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Maligne Lymphome im Kindes- und Jugendalter

Letzte Aktualisierung: 28.10.2024

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Maligne Lymphome gehören zu den häufigsten Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Sie entstehen durch Entartung und Proliferation lymphatischer Zellen und manifestieren sich durch eine progrediente, i.d.R. schmerzlose Lymphknotenvergrößerung. Neben Allgemeinsymptomen wie einer B-Symptomatik können je nach weiteren Manifestationsorten zudem Schmerzen sowie gastrointestinale oder respiratorische Symptome auftreten. Um Ursachen benigner Lymphome bzw. Lymphknotenvergrößerungen (z.B. Infektionen) auszuschließen, ist ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen erforderlich. Wegweisend sind neben laborchemischen Parametern insb. bildgebende Verfahren wie die Sonografie und die CT bzw. MRT. Zur Sicherung der Diagnose und zur Klassifikation ist i.d.R. eine Lymphknotenexstirpation erforderlich. Abhängig vom histopathologischen Befund kann zwischen einem Hodgkin-Lymphom und Non-Hodgkin-Lymphomen unterschieden werden.

Das Hodgkin-Lymphom geht immer von reifen B-Lymphozyten aus und weist im histopathologischen Präparat oft spezifische Hodgkin-Zellen und Reed-Sternberg-Zellen auf. Die Behandlung besteht aus einer risikoadaptierten Polychemotherapie und ggf. einer Bestrahlung befallener Körperregionen. Bei adäquater Therapie ist die Prognose mit einer Langzeitüberlebensrate von >95% sehr gut.

Non-Hodgkin-Lymphome gehen von unreifen oder reifen B- oder T-Lymphozyten aus und umfassen dadurch eine große heterogene Gruppe hochmaligner Erkrankungen. Die häufigsten Formen sind Vorläufer-Zell-Lymphome (sog. lymphoblastische Lymphome), reife B-Zell-Lymphome (insb. Burkitt-Lymphom) und reife T-Zell-Lymphome (insb. großzellig anaplastisches Lymphom). Die Behandlung ist abhängig vom Subtyp, die Prognose bei adäquatem Therapieansprechen mit einer 5- bis 10-Jahres-Überlebensrate von ca. 90% ebenfalls gut.

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Übersichttoggle arrow icon

Maligne Lymphome im Kindes- und Jugendalter – Übersicht
Hodgkin-Lymphom im Kindes- und Jugendalter Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter
Unterschiede
Typisches Alter
  • Jugendliche
  • Kleinkinder ≥3 Jahre
Neuerkrankungen
  • Ca. 160/Jahr
  • Ca. 145/Jahr
Betroffene Zellen
Häufigster Subtyp
  • Nodulär-sklerosierender Typ (NSHL)
Rezidivrate
  • Ca. 10%
  • Ca. 10–15%
Überlebensrate
  • >95%
  • Ca. 90%
Gemeinsamkeiten
Symptome
Therapie
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Epidemiologietoggle arrow icon

Hodgkin-Lymphom [1]

  • Häufigkeit
    • Ca. 160 Neuerkrankungen/Jahr
    • Ca. 7,5% aller Krebserkrankungen
  • Typisches Alter: Jugendliche [2]
  • Geschlecht: > (1,2:1)

Non-Hodgkin-Lymphome [3]

  • Häufigkeit
    • Ca. 145 Neuerkrankungen/Jahr
    • Ca. 6,5% aller Krebserkrankungen
  • Typisches Alter: Kleinkinder ≥3 Jahre
  • Geschlecht: > (mind. 2:1)

Maligne Lymphome gehören zu den häufigsten Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Maligne Lymphome im Kindes- und Jugendalter sind häufig mit einer EBV-Infektion assoziiert!

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Klassifikationtoggle arrow icon

Hodgkin-Lymphom [4]

  • Kriterien: Zellmorphologie und Immunphänotyp
  • Bedeutung: Grundlage für Therapieauswahl
  • Einteilung: Nach WHO-Klassifikation 2022 [8]

Non-Hodgkin-Lymphome [7]

Das Burkitt-Lymphom ist das häufigste Non-Hodgkin-Lymphom im Kindes- und Jugendalter!

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Symptomatiktoggle arrow icon

Häufigstes Leitsymptom eines malignen Lymphoms ist eine i.d.R. langsam progrediente, schmerzlose Lymphknotenvergrößerung im Halsbereich!

Große mediastinale Lymphommassen können zu akut lebensbedrohlichen Symptomen führen, bspw. durch Kompression der Trachea oder tamponierende Perikardergüsse!

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Stadientoggle arrow icon

Hodgkin-Lymphom [4]

Die Stadieneinteilung des Hodgkin-Lymphoms im Kindes- und Jugendalter entspricht der Ann-Arbor-Klassifikation bei Erwachsenen!

Non-Hodgkin-Lymphome

Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter - Stadieneinteilung [9]
Stadium Kriterien
I
II
III
IV
  • ZNS- und/oder Knochenmarkbefall
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Diagnostiktoggle arrow icon

Vorgehen bei Verdacht auf malignes Lymphom im Kindes- und Jugendalter [2][4][5][7]

Anamnese und körperliche Untersuchung

Blutentnahme

Bildgebung

Diagnosestellung und Subtypisierung

Hodgkin-Lymphom

Zur Diagnosesicherung und Subtypisierung eines Hodgkin-Lymphoms ist i.d.R. eine Lymphknotenexstirpation erforderlich!

Non-Hodgkin-Lymphome

Respiratorisch beeinträchtigte Kinder und Jugendliche mit Non-Hodgkin-Lymphom (z.B. durch einen Mediastinaltumor) sollten durch eine zytostatische Therapie stabilisiert werden, bevor weitere invasive diagnostische Maßnahmen durchgeführt werden!

Weitere

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Informationen [4]

Kinder und Jugendliche mit einem Lymphom werden im Rahmen von Therapieoptimierungsstudien behandelt!

Nebenwirkungen und Supportivtherapie [4]

Kinder und Jugendliche mit Fieber in Neutropenie müssen umgehend antibiotisch behandelt werden! [10]

Mögliche Spätfolgen [4]

  • Erhöhtes Risiko für sekundäre maligne Neoplasie (SMN)
  • Fertilitätsstörung (Sub- oder Infertilität)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen
  • Herzerkrankungen
  • Kognitive Funktionsstörungen
  • Nieren- oder Leberinsuffizienz
  • Periphere Neuropathie
  • Gelenkschäden

Jugendlichen in fortpflanzungsfähigem Alter sollte vor Beginn einer fertilitätsschädigenden Therapie eine Kryokonservierung von Eizellen bzw. Spermien angeboten werden!

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Hodgkin-Lymphometoggle arrow icon

Therapie nodulär lymphozytenprädominanter Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter (NLPHL) [4]

Nodulär lymphozytenprädominante Hodgkin-Lymphome (NLPHL) werden aufgrund ihrer guten Prognose in frühen Stadien milder behandelt als klassische Hodgkin-Lymphome!

Therapie klassischer Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter [4]

1. Risikostratifizierung

Klassische Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter - Risikostratifikation
Therapielevel Kriterien
1
  • Stadium IA, IB oder IIA ohne weitere Risikofaktoren
2
  • Stadium IA, IB oder IIA mit BSG ≥30 mm in 1 h / BSG nicht bestimmt oder größter zusammenhängender Tumormasse ≥200 mL
  • Stadium IAE, IBE, IIAE, IIB oder IIIA
3
  • Stadium IIBE, IIIAE, IIIB oder IV

2. Risikoadaptierte Polychemotherapie

Klassische Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter - Risikoadaptierte Polychemotherapie
Therapielevel Induktionsphase Konsolidierungsphase
1
  • 2 Zyklen OEPA
  • Ggf. 1 Zyklus COPDAC
2
  • 2 Zyklen COPDAC oder DECOPDAC
3
  • 4 Zyklen COPDAC oder DECOPDAC

3. Beurteilung des Therapieansprechens

  • Zeitpunkte
    • Immer nach der Induktionsphase
    • Ggf. nach der Konsolidierungsphase
  • Untersuchung: PET-CT oder PET-MRT
  • Beurteilung
    • Adäquates Therapieansprechen
      • PET negativ und
      • Alle befallenen Lymphknotenregionen <2 cm und
      • Verkleinerung eines Bulk um ≥50%
    • Inadäquates Therapieansprechen
      • PET positiv und/oder
      • Lymphknotenregion ≥2 cm mit unklarem PET und/oder
      • Verkleinerung eines Bulk um <50%

4. Bestrahlung

  • Indikation: Inadäquates Therapieansprechen nach der Induktionsphase (unabhängig vom Therapielevel)
  • Beginn: Ca. 2 Wochen nach Ende der Konsolidierungsphase
  • Gesamtstrahlendosis: Ca. 20–30 Gy
  • Zielregionen
    • Zum Diagnosezeitpunkt befallene Lymphknotenregionen
    • Extranodale Körperregionen mit inadäquatem Therapieansprechen

Die Therapie klassischer Hodgkin-Lymphome besteht i.d.R. aus einer Polychemotherapie und einer anschließenden Bestrahlung befallener Regionen!

Therapie bei Progress oder Rezidiv

Bei Progress oder Rezidiv eines Hodgkin-Lymphoms ist ggf. eine autologe Stammzelltransplantation indiziert!

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Non-Hodgkin-Lymphometoggle arrow icon

Therapie lymphoblastischer Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter (Vorläufer-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome) [5]

1. Polychemotherapie

Lymphoblastische Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter - Polychemotherapie [5]
Phase Zytostatika Dauer Zu beachten
Zytoreduktive Vorphase
  • Ca. 1 Woche
Induktionsphase
  • Ca. 4 Wochen
  • Nach der Induktionsphase i.d.R. erste Beurteilung des Therapieansprechens
  • Hohes Risiko für Infektionen
Konsolidierungsphase
  • Ca. 4 Wochen
Ggf. Re-Induktionsphase
  • Ca. 7 Wochen
Erhaltungstherapie
  • Bis zum Erreichen der Gesamtbehandlungsdauer von 2 Jahren
  • Ggf. Schädelbestrahlung vor Beginn der Erhaltungstherapie
  • Orale Medikamenteneinnahme möglich

2. Schädelbestrahlung

  • Indikation: ZNS-Befall und Alter ≥1 Jahr
  • Zeitpunkt: Vor der Erhaltungstherapie
  • Dauer: 2–3 Wochen

3. Beurteilung des Therapieansprechens

4. Ggf. Therapieintensivierung

  • Indikation: Unzureichendes Therapieansprechen (None-Response)
  • Maßnahme: Hochdosischemotherapie und Stammzelltransplantation

Die Polychemotherapie bei lymphoblastischen Non-Hodgkin-Lymphomen dauert i.d.R. ca. 2 Jahre!

Bei unzureichendem Therapieansprechen ist ggf. eine hochdosierte Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation indiziert!

Therapie reifer B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter [5]

1. Polychemotherapie

Reife B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter - Polychemotherapie [5]
Phase Zytostatika Dauer Zu beachten
Zytoreduktive Vorphase
  • Ca. 5 Tage
Intensivtherapie
  • Ca. 1,5–6 Monate
  • Insg. 2–6 Blöcke über jeweils 5–6 d
  • Regelmäßige Beurteilung des Therapieansprechens
  • Hohes Risiko für Infektionen

2. Beurteilung des Therapieansprechens

3. Ggf. Therapieintensivierung

  • Indikation: Unzureichendes Therapieansprechen (None-Response)
  • Maßnahme: Ggf. Resektion des Resttumors, anschließend evtl. Hochdosischemotherapie und Stammzelltransplantation

Die Polychemotherapie bei reifen B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen dauert i.d.R. ca. 1,5–6 Monate!

Therapie großzelliger anaplastischer Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter [5]

Polychemotherapie

Großzellig anaplastische Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter - Polychemotherapie [5]
Phase Zytostatika Dauer Zu beachten
Zytoreduktive Vorphase
  • Ca. 5 Tage
Intensivtherapie
  • Ca. 2,5–5 Monate
  • Insg. 3 oder 6 Blöcke über jeweils 5 d

Die Polychemotherapie bei großzellig anaplastischem Non-Hodgkin-Lymphomen dauert i.d.R. ca. 2,5–5 Monate!

Bei einem ALCL mit ZNS-Befall kann im Alter von ≥1 Jahr eine zusätzliche Schädelbestrahlung indiziert sein!

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Nachsorgetoggle arrow icon

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Prognosetoggle arrow icon

Hodgkin-Lymphom [4]

  • Überlebensrate: >95%
  • Rezidive
    • Häufigkeit: Ca. 10%
    • Überlebensrate (10 Jahre): 50–90%

Non-Hodgkin-Lymphome [5]

  • Überlebensrate (5–10 Jahre): Ca. 90%
  • Rezidive
    • Häufigkeit: 10–15%
    • Überlebensrate: Abhängig vom Subtyp
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Hodgkin-Lymphom

Non-Hodgkin-Lymphome

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Hodgkin-Lymphome

Non-Hodgkin-Lymphome

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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