß der Arthrose. Im Zentrum stehen nicht-invasive Therapiemodalitäten, bei persistierenden Beschwerden gibt es jedoch für fast alle Gelenke eine operative Therapieoption.
Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion „Tipps & Links“.
Epidemiologie![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Inzidenz
- Altersabhängig
- ♀ > ♂
- 14,9 Millionen Menschen weltweit (2017) [4]
- Für die Häufigkeitsverteilung je nach Lokalisation siehe: Arthrose - Lokalisationen
- Prävalenz
- Deutschland: 17,9% der >18-Jährigen (2014/15) [5]
- Kox- und Gonarthrose (weltweit): 303,1 Millionen Menschen (3.754/100.000) [4]
- Kox- und Gonarthrose (Deutschland): 595.754 Menschen [6]
- Krankheitskosten der Arthrose in Deutschland (2015) [7]
- Männer: Ca. 2,8 Milliarden Euro
- Frauen: Ca. 5,9 Milliarden Euro
- Gesamt: Ca. 8,7 Milliarden Euro
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Personenbezogene Risikofaktoren
- Lebensalter
- Weibliches Geschlecht
- Genetische Disposition [11]
- Hohes Körpergewicht und metabolisches Syndrom
- Nährstoffmangel
- Gelenkbezogene Risikofaktoren
- Trauma
- Gelenkkonfiguration oder -fehlstellung
- Intraartikuläre Veränderungen
- Mechanische Überlastung
- Muskuläre Schwäche
- Lokalisationsbedingte Risikofaktoren: Siehe Arthrose - Lokalisationen
Überblick über präarthrotische Deformitäten [12] | |
---|---|
Erkrankung | Auswirkung |
Intraartikuläre Veränderungen | Arthrose |
Femoroazetabuläres Impingement-Syndrom | Koxarthrose |
Hüftdysplasie | Koxarthrose |
Coxa retrotorta | Koxarthrose |
Coxa vara | Koxarthrose |
Epiphyseolysis capitis femoris | Koxarthrose |
Genu varum, Genu valgum | Gonarthrose |
Morbus Perthes | Koxarthrose |
Pathophysiologie![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Pathophysiologie der Arthrose
- Hypothesen
- Multifaktorieller aktiver Prozess
- Signalwege und Homöostase des gesamten Gelenks betroffen
- Sukzessive Zerstörung des hyalinen Gelenkknorpels durch Ungleichgewicht kataboler und anaboler Faktoren
- Ausgangssituation
- Gelenkknorpel: 95% Extrazellulärmatrix und 5% Chondrozyten
- Chondrozyten im „Ruhezustand“: Balance der Produktion und Elimination von reaktiven Sauerstoffspezies, wenig Umbau der Extrazellulärmatrix [15]
- Auslösende Faktoren, bspw.
- Degenerativer „Shift“ im Knorpel [15]
- Traumatische Verletzung mit Freisetzung von Bestandteilen der Extrazellulärmatrix
- Reaktion
- Synthese von Entzündungsmediatoren (bspw. Zytokine) und den Matrixabbau fördernden Proteasen
- Stimulation von Zellen des unspezifischen Immunsystems (bspw. Makrophagen) und Chondrozyten
- Folgen [16]
- Abbau und Fragmentierung des Knorpels
- Proliferation der Synovia
- Veränderung des subchondralen Knochens (bspw. subchondrale Sklerosierung)
- Im weiteren Verlauf: Mikroskopische Veränderungen → Makroskopische und biomechanische Veränderungen → Subjektive Instabilität, Steifigkeit und Schmerzen
Exkurs: Pathophysiologie des arthroseassoziierten Schmerzes [17][18]
- Allgemeine Hinweise
- Ort der Schmerzentstehung, bspw.
- Gelenk: Synovia, Gelenkkapsel, subchondraler Knochen
- Weichgewebestrukturen: Bspw. Sehnen, Bursa, umgebendes Fettgewebe, Bänder
- Schmerzformen
- Nozizeptiver Schmerz, bspw. durch unphysiologische Belastung des Gelenks oder Entzündungsreaktion
- Neuropathischer Schmerz durch kontinuierliche Aktivierung der Nervenenden
- Folgen
- Unterschiedliches Ansprechen auf Analgetika
- Neuropathische Schmerzen: Meist kein Ansprechen auf Nicht-Opioid-Analgetika
Klassifikation![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Nativradiologische Einteilung: Klassifikation nach Kellgren und Lawrence [19][20]
Ursprüngliche Klassifikation nach Kellgren und Lawrence [21][22] | ||
---|---|---|
Stadium | Nativradiologische Veränderungen | Bewertung [23] |
0 |
|
|
1 |
|
|
2 |
|
|
3 |
|
|
4 |
|
|
Klinische Einteilung: Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC) [24]
- Ziel: Evaluation gesundheitsbezogener Lebensqualität
- Inhalt: Insg. 24 Fragen
- 5 Fragen: Schmerz (0–20 Punkte)
- 2 Fragen: Steifigkeit (0–8 Punkte)
- 17 Fragen: Alltagsaktivitäten (0–68 Punkte)
- Bewertungssysteme
- „Visual Analogue“
- „Likert“
- „Numerical Rating“
- Ergebnis
- Maximale Punktzahl abhängig vom verwendeten Bewertungssystem
- Hohe Punktzahl entspricht einer reduzierten Lebensqualität
Symptomatik![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Akute Schmerzen, bspw.
- Belastungsschmerz
- Anlaufschmerz
- Nachtschmerz
- Ausstrahlende Schmerzen
- Schmerzprojektion
- Chronische Schmerzen (sekundär) [28]
- Reduzierte Lebensqualität [29]
- Verlust an sozialer Teilhabe
- Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit
- Funktionelle Symptome des Gelenks
- Einsteifung nach Ruhe
- Bewegungs- und Funktionseinschränkung
- Schwellung und Verformung
- Instabilität
- Krepitationen
- Verlauf und Ausprägung der Symptomatik: Hohe Variabilität und individuell unterschiedliche Ausprägung der Symptome [30]
Entscheidend für die Behandlung einer Arthrose sind die Beschwerden, sodass die klinische Diagnose im Vordergrund steht! Die radiologischen Arthrosezeichen korrelieren häufig nicht mit der Symptomatik!
Einteilung in Phasen anhand von Symptomen [31]
- Stumme Arthrose
- Schmerzhafte, nicht-aktivierte Arthrose
- Aktivierte Arthrose: „Entzündliche Aktivierung“
- Lokale Entzündungszeichen
- Ggf. unspezifische Erhöhung von Entzündungsparametern, bspw. BSG oder CRP
- Dekompensierte Arthrose
Diagnostik![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Anamnese [25]
- Lebensalter
- Körpergewicht
- Sozialanamnese
- Familienanamnese
- Begleiterkrankungen und Vormedikation
- Beschwerden
- Vorbestehendes Trauma
Körperliche Untersuchung [25]
- Inspektion
- Palpation
- Bewegungsprüfung
Labordiagnostik [32][33]
- Ziel
- Differenzierung zwischen degenerativen und entzündlichen bzw. rheumatischen Prozessen
- Ausschluss einer septischen Arthritis
- Labor: Meist unauffällig
- Entzündungsparameter: Ggf. BSG, CRP↑
- Biomarker, bspw. assoziierte Antikörper gegen extrazelluläre Matrixproteine
- Synovialpunktion, siehe auch: Synovialanalyse
Bildgebende Diagnostik
Auswahl bildgebender Verfahren zur Diagnostik einer Arthrose [34][35] | |||
---|---|---|---|
Verfahren | Typische Indikationen | Mögliche Befunde | Bemerkungen |
Konventionelle Röntgenaufnahme |
|
|
|
Magnetresonanztomografie |
|
|
|
Sonografie |
|
|
|
Computertomografie |
|
|
|
Szintigrafie |
|
|
|
Arthroskopie |
|
|
|
Diagnostische Kriterien
American College of Rheumatology (ACR)
- Vorteile
- Aktuell die am häufigsten genutzten rein klinischen Kriterien zur Diagnose von Hüftgelenksarthrose, Kniegelenksarthrose und Arthrose der Handgelenke [36][37][38]
- Gibt weiterhin die Möglichkeit der Diagnosebestimmung mithilfe laborchemischer und radiologischer Kennzeichen
- Kritikpunkte bei der
- Arthrose von Hüfte und Knie: Fokus eher auf fortgeschrittene Stadien der Arthrose, fehlende Betrachtung der Schmerzentstehung im Bereich des Gelenks aufgrund extraartikulärer Ursachen
- Arthrose der Handgelenke: Rein klinische Diagnose (ohne Berücksichtigung radiologischer Veränderungen), Fokussierung auf nur wenige Gelenke
- Kriterien für Handgelenksarthrose [38]
- Schmerzen der Hand und/oder
- Steifheitsgefühl der Hand und
- Mind. drei der folgenden Faktoren
- Knöcherne Veränderungen an ≥2 von 10 Gelenken
- Gelenkschwellung in <3 MCP-Gelenken
- Knöcherne Veränderungen an ≥2 DIP-Gelenken
- Deformierung von ≥1 von 10 Gelenken
- Kriterien für Hüft- und Kniegelenksarthrose, siehe: Klassifikation der Osteoarthrose des American College of Rheumatology
European League against Rheumatism (EULAR)
- Vorteile
- Gründliche Diagnose anhand klinischer, radiologischer und anamnestischer Befunde
- Ausschluss von Differenzialdiagnosen
- Kritikpunkte sind u.a.
- Komplexität
- Erforderliche Ausstattung (Labor, Röntgen)
- Fehlende Betrachtung der Schmerzentstehung im Bereich des Gelenks aufgrund extraartikulärer Ursachen
- Kriterien für Handgelenksarthrose [39]
- Risikofaktoren
- Klinische Symptome
- Radiologische Diagnostik
- Labordiagnostik
- Ausschluss von Differenzialdiagnosen
- Kriterien für Kniegelenksarthrose [40]
- Risikofaktoren
- Klinische Symptome
- Radiologische Diagnostik
- Labordiagnostik
- Ausschluss von Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnosen![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Allgemeine Differenzialdiagnosen bei Gelenkschmerzen
- Rheumatologische Erkrankungen
- Metabolische Erkrankungen
- Rachitis
- Osteoporose
- Renale Osteopathie
- Kristallarthropathien, bspw. Gicht, Chondrokalzinose
- Traumatische Ursachen
- Fraktur
- Intraartikuläre Verletzungen, bspw. Meniskusläsion, Labrumläsion
- Erkrankungen benachbarter Strukturen
- Pathologische Veränderungen des Knochens, bspw. Tumor, Osteomyelitis, Osteonekrose, Osteochondrosis dissecans
- Erkrankungen der umgebenden Weichgewebe, bspw. Tendinopathien, Tendovaginitis
- Sekundäre Erkrankung der Weichgewebe bei Arthrose, bspw. Bursitis, Baker-Zyste
- CRPS
- Schmerzprojektion
- Ausstrahlende Schmerzen
- Hereditäre Erkrankungen
- Neurologische Erkrankungen mit Gelenkbeteiligung, bspw. Morbus Parkinson
Differenzialdiagnosen bei akuter peripherer Monoarthritis
- Entzündliche Erkrankungen
- Aktivierte Arthrose
- Infektiöse Arthritis (bakteriell, selten viral oder tuberkulös)
- Rheumatologische Erkrankungen
- Metabolische Erkrankungen
- Kristallarthropathien, bspw. Gicht, Chondrokalzinose
- Für die weitere Differenzialdiagnostik siehe auch: Synovialanalyse
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Allgemeine Therapiehinweise
- Kausale Therapie: Bisher nicht möglich
- Symptomatische Therapie
- Prinzipiell immer individuelle Anpassung der Behandlungsoptionen erforderlich
- Ziele: Schmerzbekämpfung, Funktions- und Strukturerhalt
- Maßnahmen bei aktivierter Arthrose [46][47]
- Kurzfristige Ruhigstellung
- Kältetherapie
- Analgesie: Bevorzugt NSAR, alternativ Paracetamol
- Ggf. intraartikuläre Injektion von Glucocorticoiden mit oder ohne Hyaluronsäure erwägen [32]
Konservative Therapie [32][33][44][48][49][50][51]
- Allgemeine Maßnahmen
- Gewichtsreduktion bei hohem Körpergewicht
- Patientenedukation
- Leichte bis moderate körperliche Aktivität
- Medikamentöse Therapie
- Nicht-Opioid-Analgetika [52]
- NSAR und selektive COX2-Hemmer [52]
- Alternativ Paracetamol [52]
- Siehe auch: SYRADOA und SYSADOA
- Opioide: Tramadol [52]
- Koanalgetika [53]
- Ggf. SSNRI (Off-Label Use), bspw. Duloxetin
- Anfallssuppressiva mit Wirkung auf neuronale Calciumkanäle, bspw. Gabapentin oder Pregabalin
- Trizyklische Antidepressiva
- Topische Analgetika
- Phytotherapeutika, bspw. [55]
- Boswellia (Weihrauch)
- Grünlippmuschel
- Hagebutte
- Ingwer
- Kurkuma
- Teufelskrallenwurzel
- Weidenrinde
- Disease-modifying Osteoarthritis Drugs (DMOADs) [56]
- Ansatzpunkt Synovia, bspw. IL-1-Inhibitoren oder TNF-α-Hemmer
- Ansatzpunkt Knorpel, bspw. plättchenreiches Plasma (PRP) oder AMPK-Modulatoren (Metformin)
- Ansatzpunkt subchondraler Knochen, bspw. Parathormon oder Bisphosphonate
- Nicht-Opioid-Analgetika [52]
- Physiotherapie, Ergotherapie [47]
- Orthopädische Hilfsmittel
- Kox- und Gonarthrose: Gehhilfen [32][33]
- Gonarthrose: Einlagen, Schuhzurichtung, Entlastungsorthesen, Kniebandagen [32]
- Rhizarthrose: CMC-Schiene [50][57]
- Hallux rigidus: Starre Einlage (zur Vermeidung der Dorsalextension), orthopädische Schuhzurichtung mit Ballenrolle (zur Entlastung der Zehengrundgelenke)
- Physikalische Therapie, bspw. [47]
- Hydrotherapie [32][33]
- Thermische Therapie: Wärme- und Kälteapplikation
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
- Lasertherapie, elektrophysikalische Therapie
- Radiotherapie (Röntgenreizbestrahlung) [57][58]
- Komplementärmedizin, bspw.
- Akupunktur [32][33]
- Yoga [59][60]
- Tai Chi
- Blutegel
Die medikamentöse Therapie ist i.d.R. als symptomatische Akuttherapie einzusetzen, bevorzugt mit NSAR oder selektiven COX2-Hemmern!
Opioide zeigen dosisunabhängig keine ausreichende positive Wirkung hinsichtlich Schmerz und Funktion bei gleichzeitig ungünstigem Risikoprofil und hohem Abhängigkeitspotenzial! [52]
Operative und interventionelle Therapie [48][49][50][51]
- Intraartikuläre Injektion [61]
- Glucocorticoide [32][33]
- Hyaluronsäure
- Plättchenreiches Plasma (PRP)
- Mesenchymale Progenitoren
- Radiosynoviorthese : Off-Label Use in Deutschland, wird insb. bei aktivierter Arthrose angewandt [62][63]
- Operative Therapie [64]
- Gelenkerhalt: Bei fokalem Defekt bspw. durch autologe Chondrozytentransplantation oder Mikrofrakturierung, bei generalisierter Arthrose bspw. durch Denervierung
- Gelenkresektion: Bspw. durch Resektions-Interpositions-Plastik, Resektion eines Gelenkpartners, Arthrodese
- Gelenkersatz: Bspw. durch Implantation einer Totalendoprothese
- Für lokalisationsabhängige operative Therapie siehe: Lokalisationen der Arthrose
Übersicht der Empfehlungen
Übersicht der Empfehlungen für Behandlungsmöglichkeiten einer Arthrose | |||
---|---|---|---|
Behandlungsmethode | Gelenk | ||
Hüfte | Knie | Hand | |
Körperliche Bewegung | + | + | + |
Gewichtsabnahme bei hohem Körpergewicht | + | + | k.A. |
Patientenedukation | + | + | + |
Physiotherapie, Ergotherapie | + | + | + |
Orthesen | + | + | + |
Thermische Behandlung | + | + | + |
Akupunktur | + | + | + |
Yoga, Tai Chi | + | + | k.A. |
Medikamentöse Behandlung | |||
Topische NSAR | k.A. | + | + |
NSAR, Coxibe, Paracetamol | + | + | + |
Tramadol | + | + | + |
Intraartikuläre Injektion von Glucocorticoiden | + | + | + |
Intraartikuläre Injektion von Hyaluronsäure | - und + | - und + | - (bez. auf das Daumensattelgelenk) |
Empfehlung: + Keine Empfehlung: - Keine Aussage: k.A. |
Lokalisationen![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Definitionen
- Monoarthrose: Auf ein Gelenk beschränkte Arthrose (häufig posttraumatisch oder -entzündlich)
- Polyarthrose: Gleichzeitig in mehreren Gelenken auftretende Arthrose, bspw. Polyarthrose der Hand
- Inzidenz an den Extremitäten: Knie > Hand > Hüfte [4]
- Therapieoptionen richten sich u.a. nach der Lokalisation der Arthrose
- Für das allgemeine Vorgehen siehe: Arthrose - Therapie
- Für degenerative Veränderungen der Wirbelsäule siehe auch: Spondylosis deformans
Übersicht der häufigsten Lokalisation einer Arthrose | |
---|---|
Lokalisation | Name |
Obere Extremität | |
Art. humeroglenoidale | Omarthrose |
Art. acromioclaviculare | ACG-Arthrose |
Art. cubiti | Cubitalarthrose |
Art. radioulnaris distalis | DRUG-Arthrose |
Art. radiocarpalis | Radiokarpalarthrose |
Art. carpometacarpalis I | Rhizarthrose |
Art. interphalangealis proximalis | Bouchard-Arthrose |
Art. interphalangealis distalis | Heberden-Arthrose |
Untere Extremität | |
Art. coxae | Koxarthrose |
Art. genus | Gonarthrose |
Art. talocruralis | OSG-Arthrose |
Art. talotarsalis | USG-Arthrose |
Art. metatarsophalangealis I | Hallux rigidus |
Obere Extremität
- Omarthrose: Arthrose des Schultergelenks [66]
- Epidemiologie: Ca. 30% der >60-Jährigen
- Ätiologie: Meist idiopathisch und multifaktoriell (genetische Prädisposition bekannt)
- Typische Symptome: Funktionell häufig zunächst Einschränkung der Außenrotation
- Operative Therapie
- Gelenkerhalt, bspw. durch arthroskopisches Débridement
- Gelenkersatz
- ACG-Arthrose: Arthrose des Akromioklavikulargelenks [67][68]
- Ätiologie: Häufig assoziiert mit anderen Pathologien des Schultergelenks bzw. posttraumatisch
- Typische Symptome: Nachtschmerz , Schmerzen bei der Adduktionsbewegung
- Operative Therapie: Gelenkresektion
- Cubitalarthrose: Arthrose des Ellenbogengelenks [69][70]
- Ätiologie
- Meist posttraumatisch
- Selten idiopathisch
- Typische Symptome
- Zunächst häufig Blockierungsgefühl durch freie Gelenkkörper
- Im Verlauf Krepitationen, Sulcus-ulnaris-Syndrom
- Operative Therapie
- Gelenkerhalt, bspw. durch Arthrolyse
- Gelenkresektion, bspw. durch Resektion des Radiuskopfes
- Gelenkersatz (unikompartimentell oder bikompartimentell)
- Ätiologie
- DRUG-Arthrose: Arthrose des distalen Radioulnargelenks [71][72][73]
- Ätiologie: Meist sekundär
- Typische Symptome: Ulnare Handgelenkschmerzen, Einschränkung der Pronation/Supination
- Operative Therapie
- Gelenkerhalt, bspw. durch sog. Wafer Procedure
- Gelenkresektion
- Gelenkersatz
- Radiokarpalarthrose und karpaler Kollaps: Arthrose des Handgelenks und des Carpus [74][75][76]
-
Ätiologie: Meist sekundär
- SNAC: Nach Scaphoidpseudarthrose
- SLAC: Nach SL-Bandruptur
- Typische Symptome: Schmerzen zunächst radioscaphoidal, Bewegungseinschränkung, dorsale Schwellung
- Therapie: In Abhängigkeit von Ursache, genauer Lokalisation und Ausmaß der Arthrose
- Gelenkerhalt, bspw. durch Denervierung
- Gelenkresektion, bspw. durch Resektion der proximalen Handwurzelreihe, karpale Teilarthrodese oder Arthrodese
- Gelenkersatz
-
Ätiologie: Meist sekundär
- Rhizarthrose: Arthrose des Daumensattelgelenks [77][78][79]
- Epidemiologie: Zweithäufigste Arthrose der Hand, häufig bilateral, ♀ > ♂
- Ätiologie: Meist idiopathisch
- Typische Symptome
- Schmerzen und Kraftverlust bei Greifbewegungen
- Schmerzen bei axialer Belastung (Stauchungsschmerz), ggf. mit Krepitation
- Ggf. Adduktionskontraktur mit Subluxation des Os metacarpale I
- Operative Therapie
- Gelenkerhalt, bspw. mittels arthroskopischer Synovektomie, Denervierung des Daumensattelgelenks oder autologer Fetttransplantation
- Gelenkresektion, bspw. durch Resektionsarthroplastik (Suspensionsarthroplastik nach Epping) oder Arthrodese
- Gelenkersatz
- Bouchard-Arthrose: Arthrose des proximalen Interphalangealgelenks (PIP) [79][80][81][82]
- Epidemiologie: Seltener als Heberden-Arthrose , ♀ = ♂
- Ätiologie: Meist idiopathisch
- Typische Symptome
- Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung der proximalen Interphalangealgelenke
- Deviation nach ulnar und Instabilität
- Bouchard-Knoten
- Operative Therapie [83]
- Gelenkresektion (Arthrodese)
- Gelenkersatz, bspw. Implantation einer Prothese oder eines Silikonspacers
- Heberden-Arthrose: Arthrose des distalen Interphalangealgelenks (DIP) [79][81][82]
- Epidemiologie: Häufigste Arthrose der Hand , ♀ > ♂
- Ätiologie: Meist idiopathisch
- Typische Symptome
- Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung der distalen Interphalangealgelenke
- Heberden-Knoten
- Mukoidzyste
- Operative Therapie: Gelenkresektion (Arthrodese)
Hebe den Dip fürs Abendessen auf (Heberden-Arthrose → Befall der DIP-Gelenke)!
Untere Extremität
- Koxarthrose: Hüftgelenksarthrose
- Gonarthrose: Kniegelenksarthrose
- OSG-Arthrose: Arthrose des oberen Sprunggelenks [84][85]
- Epidemiologie: 1% der Erwachsenen weltweit
- Ätiologie: Meist posttraumatisch
- Typische Symptome: Funktionell häufig zunächst Einschränkungen der Dorsalextension
- Operative Therapie [86][87]
- Gelenkerhalt, bspw. durch Arthroskopie
- Gelenkresektion (Arthrodese)
- Gelenkersatz
- USG-Arthrose: Arthrose des unteren Sprunggelenks [88][89]
- Ätiologie: Häufig posttraumatisch (oft assoziiert mit OSG-Arthrose)
- Typische Symptome: Funktionell häufig Gefühl der Instabilität
- Operative Therapie: Meist Arthrodese
- Hallux rigidus: Arthrose des Großzehengrundgelenks [90][91]
- Epidemiologie: Häufigste Arthrose des Fußes
- Ätiologie: Meist idiopathisch, posttraumatisch assoziiert mit Turf-Toe-Verletzungen
- Typische Symptome: Funktionell häufig zunächst Einschränkung der Dorsalextension
- Operative Therapie
- Gelenkerhalt, bspw. durch Osteotomie oder Cheilektomie
- Gelenkresektion: Arthrodese
- Gelenkersatz
Studientelegramme zum Thema![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
One-Minute Telegram (aus unserer englischsprachigen Redaktion)
- One-Minute Telegram 72-2023-2/3: Metformin may defend against osteoarthritis
- One-Minute Telegram 60-2022-3/3: Yoga improves function in knee OA (but only if you actually do it).
Interesse an wöchentlichen Updates zur aktuellen Studienlage im Bereich der Inneren Medizin? Dann abonniere jetzt das Studientelegramm (Beiträge zur Inneren Medizin in Kooperation mit HOMe sowie zur Überversorgung in der Inneren Medizin mit der DGIM)! Zusätzlich haben wir auch das englische One-Minute Telegram und den AMBOSS-Podcast im Angebot. Alle Links zur Anmeldung findest du am Seitenende unter "Tipps & Links".
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- M15.-: Polyarthrose
- Inklusive: Arthrose mit Angabe von mehr als einer Lokalisation
- Exklusive: Beidseitige Beteiligung einzelner Gelenke (M16-M19)
- M15.0: Primäre generalisierte (Osteo‑) Arthrose
- M15.1: Heberden-Knoten (mit Arthropathie)
- M15.2: Bouchard-Knoten (mit Arthropathie)
- M15.3: Sekundäre multiple Arthrose
- Posttraumatische Polyarthrose
- M15.4: Erosive (Osteo‑) Arthrose
- M15.8: Sonstige Polyarthrose
- M15.9: Polyarthrose, nicht näher bezeichnet
- Generalisierte (Osteo‑) Arthrose o.n.A.
- M18.-: Rhizarthrose [Arthrose des Daumensattelgelenkes]
- M18.0: Primäre Rhizarthrose, beidseitig
- M18.1: Sonstige primäre Rhizarthrose
- Primäre Rhizarthrose: einseitig, o.n.A.
- M18.2: Posttraumatische Rhizarthrose, beidseitig
- M18.3: Sonstige posttraumatische Rhizarthrose
- Posttraumatische Rhizarthrose: einseitig, o.n.A.
- M18.4: Sonstige sekundäre Rhizarthrose, beidseitig
- M18.5: Sonstige sekundäre Rhizarthrose
- Sekundäre Rhizarthrose: einseitig, o.n.A.
- M18.9: Rhizarthrose, nicht näher bezeichnet
- M19.-: Sonstige Arthrose
- Exklusive: Arthrose der Wirbelsäule (M47.‑), Hallux rigidus (M20.2), Polyarthrose (M15.‑)
- M19.0-: Primäre Arthrose sonstiger Gelenke [1-5,7-9]
- Primäre Arthrose o.n.A.
- M19.1-: Posttraumatische Arthrose sonstiger Gelenke [1-5,7-9]
- Posttraumatische Arthrose o.n.A.
- M19.2-: Sonstige sekundäre Arthrose [1-5,7-9]
- Sekundäre Arthrose o.n.A.
- M19.8-: Sonstige näher bezeichnete Arthrose [1-5,7-9]
- M19.9-: Arthrose, nicht näher bezeichnet [1-5,7-9]
- M36.-*: Systemkrankheiten des Bindegewebes bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- Exklusive: Arthropathien bei anderenorts klassifizierten Krankheiten (M14.-*)
- M36.0*: Dermatomyositis-Polymyositis bei Neubildungen (C00-D48†)
- M36.1*: Arthropathie bei Neubildungen (C00-D48†)
- Arthropathie bei: bösartiger Histiozytose (C96.8†), Leukämie (C91-C95†), Plasmozytom (C90.0-†)
- M36.2*: Arthropathia haemophilica (D66-D68†)
- M36.3*: Arthropathie bei sonstigen anderenorts klassifizierten Blutkrankheiten (D50-D76†)
- Exklusive: Arthropathie bei Purpura Schoenlein-Henoch (M36.4*)
- M36.4*: Arthropathie bei anderenorts klassifizierten Hypersensitivitätsreaktionen
- Arthropathie bei Purpura Schoenlein-Henoch (D69.0†)
- M36.5-*: Beteiligung des Bindegewebes bei der chronischer Graft-versus-Host-Krankheit
- M36.51*: Stadium 1 der chronischen Bindegewebe-Graft-versus-Host-Krankheit (T86.05†, T86.06†)
- M36.52*: Stadium 2 der chronischen Bindegewebe-Graft-versus-Host-Krankheit (T86.06†)
- M36.53*: Stadium 3 der chronischen Bindegewebe-Graft-versus-Host-Krankheit (T86.07†)
- M36.8*: Systemkrankheiten des Bindegewebes bei sonstigen anderenorts klassifizierten Krankheiten
- Systemkrankheiten des Bindegewebes bei: Hypogammaglobulinämie (D80.-†), Ochronose (E70.2†)
Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung
- 0 Mehrere Lokalisationen
- 1 Schulterregion
- 2 Oberarm
- 3 Unterarm
- 4 Hand
- 5 Beckenregion und Oberschenkel
- 6 Unterschenkel
- 7 Knöchel und Fuß
- 8 Sonstige
- 9 Nicht näher bezeichnete Lokalisation
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.