Zusammenfassung![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe (HWGI) zählen weltweit zu den häufigsten Infektionen. Die Erreger gelangen dabei typischerweise im Zusammenhang mit einer gestörten bzw. unterbrochenen Hautbarriere ins Gewebe. Abhängig von der betroffenen anatomischen Struktur ist eine Einteilung der verschiedenen Krankheitsbilder in oberflächliche und tiefe Infektionen möglich. Darüber hinaus können HWGI u.a. nach Art der Infektion (nicht-purulent, purulent, nekrotisierend) und dem Schweregrad (leicht, moderat, schwer/kompliziert) eingeteilt werden.
Klinisch werden HWGI i.d.R. zunächst durch lokale Entzündungszeichen auffällig, deren Art und Ausprägung individuell sehr variabel sein können. Zusätzliche systemische Entzündungszeichen können für einen schweren Verlauf sprechen und sollten entsprechend ernst genommen werden. Therapeutisch kommen sowohl medikamentöse als auch chirurgische Maßnahmen in Betracht. Hierbei sind neben dem konkreten Krankheitsbild auch individuelle Risikofaktoren wie bspw. eine mögliche Immunschwäche zu berücksichtigen. Bei adäquater Behandlung haben die meisten HWGI eine gute Prognose. Ausgenommen hiervon sind nekrotisierende Infektionen wie die Fournier-Gangrän oder die clostridiale Myonekrose, die mit einer hohen Letalität einhergehen.
Klinische Einteilung![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe können nach vielen verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt werden, von denen im Folgenden nur die klinisch relevantesten genannt sind. Eine einheitliche Definition bzw. Klassifikation der verschiedenen Krankheitsbilder existiert nicht. Bei der Beurteilung der Erkrankungsschwere sind insb. Art und Ausbreitung der Infektion sowie der Allgemeinzustand der betroffenen Person von Bedeutung. [1][2]
Einteilung nach betroffenen anatomischen Strukturen
- Oberflächliche Infektion: Hauptsächlich Dermis und Epidermis betroffen, bspw.
- Tiefe Infektion: Subkutis sowie ggf. Faszie und Muskel betroffen, bspw.
- Begrenzte bzw. schwere Phlegmone
- Nekrotisierende Infektionen
- Risikolokalisationen: Gesicht, Hand
Je tiefer eine Infektion in das Gewebe eindringt, desto wahrscheinlicher ist eine schwere Infektion! Allerdings sind tief gelegene Infektionen auch von außen schwerer erkennbar!
Einteilung nach Art der Infektion
- Nicht-purulent: Nicht-eitrige Infektion, bspw.
- Purulent: Eitrige Infektion, bspw.
- Nekrotisierend: Toxinvermittelte Infektion mit Gewebeuntergang, bspw.
Während nicht-purulente Infektionen häufig konservativ behandelt werden können, erfordern purulente Infektionen meist eine chirurgische Therapie! „Ubi pus, ibi evacua! – Wo Eiter ist, entleere ihn!“
Nicht-purulente Infektionen können in purulente Infektionen übergehen! Nekrotisierende Infektionen sind pathogenetisch eine eigenständige Entität!
Einteilung nach Schweregrad
Schweregrade bakterieller Infektionen von Haut und Weichgewebe | ||
---|---|---|
Nach IDSA [3] | Nach Eron et al. [4] | Merkmale |
Leicht | 1 |
|
— | 2 |
|
Moderat | 3 |
|
Schwer/kompliziert | 4 |
|
Eine Einteilung nach Schweregraden ist zur Therapieplanung sowie zur Abschätzung der Prognose sinnvoll!
Nekrotisierende Infektionen sind immer als schwer einzustufen und stellen eine Erkrankung mit unmittelbarem Handlungsbedarf dar!
Risikofaktoren![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Komorbiditäten
- Adipositas [6]
- Kachexie, Hypalbuminämie
- Diabetes mellitus
- Herzinsuffizienz [7]
- Chronische Nierenerkrankung
- Leberzirrhose Child B bzw. Child C
- Immunschwäche
- Polyneuropathie, Paresen
- Chronische Ekzeme, chronisches (Lymph‑)Ödem
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit, chronisch-venöse Insuffizienz
- Schädlicher Gebrauch von Alkohol, Tabak oder psychotropen Substanzen
- Trichotillomanie
- Sonstige Faktoren
- Kindesalter/fortgeschrittenes Alter
- Einliegende Katheter
- Exposition gegenüber nosokomialen Erregern
- Hautdefekte bzw. -mazerationen
- Verbrennung von >10% der Körperoberfläche
- Falsche Körperhygiene
Die genannten Risikofaktoren können sowohl die Entstehung bakterieller Infektionen von Haut und Weichgewebe begünstigen als auch zu einem komplizierten Verlauf beitragen!
Symptomatik![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Allgemeine Symptome
- Lokale Entzündungszeichen
- Art und Ausprägung individuell variabel
- Ggf. begleitende Lymphangitis bzw. Lymphadenitis
- Systemische Entzündungszeichen
- Auftreten insb. bei purulenten bzw. nekrotisierenden Infektionen möglich
- Je nach Ausmaß ggf. weitere Symptome durch resultierende Organdysfunktionen (siehe auch: SOFA-Score)
Red Flags bei Infektionen von Haut und Weichgewebe
- Akute Entwicklung bzw. Verschlimmerung der Symptome (innerhalb von Stunden)
- Ausgeprägte Schmerzen bei initial noch mildem Lokalbefund [2]
- Unscharfe Begrenzung bzw. über den Lokalbefund hinausgehendes Ödem
- Tiefrote, bläuliche oder tiefschwarze Färbung (je nach Hauttyp), Blasen bzw. Nekrosen, Hautemphysem
Entscheidend für den Therapieerfolg ist es, eine schwere bzw. komplizierte Infektion rechtzeitig zu erkennen und unverzüglich adäquat zu behandeln!
Diagnostik![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Anamnese und körperliche Untersuchung
- Anamnese bspw. anhand des SAMPLE(R)- oder OPQRST-Schemas
- Erfassen möglicher Komorbiditäten und initiale Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit
- Siehe auch: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Risikofaktoren
- Fokussierte körperliche Untersuchung
- Ausdehung des Lokalbefundes zur Verlaufskontrolle markieren bzw. dokumentieren
- Suche nach möglicher Eintrittspforte (ggf. außerhalb des Lokalbefundes) [8]
- Temperaturmessung, Erheben der Vitalparameter sowie des Lymphknotenstatus
Bei vielen Infektionen von Haut und Weichgewebe handelt es sich um sog. Blickdiagnosen!
Labordiagnostik und mikrobiologische Untersuchung
- Bestimmung der Entzündungsparameter
- Bei leichten Infektionen meist BSG, CRP und kleines Blutbild ausreichend
- Bei schweren Infektionen ggf. zusätzliche Parameter (bspw. PCT, Lactat), siehe auch: Sepsisparameter
- Direkter Erregernachweis und Resistenztestung
- Typische Indikationen
- Purulente bzw. nekrotisierende Infektionen
- Bei V.a. atypische bzw. multiresistente Erreger
- Ausbleibende Besserung nach Initialtherapie
- Proben von Eiter bzw. Wundsekret, bei Sepsisverdacht zusätzlich Abnahme von Blutkulturen
- Bei intraoperativer Probenentnahme ggf. zusätzlich histologische Untersuchung
- Typische Indikationen
Laborchemische Entzündungsparameter spiegeln nicht zwingend den Schweregrad einer Infektion wider und sollten v.a. im Verlauf beurteilt werden!
Bildgebende Verfahren
- Sonografie: Orientierende Beurteilung der Ausbreitung des Lokalbefundes
- Konventionelle Röntgenaufnahme: Im Einzelfall zur Mitbeurteilung knöcherner Strukturen
- Schnittbildgebung (CT, MRT): Therapieplanung bei schweren Infektionen
Eine Schnittbildgebung ist i.d.R. nur bei schweren Infektionen bzw. zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen erforderlich!
Krankheitsbilder (Auswahl)![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Im Folgenden wird eine Auswahl häufiger Krankheitsbilder aus der heterogenen Gruppe der bakteriellen Infektionen von Haut und Weichgewebe vorgestellt.
Weitere bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe werden in gesonderten Kapiteln behandelt:
Erysipel![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Definition und Epidemiologie
- Definition: Nicht-purulente Infektion der oberflächlichen Dermis und Lymphgefäße
- Epidemiologie [9][10]
Das Erysipel ist eine der häufigsten dermatologischen Diagnosen!
Ätiologie und Pathogenese [8][10]
- Erreger: Meist β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes)
- Selten Streptokokken der Gruppen B, C oder G
- Teilweise auch Nachweis von Staphylococcus aureus
- Pathogenese
-
Typischerweise kleine Hautläsionen als Eintrittspforte, bspw.
- Interdigitale Mazeration bei Tinea pedis
- Hauterosion bei Impetigo contagiosa
- Exkoriation durch Kratzen
- Ausbreitung interstitiell und über die Lymphgefäße
- Bakterielle Invasion ins Blut nur in seltenen Fällen
-
Typischerweise kleine Hautläsionen als Eintrittspforte, bspw.
Eintrittspforte für den Erreger sind typischerweise kleine Hautläsionen, die sich meist einige Zentimeter entfernt vom Erythem befinden!
Klinische Präsentation [10][12]
- Auftreten meist einseitig an der unteren Extremität oder im Gesicht
-
Flächiges, scharf begrenztes Erythem mit flammenförmigen Ausläufern
- Abhängig von der bakteriellen Toxinausstattung sowie der individuellen Entzündungsreaktion ggf. mit
- Deutliche Erhöhung der Entzündungsparameter (mögliches Abgrenzungsmerkmal zur begrenzten Phlegmone) [13]
- Für allgemeine Symptome siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Symptome
Diagnostik und Differenzialdiagnosen [8][12]
- Wichtigste diagnostische Maßnahmen
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Labordiagnostik (CRP, BSG, kleines Blutbild)
- Für allgemeine diagnostische Maßnahmen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Diagnostik
- Wichtigste Differenzialdiagnosen [12]
- Ausgeprägte Insektenstichreaktion
- Ekzem
- Akute Kontaktdermatitis
- Perichondritis der Ohrmuschel
- Akute Stauungsdermatitis [12]
- Begrenzte/schwere Phlegmone [13]
- Kutaner Abszess
- Nekrotisierende Infektion von Haut und Weichgewebe
- Für allgemeine Differenzialdiagnosen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Differenzialdiagnosen
Beim Erysipel handelt es sich typischerweise um eine Blickdiagnose! Ein mikrobiologischer Erregernachweis gelingt nur selten!
Therapie
- Allgemeine Therapiemaßnahmen [14][15]
- Sanierung der Eintrittspforte
- Kühlende Umschläge im Bereich des Lokalbefundes
- Körperliche Schonung, ggf. eingeschränkte Bettruhe
- Ruhigstellung und ggf. Hochlagerung [16]
- Analgesie nach WHO-Stufenschema, Fiebersenkung, ggf. Thromboseprophylaxe
- Mitbehandlung von Komorbiditäten, siehe auch: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Risikofaktoren
- Praxistipp: Markierung des Befundrandes zur Verlaufsdokumentation
- Systemische Antibiotikatherapie: Penicillin in Abhängigkeit vom Schweregrad der Infektion, alternativ bei Unverträglichkeit bspw. Clindamycin
- Therapiedauer: Mind. 7–10 Tage (mind. 1–2 Tage über den Rückgang der Symptomatik hinaus)
- Bei unkomplizierter Infektion i.d.R. orale Gabe ausreichend
- Bei komplizierten Infektionen parenterale Gabe erforderlich (befundabhängig ggf. Oralisierung im Verlauf)
Systemische Antibiotikatherapie bei Erysipel | ||
---|---|---|
Erysipel | Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) | Alternativen bei Penicillinallergie |
Unkompliziert |
|
|
Kompliziert |
| |
Chronisch-rezidivierend |
|
|
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Kalkulierte Antibiotikatherapie bakterieller Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Kindern und Jugendlichen |
Bei Nicht-Ansprechen auf die Initialtherapie nach 1–2 Tagen sollten immer eine mikrobiologische Untersuchung und eine antibiogrammgerechte Eskalation der Therapie erfolgen!
Weltweit sind bisher keine Resistenzen von Streptococcus pyogenes gegen β-Lactam-Antibiotika bekannt! [29]
AMBOSS-Pflegewissen: Erysipel![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Neben der Beobachtung sowie der Durchführung der spezifischen, ärztlich angeordneten Therapien stehen in der Pflege von Betroffenen ggf. auch die Bettruhe und die sich daraus ergebenden Pflegeaspekte im Fokus. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, zur Rezidivprophylaxe zu beraten.
Beobachten/Überwachen
- Basismonitoring
- Temperatur: Insb. Fieber/Schüttelfrost
- Herzfrequenz: Tachykardie
- Blutdruck: Hypotonie
- Atmung: Tachypnoe
- Vigilanz: Vigilanzminderung
- Schmerzen: Ggf. Analgetika nach ärztlicher Anordnung geben
- Haut
- Entzündungsverlauf, ggf. auch Fotodokumentation/Markierung der Entzündungsränder
- Mazerationen
- Psyche: Insb. bei ärztlich angeordneten Bewegungseinschränkungen, ggf. zur Situation beraten
- Nebenwirkungen der Antibiotikatherapie : Insb. nach Erstgabe
Verschlechtert sich der Allgemeinzustand der Patient:innen bzw. vergrößert sich das betroffene Hautareal deutlich nach ≥24 Stunden unter Antibiotikatherapie, ist das ärztliche Personal zu informieren!
Mobilisation/Bewegung
- Positionierung: Körperliche Schonung, ggf. eingeschränkte Bettruhe
- Ruhigstellen und ggf. erhöht positionieren
- Bei Erysipelen im Gesichtsbereich: Sprechen und Kauen unterbinden, ggf. passierte Kost sinnvoll
Körperpflege und Prophylaxen
Alle Maßnahmen sind, soweit nicht anders angegeben, nur nach ärztlicher Anordnung durchzuführen.
- Hautpflege
- Kühlende Umschläge im Bereich des Lokalbefundes: Mehrmals täglich, ggf. mit Antiseptika
- Bei bestehenden Ödemen nach Abklingen der Entzündung: Kompressionstherapie nach ärztlicher Anordnung, ggf. Lymphdrainage
Eine zu lange Anwendung feuchter Umschläge kann ggf. zu Mazeration der Haut führen. Bei jeder Anwendung sollte der Hautzustand beurteilt werden!
- Prophylaxen: Bedarfsgerecht, insb.
- Bei notwendiger Einschränkung der Kautätigkeit
- Parotitisprophylaxe,
- Soorprophylaxe
- Bei angeordneter Bettruhe
- Thromboseprophylaxe
- Kontrakturenprophylaxe
- Dekubitusprophylaxe
- Pneumonieprophylaxe
- Bei notwendiger Einschränkung der Kautätigkeit
Beratung und Prävention
-
Prävention erneuter Erysipele
- Hautpflege: Angepasst an den Hautzustand , tägliche Beobachtung auf Verletzungen und Veränderungen
- Bei weiteren Erkrankungen der Haut : Zügige Behandlung durch Fachpersonal
- Im Alltag Verletzungen vorbeugen
Phlegmone![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Definition und Epidemiologie
- Definition
- Begrenzte Phlegmone (engl. „cellulitis“): Umschriebene nicht-purulente Infektion von Dermis und Subkutis
- Ohne Affektion der Faszie
- Übergang in schwere Form möglich
- Schwere Phlegmone: Diffuse bis zur Faszie/Muskulatur reichende purulente Infektion
- Ohne Abszedierung
- Häufig mit Nekrosenbildung
- Begrenzte Phlegmone (engl. „cellulitis“): Umschriebene nicht-purulente Infektion von Dermis und Subkutis
- Epidemiologie (begrenzte Phlegmone, Daten aus den Niederlanden) [32]
- Inzidenz: 22/1.000 Personenjahre
- Hospitalisierungsrate: 7%
Der alleinige Begriff „Phlegmone“ ist unscharf und potenziell irreführend! Die Differenzierung zwischen begrenzter und schwerer Phlegmone ist von großer klinischer Bedeutung!
Ätiologie und Pathogenese [1]
- Erreger: Meist Staphylococcus aureus
- Seltener: Gramnegative Bakterien, Anaerobier
- Eintrittspforte ggf. multibakteriell besiedelt
- Pathogenese
- Häufig Bagatellverletzungen oder Ulzera als Eintrittspforte
- Diffuse Ausbreitung im Bindegewebe [33] → Begrenzte Phlegmone
- Insuffiziente Behandlung, komplizierende Begleiterkrankungen → Schwere Phlegmone
Eintrittspforte für den Erreger sind typischerweise Bagatellverletzungen, die sich meist zentral im Bereich des Erythems befinden!
Klinische Präsentation [1][8]
- Auftreten häufig im Bereich der unteren Extremität [2]
- Unscharf begrenztes Erythem auf teigigem Ödem mit zentral gelegener Eintrittspforte
- Im Verlauf ggf. eitrige Einschmelzung und Nekrosenbildung
- Anfänglich häufig keine systemischen Entzündungszeichen
- Sonderform: Orbitalphlegmone
- Für allgemeine Symptome siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Symptome
Diagnostik und Differenzialdiagnosen [8]
- Wichtigste diagnostische Maßnahmen
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Labordiagnostik (CRP, BSG, kleines Blutbild)
- Bei schwerer Phlegmone: Biopsie zur Erregerdifferenzierung (bspw. im Rahmen des Débridements)
- Für allgemeine diagnostische Maßnahmen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Diagnostik
- Wichtigste Differenzialdiagnosen
- Erysipel [13]
- Kutaner Abszess
- Nekrotisierende Fasziitis
- Für allgemeine Differenzialdiagnosen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Differenzialdiagnosen
Bei der begrenzten bzw. schweren Phlegmone handelt es sich typischerweise um eine Blickdiagnose!
Therapie [1][8]
- Allgemeine Therapiemaßnahmen
- Sanierung der Eintrittspforte
- Kühlende Umschläge im Bereich des Lokalbefundes
- Körperliche Schonung, ggf. eingeschränkte Bettruhe
- Ruhigstellung und ggf. Hochlagerung [16]
- Analgesie nach WHO-Stufenschema, Fiebersenkung, ggf. Thromboseprophylaxe
- Mitbehandlung von Komorbiditäten, siehe auch: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Risikofaktoren
- Praxistipp: Markierung des Befundrandes zur Verlaufsdokumentation
- Systemische Antibiotikatherapie: Immer indiziert, bspw. mit einem Cephalosporin oder Isoxazolylpenicillin
- Auswahl des Antibiotikums, Applikationsweg und Therapiedauer insb. abhängig von
- Erkrankungsschwere
- Vorerkrankungsprofil
- Für die spezifische Therapie in Abhängigkeit von der Diagnose siehe:
- Für die Therapie bei septischem Verlauf siehe: Sepsis - Initialtherapie bei Fokus Haut und Weichteile
- Auswahl des Antibiotikums, Applikationsweg und Therapiedauer insb. abhängig von
- Chirurgische Therapie: Bei schwerer Phlegmone indiziert
- Breite Eröffnung des infizierten Gewebes [33]
- Mikrobiologische Abstrichdiagnostik, ggf. Biopsie
- Débridement und Drainage
Begrenzte Phlegmone
Systemische Antibiotikatherapie bei begrenzter Phlegmone [1] | ||
---|---|---|
Indikation | Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) | Alternativen bei Penicillinallergie |
|
| |
Tiefe Infektion |
| |
Kontaminierte Wunden, insb. in der Inguinal- oder Anogenitalregion |
| |
PVL-positive Staphylokokken |
|
|
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Kalkulierte Antibiotikatherapie bakterieller Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Kindern und Jugendlichen, bei periorbitaler begrenzter Phlegmone [1]: Cefuroxim [24] |
Schwere Phlegmone
Systemische Antibiotikatherapie bei schwerer Phlegmone [1] | ||
---|---|---|
Indikation | Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) | Alternativen bei Penicillinallergie |
Erstlinientherapie |
|
|
Länger bestehende Infektion, Kontamination oder erfolglose Vorbehandlung |
|
|
Relevante Komorbiditäten UND länger bestehende Infektion, Kontamination oder erfolglose Vorbehandlung |
| |
Traumen mit Süßwasserexposition |
|
|
Traumen mit Salzwasserexposition |
|
|
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Kalkulierte Antibiotikatherapie bakterieller Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Kindern und Jugendlichen |
Bei schwerer Phlegmone sollte sich die Dauer der systemischen Antibiotikatherapie nach dem klinischen Ansprechen richten! Typisch sind 5–10 Tage bei unkomplizierten Infektionen! [1]
Bei immunkompromittierten Personen kann eine systemische Antibiotikatherapie über 7–14 Tage erforderlich sein! [1]
Schwere/komplizierte Weichgewebeinfektion
Systemische Antibiotikatherapie bei komplizierter schwerer Weichgewebeinfektion [1] | |
---|---|
Komplizierender Faktor | Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) |
Vorliegen von >1 Komorbiditäten |
|
Zusätzlich Fieber und erstmalige Episode einer Neutropenie |
|
Follikulitis, Furunkel und Karbunkel![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Definition und Epidemiologie [6]
- Definitionen
- Follikulitis: Entzündung eines Haarfollikels
- Infektiös (bakteriell, viral, mykotisch oder parasitär)
- Nicht-infektiös (diverse Ursachen )
- Perifollikulitis: Ausbreitung einer bakteriellen Follikulitis auf die Umgebung des Haarfollikels
- Furunkel: Subkutan abszedierende Follikulitis und Perifollikulitis mit zentraler Nekrose und narbiger Abheilung
- Furunkulose: Rezidivierendes Auftreten mehrerer Furunkel
- Karbunkel: Konfluierende Furunkel
- Flächenhafte epifasziale Entzündung mit Nekrosenbildung
- Fortschreiten in die Tiefe mit subfaszialer Ausbreitung möglich
- Follikulitis: Entzündung eines Haarfollikels
- Epidemiologie der bakteriellen Follikulitis [57]
- Inzidenz: Häufigste infektiöse Hauterkrankung in Deutschland
- Geschlechterverhältnis: ♂ > ♀
Die verschiedenen Schweregrade einer Haarfollikelentzündung können fließend ineinander übergehen!
Ätiologie und Pathogenese [1][6]
- Erreger: Meist Staphylococcus aureus
- Seltener gramnegative Erreger [58]
- Rezidivierende Follikulitiden typischerweise durch CA-MRSA verursacht [59]
- Furunkel und Karbunkel häufig durch PVL-Keime oder MRSA verursacht [1]
- Pathogenese
- Haarfollikelöffnung als Eintrittspforte, insb. nach
- Mechanischer Hautreizung (bspw. Rasur oder Epilation)
- Erhöhter Erregerexposition (bspw. Schwimmbadbesuch)
- Lokale Entzündungsreaktion (Papel bzw. Nodus) → Eitrige Einschmelzung (Pustel)
- Im Verlauf spontane Eiterentleerung oder Ausbreitung auf benachbarte Follikel
- Bei Auftreten im Gesichtsbereich: Gefahr der hämatogenen Fortleitung nach orbital oder intrakraniell
- Besonders kritische Bereiche: Oberlippe, Nase, Orbita, Stirn (Zentrofazialregion)
- Mögliche Folgekomplikationen: Orbitalphlegmone, Sinus-cavernosus-Thrombose, Meningitis [60]
- Haarfollikelöffnung als Eintrittspforte, insb. nach
Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe in der Zentrofazialregion können durch hämatogene Fortleitung zu schweren Folgekomplikationen wie Orbitalphlegmone, Sinus-cavernosus-Thrombose oder Meningitis führen!
Klinische Präsentation [6]
- Auftreten an behaarten Körperstellen , insb.
- Gesicht und Capillitium
- Nacken, Rücken, Extremitäten
- Axilla und Leistenregion
- Initial stecknadelkopfgroßer praller Eiterknoten, bei Fortschreiten flächenhafte Ausbreitung und Nekrotisierung
- Systemische Entzündungszeichen nur bei Furunkel bzw. Karbunkel
- Für allgemeine Symptome siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Symptome
Diagnostik und Differenzialdiagnosen
- Wichtigste diagnostische Maßnahmen
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Ggf. direkter Erregernachweis (Bakterienkultur) bzw. molekularbiologische PVL-Diagnostik [61]
- Für allgemeine diagnostische Maßnahmen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Diagnostik
- Wichtigste Differenzialdiagnosen
- Acne vulgaris
- Acne inversa
- Eosinophile Follikulitis
- Arzneimittelexanthem
- Für allgemeine Differenzialdiagnosen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Differenzialdiagnose
Bei Follikulitis, Furunkel und Karbunkel handelt es sich typischerweise um Blickdiagnosen!
Therapie [1][58]
- Allgemeine Therapiemaßnahmen
- Kühlende Umschläge im Bereich des Lokalbefundes
- Mehrfach tägliches Betupfen der Effloreszenzen mit Antiseptika (bspw. Chlorhexidin-Lösung, Povidon-Lösung)
- Ruhigstellung, Vermeiden unnötiger Manipulation
- Ggf. Verwendung sog. Zugsalbe (bspw. Ammoniumbituminosulfonat [62])
- Mitbehandlung von Komorbiditäten, siehe auch: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Risikofaktoren
- Systemische Antibiotikatherapie: Bei Furunkel und Karbunkel indiziert , bspw. mit einem Cephalosporin
- Chirurgische Therapie: Bei Abszedierung indiziert
Systemische Antibiotikatherapie bei Furunkel bzw. Karbunkel | ||
---|---|---|
Indikation | Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) | Alternativen bei Penicillinallergie |
Erstlinientherapie |
|
|
HA-MRSA (Verdacht oder Nachweis) |
|
|
CA-MRSA bzw. PVL (Verdacht oder Nachweis) |
|
|
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Kalkulierte Antibiotikatherapie bakterieller Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Kindern und Jugendlichen |
Follikulitiden heilen meist spontan! Die allgemeinen Therapiemaßnahmen sind typischerweise ausreichend!
Bei Furunkeln bzw. Karbunkeln ist eine systemische Antibiotikatherapie insb. bei ausgeprägtem Befund oder Auftreten im Gesichtsbereich indiziert!
Kutane Abszesse![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Definition und Epidemiologie [8][66]
Ätiologie und Pathogenese
- Erreger: Residente oder transiente Hautflora
- Meist Staphylococcus aureus
- Seltener Streptokokken, gramnegative Erreger , Anaerobier
- Mischinfektion möglich
- Pathogenese: Einbringen bzw. Einwandern von Bakterien ins Gewebe, bspw. durch
- Traumatische Verletzung der Haut, insb.
- Stich- bzw. Schnittverletzungen
- Operationswunden, Gefäßzugänge
- Intravenöser Drogenkonsum
- Chronische Wunden, Okklusionsverbände [8]
- Hämatogene Streuung eines bakteriellen Infekts
- Abszedierung einer bakteriellen Infektion von Haut und Weichgewebe
- Traumatische Verletzung der Haut, insb.
Klinische Präsentation [12]
- Auftreten an der gesamten Körperoberfläche möglich
- Häufig ausgeprägte lokale Entzündungszeichen
- Für allgemeine Symptome siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Symptome
Diagnostik und Differenzialdiagnosen
- Wichtigste diagnostische Maßnahmen
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Mikrobiologische Diagnostik (insb. bei systemischen Entzündungszeichen oder rezidivierendem Auftreten)
- Bei rezidivierendem Auftreten zusätzlich Ausschluss von Sinus pilonidalis , Acne inversa und Fremdkörpern
- Bei Auftreten im Kindesalter zusätzlich immunologische Diagnostik
- Für allgemeine diagnostische Maßnahmen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Diagnostik
- Wichtigste Differenzialdiagnosen
- Infiziertes Atherom
- Begrenzte/schwere Phlegmone
- Furunkel, Karbunkel
- Für allgemeine Differenzialdiagnosen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Differenzialdiagnosen
Bei kutanen Abszessen handelt es sich typischerweise um eine Blickdiagnose!
Therapie [1]
- Allgemeine Therapiemaßnahmen
- Kühlende Umschläge im Bereich des Lokalbefundes
- Ruhigstellung und ggf. Hochlagerung [16]
- Analgesie nach WHO-Stufenschema, Fiebersenkung, ggf. Thromboseprophylaxe
- Mitbehandlung von Komorbiditäten, siehe auch: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Risikofaktoren
- Chirurgische Therapie: Wichtigste und primär wirksamste Behandlung
- Abszessentlastung durch Inzision und Drainage
- Spülung der Wunde, ggf. Ausräumung der Abszesshöhle
- Siehe auch: Abszesse von Haut und Weichgewebe - Operative Behandlung
- Systemische Antibiotikatherapie: Begleitend zur chirurgischen Therapie nach individueller Indikationsstellung, bspw. mit einem Cephalosporin
- Optional bei rezidivierenden Abszessen: Dekolonisierungsmaßnahmen [3]
- Antibiotische Nasensalbe (bspw. Mupirocin [67])
- Tägliche antiseptische Ganzkörperwaschung (bspw. mit Chlorhexidin- oder Octenidin-Waschlotion)
- Täglicher Austausch persönlicher Textilien
Systemische Antibiotikatherapie bei kutanem Abszess | ||
---|---|---|
Indikation | Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) | Alternativen bei Penicillinallergie |
Erstlinientherapie |
|
|
Oberflächliche Abszesse mit stark kontaminierter Eintrittspforte | ||
Tiefe Abszesse |
|
|
Abszess nach Penetration mit kontaminierten Gegenständen oder Operationen mit hohem Infektionsrisiko |
|
|
CA-MRSA (Verdacht oder Nachweis) |
|
|
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Kalkulierte Antibiotikatherapie bakterieller Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Kindern und Jugendlichen |
Bei kutanen Abszessen stellt die chirurgische Therapie die wichtigste, primär wirksamste Behandlung und bei unkomplizierten Abszessen oft einzig erforderliche Therapie dar! Sie kann nicht durch eine Antibiotikatherapie ersetzt werden!
Nekrotisierende Fasziitis![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Definition und Epidemiologie [2]
- Definition: Ischämisch-nekrotisierende bakterielle Infektion der Faszie und des darunter liegenden Muskels
- Eigenständige Entität mit besonderer, toxinvermittelter Pathogenese [1]
- Kein direktes Kontinuum anderer Haut- und Weichgewebeinfektionen
- Lebensbedrohliches, i.d.R. rasch fortschreitendes Krankheitsbild
- Epidemiologie
- Inzidenz: Niedrig [71]
- Alters- und Geschlechterverteilung: Überwiegend ältere und männliche Personen betroffen [72]
- Prognose: Hohe Letalität (ca. 30%) [73]
Bei der nekrotisierenden Fasziitis handelt es sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild mit dringender chirurgischer und intensivmedizinischer Behandlungsnotwendigkeit!
Die Prognose verschlechtert sich maßgeblich, je mehr Zeit bis zur Diagnosestellung und Behandlung verstreicht!
Ätiologie und Pathogenese
- Erreger [1][74]
- Typ I (70–80%): Mischinfektion
- Grampositive Erreger (insb. Streptokokken)
- Anaerobier
- Enterobacteriaceae
- Typ II (20–30%): Monoinfektion (Auftreten insb. im Bereich der Extremitäten)
- Meist toxinproduzierende Streptokokken der Gruppe A (insb. Streptococcus pyogenes)
- Seltener Staphylococcus aureus (insb. PVL-positiver CA-MRSA)
- Typ III (<5%): Nach Genuss von Meeresfrüchten oder durch Wasser kontaminierte Wunden
- Typ IV (<1%): Posttraumatisch
- Typ I (70–80%): Mischinfektion
- Pathogenese [1][2]
- Eindringen der Erreger ins Gewebe
- Typischerweise in Zusammenhang mit einer gestörten bzw. unterbrochenen Hautbarriere
- In seltenen Fällen durch hämatogene Streuung
-
Bakterielle Toxinproduktion
- Lokale Gefäßschädigung → Thrombenbildung → Ischämie → Nekrosenbildung
- Unkontrollierte bzw. überschießende systemische Entzündungsreaktion → Organdysfunktion, Schocksymptomatik
- Eindringen der Erreger ins Gewebe
Die spezifische Pathophysiologie nekrotisierender Infektionen ist von der Enzym- bzw. Toxinausschüttung der beteiligten Erreger abhängig! [2]
Klinische Präsentation [74]
- Auftreten grundsätzlich überall möglich
- Typischerweise an Körperstamm und Perineum (ca. 70–80%, meist Vorerkrankte betroffen)
- Seltener an den Extremitäten oder im Kopf-/Halsbereich (ca. 20–30%, meist Immunkompetente betroffen)
- Frühphase (innerhalb der ersten 24 h): Sehr starke Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund
- Übergangsphase (Tag 2–4): Weitere Schmerzzunahme und ausgeprägte systemische Entzündungszeichen
- Zunehmende bläulich/dunkle Hautverfärbung sowie Nekrosenbildung
- Fakultativ: Blasenbildung bzw. Ausprägung eines Hautemphysems
- Spätphase (Tag 4–6): Zunehmende Organdysfunktion bei abnehmendem Schmerzempfinden
- Dauer und Ausprägung der verschiedenen Phasen können individuell sehr variabel sein
- Für allgemeine Symptome siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Symptome
Das Vorliegen starker Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund sollte frühzeitig an eine nekrotisierende Infektion denken lassen!
Diagnostik und Differenzialdiagnosen [8]
- Wichtigste diagnostische Maßnahmen
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Labordiagnostik (CRP, BSG, kleines Blutbild, Elektrolyte, Lactat)
- Sonografie [2][75]
- Ggf. explorative Inzision (∼2 cm) in Lokalanästhesie [74]
- Positiver „Fingertest“
- Mattgräuliche Faszie
- Fehlende Blutung bei Dissektion der Faszie
- Spülwasserfarbene Sekretion („dishwater pus“)
- CT/MRT: Selten indiziert [2]
- Für allgemeine diagnostische Maßnahmen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Diagnostik
- Wichtigste Differenzialdiagnosen
- Kutaner Abszess
- Schwere Phlegmone [1][75]
- Für allgemeine Differenzialdiagnosen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Differenzialdiagnosen
Bei V.a. eine nekrotisierende Fasziitis ist eine schnelle Diagnostik potenziell lebensrettend – und muss daher ggf. auch über eine explorative Inzision erzwungen werden!
Eine bildgebende Diagnostik sollte nicht die Zeit bis zur chirurgischen Vorstellung bzw. operativen Therapie verzögern!
Therapie [1][8]
- Allgemeine Therapiemaßnahmen
- Intensivmedizinische Versorgung bzw. Überwachung
- Analgesie nach WHO-Stufenschema, Fiebersenkung, ggf. Thromboseprophylaxe
- Mitbehandlung von Komorbiditäten, siehe auch: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Risikofaktoren
- Hyperbare Oxygenierung (HBO) erwägen, wenn verfügbar [2][76][77][78]
- Polyspezifische Immunglobuline im Verlauf erwägen bei Nachweis von Streptokokken der Gruppe A [2][79]
- Chirurgische Therapie: Immer indiziert, Durchführung so früh wie möglich [80]
- Radikales chirurgisches Débridement
- Ggf. Amputation der betroffenen Extremität [81]
- Regelmäßiger Verbandswechsel (2-mal täglich) [74]
-
Erstes Redébridement typischerweise nach 24–36 h
- Weitere Redébridements abhängig vom individuellen Verlauf planen (bspw. alle 24 h)
- Nach vollständiger Entfernung aller Nekrosen: Vakuumtherapie zur Unterstützung der Wundheilung erwägen [2]
- Systemische Antibiotikatherapie: Immer indiziert, Durchführung so früh wie möglich
- Initial Gabe von Breitspektrumantibiotika in max. Dosierung
- Im Verlauf ggf. resistenzgerechte Umstellung und Dosisanpassung
- Bei Monoinfektion mit Streptokokken der Gruppe A: Gabe von Penicillin G plus Clindamycin
- Therapiedauer individuell festlegen
Systemische Antibiotikatherapie bei nekrotisierender Fasziitis [1] | |
---|---|
Indikation | Antibiotikum der Wahl |
Erstlinientherapie (Typ-I- und Typ-II-Infektion) |
|
Versagen der Erstlinientherapie |
|
Monoinfektion mit Streptokokken der Gruppe A |
|
Typ-III-Infektion |
|
Eckpfeiler der Therapie bei nekrotisierender Fasziitis sind ein frühzeitiges radikales chirurgisches Débridement, eine ebenso frühzeitige Behandlung mit Breitspektrumantibiotika in maximaler Dosierung sowie eine begleitende intensivmedizinische Versorgung bzw. Überwachung! [1]
Wird MRSA als auslösender oder beteiligter Erreger vermutet, soll die Therapie immer Linezolid beinhalten! [1]
Fournier-Gangrän![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Definition und Epidemiologie
- Definition: Nekrotisierende Fasziitis des äußeren Genitals, der Perianalregion, des Perineums und/oder der Inguinalregion
- Epidemiologie
- Inzidenz: Niedrig [83]
- Alters- und Geschlechterverteilung: Überwiegend ältere und männliche Personen betroffen
- Prognose: Hohe Letalität (ca. 20–40%) [84]
Ätiologie und Pathogenese [85]
- Erreger: Meist Mischinfektion durch Enterobacteriaceae und Anaerobier (insb. bei Auftreten im Analbereich)
- Pathogenese
- Eindringen der Erreger ins Gewebe
- Häufigster Ausgangspunkt: Perianaler bzw. periproktitischer Abszess (60% der Fälle) [86]
- Weitere Auslöser: Dekubitalulzera, chronische Harnwegsinfekte, Urindauerkatheter, Bartholin-Abszesse [87][88]
- Seltene intraabdominelle Ursachen: Inkarzerierte Schenkelhernie, perforierte Appendizitis oder Sigmadivertikulitis
- Bakterielle Toxinproduktion
- Lokale Gefäßschädigung → Thrombenbildung → Ischämie → Nekrosenbildung
- Unkontrollierte bzw. überschießende systemische Entzündungsreaktion → Organdysfunktion, Schocksymptomatik
- Eindringen der Erreger ins Gewebe
Klinische Präsentation [2][85]
- Auftreten im inguinalen, perianalen, perinealen oder urogenitalen Bereich
- Hoden und Penis i.d.R. nicht primär betroffen
- Übergreifen auf Bauchwand, Flanke oder Oberschenkel möglich
- Meist fulminanter, seltener langsamer Verlauf [89]
- Im frühen Stadium sehr starke Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund
- Im Verlauf ausgeprägte Ödembildung und zunehmende Hautverfärbung
- Im späteren Stadium Nekrosen- bzw. Blasenbildung
- Verlaufsabhängig ausgeprägte systemische Entzündungszeichen möglich
- Für allgemeine Symptome siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Symptome
Starke Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund in typischer Lokalisation sollten auch bei langsamem Verlauf an eine potenziell lebensgefährliche Fournier-Gangrän denken lassen!
Diagnostik und Differenzialdiagnosen [87]
- Wichtigste diagnostische Maßnahmen
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Labordiagnostik (CRP, BSG, kleines Blutbild, Elektrolyte, Lactat)
- Ggf. Sonografie, CT des Beckens oder Rektoskopie [85][90]
- Für allgemeine diagnostische Maßnahmen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Diagnostik
- Wichtigste Differenzialdiagnosen
- Kutaner Abszess
- Schwere Phlegmone [1]
- Für allgemeine Differenzialdiagnosen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Differenzialdiagnosen
Therapie
- Allgemeine Therapiemaßnahmen
- Intensivmedizinische Versorgung bzw. Überwachung
- Analgesie nach WHO-Stufenschema, Fiebersenkung, ggf. Thromboseprophylaxe
- Mitbehandlung von Komorbiditäten, siehe auch: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Risikofaktoren
- Hyperbare Oxygenierung (HBO) erwägen, wenn verfügbar [78][91][92]
- Chirurgische Therapie: Immer indiziert, Durchführung so früh wie möglich
- Radikales chirurgisches Débridement
- Fernhalten von Fäkalien und Urin aus dem Operationsgebiet mittels
- Darmrohr oder Fäkalkollektor
- Ggf. Anlage eines Deviationsstomas
- Urindauerkatheter
- Sekundäre Wundheilung, spätere plastische Deckung
- Systemische Antibiotikatherapie: Immer indiziert, Durchführung so früh wie möglich
- Gabe von Breitspektrumantibiotika in max. Dosierung
- Für die Durchführung siehe: Systemische Antibiotikatherapie bei nekrotisierender Fasziitis
Die Fournier-Gangrän kann mit einer dezenten klinischen Präsentation einhergehen, ist jedoch eine akute Notfallsituation mit hoher Letalität!
Clostridiale Myonekrose (Gasbrand)![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Definition und Epidemiologie
- Definition: Lebensbedrohliche, durch Clostridien hervorgerufene nekrotisierende Infektion der Skelettmuskulatur
- Epidemiologie [93]
- Inzidenz: Niedrig (<100 Fälle pro Jahr in Deutschland, abnehmende Tendenz )
- Alters- und Geschlechterverteilung: Überwiegend ältere und männliche Personen betroffen
- Prognose: Hohe Letalität [94][95]
- Bei adäquater Therapie: 20–25%
- Unbehandelt: Bis zu 100%
Ätiologie und Pathogenese [94]
- Erreger: Clostridien der Gasbrand-Gruppe[73][95]
- Typischerweise C. perfringens (80% der Fälle)
- Seltenere Vertreter
- C. septicum
- C. sordellii [96]
- C. novyi, C. histolyticum
- Pathogenese [97]
- Inkubationszeit: Meist 1–4 Tage
- Eindringen der Erreger ins Gewebe
- Meist durch Quetschverletzungen oder tiefe penetrierende Verletzungen (mit Fremdkörperbeteiligung)
- Seltener in Zusammenhang mit Operationen des Gastrointestinaltraktes oder intramuskulären Injektionen
- In der Geburtshilfe ggf. bei vorzeitigem Blasensprung, Plazentaretention, intrauterinem Fruchttod, Schwangerschaftsabbruch
- Grundsätzlich auch ohne erkennbaren Auslöser möglich (spontane clostridiale Myonekrose)
-
Bakterielle Toxinproduktion
- Direkte Zellschädigung → Muskelzerfall, Hämolyse, Gasbildung
- Lokale Gefäßschädigung → Thrombenbildung → Ischämie → Nekrosenbildung
- Unkontrollierte bzw. überschießende systemische Entzündungsreaktion → Organdysfunktion, Schocksymptomatik
Durch die Toxinwirkung wird das Milieu noch anaerober, was in einem Circulus vitiosus zu einer Verbesserung der Wachstumsbedingungen für die Clostridien führt!
Klinische Präsentation [94]
- Auftreten grundsätzlich am gesamten Körper möglich
- Im frühen Stadium sehr starke Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund
- Typischer Lokalbefund [3]
- Initial blasse, später bronzene, letztlich lila-rote Haut
- Hautemphysem mit Krepitationen
- Selten Ödembildung
- Blasen mit rot-blauer Flüssigkeit
- Süßlich-faulig riechendes trübes Wundsekret
- Meist schwerer Verlauf mit ausgeprägten systemischen Entzündungszeichen
- Für allgemeine Symptome siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Symptome
Starke Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund sollten an eine potenziell lebensgefährliche Infektion denken lassen!
Beim Gasbrand tritt typischerweise ein knisterndes Hautemphysem auf!
Diagnostik und Differenzialdiagnosen
- Wichtigste diagnostische Maßnahmen
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Labordiagnostik (CRP, BSG, kleines Blutbild, Elektrolyte, Lactat)
- Mikrobiologische Diagnostik [94][95]
- Erregernachweis aus Wundsekret oder Biopsiematerial
- Initiale Begutachtung im Grampräparat
- Ggf. Sonografie, Röntgen , CT oder MRT [98]
- Für allgemeine diagnostische Maßnahmen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Diagnostik
- Wichtigste Differenzialdiagnosen
- Nekrotisierende Fasziitis [99]
- Schwere Phlegmone [1]
- Kutaner Abszess
- Für allgemeine Differenzialdiagnosen siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Differenzialdiagnosen
Therapie
- Allgemeine Therapiemaßnahmen
- Intensivmedizinische Versorgung bzw. Überwachung
- Analgesie nach WHO-Stufenschema, Fiebersenkung, ggf. Thromboseprophylaxe
- Mitbehandlung von Komorbiditäten, siehe auch: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Risikofaktoren
- Hyperbare Oxygenierung (HBO) erwägen, wenn verfügbar [99][100]
- Chirurgische Therapie: Immer indiziert, Durchführung so früh wie möglich
- Radikales chirurgisches Débridement [99]
- Ggf. Amputation der betroffenen Extremität [101]
- Systemische Antibiotikatherapie: Immer indiziert, Durchführung so früh wie möglich, bspw. mit Penicillin und Clindamycin
- Therapiedauer individuell festlegen
Systemische Antibiotikatherapie bei clostridialer Myonekrose [1][3] | |
---|---|
Indikation | Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) |
Bei V.a. clostridiale Myonekrose (ohne Erregernachweis) |
|
Clostridiale Myonekrose (Nachweis von Clostridium spp.) |
|
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Kalkulierte Antibiotikatherapie bakterieller Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Kindern und Jugendlichen |
Wichtigstes Element der Therapie einer clostridialen Myonekrose ist das radikale, entschlossene und frühzeitige chirurgische Débridement! [99]
Differenzialdiagnosen![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Erkrankungen mit lokaler Schwellung bzw. Hautverfärbung
- Phlebothrombose [12]
- Thrombophlebitis
- Stauungsdermatitis [12]
- Akuter Gichtanfall [12]
- Allergisches Kontaktekzem
- Ausgeprägte Insektenstichreaktion
- Acne vulgaris
- Erysipeloid
- Rosazea
- Perichondritis
- Infiziertes Atherom
- Erythema migrans
- Erythema nodosum
- Dermatophytosen
- Nicht-infektiöse Follikulitiden
- Weichgewebetumor
- Familiäres Mittelmeerfieber
Erkrankungen mit Hautdefekten bzw. Blasenbildung
- Impetigo contagiosa
- Ecthyma simplex
- Ecthyma gangraenosum
- Pyoderma gangraenosum
- Verbrennung , Erfrierung
- Staphylococcal scalded skin syndrome
- Hautmilzbrand
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Bakterielle Haut- und Weichgewebeinfektionen im Kindes- und Jugendalter![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Erreger
- Häufig: Grampositive Bakterien (Staphylococcus aureus, Gruppe-A-Streptokokken)
- Selten: Gramnegative Bakterien , Anaerobier, ggf. Mischinfektionen
Staphylococcus aureus und Gruppe-A-Streptokokken sind bei ansonsten gesunden Kindern und Jugendlichen die mit Abstand häufigsten Erreger bakterieller Haut- und Weichteilinfektionen!
Kalkulierte Antibiotikatherapie bakterieller Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Kindern und Jugendlichen
Bei Infektionen mit V.a. grampositive Bakterien
Kalkulierte Antibiotikatherapie bei Haut- und Weichgewebeinfektionen durch grampositive Bakterien bei Kindern und Jugendlichen [102][103] | ||||
---|---|---|---|---|
Klinisches Bild | Mittel der Wahl | Alternativen | Anmerkungen | |
Impetigo contagiosa |
| |||
Paronychie und Panaritium |
| |||
Streptokokken-Anitis | ||||
|
|
| ||
| — |
| ||
Gasbrand |
|
|
| |
Für allgemeine Informationen siehe: Antibiotika im Kindes- und Jugendalter |
Bei schweren Infektionen mit V.a. gramnegative oder anaerobe Bakterien
Kalkulierte Antibiotikatherapie schwerer Haut- und Weichgewebeinfektionen durch gramnegative oder anaerobe Bakterien bei Kindern und Jugendlichen [102][103] | |||
---|---|---|---|
Erreger | Mittel der Wahl | Alternativen | Anmerkungen |
Gramnegative Bakterien |
|
| — |
Pseudomonas aeruginosa |
|
|
|
Anaerobier oder Mischinfektion |
|
| — |
Für allgemeine Informationen siehe: Antibiotika im Kindes- und Jugendalter |
Gramnegative Bakterien, Anaerobier und Mischinfektionen sollten insb. bei Immunsuppression und tiefen Hautinfektionen berücksichtigt werden!
Weitere Informationen und Therapiemaßnahmen
- Siehe entsprechende Kapitel
- Impetigo contagiosa
- Paronychie und Panaritium
- Streptokokken-Anitis
- Follikulitis, Furunkel und Karbunkel
- Kutane Abszesse
- Erysipel
- Phlegmone
- Nekrotisierende Fasziitis
- Fournier-Gangrän
- Clostridiale Myonekrose (Gasbrand)
- Staphylococcal scalded Skin Syndrome
- Toxische Schocksyndrome
- Orbitaphlegmone
- Sinus pilonidalis
- Analabszess und Analfistel
- Bacillus-anthracis-Infektion der Haut (Hautmilzbrand)
Komplikationen![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Lokal
- Eitrige Einschmelzung bzw. Abszedierung in tiefere Gewebeschichten, bspw. Psoasabszess
- Kontinuierliche Ausbreitung auf benachbarte Strukturen [119]
- Gewebeverlust durch Nekrotisierung
Systemisch
- Hämatogene Streuung
- Sepsis bzw. septischer Schock
- Toxische Schocksyndrome [10]
- Staphylococcal toxic Shock Syndrome
- Streptococcal toxic Shock Syndrome
Postinfektiös
- Akute postinfektiöse Glomerulonephritis
- Chronisches Lymphödem
- Rezidivierende Entzündungen
- Kosmetische Beeinträchtigungen (Narbenbildung)
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Patienteninformationen![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
A46: Erysipel (Wundrose)
- Exklusive: Postpartales oder puerperales Erysipel (O86.8)
- A48.-: Sonstige bakterielle Krankheiten, anderenorts nicht klassifiziert
- Exklusive: Aktinomyzetom (B47.1)
- A48.0: Gasbrand [Gasödem]
- Inklusive: Muskelnekrose durch Clostridien, Phlegmone durch Clostridien
L02.-: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel
- Inklusive: Eiterbeule, Furunkulose
- Exklusive: Anal- und Rektalregion (K61.‑), Männliche Genitalorgane (äußere) (N48.2, N49.‑), Weibliche Genitalorgane (äußere) (N76.4)
- L02.0: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel im Gesicht
- L02.1: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel am Hals
- L02.2: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel am Rumpf
- Bauchdecke, Brustwand, Damm, Leistenbeuge, Nabel, Rücken [jeder Teil, ausgenommen Gesäß]
- Exklusive: Hüfte (L02.4), Mamma (N61), Omphalitis beim Neugeborenen (P38)
- L02.3: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel am Gesäß
- L02.4: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel an Extremitäten
- Achselhöhle, Hüfte, Schulter
- L02.8: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel an sonstigen Lokalisationen
- Behaarte Kopfhaut, Kopf [jeder Teil, ausgenommen Gesicht]
- L02.9: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel, nicht näher bezeichnet
- Furunkulose o.n.A.
L03.-: Phlegmone
- Inklusive: Akute Lymphangitis
- Exklusive: Akute febrile neutrophile Dermatose [Sweet-Syndrom] (L98.2), Eosinophile Zellulitis [Wells-Syndrom] (L98.3), Lymphangitis (chronisch) (subakut) (I89.1), Phlegmone: äußere männliche Genitalorgane (N48.2, N49.‑), äußere weibliche Genitalorgane (N76.4), äußerer Gehörgang (H60.1), Anal- und Rektalregion (K61.‑), Augenlid (H00.0), Mund (K12.20), Nase (J34.0), Tränenapparat (H04.3),
- L03.0-: Phlegmone an Fingern und Zehen
- L03.1-: Phlegmone an sonstigen Teilen der Extremitäten
- L03.10: Phlegmone an der oberen Extremität
- Achselhöhle, Hand o.n.A., Handgelenk, Oberarm, Schulter, Unterarm
- Exklusive: Finger (L03.01)
- L03.11: Phlegmone an der unteren Extremität
- Inklusive: Fuß o.n.A., Hüfte, Knöchelregion, Oberschenkel, Unterschenkel
- Exklusive: Zehe (L03.02)
- L03.10: Phlegmone an der oberen Extremität
- L03.2: Phlegmone im Gesicht
- L03.3: Phlegmone am Rumpf
- Bauchdecke, Brustwand, Damm, Leistenbeuge, Nabel, Rücken [jeder Teil]
- Exklusive: Omphalitis beim Neugeborenen (P38)
- L03.8: Phlegmone an sonstigen Lokalisationen
- Behaarte Kopfhaut, Kopf [jeder Teil, ausgenommen Gesicht]
- L03.9: Phlegmone, nicht näher bezeichnet
L73.-: Sonstige Krankheiten der Haarfollikel
- L73.0: Aknekeloid [Folliculitis sclerotisans nuchae]
- L73.1: Pseudofolliculitis barbae
- L73.2: Hidradenitis suppurativa
- L73.8: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Haarfollikel
- Folliculitis barbae
- L73.9: Krankheit der Haarfollikel, nicht näher bezeichnet
M72.-: Fibromatosen
- M72.6-:Nekrotisierende Fasziitis
- Info: Soll der Infektionserreger angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer (B95-B98) zu benutzen.
- M72.60: Nekrotisierende Fasziitis : Mehrere Lokalisationen
- M72.61: Nekrotisierende Fasziitis : Schulterregion (Klavikula, Skapula, Akromioklavikular-, Schulter-, Sternoklavikulargelenk)
- M72.62: Nekrotisierende Fasziitis : Oberarm (Humerus, Ellenbogengelenk)
- M72.63: Nekrotisierende Fasziitis : Unterarm (Radius, Ulna, Handgelenk)
- M72.64: Nekrotisierende Fasziitis : Hand (Finger, Handwurzel, Mittelhand, Gelenke zwischen diesen Knochen)
- M72.65: Nekrotisierende Fasziitis : Beckenregion und Oberschenkel (Becken, Femur, Gesäß, Hüfte, Hüftgelenk, Iliosakralgelenk)
- M72.66: Nekrotisierende Fasziitis : Unterschenkel (Fibula, Tibia, Kniegelenk)
- M72.67: Nekrotisierende Fasziitis : Knöchel und Fuß (Fußwurzel, Mittelfuß, Zehen, Sprunggelenk, sonstige Gelenke des Fußes)
- M72.68: Nekrotisierende Fasziitis : Sonstige (Hals, Kopf, Rippen, Rumpf, Schädel, Wirbelsäule)
- M72.69: Nekrotisierende Fasziitis : Nicht näher bezeichnete Lokalisation
N49.-: Entzündliche Krankheiten der männlichen Genitalorgane, anderenorts nicht klassifiziert
- N49.8-: -Entzündliche Krankheiten sonstiger näher bezeichneter männlicher Genitalorgane
- Inklusive: Entzündung der männlichen Genitalorgane an mehreren Lokalisationen
- N49.80: Fournier-Gangrän beim Mann
N76.-: Sonstige entzündliche Krankheit der Vagina und Vulva
- N76.8-: Sonstige näher bezeichnete entzündliche Krankheit der Vagina und Vulva
- N76.80: Fournier-Gangrän bei der Frau
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.