ambossIconambossIcon

Akute Pankreatitis

Letzte Aktualisierung: 25.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die akute Pankreatitis als primär sterile Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird in den meisten Fällen durch Erkrankungen der Gallenwege oder Alkoholabusus ausgelöst. Durch Schädigung des Organs kommt es zur lokalen Freisetzung von (unter anderem) proteolytischen Verdauungsenzymen, was zu einer Autodigestion des Organs führt. Zusätzliche Entzündungsreaktionen bewirken dabei ödematöse Verquellung, Blutungen und Vasodilatation. Das Leitsymptom der Erkrankung ist ein meist gürtelförmiger, in den Rücken ausstrahlender Oberbauchschmerz mit „gummiartiger“ Konsistenz des Abdomens. Weitere typische Beschwerden sind Übelkeit und Erbrechen. Diagnostisch führend ist die Bestimmung der Pankreasenzyme im Serum (Lipase, Amylase), wobei auch Entzündungsparameter und LDH erhöht sein können. Ein ungünstiges Zeichen für die Prognose ist ein erniedrigter Serumcalciumwert, da dieses Elektrolyt bei Nekrosen durch Bildung von Kalkseifen ausfällt.

Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist eine ausgiebige Flüssigkeitssubstitution. Zudem sind eine analgetische Therapie sowie eine engmaschige (bei schwerem Verlauf intensivmedizinische) Überwachung indiziert. Wenn die Patient:innen Appetit verspüren, wird die langjährig als Therapiekonzept durchgeführte Nahrungskarenz nicht mehr empfohlen, sondern eine frühzeitige enterale Ernährung mit schonender Kost angestrebt. Beim Auftreten von Komplikationen (bspw. Pankreaspseudozysten, Nekrosen, Abszesse) kann zusätzlich eine interventionelle oder operative Therapie erfolgen.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion „Tipps & Links“.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Definitiontoggle arrow icon

  • Akute Pankreatitis: Primär sterile Entzündung der Bauchspeicheldrüse mit unphysiologischer Enzymaktivierung [1]
    • Phasen
      • Frühphase: Erste Woche nach Erkrankungsbeginn
      • Spätphase: Ab der 2. Woche nach Erkrankungsbeginn
    • Anatomisch-physiologische Einteilung
  • Rezidivierende akute Pankreatitis: ≥2 Attacken einer akuten Pankreatitis, unabhängig von ihrer Ätiologie
  • Asymptomatische Hyperlipasämie: Erhöhung der Serumlipase auf mind. das Dreifache der oberen Norm ohne klinische Symptome und bildmorphologische Kriterien für eine Pankreatitis
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ätiologietoggle arrow icon

Häufigste Ursachen

  1. Gallenwegserkrankungen = „Biliäre Pankreatitis“ (bspw. Choledocholithiasis, Gallensteinabgang, Stenose der Papilla duodeni major): Ca. 45%
  2. Alkoholinduziert: Ca. 35%
  3. Idiopathisch: Ca. 15%

Rauchen ist mit einem erhöhten Risiko für eine nicht-biliäre Pankreatitis vergesellschaftet!

Weitere mögliche Ursachen für eine akute Pankreatitis
Stoffwechselstörungen Hypertriglyceridämie
Hyperkalzämie (bspw. primärer Hyperparathyreoidismus)
Diabetes mellitus
Mechanisch Iatrogen (bspw. bei ERCP )
Posttraumatisch (bspw. nach stumpfem Bauchtrauma)
Organspezifische Ursachen Hereditär (bspw. Mutation des Trypsinogen-Gens, in diesem Rahmen auch Überschneidungen zur chronischen und hereditären Pankreatitis)
Pancreas divisum
Pankreastumoren
Erregerbedingt Virusinfektionen (bspw. Mumps, hepatotrope Viren, Coxsackie, CMV, HIV, HSV und VZV)
Bakterielle Infektionen (bspw. Mycoplasma pneumoniae, Mycobacterium tuberculosis, Leptospiren, Campylobacter und Yersinien)
Parasitosen (bspw. Ascaris lumbricoides)
Toxisch Medikamentös-toxisch (bspw. Azathioprin, Statine, weitere medikamentöse Auslöser einer akuten Pankreatitis)
Tabakrauchen
Grunderkrankungen Autoimmunerkrankungen und rheumatologische Grunderkrankungen (bspw. Sjögren-Syndrom)

„I GET SMASHED“ (I = Idiopathisch, G = Gallensteine, E = Ethanol, T = Trauma, S = Steroide, M = Mumps, A = Autoimmun, S = Skorpiongift, H = Hyperkalzämie, Hypertriglyceridämie, E = ERCP, D = Drugs)!

Mögliche medikamentöse Auslöser einer akuten Pankreatitis [2][3]

Klasse Bedeutung Medikamente
IA ≥1 Fallbericht mit Reproduzierbarkeit, andere Ursachen ausgeschlossen

Acetaminophen, Aminosalicylate, Asparaginase, Bezafibrat, Cannabinoide, Carbimazol, Cimetidin, Cisplatin, Codein, Cytarabin, Didanosin, Enalapril, Erythromycin, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Interferon-α2b, Isoniazid, Lamivudin, 6-Mercaptopurin, α-Methyldopa, Metronidazol, Octreotid, Östrogene, Opiate, Oxyphenbutazon, Pentamidin, Pentavalentes Antimon, Phenformin, Simvastatin, Sulfonamide, Statine , Steroide, Sulindac, Tetracycline, Valproat

IB ≥1 Fallbericht mit Reproduzierbarkeit, zusätzlich zu anderen ätiologischen Faktoren wie Alkohol, Cholelithiasis Amiodaron, Azathioprin , Cytarabin, Dexamethason, Losartan, Omeprazol, Pentamidin, Rivastigmin, Tretinoin
II ≥4 Fallberichte mit Auftreten einer Pankreatitis nach einer Latenzzeit in ≥75% der Fälle Clozapin, Paracetamol, Propofol, Tamoxifen
III ≥2 Fallberichte, Reproduzierbarkeit nicht gesichert, keine klare Latenzzeit Alendronsäure, Captopril, Carbamazepin, Clarithromycin, Glitazone, Indometacin, Interferone, Metformin, Mirtazapin, Naproxen, Paclitaxel
IV 1 Fallbericht Ampicillin, Capecitabine, Colchicin, Cyclophosphamid, Diclofenac, Doxorubicin, Exenatide, Finasterid, 5-FU, Gliptine wie Sitagliptin, Lamotrigin, Nitrofurantoin, Rifampicin, Risperidon, Roxithromycin, Sertralin, Tacrolimus, Vincristin

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Klassifikationtoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Pathophysiologietoggle arrow icon

Das Serum-Ca2+ ist ein quantitativer Marker für den Gewebsschaden und damit ein Prognoseparameter!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Symptomatiktoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Diagnostiktoggle arrow icon

Diagnosekriterien [2]

Die Diagnose einer akuten Pankreatitis kann gestellt werden, wenn mind. 2 der folgenden 3 Kriterien vorliegen:

  • Typische abdominelle Schmerzen: Akut beginnende, anhaltende Oberbauchschmerzen, oft mit gürtelförmiger Ausstrahlung in den Rücken
  • Serumlipase↑: Mind. das 3-Fache der oberen Norm
  • Charakteristische bildmorphologische Befunde: Primär transabdominelle Sonografie, im Verlauf ggf. Endosonografie, CT oder MRT

Laboruntersuchung bei akuter Pankreatitis

Die Bestimmung von Calcium hat einen bedeutsamen Wert: Hyperkalzämie kann Ursache, Hypokalzämie Folge einer Pankreatitis sein!

Apparative Diagnostik der akuten Pankreatitis

Transabdominelle Sonografie bei akuter Pankreatitis

Endosonografie [5]

  • Indikationen
    • Unklarheiten in der transabdominellen Sonografie
    • Fortbestehender V.a. biliäre Genese oder Tumorerkrankung
  • Zeitpunkt: Im Intervall
  • Häufige Befunde bei Cholangitis
    • Diffuse konzentrische Wandverdickung des Gallengangs von >1,5 mm
    • Nachweis von nicht-echofreiem Ganginhalt ohne Schallschatten
  • Vorteile/Zusätzlicher Informationsgewinn

ERCP bei biliärer Pankreatitis

Computertomografie [2][7][8]

  • Indikationen: Initial sollte keine CT-Untersuchung erfolgen, da Nekrosen erst nach einigen Tagen, Pseudozysten sogar erst nach Wochen entstehen
    • Bei V.a. Komplikationen
    • Verlaufskontrollen
    • Abklärung der Notwendigkeit einer Indikation , bspw. bei:
      • Ausbleibender Besserung bzw. Verschlechterung binnen 72 h nach Krankheitsbeginn
      • Zeichen der Infektion und Sepsis, die durch andere Bildgebung oder andere Infektionsherde nicht erklärbar sind
  • Durchführung
    • Mit Kontrastmittel
      • Volumen 1–1,5 mL/kg/KG
      • Iodkonzentration ≥300 mg/mL
      • Flussrate >3 mL/s
      • Mit Bolus-Tracking-Technik
    • Biphasisch: Arteriell und portalvenös
  • Vorteile / Zusätzlicher Informationsgewinn
    • Hochauflösende, untersucherunabhängige Darstellung des gesamten Organs und der umgebenden abdominellen Strukturen (bspw. Nekroseareale und ihre Lagebeziehung zu Nachbarorganen)
    • Ermöglicht Einschätzung des Schweregrades der akuten Pankreatitis
    • Ermöglicht bei Raumforderungen differenzialdiagnostische Aussagen
  • Mögliche Befunde
  • Morphologische Klassifikation: Neben der Atlanta-Klassifikation der akuten Pankreatitis (s.o.) fließen folgende lokale Komplikationen in die Befundung ein:

Bei Patient:innen >50 Jahren mit ätiologisch unklarer oder bereits wiederholt aufgetretener unklarer Pankreatitis sollte das Pankreaskarzinom als Differenzialdiagnose bedacht und mittels CT oder Endosonografie abgeklärt werden!

In der Frühphase einer akuten Pankreatitis sollte eine Computertomografie nicht angefertigt werden! (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

MRT/MRCP

  • Indikationen
  • Mögliche Befunde
    • Aufgetriebenes Organ, ggf. Nachweis von Nekrosen und Raumforderungen
    • Nachweis entzündlicher Umgebungsreaktionen
    • Bei Durchführung als MRCP ggf. Darstellung von Gangdilatationen, Konkrementen, Stenosen und Raumforderungen möglich
    • Bei Cholangitis: Erhöhte periduktale Signalintensitäten (T2), transiente periduktale Signalabschwächung, Wandverdickung der extrahepatischen Gallengänge
  • Vorteile / Zusätzlicher Informationsgewinn
    • Sehr hohe Ortsauflösung
    • Kontrastierte Darstellung der Gallenwege in T2-Wichtung (MRCP)
    • Erkennen von Anomalien des pankreatikobiliären Gangsystems (bspw. Pancreas divisum)
    • Erlaubt differenzialdiagnostische Rückschlüsse bei Raumforderungen

Konventionelles Röntgen

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Therapietoggle arrow icon

„PANCREAS“ - Perfusion (Flüssigkeitssubstitution), Analgesia, Nutrition, Clinical (Überwachung), Radiology (bildgebende Kontrollen), ERC (endoskopische Steinextraktion), Antibiotics (ggf. Antibiotikagabe), Surgery (ggf. chirurgische Intervention).

Akute Pankreatitis - Allgemeine Therapiegrundsätze

Stationäre Aufnahme

Jede akute Pankreatitis muss stationär überwacht werden!

Kontrollierte Flüssigkeitssubstitution bei akuter Pankreatitis [2][9]

Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist eine ausreichende Flüssigkeitsgabe (mind. 3–4 L/d)!

Ernährung

Enterale Ernährung

  • Indikation: Sobald die Patient:innen dies tolerieren, eine Nahrungskarenz ist allgemein nicht zu empfehlen
  • Kostform
    • Bei leichter Pankreatitis: Fettreduzierte Vollkost
    • Bei Intensivpatient:innen/Inappetenz (insb. bei Darmatonie): Hochmolekulare Sondenkost über nasogastrale oder nasojejunale Sonde
      • Einsatz einer doppellumigen Ernährungssonde
      • Langsamer Beginn mit Sondenkost (10 mL/h), bei fehlendem Reflux langsam steigern
      • Bei hohem Reflux bzw. fehlender Toleranz der gastralen Ernährung : Endoskopische Anlage einer Jejunalsonde mit gastralem Refluxschenkel, um effektive Ernährung zu ermöglichen

Parenterale Ernährung

  • Indikation: Wenn der Energie- und Nährstoffbedarf innerhalb von 5 d nach Erkrankungsbeginn nicht ausreichend enteral gedeckt werden kann
  • Durchführung
    • Nach allgemeinen ernährungs- und intensivmedizinischen Empfehlungen
    • Möglichst immer in Kombination mit geringer enteraler Ernährung (10 mL/h)

Wann immer möglich, sollte die enterale Kost bevorzugt werden!

Akute Pankreatitis - Medikamentöse Therapie

Analgesie [2]

Weitere Therapiemaßnahmen

Kalkulierte antibiotische Therapie der akuten Pankreatitis

Solange an den Gallenwegen nicht interveniert wird, können Zeichen und Nachweise einer bakteriellen Infektion abgewartet werden – bei iatrogenen Manipulationen entsteht nahezu immer eine bakterielle Cholangitis. Eine antibiotische Behandlung ist daher obligat!

Interventionelle und operative Therapie [2]

ERCP

Der optimale Zeitpunkt für den Einsatz einer/der ERCP bei obstruktiver Choledocholithiasis ohne Nachweis einer Cholangitis ist weiterhin unklar. Die angegebenen Zahlen sind daher orientierend zu verstehen!

Interventionelle Therapie eines Verhalts [2]

  • Indikationen:
  • Durchführung: Je nach Ausmaß und Lokalisation des Verhalts
    • Drainage (endoskopisch oder perkutan )
    • Ggf. Spülung
    • Ggf. Nekrosektomie (endoskopisch, minimalinvasiv oder offen-chirurgisch )

Operative Therapie

Cholezystektomie

  • Indikation: Akute Pankreatitis mit nachweislich biliärer Genese
  • Durchführung: I.d.R. laparoskopisch
  • Zeitpunkt
  • Kontraindikationen: Sehr hohes individuelles Operationsrisiko, Ablehnung der OP durch die Patient:innen
    • In solchen Fällen kann auch eine ERCP mit weiträumiger Papillotomie als ausreichend erachtet werden

Bei leichter biliärer Pankreatitis wird eine Cholezystektomie im Rahmen des initialen Krankenhausaufenthaltes empfohlen!

Explorative Laparotomie

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Komplikationentoggle arrow icon

Lokale Komplikationen

Frühe Komplikationen (<4 Wochen nach Erkrankungsbeginn)

Akute peripankreatische Flüssigkeitsansammlung (APFC) [1]

  • Definition: Homogene Flüssigkeitsansammlung ohne Nekrosen und Abkapselung
  • Einteilung: Frühkomplikation der interstitiellen ödematösen akuten Pankreatitis
  • Diagnostik: Schnittbildgebung mit Kontrastmittel (ggf. Wiederholung nach 1–2 Wochen)
  • Therapie: Meist nicht notwendig, da selbstlimitierend
  • Komplikationen

Akute Nekrose des Pankreas (ANC ) [1]

  • Definition: Sterile Flüssigkeitsansammlung und Nekrose ohne Nachweis einer Abkapselung
  • Einteilung: Frühkomplikation der nekrotisierenden akuten Pankreatitis
  • Lokalisation: Bursa omentalis und pararenale Kompartimente
  • Diagnostik
    • Sonografie oder Schnittbildgebung: Solide Anteile nekrotischen Gewebes innerhalb einer Flüssigkeitsansammlung
    • Engmaschige Kontrolle von klinischen und laborchemischen Parametern
  • Komplikation: Sekundärinfektion der akuten Nekrose
  • Therapie: Konservatives Vorgehen möglich bei fehlenden Zeichen einer Infektion oder relevanten Kompression [5]
    • Interventionspflichtige Kompressionssymptome
    • Interventionspflichtige Infektionssymptome: Zeichen der Sekundärinfektion in Zusammenschau von Laborbefunden (PCT↑) und Bildgebung (Größenprogredienz)
    • Prinzipien der Intervention/Operation
    • Bei Ausbleiben einer akuten Interventionspflicht: Spätere Interventionen (>30 Tage nach Krankheitsbeginn) i.d.R. prognostisch günstiger als frühe Interventionen

Erfolgt bei Nekrosen eine Intervention, sollte eine antibiotische Therapie eingeleitet werden!

Späte Komplikationen (>4 Wochen nach Erkrankungsbeginn)

Pankreaspseudozyste [1][10]

  • Definition: Abgekapselte sterile Flüssigkeitsansammlung ohne relevante Nekroseanteile
  • Einteilung: Spätkomplikation der interstitiellen ödematösen akuten Pankreatitis
  • Entstehung: Nach ca. 4 Wochen aus akuten peripankreatischen Flüssigkeitsansammlungen
  • Häufigkeit: <10% der interstitiellen ödematösen akuten Pankreatitiden
  • Symptome: Je nach Ausmaß und Lage
  • Therapie [11]
    • Konservativ: <4 cm meist spontane Rückbildung, keine Behandlung notwendig
    • Zystendrainage
      • Indikationen: Infektion, Einblutung, Symptomatik , Kompression großer Gefäße oder von Nachbarorganen, Einengung des Ductus hepatocholedochus, Behinderung des Galleabflusses mit Cholestase, pankreatico-pleurale Fistel
      • Durchführung: Transkutan , endoskopisch oder intern chirurgisch
    • Operatives Vorgehen: Bei Malignomverdacht
  • Komplikation: Sekundärinfektion der Pankreaspseudozyste
    • Diagnostik: Computertomografie
      • Ähnlich einer Pseudozyste mit Kontrastmittel-aufnehmender Kapsel
      • Nachweis von Flüssigkeit (Pus) in der Abszesskapsel möglich
      • Nachweis von Gaseinschlüssen ist beweisend (nur in ca. 30–50% der Fälle möglich)
    • Therapie: Punktion mit Drainage, bei Scheitern chirurgisches Vorgehen mit Nekrosektomie

Abgekapselte Nekrose des Pankreas (WON ) [1]

Weitere lokale Komplikationen

Systemische Komplikationen

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Nachsorgetoggle arrow icon

Strukturierte Nachsorge [2]

  • Angebot für Patient:innen mit
    • Mittelschwerer bis schwerer Pankreatitis jeglicher Art
    • Alkoholinduzierter Pankreatitis
    • Pankreatitis unklarer Ätiologie und Alter >40 Jahre
    • Persistierenden Beschwerden nach Entlassung
  • Zeitpunkt: Alle 6–12 Monate für i.d.R. 2 Jahre
  • Untersuchungen
    • Abdomensonografie
    • HbA1c und Nüchternglucose (zum Ausschluss einer endokrinen Insuffizienz )
    • Elastase im Stuhl (zum Ausschluss einer exokrinen Insuffizienz )
  • Weitere Maßnahmen: Vollständige Alkoholkarenz , Rauchstopp

Bei nicht-biliären Pankreatitiden wird ein Rauchstopp empfohlen, um erneute Episoden zu verhindern!

Karzinomausschluss [2]

  • Angebot für Patient:innen mit
  • Zeitpunkt: Spätestens 3 Monate nach Abheilung der Pankreatitis, bei Patient:innen mit Diabetes mellitus jährlich über bis zu 5 Jahre
  • Untersuchungen
    • KM-gestützte Schnittbildgebung oder Endosonografie
    • Ggf. erneute Bildgebung nach 12–24 Monaten

Bei Diabetikern mit einmaliger Episode einer nicht leichten Pankreatitis kann die Nachsorge auf 5 Jahre verlängert werden, da ein gegenüber Nicht-Diabetikern leicht erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko besteht!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

AMBOSS-Pflegewissen: Akute Pankreatitistoggle arrow icon

Die pflegerischen Aufgaben bei akuter Pankreatitis sind neben der engmaschigen Überwachung des Flüssigkeitshaushaltes insb. auch das rechtzeitige Erkennen von Komplikationen. Leichte Verläufe sind zwar häufig, in schweren Fällen steigt jedoch die Lebensbedrohlichkeit stark an. Bei einer alkoholbedingten Pankreatitis ist der Verzicht auf Alkohol unerlässlich, insb. um Rezidive zu vermeiden.

Beobachten/Überwachen

Die Überwachung ist bei akuter Pankreatitis absolut essenziell – Veränderungen in klinischer Symptomatik, Kreislauf und Ausscheidung sollten immer Anlass zur Information des ärztlichen Personals und der Neubeurteilung des Krankheitsverlaufes sein!

Medikamentöse Therapie

Ernährung

Weitere pflegerische Maßnahmen

Beratung und Prävention

  • Rezidivprophylaxe
    • Absolute Alkoholkarenz
    • Nahrungsanpassung: Mehrere kleine fettarme, eiweißreiche und kohlenhydratreiche Mahlzeiten am Tag
    • Diättagebuch
    • Diätberatung
  • Psychosoziale Betreuung: Insb. bei Alkoholabhängigkeit bzw. Entzugssyndromen , Umgang mit lebensbedrohlicher Erkrankung sowie Anpassung von Gewohnheiten
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Prognosetoggle arrow icon

  • Krankheitsverlauf
    • 80% leicht
    • 20% schwer

Laborwerte zur Einschätzung der Prognose [2]

  • Hämatokrit
    • Bei Diagnosestellung: Hämatokriterhöhung (>43%; ♀≥40%) gilt als prognostisch ungünstig
    • Im Verlauf nach 48 h: Hämatokritabfall über 10% gilt als Indikator für die Entwicklung einer schweren Pankreatitis, siehe auch: Ranson-Score
  • Entzündungszeichen
    • CRP: >90 mg/dL innerhalb von 48 h bzw. eine absolute Höhe >190 mg/dL nach 48 h spricht für einen schweren Verlauf
    • Leukozyten
    • Procalcitonin: ≥3,5 ng/mL über 2 d korreliert mit infizierten Nekrosen, Organversagen und Letalität
  • Nierenretentionsparameter
  • LDH↑↑
  • Calcium: Indikator für die Entwicklung einer schweren Pankreatitis mit Fettnekrosen
  • Serumglucose↑: >125 mg/dL bei Diagnosestellung

Scoring-Systeme zur Einschätzung der Prognose [2]

Ranson-Score

Ranson-Score
Parameter 1 Punkt bei
Bei Aufnahme Alter >55 Jahre
Leukozytose >16.000/μL
Hyperglykämie >200 mg/dL
LDH >350 U/L
AST >250 U/L
Nach 48 h pO2 <60 mmHg
Flüssigkeitssequester/-defizit >6 L
Hämatokrit Abfall >10% prognostisch ungünstig
Calcium <2 mmol/L
Harnstoff >1,8 mmol/L
Basendefizit >4 mmol/L bzw. mEq/L

BISAP-Score [2][13]

  • Ziel: Vorhersage eines schweren Verlaufs
  • Auswertung: Bei 5 Punkten beträgt die Mortalität >20%, bei 0 Punkten <1%
BISAP-Score
Parameter 1 Punkt bei
BUN (Serumharnstoff-Stickstoff ) >25 mg/dL = Serumharnstoff >9 mmol/L
Impaired mental Status Desorientiertheit, Lethargie oder Vigilanzminderung
SIRS Mind. 2 SIRS-Kriterien erfüllt
Alter >60 Jahre
Pleuraerguss Vorhanden

HAP-Score (Harmless Acute Pancreatitis Score) [2][14]

  • Ziel: Ausschluss eines schweren Verlaufs
  • Auswertung: Liegt keines der Kriterien vor, so ist ein schwerer Verlauf und die Notwendigkeit eines Aufenthaltes auf Intensivstation unwahrscheinlich
HAP-Score
Parameter Ausschluss von
Abdomenbefund Gummibauch/Peritonitis
Kreatinin >2 mg/dL bzw. 177 μmol/L
Hämatokrit ≥39,6% () bzw. ≥43% ()

PAS-Score (Acute Pancreatitis Activity Scoring System) [2][15]

  • Ziel: Vorhersage eines mittel-/schweren Verlaufs
  • Auswertung: Bei >140 ist ein mittelschwerer oder schwerer Verlauf sehr wahrscheinlich
PAS-Score
Parameter Wertung:
Organversagen ×100 (pro Organsystem)
SIRS-Kriterien ×25 (pro Kriterium)
Bauchschmerzen ×5
Analgetikabedarf in i.v. Morphinäquivalenzdosis/12 h (mg) ×5
Toleranz fester Nahrung (Ja=0, Nein=1) ×40

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Patienteninformationentoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

AMBOSS-Podcast zum Thematoggle arrow icon

Akute Pankreatitis (August 2021)

Interesse an noch mehr Medizinwissen zum Hören? Abonniere jetzt den AMBOSS-Podcast über deinen Podcast-Anbieter oder den Link am Seitenende unter "Tipps & Links

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Akute Pankreatitis

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.