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Ischämischer Schlaganfall

Letzte Aktualisierung: 5.3.2025

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Beim Großteil aller Schlaganfälle handelt es sich um ischämische Schlaganfälle (Hirninfarkte). Bei diesen kommt es zu einer akuten zerebralen Durchblutungsstörung (z.B. durch Stenosen) im arteriellen Stromgebiet. Leitsymptom ist ein neues, plötzlich aufgetretenes fokal-neurologisches Defizit. Am häufigsten sind dabei eine motorische oder sensible Hemisymptomatik und Sprach- oder Sprechstörungen, wobei abhängig vom Ort der Läsion unterschiedliche Beeinträchtigungen möglich sind. Wichtigstes diagnostisches Verfahren ist die kraniale CT, um eine ursächliche Blutung auszuschließen und ggf. mittels CT-Angiografie einen Gefäßverschluss der größeren hirnversorgenden Gefäße zu detektieren. Anschließend ist beim ischämischen Schlaganfall die schnellstmögliche Rekanalisation zur Rettung des Gebietes relativer Ischämie anzustreben („Time is brain!“).

Die ebenfalls zu den Schlaganfällen zählende intrazerebrale Blutung und Subarachnoidalblutung werden in separaten Kapiteln behandelt.

Zum thrombotischen Verschluss venöser Hirngefäße bzw. der Hirnsinus siehe: Zerebrale Sinus- und Venenthrombose

Für das klinische Notfallmanagement bei V.a. Schlaganfall siehe: Schlaganfall - AMBOSS-SOP

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion “Tipps & Links".

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Formen des Schlaganfallstoggle arrow icon

Es werden verschiedene Formen des Schlaganfalls unterschieden. Inhalt dieses Kapitels ist nur der ischämische Schlaganfall, andere Formen werden in separaten Kapiteln behandelt.

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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Ursachen

Kardiale Embolien

Atherosklerose

Durch die Pathomechanismen der Atherosklerose werden die hirnversorgenden Arterien geschädigt. Mögliche Folgen sind:

  • Makroangiopathie
  • Mikroangiopathie: Lakunäre Ischämien

Dissektion eines hirnversorgenden Gefäßes

Weitere Ursachen [2]

Kryptogene Schlaganfälle [6][7]

Risikofaktoren für den ischämischen Schlaganfall [2][13]

Die wichtigsten Risikofaktoren für den ischämischen Schlaganfall sind die arterielle Hypertonie und das Vorhofflimmern!

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Klassifikationtoggle arrow icon

Ischämietypen nach Verlauf [14]

  • Transitorische ischämische Attacke (TIA): Plötzlich aufgetretene, vorübergehende Episode neurologischer Dysfunktion infolge einer passageren fokalen Durchblutungsstörung des ZNS ohne Anhalt für zugrundeliegende bleibende Gewebsschädigung [1][15]
  • Hirninfarkt: Episode neurologischer Dysfunktion infolge einer fokalen, ischämisch bedingten, bleibenden Schädigung des ZNS (Gehirn, Retina, Rückenmark)
    • Klinisch stummer Infarkt: Befunde (Bildgebung, Pathologie) vereinbar mit zurückliegendem Infarkt, anamnestisch keine Hinweise auf entsprechende Symptomatik
    • Minor Stroke: Schlaganfall mit gering ausgeprägter Symptomatik (etwa NIHSS <4 und ohne behindernde neurologische Defizite) [3]
    • Progressive Stroke: Neurologische Defizite nehmen im Verlauf weiter zu (meist innerhalb von Stunden)
    • Veraltet: Prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit (PRIND): Rückbildung der Symptomatik innerhalb von 72 Stunden

Eine TIA geht mit einem hohen Risiko für einen späteren bleibenden ischämischen Schlaganfall einher – Diagnostik und Sekundärprophylaxe entsprechen der des ischämischen Schlaganfalls!

Ischämietypen nach Morphologie [2]

  • Territorialinfarkt
    • Oft großes, keilförmiges Infarktareal mit kortikaler und subkortikaler Ausdehnung
    • Ätiologie: Meist embolischer Verschluss oder Arteriosklerose einer größeren Arterie
  • Hämodynamisch-bedingte Infarkte
    • Subtypen
      • Endstrominfarkt: Infarkt in einem nicht durch Kollateralen versorgten Endstromgebiet einer Arterie, immer subkortikal, als „Ischämie der letzten Wiese“
      • Grenzzoneninfarkt: Infarkt an der Grenze von zwei arteriellen Stromgebieten, häufig fronto-parietal oder parieto-okzipital
    • Ätiologie
      • Unzureichende Perfusion in Kapillargebieten durch einen Blutdruckabfall oder ein vermindertes Herzzeitvolumen
      • Grundlage ist meist eine schon bestehende regional eingeschränkte Perfusion (bspw. durch arteriosklerotische Gefäßverengung)
      • Durch die hämodynamische Verschlechterung (bspw. starker Blutdruckabfall oder Herz-Kreislauf-Stillstand) kommt es zur kritischen Minderperfusion mit Gewebsuntergang
  • Lakunäre Infarkte

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Symptomatiktoggle arrow icon

Allgemeine Überlegungen

  • Leitsymptom des Schlaganfalls: Akutes fokal-neurologisches Defizit, d.h.
    • Plötzlicher Symptombeginn (von einer Sekunde auf die andere)
    • Neurologische Defizite, die sich einem bestimmten arteriellen Versorgungsgebiet zuordnen lassen
      • Art und Ausprägung des Defizits hängt von Lokalisation und Größe der Läsion ab
      • Klassisch: Hemiparese, Hemihypästhesie, Sprach-, Sprech- oder Sehstörungen (z.B. verwaschene Artikulation, Wortfindungsstörungen oder Hemianopsie)
      • Aber: Auch unspezifische Symptome möglich, bspw. Bewusstseinseintrübung und Schwindel

Jedes plötzlich aufgetretene neurologische Defizit deutet auf einen Schlaganfall hin und muss als Notfall behandelt werden!

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Klinik nach betroffenem Gefäßtoggle arrow icon

Die aufgeführten Symptome können bei einem proximalen Verschluss des jeweiligen Gefäßes alle gleichzeitig vorliegen. Bei weiter distal lokalisierten Verschlüssen können auch nur einzelne Symptome auftreten.

Hirninfarkte im Karotisstromgebiet (vordere Zirkulation)

Hirninfarkte im vertebrobasilären Stromgebiet (hintere Zirkulation) [2][19]

Allgemein

Vertebralisstromgebiet

Basilarisstromgebiet [2][20][21][22]

Basilarisinfarkte können wegen ihrer „stotternden“ und teils unspezifischen Symptomatik (insb. Schwindel) an andere Ursachen erinnern und werden initial häufig übersehen! [21]

Klassische Symptome von Infarkten im vertebrobasilären Stromgebiet sind die „4 D“: Dysarthrie, Dysphagie, Diplopie, Dizziness (engl. für Schwindel)! [23]

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Klinik nach betroffenem Hirngebiettoggle arrow icon

Infarkte in kortikalen Arealen

Infarkte in subkortikalen Arealen

Kleinhirninfarkte

Hirnstamminfarkte

Im Hirnstamm liegen wichtige vegetative Zentren, Hirnnervenkerne sowie lange motorische und sensible Nervenbahnen sehr eng beieinander. Hier lokalisierte Infarkte können daher – selbst wenn sie klein sind – zu vielfältigen und schwerwiegenden Ausfällen führen.

Lakunäre Syndrome [2][23]

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Diagnostiktoggle arrow icon

Für das klinische Notfallmanagement bei V.a. Schlaganfall siehe: Akuter Schlaganfall - AMBOSS-SOP

Anamnese und körperliche Untersuchung [3]

Fokussierte (Fremd‑)Anamnese

Fokussierte neurologische Untersuchung

  • FAST (Neurologie): Als schnelles Screening (insb. in der Prähospitalphase, auch für (Laien‑)Ersthelfende) [1][24][25]
    • F („Facial Expression“): (Meist einseitige) veränderte bzw. verminderte Mimik
    • A („Arm Weakness“): Unfähigkeit oder Schwierigkeit, einen Arm angehoben zu halten
    • S („Speech Difficulties“): Gestörtes Sprachverständnis oder Sprachproduktion
    • T („Time is Brain“): Bei Hinweisen auf einen Schlaganfall (= eines der 3 oberen Kriterien trifft zu) ist schnelles Handeln notwendig → Zügige Einweisung bzw. Bildgebung veranlassen!
    • Ggf. auch in erweiterter Form als BE-FAST mit zwei zusätzlichen Items [26]
      • B („Balance“): Gangunsicherheit/Gleichgewichtsstörungen oder Schwäche eines Beins
      • E („Eye“): Sehstörungen oder Störungen der Augenbewegungen
  • Orientierende neurologische Notfalluntersuchung auf fokal-neurologische Defizite
  • Erfassen besonderer Gefährdung
  • Ggf. ausgedehntere neurologische Untersuchung (z.B. bei unklarer Symptomatik)
  • Erheben des NIHSS
  • Grobe Einstufung des Behinderungsgrades, i.d.R. mithilfe der modifizierten Rankin-Skala

Internistische körperliche Untersuchung

Bei V.a. Schlaganfall muss schnellstmöglich eine (CT‑)Bildgebung erfolgen! Anamnese und Untersuchung sollten bei Patient:innen, die potenziell im Thrombolyse- oder Thrombektomiezeitfenster sind, nur wenige Minuten in Anspruch nehmen! [27]

Bildgebung bei Schlaganfall

Bei V.a. einen Schlaganfall muss schnellstmöglich herausgefunden werden, ob es sich um ein ischämisches oder um ein hämorrhagisches Ereignis handelt. Diese Unterscheidung ist am besten mit einer cCT möglich. Auch wenn sich ein ischämischer Infarkt erst nach einigen Stunden demarkiert, ist eine frische Blutung sofort zu identifizieren. I.d.R. direkt angeschlossen wird eine erweiterte CT-Bildgebung, die der Indikationsstellung zur mechanischen Thrombektomie dient.

Die Diagnose eines ischämischen Schlaganfalls wird in der Akutphase i.d.R. klinisch gestellt! Die Nativ-cCT dient initial dem Ausschluss einer intrazerebralen Blutung als Ursache der Defizite! Zeigt sich keine Blutung, wird von einer frischen Ischämie ausgegangen und eine Gefäßdarstellung (CT-A) für die Evaluation der Notfalltherapie eingeleitet!

CT-Diagnostik [3]

Nativ-cCT

Befunde des ischämischen Schlaganfalls im Nativ-cCT

Zeit nach Symptombeginn

Typische Darstellung
2–6 Stunden

Ggf. Frühzeichen wie [28]

  • Verstrichene Sulci
  • Verlust der Mark-Rinden-Grenze und unscharfe Abgrenzung grauer und weißer Substanz in Basalganglien und insulärem Kortex
  • Hyperdenses Mediazeichen (bei Mediainfarkt)
12–24 Stunden

Beginnende Demarkierung

  • Hypodensität im Infarktgebiet
  • Ggf. Ödembildung (insb. bei großen Infarkten) mit Kompression von Umgebungsstrukturen
Tag 10–18

Fogging-Phase

  • Passagere Nicht-Sichtbarkeit des Infarkts
Ab 3. Woche

Definitive Demarkierung

  • Bleibende Hypodensität im Infarktareal (liquorisodense Infarktnarbe)

Erweiterte (kontrastmittelgestützte) CT-Diagnostik [1]

Supraaortale CT-Angiografie
  • Indikation
    • V.a. proximaler Gefäßverschluss, der potenziell für eine mechanische Thrombektomie zugänglich wäre
      • Vordere Zirkulation: In den ersten 24 h nach Symptombeginn
      • Vertebrobasiläres Stromgebiet: Immer
    • Unmittelbar im Anschluss an das native CT
  • Alternativ: MRA oder transkranielle Duplexsonografie (wenn ohne Zeitverzögerung möglich!)
Perfusions-CT
  • Indikation
    • Alle Patient:innen im Zeitfenster >4,5 h: Einschätzung des Verhältnisses zwischen bereits infarziertem Gewebe und Penumbra
    • Bei klinisch uneindeutigen Fällen: Direkter Nachweis von Perfusionsstörungen schon in der Akutphase
  • Alternative: Einschätzung der Penumbra durch Perfusions-Diffusions-Mismatch im MRT

cMRT [1]

  • Indikation
    • In Akutsituation
      • Alternative zum CT für alle Patient:innen mit V.a. akuten Schlaganfall
      • Bei unklarem Zeitfenster (Unknown-Onset Stroke) oder Symptombeginn >4,5 h als Entscheidungsgrundlage für eine revaskularisierende Therapie
      • Klinisch uneindeutige Fälle, insb. bei V.a. einen infratentoriell lokalisierten Infarkt
    • Im Verlauf
      • Bildgebende Diagnosesicherung
      • Zur Darstellung des Infarktmusters
  • Zusatznutzen
  • Sequenzen der „Schlaganfall-MRT [29]
    • FLAIR („Fluid-Attenuated Inversion Recovery“): MRT-Sequenz, bei der durch einen zusätzlichen Impuls das Signal von Wasser unterdrückt wird, sodass andere Gewebe besser zur Darstellung kommen
    • Diffusions-MRT (= DWI-MRT, „Diffusion Weighted Imaging“) : Stellt das Areal des Gehirns dar, in dem die Diffusion eingeschränkt ist (also den „Infarkt-Kern“) → In diesem Areal sind bereits alle Zellen irreversibel geschädigt
    • Perfusions-MRT (= PWI-MRT, „Perfusion Weighted Imaging“): Stellt das Areal des Gehirns dar, in dem die Durchblutung eingeschränkt ist → In diesem Gebiet sind die Nervenzellen zum Teil bereits irreversibel, zum Teil aber auch noch reversibel geschädigt
    • Blutungssensitive Sequenz (Meist T2*-gewichtete Gradientenechosequenz)
    • MR-Angiografie: Stellt das Gefäßsystem dar und kann extra- und intrakranielle Gefäßstenosen zeigen
  • Darstellung von Infarktarealen in der MRT

DWI-FLAIR-Mismatch [3][30][31]

  • Ziel: Zeitliche Einordnung ischämischer Läsionen bei unklarem Zeitfenster (insb. bei Wake-up Strokes)
  • Auswertung
    • Mismatch besteht, wenn sich in DWI-Messung ein Infarktareal zeigt, aber in FLAIR-Sequenz nicht („FLAIR-negativ“)
    • Da sich ein Infarktareal in der FLAIR-Sequenz erst nach ca. 4,5 h demarkiert, kann bei Mismatch auf ein frisches Geschehen geschlossen werden → Eine Thrombolysetherapie ist dann noch möglich

Perfusions-Diffusions-Mismatch (PWI-DWI-Mismatch, „Penumbra Imaging“) [32]

  • Ziel: Abschätzung der Penumbra
  • Auswertung
    • Die Diskrepanz (= Mismatch) von Perfusions- und Diffusions-MRT entspricht in etwa der Penumbra
    • Je größer das Mismatch, desto mehr Gewebe könnte prinzipiell durch eine Thrombolysetherapie bzw. mechanische Thrombektomie gerettet werden

Weitere Diagnostik [3]

Zusatzdiagnostik bei juvenilem Schlaganfall oder kryptogenem Schlaganfall [5][33]

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Stroke Mimics [34][35]

  • Definition: Erkrankungen oder Zustände, in deren Rahmen es zu einem plötzlichen fokal-neurologischen Defizit kommt, bei denen es sich aber nicht um einen Schlaganfall handelt
  • Epidemiologie: Bis zu 30% aller initial mit der Verdachtsdiagnose „Schlaganfall“ aufgenommenen Patient:innen [36]
  • Diagnostisches und therapeutisches Vorgehen bei potenziellen Thrombolysefällen
    • Zielgerichteter Ausschluss der Differenzialdiagnosen, siehe Tabelle
    • Multimodale Bildgebung (inkl. zerebralem Gefäßstatus und Perfusion)
    • Durchführung einer Thrombolysetherapie [37]
Stroke MimicsDD Schlaganfall
Differenzialdiagnosen Häufige fokal-neurologische Defizite Diagnostik zur Abgrenzung zum Schlaganfall
Hypoglykämie
Migräne mit Aura
  • Anamnese
  • Typische Kopfschmerzsymptomatik im Anschluss an Aura
Epileptischer Anfall
Schwere Infektion/Sepsis
Periphere Nervenschädigung
  • Anamnese
  • Charakteristische Untersuchungsbefunde
Neuritis vestibularis und benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
  • Anamnese
  • Charakteristische Untersuchungsbefunde
Alkoholintoxikation
  • Variabel, bspw. verwaschene Sprache oder Gangstörungen
Funktionelle Störung
  • Anamnese
  • Charakteristische Untersuchungsbefunde

MELAS-Syndrom

  • Prognose: Defizite sind i.d.R. reversibel (Ausnahme: Sepsis)

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Pathologietoggle arrow icon

Verlauf und Histologie

  • Initiale Nekrose und Demarkation (0–5 Tage)
    • Ödematöse Erweichung und Auflockerung
    • Sichtbare Abgrenzung zu vitalem Gewebe
  • Resorptionsphase (ab 5. Tag)
  • Organisationsphase (ab 1.–8. Woche)
    • Kapillarproliferation
    • Ausbildung eines zystischen Parenchymdefektes
    • Reaktive Gliose im Randbereich

Elektive Parenchymnekrose

  • Bedeutung: Hypoxiebedingter, selektiver Untergang von einzelnen Nervenzellen bei erhaltenem umliegenden Gewebe
  • Vorkommen: Hypoxische/ischämische Schädigung des Hirns mit anschließender Reperfusion (inkomplette Ischämie) z.B. durch passageren Herz-Kreislauf-Stillstand; Epilepsie (Ammonshornsklerose)
  • Histologie
    • Gliazellen und Gefäße bleiben erhalten; Deckung des Defekts durch Astrogliavermehrung
    • Laminäre oder pseudolaminäre Schichtung möglich
    • Makroskopisches Abblassen der geschädigten Schichten durch verminderte Anfärbbarkeit

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Überlegungen zum klinischen Management von Schlaganfall und TIA

Die wichtigsten Ziele sind:

Präklinisches Management beim ischämischen Schlaganfall [24]

Keine Gabe gerinnungsaktiver Substanzen!

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Akuttherapie im Krankenhaustoggle arrow icon

Bei Eintreffen des Patienten oder der Patientin mit V.a. Schlaganfall/TIA im Krankenhaus steht nach Diagnosestellung und Blutungsausschluss in der cCT oder MRT die Entscheidung an, ob eine rekanalisierende Therapie möglich ist.

Für das klinische Management bei V.a. Schlaganfall siehe: Schlaganfall - AMBOSS-SOP

Rekanalisierende Therapie des ischämischen Schlaganfalls

  • Ziel: Reperfusion minderperfundierter Areale (sog. Penumbra oder „Tissue At Risk“ ), da hier der Zelluntergang noch verhindert werden kann („Time is brain!“)
  • Therapieoptionen
    • Thrombolysetherapie und/oder
    • Mechanische Thrombektomie

Thrombolysetherapie bei Schlaganfall [1]

Keine gerinnungshemmenden Substanzen innerhalb von 24 h nach Thrombolysetherapie!

Interventionelle Therapie des Schlaganfalls (mechanische Thrombektomie) [1][43][44][45][46][47][48]

  • Indikationen
    • Akuter Verschluss der größeren hirnversorgenden Gefäße des vorderen Kreislaufs mit klinisch relevantem neurologischen Defizit
      • Bis 6 h nach Symptombeginn, im Einzelfall auch darüber hinaus
      • Kombination mit einer vorherigen intravenösen Thrombolysetherapie bei Symptombeginn <4,5 h
    • Akuter vertebrobasilärer Verschluss
  • Hinweise
    • Schnellstmögliche Durchführung!
    • Ausgedehnte Infarkte: Einzelfallentscheidung, bei Vorliegen einer Penumbra (→ Perfusions-Diffusions-Mismatch) kann Intervention sinnvoll sein
    • Keine obere Altersgrenze
  • Prozedere
    • Nicht-invasive Gefäßdarstellung (CT-Angiografie, MR-Angiografie) bei potenziell geeigneten Patient:innen für interventionelle Therapie → Darstellung des Hauptstammverschlusses
    • Bei Zeitfenster >6 h nach Symptombeginn: Darstellung des Perfusions-Diffusions-Mismatch (PWI-DWI-Mismatch)
    • Innerhalb des 4,5-Stunden-Zeitfensters: Vorab zusätzlich intravenöse Thrombolysetherapie mit rt-PA (bei fehlenden Kontraindikationen)
      • Ein Wirkungseintritt sollte nicht abgewartet werden, da dies die mechanische Thrombektomie verzögert
    • Falls notwendig, notfallmäßige Verlegung in Zentrum mit endovaskulärer Therapiemöglichkeit („drip-and-ship“-Strategie)
    • Ggf. Sedierung oder Intubationsnarkose
    • Ggf. medikamentöse Blutdrucksenkung auf ≤180/105 mmHg vor Beginn der mechanischen Thrombektomie
    • Mechanische Thrombektomie mittels Stent Retriever
      • Arterieller Zugang über A. femoralis
      • Sondierung der betroffenen Hirnarterie mit einem Führungskatheter
      • Hirnversorgende Gefäße und Gefäßabbruch (= thromboembolischer Verschluss) werden angiografisch dargestellt
      • Einführung eines Mikrokatheters, der den Thrombus passiert
      • Stent-Retriever-System wird über den Mikrokatheter vorgeschoben und nach Positionierung über dem Thrombus durch Zurückziehen des Mikrokatheters geöffnet
      • Entfernung des Thrombus mit dem Stent Retriever durch Zurückziehen sowie gleichzeitige Aspiration über den Führungskatheter
        • Ggf. Wiederholung zur vollständigen Wiederherstellung der Perfusion
        • Ggf. interventionelle Behandlung etwaiger vorgeschalteter extrakranieller Stenosen
        • Kontrollbildgebung (meist CT) im Verlauf
  • Ziele
    • Leistenpunktion innerhalb von 90 Minuten nach Ankunft in Klinik („Door-To-Groin Time“)
    • Thrombektomie innerhalb von 30 Minuten nach Leistenpunktion
    • Reperfusion gemäß der TICI-Skala: Mind. 2b (von 3), d.h. komplette, aber verlangsamte Füllung des nachgeschalteten Gefäßterritorium
  • Komplikationen

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Frühversorgung auf der Stroke Unittoggle arrow icon

Die Versorgung in der Frühphase nach Schlaganfall dient der Vermeidung von Rezidiven und sekundären Komplikationen. Sie sollte auf einer Stroke Unit (Schlaganfall-Station) erfolgen. [1]

  • Stroke-Unit-Konzept
    • Definition: Neurologische Stationen, die auf die Therapie von Schlaganfällen spezialisiert sind
    • Bestandteile: Strukturiertes Initialmanagement mit hohen diagnostischen und therapeutischen Qualitätsstandards inkl.
      • Monitoring-Betten
      • 24/7-Verfügbarkeit von CT oder MRT, neurologischer Ultraschall-Diagnostik
      • Möglichkeit neurochirurgischer oder interventioneller Behandlung (in eigener Fachabteilung oder mit fester Kooperation)
      • Multidisziplinärer Teams aus Ärzten, Pflege, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Sozialarbeitern
      • Vorteile: Reduktion von Mortalität und Morbidität
  • Monitoring: Beginn unmittelbar nach stationärer Aufnahme
  • Neuroprotektive Basismaßnahmen bei ischämischem Schlaganfall/TIA [1]
    • Blutdruckmanagement
      • Antihypertensive Therapie nur bei Überschreitung kritischer Blutdruckgrenzen
      • In den ersten Tagen nach Schlaganfall leichte Hypertonie anstreben
      • Schnelle und drastische Blutdrucksenkung vermeiden!
      • Aber: Konsequente Therapie hypotoner Blutdruckwerte
      • Korrektur [1]
        • Ab ≥220/120 mmHg: Senkung um max. 25% in den ersten 24 h
        • Vor Thrombolyse oder Thrombektomie auf <180/105 mmHg senken
    • Blutzuckermanagement: Vermeidung schwerer Hypo- und Hyperglykämien
    • Weitere Maßnahmen
      • Fiebersenkung mit dem Ziel der Normothermie (<37,5 °C)
      • Ausgleich von Elektrolytstörungen
      • Erwägung einer nasogastralen Sonde zur Ernährung
  • Thromboseprophylaxe
  • Frührehabilitative Behandlung: Rehabilitationsmaßnahme, die bereits während der akutstationären Behandlung einsetzt (u.a. physio- und ergotherapeutische sowie logopädische Maßnahmen)
    • Leicht bis mittelschwer Betroffene: Beginn der Therapien innerhalb von 48 h
    • Schwer Betroffene: Start der Mobilisierung zwischen 24 und 48 h nach Symptombeginn
    • Rehabilitation bspw. nach dem Bobath-Konzept

Bei akutem ischämischem Apoplex soll eine medikamentöse Blutdrucksenkung in der Regel nicht erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme 2)

Frühe Sekundärprophylaxe nach ischämischem Schlaganfall beginnen (siehe: Prävention des Schlaganfalls)!

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AMBOSS-Pflegewissen: Ischämischer Schlaganfalltoggle arrow icon

Erstversorgung des ischämischen Schlaganfalls

Der ischämische und der hämorrhagische Schlaganfall (siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Intrazerebrale Blutung und Subarachnoidalblutung) sind Notfälle und erfordern eine schnellstmögliche Therapie. Andernfalls ist mit schweren Einschränkungen bzw. einem lebensbedrohlichen Zustand zu rechnen. Um sich einen schnellen Überblick über die Symptome (insb. auch außerhalb der klinischen Versorgung) zu verschaffen, hat sich das sog. Schema „BE-FAST“ (Balance, Eyes, Face, Arms, Speech, Time) als hilfreich erwiesen. Zur Therapie siehe auch: Schlaganfall - Präklinisches Management .

Bei Eintreffen des Patienten oder der Patientin mit V.a. Schlaganfall oder TIA im Krankenhaus ist nach Diagnosestellung und Blutungsausschluss in der cCT oder cMRT ärztlicherseits die Entscheidung zu treffen, ob eine rekanalisierende Therapie möglich ist. Im Rahmen der rekanalisierenden Therapie stehen das Assistieren sowie die Nachbeobachtung im Hinblick auf Komplikationen im Vordergrund. Nach der Erstversorgung wird der/die Patient:in auf eine neurologische Überwachungs- oder Intensivstation bzw. auf eine Stroke Unit verlegt. Weitere Informationen siehe auch: Schlaganfall - AMBOSS-SOP .

  • Auftreten von Symptomen im Stationsalltag: Zusätzlich zu allen weiteren Maßnahmen
  • Kontinuierliches Monitoring der Vitalparameter: Beginn unmittelbar nach stationärer Aufnahme bzw. V.a. Schlaganfall
  • Vigilanz- und Pupillenkontrolle , siehe auch: Prüfung der Pupillomotorik
  • 12-Kanal-EKG und weitere diagnostische Maßnahmen: Nach ärztlicher Anordnung durchführen bzw. assistieren
  • Blasendauerkatheter: Ggf. nach ärztlicher Anordnung, bei Lysetherapie ausreichenden zeitlichen Abstand einhalten
  • Positionierung: Ggf. nach ärztlicher Anordnung Bettruhe
  • Ggf. Vorbereitung und Assistenz bei rekanalisierender Therapie des ischämischen Schlaganfalls
    • Aufgaben der Pflegekräfte bei Lysetherapie
      • Ggf. Vorbereitung und Überwachung der Medikamentengabe und des Perfusors für das Lysemedikament
      • Engmaschige Beobachtung der Patient:innen über Monitoring und im Hinblick auf Komplikationen der Therapie, insb. Blutungen
    • Bei Thrombektomie: Medikamente und weiterführende Maßnahmen nach ärztlicher Anordnung vorbereiten
  • Verlegung auf eine Intensivstation bzw. Stroke Unit: Mit Notfallausrüstung und Begleitung durch ärztliches Personal

Während der systemischen Lysetherapie dürfen keine i.m. Injektionen durchgeführt werden, da die Blutungsgefahr stark erhöht ist!

Auch die psychische Unterstützung ist wichtig, da die Symptome je nach Ausprägung große Angst auslösen können. Das Vorgehen sollte erklärt und der/die Patient:in beruhigt werden!

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Pflegerische Maßnahmen im weiteren Verlauftoggle arrow icon

Die pflegerischen Maßnahmen nach einem Schlaganfall richten sich nach den Einschränkungen und Symptomen der Patient:innen. Darüber hinaus kommen v.a. in der bereits während der akutstationären Behandlung beginnenden frührehabilitativen Behandlung verschiedene pflegerische Konzepte zum Einsatz. Diese sollen insb. die Wahrnehmung und Bewegungsabläufe der Patient:innen verbessern.

  • Hohe Relevanz der Arbeit im interdisziplinären Team
    • Pflegekräfte
    • Ärztliches Personal
    • Physiotherapeut:innen
    • Ergotherapeut:innen
    • Logopäd:innen
  • Beginn der Therapien
    • Bei leicht bis mittelschwer Betroffenen: Innerhalb von 48 h nach Symptombeginn
    • Bei schwer Betroffenen: Wenn möglich zwischen 24 und 48 h nach Symptombeginn
  • Fokus auf Erkennen von Risikofaktoren : Während pflegerischer Maßnahmen, bspw.
    • Unregelmäßiger Puls
    • Erhöhte Blutdruckwerte
  • Unterstützung der Betroffenen und Angehörigen
    • Raum für Sorgen und Ängste geben
    • Betroffene motivieren, Fortschritte anerkennen
    • Fragen beantworten
    • Weiterführende Informationen vermitteln

Beobachten/Überwachen

An den stärker betroffenen Extremitäten sollten möglichst keine Blutabnahmen, Infusionen oder Blutdruckmessungen durchgeführt werden!

Positionierung

  • Auf die betroffene Seite, um die Wahrnehmung dieser zu fördern
  • Gelenke möglichst in Neutralstellung : Insb. Kopf und Hände
  • Nestlage: Zur Wahrnehmung der Körpergrenzen und Entspannung wird der Körper rundherum gepolstert

Mobilisation/Bewegung

  • Ggf. angeordnete Bettruhe beachten
  • Betroffene Körperhälfte einbeziehen: Patient:innen zu gezielten Bewegungen anleiten, um einen korrekten Umgang mit der stärker betroffenen Seite zu fördern
  • Orientierung geben : Auf festen Oberflächen, immer die weniger betroffene Seite nutzen
    • Beine aufstellen vor Drehung im Bett
    • Haltemöglichkeiten aufzeigen
    • Im Sitzen mit den Händen aufstützen lassen
    • Arm auf feste Oberfläche positionieren, bspw. Tisch
  • Sturzprophylaxe: Stolperfallen beseitigen, ggf. nach ärztlicher Anordnung Bettgitter bzw. einen Teil dieser als Begrenzung hochziehen
  • Mobilisation ins Sitzen: Insb. zu Beginn nur in kurzen Intervallen, auf eine symmetrische Hüft-/Beckenhaltung achten
  • Voraussetzungen für kurzes Stehen
    • Ausreichend Tonus und Stabilität im betroffenen Bein
    • Fähigkeit, das Gleichgewicht halten zu können
  • Schulter- und Hüftluxationen vorbeugen : Insb. bei Hemiplegien
    • Betroffene Extremitäten körpernah fassen und vorsichtig bewegen: Nie nur am distalen Arm/Bein oder unter der Schulter greifen, Ellenbogen/Kniegelenk und Handgelenk/Knöchel physiologisch unterstützen
    • Um Arm nach vorn oben zu bewegen: Leicht nach außen rotieren , nie abduzieren oder >50° nach oben bewegen
    • Zug an der betroffenen Extremität vermeiden: Betroffene Arme bzw. Beine nie länger nach unten hängen lassen
    • Hüftgelenk in Mittelstellung positionieren: Bein sollte nicht nach außen rotiert sein
    • Bewegungsradius der betroffenen Extremitäten an die der weniger betroffenen Extremität anpassen
  • Auf Schmerzzeichen der Patient:innen achten: Abwehrbewegungen, Stöhnen, hektische Augenbewegungen

Um Luxationen und Verletzungen der Gelenke vorzubeugen, sind die Extremitäten während der Positionierung so zu unterpolstern, dass sie in einer physiologischen oder dem Bewegungsradius angepassten Stellung liegen. Bei Bewegungen der betroffenen Extremität ist auf den Bewegungsradius der weniger betroffenen Extremität zu achten und die Bewegung an diesen anzupassen!

Insb. Patient:innen mit Neglect, Pusher-Symptomatik, eingeschränkter Sehfähigkeit und Hemiparesen/-plegien sind hochgradig sturzgefährdet! Mobilisation und Transfer sind möglichst mit zwei Pflegekräften durchzuführen!

Prophylaxen

Körperpflege

Die Körperpflege erfolgt nach Pflegekonzepten wie Bobath, Basale Stimulation oder Kinästhetik. Die Pflegekraft unterstützt die Patient:innen soweit nötig, indem sie bspw. anleitet oder ihre Hand führt. Insb. im Frühstadium wird die Körperpflege ggf. durch die Pflegekraft übernommen. Zunehmend sollte jedoch die betroffene Person einbezogen und so die Selbstständigkeit gefördert werden.

  • Patient:innen über Vorgehen (mittels Initialberührung) informieren
  • Positionierung: Stabiler Sitz oder 90°-Seitenlage auf der betroffeneren Seite
  • Mit konstantem Druck und möglichst durchgehendem Körperkontakt arbeiten
  • I.d.R. von der weniger betroffenen Seite zur betroffeneren Seite waschen
  • Körperwahrnehmung fördern: Bei Patient:innen, die ein Krankheitsbewusstsein erlangt haben
    • Betroffene Körperhälften einbeziehen: Patient:innen anleiten, betroffene Seite zu berühren
  • Voraussetzungen für das Waschen am Waschbecken
    • Stabiler Kreislauf
    • Kopf- und Rumpfstabilität
    • Aufmerksamkeit
    • Hüftbewegung nach vorn möglich
    • Füße können zum Boden Kontakt halten
    • Mind. ein Arm ist ausreichend beweglich
  • Ankleiden: Immer mit der betroffeneren Seite beginnen, dann mit Kopf fortfahren
  • Auskleiden: Mit der weniger betroffenen Seite beginnen
  • Kleidung: Insb. an betroffenen Extremitäten lockere Kleidung wählen, Einschnürungen vermeiden
  • Raumaufteilung beachten: Insb. bei Patient:innen mit Neglect, Hemianopsie etc.
    • Zur Förderung der Wahrnehmung: Bspw. Ansprache von der betroffenen Seite, Nachttisch auf betroffene Seite
  • Ausscheidung: Blasendauerkatheter schnellstmöglich nach ärztlicher Anordnung entfernen
    • Hilfsmittel (bspw. Inkontinenzversorgung, Urinflaschen, Steckbecken) verwenden
    • Toiletten- und Blasentraining
    • Ggf. zunächst Steckbecken/Urinflasche, mit zunehmender Mobilisation Toilettenstuhl bzw. -gang

Bei Neglect ist darauf zu achten, dass die Patient:innen die betroffene Seite (z.B. beim Waschen, Abtrocknen, Pflegen, Rasieren, Kämmen) nicht vernachlässigen!

Ernährung

Schluckstörungen sind bei Schlaganfall sehr häufig. Sie erhöhen das Risiko für Aspirationspneumonien sowie Dehydratation und Malnutrition.

Umgang mit Patient:innen mit Aphasie

  • Kurze, einfache Sätze
  • Ruhe und Geduld bewahren
  • Langsam, deutlich, in normaler Lautstärke sprechen
  • Patient:innen einbeziehen, nicht übergehen
  • Ja-/Nein-Fragen stellen
  • Patient:innen nicht verbessern
  • Bei Unverständnis: Mimik, Gestik, Bilder, Buchstabentafeln einsetzen (lassen)
  • Kein Verständnis vortäuschen, wenn Äußerungen nicht verständlich sind
  • Sprachtherapeut:innen einbeziehen

Patient:innen mit Aphasie sollten ernst genommen und respektiert werden! Ggf. müssen kreative Wege gefunden werden, um mit den Betroffenen zu kommunizieren!

Beratung (und Prävention)

  • Häusliches Umfeld und mögliche Anpassungen klären: Ggf. Sozialdienst/Case-Management einbeziehen
    • Über Möglichkeiten der Anschlussheilbehandlung nach ärztlicher Rücksprache informieren
    • Ggf. über Pflegeeinrichtungen, Kurzzeitpflege, Pflegedienste etc. informieren
    • Anpassungen im häuslichen Umfeld, bspw. Hausnotruf
  • Wenn gewünscht, Angehörige schulen: In der alltäglichen Pflege, für die Einschränkungen der Betroffenen sensibilisieren
  • Weitere Beratung zu
    • Rauchstopp
    • Ernährung: Vitaminreiche, fettreduzierte Kost
    • Sport: Nach ärztlicher Empfehlung, bspw. in Selbsthilfegruppen
    • Teilnahme am gesellschaftlichen Leben: Informationen für Betroffene aushändigen
    • Finanzielle Unterstützung: Bspw. Pflegegeld, Schwerbehindertenausweis, für Anpassungen im häuslichen Umfeld
  • Notwendigkeit der regelmäßigen Kontrollen bei Hausärzt:innen erläutern: Insb. bei Risikofaktoren wie arterieller Hypertonie, Vorhofflimmern, Diabetes mellitus
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Präventiontoggle arrow icon

Primärprävention des ischämischen Schlaganfalls [11][24]

Sekundärprävention des ischämischen Schlaganfalls und der TIA [1][11][50]

Allgemein

Ischämischen Schlaganfällen liegen i.d.R. kardiologische Grunderkrankungen (insb. Atherosklerose und Vorhofflimmern) zugrunde. Die (Sekundär‑)Prophylaxe muss daher immer die optimale Einstellung dieser internistischen Erkrankungen einschließen!

Schlaganfall OHNE Vorhofflimmern

Schlaganfall MIT Vorhofflimmern [50]

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Vorgehen bei Karotisstenosetoggle arrow icon

Das Vorliegen einer Karotisstenose wird i.d.R. mittels Duplexsonografie gesichert (Flussgeschwindigkeiten von ca. 300–500 cm/s sprechen für eine hochgradige Stenose).

Die Bestimmung des Stenosegrades bei Veränderungen der Arteria carotis soll mit der farbkodierten Duplex-Sonografie (FKDS) erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie)

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Komplikationentoggle arrow icon

Allgemein [57][58]

  • Auftreten von Komplikationen innerhalb der ersten Woche: In etwa ⅔ der Fälle
  • Risiko für ein Schlaganfallrezidiv innerhalb des ersten Jahres nach dem Schlaganfall: Ca. 10–12%
  • Insg. häufigste Komplikationen: Schmerzen, Fieber (in je ca. ¼ der Patient:innen) [59]

Intrakranielle Druckerhöhungen [58][60][61]

Intrakranielle Druckerhöhungen können nach einem ischämischen Infarkt auf dem Boden einer sekundären Blutung und/oder der Entwicklung eines Hirnödems auftreten.

Maligner Media-Infarkt [64]

Raumfordernder Kleinhirninfarkt

Bei erhöhtem intrakraniellem Druck darf die Entscheidung zur Operation, soweit indiziert, nicht länger als nötig hinausgezögert werden!

Pneumonie (insb. Aspirationspneumonie)

Schluckstörungen nach ischämischem Schlaganfall [1][61]

  • Häufigkeit: Initial ca. 50%
  • Diagnostik: Dysphagie-Screening innerhalb von 24 h nach Aufnahme, ggf. fiberendoskopische Schluckdiagnostik
  • Therapie
  • Prävention: Frühmobilisation
  • Prognose

Epileptische Anfälle und Epilepsie nach ischämischem Schlaganfall [1][66][67]

Epileptische Anfälle nach ischämischem Schlaganfall

  • Risikofaktoren: Kortikale Läsionen, schwere ischämische Schlaganfälle, Einblutungen
  • Pathophysiologie
  • Häufigkeit: 2–10%
  • Formen
    • Akut-symptomatischer Anfall: ≤1 Woche nach Akutereignis
    • Unprovozierter Anfall: >1 Woche nach Akutereignis
    • Veraltet
      • Immediatanfälle: <24 Stunden nach Akutereignis
      • Frühanfälle: 1–14 Tage nach Akutereignis
      • Spätanfälle: >14 Tage nach Akutereignis
  • Therapiegrundsätze [1][68]
    • Nach Schlaganfall: Keine anfallssuppressive Primärprophylaxe
    • Nach einmaligem akut-symptomatischen Anfall: Keine anfallssuppressive Therapie
    • Etwaige anfallssuppressive Therapie : I.d.R. auf Akutphase begrenzen

Strukturelle Epilepsie nach ischämischem Schlaganfall

Tiefe Beinvenenthrombose und Lungenembolie

Kardiale Komplikationen [71]

Psychische Komplikationen

Post-Stroke-Depression [24][76][77][78][79]

Post-Stroke-Delir [1]

Vaskuläre Demenz

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Übersicht klinisch wichtiger Skalen und Scorestoggle arrow icon

ABCD2-Score [17]

  • Ziel: Risikostratifizierung für einen Schlaganfall nach stattgehabter TIA (als Zwei-Tages-Risiko)
  • Durchführung
    • Vergabe von 1 oder 2 Punkten bei Vorhandensein prognostisch ungünstiger Patientencharakteristika
    • Aufsummieren der einzelnen Punktwerte
    • 0–7 Punkte erreichbar
ABCD2-Score: Tabellarische Übersicht
Kriterium Punktzahl
A Alter: Patientenalter ≥60 Jahre?
  • Nein: 0
  • Ja: 1
B Blutdruck: Blutdruck in Akutsituation ≥140/90 mmHg?
  • Nein: 0
  • Ja: 1
C

Clinical Features: Art der Symptome?

  • Andere Symptome: 0
  • Verwaschene Sprache ohne Schwäche: 1
  • Halbseitige Schwäche: 2
D

Dauer: Dauer der Symptome?

  • 10–59 Minuten: 1
  • ≥60 Minuten: 2
D Diabetes: Patient:in mit Diabetes mellitus?
  • Nein: 0
  • Ja: 1
Auswertung

ABCD3-I-Score [80][81]

ASPECTS (Alberta Stroke Program Early CT Score) [82]

  • Ziel
    • Abschätzen der Prognose von Patient:innen mit Mediainfarkt anhand früher CT-Veränderungen
    • Unterstützung bei Entscheidung zur mechanischen Thrombektomie [3][44][45][46][47][48][83]
    Durchführung/Auswertung
    • Das Media-Stromgebiet wird CT-morphologisch in 3 subkortikale (Nucleus caudatus, Nucleus lentiformis und Capsula interna) und 7 kortikale Bereiche (Insellappen und M1–M6) aufgeteilt
    • Für jedes Gebiet mit Infarktfrühzeichen wird 1 Punkt vom Ausgangsscore 10 abgezogen
    • 0–10 Punkte erreichbar
    • Je niedriger die Punktzahl, desto schlechter die Prognose (schlechteres Outcome und höheres Risiko intrazerebraler Blutungen)

GUSS (Gugging Swallowing Screen) [84]

  • Ziel
  • Durchführung/Auswertung
    • Indirekter Schluckversuch (Voruntersuchung): Beurteilung von Vigilanzniveau, Hustenstoß und Schluckakt mit trockenem Schluckversuch (Speichelschlucken)
    • Direkter Schluckversuch (wenn Schluckakt in Voruntersuchung erfolgreich): Direkter Schluckversuch mit Getränk bzw. Essen
    • Beobachtung, ob Anzeichen einer Aspiration auftreten (bspw. Husten, Heiserkeit oder Drooling)
    • 0–20 Punkte erreichbar
    • Je niedriger die Punktzahl, desto schwerer ist die Dysphagie
    • Je nach GUSS-Score Verordnung von angepasster Dysphagie-Kost

NIHSS (National Institutes of Health Stroke Scale)

  • Ziel: Standardisierte und zeitsparende Beurteilung der Schwere neurologischer Defizite beim Schlaganfall
    • Anwendung bspw. im Rahmen von
      • Akutphase (Objektivierung der Defizite, insb. durch regelmäßige Testung auf der Stroke Unit)
      • Verlaufsbeurteilung
      • Prognostischer Abschätzung
      • Klinischen Studien
  • Durchführung/Auswertung
    • Testung verschiedener neurologischer Funktionsbereiche anhand von 13 Items (7–9 min)
    • Abgestufte Punktevergabe je nach Ausführung
    • Aufsummieren der einzelnen Punktwerte
    • 0–42 Punkte erreichbar
    • Je höher die Punktzahl, desto schwerer die Defizite
    • Sonderfälle beachten: Besondere Punktevergabe in vielen Situation, bspw. bei vorbestehenden Defiziten, Koma oder Sprachbarriere
NIHSS: Tabellarische Übersicht
Funktionsbereiche/Items Abstufung
1A: Vigilanz

Vigilanz testen

1B: Orientierung

Frage nach Monat und Alter

  • 0: Beide Fragen richtig beantwortet
  • 1: Eine Frage richtig beantwortet
  • 2: Keine Frage richtig beantwortet
1C: Befolgung von Aufforderungen

Aufforderung, die Augen und die Faust zu schließen

  • 0: Führt beide Aufforderungen richtig aus
  • 1: Führt nur eine der Aufforderungen richtig aus
  • 2: Führt keine der Aufforderungen richtig aus
2: Blickparese

Aufforderung, dem Finger des Untersuchers zu folgen (Finger wird horizontal durch das Blickfeld geführt)

  • 0: Normal
  • 1: Partielle Blickparese
  • 2: Komplette Blickparese oder forcierte Blickdeviation
3: Gesichtsfeld

Grobe Gesichtsfeld-Perimetrie

4: Faziale Parese

Mimik prüfen

  • 0: Normal und symmetrische Motorik
  • 1: Geringe Parese
  • 2: Partielle Parese
  • 3: Vollständige Parese
5 A+B: Armparese

Aufforderung, den Arm anzuheben (rechts und links getrennt testen, Punktwerte addieren!)

  • 0: Kein Absinken
  • 1: Leichtes Absinken des Arms
  • 2: Absinken auf Bett
  • 3: Kein Anheben gegen Schwerkraft möglich
  • 4: Vollständige Armparese
6 A+B: Beinparese

Aufforderung, das Bein anzuheben (rechts und links getrennt testen, Punktwerte addieren!)

  • 0: Kein Absinken
  • 1: Absinken
  • 2: Absinken auf Bett
  • 3: Kein Anheben gegen Schwerkraft möglich
  • 4: Vollständige Beinparese
7: Extremitätenataxie

Aufforderung zum Finger-Nase-Versuch und Knie-Hacke-Versuch

8: Hemihypästhesie

Testen von Berührungsempfinden und Schmerz an beiden Körperhälften

9: Aphasie

Sprache beobachten, ggf. Gegenstände benennen lassen

10: Dysarthrie

Sprache beobachten, ggf. Wortliste lesen lassen

11: Neglect

Auslöschungs- und Vernachlässigungsphänomene prüfen

mRS (modified Rankin Scale) [85][86]

  • Ziel: Grobe Einschätzung des Behinderungsgrades nach Schlaganfall
  • Durchführung/Auswertung
    • Zuordnung eines Punktwertes von 0–6, je nach Behinderungsgrad
    • Je höher der Punktwert, desto schwerer die Beeinträchtigung
  • Anwendungsbereiche: Insb. zur Verlaufsbeurteilung oder für Outcome-Studien
mRS: Tabellarische Übersicht

Punktwert

Behinderungsgrad Klinik
0 Keine Behinderung, keine Symptomatik
  • Überhaupt keine Symptome
1

Keine signifikante Behinderung trotz Symptomatik

  • Kann sich eigenständig versorgen
2 Leichte Behinderung
  • Braucht in einzelnen Bereichen wenig Hilfe
  • Fast selbstständige Versorgung
3 Mäßige Behinderung
  • Braucht Hilfe in mehreren Bereichen
  • Weitgehend selbstständige Versorgung
  • Gehen noch ohne Hilfe
4 Schwere Behinderung
  • Braucht Hilfe bei Aktivitäten des tägl. Lebens
  • Keine selbstständige Versorgung möglich
  • Gehen nur mit Hilfe
5 Sehr schwere Behinderung
  • Ständige Hilfe und Überwachung notwendig
  • Bettlägerigkeit
  • Inkontinenz
6 Tod

eTICI (Thrombolysis In Cerebral Infarction Scale [erweitert]) [87][88]

  • Ziel: Standardisierte Erfassung des Behandlungserfolges nach Rekanalisation
  • Durchführung: Einstufung der Perfusion des zuvor verschlossenen Gefäßes anhand von angiografischer Bildgebung
eTICI: Tabellarische Übersicht
Grad Perfusion nach Rekanalisation
0 Keine
1 Fluss distal des Verschlusses vorhanden, aber mit inkompletter Füllung
2
a Antegrader Fluss und <50% Perfusion des Territoriums
b Antegrader Fluss und >50% Perfusion des Territoriums
c Antegrader Fluss mit fast kompletter Perfusion des Territoriums, aber langsamem Fluss oder kleinen Embolien
3 Komplette Perfusion aller distalen Äste
Interpretation Erfolgreiche Rekanalisation ab ≥ eTICI 2b [67]

Weitere

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

I63.-: Hirninfarkt

I64: Schlaganfall, nicht als Blutung oder Infarkt bezeichnet

  • Inklusive: Zerebrovaskulärer Insult o.n.A.
  • Exklusive: Folgen eines Schlaganfalls (I69.4)

G45.-: Zerebrale transitorische Ischämie und verwandte Syndrome

G46.-:* Zerebrale Gefäßsyndrome bei zerebrovaskulären Krankheiten (I60–I67†)

Folgen und Sonstiges

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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