ambossIconambossIcon

Anästhesie in der Urologie

Letzte Aktualisierung: 25.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Urologie beinhaltet ein sehr breites Alters- und Eingriffsspektrum. Behandelt werden Säuglinge oder Kleinkinder mit angeborenen Fehlbildungen des Urogenitaltrakts bis hin zu älteren, multimorbiden Personen mit Tumorerkrankungen der Niere, Harnblase oder Prostata. Viele urologische Eingriffe werden mittlerweile standardmäßig roboterassistiert durchgeführt. Daneben gibt es den großen Bereich der Endourologie, der neben transurethralen Resektionen (TUR-P, TUR-B) insb. diagnostische und therapeutische Eingriffe bei Pathologien der Harnleiter und des Nierenbeckens umfasst.

Die Auswahl des Narkoseverfahrens hängt grundsätzlich von der Art des Eingriffs und den individuellen Besonderheiten der Patient:innen ab. Gerade für transurethrale Resektionen bietet sich eine Spinalanästhesie an, da hierunter mögliche Komplikationen wie ein TUR-Syndrom oder eine Blasenperforation typischerweise frühzeitiger als unter einer Allgemeinanästhesie erkannt werden können. Bei größeren Eingriffen mit offenem Zugang sollte dagegen eine Kombinationsanästhesie erwogen werden.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Anatomische und physiologische Grundlagentoggle arrow icon

Anatomische Grundlagen [1]

Niere und ableitende Harnwege

Prostata und Bläschendrüse

Penis, Hoden und Nebenhoden

Physiologische Grundlagen

Wasser- und Elektrolythaushalt

Die Natriumkonzentration bestimmt maßgeblich die Osmolarität des Extrazellulärraums und damit den osmotischen Gradienten!

Pathologische Serumnatriumkonzentrationen beruhen meist auf einer Veränderung des Wasserhaushaltes und sind somit Resultat einer Konzentrierung oder Verdünnung!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Typische Eingriffetoggle arrow icon

Eingriffe an der Niere [3][4]

Übersicht der OP-Zugänge zur Niere [3]

OP-Zugang

Lagerung [5] Schnittführung
Transperitoneal Rückenlagerung Mediane Laparotomie oder laparoskopischer Zugang
Extra-/Retroperitoneal Flankenlagerung Flankenschnitt oder retroperitoneoskopisch

Abhängig vom gewählten OP-Zugang erfolgt bei Eingriffen an der Niere meist eine Rücken- oder Flankenlagerung!

Tumornephrektomie

Nierentransplantation [9][10][11][12]

Nierentransplantationen werden sowohl in der Urologie als auch in der Gefäßchirurgie durchgeführt! [13]

Lokale Standards des Transplantationszentrums sind zu beachten, insb. im Hinblick auf perioperative Antibiotikaprophylaxe, Immunsuppressionsschema, Volumentherapie, Transfusion sowie Osmotherapie bzw. Diuretikagabe! [9]

Radikale Zystektomie [3][4]

Nach der Entfernung der Harnblase läuft der Urin bis zur Wiederherstellung der Kontinuität ins OP-Gebiet ab, weshalb die Urinausscheidung intraoperativ nur eingeschränkt beurteilbar ist! Zudem kann es insb. bei übermäßiger Flüssigkeitszufuhr zu erschwerten operativen Bedingungen kommen!

Radikale Prostatektomie [3][4][15]

Residualtumorresektion [17][18][19]

Residualtumorresektionen werden nur an spezialisierten Zentren durchgeführt und erfordern ein hohes Maß an interdisziplinärer Zusammenarbeit!

Eingriffe an Penis, Harnröhre und Hoden [3][21]

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Endourologische und endoskopische Eingriffetoggle arrow icon

Transurethrale Resektionen

  • Einsatz von Spüllösung: Erforderlich zur Optimierung der Operationsbedingungen
    • Art der verwendeten Spüllösung abhängig von der Resektionstechnik
      • Bipolare Stromanwendung oder Laserverfahren: Spüllösungen mit Elektrolytzusatz
      • Monopolare Stromanwendung: Elektrolytfreie Spüllösungen
        • Osmotisch aktive Zusätze nötig zum Schutz vor Hämolyse
        • Bevorzugt Mannitol, alternativ Sorbit
    • Risiken bei Anwendung von Spüllösung: TUR-Syndrom und perioperative Hypothermie
  • Intraoperative Abschätzung des Blutverlusts: Ggf. erschwert durch Abdunkelung des Raums und Maskierung durch Spülflüssigkeit [9]
  • Durchführung in Steinschnittlagerung: Kann bei längerer Eingriffsdauer unter Regionalanästhesie sehr unbequem werden [9]
  • Vorteile der verschiedenen Narkoseverfahren
  • Intraoperative Erektion: Durch Stimulation des Penis (bspw. beim Waschen oder Einführen des Resektoskops) [26]
    • Auftreten kann das chirurgische Vorgehen behindern bzw. unmöglich machen
    • Erhöhte Wahrscheinlichkeit bei Allgemeinanästhesie und Periduralanästhesie
    • Keine eindeutige Empfehlung zum therapeutischen Vorgehen vorhanden [9]

Transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) [9]

Das Blutungsrisiko während der TUR-P ist sehr variabel und steigt mit längerer OP-Dauer! [9]

Transurethrale Resektion von Blasentumoren (TUR-B) [27][28]

Im Rahmen einer transurethralen Resektion lateraler Harnblasentumoren kann es bei alleiniger Spinalanästhesie (oder bei unzureichender Muskelrelaxierung im Rahmen einer Allgemeinanästhesie) zur elektrischen Stimulation des N. obturatorius mit nachfolgender Kontraktion der Adduktoren kommen (Gefahr der iatrogenen Blasenperforation durch das Resektoskop)!

Ureterorenoskopie

Perkutane Nephrostomie

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Präoperative Anamnese und Diagnostiktoggle arrow icon

Allgemeine präoperative Einschätzung

Spezielle präoperative Einschätzung [4][29][30]

  • Eingriffe bei angeborenen Fehlbildungen des Urogenitaltraktes: Mögliches Vorliegen weiterer kongenitaler Anomalien abklären [31][32][33]
  • Eingriffe mit spezieller Lagerung: Ggf. vorbestehende Nervenschäden bzw. Einschränkungen der Beweglichkeit abklären
  • Tumorchirurgie: Besonders sorgfältige perioperative Planung und Risikostratifizierung unter Berücksichtigung von OP-Dauer, Resektionsausmaß und Blutungsrisiko [23]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Anästhesiologische Besonderheitentoggle arrow icon

Allgemeine Hinweise [9]

Auswahl des Anästhesieverfahrens [9][23][38][39]

Perioperative Patientenlagerung in der Urologie [1][5][9]

Lagerungsbedingte relevante anästhesiologische Besonderheiten:

Bei der Steinschnittlagerung empfiehlt sich aufgrund der hämodynamischen Auswirkungen ein langsames Umlagern der Beine, insb. bei Regionalanästhesie und kardialer Vorerkrankung! [9]

Postoperative Schmerztherapie [41][42]

Nach vielen urologischen Eingriffen bestehen lediglich milde bis moderate postoperative Schmerzen! [9]

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Spezielle Risiken und Komplikationentoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

TUR-Syndromtoggle arrow icon

Grundlagen

  • Definition: Hypotone Hyperhydratation durch Aufnahme größerer Mengen an Spüllösung in den Blutkreislauf
    • Klassischerweise im Rahmen einer transurethralen Resektion (TUR-P, TUR-B)
    • Auftreten grundsätzlich jedoch auch bei anderen Eingriffen unter Einsatz von Spüllösung möglich [45][46]
  • Ätiologie: Aufnahme von Spülflüssigkeit durch Einschwemmung und/oder Resorption
    • Einschwemmung: Direkte Aufnahme durch chirurgische Eröffnung venöser Gefäße im OP-Gebiet
    • Resorption: Indirekte Aufnahme nach Übertritt ins umliegende Gewebe [9]
  • Risikofaktoren [47]
    • Verwendung elektrolytfreier Spüllösung
    • Hoher Spüldruck (>60 cmH2O)
    • Lange OP-Dauer (>60 min)

Ein TUR-Syndrom kann auch noch einige Stunden nach dem Eingriff auftreten! [1]

Zur Prävention können alternative Verfahren ohne hypotone Spüllösungen (bipolare oder lasergestützte Resektionsverfahren) sowie Niedrigdruckspüllösungen angewendet werden! [1][9][48]

Symptomatik

Frühe und späte Symptome eines TUR-Syndroms
Symptome Früh Spät
Kardiopulmonal
Zerebral
  • Müdigkeit, vermehrtes Gähnen
  • Verwirrtheit, Unruhe
  • Kopfschmerzen, Sehstörungen

Die Symptomatik eines TUR-Syndroms ist eher unspezifisch und in ihrer Ausprägung abhängig vom Schweregrad der hypotonen Hyperhydratation!

Frühe Warnzeichen wie bspw. vermehrtes Gähnen, Verwirrtheit oder Unruhe sind intraoperativ nur bei wachen Personen erkennbar!

Diagnostik

Methoden zur Abschätzung der Aufnahme von Spüllösung [47]

  • Direkte Überwachung der Serumnatriumkonzentration
    • Extrazellulärflüssigkeit (EZF) = 0,2 × kgKG
    • Aufgenommene Spüllösung = Natriumpräoperativ ÷ Natriumpostoperativ × EZF - EZF
  • Alkoholeinschwemmtest
    • Zusatz von Ethanol 1% zur Spüllösung
    • Aufgenommene Spüllösung abschätzbar durch Messung der Alkoholkonzentration in der Ausatemluft

Management und Therapie [3][9]

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.